Länderanalyse Argentiniens


Seminar Paper, 1998

31 Pages, Grade: 2,3


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Gliederung

1. Allgemeiner Überblick
1.1 Name und Entdeckung
1.2. Zur Größe und Lage
1.3. Zur Geographie
1.4. Das Klima
1.5. Die Bevölkerung
1.6. Die Sprache
1.7. Zur Religion
1.8. Die Währung
1.9. Symbole
1.10. Zur Geschichte
1.11. Der Staat
1.12. Historische Daten

2. Die Wirtschaft
2.1. Geschichte und Hintergrundinformationen
2.2. Die neue Wirtschaftspolitik
2.3. Struktur der Wirtschaftspolitik
2.3.1. Basisdaten zur Wirtschaft
2.3.1. Volkswirtschaftliche Daten
2.4. Aussenhandel
2.4.1. Export
2.4.2. Import
2.5. Entwicklung der argentinischen Wirtschaft 1997
2.6. Makroökonomische Entwicklung 1997
2.6.1. Kräftiges Wachstum
2.6.2. Stabile Preise
2.6.3. Arbeitsmarkt
2.6.4. Aussenhandel

3. Wirtschaftsbeziehungen Deutschland - Argentinien
3.1. Warenverkehr Deutschland Argentinien
3.2. Deutsche Investitionen in Argentinien

4. Quellenverzeichnis

Vorwort

Die Erstellung dieser Belegarbeit erwies sich als sehr umfangreich und kompliziert. Die Quellen arbeiteten häufig mit verschiedenen Daten und Fakten zu einem gleichen Thema. Zu Anfang gestaltete sich die Literatursuche als sehr aufwendig. Die Recherche weitete sich ausgiebig auf das Internet aus. Die Suche nach Informationen im Internet war zeitaufwendig und hat sich dann mit der Fülle der Ausgabe von Informationen gelohnt. Die Bearbeitung dieses Themas war sehr interessant und brachte mir das Land Argentinien sehr nah. Nicht nur wirtschaftliche Daten lernte ich kennen, sondern auch die Natur, die Menschen und das Leben in diesem Land, auf das ich nicht näher eingehen werde. Argentinien ist die Arbeit wert und lädt zu einem Besuch ein, die Wirtschaft, die Politik und alles andere kennenzulernen.

1. Allgemeiner Überblick

1.1. Name und Entdeckung

Argentinien wurde im 16. Jahrhundert von spanischen Seefahrern auf der Suche nach einem Weg zu den indischen Gewürzinseln entdeckt. Der Name Argentiniens wurde vom lateinischen Wort argentum, das Wort für Silber, abgeleitet. Der Ursprung dieser Bezeichnung geht auf die Reisen der ersten spanischen Eroberer zum Rio de la Plata zurück. Die Schiffbrüchigen der Expedition von Juan Díaz de Solís stießen in dieser Gegend auf Eingeborene, von denen sie mit Silbergegenständen beschenkt wurden, die sie nach Spanien zurücknahmen. Ab 1860 wird der Name ,,Republik Argentinien" als offizielle Bezeichnung des Landes geführt.

1.2. Zur Größe und Lage

Mit einer Staatsfläche von 2,78 Mio. km² ist Argentinien das zweitgrößte Land Südamerikas und das achtgrößte der Welt. Diese Fläche entspricht etwa der achtfachen Größe der Bundesrepublik Deutschland. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung zwischen der Nordgrenze mit Bolivien und der Südspitze Feuerlands beträgt 3.694 km, die größte Ost-West- Ausdehnung zwischen der Provinz Misiones und der chilenischen Grenze beträgt 1.577 km. Die Grenzlinie auf dem Festland wird mit Uruguay, Paraguay, Bolivien und Chile gebildet und ist 9.376 km lang. Die Küstenlinie zum Atlantik beträgt 5.117 km.

