Die Vita Sancti Severini des Eugippius als Geschichtsquelle Alpen - Donau - Raumes Norikums


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 1998

12 Pages


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS:

VORWORT

EUGIPPIUS UND SEIN WERK

DAS LEBEN DES HEILIGEN SEVERINS

DIE VITA SANCTI SEVERINI ALS GESCHICHTSQUELLE

ANHANG:

LITERATURVERZEICHNIS

VORWORT:

In meiner folgenden Arbeit möchte ich die Vita Sancti Severini des Mönches Eugippius näher beleuchten, die nicht nur eine bloße Aneinanderreihung von Wundern eines Heiligen (also eine Legende), sondern darüber hinaus eine wichtige geschichtliche Quelle des Alpen - Donau - Raumes (=Norikum) in historischer, geographischer, wirtschaftlicher und soziologischer Hinsicht darstellt; und das, in einer Zeit und einem Raum, wo - abgesehen von Grab-, Weih- und Kaiserinschriften - wichtige Ausgrabungen eher fehlen. Bevor ich aber, ausgehend von der Quelle des Eugippius, meine Überlegungen anstellen werde, möchte ich noch einen kurzen Überblick über das Leben des Heiligen Severins, des Mönches Eugippius und dessen wichtigsten Werk, der Vita Santi Severini (auch Commemmoratorium genannt) geben.

EUGIPPIUS UND SEIN WERK:

Eugippius war zur Zeit der Abfassung seines Commemmoratoriums (511 n. Chr.) selbst Abt des Severinklosters zu Lucullanum bei Neapel. Über seine Herkunft ist nur wenig bekannt: er wurde ca. 460 n. Chr. als Sohn romanischer Eltern in Norikum geboren, was aus seinen guten Landeskenntnissen hervorgeht.1 Schon bald tritt er in das Severinkloster in Favianis, in der Nähe des heutigen Mautern (?), ein. Eugippius selbst war Schüler des Severin, soll nach Überlieferungen sogar an dessen Sterbebett geweilt haben und war bei der Überführung des Leichnams nach der Räumung Ufernorikums (488 n. Chr.) dabei.2 Durch eine Gönnerin, namens Barbara bzw. Barbaria - wahrscheinlich die Mutter von Kaiser Romulus Augustulus3 - kann Eugippius ein Kloster gründen und wird dort Abt. In der Vita Sancti Severini heißt es dazu: „ Igitur illustris femina Barbaria beatum Severinum, quem fama vel letteris cum suo quandam iugali optime noverat, religiosa devotione venerata est. “ ( Vita - Kapitel 46, 1). Eugippius führt einen regen Briefwechsel mit angesehenen Leuten, darunter der Diakon Paschasius, verfaßt eine Mönchsregel und eine Auswahl aus Werken des Heiligen Augustinus. Er ist wahrscheinlich um 533 n. Chr. gestorben. Sein wichtigstes Werk ist eben die Vita Santi Severini, auch Commemmoratorium genannt, das nicht nur ein Geschichtswerk darstellt, sondern seinen Mönchen eine Vorstellung von ihrem Ordensgründer geben sollte. Obwohl der Legendencharakter im Vordergrund steht, gibt es in diesem Werk wichtige Hintergrundinformationen über die damalige Zeit in Norikum zu finden, da heutzutage wichtige Ausgrabungen aus diesem Raum sehr rar sind.4 Die Vita zeigt eine ausführliche Darstellung des Lebens in historischer, geographischer, wirtschaftlicher und soziologischer Hinsicht. Die Legende selbst ist eine Aneinanderreihung von Wundertaten, Worten, Lebenslauf und Charakter des Heiligen Severin, wobei der Lebenslauf eher im Hintergrund steht. Als Vorbild bei seinem Werk nimmt sich Eugippius die Bibel selbst und ordnet die Vita nach der virtus Severins, Zeit und Orte seines Wirkens. Das Werk setzt bei Severins erstem Auftreten in Norikum ein und läßt das vorangehende Leben im Dunkeln, da dies weltlich und für die Legende unbedeutend ist. Zu Severin - Verehrungen kam es damals vor allem in Wien (cf. Severinkirche in Wien, Heiligenstadt), Passau, Lorch und teilweise in Italien. Im Commemmoratorium ist Severin von Anfang an ein von Gott berufener Heiliger; in Wirklichkeit ist er aber vielmehr: Staatsmann, Diplomat und schlußendlich ein Mönch, der den Einwohnern Norikums bewies, daß man auf christliche Prinzipien gestützt, die damalige unwirtliche Situation in Norikum besser meistern kann.

