Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Forschungsstand
3. Die Sonderrolle Spartas
4. Die Rolle des spartanischen Bruder-Königs
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
5.1 Quellen
5.2 Forschungsliteratur
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Fall der Kyniska von Sparta, die den ersten Sieg einer Frau bei den olympischen Spielen im Jahr 396 v. Chr. erringen und ihren Erfolg vier Jahre später wiederholen konnte. Im Zentrum soll dabei folgende Fragestellung stehen: Unter welchen Umständen konnte Kyniska von Sparta den ersten Olympiasieg einer Frau im Jahr 396 v. Chr. erringen und welche Rolle spielte hierbei ihre königliche Familie, insbesondere ihr königlicher Bruder Agesilaos II.?
Nach einem kurzen Überblick über die zentrale Forschungsliteratur, soll zunächst auf den Zeitgeist, die politischen Verhältnisse und Hintergründe der Spiele sowie im Speziellen die Sonderrolle Spartas in der Griechischen Welt zu jener Zeit eingegangen werden. Im zweiten Teil soll auf Basis einiger epigraphischer Quellen sowie derer antiker Autoren Kyniskas Sieg mit besonderem Fokus auf den Motiven der Teilnahme an den antiken Olympischen Agonen dargelegt und diskutiert werden. Ziel der Arbeit ist es, schlussendlich zu klären, ob von einem Sieg aus persönlicher Motivation und somit von einer mutigen Pionierin gesprochen werden kann oder ob vielmehr die königliche Verwandtschaft Kyniskas, insbesondere ihr Bruder Agesilaos II., jene zur Teilnahme an den Agonen gedrängt und als Instrument für seine politischen Motive missbraucht hat.
2. Forschungsstand
Während Günther1 und Drees2 in ihren Werken einen allgemeinen Überblick über das Verhältnis zwischen Sparta und Olympia in den frühen Jahrhunderten geben, gewährt Hönle3 detaillierte Einblicke in die antiken olympischen Siegerlisten. Zudem widmet sie insbesondere den spartanischen Olympiasiegern in den gymnischen und hippischen Disziplinen ein Kapitel. Lämmer4 geht ebenso wie Brüggenbrock5 im Besonderen auf das Verhältnis der beiden Geschlechter in der griechischen und insbesondere spartanischen Gesellschaft zu jener Zeit ein. Sinn6 und Pomeroy7 befassen sich schließlich im Speziellen mit dem Fall der Kyniska, während sich Kyle8 besonders der Motive der Teilnahme auf Seiten der Kyniska wie ihres königlichen Bruders Agesilaos annimmt.
3. Die Sonderrolle Spartas
In früher Zeit war die Verbindung des spartanischen Staates zu Olympia und seinem Heiligtum eine besondere. Ohne näher auf Details dieses Verhältnisses in den frühen Jahrhunderten einzugehen, ist beispielsweise auf den Versuch der Besetzung Olympias in der Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. durch König Pheidon von Argos, der neben der Vormachtstellung in der Nordpeloponnes auch Oberhoheit in Olympia zu erlangen versuchte, und sich damit gegen die aufsteigende spartanische Macht auflehnte, die zu dieser Zeit als einzige Elis unterstützte, zu verweisen.9 Im Gegenzug wirkten die Eleier laut Strabon im 2. Messenischen Krieg (640-600 v. Chr.) an Spartas Seite.10 Diese guten Beziehungen führten sogar dazu, dass die Spartaner die Olympischen Spiele z.B. durch die Erweiterung des Programms und die Einführung der gymnischen Nacktheit aktiv mitgestalteten.11 Erstmals wurde das wechselseitige Verhältnis beider Staaten nach dem Synoikismus und der Demokratisierung von Elis etwa ab der Mitte des 5. Jh. v. Chr. gestört, ehe es im Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.), in dem Elis erneut zunächst auf der Seite Spartas steht, zum endgültigen