1.3. Zur Geographie

Argentinien ist ein Land mit vielen Kontrasten im Relief. Im Osten sind unermeßliche Ebenen und im Westen die beeindruckende Gebirgskette der Anden zu finden. Die Anden können sich mit dem höchsten Berg Amerikas schmücken. Es ist der Aconcagua mit einer Höhe von 6.959 m. Im Norden liegt das Waldgebiet Chaco, welches die Flüsse Bermejo, Salado und Pilcomayo durchlaufen. Zwischen dem Paraná und dem Uruguay dehnt sich das argentinische, von flachen Hügeln, Lagunen und Sumpfniederungen gebildete Mesopotamien aus. Manchmal ergeben sich Brüche in der Formation, die so aufsehenerregende Phänomene wie die unvergleichlich schönen Iguazú-Wasserfälle hervorrufen. Im Zentrum des Landes ist La Pampa. Das Gebiet wird intensiv durch die Landwirtschaft und Viehzucht genutzt. Die Ebene wird im Süden von den kleinen Gebirgslandschaften Tandil und La Ventana und im Westen von den Gebirgen von Córdoba unterbrochen. Im Süden erstrecken sich zwischen den Anden und dem Meer die unfruchtbaren und steinigen Hochebenen Patagoniens, wo die meiste Zeit des Jahres ein unangenehmer Wind tobt. Die Atlantikküste, zum Teil Steilküste, zeichnet bogenartige Formen, wie die Halbinsel Valdés mit ihren aufsehenerregenden und einzigartigen Kolonien von Meerestieren.

1.4. Das Klima

Das Klima schwankt je nach geographischer Lage zwischen subtropisch im Norden und arktisch im Süden. In der Hauptstadt und den wirtschaftlich wichtigsten Provinzen (Buenos Aires, Santa Fe und Córdoba) herrscht gemäßigtes Klima. In der Hauptstadt ist im Sommer (Dezember, Januar, Februar) heiß. Im Winter (Juni bis September) erreichen die Tagestemperaturen in Buenos Aires ca. 15 C.

1.5. Die Bevölkerung

Die Einwohnerzahl Argentinien betrug nach der letzten Volkszählung 1991 32.6 Mio. Einwohner. Für 1997 liegen die Schätzungen bei ca. 53,6 Mio. Einwohner, von denen fast die Hälfte in der Hauptstadt und in der Provinz Buenos Aires leben. Es herrscht eine Bevölkerungsdichte von ca. 12,7 Einwohner pro km² vor. 95% der Argentinier sind Weiße, die hauptsächlich Nachkommen von Spaniern und Italienern sind. Nur 0,5% der Bevölkerung sind reinrassige Ureinwohner, wie die Mapuches, Collas, Tobas, Matacos und Chiriguanos. Der Anteil der Mestizen Kreuzung nahm nach der massiven europäischen Immigration stark ab. Heute stellen sie nur 4,5% der argentinischen Bevölkerung dar. Das Bevölkerungswachstum liegt bei ca. 1,3%. Das Bevölkerungswachstum liegt bei ca. 1,3% (1990 - 1997).

1.6. Die Sprache

Die offizielle Sprache der Republik Argentinien ist Spanisch. Die Geschäftssprache ist ebenfalls Spanisch, daneben meist Englisch und in einigen wenigen Fällen Deutsch. In Buenos Aires spricht man eine Art Lunfardo, das auf Hafenjargon zurückgeht. In einigen Gebieten wird Guaraní, Quéchua, Aymará und die Sprachen der Ureinwohnerminoritäten gesprochen.

1.7. Zur Religion

In Argentinien herrscht absolute Religionsfreiheit, obwohl die römisch-katholische Religion als die offizielle gilt. Praktiziert werden auch der Protestantismus, der Judaismus, der Islam, der orthodoxe griechische und russische sowie andere Glauben.

1.8. Die Währung

Die offizielle argentinische Währung ist der Peso ($), dessen Wert sich nach dem US$ richtet und mit ihm fluktuiert. Es gibt 2-, 5-, 10-, 20-, 50- und 100-Peso-Scheine und Münzen von 1 Peso und 1, 5, 10, 25 und 50 Centavos.

1.9. Symbole

Die Fahne besteht aus drei Streifen. In der Mitte ein weißer Streifen mit einer aufgehenden Sonne und die beiden äußeren Streifen sind himmelblau. Die Nationalhymne ist die Ceiba, der typische Stein ist der Rodocrysit oder "Inkastein".

