Immanuel Kant - Leben und historischer Hintergrund


Exposé (Elaboration), 2000

9 Pages, Note: 2+ (12 Pun


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

1. Historischer Hintergrund

2. Jugend-, Schul- und Universitätsjahre

3. Kant und Königsberg

4. Kant und die Französische Revolution

5. Äußere Lebensumstände

6. Königsberg - Kaliningrad

7. Bibliographie

8. Quellenverzeichnis

1. Historischer Hintergrund

Das 17. und 18. Jahrhundert war das Zeitalter des Absolutismus in Europa. Absolutismus war eine Regierungsform der Monarchie, die eine straffere Verwaltung, geordnete Finanzverhältnisse und die Aufstellung stehender Heere verfolgte. Diese Regierungsform schränkte den Regenten nicht durch Mitwirkungs- oder Kontrollorgane ein, sondern er besaß die alleinige Herrschaftsgewalt, d. h. stand als Träger der Souveränität über den Gesetzen.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts milderten viele europäische Fürsten die Willkür ihrer absolutistischen Herrschaft hin zu einem aufgeklärten Absolutismus, das heißt u. a., das Strafrecht wurde gemildert (z. B. Abschaffung der Folter), die Leibeigenschaft wurde aufgehoben, Pressefreiheit eingeführt, Schul- und Bildungswesen wurden verbessert, Toleranz gefordert. Das Volk erhielt jedoch noch keine Mitbestimmung. Vertreter des aufgeklärten Absolutismus in Deutschland waren Friedrich Wilhelm I. (auch "Soldatenkönig" genannt) und Friedrich II. ("der Große") von Preußen.

In Frankreich wurde der Absolutismus durch die Französische Revolution von 1789, im übrigen Europa im Lauf des 19. Jahrhunderts in z. T. schweren Verfassungskämpfen beseitigt.

Als Gegengewicht zum Absolutismus trat die Aufklärungsbewegung hervor, eine geistige Strömung, die das 17. Jahrhundert, mehr noch das 18. Jahrhundert beherrschte. In ihr haben fast alle modernen politischen Bewegungen, z. B. die Demokratien des Westens und der Sozialismus des Ostens, ihren Ursprung. Sie ging von England aus und verbreitete sich über ganz Europa und Nordamerika und wurde vorwiegend vom Bürgertum getragen. Der Mittelpunkt der Aufklärung lag in großen Städten und Universitäten.

Ziel dieser Aufklärungsbewegung war es, die menschliche Fähigkeit zu stärken, selber zu denken und sich damit von den Vorurteilen zu befreien, die durch die traditionellen Autoritäten, also Kirche und Adel, verbreitet und aufrecht erhalten wurden. Die Aufklärer führten einen erbitterten Kampf gegen Aberglauben, Fanatismus, Intoleranz, Täuschung und Volksverdummung.

Ihre größte Wirksamkeit hatte die Aufklärung in Frankreich, wo Charles de Montesquieu (1689 - 1755) die Gewaltenteilung als Prinzip des inneren Staatsaufbaus vertrat und Jean-Jaques Rousseau (1712 - 1778) Volkssouveränität1und Abkehr von den Zwängen der feudalen Gesellschaft forderte (allgemeine Ziele der Aufklärungsbewegung).

Zwei bedeutende Vertreter der deutschen Aufklärung waren Christian Wolff (1689 - 1754) (Einleitung) und Immanuel Kant (Abschluss und Überwindung des Aufklärungszeitalters). Kant zählte außerdem zu den führenden Köpfen der europäischen Aufklärung.

In seiner Schrift "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" (1784) definierte Kant diese als "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit".

2. Jugend-, Schul- und Universitätsjahre

Immanuel Kant war einer der größten Denker des Abendlandes und hat wie kaum ein anderer die Neuzeit geprägt. Er wurde am 22.04.1724 in Königsberg/Ostpreußen als viertes von elf Kindern eines Sattlers geboren. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Seine Mutter, fromm und für höhere Bildung aufgeschlossen, hatte einen starken Einfluss auf ihn. Sie war Anhängerin des Pietismus, einer Bewegung, die - besonders in Deutschland - Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Protestantismus hervorging. Pietismus ist abgeleitet aus lat. pietas und bedeutet Frömmigkeit. Die Angehörigen forderten die geistige Erneuerung der Kirche, d. h. eine an der Bibel orientierte gefühlsbetonte Frömmigkeit, und wurden daher auch spöttisch als Pietisten (Frömmler) bezeichnet.