Bruch kam.12 Elis warf dem spartanischen Staat vor, die Ekecheiria, sprich den Fest- bzw. Waffenfrieden während der Austragung der Agone, durch die militärische Besetzung Lepreons mißachtet zu haben, weshalb spartanische Athleten, da Sparta die von Elis auferlegte Geldstrafe nicht zahlte, ab 420 wohl bis 400 v. Chr. von den Olympiaden ausgeschlossen wurden13. Nach dem Nikiasfrieden (421 v. Chr.) trat Elis dem spartafeindlichen delisch-attischen Seebund bei, ehe es nach dem endgültigen Sieg Spartas im Peloponnesischen Krieg zum Wiedereintritt in den Peloponnesischen Bund genötigt wurde.14 Die Führung des Heiligtums überließen die Spartaner während des Kriegsverlaufs unverändert den Eleiern, sodass Sparta im Zeitraum von 420 bis 400 v. Chr. nur geringen Einfluss auf Elis bzw. Olympia besaß.15 Nach Ende dieses Krieges verlor Elis im Zuge der Kriegserklärung Spartas im Jahr 402/400 v. Chr. in einem dreijährigen Krieg die Vorherrschaft über Triphylia, Lasion und die Städte der Akroreia und wurde anschließend erneut in das Bündnis mit Sparta gezwungen. Zusammenfassend kann somit von einem zunächst über die Jahrhunderte andauernden ambivalenten Verhältnis zwischen Olympia bzw. Elis und Sparta gesprochen werden, ehe es im Laufe des 5. Jh. v. Chr. zu einem tiefen Konflikt zwischen den Staaten kam, an dessen Ende der Olympiasieg der Kyniska von Sparta im Jahre 396 v. Chr. steht.
Die ersten spartanischen Siegerathleten werden ab den 15. Olympischen Spielen im Jahre 720 v. Chr. in der Liste der Olympischen Sieger greifbar. Jene bildeten, abgesehen von wenigen Ausnahmen, bis in die Mitte des 6. Jahrhunderts eine ununterbrochene Siegerreihe.16 Nicht zuletzt die Tatsache, dass jeweils der erste Sieger in den Jahren der Einführung der vier neuen Disziplinen Dolichos (720 v. Chr.), Pentathlon (708 v. Chr.), Ringen (708 v. Chr.) und Pentathlon der Knaben (628 v. Chr.) stets ein Spartaner war und an einigen Spielen im 7. Jahrhundert v. Chr. überhaupt nur spartanische Siegernamen überliefert sind (z.B. 628–620 v. Chr.), unterstreicht die Dominanz Spartas bei den Olympischen Spielen besonders im 7. und 8. Jh. v. Chr.17 Es ist davon auszugehen, dass spartanische Läufer zu dieser Zeit bei jeden Spielen mindestens einen Sieg in einer der drei Laufdisziplinen, sprich dem Stadion-, dem Doppel- oder Lang(strecken)lauf, die bei den 14. bzw. 15. Spielen in die Wettkämpfe aufgenommen werden, für sich monieren können.18 Den ersten Langlauf gewann Akanthos, der zugleich auch der erste spartanische Olympionike war, Chionis gewann neben jeweils drei Siegen im Stadion- und Doppellauf sogar über die olympischen Erfolge hinaus an Bekanntheit und nicht zuletzt Hipposthenes und dessen Sohn Hetoimokles belegen mit jeweils elf Siegen, dass Sparta sowohl sehr berühmte als auch die vermeintlich besten und meisten Athleten dieser Zeit stellte.19 Mit dem Stadioniken Ladromos, der 552 v. Chr. als letzter Spartaner in der Siegerliste auftaucht, riss schließlich Mitte des 6. Jh. jedoch die spartanische Siegesreihe, die in den frühen Jahrhunderten also ausschließlich Gewinner der gymnischen Agone aufwies (!), bis 316 v. Chr. ab.20 Grundsätzlich ist über die zahlreichen spartanischen Sieger – abgesehen von einer Ausnahme – nichts bis auf die Tatsache des Triumphes bekannt. Liegt ein Bericht über die Siegerathleten außerhalb der Olympionikenliste, wie z.B. bei Pausanias oder Philostrat, vor, handelt es sich überwiegend um eine besondere agonistische Leistung.21 Genau einen solchen Fall bildet auch der der Kyniska von Sparta.
