Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Verhältnis von Anthropologie, Pädagogik und Aufklärung und erörtert, in welcher Form sie sich wechselhaft bedingen. Die These dabei ist, dass aufklärerischen Prozessen immer ein gewisses Menschenbild zugrunde liegt bzw. eine Änderung des Menschenbilds immer aus aufklärerischen Prozessen resultiert. Dieser Gedanke ist angelehnt an Marian Heitgers Leitsatz: "Alle Pädagogik verweist auf eine Anthropologie." Damit ist gemeint, dass die Absichten, die Erziehung verfolgt, immer davon abhängen, was dem Menschen als eigentümlich, ihm zukommend oder ihm zumutbar verstanden wird. Heitger definiert in seinem Text: "Menschenbild und Menschenbildung" Anforderungen an ein Menschenbild, die erfüllt werden müssen, damit Pädagogik überhaupt stattfinden kann.
Im folgenden soll geprüft werden, ob Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild, welches dem Menschen Mündigkeit und Demokratiefähigkeit zuspricht, durch aufklärerische Prozesse erreicht wurden bzw. überhaupt erreicht werden können.
Die Vorgangsweise hierzu gestaltet sich so, dass zu Beginn des Textes die anthropologische Wende beschreiben wird, die sich in der griechischen Antike ereignet hat. Gestützt auf Texte von Plato wird versucht zu erörtern, wie sich das Denken beziehungsweise die Denkmuster der Menschen in dieser Zeit veränderten und damit der Grundstein zum wissenschaftlichen Denken gelegt wurde. Anschließend wird das neuzeitliche Denken belichtet und erörtert, wie Philosophen wie Decartes und Kant die Trennung von erkennendem Subjekt und erkanntem Objekt darlegten und die Frage nach den Möglichkeiten menschlicher Erkenntnis stellten. Davon ausgehend wird gezeigt, dass sich in der jüngeren Vergangenheit erneut eine Wende im Denken vollzog.
Bedingt durch große Fortschritte in der Technik begann der Siegeszug der Naturwissenschaften und damit etablierte sich eine technische Sicht auf die Welt. Diese technische Weltsicht wirkte sich auch auf die Anthropologie aus. Große Fortschritte in der Biologie und Medizin hatten zur Folge, dass der Mensch ein anderes, neues Verhältnis zu seiner Umwelt und sich selbst entwickelte. Die Trennung zwischen geistiger und materieller Welt vollzog sich nun vollständig. Horkheimer und Adorno legten dies in ihrem Werk "Die Dialektik der Aufklärung" dar und analysierten präzise die Gefahren der Aufklärung und konnten zeigen, dass mit ihr immer ein rückschreitendes Moment einhergeht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sokratische Wende
- Trennung zwischen Subjekt und Objekt
- Der moderne Mensch und sein Verhältnis zur Natur
- Die wichtige Frage nach dem Menschenbild
- Kritik an der Aufklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das Verhältnis von Anthropologie, Pädagogik und Aufklärung und deren wechselseitige Bedingtheit. Die Arbeit analysiert, wie aufklärerische Prozesse ein bestimmtes Menschenbild voraussetzen oder verändern. Im Zentrum steht die Frage, ob Marian Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild, das Mündigkeit und Demokratiefähigkeit ermöglicht, durch aufklärerische Prozesse erreicht wurden oder werden können.
- Die sokratische Wende und die Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens
- Die Trennung von Subjekt und Objekt in der neuzeitlichen Philosophie
- Der Einfluss der Naturwissenschaften auf das Menschenbild
- Kritik an der Aufklärung und deren Gefahren
- Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild und deren Übereinstimmung mit dem aktuellen Weltbild
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Diese Einleitung beschreibt die Zielsetzung der Seminararbeit, nämlich das Verhältnis von Anthropologie, Pädagogik und Aufklärung zu untersuchen. Die These der Arbeit ist, dass aufklärerische Prozesse immer ein bestimmtes Menschenbild voraussetzen oder verändern und dass Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild, welches dem Menschen Mündigkeit und Demokratiefähigkeit zuspricht, durch aufklärerische Prozesse erreicht wurden bzw. überhaupt erreicht werden können. Die Methodik wird skizziert, beginnend mit der Beschreibung der anthropologischen Wende in der griechischen Antike, über die neuzeitliche Philosophie bis hin zur jüngeren Vergangenheit und dem Einfluss der Naturwissenschaften. Die Arbeit wird abschliessend die Frage untersuchen, ob Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild mit unserem derzeitigen Weltbild konform gehen.
