Diagnose Alkoholismus. Wie Kunsttherapie den Suchtdruck mindern und zum Heilungsprozess beitragen kann


Hausarbeit, 2020

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Suchterkrankung - Alkoholismus
2.1 Definition Sucht
2.2 Diagnostische Kriterien
2.3 Alkoholismus als stoffgebundene Sucht/Abhängigkeit
2.4 Pathogenese

3. Therapeutischer Ansatz
3.1 Grundsätzliche Faktoren
3.2 Behandlungsziele

4. Kunsttherapie und ihre Qualitäten
4.1 Kunsttherapie als kreative Alternative
4.2 Ziele der Kunsttherapie
4.3 Kunsttherapeutische Ansätze
4.3.1 „Die Insel“

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Weitere Quellen

1. Einleitung

„Das ist das Problem am Trinken, dachte ich mir, während ich mir einen Drink einschüttete. Wenn etwas Schlechtes passiert, trinkt man um zu vergessen; wenn etwas Gutes passiert, trinkt man um zu feiern; und wenn gar nichts passiert, trinkt man, damit etwas passiert. “

Charles Bukowski (1920 - 1994) Alkohol wird auf der ganzen Welt konsumiert. „Hinsichtlich des Alkoholkonsums liegt Deutschland weiterhin im Spitzenfeld, [...]. Die Zahl der Abhängigen wird konstant wie in den Vorjahren auf 1,5 Millionen (3%) angegeben.“ (Reinecker, 2003, S.304) Konsumiert wird er aus den verschiedensten Gründen. Oftmals im positiv verstärkendem Sinn, z.B. als Ausdruck der Freude über gute Nachrichten, als ritualisierende Handlung bei Empfängen,. . Aber wie Bukowski sagte, dient das Trinken andererseits auch dem Vergessen.

Der Weg in die Sucht ist oft kürzer als die gegenteilige Annahme eines adäquaten Gebrauchs. Am Alkoholkonsum direkt oder an den Folgen, die er mit sich bringt, sterben jährlich ca. 74.000 Menschen allein in Deutschland. (Pressemitteilung DHS, 2019) Anhand der Zahlen ist ersichtlich, dass der anhaltende Konsum von Alkohol oft unterschätzt und verharmlost wird. Vor diesem Hintergrund beschäftige ich mich im Rahmen der Arbeit mit dem Thema Sucht und Alkoholismus als Spezifik inkl. seiner Facetten und führe in diesem Kontext auf das Potential der kunsttherapeutischen Behandlung hin. Ich setze mich so mit der Frage auseinander: Wie kann Kunsttherapie den Suchtdruck mindern und zum Heilungsprozess beitragen?

Zur Erleichterung der Lesbarkeit verwende ich die männliche Form, die hierbei alle Geschlechter impliziert.

2. Suchterkrankung - Alkoholismus

2.1 Definition Sucht

Die wissenschaftliche Literatur umfasst keine einheitliche Definition für den Begriff „Sucht“. Die Ursache liegt in der großen Bedeutungsvielfalt, aus der sich unterschiedliche Betrachtungen aus den soziologischen, medizinischen und psychosozialen Bereichen ableiten lassen. Als Gemeinsamkeit der Definitionsversuche wird ein krankheitswertiges Zustandsbild charakterisiert. Süchte sind prozesshafte Geschehen. (Vgl. Sporschill, 2000, S. 7)

Der sprachliche Ursprung Sucht ist abgeleitet von „siech“ - krank. Bis 1968 wurden Abhängigkeitskranke als süchtig bezeichnet. Auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Terminus Sucht als zu vieldeutig, zu farblos und wenig aussagekräftig ansah, wurde Sucht durch den Begriff Abhängigkeit ersetzt. (Vgl. Bühringer, 2003, S.126)

Die WHO definiert Sucht als Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation, der für das Individuum und/oder auch für die Gemeinschaft schädlich ist und durch den wiederholten Gebrauch von Drogen erzeugt wird. (Vgl. ebd.)

