Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Bertram Rosenberg

Eine Lehranalyse


Trabajo de Seminario, 2017

29 Páginas


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Organisatorisch-didaktische Ausgangsanalyse
1.2. Institutionelle und curriculare Vorgaben
1.3. Räumliche und technische Rahmenbedingungen
1.4. Prüfungsmodus
1.5. Zeitliche Rahmenbedingungen
1.6. Bisheriger Unterricht

2. Fachlich-wissenschaftlicher Inhalt der geplanten Unterrichtseinheiten
2.1. Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Bertram Rosenberg
2.2. Fünf Axiome nach Watzlawick
2.3. Verbale, nonverbale und paraverbale Kommunikation

3. Didaktische und methodische Planung
3.1. Begriffsdefinition
3.2. Didaktische Prinzipien / Modelle
3.3. Medienplanung
3.4. Methodenwahl und Didaktische Planung
3.5. Lernziele und Taxonomie-Stufen
3.5.1. Überprüfen der Lernziele
3.6. Lehrziele

4. Literaturverzeichnis

5. Abkürzungsverzeichnis

6. Anlage
6.1 Feindesign

1. Organisatorisch-didaktische Ausgangsanalyse

Für die Lehrveranstaltung (LV) „Kommunikation“ mit dem Thema „gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall Bertram Rosenberg (2012) ist die Planung von zwei Unterrichtseinheiten vorgesehen. Rosenbergs Erkenntnisse wurden von der Wirtschafts-Mediatorin, Unternehmerin und Coach Liane Faust und dem Unternehmer, Trainer und Coach Andreas Basu (2015) zusammengefasst und sind Themenschwerpunkte des Unterrichts. Walter Simon (2009) beschreibt die fünf Stufen der Kommunikation nach Paul Watzlawick (2000). Watzlawick und Samy Molcho (2013) erkannten beide die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation. Die verbale, nonverbale und verbale Kommunikation fließen in das Unterrichtsthema ein. In der organisatorisch-didaktischen Ausgangsanalyse werden neben der allgemeinen Beschreibung der LV die institutionellen und curricularen Vorgaben und Ziele beschrieben. Außerdem wird auf die Zielgruppe, auf die Vorkenntnisse der TeilnehmerInnen (TN) und den darauf abgestimmten Inhalt eingegangen. Die Prüfungsmodalitäten werden in der organisatorisch-didaktischen Ausgangsanalyse ebenso angeführt, wie auch die technischen, zeitlichen und räumlichen Rahmenbedingungen.

Allgemeine Angaben zur Lehrveranstaltung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2. Institutionelle und curriculare Vorgaben

An der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) in ----- erwerben die TN eine allgemeine, fachliche, soziale und persönlichkeitsorientierte Bildung. Diese Ausbildung qualifiziert die Lernenden zur Berufsausübung in der Sozialbetreuung. Im Zuge der Qualifizierungsmaßnahme wird ein besonderer Wert darauf gelegt, dass die Wissensvermittlung an die Lernenden nicht nur aus der Sicht der Wissenschaften, sowie ExpertInnen erfolgt, sondern dass die Sichtweisen der Lernenden miteinbezogen werden. Die SOB in Österreich ist modular aufgebaut und in zwei Qualitätsniveaus gegliedert. Der Ausbildungszweig ist in Ganztagesform oder nebenberuflich für Berufstätige zu absolvieren, in zweijähriger Fach- oder dreijähriger Diplomausbildung. Es stehen vier mögliche Schwerpunktsetzungen zur Verfügung:

- Altenarbeit (mit integrierter Pflegassistenz und PA-Ausbildung),
- Familienarbeit (nur auf Diplomniveau)
- Behindertenarbeit (mit integrierter PA-Ausbildung),
- Behindertenbegleitung (mit dem Ausbildungsmodul “Unterstützung bei der Basisversorgung“).