Die Entstehung des Werkes ist aus dem Brief von Eugippius an den Diakon Paschasius, dem die Vita gewidmet ist, ersichtlich: angeregt durch eine Bassus - Vita, bittet er den Diakon Eugipps bescheidene Materialsammlung zu verbessern und zu einem Buch auszugestalten. Im Reskript heißt es, daß so eine Überarbeitung unnötig und nichts mehr hinzuzufügen sei. Das Werk bezieht Severins Taten einerseits aus Eugipps eigenem Erlebnis, als auch aus den Berichten anderer, die teilweise in der Vita sogar namentlich erwähnt werden. Das Werk ist stilistisch gut aufgebaut, dennoch leicht und faßlich (also fast eine Kunstprosa !) und besteht aus 46 Kapiteln, die vom ersten Auftreten Severins in Asturis nach dem Tode Attilas (453 n. Chr.), über die diversen Wundertaten, bis hin zur Räumung Ufernorikums und dem Auszug und der Beisetzung Severins im Jahre 482 n. Chr. reichen.5

DAS LEBEN DES HEILIGEN SEVERINS:

Aus Eugippius Biographie und dem Paschasiusbrief ist ersichtlich, daß Severin aus Italien, möglicherweise sogar aus Rom, stammt. Er wird hier als „ hominem omnium Latinum “ beschrieben und war wahrscheinlich vornehmer Herkunft. Severin hatte eine gute Verbindung zum weströmischen Kaiserhaus und besaß hohe Ehren in Rom. Nach einem Läuterungsprozeß in der Wüste in Syrien war er über Byzanz donauaufwärts nach Norikum gekommen, wo er 456 das erste Mal in Asturis (heutiges Klosterneuburg) auftritt (siehe Vita - Kapitel 1, 1) . Zentrum seines Wirkens war Favianis (wahrscheinlich das heutige Mautern), wo er ein Kloster gründet. Von dort aus entstanden bald zahlreiche weitere Klostergemeinden.6 Severin zeigte großen Einfluß bei den Romanen (als solche betrachteten sich die Einwohner Norikums) durch sicheres Auftreten, viel Wissen und diplomatisches Geschick. Er war durch die Anwendung der christlichen Trias (Beten, Fasten und Almosengabe) auch ein Vorbild für die Gemeinden. Er strebte nach religiöser Erneuerung und Stärkung des sozialen Bewußtseins. Er war auch Politiker: durch ein gutes Nachrichtensystem verschiedener Boten konnte er die Einwohner vor Germaneneinfällen warnen und unterstützte die Societas der Rugier mit den Romanen, erweiterte diese und war Berater des Rugierkönigs Flacitheus (Vater des Rugierkönigs Fewa) (siehe z. B. Vita - Kapitel 5, 1). Hinsichtlich seiner karitativen Tätigkeit ist Severin ein Vorbild, wie man Krisenzeiten meistert und mit Geschick die Not etwas lindert z.B. durch Anführen von Zehent (z. B. Vita - Kapitel 18) oder dem Loskauf Gefangener (z. B. Vita - Kapitel 9).

Da Severin bezüglich seines weltlichen Vorlebens immer ein Geheimnis machte, tauchten bald Gerüchte und diverse Theorien darüber auf: angeblich war Severin auch notarius an Attilas Hofe und mußte wegen politischer Gründe flüchten7. Begraben ist Severin in Frattamaggiore bei Neapel, in einem von der oben erwähnten Barbara finanziell ermöglichten Kloster.