Kants Mutter wurde ihrerseits von dem Königsberger PietistenFranz Albert Schultzbeeinflusst, der u. a. Professor für Theologie und später Direktor des Collegium Fridericianum (Friedrich-Gymnasium) war. Schultz war für die früheste Entwicklung Kants sehr wichtig, denn seiner Mutter gelang es, Schultz für die Erziehung ihres Sohnes zu interessieren. Sie war es auch, die "sein Herz für die Eindrücke der Natur öffnete". Kants Mutter starb, als er 13 Jahre alt war.

Mit Schultz Unterstützung kam Kant auf das Collegium Fridericianum, das er neun Jahre lang, von 1732 bis 1740, besuchte. Die Schule war streng pietistisch ausgerichtet. Der Unterricht begann täglich mit einer halbstündigen Morgenandacht und einer weiteren Stunde Katechismusunterricht. Ferner gab es noch weitere - täglich wechselnde - religiöse Pflichtveranstaltungen für die Schüler. Kant äußerte später, "ihn überfiele Schrecken und Bangigkeit, wenn er an jene Jugendsklaverei zurückdächte". Seine Begabung für die Philosophie, die zweifellos schon damals vorhanden war, wurde dort allerdings nicht gefördert. Das Collegium unterrichtete lediglich allgemeinbildend (z. B. Mathematik, Geographie, Sprachen - vor allem Latein - mit bis zu 20 Wochenstunden) und vorbereitend auf die Universität. Dank des sehr ausführlichen Lateinunterrichts hatte Kant die Fähigkeit, bis ins hohe Alter lange Passagen römischer Klassiker zu rezitieren.

1740 nahm Kant 16-jährig sein Studium an der Albertina auf, der 1544 gegründeten Königsberger Universität. Zuerst wandte er sich der Theologie (nicht gesichert) zu, dann aber orientierte er sich um und besuchte die philosophische Fakultät, die einen Querschnitt durch zahlreiche Wissensgebiete bot: Altsprachliche Fächer, Mathematik, Logik und Metaphysik, Praktische Philosophie, Naturlehre, Poesie, Beredsamkeit und Geschichte. Auch in diesem Lebensabschnitt gab es einen Menschen, der die Persönlichkeit Immanuel Kants stark beeinflusst hat. Es warMartin Knutzen, Extraordinarius für Logik und Metaphysik, der ein Schüler des AufklärersChristian Wolffwar. Ihm verdankt Kant fast seine ganzen philosophischen und mathematischen Kenntnisse. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler war persönlich-freundschaftlich. Durch Knutzen kam Kant mit Newtons Naturtheorie in Berührung. Seine Beziehung zu Knutzen war so eng, dass Kant die Bibliothek seines Lehrers uneingeschränkt benutzen durfte. Knutzen zeigte Kant den Weg, auf dem er nicht nur Nachbeter, sondern Selbstdenker werden konnte.

Durch Immanuel Kant erlangte die Universität in Königsberg ihren besten Ruf. Sein späteres Wirken dort zog die fortschrittlich gesinnte Jugend nach Königsberg, so z. B. Herder und Fichte.