Die Lernenden erzielen bis zum Ende der Ausbildung vierzehn Kompetenzen in vier diversen Lernbereichen. Meyer (2014) bezeichnet Kompetenz als Fähigkeit, durch Lernen und Erfahrung erworbenes Wissen und Können in immer wieder neuen Handlungssituationen selbständig, verantwortungsbewusst und situationsangemessen anzuwenden (ebd. 2014: 148). Zu erzielende Kompetenzen in der SOB sind:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(SOB Lehrplan 2005: 9f)

In der SOB ist ein Rahmenlehrplan vorgegeben. Im Lehrplan berücksichtigt sind Freiraum, Veränderungen und Neuerungen in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft sowie einzelne Lehrplaninhalte. Diese Aspekte sind an die schulspezifischen Zielsetzungen anzupassen.

Der Unterricht und die begleitenden Praktika sollen dazu dienen, ein einfühlsames Verstehen, rasches Erfassen von Situationen sowie ein sachgemäßes Handeln zu entwickeln und zu stärken. Die Verknüpfung des Wissens in Theorie und Praxis stehen im Vordergrund. Die Lehrenden sind miteinander vernetzt, halten Absprachen miteinander, um einen fächerübergreifenden Unterricht gewährleisten zu können.

Neben der Förderung und Vermittlung von Werthaltungen, ist die Vermittlung der oben genannten Kompetenzen von Bedeutung. Die Methodenvielfalt unterstützt den offenen, kooperativen Lernprozess. Die Lehrenden achten in der Unterrichtung auf eine Gleichstellung der Geschlechter. Unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen haben ihren Platz im Unterricht.

In der SOB ist in allen Unterrichtsfächern auf einen korrekten Sprachgebrauch, eine entsprechende Fachterminologie und eine Sprach- und Schreibrichtigkeit zu achten (Lehrplan SOB 2005: 3-39).

Für den Unterricht in der Kommunikation gilt als Bildungs- und Lehraufgabe, dass die SchülerInnen

- ihre soziale Kompetenz vertiefen
- grundlegende Kommunikationstheorien kennen und anwenden können
- Gesprächsführungstechniken anwenden können
- Methoden der Konfliktlösung kennen und anwenden können
- die Selbst- und Fremdwahrnehmung in sozialen Gruppen schulen
- zu kritischer Beurteilung des eigenen Sozialverhaltens finden
- Bereitschaft zur Verhaltensänderung entwickeln
- Teamfähigkeit erlangen
- Gruppenprozesse erkennen und Konfliktlösungskompetenz erwerben
- zur selbständigen Problemlösung fähig sind

Folgende Kompetenzen aus den Allgemeinen Bildungszielen sind hier besonders anzustreben:

K1 - Personale Kompetenz

K2 - Soziale Kompetenz

K3 - Reflektierte Haltung

K5 - Wahrnehmen-Verstehen-Handeln

K6 – Anregen und Begleiten von Entwicklungsprozessen

K9 - Kooperation mit Betroffenen / Umfeld

K11 - Methoden effizient anwenden

K12 - Rahmen kennen und nutzen

Der Lehrstoff setzt sich in der Fachausbildung und Diplomausbildung folgend zusammen:

Fachausbildung:

− Grundlagen der Kommunikation und der Gesprächsführung
− Analyse von Gruppenprozessen, Gruppendynamik
− Gesprächsführung mit Klient/innen und ihrem Umfeld
− Beratung in Alltagssituationen
− Feedback-Kultur
− Moderation und Präsentation
− Teamarbeit
− Konflikte und ihre Bewältigung
− Spannungen und Aggressionen in der Gruppe
− Spezielle Kommunikation mit Menschen mit verschiedenen Krankheitsbildern und Behinderungsformen
− Präsentationstechnik und Besprechungskultur

Diplomausbildung:

− Vertiefung der Beratungskompetenz
− Vertiefung der Konfliktlösungskompetenz
− Kommunikationsstrukturen in Organisationen und Systemen
− Moderation, Leiten von Gruppen
− Unterstützte Kommunikation (SOB Lehrplan 2005: 9f)

Der Lehrauftritt findet in der Klasse --- statt. Die SchülerInnen der Klasse befinden sich im ersten Ausbildungsjahr der Fachausbildung mit den Schwerpunkten: Altenarbeit, Behindertenarbeit und Pflegeassistenz.