1.10. Zur Geschichte

Argentinien wurde ab 1516 von den Spaniern kolonisiert und erlangte 1810 seine Unabhängigkeit von Spanien. Seit 1853 besitzt das Land eine demokratische Verfassung, die ziemlich stark zentralistisch auf Buenos Aires aufgerichtet ist. Die letzte Verfassungsreform erfolgte 1994. Sie sieht trotzt des beibehaltenen Präsidialsystems (ähnlich wie in den USA) erstmals eine Art Premierminister (Ministro Coordinador) vor. Der politisch wichtige Bürgermeister von Buenos Aires wird in Zukunft nicht mehr vom Präsidenten ernannt sondern vom Volk gewählt. Argentinien entwickelte sich besonders im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und basierend auf seiner prosperierenden Landwirtschaft sehr rasch und zählte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den 20 reichsten Ländern der Erde. Es zog in dieser Zeit starke spanische und italienische, aber auch deutsche, englische und andere europäische Einwanderer an. Die Bevölkerung ist daher fast ausschließlich europäischer Abstammung. Mit den europäischen Einwanderern kam deren politisches Gedankengut in das Land. Ideen des Sozialismus, Syndikalismus und Anarchismus fanden Anhänger. Aus dieser Auseinandersetzung ging die erste politische Massenpartei, die "Unión Cívica" ("Bürgerunion")hervor, aus der später die "Unión Cívica Radical" ("Radikale Bürgerunion") entstanden ist. Sie trug entscheidend dazu bei, dass 1912 das freie, geheime, gleiche und allgemeine Wahlrecht eingeführt wurde. Im Ersten Weltkrieg führte Argentinien eine entschlossene Neutralitätspolitik, die es in die Lage versetzte, riesige Mengen an Versorgungsmaterial zu liefern und so große Devisenreserven anzuhäufen. Den wirtschaftlichen Aufschwung verstärkte zudem eine protektionistische Schutzzollpolitik. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929/30, die Zunahme von Korruption und Unfähigkeit der politischen Führung führten zum Militärputsch von 1930. Damit war die fünfzehnjährige Regierungszeit der "Radikalen" beendet. Im ausbrechenden Zweiten Weltkrieg führte Argentinien wiederum eine Neutralitätspolitik und unterbrach - trotz massiven Drucks der USA und Grossbritanniens - seine Beziehungen mit den Achsenmächten bis Januar 1944 nicht. Im Juni 1943 übernahm das Militär die Regierungsgewalt. Innerhalb der "Gruppe Vereinter Offiziere" befand sich J. D. Perón, der im Februar 1946 die Wahlen mit 52,4% gewann. Sein Charisma und des seiner Frau Eva ("Evita") machten den Peronismus zur ersten populistischen Massenpartei. Durch eine Verfassungsreform im Jahre 1949 schuf Perón die Möglichkeit seiner Wiederwahl. Im Jahre 1951 wurde er mit 68% der Stimmen wiedergewählt. Durch seine ambitionierten Sozialreformen versiegten bald die finanziellen Mittel dafür und im September 1955 wurde er vom Militär gestürzt und ging ins Exil nach Madrid. Nach wechselnden Staatsführungen zwischen Militärregierungen und gewählten Regierungen kehrte im November 1972 Perón aus seinem Madrider Exil zurück. In den Wahlen im September 1973 gewann Perón mit 62% der Stimmen. Die neuen sozialen und wirtschaftlichen Probleme konnte es aber mit den alten Rezepten nicht lösen. Im März 1976 putschte das Militär erneut. Im Gegensatz zu früheren Militärregierungen lag die Macht jetzt bei einer Dreier-Junta (gebildet aus den Oberbefehlshabern von Armee, Marine und Luftwaffe), die aus ihrer Mitte den Präsidenten ernannten. Im Oktober 1983 gewann der Kandidat der "Radikalen" mit 52% der Stimmen die Wahl. Er schlug den peronistischen Kandidaten, der 40% erreichte. Nach diesem Wahlergebnis wurden wieder die politischen Parteien und Gewerkschaften zugelassen sowie die verfassungsmäßige Ordnung restauriert. Er leitete die Aufklärung und Verfolgung der Verbrechen aus der Zeit der Militärherrschaft ein. Es gelang ihm jedoch nicht der wirtschaftlichen Probleme Herr zu werden. 1989 wurde C. Menem zum Präsidenten gewählt. Er amnestierte einen Teil der verurteilten Militärpersonen. In der Folgezeit gelang es ihm, durch eine strikte neoliberale Wirtschaftspolitik (u. a. Privatisierung stattlicher Großunternehmen) die argentinische Wirtschaft anzukurbeln und die galoppierende Inflation wesentlich zu senken. Seither weist Argentinien eine stabile Währung und ein beträchtliches Wachstum auf und ist sowohl regional (MERCOSUR) als auch international (WTO) wirtschaftlich verankert.