Seine Universitätsstudien beendete Kant im Jahre 1746 ohne Examen, was durchaus üblich war in der damaligen Zeit. Allerdings reichte er zu diesem Zeitpunkt seine erste philosophische Arbeit beim Dekan der Philosophischen Fakultät ein, die die"Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte"behandelte. 1746 verstarb auch sein Vater, so dass von Seiten der Familie keinerlei finanzielle und materielle Unterstützung mehr zu erwarten war. Da Kant, wie viele Akademiker seiner Zeit, von Beginn an über keine wirtschaftlichen Reichtümer verfügte, arbeitete er nach Beendigung seines Studiums neun Jahre lang als Hauslehrer bei drei verschiedenen begüterten Familien in der unmittelbaren Umgebung Königsbergs, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

1755 promovierte Kant mit einer lateinischen Abhandlung "Über das Feuer" zum "Magister" (Doktor der Philosophie). Um die Lehrberechtigung an einer Hochschule zu erhalten, musste er noch eine Habilitationsschrift vorlegen, ebenfalls in lateinischer Sprache. Mit dieser Schrift wurde er dann im gleichen Jahr Privatdozent für Philosophie an der Universität Königsberg. Kant erhielt kein staatliches Gehalt. Er finanzierte sich nur durch die Vorlesungsgebühren der Studenten sowie durch private Stunden, die er zusätzlich gab, und der Honorare für seine Publikationen, die aber nicht regelmäßig erschienen.

Er hielt Vorlesungen u. a. in Mathematik, Naturlehre, Anthropologie, Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Theologie, philosophischer Enzyklopädie, Pädagogik und physischer Geographie2. Seine Kenntnisse fremder Länder gewann er ausschließlich aus dem Studium von Büchern, ohne die Länder jemals besucht zu haben. Durch Kants Vorlesungen in physischer Geographie wurde die Erdkunde zur Wissenschaft erhoben und verlies den Boden der Reiseberichte.

Alle seine Vorlesungen waren stets gut besucht. Zur Veranschaulichung: Im Jahre 1775 hörten 45 Studenten seine Lesungen über Logik, fünf Jahre später, 1780, waren es schon 100. Auch die schwierigere Materie der Metaphysik hatte solch einen Anstieg zu verzeichnen: Von 30 Hörern im Winter 1775/76 auf 70 im Jahre 1780/81. An diesen Zahlen lässt sich seine steigende Beliebtheit erkennen, zumal an der Universität in dieser Zeit nur ca. 200 Studenten eingeschrieben waren.

Zu seinen Schülern sagte Kant: "Sie werden bei mir nicht Philosophie lernen, aber -philosophieren, nicht bloß Gedanken zum Nachsprechen, sonderndenken". Veranlassung zu dieser Bemerkung war, dass er bloßes Nachbeten nicht mochte. Die Erziehung zu selbständigem Denken sah er als seine Hauptaufgabe an. Hier setzte er das Werk seines Lehrers Martin Knutzen fort. Ferner mochte er es nicht, wenn die Studenten in seinen Vorlesungen mitschrieben, denn es störte ihn, dass dabei Unwichtiges zu Papier gebracht und Wichtiges überhört wurde.

Er blieb 15 Jahre lang Magister. Im Jahre 1756 bewarb er sich zum ersten Mal um eine Professur. Es handelte sich um die außerordentliche Professur für Mathematik und Philosophie, die nach dem Tode seines Lehrers Knutzen zu besetzen war. Diese Bewerbung hatte aber keinen Erfolg, weil auf Beschluss der preußischen Regierung die außerordentlichen Professorenstellen kurz vor Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763) bis auf weiteres nicht mehr besetzt werden sollten. Zwei Jahre später unternahm er den nächsten Versuch. Diesmal ging es um die ordentliche Professur für Logik und Metaphysik an der Königsberger Universität. Diese Stelle musste trotz des Krieges wiederbesetzt werden. Darüber hatten die Russen zu entscheiden, die zu dieser Zeit die Provinz Preußen besetzt hielten. Obwohl er alle Voraussetzungen für eine Professur erfüllte3, ging er auch diesmal wieder leer aus. Ein Mitbewerber, der schon längere Zeit Privatdozent war, wurde ihm vorgezogen. Eine dritte Professur, die ihm 1764 angeboten wurde, lehnte er u. a. deswegen ab, weil dem Inhaber dieser Professur für Poesie die Aufgabe zufiel, alle möglichen Gelegenheitsgedichte zu verfassen, die recht zahlreich zu halten waren. Schließlich nahm Kant im Alter von 42 Jahren eine Stelle als Unterbibliothekar an der Königlichen Schloßbibliothek an, die ihm ein dauerhaftes und bescheidenes Einkommen garantierte.