Im DSM V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders - Amerikanisches Klassifizierungssystem) wird seit der Einführung wieder der Begriff „Sucht“ verwandt, da umfassender, ohne scharfe Trennungen vornehmen zu müssen, differenziert werden kann. Die Klassifizierung erfolgt unter dem Begriff Sucht und zugehörige Störungen. (Vgl. Reinecker, 2003, S. 307)

Schneider versteht unter Sucht „eine psychische Störung, welche durch ein unbezwingbares Verlangen und den zumindest periodischen Verlust der Selbstkontrolle über bestimmte Verhaltensweisen gekennzeichnet ist.“ (Schneider, 2017, S.2) Diese sollen eine positive Veränderung des psychischen und körperlichen Befindens herbeiführen, treten dabei aber so massiv auf, dass die betreffende Person in ihren sozialen, psychischen oder körperlichen Funktionen erheblich beeinträchtigt ist und andere Personen dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. (Vgl. ebd.) Außerdem weist er darauf hin, dass in dem Wort „Sucht“ Anteile des Verhaltens und Erlebens vorhanden sind, welche in „Abhängigkeit“ nicht enthalten sind. „Wir sind abhängig von etwas [...], hingegen süchtig nach etwas, [...]. „Abhängig“ klingt eher passiv und hilflos, während „süchtig“ ein aktiv gerichtetes Streben bezeichnet, das mit Gier und Maßlosigkeit unter Inkaufnahme von negativen Nebenwirkungen verbunden ist.“ (Schneider, 2017, S.2) „Der Fachgerechte Begriff zur Beschreibung von Menschen, die unter einem inneren Drang zum Konsum von rauscherzeugenden Substanzen stehen oder Handlungen begehen, um einem inneren Drang nachzukommen, die sie in einen stark erregenden meist euphorischen Zustand versetzen, ist Sucht.“ (Bühringer, 2003, S.128)

Im ICD - 10 wird der Begriff „Sucht“ synonym als Abhängigkeit verwandt und entsprechend der Leitlinien klassifiziert. Es erfolgt hier eine Trennung zwischen Abhängigkeit und schädlichem Gebrauch. (Vgl. Dilling, Mombour, Schmidt, 2000, S.90-100)

2.2 Diagnostische Kriterien

Suchterkrankungen werden nicht unter einer klaren Klassifikation aufgeführt, sondern nach dem ICD - 10 unter F1 als „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen bezeichnet“ und in neun Kategorien unterschieden. (Müßigbrot, Kleinschmidt, Schürmann, Freyberger, Dilling 2014, S.35)

F10 beschreibt die Kategorisierung psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol. Zusätzlich können die Störungen weiter unter F1x. klassifiziert werden, welche das klinische Erscheinungsbild darstellen. Häufig bei Alkoholkonsum sind: die akute Intoxikation, der schädliche Gebrauch, das Abhängigkeitssyndrom, das Entzugssyndrom, das Entzugssyndrom mit Delir und das amnestische Syndrom oder auch Korsakow - Syndrom genannt. Diese werden unter den Kodierungen F1x.0 - F1x.4 und F1x.6 klassifiziert. Darüber hinaus gibt es weitere Unterteilungen welche das klinische Erscheinungsbild mit begleitenden Komplikationen beschreiben. Diese Klassifizierungen werden ebenfalls in neun Kategorien - F1x.00 - 07 - unterteilt. (Vgl. Dilling, et al., 2000, S.90-100)

Als gesicherte Diagnose für eine Abhängigkeitserkrankung gelten unter Berücksichtigung des ICD - 10 sechs Kriterien, von denen innerhalb der letzten Monate mind. drei Merkmale als gesichert aufgetreten sein sollen: der starke Wunsch oder Zwang eine Substanz zu konsumieren, verminderte Kontrollfähigkeit, das körperliche Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion, Toleranz, fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums und der anhaltende Substanzkonsum trotz nachweislich schädlicher Folgen. (Vgl. Lieb, Frauenknecht, Brunnhuber, 2011, S.209) „Am wichtigsten sind bei der Alkoholabhängigkeit Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und Toleranzentwicklung.“ (ebd.) Das DSM V hat die bisherigen Unterscheidungsmerkmale abuse und dependence in eine einzige Störung überführt und definiert so den Schweregrad der Sucht anhand von elf Kriterien. Treffen innerhalb von zwölf Monaten zwei bis drei der Kriterien zu, wird dies als „leichte“Abhängigkeit klassifiziert. Sind es vier bis fünf Kriterien, zählt es zu einer moderaten Abhängigkeit. Treffen mehr als sechs Kriterien zu, wird es als schwere Sucht kategorisiert. (Vgl. Seminar VTG Gesundheit: Sucht, 2020)

Beide Klassifikationssysteme unterscheiden in stoffgebundene und stoffungebundene Süchte. Die stoffgebundene Sucht umfasst illegale Mittel, wie Heroin oder Cannabis und legale Mittel, wie Tabak oder Alkohol.

