Die Relevanz des Falls Biermann für die Gegenwart wird in der Bedeutung des Rechts auf Selbstbestimmung deutlich, welches durch die Unterbindung der freien Meinungsäußerung Biermanns, durch das Publikations- und Auftrittsverbot von 1965, und durch seine Ausbürgerung am 16.11.1976 massiv beschränkt wurde und gerade für Schüler der Oberstufe essenzieller Bestandteil des Erwachsenwerdens ist. Zudem ist der Umgang mit Kritikern auf politischer Ebene durch den Entzug der Akkreditierung eines CNN-Journalisten durch das Weiße Haus besonders aktuell. Mit dem Berufs- und Auftrittsverbot von 1965 beginnt für Biermann die Zeit als „staatlich anerkannter Oppositioneller“. Anders als von staatlicher Seite erhofft, führten die intensivierten Überwachungsmaßnahmen durch das MfS in der Folge aber weder zur Isolation noch zu wirtschaftlicher Not Biermanns, vielmehr sorgten sie für eine Intensivierung seines künstlerischen Schaffens. Ausgehend von dieser Situation wird Biermann durch seine Provokationen für das SED-Regime zunehmend zu einem Ärgernis, da sie ihn, aufgrund seiner zunehmenden Popularität, weder wegsperren noch auf andere Art und Weise zum Schweigen bringen konnten.
Inhaltsverzeichnis
- Bemerkungen zur Lerngruppe
- Curriculare Einordung
- Relevantes Eingangsverhalten
- Didaktische Entscheidung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Stunde zielt darauf ab, die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR am 16. November 1976 zu analysieren und die Hintergründe dieser Entscheidung aus Sicht der SED zu beleuchten. Die Stunde betrachtet die Situation aus der Sicht von Biermann und der SED und fördert die Auseinandersetzung mit der Nachvollziehbarkeit der Entscheidung.
- Die Ausbürgerung von Wolf Biermann als Einschnitt im Verhältnis zwischen Staat und Künstlern in der DDR.
- Der Umgang mit Kritikern und die Bedeutung des Rechts auf Selbstbestimmung.
- Die Spannungsverhältnisse zwischen Staat und Individuum in der DDR und die Rolle des MfS.
- Die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Ausbürgerung: SED-Propaganda vs. künstlerische Kritik.
- Die Legitimität der Ausbürgerung aus Sicht der SED und die Kritik an Biermanns "feindseligem Auftreten".
Zusammenfassung der Kapitel
Der Entwurf der Examenslehrprobe beleuchtet die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR. Es wird der Kontext der Situation in der DDR und die Rolle des MfS beschrieben. Die Stunde analysiert die Begründung der SED für die Ausbürgerung und die Sichtweise Biermanns auf diese Entscheidung. Die Quelle, ein Zeitungsartikel aus der SED-Zeitung „Neues Deutschland“, wird eingehend analysiert, um die Argumentationslinie der SED zu verstehen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Examenslehrprobe sind: Ausbürgerung, Wolf Biermann, DDR, SED, MfS, Staatsbürgerliche Pflichten, Künstlerische Kritik, Zeitungsartikel, „Neues Deutschland“, Propaganda, Selbstbestimmung, Kritik, Staat, Individuum, Legitimität.
- Citation du texte
- StR Christoph Grave (Auteur), 2018, Die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann am 16. November 1976. Eine aus zeitgenössischer Sicht nachvollziehbare Entscheidung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/958224