Kant war sehr heimatverbunden. Berufungen mit erheblichen Honorarangeboten an auswärtige Hochschulen, die ihm mehrmals unterbreitet wurden (z. B. Erlangen [12/1769] und Jena [01/1770), wurden von ihm abgelehnt, da "Ziel seines akademischen Wirkens gleichzeitig das Ziel seines Lebens sei", d. h. er wollte seine ostpreußische Heimat nicht verlassen, sondern in seinem "Vaterlande" versorgt werden. Dies hat er 1770 in einem Brief4an Friedrich den Großen bekannt. Gleichzeitig schrieb er auch noch an den preußischen Kriegs- und Etatminister von Fürst und Kupferberg, worin er diesen um Unterstützung seiner Bewerbung um die Professur für Philosophie bat. Am 31.03.1770 ernannte der König ihn per Kabinettsordre zum "Professor Logices et Metaphysices Ordinarius" (Ordentlicher Professor für Logik5und Metaphysik6). Es war die gleiche Professur, für die er zwölf Jahre zuvor nicht berücksichtigt wurde. Dies war aber nicht darauf zurückzuführen, dass man seine Bedeutung nicht erkannt hätte. Die Besetzung der Professuren erfolgte nach Dienstrang und Alter. Dafür behielt er diesen Lehrstuhl aber auch 34 Jahre lang bis zu seinem Tod. Da die Besoldung für die Professorenstelle nicht übermäßig hoch war (nur 166 Taler und 60 Groschen/Jahr), arbeitete er zwei weitere Jahre in der Königlichen Schloßbibliothek und gab diese Stelle erst 1772 auf. Mit der Ernennung zum ordentlichen Professor begann seine eigentliche philosophische Schaffensperiode, die u. a. zu seinen drei "Kritiken" führte. Bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte er vorwiegend naturwissenschaftliche Schriften und kleinere philosophische Abhandlungen.

In späteren Jahren war er u. a. mehrfach Dekan der Philosophischen Fakultät, zweimal (1786 und 1788) Rektor der Universität Königsberg und ab 1792 Senior der philosophischen Fakultät sowie der gesamten Akademie, was mit einer weiteren Verbesserung seiner Einkünfte verbunden war. 1786 wurde Kant auch zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt.

3. Kant und Königsberg

Kant und Königsberg sind gleich alt. In Kants Geburtsjahr 1724 wurden die drei Teil-Städte Königsberg (Altstadt), Löbenicht und Kneiphof aus verwaltungsrechtlichen Gründen zur Stadt Königsberg zusammengefasst. Königsberg war die Hauptstadt Ostpreußens, das seit 1660 souveräner Bestandteil des Kurfürstentums Brandenburg war. Die Stadt an der Pregelmündunglerlebte durch Handel und Schifffahrt einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Vor allem englische und holländische Schiffe liefen die Hansestadt an. Königsberg hatte eine eigene Börse, große Werftanlagen, Tuchfabriken, Sägewerke, Mühlen und Brauereien. Kants Freunde und Bekannte kamen vorwiegend aus der Königsberger Kaufmannschaft. Dass sie nicht aus dem Wirkungsbereich der Universität kamen, verwundert ein wenig, da diese doch sein primäres Lebensumfeld war.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763), den Friedrich der Große als Präventivkrieg zum Schutz des angeblich von Österreich geraubten Schlesiens führte, unterstand Königsberg der Herrschaft der russischen Zaren in St. Petersburg. In Folge der Kriegshandlungen hatte die Stadt unter großen wirtschaftlichen Schäden zu leiden.