Da jene als erste Frau im Wagenrennen als Olympiasiegerin hervorging, soll nun der Fokus auf die ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. erstmals auftauchenden spartanischen Sieger in den hippischen Disziplinen, die bereits ab der 25. Olympiade 680 v. Chr. zum Programm gehören, gelenkt werden.22 Pausanias berichtet bereits, dass sich die Spartaner nach dem (zweiten) Perserkrieg mit großem Eifer der Pferdezucht zuwendeten23, was sich mit zahlreichen Siegen im Bereich des Pferdesports bis ins 4. Jh. v. Chr. auszahlte.24 Mit ihren olympischen Triumphen mit dem Fohlen-Viergespann in den Jahren 396 und 392 v. Chr.25 reihte sich Kyniska in jene ab Mitte des 5. Jahrhunderts bestehende, prominent besetzte spartanische Siegesserie in den hippischen Agonen ein, die sich vermeintlich ohne die Unterbrechung aufgrund des Ausschlusses der Spartaner während des Peloponnesischen Krieges bis in ihre Zeit fortgesetzt hätte. Mit ihrem Vorfahren König Demaratos triumphierte bereits vor ihr 504 v. Chr ein Mitglied des Hauses der Eurypontiden mit dem Viergespann, das wohl über Generationen hinweg einen Pferderennstall unterhielt und den Fokus über lange Zeit auf die hippischen Agone legte.26 Denn auch bereits vor Demaratos wiederum errang der Spartaner Euagoras von 548–540 v. Chr dreimal den olympischen Kranz mit seinem Viergespann.27 Und die Erfolge setzten sich zwischen 450 und 420 v. Chr. fort: Die Siege des Arkesilaos 448 und 444 v. Chr., des Polykles 440 v. Chr, Lykinos 432 v. Chr., Anaxandros und Xenarkes im Jahre 428 v. Chr. und des Lichas 420 v. Chr. bestätigen die spartanische Dominanz somit auch im Pferdesport.28 Kyniska trat mit ihren Siegen in die Fußstapfen großer, rühmlicher spartanischer Sieger.
Da sie als erste Frau einen Olympiasieg verzeichnen konnte, soll der Blick nun auf das Verhältnis der beiden Geschlechter zu Zeiten der ehrenhaften griechischen Polisgesellschaft, die sich durch eine strikte Trennung der Lebensbereiche und Rollen der beiden Geschlechter entlang der Trennungslinie von öffentlichem und privatem Leben auszeichnete, fallen.29 Wie in weiten Teilen Griechenlands, das Paradebeispiel stellte Athen dar, befand sich der Wirkungskreis der Männer im öffentlichen Raum der Polis, während der Oikos den Frauen, die zweifellos deutlich weniger Handlungsspielräume allenfalls in gleichgeschlechtlichen Netzwerken besaßen und vom gesellschaftlichen Leben und dem Zugang zu öffentlichen Einrichtungen zumindest teilweise isoliert waren, vorbehalten war.30 Männer repräsentierten den Oikos nach Außen und waren, sofern sie als Bürger galten, verantwortlich für Politik, finanzielle bzw. wirtschaftliche Angelegenheiten und Kriegsführung, während sich der Handlungsradius der Frauen vordergründig auf die Familie, die Erziehung der Kinder sowie den Haushalt beschränkte.31 Deren zentrale Aufgabe war es, den Oikos durch Geburten zu erhalten und somit die Zukunft der Polisgemeinschaft zu sichern.32 Gegenüber jungen Knaben, die eine umfassende physische und intellektuelle (Aus)Bildung erhielten, um ihre Rechte und Verpflichtungen als vollwertige Bürger wahrzunehmen, erlangten Mädchen bestenfalls die Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben.33 Diese strikte geschlechterspezifische Separierung der Aufgabenbereiche sowie die unterschiedliche Stellung innerhalb des Oikos galt in der klassischen Zeit besonders mit der Ausbildung eines öffentlichen politischen Raums als gesellschaftliches Ideal, wie es beispielsweise von Xenophon im Oikonomikos34 ausführlich beschrieben ist.35 Trotzdem gibt es mit Platon bereits eine renommierte Stimme, die eine positive Einstellung der Griechen gegenüber femininer physischer Erziehung verzeichnet. In seinem Modell des idealen Staates verwirft er die Ansicht, Frauen seien naturgemäß auf bestimmte soziale Funktionen beschränkt und spricht sich neben einem grundlegenden militärischen Training, was das Erlernen des des Reitens und Umgangs mit Waffen umfasst, auch für jene körperliche Ertüchtigung sowohl jüngerer als auch älterer Frauen aus.36 Mit der Betonung des eugenischen Aspekts ergänzt er, dass nur besonders starke, physisch abgehärtete Frauen in der Lage seien, gesunde Kinder zu gebären, was die Grundaufgabe der Frau in der Polisgesellschaft erneut unterstreicht: „The role of the women was to bear strong and healthy children and ensure the biological existence of the nation. Their physical exercises, therefore, were in the cause of eugenics“37.