Die Sokratische Wende: Dieses Kapitel behandelt die griechische Antike, genauer Athen im 5. Jahrhundert v. Chr., und den Einfluss des politischen Geschehens auf das philosophische Denken. Es wird die Entwicklung des Denkens von alten Moralvorstellungen und Glauben hin zu neuen Denkansätzen beschrieben, wobei die Sophistik und ihr Homo-Mensura-Satz hervorgehoben werden. Im Kontrast dazu wird Sokrates als Begründer von Moral und Ethik dargestellt, der durch Dialoge und Fragen nach allgemeingültigen Normen das Denken veränderte. Der Dialog zwischen Sokrates und Protagoras über die Lehrbarkeit der Tugend wird analysiert, wobei Sokrates die universelle Lehrbarkeit der Tugend bezweifelt, während Protagoras auf die Notwendigkeit des Erlernens von sozialem Verhalten hinweist, ein Punkt, der später von Herder aufgegriffen wird.
Schlüsselwörter
Menschenbild, Aufklärung, Anthropologie, Pädagogik, Sokrates, Sophistik, Wissenschaft, Naturwissenschaften, Mündigkeit, Demokratiefähigkeit, transzendentale Bindung, Heitger.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Anthropologie, Pädagogik und Aufklärung
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht das komplexe Verhältnis zwischen Anthropologie, Pädagogik und Aufklärung und ihre wechselseitige Bedingtheit. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern aufklärerische Prozesse ein bestimmtes Menschenbild voraussetzen oder verändern und ob Marian Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild, das Mündigkeit und Demokratiefähigkeit ermöglicht, durch aufklärerische Prozesse erreicht wurden oder werden können.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die sokratische Wende und die Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens, die Trennung von Subjekt und Objekt in der neuzeitlichen Philosophie, den Einfluss der Naturwissenschaften auf das Menschenbild, Kritik an der Aufklärung und deren Gefahren sowie Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild und deren Übereinstimmung mit dem aktuellen Weltbild.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Eine Einleitung, die die Zielsetzung und Methodik beschreibt; ein Kapitel zur sokratischen Wende; ein Kapitel zur Trennung von Subjekt und Objekt; sowie weitere Kapitel, die sich mit dem Einfluss der Naturwissenschaften, der Kritik an der Aufklärung und der Analyse von Heitgers Menschenbild auseinandersetzen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse.
Welche Rolle spielt die sokratische Wende in der Arbeit?
Das Kapitel zur sokratischen Wende analysiert die Entwicklung des Denkens im antiken Athen, den Einfluss der Sophistik und den Gegensatz zu Sokrates' ethisch-moralischem Ansatz. Der Dialog zwischen Sokrates und Protagoras über die Lehrbarkeit der Tugend wird als zentraler Punkt der sokratischen Wende hervorgehoben.
Wie wird das Verhältnis von Aufklärung und Menschenbild dargestellt?
Die Arbeit untersucht, wie aufklärerische Prozesse ein bestimmtes Menschenbild voraussetzen oder verändern. Es wird analysiert, ob und inwiefern Heitgers Ideal eines mündigen und demokratiefähigen Menschen durch aufklärerische Prozesse erreicht werden kann.
Welche Bedeutung haben die Naturwissenschaften im Kontext der Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet den Einfluss der Naturwissenschaften auf die Entwicklung des Menschenbildes und berücksichtigt dessen Bedeutung im Kontext der Aufklärung und der aktuellen Debatte um Mündigkeit und Demokratiefähigkeit.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Menschenbild, Aufklärung, Anthropologie, Pädagogik, Sokrates, Sophistik, Wissenschaft, Naturwissenschaften, Mündigkeit, Demokratiefähigkeit, transzendentale Bindung und Heitger.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit untersucht, ob Heitgers Anforderungen an ein Menschenbild, welches Mündigkeit und Demokratiefähigkeit ermöglicht, durch aufklärerische Prozesse erreicht wurden oder werden können und ob diese mit dem derzeitigen Weltbild konform gehen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2016, Menschenbild und Aufklärung. Zu Marian Heitgers Anforderungen an Menschenbild und Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/962443