DIE VITA SANCTI SEVERINI ALS GESCHICHTSQUELLE:

Das Werk Eugipps zeigt ein mosaikartiges Abbild des Alpen - Donau - Raumes während der Völkerwanderungen; es ist anzunehmen, daß diese Beschreibungen auch auf andere Teile des römischen Reiches umzulegen sind. Man sieht, daß die Romanen sich in militärischen Belangen oft selbst überlassen waren und Hilfe von Leuten wie Severin benötigten.8

Oft wirkten sich fehlende Gelder, um den Sold der Soldaten zu gewährleisten, auf eine mangelnde Sicherheit aus, Überfälle waren die Folge (cf. Vita - Kapitel 20: Die Ausbezahlung des letzten Soldes). Das Lebensniveau sank langsam, aber stetig und die Versorgung mit Nahrungsmittel war nicht immer möglich (z.B. mit Öl - cf. die wundersame Vermehrung des Öles durch Severin; Vita - Kapitel 28). Man erfährt in der Vita auch, daß zahlreiche Nahrungsmittel - von Rätien aus - über den Inn nach Norikum verschifft wurden. [...] plurimae de partibus Raetarum mercibus onustae quam plurimis insperatae videntur in litore Danuvii, quae multis diebus crassa Aeni fluminis glacie fuerant colligatae [...] (Vita - Kapitel 3, 3). Durch die Wirren der Völkerwanderung waren die Lebensmittellieferungen aus Italien nicht mehr gewährleistet. In der Vita heißt es hierzu: „ Quam speciem in illis locis difficillima negotatorum tantum deferebat evectio. “ (Vita - Kapitel 28, 2). Auch Kleidung war teilweise nur noch schwer zu bekommen (cf. Vita - Kapitel 29, 1).

Die Glaubwürdigkeit der Vita ist anzunehmen, obwohl Eugipp kein Historiker im eigentlichen Sinne war. Einerseits war er zwar den arianischen Rugiern als Berater freundlich gesinnt, andererseits meldete er Germaneneinfälle beim Klerus!

Aufgrund der großen Materialfülle, die sich dem Leser der Vita eröffnet, möchte ich nun im folgenden drei Aspekte, die mir wichtig erscheinen, herausheben, die die Wichtigkeit der Vita des Eugippius als unverzichtbare Geschichtsquelle Norikums hervorheben.

Der wichtigste Aspekt, der sich durch die gesamte Vita wie ein roter Faden zieht, ist Norikum und der Alpen - Donau - Raum selbst, und zwar zur Zeit des Wirkens des Heiligen Severins zwischen 453 - dem ersten Auftreten des Heiligen in Asturis- und 482 - der Räumung Ufernorikums. Der Name Norikums selbst stammt vom norischen Königreich regnum Noricum, das gegen Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus von seßhaften Kelten unter Führung der Noriker gebildet worden war. Eine wichtige Rolle im Handel spielte die im Süden liegende Stadt Aquilea. Formal bestand mit ihren „Nachbarn“, den Römern, eine Bundesgenossenschaft, was aber einem Protektorat näher kam ! 15 v. Chr., unter Kaiser Augustus, wurde die Grenze des Römischen Reiches nach Norden „vorverlegt“ und Norikum dem Imperium einverleibt. Dies führte dazu, daß im Norden die Germanen und im Süden die romanisierten Teile nebeneinander leben mußten und Auseinandersetzungen - vor allem mit dem Germanenstaat (im heutigen Sudetenraum) unter König Marbod - unabwendbar wurden. Längs der Donau kamen Germanen unter römische Kontrolle, indem man sie mit Verträgen zu Bundesgenossen und Vasallen machte, und schließlich wurde unter Kaiser Claudius (41 - 54 n. Chr.) Norikum römische Provinz. Durch den dichten Waldgürtel und die Alpen wurden zahlreiche Kastelle wie Carnuntum errichtet, an der norischen Donau begnügte man sich mit kleineren Stützpunkten. Mit den Römern kam der Wohlstand und ein reger Städtebau (z. B. Virunum/ Zollfeld, Teurnia, Aguntum, Flavia Solva). Da den Markomannen das Ansiedeln auf Reichsboden verwehrt wurde, kam es ab 166 n. Chr. immer wieder zu Markomanneneinfällen. Die Situation verschlimmerte sich durch Pest, Mißernten und den Abzug vieler Garnisionen, die für einen Krieg im Osten benötigt wurden. Erst mit dem Friedensschluß unter Kaiser Commodus wurde der ursprüngliche Grenzverlauf wiederhergestellt und die Germanen wurden zu Gebietsabtritten und Tributzahlungen verpflichtet. Das Lebensniveau von früher wurde nie wieder erreicht und Rom war schwer angeschlagen. Das 3. Jahrhundert war geprägt von nationalen Kräften, die immer stärker wurden, Wirtschaftskrisen, neuen Feinden im Norden, Bürgerkriegen und Auseinandersetzungen unter den Soldatenkaisern. 270 n. Chr. ging Rätien für immer verloren, in Norikum wurde es zum Alltag, mit kriegerischen Problemen konfrontiert zu werden, die Errichtung von Stadtmauern war die Folge; die Römer wurden immer mehr in die Defensive gedrängt. Im 4. Jhdt. kam es unter Kaiser Diokletian zu Verwaltungsreformen, und Norikum wurde in Ufer- (Noricum ripense) und Binnennorikum (Noricum mediterraneum) eingeteilt. Nach und nach gingen die wichtigsten Lager und Kastelle verloren, immer öfter kam es zu feindlichen Einfällen. Durch die Kämpfe im Westen und Osten war die Donaugrenze nur wenig geschützt, somit konnten Vandalen und andere Germanen 401 n. Chr. einbrechen und Lauriacum und Flavia Solva zerstören. Ein großes Problem war in dieser Zeit, daß die auf römischen Boden errichteten germanischen Staaten sehr veränderlich, sprich keine festen Grenzen hatten.