Immanuel Kant war nie "vollwertiger Bürger seiner Stadt", denn das älteste noch erhaltene "Bürgerbuch der Stadt Königsberg" (1746 - 1809) führt ihn nicht als solchen auf. Das hat jedoch lediglich juristische Bedeutung. Außer den Angehörigen der Universität waren z. B. auch Geistliche, Rechtsanwälte, Ärzte, Lehrer, Buchhändler und Apotheker, ja sogar Angehörige des Friseurhandwerks und noch weitere Personen7der Gerichtsbarkeit8der Universität zugeordnet und nicht der des Magistrats9. Aus diesem Grunde zählten sie alle nicht als Bürger Königsbergs. Bürgerrechte erwarben sie nur durch den Erwerb eines bürgerlichen Grundstücks oder des Betriebs eines bürgerlichen Gewerbes - in der Regel erreichten sie dies durch Heirat oder Erbschaft. Allerdings ist Kant durch seine Immatrikulation 1740 und sein 1783/84 erworbenes Haus Zeit seines Lebens akademischer Bürger in Königsberg geblieben.

4. Kant und die Französische Revolution

Karl Marx bezeichnete die Kant'sche Philosophie als "die deutsche Theorie der französischen Revolution". Die Philosophie Kants, der als Begründer der klassischen deutschen Philosophie verstanden wird, wurde im Wesentlichen von der ideologischen Vorbereitungsphase der Französischen Revolution von 1789 - 1795, aber auch durch die deutschen Verhältnisse beeinflusst. In dieser Zeit sind seine drei großen Werke entstanden: 1781 erschien die"Kritik der reinen Vernunft"(1. Auflage). Nach zehn- bzw. zwölfjähriger gedanklicher Vorarbeit hat Kant sie in nur wenigen Monaten zu Papier gebracht. Sie umfasst die Logik und Erkenntnistheorie Kants. 1788 folgten dann die"Kritik der praktischen Vernunft"(Ethik) und 1790 - während der Französischen Revolution - die"Kritik der Urteilskraft"(Ästhetik). Kant war der erste deutsche Philosoph, der seine großen Werke nicht in französischer oder lateinischer, sondern in deutscher Sprache verfasste.

Selbst Heinrich Heine schrieb noch einige Jahrzehnte später, dass die "Kritik der reinen Vernunft" die geistige Revolution in Deutschland einleitete und mit den Vorgängen in Frankreich große Parallelen aufwies.

Kant fühlte sich einerseits als Weltbürger, als Kosmopolit, im Hinblick auf seine Philosophie, andererseits als preußischer Untertan bezüglich seiner Lebensführung. Er gilt als Wegbereiter des Deutschen Idealismus, der wiederum als eine der Quellen des Marxismus-Leninismus anzusehen ist.

Die Revolution in Frankreich erweckte unter den progressiven10Kräften des deutschen Bürgertums erhebliche Hoffnungen auf eine Überwindung der absolutistischen Feudalherrschaft, darum bekannten sich bedeutende deutsche Dichter (z. B. Goethe, Schiller, Klopstock, Wieland) zu den Ideen der Französischen Revolution, nämlich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Einige von ihnen begriffen jedoch nicht die Notwendigkeit der Differenzierung der Klassen (Proletariat und Bourgeoisie) im Verlauf der Ereignisse, sowie die zu Beginn auftretende Radikalisierung der Bewegung, und wandten sich bald wieder von ihr ab.

Demgegenüber gehörte Kant zu denen, die trotz anfänglicher Skepsis in Bezug auf die gewaltsamen Methoden der Revolution die enorme geschichtliche Bedeutung dieser Umwälzung erkannten. Er sah in den revolutionären Ereignissen einen Versuch zur Schaffung einer bürgerlichen Gesellschaft und verstand sie als Ankündigung eines neuen Zeitalters. Im Jahre 1793 setzte jedoch auch bei ihm große Enttäuschung über die Revolutionsbewegung ein, nachdem er von der Hinrichtung Ludwigs des XVI. und dessen Frau Marie Antoinette erfuhr, er verleugnete allerdings auch dann nicht seine Bewunderung für die Revolution.

Kant befürwortete politisch die republikanische Idee; darunter verstand er, wie Montesquieu, die Trennung der ausführenden von der gesetzgebenden Gewalt. In diesem Sinne billigte er auf der einen Seite bestimmte Forderungen der Französischen Revolution, auf der anderen Seite lehnte er allerdings künftige Revolutionen und Kriege ab als "höchste und strafbarste Verbrechen im gemeinen Wesen, weil sie dessen Grundfeste zerstören". Für die philosophische Begründung rechtsstaatlicher Prinzipien in Deutschland wurden seine Lehren so wichtig, dass er rückblickend weithin als geistiger Vater des Rechtsstaatsideals angesehen wird.