Wie bereits erwähnt, stammte Kyniska jedoch aus dem Staate Sparta, der sich, wie in weiten Teilen des kulturellen Lebens, auch im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis von den Tendenzen der anderen griechischen Poleis unterschied und eine Sonderstellung einnahm. Unter den Dorern herrschte grundsätzlich eine deutlich größere Liberalität gegenüber Frauen, die folglich eine weitaus höhere Wertschätzung innerhalb der Polis genossen.38 Besonders zu Zeiten des Militärstaates erhielten nicht nur die Jungen als Teil der staatlich gelenkten Erziehung der Jugend, sondern auch die Mädchen im Alter von sechs bis 13 Jahren, ein, in deren Fall fragwürdiges39, physisches Training, das die Hartnäckigkeit, Disziplin und Bereitschaft, Opfer zu bringen, fördern sollte.40 Nirgendwo in Griechenland bestand eine solch enge Verbindung zwischen der physischen Ausbildung und der Wehrertüchtigung als in Sparta: Man sah im körperlichen Training der Jugend einen Weg zu Heranbildung des späteren Staatsbürgers.41 Wenig verwunderlich erscheint es daher, dass „die spartanischen Athleten [bei den Agonen anders als ihre Standesgenossen aus dem übrigen Griechenland] als Vertreter eines Geschlechts“42 kämpften und vielmehr Glieder des spartanischen Staates43 bildeten, der sich nach seiner Neuordnung im 6. Jahrhundert wie kein anderer durch eine äußere Geschlossenheit bzw. Einheit zwischen Staat und Gesellschaft auszeichnete. Schließlich kommt noch hinzu, dass Olympioniken in Sparta grundsätzlich höchstes Ansehen genossen und außerordentliche Leistungen gebührend gewürdigt wurden.44 Auch im Fall der Kyniska blieb diese Würdigung, wie sich zeigen wird, nicht aus. Trainiert werden musste separat von den Knaben und zwar nackt bis zum Alter von 13 Jahren, ältere Frauen sollten bis zur Heirat angemessene Bekleidung tragen.45 Plutarch berichtet von einem Üben der Laufdisziplinen, Speer- und Diskuswurfs sowie vom Ringen am Ufer des Flusses Evrotas, der durch Sparta fließt.46 Auch der Komödiendichter Aristophanes bestätigt in seiner Lysistrate bei seiner Beschreibung der Begrüßung der Spartanerin Lampito, einer der aus vielen griechischen Städten herbeieilenden Kampfgefährtinnen, durch Lysistrate das Bild der athletischen spartanischen Frau: „Ei, liebe Spartanerin Lampito, willkommen! Wie schön du bist, wie strahlend, süße Freundin! Welch frisch Gesicht! Wie strotzt dein Leib von Kraft […] Was hast du da für dralle, runde Brüste!“47. Dass die athletische Frau somit, im Kontrast zum Großteil anderer griechischer Poleis, in der Polis durchaus zum alltäglichen Erscheinungsbild gehörte, führte nicht selten dazu, dass gerade diese Liberalität bei den zeitgenössischen Autoren auf Kritik und Unverständnis stieß – beispielweise bei Euripides, Aristoteles und Aristophanes. Aristoteles übt in seinem Staatsentwurf Politeia Kritik an der spartanischen Verfassung und widmet dieser ein eigenes Kapitel. Er äußert den Vorwurf, dass Lykurg – der spartanische Gesetzgeber – die Handlungs-/Bewegungsspielräume der spartanischen Frauen nicht klar durch gesetzliche Regelungen festgelegt habe und bezeichnet deren Lebensweise wörtlich als „ungebunden in jeder Art von Zügellosigkeit und Ausschweifung“48.49 Da es sich allerdings bei den größten Kritikern allesamt um in Athen wirkende Persönlichkeiten handelte, kommt nur die athenische Sicht zum Ausdruck. Nicht zuletzt im Machtkonflikt zwischen Athen und Sparta, der zum Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) geführt hatte, wurde deutlich, dass Athen keineswegs alle griechischen Poleis hinter sich vereinen konnte und somit auch in den Folgejahren nicht für die gesamte griechische Staatenwelt als repräsentativ gelten kann.50 Kyniska jedenfalls hat diese oft gescholtene Liberalität sicher nicht geschadet, jene eröffnete ihr vielmehr die Möglichkeit, Sportgeschichte zu schreiben.