Diesen Lehrgang absolvieren 18 TN im Alter von 17 bis 52 Jahren. Wenn es die Lehrenden als sinnvoll erachten (ist themenabhängig), wird mit der gesamten Klasse im „Teamteaching“ gearbeitet, d. h. zwei LehrerInnen erarbeiten mit den Lernenden gemeinsam diverse Themenbereiche.

Im Unterrichtsfach Kommunikation und in weiteren Unterrichtsfächern, wie z. B. im praktischen Pflegeunterricht oder im Ethik-Unterricht findet meist eine Klassenteilung statt. So wird mit der Hälfte der Gruppe in separaten Räumen gearbeitet. Jedes Team wird von einer Lehrperson unterrichtet, um einen intensiveren Austausch und besseren Lernerfolg zu gewährleisten. Auch im Rahmen des Lehrauftritts ist eine Gruppenteilung vorgesehen. Alle TN der Gruppe (ein Mann und acht Frauen) verfügen über sehr gute Deutschkenntnisse. Die Lernenden sind zwischen 18 und 42 Jahre alt und haben keinen Migrationshintergrund.

1.3. Räumliche und technische Rahmenbedingungen

Die für den Unterricht von der SOB bereitgestellte Räumlichkeit ist ca. 60 m2 groß. Im Klassenzimmer stehen zwei Tische und zehn Stühle zur Verfügung. Nicht benötigte Sessel und Tische werden derweil zur Seite gestellt. Der Unterrichtsraum ist mit mehreren Fenstern ausgestattet. Dadurch entsteht eine helle und angenehme Raumatmosphäre.

Die Raumgröße lässt eine Positionierung der Sessel im Halbkreis zu. Der Bewegungsspielraum für die praktischen Übungseinheiten ist gegeben. Die Klasse befindet sich im ersten Obergeschoß. Folgende Medien werden von der Institution zur Verfügung gestellt und stehen für den Unterricht bereit:

- Ein Whiteboard mit Whiteboard-Stiften,
- 1 Beamer, 2 Flip Charts sowie
- 4 farbige Flip Chart-Marker und Papier.

1.4. Prüfungsmodus

Die Prüfungsmodalitäten wurden am Beginn der Lehrveranstaltung mit den Auszubildenden besprochen. Voraussetzung für eine positive Bewertung im Unterrichtsfach Kommunikation ist eine 80%ige Anwesenheit der TN. Die Mitarbeit zählt 50% und eine schriftliche Reflexion macht weitere 50% der Notenzusammensetzung aus. Die schriftliche Reflexion sollte drei Din A4-Seiten betragen. Das wurde mit den TN kommuniziert Die Vorgaben bzgl. der schriftlichen Reflexionsarbeit wurden mit den Lernenden ebenso im Vorfeld besprochen: Die Schriftform ist Areal oder Calibri, die Schriftgröße 11-12 Pt. und der Zeilenabstand: 1,5 Zeilen. Die TN können auf diese Weise ihr erworbenes Wissen reflektieren, hinterfragen und eigene Ideen zu den Themenbereichen des Unterrichtsfaches niederschreiben. Die Abgabe der Reflexion ist am letzten Unterrichtstag der Lehrveranstaltung Kommunikation angesetzt.

1.5. Zeitliche Rahmenbedingungen

An der SOB in --- gibt es aus organisatorischen Gründen variable Unterrichtszeiten. Unterrichtungen erfolgen gebündelt in zwei Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten. Der Kommunikationsunterricht wird meist auch in drei oder vier UE zu je 45 Minuten abgehalten.

Der Unterricht zum Thema „Kommunikation“ ist in vier UE zu je 45 Minuten geplant und erfolgt im Anschluss an zwei Kommunikations-UE, die mit der gesamten Klasse stattfanden. Für den Lehrauftritt sind zwei UE reserviert, die wieder mit der geteilten Gruppe durchgeführt werden. Um 11.30 Uhr beginnt der Unterricht und er endet um 13.00 Uhr. Nach den vier Kommunikations-UE haben die Auszubildenden Unterrichtsfrei.