Nach der Erstürmung der Bastille (1789) folgten im weiteren Verlauf des Geschehens u. a. die Abschaffung aller Feudalrechte und die Verkündung der Menschen- und Bürgerrechte. Die Französische Revolution schuf die Voraussetzungen für die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und verhalf dem Gedanken des Nationalstaats zum Durchbruch.

5. Äußere Lebensumstände

Kant war von kleiner Statur, nur 157 cm. Sein Knochenbau war deformiert. Auch waren seine Nerven anfällig und er insgesamt so empfindlich, dass sogar eine frisch gedruckte Zeitung ausreichte, bei ihm einen Schnupfen auszulösen. Deshalb achtete er sorgfältig darauf, nicht krank zu werden.

Im Laufe der Jahre wechselte Kant häufig seine Wohnungen, weil ihn u. a. der Krach seiner Mitmenschen störte oder auch nur Naturgeräusche seine empfindlichen Trommelfelle reizten und ihn beim Denken beeinträchtigten. Er suchte absolute Ruhe und fand sie wohl erst in seinem 1783/84 erworbenen Haus, das er mit Köchin und Diener bezog. Kant war in seinen Altersjahren ein wohlhabender Mann und keineswegs geizig, aber er hasste Verschwendung.("Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß"). Er war sehr spartanisch eingerichtet. Er besaß wenig Mobiliar. In jüngeren Jahren, als er noch keinen eigenen Hausstand hatte, waren seine Habseligkeiten schnell verstaut. Der einzige Wandschmuck in seinem Studierzimmer war ein Bild des französischen Philosophen und Aufklärers Jean-Jaques Rousseau, dessen Werk "Emile" (1762) , ein Erziehungsroman, von Kant regelrecht "verschlungen" wurde, er sogar, wie man sagt, die Zeit für seine Spaziergänge darüber vergaß.

In seinen Magisterjahren besuchte Kant nach den Vorlesungen gerne das Kaffeehaus. Er trank dort Tee und spielte Billard. Auch seine Mittagsmahlzeiten nahm er in einem Gasthaus zu sich, in dem u. a. hohe Militärangehörige und Kaufleute verkehrten, die oft auch nur seinetwegen kamen. Manchmal war er auch abends dort, pflegte sich zu unterhalten oder Karten zu spielen. Auch Theaterbesuche gehörten zu seinem Leben.

Kant blieb Junggeselle, obwohl er kein erklärter Feind der Frauen gewesen ist. Zweimal erwog er sogar eine Heirat, doch durch sein Zögern entschieden sich die Frauen anders. Kant hat später gesagt, als man ihn auf seine Ehelosigkeit ansprach: "Da ich eine Frau brauchen konnte, konnt' ich keine ernähren; und da ich eine ernähren konnte, konnt' ich keine mehr brauchen". Seine Zurückhaltung in Sachen Ehe bewirkte jedoch nicht, dass er die Gesellschaft von Frauen mied. Die Gräfin Keyserling, eine geistvolle und gebildete Frau, auch in philosophischer Hinsicht, bezeichnete Kant als Zierde ihres Geschlechts und verehrte sie aufrichtig.

Im fortgeschrittenen Alter ging Kant dann dazu über, einen streng geregelten Tagesablauf einzuhalten: Morgens um 5 Uhr stand er auf, zu jeder Jahreszeit. Dann Ankleiden, eine Tasse Tee, dazu eine Pfeife (die einzige des Tages). Dann begannen die Vorlesungen um 7 Uhr bzw. 8 Uhr und dauerten ca. 2 - 3 Stunden. Diese fanden jetzt in Kants eigenem Haus statt, was durchaus üblich war in der damaligen Zeit. Danach widmete er sich der Lektüre. Das Mittagessen, es war die einzige Mahlzeit des Tages, nahm Kant immer um 1 Uhr mit ausgewählten Freunden ein. Es konnte sich über mehrere Stunden hinziehen. Bei diesen Treffen lehnte Kant es aber ab, über Philosophie zu diskutieren, sondern zog es vor, über allgemeine Themen reden, z. B. die politischen Verhältnisse, Neuigkeiten in der Stadt usw. Danach ging er spazieren. Mal allein, mal mit Freunden. Es heißt, dass die Zeiten, zu denen er seinen Spaziergang aufnahm, so regelmäßig waren, dass die Königsberger Bürger ihre Uhren danach stellen konnten. Den Tag beendete Kant mit Arbeit und Nachdenken und ging dann um 10 Uhr zu Bett.