2.3 Alkoholismus als stoffgebundene Sucht/Abhängigkeit

Alkoholismus ist eine Form der stoffgebundenen Süchte. Mit Behandlungsbeginn ist für die Planung der Interventionen eine Unterscheidung in Abhängigkeit oder Missbrauch notwendig. Missbrauch ist laut Dilling ein schädlicher Gebrauch, welcher einen nachweisbar körperlichen, psychischen oder psychosozialen Schaden, aufgrund eines übermäßigen Konsums verursacht. (Vgl. Dilling, Reimer, 1990/95, S.77) Körperliche Beeinträchtigungen können Schädigungen innerer Organe, die Beeinträchtigung der Gehirnfunktion und des Nervensystems, schwere Schädigungen der Leber, des Herzens oder der Bauchspeicheldrüse sein. Bei langfristigem Alkoholkonsum treten meist psychische Schäden wie Persönlichkeitsveränderungen, das Nachlassen der Konzentrations - und Gedächtnisleistung bis hin zur Demenz, Affektlabilität, oder Depressionen auf. (Vgl. Sporschill, 2000, S.24-25) Ebenfalls ist der Konsum von Alkohol mit „einer erheblich erhöhten Unfallgefahr, einer erhöhten Gewaltbereitschaft und einem erhöhten Selbstmordrisiko verbunden.“ (Reinecker, 2003, S.306) Der Missbrauch von Alkohol ist die Vorstufe zur Sucht und kann nur dann als solcher angesehen werden, wenn nicht bereits eine Abhängigkeit vorliegt. (Vgl. Dilling, et al., 1990/95, S.77)

Jellinek unterscheidet weiter in fünf verschiedene Alkoholabhängigkeitstypen. Der Alphatypus (Problem - und Konflikttrinker) weist eine episodenweise und psychische Abhängigkeit auf, die Fähigkeit zur Abstinenz ist gegeben. Der Betatypus (Gelegenheitstrinker) trinkt übermäßig aber unregelmäßig. Es besteht hier eine soziokulturelle „Abhängigkeit“. Der Gammatypus wird als süchtiger Trinker bezeichnet, der im Entstehungsverlauf erst eine psychische und später eine körperliche Abhängigkeit aufweist. Phasen der Abstinenz sind jedoch möglich. Der Deltatypus (Gewohnheitstrinker) erfährt einen eher rauscharmen, kontinuierlichen Alkoholkonsum und ist psychisch vom Alkohol abhängig. Er ist unfähig abstinent zu werden. Der Epsilontypus (episodischer Trinker / „Quartalssäufer“), weist eine Dipsomanie mit psychischer Abhängigkeit bei gleichzeitiger Fähigkeit zur Abstinenz auf. (Vgl. ebd.)

