Der Ukrainekonflikt ist seit dem Kosovo Krieg die erste bewaffnete Auseinandersetzung auf europäischem Boden [...]. Die Annexion der Krim bildet einen Höhepunkt in dieser Auseinandersetzung und liegt nun über sechs Jahre zurück. In dieser Zeit wurde Russland mit zahlreichen Sanktionen konfrontiert, unter anderem mit dem Ausschluss Russlands von der G8. Doch trotz der Sanktionen, welche auch auf wirtschaftlicher Ebene Russland treffen, steht die Mehrzahl russischer Bürger hinter der Annexion. Laut einer repräsentativen Studie des unabhängigen Meinungsforschungsinstitutes Levada-Center gaben 2018 86% der Befragten an, dass sie die Annexion der Krim befürworten.
Warum hat Russland die Krim im Zuge des Ukrainekonfliktes annektiert? Diese Frage werde ich im Verlauf der vorliegenden Arbeit versuchen zu beantworten. Hierzu wähle ich einen sozialkonstruktivistischen Ansatz und werde mich einer möglichen Antwort mit Hilfe der Theorie der Versicherheitlichung nähern. Es gibt einige Ansätze, die Annexion der Krim theoriegeleitet zu analysieren. Barbora Legathova hat im Rahmen ihrer Masterarbeit die Annexion der Krim aus der Perspektive des Neorealismus betrachtet. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Neorealismus zwar eine gute Grundlage liefert, um das Verhalten Russlands in diesem Fall zu erklären, allerdings legt der Neorealismus einen zu engen Fokus auf das Machtstreben von Akteuren, wodurch andere Aspekte aus dem Blickwinkel fallen. Ein Aspekt, welcher durch den Neorealismus nicht beleuchtet wird, ist der russische Blick auf die Krim. Zweifelsohne ist die Krim für Russland ein Machtfaktor, vor allem wenn man bedenkt, dass in Sevastopol der Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte liegt. Doch darüber hinaus ist die Geschichte der Krim seit Jahrhunderten mit der russischen Geschichte verflochten. Die Krim hat eine große Symbolkraft im russischen Kollektivbewusstsein. Vor diesem Hintergrund erschließen sich weitere Aspekte außer dem Machtstreben, die eine mögliche Erklärung für die Annexion der Krim liefern könnten. Ein sozialkonstruktivistischer Erklärungsansatz kann diese Aspekte aufgreifen. Die Theorie der Versicherheitlichung liefert darüber hinaus eine Erklärung dafür, warum die Annexion der Krim genau zu diesem Zeitpunkt vollzogen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorie/Versicherheitlichung
- 2.1 Sicherheit
- 2.2 Existenzielle Bedrohung
- 2.3 Prozess der Versicherheitlichung
- 2.4 Zwischenfazit
- 3. Empirie
- 3.1 Argumentation der Regierung
- 3.2 Reaktion des Volkes
- 4. Fazit
- 5. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Annexion der Krim im Kontext des Ukrainekonflikts aus der Perspektive der Versicherheitlichungstheorie. Ziel ist es, die Hintergründe der Annexion zu beleuchten und das russische Vorgehen im Lichte der Versicherheitlichungstheorie zu erklären.
- Die Theorie der Versicherheitlichung und ihre zentralen Elemente
- Die Rolle des Diskurses in der Konstruktion von Sicherheit
- Die Argumentation der russischen Regierung im Hinblick auf die Krim
- Die Reaktion der russischen Bevölkerung auf die Annexion
- Die Folgen der Annexion für die internationale Sicherheitsordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik des Ukrainekonflikts und die Annexion der Krim ein und stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit dar. Kapitel 2 widmet sich der Theorie der Versicherheitlichung und beleuchtet ihre zentralen Annahmen, Begriffe und Kritikpunkte. In Kapitel 3 wird die Anwendung der Theorie auf den Fall der Krim vorgestellt. Dabei wird insbesondere die Argumentation der russischen Regierung und die Reaktion der Bevölkerung analysiert. Das Fazit bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und diskutiert mögliche Implikationen der Annexion für die internationale Sicherheitsordnung.
Schlüsselwörter
Annexion der Krim, Ukrainekonflikt, Versicherheitlichung, Sicherheitsforschung, Diskursanalyse, Russland, Krim, Schwarzmeerflotte, internationale Sicherheitsordnung, Sanktionen
- Citation du texte
- Aleksandr Klenov (Auteur), 2020, Annexion der Krim unter dem Blickwinkel der Versicherheitlichung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/955717