Die Probleme und die Untergangssstimmung der norischen Bevölkerung - „ Tempore, quo Atilla [...] defunctus est, utraque Pannonia ceteraque confinia Danuvii rebus turbabantur ambiguis [...] (Vita - Kapitel 1,1) - zu diesem Zeitpunkt - also nach dem Tode Attilas 453 n. Chr. - kommt im Commemmoratorium zum Ausdruck.9 Doch in dieser Zeit des allgemeinen Umbruches und des drohenden Endes Norikums (und somit in der Folge Westroms) taucht Severin auf. In der Vita steht dazu: „ Eodem tempore civitatem Favianis saeva fames oppresserat; [...] Quo cum venisset [sc. Severin] , coepitcivibus suadere dicens: ´ paenitentiae fructibus poteritis a tanta famis pernicie liberari. ´“ (Vita - Kapitel 3, 1 - 2). In einer Zeit, in der die Bevölkerung unter starkem germanischen Druck steht - aufgrund der zahlreichen Übergriffe, der Plünderungen (cf. z. B.: Vita - Kapitel 24: Die Zerstörung Ioviacos) , Tributforderungen, der Verschleppung von Menschen (cf. Vita - Kapitel 4, 2 - 5 & 8, 3 - 6) und schließlich der Besetzung des gesamten Bereiches an der Donau - und es keine staatlichen römischen Reichsfunktionäre oder Beamten mehr gibt, wird es für die Bischöfe und presbyteri zur Aufgabe, sich an an die verschreckte Bevölkerung zu wenden. Gelegentlich finden sich Soldaten, die aber sind jämmerliche Gestalten, die schon seit Jahren keinen Sold mehr gesehen haben und den Mut zum energischen Handeln längst verloren haben. Dazu heißt es in der Vita: „ Qua consuetudine desinente [sc. publicis stipendiis] simul militares turmae sunt deletae cum limite [...] (Vita - Kapitel 20, 1). Da tritt nun Severin als wahrer Retter in der Not auf, rät, hilft und wirkt Wunder, fordert zum Fasten, Opfern und Beten auf, organisiert überregionale Hilfsaktionen bei Naturkatastrophen (z. B. das Abwenden einer Heuschreckenplage in Cucullis; Vita - Kapitel 12) und vermag wichtige Ereignisse vorauszusagen (cf. z. B.: Vita - Kapitel 7; 17; 21). Noch dazu hat er einen großen Einfluß auf die Germanen, die Rugier (cf. z. B.: Vita - Kapitel 5; 8; 31) jenseits der Donau und die Alemannen (cf. z. B.: Vita - Kapitel 27) im Westen.10 Durch sein sicheres Auftreten, sein umfassendes Wissen und sein diplomatisches Geschick erwirbt er sich sowohl bei der romanischen, als auch bei der germanischen Bevölkerung hohen Respekt und Achtung, und sie akzeptieren ihn als gleichwertigen Verhandlungspartner, obwohl keine Macht außer der eigenen Ausstrahlung und Überzeugungskraft seiner überragenden Persönlichkeit hinter ihm steht. Er hat ein gutes Gespür für historische Zusammenhänge, plant voraus und kann sich noch dazu auf ein gutes Nachrichtensystem verlassen, wodurch er Aktionen der Germanen voraussehen und seine Mitbürger rechtzeitig warnen kann. Dennoch konnte Severin den endgültigen Verfall Norikums nicht mehr verhindern: Langsam, aber doch, kam es zum völligen Eindringen der Germanen, da die Gelder für Sold und Befestigungen schon lange fehlten. Wie sehr die Donaustädte unter den Germaneneinfällen litten, zeigt sich in einer Großzahl der Kapitel der Vita: [...] inopiata subreptiones praedones barbari, quaecumque extra muros hominum pecudumque reppererant, duxere captiva. “ (Vita - Kapitel 4,1). Die Kultur verwilderte immer mehr, das Straßennetz verfiel, die Bevölkerung verarmte immer mehr, und es endete damit, daß nach Severins Tod am 8. Januar 482 n. Chr. (Vita - Kapitel 43, 9) Odoaker die Räumung Ufernorikums anordnete, der die Aufgabe Binnennorikums 610 n. Chr. bei der Schlacht von Aguntum folgte. Zur Räumung Ufernorikums steht in der Vita geschrieben: „ Onoulfus vero praecepto fratris [sc. Odoaker] admonitus universos iussit ad Italiam migrare Romanos. “ (Vita - Kapitel 44, 5).