2.4 Pathogenese

In der Literatur gibt es zur Suchtentstehung multikausale Ansätze. Wissenschaftlich werden zur allgemeingültigen Entstehung von Suchterkrankungen drei Haupteinflussfaktoren diskutiert. Die Abhängigkeit steht in Interaktion mit den genetischen Einflüssen bzw. mit der Persönlichkeit (Individuum, Disposition und Entwicklung), der Wirkung der Substanz/Droge (Angebot, Erreichbarkeit, Wirkung) und mit der Umwelt (Sozialfeld und Gesellschaft). (Vgl. ebd.) Die WHO bezeichnet dieses Zusammenwirken als Trias der Suchtentstehung. Hinweise bzgl. der Persönlichkeit ergeben sich, dass „Abhängigkeitserkrankungen überzufällig häufig bei Mitgliedern derselben Familie beobachtet werden. [...] So wurden bei homozygoten Zwillingen höhere Konkordanzen für die Prävalenz der Alkoholabhängigkeit gefunden als bei heterozygoten Zwillingen [...].“ (Lieb, et. al., 2011, S.207-208) Davon ausgehend, scheint es sich um ein polygenetisches Geschehen zu handeln und genetische Faktoren steuern die Dispositionsentwicklung von Alkoholproblemen mit. Alkoholiker haben keine spezifische prämorbide Persönlichkeitsstruktur/charakterlichen Bezug. Dennoch erscheinen einige „Temperaments - Faktoren“ prädisponierend zu einer Alkoholabhängigkeit. Dazu zählen unter anderem ein erhöhtes Aktivitätsniveau, Impulsivität, Aggressivität, die mangelnde Fähigkeit sich in soziale Strukturen einzuordnen oder dysphorische, suggestible, hysterische Züge. (Vgl. Feuerlein, 1986, S.196) „In vielen Fällen beginnt die Sucht damit, die bereits vorliegende psychische Erkrankung selbst zu „behandeln“. [...] Die psychotrope Substanz wird dann z.B. benutzt, um Spannungs - und Schmerzzustände zu lindern oder Leistung und Selbstvertrauen zu steigern.“ (Lieb, et. al., 2011, S.208) Der Abhängige verstärkt durch den Konsum sein defektes Abwehrsystem und kann so eine Steigerung seines inneren Schutzes (sein Selbstwertgefühl) und seine äußere Sicherheit (der Kontakt zu anderen Menschen) erfahren. (Vgl. Von Spreti, Martinus, Förstl, 2012, S.167) Auch die Lern - und Konditionsprozesse sind bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Abhängigkeitserkrankungen von großer Bedeutung. Jeder Konsum kann als Verhalten verstanden werden, welcher „durch seine Konsequenzen operant konditioniert wird. [...] Insbesondere beim Lernen durch positive Verstärkung spielt das so genannte Belohnungssystem eine bedeutende Rolle.“ (Lieb, et. al., 2011, S.208) In diesem Kontext steht das Suchtmittel. Neurotransmitter (vor allem ß - Endorphine und Dopamin) lösen bei Konsum von Alkohol starke Impulse aus, die im Hirn ein positives Gefühlserleben bewirken. Erzeugt wird eine Ersatzbefriedigung, deren Dauer mit Konsumzunahme nachlässt. Durch den fortgesetzten Gebrauch wird der natürliche Neurotransmitterstoffwechsel gestört, so dass der Körper auf die Zufuhr körperfremder Substanzen angewiesen ist. (Vgl. Schneider, 2017, S.121) „Merkmale der Umwelt lassen sich in Merkmale des familiären bzw. sozialen Nahraums und in Merkmale, die in der Gesellschaft allgemein begründet sind, differenzieren.“ (Sporschill, 2000, S.12) Eine familiäre Gegebenheit kann bspw. die Herkunftsfamilie sein, die den Lernort Nr.1 für Alkoholkonsum darstellt. (Vgl. Feuerlein, Krasney, Teschke, 1991, S.14) Zum sozialen Umfeld gehören vor allem die Peergroups. Der Sozialstatus, der Beruf oder die Wirtschaftslage beinhalten die gesellschaftlichen Merkmale. Allgemeine soziokulturelle Gegebenheiten sind beispielsweise Trinksitten, die Einstellung zur Droge oder die Änderungen gesellschaftlicher Faktoren. (Vgl. ebd. S. 13-14) Veränderungssituationen gehen meist mit psychischem Stress einher. Dieser kann eine Auslösesituation für das Entstehen einer Suchterkrankung sein. „Vorbestimmte psychische Stresssituationen sind die Pubertät/Adoleszenz, das mittlere Lebensalter (Midlife Crisis) und das hohe Lebensalter [...]. In diesen psychischen Stresssituationen zeigt es sich, welche Bewältigungsstrategien ein Mensch hat, wie stark sein psychisches Abwehrsystem ist.“ (Von Spreti, et. al. 2012, S. 167) Ungünstige Umgebungsbedingungen während der Kindheit können dazu führen, dass das Kind nicht ausreichend Bewältigungsstrategien erlernt, um die schwierigen Entwicklungsaufgaben produktiv anzugehen. (Vgl. Reinecker, 2003, S.316)

Der Erklärungsansatz der „4M“ des Norwegers Kolstad beschreibt die Entstehung der Sucht durch die Ursachenbündelung der Aspekte Mensch, Mittel, Milieu und Markt. Kolstad übernahm das Trias Modell der WHO und differenzierte den Faktor Umwelt in Milieu und Markt aus, wodurch die Hervorhebung und Skandalisierung der ökonomischen Gesetze des (legalen und illegalen) Drogenhandels als Ursachenaspekt gewonnen wurde. (Seminar VTG Gesundheit: Sucht, 2020)