1.6. Bisheriger Unterricht

Die Lernenden hatten bereits Lehrveranstaltungen zu den Themenbereichen:

Gesundheits- und Krankenpflege, Hygiene, Palliativpflege, Politische Bildung, Berufskunde und Ethik, Religion, Deutsch, lebende Fremdsprache, Gerontologie, Haushalt und Ernährung, Aktivierung und kreativer Ausdruck sowie Humanwissenschaftliche Grundbildung. Außerdem erfolgten bereits UE in Psychohygiene und Supervision, aber auch in Lebens, Sterbe- und Trauerbegleitung. Die TN verfügen bereits über ein Vorwissen in Bezug auf Kommunikation und über die gewaltfreie Kommunikation.

Im Unterrichtsfach „Kommunikation“ erhielten die Lernenden bisher folgende Informationen:

Der Begriff „Kommunikation“ wurde erläutert. Einige Kommunikationsmodelle, wie jenes von Friedemann Schulz von Thun wurde ebenso schon ein thematisiert. Der geplante Unterricht schließt an zwei UE in der Kommunikation an. In diesen beiden vorherigen UE erhielt die gesamte Klasse Informationen im Bereich der Medienpädagogik.

2. Fachlich-wissenschaftlicher Inhalt der geplanten Unterrichtseinheiten

Das Unterrichtsthema für die zwei UE des Lehrauftritts ist die „gewaltfreie bzw. friedvolle Kommunikationsmethode nach Marshall Bertram Rosenberg“. Die Vermittlung der verbalen, paraverbalen und nonverbalen Kommunikationskanäle ist eingeplant. Diese sollen anhand von Fallbeispielen geübt werden. Außerdem werden die Axiome von Paul Watzlawick besprochen. Im Anschluss daran wird das Wissen der TN rund um die gewaltfreie Kommunikation evaluiert.

2.1. Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Bertram Rosenberg

(Verwendung eines Handouts) Marshall Rosenberg wurde 1934 Ohio geboren, übersiedelte mit seiner Familie im Kindesalter nach Detroit, wo er bald Zeuge von Rassenunruhen wurde. Diese und andere frühe Gewalterfahrungen bewirkten seiner Meinung nach, dass er sich intensiver mit Themen der Gewaltbewältigung auseinandersetzte. Im Jahr 1961 promovierte Rosenberg als klinischer Psychologie an der Universität in Wisconsin und arbeitete als Mediator und Kommunikationstrainer in Schulen und ähnlichen Einrichtungen. Er entwickelte, unter Einbeziehung der Ideen von Carl Rogers und Mahatma Gandhi, die Gewaltfreie Kommunikation und vermittelte diese seit Beginn der 70er Jahre an Eltern, Pädagogen, Polizisten, Manager, Anwälte, Gefangene, politische Führer etc. in unterschiedlichen Ländern (Stangl 2017c).

In der Kommunikationsmethode nach Rosenberg (2012) werden zwei Bereiche unterschieden: Die wertschätzende Kommunikationsform ist symbolisch als Giraffe dargestellt und die kritisierende Variante wird als Wolf veranschaulicht. Die Giraffensprache beinhaltet folgende vier Kategorien:

- Beobachtung,
- Gefühle,
- Bedürfnisse und
- Bitte.

Ein bestimmter Themenbereich bzw. Konflikt wird in dieser Kategorie derart bearbeitet, indem das Problem beobachtend wahrgenommen wird (Beobachtung), die Gefühle darüber geäußert werden (Gefühle), die Bedürfnisse aufgezeigt werden (Bedürfnisse), und um eine konkrete Handlung gebeten wird (Bitte).

- Die Wolfssprache zeichnet ein Verhalten aus, das analysiert, kritisiert, interpretiert und bewertet.

Der Wolf engagiert sich mit kraftvoller Stimme für die Erfüllung seiner Bedürfnisse. Wer Giraffenohren aufsetzt, hört die Anliegen des Wolfes heraus. Wer die Giraffensprache trainiert, gelangt zu einer achtsamen und klaren Ausdrucksweise, die besser wahrgenommen wird. Wolf und Giraffe stehen nicht für Gut und Böse, sondern für einen unterschiedlichen Ausdruck bzw. Wahrnehmung von Gefühlen und Bedürfnissen. Die Schwierigkeiten dieses Modells bestehen darin, dass Rosenberg sein Modell nicht nur für die eigene Situation, sondern auch für die des anderen anwendet: Was sind dessen Gefühle, Bedürfnisse und – verborgene – Bitten? Er sieht in Kritik, Schuldzuweisungen und "Gewaltsprache" immer ein Eingeständnis der Schwäche des anderen (ebd. 2017c).