1.11. Der Staat

Nach der Verfassung von 1853 ist Argentinien eine Bundesrepublik mit Präsidialdemokratie. Dies gilt auch gemäß der reformierten Verfassung von 1994. Die argentinische Verfassung richtet sich nach der amerikanischen Verfassung. In einigen Punkten geht sie über die jene hinaus. Gemäß Artikel 20 der argentinischen Verfassung genießen alle Ausländer dieselben Bürgerrechte wie die argentinischen Staatsangehörigen. Infolgedessen werden Ausländern dieselben Rechte zur Ausübung von Gewerbe, Handel und Beruf sowie zum Erwerb und Verkauf von Eigentum eingeräumt. Diese Prinzipien finden sich im derzeit gültigen Gesetz über ausländische Investitionen wieder, welches ausdrücklich die Gleichheit in der Behandlung von ausländischen und argentinischen Kapital vorsieht. So enthält die neue Verfassung nunmehr eine Wiederwahlklausel für das Amt des Staatspräsidenten. In der alten war eine direkte Wiederwahl nicht möglich. Die präsidiale Amtszeit wurde von sechs auf vier Jahre verkürzt. Das Regierungssystem stützt sich auf drei Gewalten, die ausführende, gesetzgebende und die richterliche. Der Staatspräsident und dessen Vertreter (ausführende) werden von einem durch Volksabstimmung bestellten Wahlmännnerkollegium von 600 Personen gewählt. Gibt es im Kollegium keine Mehrheit, entscheidet der Nationalkongreß. Dieser stellt die Volksvertretung. Der Nationalkongreß (gesetzgebende) besteht aus einer Senatorenkammer (das Oberhaus) mit 72 Senatoren (drei für jede Provinz und drei für die Bundeshauptstadt) und einer Abgeordnetenkammer (das Unterhaus) mit 254 Mitgliedern. Die Provinzen genießen Autonomiestatus und wählen ihre eigenen Behörden, wobei der Gouverneur die höchste Vertretungsmacht hat. Jede Provinz hat ihre eigene Verfassung. Der oberste Gerichtshof, fünf Appellationsgerichte und die Provinzialgerichte bilden die richterliche Gewalt. Jede Provinz bestimmt ihre eigenen Richter ohne Eingreifen der Bundesregierung. Argentinien unterhält zu 139 Ländern diplomatische Beziehungen und gehört über 116 internationalen Organisationen an. Es ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen (UN) und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Hinzu kommt die Mitgliedschaft bei der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Weltbank), dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der International Finance Corporation (IFC) und der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (IADB). Es ist ständiges Mitglied des Interims- Ausschusses des IWF und Mitglied des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT). Ausserdem besteht zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay sowie den assoziierten Mitgliedern Chile und Bolivien seit dem 01.01.1995 eine Zollunion MERCOSUR genannt.

1.12. Historische Daten

25. Mai 1810 Gründung der ersten, vom Königreich Spanien unabhängigen Regierungsjunta.

9. Juli 1816 Ausrufung der Unabhängigkeit der vereinten Provinzen des Río de la Plata. Gründung der Republik Argentinien.

2. Die Wirtschaft

2.1. Geschichte und Hintergrundinformationen

Bis in die dreißiger Jahre basierte die argentinische Wirtschaft vorrangig auf dem Aussenhandel. Die Isolation und der damit verbundenen Stagnation der argentinischen Wirtschaft in den darauffolgenden zwanzig Jahren ist zurückzuführen auf die Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg, die zu einer Verringerung des Welthandels führten. Die Politik Argentiniens zielte auf Wirtschaftswachstum durch Importsubstitution und durch Staatskapitalismus. Seit den vierziger Jahren befanden sich viele Basisindustrien und Basisdienstleistungen in staatlicher Hand. Zu den Basisdienstleistungen und -industrien gehören z. B. Erdöl, Kohle, Stahl, Elektrizität, Telekommunikation, Eisenbahn und Fluglinien. In den fünfziger Jahren verzeichnete Argentinien trotz einer verbesserten Lage und einer weltweiten Hochkonjunktur, ein äußerst geringes Wirtschaftswachstum im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern. Durch wirtschaftspolitische Maßnahmen, die von aufeinanderfolgenden Regierungen bis Mitte der achtziger Jahre ergriffen wurden, wurde die inländische Industrie vor Wettbewerb geschützt und die Abhängigkeit der Wirtschaft vom Staat verstärkt.