Die Entwicklung der Alkoholabhängigkeit unterschied Jellinek in vier Stadien - die Präalkoholische Phase, die Prodromalphase, die Kritische Phase und die chronische Phase. Im Durchschnitt beträgt die Dauer des Durchlaufens der Phasen sechs bis zwölf Jahre. (Vgl. Lieb, 2012, S.211) In der Präalkoholischen Phase werden die positiven Eigenschaften des Trinkens erfahren, wie bspw. der Spannungsabbau oder der Ausgleich von Stimmungsschwankungen, etc.. Die Prodromalphase wird durch gieriges Trinken, ständiges Denken an Alkohol und amnestische Lücken charakterisiert. In der kritischen Phase beginnt die Wesensveränderung und es kommt zur Häufung von Kontrollverlusten sowie zur starken psychischen Abhängigkeit. Diese Phase endet schließlich in der chronischen Phase. Hierbei treten prolongierte Räusche, beginnende Alkoholintoleranz und morgendliche Entzugserscheinungen auf. (Vgl. Reinecker, 2003, S.311)

3. Therapeutischer Ansatz 3.1 Grundsätzliche Faktoren

Beim Alkoholismus handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Die Form der Therapie muss je nach Stadium der Erkrankung individuell auf den Patienten zugeschnitten werden. Interventionen bei schädlichem Gebrauch zielen auf die Beratung und Aufklärung im Sinne eines gesunderhaltenen Umgangs mit Alkohol ab. Bei Missbrauch und Abhängigkeit ist ein möglicher Behandlungsansatz eine qualifizierte Entzugsbehandlung - oft im stationären Rahmen - mit Entgiftung des Körpers und möglicher Einleitung weiterer Behandlungsmaßnahmen im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung (med./soz. Rehabilitation) mit Therapieangeboten, wie Musiktherapie, Kunsttherapie, Arbeits-/Ergo-/Sporttherapie, Gesprächsgruppen. Die Zielsetzung besteht in der Stabilisierung der körperlichen und seelischen Abstinenz. Voraussetzung für die Abhängigkeitsbehandlung ist die Motivation zur Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit und den Ursachen der Entstehung sowie der Veränderung. Kontextgebunden ist ein wesentliches Merkmal die Krankheitseinsicht und Anerkennung sowie die Annahme der biopsychosozialen Unterstützung. Davon abgleitet ergeben sich hieraus die Aufgaben für die Helfer im Suchthilfesystem. (Vgl. Lieb, 2012, S.217) „Behandlung und Betreuung sind für lange Zeit notwendig.“ (Winter, Stoiber, Engel, 1987, S.137) Die Behandlung lässt sich in vier Phasen unterteilen: Kontaktphase, Entgiftungsphase, Entwöhnungsphase und Nachsorgephase. Die Phasen dienen der Wiederherstellung oder Stärkung von Resilienzen (optimistisch sein, Situation akzeptieren, zu Lösungen kommen, Opferrolle verlassen, Verantwortung ergreifen, Kontakte entwickeln, Zukunft planen) (Vgl. Seminar VTG Gesundheit: Sucht, 2020) Innerhalb der Kontaktphase erfolgt die Klärung der Situation des Kranken und die Motivation zur Einleitung weiterer Therapiemaßnahmen. Bei Auftreten von Entzugserscheinungen und eventuellen Komplikationen erfolgt eine Entgiftung. Die Entwöhnungsphase findet mehrere Monate ambulant oder stationär statt. „Eine parallel laufende Problemanalyse geht auf zu Grunde liegende psychische Beeinträchtigungen und Störungen (Klärung von Komorbidität) und soziale Schwierigkeiten ein; [...].“ (Reinecker, 2003, S.321) Während der Nachsorgephase müssen alle Beteiligten, wie der Arzt, die Beratungsstelle, familiäre Bezugspersonen, etc. eng zusammenarbeiten. Der Patient soll wieder soziale Kontakte aufbauen, neu eingeübte Lebensformen stabilisieren und neue Interessen finden. (Vgl. Feuerlein, Krasney, May, 1988, S.25-26)

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Diagnose Alkoholismus. Wie Kunsttherapie den Suchtdruck mindern und zum Heilungsprozess beitragen kann
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
17
Katalognummer
V957949
ISBN (eBook)
9783346306371
ISBN (Buch)
9783346306388
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sucht, Alkoholismus, Kunsttherapie
Arbeit zitieren
Denise Sporschill (Autor:in), 2020, Diagnose Alkoholismus. Wie Kunsttherapie den Suchtdruck mindern und zum Heilungsprozess beitragen kann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/957949

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