1794 kam Kant zum ersten- und auch einzigen Mal in seinem Leben mit der preußischen Zensurbehörde in Berührung. Der Nachfolger Friedrich des Großen, König Friedrich Wilhelm II., setzte die Entwicklung zum aufgeklärten Rechtsstaat nur bedingt fort u. a. mit dem Erlass des "Preußischen Allgemeinen Landrechts" (ALR). Es umfasste mehr als 19 000 Einzelparagraphen, die einen Kompromiss zwischen aufgeklärter Freiheit und altständischer Gesellschaft darstellten. Das ALR bestand im Wesentlichen unverändert bis zur Verabschiedung des heutigen BGB im Jahre 1900 fort. Gleichzeitig setzte er aber der aufgeklärten Toleranz seiner Vorgänger mit dem Religionsedikt ein Ende. In einem Erlass drückte König Friedrich Wilhelm II. sein Missfallen Kant gegenüber aus, weil in dessen Schrift"Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft"einige Hauptlehren der Heiligen Schrift und des Christentums verunglimpft würden. Um diesem Konflikt zu entgehen, versicherte Kant in einem Gegenbrief, künftig zu diesem Thema zu schweigen. Dieses Versprechen war allerdings begrenzt und nach dem Ableben des Monarchen nahm Kant seine Gedanken hinsichtlich der Religionskritik wieder auf.

1796 stellte Kant seine Lehrtätigkeit wegen zunehmender Altersschwäche ein. Fünf Jahre später (1801) schied er aus dem akademischen Senat aus. Die letzten Lebensjahre Kants waren geprägt von körperlichem und geistigem Verfall. Er zog sich zurück und empfing auch keine Gäste mehr. Er selbst fühlte sich nutzlos, weil er nicht mehr in der Lage war, seine Gedanken sammeln und schriftlich niederzulegen. Kant verließ in den letzten zwei Jahren seines Lebens das eigene Haus nicht mehr. Sein Freund und späterer Biograph Jachmann kümmerte sich um ihn und pflegte ihn, zusammen mit Kants jüngster Schwester. Kant starb am 12.02.1804 in seiner Heimatstadt Königsberg und wurde 14 Tage später im Professoren-Gewölbe des Königsberger Doms bestattet. Über dem Grab brachten Bürger aus Königsberg eine Gedenktafel mit einem Spruch aus Kants "Kritik der praktischen Vernunft" an, die folgenden Wortlaut hatte:

"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt:

Der bestirnte Himmelüber mir und das moralische Gesetz in mir".

Kants Grabmal in Kaliningrad steht heute unter Denkmalschutz.

6. Königsberg - Kaliningrad

Das nördliche Ostpreußen mit Kants Geburtsstadt Königsberg wurde 1945 annektiert und als Gebiet Kaliningrad der RSFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) eingegliedert. Das Gebiet Kaliningrad war von 1946 bis 1991 russische Enklave zwischen der sowjetischen Unionsrepublik Litauen und Polen. Seit der Unabhängigkeit Litauens im Jahre 1991 ist Kaliningrad nunmehr russische Exklave, d. h. es ist nur noch über fremdes Staatsgebiet zu erreichen. Kaliningrad ist heute, nachdem es Jahrzehnte sowjetisches militärisches Sperrgebiet war, wieder für Besucher offen und lädt ein, auf den Spuren Kants zu forschen.