2.2. Die neue Wirtschaftspolitik

Seit 1989 und vor allem seit März 1991 verfolgt das Land einen konsequenten marktwirtschaftlichen Reformkurs. Argentinien hat die Inflation, Stagnation und eine Reihe erfolgloser Wirtschaftspläne in den achtziger Jahren hinter sich gelassen und verfolgt nun die Ziele Stabilität und Wachstum. Ein Eckpfeiler des Wirtschaftsprogramms der derzeitigen Regierung ist das Gesetz Nr. 23.928 ("Konvertibilitätsgesetz"). Dieses Gesetz, das im März 1991 vom Parlament verabschiedet wurde, verpflichtet die "Banco Central", die argentinische Zentralbank, US$ zum Kurs von einem Peso je US$ zu verkaufen und untersagt, dass die monetäre Basis die Währungsreserven übersteigt. Das dazu eingesetzte Instrumentarium umfaßte die Sanierung der öffentlichen Finanzen, die Beseitigung des Haushaltsdefizits, die Privatisierung oder Konzessionierung öffentlicher Produktions- und Versorgungsunternehmen, eine Deregulierung in vielen Bereichen der Wirtschaft, die Regelung der Auslandsschuld und die Öffnung des Marktes durch Reduzierung bzw.

Abschaffung der Import- und Exportzölle. Im Mai 1994 begann die zweite Phase des Cavallo- Plans. Das oberste Ziel ist die Korrektur des Handelsbilanzdefizits, das zweite Ziel ist die Hilfe für die bedrängten Provinzen durch umfangreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und das dritte Ziel ist die Steigerung der inländischen Sparquote. Es sollen vor allem die Passivierung der Aussenwirtschaft abgebaut und das wirtschaftliche Gefälle zwischen einzelnen Regionen reduziert werden. Auf diese Weise möchte man die Marktwirtschaft bewahren, denn diese ist die Voraussetzung dafür, dass Argentinien in den neunziger Jahren aus tiefer ökonomischer Rückständigkeit herausgeführt wird. Die drastische Marktöffnung und der veränderte Wechselkurs seit April 1991 setzte die lokale Industrie unter einen starken Wettbewerbsdruck, der wiederum einen tiefgreifenden Anpassungs-, Rationalisierungs-, Modernisierungs- und zunehmend auch Ausleseprozeß auslöste.

2.3. Struktur der Wirtschaftspolitik

In erster Linie ist Argentinien ein Agrarland doch es weist auch eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur auf, angefangen bei einer starken Energierohstoffbasis (Erdgas, Erdöl), bis hin zu einer breit gefächerten Verarbeitungsindustrie. Argentinien hat gegenüber den anderen südamerikanischen Staaten einen hohen Industrialisierungsgrad. Dennoch bleibt der primäre Sektor nach wie vor ein wichtiger Bereich der Wirtschaft. Die aktuelle Regierungspolitik setzt den Schwerpunkt auf den Ausbau und die Diversifizierung der Landwirtschaft. Es werden vor allem Getreide (Weizen), Ölsaaten, Mais sowie Sojabohnen angebaut. Geerntet werden desweiteren Sonnenblumenkerne und Sorghum. Die Viehzucht wird überwiegend als extensive Weidewirtschaft betrieben. Der Viehbestand wird von Rindern und Schafen dominiert. Der Geflügelbestand erfährt immer größeren Zuwachs sowie Schweine, Ziegen und Pferde gehören zum Viehbestand. Argentinien unerschlossene Vorkommen an Bodenschätzen ist sehr hoch. Zu ihnen zählen Asbest, Blei, Kupfer, Wolfram, Zink, Gold, Silber, Mangan, Uran, Erdöl und Erdgas, wobei die letzten beiden die Haupkomponenten zur Sicherung der heimischen Energieversorgung sind. Zur weiteren Stromversorgung betreibt Argentinien zwei Atomkraftwerke. Mir Paraguay entsteht am Paraná ein gemeinsames Wasserkraftwerk und weitere Projekte dieser Art mit Nachbarländern sollen folgen. Bislang wird die Kfz-Industrie noch vor der Auslandkonkurrenz geschützt ansonsten ist die argentinische Industrieproduktion nach einem Einbruch in den achtziger Jahren in den neunziger Jahren wieder deutlich angestiegen.