Der zweite wichtige Aspekt, der sich dem Leser der Vita des Eugippius` erschließt, ist das damalige Christentum in Norikum. In Zeiten, in denen solche Krisen vorherrschten, wurden Diesseitsreligionen immer unbedeutender, der Einfluß von orientalischen Religionen (durch orientalische Kaufleute verbreitet) nahmen, (bei den Soldaten vor allem der Mithras- und der Jupiter Dolichenus- Kult) in Norikum zu. Hierbei kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Christentum und Mithraskult, da beide Religionen sich sehr ähnelten. Ein anderes Problem war die Intoleranz der Römer gegenüber den Christen, obgleich es im 3. Jhdt. bereits eine stattliche Zahl an Christen in Norikum lebten (cf. Märthyrerlegenden des Hl. Florians, Bischof von Petau).Durch das Mailänder Toleranzedikt und des Ediktes von Kaiser Konstantin begann eine vermehrte Missionstätigkeit, die im 4. Jhdt., abgesehen von kleinen heidnischen Opferdiensten (z. B. in Cucullum; cf. Vita - Kapitel 11), abgeschlossen war. Nach diesem „Sieg“ über das Heidentum, kamen aber immer mehr christliche Sekten auf, mit denen sich auch Severin zum Teil „herumplagen“ mußte. Die Gattin des Rugierkönigs Feletheus (mit dem Severin in Verhandlungen stand), genannt Giso, wird von Eugippius sehr negativ gezeichnet, da sie Arianierin war (cf. z. B.: Vita - Kapitel 8). Der Arianismus, die größte christliche Sekte, führte das Christentum beinahe zur Spaltung. Dieser Glauben alexandrinischer Herkunft besagt, daß Christus ein Geschöpf Gottes, aber nicht Gott selbst sein kann, was in krassem Gegensatz zur Heiligen Dreifaltigkeit steht. Durch die Bischofsweihe Wulfilas durch einen Arianer, traten fast alle Germanen auf arianische Seite. Erst als sich Chlodwig zum Katholiken taufen läßt, verschwindet der große Einfluß des Arianismus` in Norikum.11