4. Die Rolle des spartanischen Bruder-Königs
Trotz jener Kritik fiel genau in diese Epoche, in der den Schriften oben genannter Männer besonders Beachtung geschenkt wurde, jener erster Sieg einer Frau bei den Olympischen Spielen. Mit den Erfolgen bei den Olympiaden von 396 und 392 v. Chr. konnte Kyniska, Tochter des zu jener Zeit ehemaligen spartanischen Königs Archidamos II. (476–427 v. Chr.) sowie Schwester der Spartanerkönige Agis II. (427–399 v. Chr.) und Agesilaos II. (399–360 v. Chr.), als erste Frau gleich zweimal den Kranz erringen. Ihr Vater Archidamos starb 427 v. Chr., ihr Bruder Agesilaos, der 400 v. Chr. als Nachfolger seines Bruders Agis zu einem der beiden Spartanerkönige ernannt wurde, war 396 v. Chr. 48 Jahre alt, weshalb Kyniska zum Zeitpunkt der Olympiasiege etwa 40-50 Jahre alt gewesen sein soll.51 Während als wahrscheinlich gilt, dass sie zum Zeitpunkt der Siege keinen Ehemann hatte, bleiben ihr Geburts- und Todestag ebenso unklar, wie die Frage, ob sie zuvor verheiratet und nun verwitwet oder sogar eine Mutter gewesen war.52 Neben der Tatsache, dass sie als erste Frau bei Olympia triumphierte, ist bemerkenswert, dass sie diese Erfolge nicht etwa im Rahmen der exklusiv weiblichen Wettkämpfe, etwa der vierjährig abgehaltenen Heraia53, sondern in der von Männern dominierten Öffentlichkeit der olympischen Agone feierte.54 Hintergrund bildet das Faktum, dass hippische Agone nur im Rahmen der exklusiv männlichen Spiele zu Ehren des Zeus abgehalten wurden. Insbesondere aufgrund der extremen Spannung und des Nervenkitzels während des Rennens erfuhren die Pferderennen große Beliebtheit und entwickelten durch die Differenzierung zwischen Wettkämpfen mit Pferden, Stuten, Maultieren und Fohlen, Wagen mit zwei oder vier vorgespannten Tieren sowie Unterschieden in den zurückzulegenden Distanzen im Laufe der Jahrhunderte ein facettenreiches Spektrum an Veranstaltungen.55
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1 Vgl. Günther, Rosmarie: Olympia. Kult und Spiele in der Antike. Darmstadt 2004.
2 Vgl. Drees, Ludwig: Olympia. Götter, Künstler und Athleten. Stuttgart/Berlin u.a. 1967.
3 Vgl. Hönle, Augusta: Olympia in der Politik der Griechischen Staatenwelt: von 776 bis zum Ende des 5. Jahrhunderts. Bebenhausen 1972.
4 Vgl. Lämmer, Manfred: Women and Sport in Ancient Greece. A Plea for a Critical and Objective Approach. In: Medicine Sport 14 (1981). S. 16-23.
5 Vgl. Brüggenbrock, Christel: Die Ehre in den Zeiten der Demokratie. Das Verhältnis von athenischer Polis und Ehre in klassischer Zeit (= historische Semantik 8). Göttingen 2006.
