Die Rückenschule in Fitnessstudios. Entwicklung und Akzeptanz auf dem Gesundheitsmarkt


Hausarbeit, 2020

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2 Definition Rückenschule

3. Definition Fitnessstudio
3.1 Positionierung von Fitnessstudios am Markt

4 Die Gesundheit als wachsender Wirtschaftsmarkt
4.1.1. Etablierung der Fitnessbranche in den Gesundheitssektor

5. Das Präventionsgesetz §20 SGB V
5.1 Kriterien zur Durchführung von Präventionskursen nach §20
5.1.1. Kriterien der Strukturqualität

6 Chancen und Möglichkeiten für Fitnessstudios
6.1 Kooperation mit Krankenkassen
6.2 Kooperation mit Ärzten

7 Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

"Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. In der heutigen Zeit vor allem hervorgerufen durch Bewegungsmangel, aber auch das einseitige Belasten am Arbeitsplatz und Übergewicht sind wichtige Risiko faktoren für die Rückengesundheit."1

Diese Aussage von Beate Helbig, Sportwissenschaftlerin der Techniker Krankenkasse ist begründet. Mit einer Statista Umfrage aus dem Jahr 2019 kann diese Aussage bekräftigt werden. Die Umfrage zur Ursache von Rückenschmerzen in Deutschland aufgeteilt nach Alter, zeigte dass insgesamt 37% der Deutschen im Alter von 18 bis 60+ Jahren die Ursache ihrer Rückenschmerzen am mangelnden Sport und damit einhergehend dem Mangel der Muskulatur festmachen. Insgesamt 36% der besagten Altersgruppe machen das lange Sitzen am Arbeitsplatz für ihre Beschwerden verantwortlich (vgl. Statista. (2019). Was glauben Sie, wodurch Ihre Rückenschmerzen verursacht sind? Statista. Statista GmbH).2

Um diesem Problem entgegenzuwirken hat sich im Laufe der Jahre eine ganze Branche entwickelt, welche sich mit Training und Therapie rund um das Thema Rücken beschäftigt.

“Die Rückenschule” ist seit den 80er Jahren in Deutschland bekannt und hat bis heute einen großen Wandel hinter sich. Die “neue Rückenschule” heute verfolgt sowohl beim zwischenmenschlichen Umgang mit den Teilnehmern als auch bei der Auswahl und Anleitung der einzelnen Übungen einen ganzheitlichen Ansatz der auf die heutigen Lebensumstände und den Lebensstil der Menschen angepasst sein soll.

Zu diesem neuen Kontext gehört auch, dass präventions- und gesundheitsfördernde Kurse wie die Rückenschule längst nicht mehr nur von Physiotherapie- und Rehabilitationspraxen angeboten werden, sondern auch immer mehr von Anbietern aus der Fitnessbranche.

Wie die Fitnessbranche diese Möglichkeiten nutzt und wie die Fitnessstudios das Angebot der Präventionskurse akzeptieren soll in dieser Arbeit herausgefunden werden.

Im Folgenden soll ein Überblick geschaffen werden, wie der Gesundheitsmarkt sich überhaupt entwickelt hat und in wie weit er heute mit der Fitnessbranche verflochten ist. Zum besseren Verständnis wie die Rückenschule überhaupt in die Fitnessstudios gelangt ist wird auf das neue Präventionsgesetz des §20 SGB V eingegangen, welches es überhaupt erst möglich gemacht hat, dass Fitnessstudios krankenkassenzertifizierte Präventionskurse anbieten können. Im Anschluss wird auf Chancen und Möglichkeiten eingegangen, welche Fitnessstudios haben, wenn sie sich mit dem Sachverhalt der Präventionskurse wie der Rückenschule auseinandersetzen.

2. Definition Rückenschule

In der Vergangenheit existierten viele verschiedene Modelle der Rückenschule, dessen Inhalte und Methoden sich teilweise stark unterschieden. Lediglich eine Gemeinsamkeit bestand immer: Die Rückenschule ist ein Bewegungstraining mit dem Ziel, den Patienten zum Handeln anzuleiten.

Nach KEMPF ist die Rückenschule ein verhaltensorientiertes Bewegungstraining mit dem Ziel, Menschen im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO), an ein eigenverantwortliches sowie gesundheitsbewusstes und Risikofaktoren meidendes Handeln heranzuführen (vgl. KEMPF 2003a S.8).