7. Bibliographie

Kants Werke lassen sich in drei grobe Phasen einteilen:

1. in die vorkritische Phase

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. in die kritische Phase

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. in die nachkritische Phase

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das letzte, unvollendet gebliebene Manuskript Kants befindet sich seit dem vergangen Jahr (1999) im Besitz der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Die 290 Seiten umfassende Originalschrift ist unter dem Namen "Opus postumum" bekannt. Es wurde für einen deutlich siebenstelligen Betrag von einem Privatsammler erworben.

8. Quellenverzeichnis

- Apel/Ludz, Philosophisches Wörterbuch, 6. Auflg., 1976 · Anzenbacher, Einführung in die Philosophie · Drescher,Siegfrid,Wer war Kant?
- Borowski, L. E., Jachmann, R. B. und Wasianski, E. A. Ch., Drei zeitgenössische Biographien
- Gause, Fritz/Lebuhn, Jürgen, Kant und Königsberg bis heute, 1989 · Gulyga, Arsenij,Immanuel Kant, 6. Auflg. 1990
- Kant, Immanuel, Briefwechsel, 2. erweiterte Auflg. 1972,
- Schultz, Uwe, Rowohlts Monographien - Kant, 23. Auflg. 1997
- Stern-Jahrbuch, Deutschland - deine Denker, 1. Auflg. 1979
- Störig, Hans Joachim, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, 1998 · Thom, Martina, Immanuel Kant, Ausgabe 1978
- Vorländer, Karl,Immanuel Kants Leben, 3. Auflg., 1974
- Weber-Fas, Prof. Dr. Rudolf, Geistiger Vater der Rechtsstaatlichkeit, ZRP 1999, Heft 11, S. 461 ff.
- Zeeden, Ernst Walter, Europa im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung
- Bertelsmann InfoRom 98/99
- Deutsches Rechtslexikon, Bd. 1, 2. Auflg. 1992 · Meyers großes Taschenlexikon
- Schülerduden Philososphie · Internetrecherche:
- Werner Stark, Kant in Königsberg [Uni Marburg] o Wilfried Krauß, Kant-Seiten
- Zitatenlexikon

[...]


1 Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.

2 Geographie = griech. Erdbeschreibung, physische Geographie (Physiogeographie) ist ein Hauptzweig der allgemeinen Geographie und umfasst Geomorphologie, Klimatologie, Hydrographie und Biogeographie (Pflanzen- und Tiergeographie).

3 Dreimal über eine gedruckte Abhandlung zu disputieren ==> Disputation: wissenschaftliches Streitgespräch mit Opponent (Gegner im Redestreit; opponieren: entgegnen, widersprechen, sich widersetzen, gegenüberstellen) und Respondent (respondieren: aus dem lat. veraltet für antworten, entsprechen, widerlegen).

4 Anderer Ansicht: Fritz Gause/Jürgen Lebuhn, Kant und Königsberg, wonach es generell keinen Briefwechsel zwischen Fr. d. Großen und Kant gegeben hat. Zitat: "... nie Briefe miteinander gewechselt. Der Philosoph unter den Königen hat den König der Philosophen nicht beachtet" (S. 116).

5 Lehre vom folgerichtigen Denken, Grundlage und Voraussetzung jeden richtigen Denkens.

6 Teilgebiet der Philosophie, das sich mit Dingen beschäftigt, die hinter der Natur stehen.

7 Alle Soldaten nebst Familien, Mitglieder der französischen Kolonie, Bewohner privilegierter Häuser.

8 Befugnis zur Rechtsprechung.

9 Stadtverwaltung

10 Stufenweise fortschreitend, sich entwickelnd, fortschrittlich.

Fin de l'extrait de 9 pages

Résumé des informations

Titre
Immanuel Kant - Leben und historischer Hintergrund
Cours
Hauptseminar: Zur Ästhetik Jean Pauls
Note
2+ (12 Pun
Auteur
Année
2000
Pages
9
N° de catalogue
V95856
ISBN (ebook)
9783638085342
Taille d'un fichier
366 KB
Langue
allemand
Mots clés
Immanuel, Kant, Leben, Hintergrund, Hauptseminar, Jean, Pauls
Citation du texte
Anja Uhrmann (Auteur), 2000, Immanuel Kant - Leben und historischer Hintergrund, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95856

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