Was spricht für Gewaltfreie Kommunikation?

Eine Studie der „tirol kliniken“ zeigt auf, dass jeder vierte Patient bereits Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt war. Ein Viertel der Patienten litt aktuell unter Gewalt. Bei 60% war der Partner der Täter (Keine Zeitung 2017: 9).

- Mehr als 50 Prozent aller Projekte verfehlen ihre Ziele aufgrund zwischenmenschlicher Probleme besagt die Chaos Studies, Standish Group.

- Die aktuelle Scheidungsrate beträgt in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt 50 Prozent.
- Nur 15 Prozent der Angestellten fühlen sich mit ihrem Arbeitgeber vereint. 85% der Arbeitnehmer macht Dienst nach Vorschrift oder hat nach Forschungsergebnissen des Gallup Institut 2012 schon innerlich gekündigt.
- Der Anteil der Menschen, die über Mobbing, Stress und Burnout am Arbeitsplatz klagen, steigt.
- Der Vorteil von Gewaltfreien Kommunikation ist, dass sie übersichtlich und aufgrund ihrer Kategorien sofort anwendbar ist. Es ist nicht erforderlich, dass der Gesprächspartner auch die Regeln der Gewaltfreien Kommunikation kennt.
- Die Methode ist unabhängig von Kultur und Rahmenbedingungen.
- Diese Methode wurde unter härtesten Bedingungen erprobt, z. B. bei Stammeskonflikten in Ruanda, in Kriegsgebieten auf dem Balkan oder in Afghanistan. Bei ManagerInnen, PolizistInnen, ÄrztInnen, AnwältInnen etc. und bei Kindern ist diese Methode anwendbar.
- Voraussetzung für die Kommunikationsform ist eine wertschätzende Haltung.

Ist es möglich, Gewalt in Konflikten zu vermeiden? Basu und Faust (2015) sagen dazu „Ja“ und beziehen sich auf William Ury (2000). Dieser verweist auf Forschungsergebnissen von Paläontologen, die erkannten, dass erst seit 10.000 Jahre Gewalt zur Konfliktlösung angewendet wird. Im Vergleich dazu herrscht 2 Millionen Jahre eine friedliche Koexistenz unter Menschen (Basu, Faust 2015: 6-15).

Gewaltfreie Kommunikation kann als verbaler oder nonverbaler Interaktionsprozess angesehen werden, der ein gegenseitiges Verständnis zum Ziel hat.

2.2. Fünf Axiome nach Watzlawick

Simon (2009) bezieht sich auf die Erkenntnisse von Watzlawick (2000) und zeigt auf, dass Kommunikation nicht nur auf die bzw. den EmpfängerIn einwirkt, sondern dass es eine zwischenmenschliche SenderIn-EmpfängerIn-Beziehung in der Kommunikation gibt. Diese Kommunikationstheorie entwickelte er aufgrund seiner Erkenntnisse über die Störungen der zwischenmenschlichen Kommunikation. Er meinte damit all jene Störungen, die Kommunikationsbeeinträchtigend wirken und zu Missverständnissen führen, zu einer Entfremdung und einem gegenseitigen Unverständnis der GesprächspartnerInnen führen (Simon 2009: 22). Watzlawick (2000) fand wiederum heraus, dass sich die menschliche Kommunikation in folgende fünf Stufen einteilen lässt:

1. Der Mensch kann nicht nicht kommunizieren.

Neben dem Gesagten, kommunizieren Menschen auch mit Gesten und Mimik. Auch jegliches Handeln und Nichthandeln hat für ihn Mitteilungscharakter. Jede noch so passive Körpersprache stellt Kommunikation dar, da jedes Verhalten kommunikativen Charakter hat. Verhalten besitzt kein Gegenteil. Man kann sich also nicht nicht verhalten und somit auch nicht nicht kommunizieren. Alles Gesagte und auch nicht Gesagte hat einen Bedeutungsinhalt.

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.