Wenn Rückenschmerzen auftreten, löst dies oftmals einen Teufelskreis aus. Häufig sind Rückenschmerzen unspezifisch und lassen keine eindeutige Diagnose zu. Dies verunsichert die Menschen oft in ihrem Handeln und löst Ängste vor noch stärkeren Schmerzen aus. Aus dieser Angst heraus nehmen die Menschen Schonhaltungen ein und versuchen alltägliche Bewegungen sowie Sport weitestgehend zu reduzieren oder gar ganz einzustellen. Doch genau hier beginnt der Teufelskreis von vorne. Die meisten Menschen wissen nicht, dass ihre Rückenschmerzen oft Folgen von mangelnder Bewegung, fehlender Muskulatur und häufig auch psychischer Probleme sind. Meidungsverhalten und Angst vor dem Schmerz verschlimmern damit lediglich die Situation.

Genau hier setzt das Ziel des eigenverantwortlichen und gesundheitsbewussten Handels an. Die Menschen sollen ihren eigenen Rückenschmerz verstehen lernen und erkennen wie sie für sich individuell aktiv dagegen ankommen können.

Neben gezielten Rückentrainingseinheiten zählen zum Beispiel auch Maßnahmen wie Entspannungstraining oder regelmäßige kurze Mobilitätseinheiten am Arbeitsplatz dazu.

Zielgruppe der Rückenschule sind Personen, welche potenziellen zukünftigen Beschwerden aktiv entgegenwirken möchten und Personen, die bereits an Rückenbeschwerden leiden, welche aber noch nicht behandlungsbedürftig sind.

Die zwei Leitziele der neuen Rückenschule sind laut KEMPF “die Rückengesundheit der Kursteilnehmer zu fördern und einer Chronifizierung von Rückenbeschwerden vorzubeugen” (KEMPF 2014 S.5). Mit theoretischen und praktischen Inhalten in den Bereichen Koordination, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit soll den Teilnehmern zur Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen verholfen und Spaß an der Bewegung vermittelt werden.

3. Definition Fitnessstudio

Wenn über die Akzeptanz der Rückenschule in Fitnessstudios gesprochen wird, muss zunächst klargestellt werden welche Art von Fitnessstudios gemeint ist. In der Fitnessbranche gibt es heute einige Unterschiede und Fitnessstudio ist nicht gleich Fitnessstudio. Längst nicht alles sind überhaupt in der Lage oder haben Interesse daran, Präventionskurse anzubieten.

Wenn man eine Grobe Unterteilung vornimmt lassen sich Fitnessstudios in vier Kategorien unterteilen. Zuerst werden die sogenannten Discount Studios betrachtet, welche sich im Low Budget Bereich bewegen. Der Fokus der Angebotenen Leistungen liegt hier im Wesentlichen auf der Bereitstellung von Ausdauer- und Kraftgeräten mit Preisen von teilweise unter 10 € pro Monat. Auf eine gute fachgerechte Betreuung müssen die Mitglieder hier verzichten und somit sind Discountstudios hauptsächlich für Personen geeignet, die keine gesundheitlichen Einschränkungen haben. Hier würde man im Angebotskatalog also vergeblich nach Präventionskursen wie der Rückenschule suchen.

Gefolgt von den Discount Studios kommen die Mittelklasse Studios. Um gegen Fitnessstudios in der niedrigen Preisklasse zu bestehen und Kunden zu halten, muss Besonders ein Auge auf die Preispolitik geworden werden. Eine Möglichkeit, um eine Abgrenzung zu den Discount Studios zu schaffen, liegt in der Erhöhung der Qualitäten. Um dies zu erreichen, müssen zum Beispiel die Bereiche der Betreuung und des Trainingsangebotes deutlich gefördert werden.

Der Fokus sollte also auf geschultem Personal liegen. Um dies gewährleisten zu können, müssen die Mitgliedsbeiträge entsprechend angehoben werden.

In einigen Mittelklasse Studios kann man dieses Vorgehen auch beobachten und stößt teilweise sogar schon hier auf ein kleines Angebot von zertifizierten Rückenkursen, wenn die Umstände es zulassen.

Ganz oben in der Kette stehen die Premium Fitnessstudios. Da die Mitgliedsbeiträge hier häufig sehr hoch sind, sind die Betreiber bedacht ihren Kunden eine einwandfreie Trainingsqualität zu bieten. Hier besteht vor allem in der Betreuung der Kunden und der Trainingstechnischen Ausstattung des Studios ein großer Qualitätsvorteil. Dieser Qualitätsvorteil in Form von äußerst gut geschultem und ausgebildetem Personal in Kombination mit gut ausgestatteten Kursräumen bietet viele Möglichkeiten für das Ausführen von Präventionskursen.