Die Vita gewährt schlußendlich auch einen guten Einblick in die damalige Hierarchie des Klerus: Man sah eine Trennung zwischen Priestern und Laien vor. Nach eingehender Lektüre des Commemmoratoriums sind folgende Abstufungen ersichtlich: Ostiarier (Türhüter) - Lektor (Vorleser) - Exorcist (Teufelsbanner) - Akoluth (Begleiter zum Altar) - Subdiakon - Diakon und schließlich Presbyter. Damals stellte das Amt eines Bischofs (noch) keinen Weihegrad dar, Mönchsgemeinschaften bestanden zumeist aus Laien, wobei ein Presbyter oder ein Abt den Vorstand innehatte. Wichtig war zu dieser Zeit auch noch die Einteilung in die basilica (Klosterkirche) und in die ecclesia (Gemeindekirche).12

Alles in allem kann man sagen, daß Eugippius mit seiner Vita Santi Severini den Untergang des Römischen Reiches und den Übergang der Antike zum Mittelalter mit all` seinen Begleiterscheinungen und Problemen für die damalige Bevölkerung aufzeigt. Gleichzeitig zeigt uns Severin, wie wichtig es ist - nicht nur damals, sondern umso mehr in der heutigen Zeit - , sich für die Menschenrechte, die Unterdrückten und Armen einzusetzen, wobei die Grundhaltung bei politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen die des Verhandels, der Verständigung, der Gewaltlosigkeit und der Versöhnungsbereitschaft ist.

ANHANG:

LITERATURVERZEICHNIS:

EUGIPPIUS, Vita Santi Severini. Das Leben des heiligen Severin (Stuttgart 1990).

EUGIPPIUS, Das Leben des Heiligen Severin ( = Historiker des deutschen Altertums, Essen/ Stuttgart 1986).

EUGIPPIUS, Das Leben des Heiligen Severin (Passau 1981).

Werner MÜLLER, Austria Latina. Römische Prosa II ( = Latein in unserer Zeit, Wien 1994).

Ekkehard WEBER, Österreichs Römische Vergangenheit ( = Orbis Latinus, Wien 1989).

[...]


1 Werner MÜLLER, Austria Latina. Römische Prosa II ( = Latein in unserer Welt, Wien 1989) S. 5.

2 EUGIPPIUS, Das Leben des Heiligen Severin (Passau 1981).

3 EUGIPPIUS, Vita Sancti Severini. Das Leben des heiligen Severin (Stuttgart 1990) S. 137.

4 MÜLLER, Austria S. 5 - 6.

5 EUGIPPIUS, Vita (Stuttgart 1990) S. 144 - 146.

6 Ebenda S. 7 - 8.

7 EUGIPPIUS, Vita (Stuttgart 1990) S. 147.

8 EUGIPPIUS, Vita (Passau 1981) S. 25 - 27.

9 EUGIPPIUS, Vita (Passau 1981) S. 1 - 9.

10 WEBER; Österreichs Römische Vergangenheit ( = Orbis Latinus, Wien 1989) S. 35 - 36.

11 EUGIPPIUS, Vita (Passau 1981) S. 9 - 12.

12 MÜLLER, Austria S. 6 - 7.

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Die Vita Sancti Severini des Eugippius als Geschichtsquelle Alpen - Donau - Raumes Norikums
Université
University of Vienna
Cours
Proseminar Alte Geschichte
Auteur
Année
1998
Pages
12
N° de catalogue
V95235
ISBN (ebook)
9783638079143
Taille d'un fichier
352 KB
Langue
allemand
Mots clés
Vita, Sancti, Severini, Eugippius, Geschichtsquelle, Alpen, Donau, Raumes, Norikums, Proseminar, Alte, Geschichte
Citation du texte
Andreas Hilzensauer (Auteur), 1998, Die Vita Sancti Severini des Eugippius als Geschichtsquelle Alpen - Donau - Raumes Norikums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95235

Commentaires

  • Re:.

    Danke für das Lob!!

  • invité le 12/6/2002

    Zu deiner Hausarbeit.

    Nicht schlecht! Wir müssen inLatein gerade die "vita sanctis severini" lesen (aber mit unserem Lehrer ist es 1. langweilig und 2. sauschwer!)Naja was solls? Meld dich mal!
    MFG,JULI

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