Der vielseitige Poet und Schriftsteller Peter Rühmkorf schrieb Gedichte, Prosa und Dramen. Nach seinem ersten Märchen "Auf Wiedersehen in Kenilworth" erschien 1983 der Märchenband "Der Hüter des Misthaufens. Aufgeklärte Märchen.".
Die vorliegende Arbeit untersucht im ersten Teil die Entstehungsbedingungen der Märchen. Stoff und Form, so soll gezeigt werden, wurden von Autor bewußt gewählt, um seinem Publikum direkt erreichen zu können, ohne auf den Literaturbetrieb unbedingt angewiesen zu sein.
"Meine Märchen sind Vortragsmärchen, ich habe sie mir selber in den Mund geschrieben."1
so der Autor über sein Buch. Dass diese Aussage wörtlich zu nehmen ist, soll der zweite Teil zeigen. Im weiteren Verlauf werden die Märchen "Zu Golde" und "Blaubarts letzte Reise"genauer betrachtet. Ausserdem wird untersucht, wie der Untertitel "Aufgeklärte Märchen" zu verstehen sein könnte.
Bei Zitaten aus "Der Hüter des Misthaufens" wird die Seitenangabe in Klammern angefügt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bindet die Bauchläden fester
- Der Affe als Mensch
- Rühmkorf als Vortragsonkel
- Mündlicher Erzählstil
- Lautmalerei
- Reime und Alliterationen
- Rhetorische Fragen
- Wertende Aussagen
- Provokative Aussagen
- Imaginäres Publikum
- Moderne Zeiten
- Märchen im Märchen
- „Aufklärung“ im Märchen
- Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger
- Blaubarts letzte Reise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entstehungsbedingungen der "aufgeklärten Märchen" von Peter Rühmkorf und untersucht, wie der Autor durch bewusste Stoff- und Formwahl sein Publikum direkt erreichen wollte, ohne auf den Literaturbetrieb angewiesen zu sein.
- Rühmkorfs Intention, die "anspruchsvolle E- mit der auch auf unteren Ebenen unterhaltsamen Popularliteratur zu amalgamieren" und die "klassisch-romantischen Traditionen" neu zu beleben.
- Die Rolle der mündlichen Erzähltradition und Rühmkorfs Einsatz von Lautmalerei, Reimen, Alliterationen, rhetorischen Fragen und provokativen Aussagen.
- Die Kritik am Literaturbetrieb und die Suche nach einem "anderen Publikum" auf "Dörfern und Samtgemeinden".
- Die Ambivalenz der Beziehung zwischen Autor und Publikum, die sich in Rühmkorfs Rollenverständnis als "Vortragsonkel" zeigt.
- Die Bedeutung des "Phantasierens" und der "Aufklärung" in den Märchen sowie die Rolle des "Zweifel"-Elements im Kontext der "Rechtsformel 'in dubio pro reo'".
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Autor Peter Rühmkorf und seinen Märchenband "Der Hüter des Misthaufens. Aufgeklärte Märchen" vor und umreißt die Ziele der Arbeit.
Das Kapitel "Bindet die Bauchläden fester" analysiert Briefe Rühmkorfs an Fritz J. Raddatz und Gisela Wand, die Einblicke in seine Motivationen und die Entstehungsbedingungen der Märchen geben. Rühmkorf strebt mit seinen Märchen einen direkten Kontakt zu seinem Publikum an und positioniert sich kritisch gegenüber dem Literaturbetrieb.
Das Kapitel "Mündlicher Erzählstil" untersucht die sprachlichen Mittel, die Rühmkorf in seinen Märchen einsetzt, wie Lautmalerei, Reime, Alliterationen, rhetorische Fragen, wertende und provokative Aussagen. Diese Mittel tragen dazu bei, den mündlichen Erzählstil und den interaktiven Charakter der Märchen zu verstärken.
Schlüsselwörter
Peter Rühmkorf, Märchen, Aufgeklärte Märchen, Mündlicher Erzählstil, Literaturbetrieb, Kritik, Publikum, "Vortragsonkel", Phantasie, Aufklärung, Zweifel, "in dubio pro reo".
- Citation du texte
- Andrea Geiss (Auteur), 2001, Der Hüter des Misthaufens. Aufgeklärte Märchen von Peter Rühmkorf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9518