6 Vgl. Sinn, Ulrich: Das antike Olympia. Götter, Spiel und Kunst. München 2004.
7 Pomeroy, Sarah B.: Spartan Women. Oxford 2002.
8 Vgl. Kyle, Donald G.: „The Only Woman in All Greece“: Kyniska, Agesilaus, Alcibiades and Olympia. In: Journal of Sport History 30 (2003), S. 183-203.
9 Vgl. Hönle (1972), 29f u. 40.
10 Vgl. Strab. geogr. 8, 355.
11 Vgl. Thuk. I 6,5; Vgl. Günther (2004), 106; Hönle (1972), 30-33.
12 Vgl. Günther (2004), 106; Kyle (2003), 186.
13 Vgl. Thuk. 5, 43 u. 49-50.
14 Vgl. Günther (2004), 107.
15 Vgl. ebd.
16 Vgl. Hönle (1972), 39; Günther (2004), 106.
17 Vgl. Hönle (1972), 128-130.
18 Vgl. ebd., 29 u. 128f.: Entgegen der Domäne im Bereich der Laufagone nahmen die Spartaner an den schwerathletischen Disziplinen (Faustkampf und Pankration) in jener Phase überhaupt nicht teil.
19 Vgl. ebd., 29f. u. 42f.
20 Vgl. ebd., 125-130 Als Grund für den Abriss der Olympionikenreihe bzw. den Schwund der dominierenden Stellung Spartas in den gymnischen Disziplinen wird meist mit der Umgestaltung des Staates argumentiert. Auch Spezialisierung in Lebensweise, Ausbildung und Dauer des Trainings v.a. unter den Krotoniaten, welche die Spartaner Ende des 7. Jh. regelmäßig übertrafen, wird als Grund angeführt (Vgl. Günther (2004), 117).
21 Vgl. Paus. VI 1,1-2: Pausanias berichtet nur von solchen Siegern und deren Statuen, „bei denen selbst etwas Rühmliches zu erzählen ist, oder deren Standbilder besser als die anderer gearbeitet sind“.
22 Vgl. Günther (2004), 37; Vgl. Hönle (1972), 129f.
23 Vgl. Paus. VI 2,1.
24 Vgl. Hönle (1972) 129f.
25 Vgl. Sinn (2004), 188; Brüggenbrock (2006), 157; Drees (1967), 46f.; Kyle (2003), 183.
26 Vgl. Hdt. hist. 6, 70.
27 Vgl. Hönle (1972), 129 u. 151.
28 Vgl. ebd., 130 u. 150-158.
29 Vgl. Brüggenbrock (2006), 143.
30 Vgl. ebd.
31 Vgl. Dean-Jones (1991), 112; Lämmer (1981), 17; Büggenbrock (2006), 146f.
32 Vgl. Lämmer (1981), 21.
33 Vgl. ebd., 17f.
34 Vgl. Xen. Oec. (Hervorhebung durch Verfasser).
35 Vgl. Brüggenbrock (2006), 144.
36 Vgl. Plat. pol. 451d-452c.
37 Lämmer (1981), 21.
38 Vgl. ebd., 20f.; Sinn (2004), 187f.
39 Vgl. Sinn (2004), 187.
40 Vgl. Lämmer (1981), 21.
41 Vgl. ebd.
42 Hönle (1972), 41.
43 Vgl. ebd.
44 Vgl. ebd., 41f.
45 Vgl. Lämmer (1981), 21;
46 Vgl. Plut., Lyk. 14-15; Prop., Carmina III, 14: erwähnt sogar Boxen und Pankration.
47 Aristoph. Lys. 79-83 (Übers. nach L. Seeger).
48 Aristot. pol. 1269b (Übers. nach F. Schwan) (nach Sinn (2004), 187).
49 Vgl. Sinn (2004), 187.
50 Vgl. ebd., 188.
51 Vgl. Kyle (2003), 184.
52 Vgl. Pomeroy (2002), 79; Hönle (1972), 150f.; Kyle (2003), 184.
53 Vgl. Paus. V 16,2-4; Brüggenbrock (2006), 154. Vgl. Lämmer (1981), 19.
54 Vgl. Brüggenbrock (2006), 147.
55 Vgl. Günther (2004), 38; Sinn (2004), 172.