Jede gesendete Mitteilung hat einen Inhalt. Zusätzlich zum Inhalt wird noch eine weitere Information ausgesendet.

3. Die Interpunktion der Ereignisfolge definiert die Beziehung.

Ein Anfangspunkt wird durch den jeweiligen Gesprächspartner gesetzt.

4. Kommunikation kann digital oder analog erfolgen.

Eine zwischenmenschliche Kommunikation kann eindeutig (digital) oder verschlüsselt erfolgen, mittels nonverbaler Kommunikation (Mimik, Gebärde, Blick) oder paraverbaler Kommunikation (Tonfall, Sprachstil).

5. Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär.

Der Verlauf der Kommunikation hängt davon ab, ob die Beziehung der beiden GesprächspartnerInnen auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit beruht. Zwei charakterähnliche AkademikerInnen sprechen z. B. auf derselben Wellenlänge, während ein extrovertierte Führungsperson mit einem introvertierten Teammitglied andere kommunikative Voraussetzungen erfüllt (ebd. 2009: 24-30).

2.3. Verbale, nonverbale und paraverbale Kommunikation

Krämer und Quappe (2006) erwähnen in ihrem Buch die Forschungsergebnisse des amerikanischen Psychologen Albert Mehrabian, der erkannte, dass für das Verstehen einer Information mehrere Kommunikationskanäle beteiligt sind:

- verbale Kommunikation 7 Prozent à Inhaltsebene (das gesprochene Wort, Inhalt, Sprache)
- paraverbale Kommunikation 38 Prozent (Tonfall, Betonung, Artikulation)
- nonverbale Kommunikation 55 Prozent à Beziehungsebene (Auftreten, Bewegung, Mimik, Gestik) (Krämer, Quappe 2006: 113).

Ein Teil von Mehrabians Theorie wurde mittlerweile von einigen Seiten widerlegt. Bestätigt ist dennoch, dass die Beziehungsebene um ein Vielfaches stärker wahrgenommen wird als die Sachebene. Nach Watzlawick (2003) bedeuten

- Beziehungsebene: Auf welche Art und Weise kommuniziere ich mit anderen? (Emotionen, Ängste, Sympathie oder Antipathien, Erwartungen) und
- Sachebene: Welche Inhalte, Argumentationen oder Informationen vermittle ich? (Sachen, Projekte, Organisationsprobleme und Leistungsziele).

Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse verweist auf die Bedeutung der Kommunikationsebenen, die anhand des Eisberg-Modells dargestellt werden können. Dem Eisberg-Modell liegt die Idee zugrunde, dass die wörtliche Aussage in unserer Kommunikation, gleich wie bei einem Eisberg, nur zu einem kleinen Teil wahrgenommen wird (20 Prozent). Der wesentlich größere Teil (80 Prozent) bleibt unter der Wasseroberfläche verborgen (Hesse et al. 2020: o. S.).

Als paraverbale Kommunikation werden Botschaften bezeichnet, die individuelle Eigenschaften des Sprechers (Stimmeigenschaften und Sprechverhalten) zusammenfassen. Diese Form der Kommunikation beinhaltet das ganze Spektrum der Stimme: Wie ist die Stimmlage (hoch/tief, tragend/zitternd), die Lautstärke (angenehm/unangenehm, laut/leise), die Betonung einzelner Wörter oder Satzteile, das Sprechtempo (schnell/langsam), die Artikulation (deutlich/undeutlich) und die Sprachmelodie (eintönig/moduliert/singend). Übers Telefon oder Radio ist paraverbale Kommunikation gut erkennbar. Menschen übermitteln im direkten Austausch etwa ein Drittel der Botschaft über die Stimme. Gemeinsam mit der nonverbalen Kommunikation macht das rund 90 Prozent der gesamten Nachricht aus. Die Verbale Kommunikation wir zu 10 Prozent vom Gegenüber wahrgenommen. Die schriftliche Kommunikation (Brief, Email, SMS) lässt sich großteils dem verbalen Anteil zuordnen (Stangl o. J. a: o. S.).