Ein Trend der in den letzten Jahren vermehrt zu beobachten war, sind Gesundheitsstudios. Die Hauptzielgruppe sind Menschen mittleren Alters, die im Alter frei von Schmerzen und Beschwerden sein oder werden wollen oder sogar solche die unter chronischen und orthopädischen Krankheiten leiden. Die Trainer sind hier speziell für die Bereiche des medizinischen Fitnesstrainings ausgebildet. Zum Teil besteht sogar eine Ausbildung im Bereiche Physio- oder Ergotherapie. Oftmals bestehen bei solchen Gesundheitsstudios sogar Kooperationen mit Krankenkassen, was den Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung noch verstärkt. Aufgrund dieser klaren Ausrichtung findet man in Gesundheitsstudios das größte Angebot an Präventionskursen wie Rückenschulen da dies auf die Bedürfnisse der Hauptzielgruppe abzielt.

3.1 Positionierung von Fitnessstudios am Markt

Während die Gesundheitsstudios sich klar zu dem Thema Gesundheitsförderung und Prävention positioniert haben, muss dies bei den Mittelklasse- und Premiumstudios nicht immer so sein. Auch wenn die Personellen und Räumlichen Gegebenheiten Potenzial für Präventionskurse wie die Rückenschule haben, muss sich nicht zwingend jedes Fitnessstudio in diese Richtung orientieren.

Der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) befragt zu jedem Jahresende einige Experten nach ihrem Ausblick für das kommende Jahr. Neben therapeutischem Training und Gesundheitsangeboten wurden auch Trends wie zum Beispiel Wearables und Digitales Training oder HIIT, Functionaltraining usw. genannt (vgl. J. Wolff, DSSV)3. Fitnessstudios können sich also auch durchaus erfolgreich an anderen Trends als der Gesundheitsförderung orientieren und ihre Angebote auf eben diese Trends ausrichten.

Laut Nico Scheller von der “In Shape” ist die eher Positionierung an sich das Motto für die Fitnessstudios im Jahr 2020. Es kommt nicht darauf an, ob sich ein Studio für das Thema Gesundheit positioniert oder eher für das Functionaltraining, sondern es kommt auf die Qualität der gebotenen Dienste an und wie Glaubwürdig das Angebot ist (vgl. N. Scheller, DSSV)4. Unter diesem Aspekt kann sich ein Fitnessstudio mit einem großen Angebot an Rückenschulkursen genauso gut verkaufen wie ein Studio, dass auf den digitalen und zeitsparenden Lebensstil von jungen Leuten abzielt und sein Angebot danach gestaltet.

4. Die Gesundheit als wachsender Wirtschaftsmarkt

Dass sich Konzepte wie ‘die Rückenschule’ stetig entwickeln und Fitnessstudios sich mehr und mehr in Richtung der Gesundheit orientieren bringt auch einige Bewegung in die Wirtschaft. In nahezu allen Industriegesellschaften ist die Gesundheit ein stetig wachsender Wirtschaftsmarkt. Die demografische Entwicklung und die steigende Zahl von Zivilisationskrankheiten führen die Bereiche Gesundheit und Fitness immer weiter zusammen (vgl. Preuß 2014 S.501). Demnach hat nach Preuß die “Prävention durch Bewegung” einen sehr hohen Stellenwert (vgl. ebd.).

Dieser hohe Stellenwert und die sich stetig entwickelnde Verbindung zwischen Gesundheit und Fitness bringen Vorteile für Anbieter und Nachfrager.5

4.1.1. Etablierung der Fitnessbranche in den Gesundheitssektor

Das Wachstum des Wirtschaftsmarktes im Sektor Gesundheit ist bedingt durch die erhöhte Nachfrage nach Gesundheitsangeboten welche die Menschen stellen. Tagtäglich kann man in vielen Bereichen des Lebens beobachten, wie der Stellenwert der Gesundheit bei den Menschen weiter nach oben steigt. Das Bedürfnis nach Sport und Bewegung scheint bei vielen Menschen zu wachsen.

[...]


1 https://www.tk.de/action/techniker/2000046/tksearch?q=Rückenschmerzen+

2 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/668093/umfrage/umfrage-zu-ursachen- von-rueckenschmerzen-in-deutschland-nach-alter/

3 https://www.dssv.de/presse/fitness-trends-2020/

4 https://www.dssv.de/presse/fitness-trends-2020/

5 http://www.difg-verband.de/mitgliederdownloads/DIFG%20Branchenreport%202018.pdf

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Rückenschule in Fitnessstudios. Entwicklung und Akzeptanz auf dem Gesundheitsmarkt
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
22
Katalognummer
V953519
ISBN (eBook)
9783346294838
ISBN (Buch)
9783346294845
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rückentraining, Rückenschule, Fitnessstudio, Rückengesundheit, Prävention, Präventionskurs
Arbeit zitieren
Kathrin Demmer (Autor:in), 2020, Die Rückenschule in Fitnessstudios. Entwicklung und Akzeptanz auf dem Gesundheitsmarkt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/953519

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