Körpersprache ist eine Form der nonverbalen Kommunikation. Der Schauspieler, Regisseur, Pantomime und Bestsellerautor Samy Molcho beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Dechiffrierung von Körpersprache. Er meint, diese ist die erste Sprache des Menschen, sie ist erlernbar und lässt oft, wie die verbale Sprache, eine Standes- bzw. Schichtzugehörigkeit erkennen. Die Körpersprache zu erlernen und die Erkenntnisse anzuwenden, führen zu weniger Missverständnissen und zur verbesserten Kommunikation (Molcho 2013: 9-10). (Handout à Ende)

3. Didaktische und methodische Planung

In diesem Abschnitt wird die didaktische und methodische Planung der beiden Unterrichtseinheiten beschrieben. Die didaktischen Modelle, Medienplanung und Methodenwahl werden aufgezeigt, die in die Unterrichtung einfließen. Die Darstellung der Lehr- und Lernziele sowie die Lernziel-Kontrolle bilden den Abschluss der Unterrichts-Planung.

3.1. Begriffsdefinition

Die Begriffe Didaktik und Methodik stehen in der Pädagogik immer einheitlich nebeneinander. Der Begriff Didaktik stammt aus dem Griechischen und hat eine 2.500 Jahre alte Geschichte. Damit wird die Lehrkunst bezeichnet, die gesamte Wissenschaft vom Lehren und Lernen. Dieser Begriff umfasst sowohl die pädagogischen Ziele und Inhalte als auch die Organisation der vorhandenen Lernbedingungen und unterstützenden Lernhilfen (Oelke, Meyer 2014: 13-18). Die Bezeichnung „Methode“ stammt ebenso aus dem Griechischen und bedeutet: „Wege, um etwas zu erreichen“.

Den Begriff „Planen“ beschreibt Hilbert Meyer als Vorwegnahme von Entscheidungen durch die intelligente Verknüpfung von Einzelmaßnahmen zu Handlungsketten. Er definiert in der Unterrichtsplanung fünf Schritte: Die Analyse der Ausgangslage, die Zielplanung, die Handlungs- oder Maßnahmenplanung, die Unterrichtung selbst und die Auswertung der Lernergebnisse (Meyer 2014: 98f).

3.2. Didaktische Prinzipien / Modelle

Die Lehrende entscheidet sich für eine handlungsorientierte Unterrichtsform. Meyer (2014) beschreibt den handlungsorientierten Unterricht als einen ganzheitlichen und schüleraktiven Unterricht. Die zwischen der Lehrkraft und den Lernenden vereinbarten Handlungsprodukte leiten die Organisation des Unterrichtsprozesses. So können Kopf- und Handarbeit der SchülerInnen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander gebracht werden (ebd. 2014: 360).

Die „Themenzentrierte Interaktion (TZI)“ nach Ruth C. Chon (1981) dient als Kommunikationsmodell. Dieses Modell gibt vor, dass Menschen in einer Gruppe gemeinsam eine Aufgabe erfüllen und sowohl lebendig als auch befriedigend lernen können. Dazu ist die Balance

- zwischen Fühlen, Denken und Handeln des Einzelnen (ICH),
- der Interaktion von Personen (WIR),
- dem gemeinsamen thematischen Anliegen (ES) und
- den Rahmenbedingungen wie Arbeitsräume, Ruhe, Lärm, allgemeine Ausstattung etc. (GLOBE) von entscheidender Bedeutung.

Die Leistungen der Gruppe steigen, wenn alle MitgliederInnen gut in Form sind, sich arrangieren und respektieren. Die Bereitschaft zur Mitarbeit soll gegeben sein und die Rahmenbedingungen passen.

[...]

Final del extracto de 29 páginas

Detalles

Título
Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Bertram Rosenberg
Subtítulo
Eine Lehranalyse
Universidad
University of Applied Sciences Feldkirchen  (Gesundheit und Soziales)
Curso
Lehrauftritt
Autor
Año
2017
Páginas
29
No. de catálogo
V961071
ISBN (Ebook)
9783346311269
ISBN (Libro)
9783346311276
Idioma
Alemán
Palabras clave
kommunikation, marshall, bertram, rosenberg, eine, lehranalyse, friedvoll, verbal, watzlawick, Molcho, Schulz von Thun
Citar trabajo
Andrea Gundolf (Autor), 2017, Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Bertram Rosenberg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/961071

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