Interessant war die erfolgreiche Entstaatlichung der Wirtschaft. Dieser Vorgang der Privatisierung wurde in nur fünf Jahren durchgezogen und hinterließ deutliche Spuren. Bisher wurden 27 Unternehmen privatisiert, weitere 24, darunter die Post, befinden sich noch im Privatisierungsprozeß. Zum staatlichen Eigentum gehören noch 12 Unternehmen, die jedoch durch Konzessionen in private Regie übergeben wurden. Drei von den staatlichen Betrieben gingen in die Provinz über. Die restlichen acht sollen uneingeschränkt dem Staat gehören. Von 347.240 Erwerbstätigen, in den ehemals staatlichen Betrieben, sind in den privaten nur noch 66.731 übriggeblieben.

2.3.1. Basisdaten zur Wirtschaft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anteil der Verwendungskomponenten am BIP (%)

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Reales Wachstum in den Produktionssektoren (%)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Preisentwicklung (Veränderung gegenüber Vorjahr in %)

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Quellen: INDEC, Wirtschaftsministerium, Carta Económica, FIEL, Econométrica

2.3.1. Volkswirtschaftliche Daten

Getreide- und Baumwollernten 1992/93 bis 1996/97 (in 1.000 t)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Landwirtschaftssekretariat, 24.02.1997

Aus der obigen Tabelle erkennt man, dass der Anbau von Soja und Mais dominiert. Die Maisproduktion hatte im Zeitraum 1995/96 einen Einbruch. Im folgenden Zeitraum stieg die Ernte um 3.884 t an. Abzüglich des eben genannten, erfuhren Mais und Soja einen Anstieg in der Ernteeinfuhr. Betrachtet man den Anbau von Getreide, ist ein kräftiges Schwanken bzw. sind Rückläufe zu erkennen. Die Perioden 1993/94 und 1995/96 sind geprägt von vorwiegend vielen Einbußen. In diesen Jahren waren die Ernteerträge meist geringer. Im jeweiligen Jahr danach erholten sich die Zahlen. Am besten kann man diesen Vorgang beim Anbau von Weizen sehen. Im Zeitraum 1996/97 hat Weizen den Höchststand. Der Anbau von Erdnüssen und Bohnen stieg an. Betrachtet man die Summen der Erntemengen ist mit Sicherheit festzustellen, dass die Perioden 1993/94 und 1995/96 sehr schlecht ausfielen. Hinzuzufügen ist, dass die Ernteerträge von Raps tief gefallen sind. Abgesehen davon ist die Periode 1996/97 seit den letzten fünf Jahren die beste. Zu nennen wären hier vor allem Saflor mit 15.000 t, das sind 2,5 mal soviel wie in der Vorperiode, sowie Weizen, Soja, Mais und Erdnüsse. Im Zuge neuer Technologien kann die Nutzung und die Bearbeitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen besser ausgeschöpft werden, um so anhaltend steigende Ernteerträge zu erreichen.

2.4. Aussenhandel

In den letzten fünf Jahren hat sich der Aussenhandel sehr dynamisch entwickelt. Doch vergleicht man Argentinien im internationalen Bereich ist sie nach wie vor niedrig. Dies ist ein Zeichen der geringen Verpflechtung Argentiniens mit der Weltwirtschaft. Wichtige Handelspartner als Lieferanten sind Brasilien, USA, Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien sowie als Abnehmer Brasilien, USA, Deutschland, Chile, Niederlande, Spanien, Italien und Uruguay. Die jüngste Entwicklung deutet darauf hin, dass die regionalen und kontinentalen Handelsbeziehungen Argentiniens zunehmend an Gewicht gewinnen. Am auffälligsten ist die Gruppe der MERCOSUR Staaten (Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay sowie den assoziierten Staaten Chile und Bolivien). Im Hinblick dazu befindet sich der Warenverkehr mit der EU in einer Stagnationsphase bzw. ist auf der Abnehmerseite sogar rückläufig. Man bezieht sich auf den Anteil der EU am argentinischen Gesamtimport und - export. Dies trifft nicht auf die Lieferseite zu, jedoch nicht für alle Länder im gleichen Maße. Den größten Zuwachs verzeichneten hier Italien, Frankreich und Spanien. Im Jahr 1997 haben die Importe um 28% auf 30,4 Mrd. $ stark zugenommen und die Exporte 1997 durch einen Rückgang der Weltmarktpreise verschiedener "commodities" nur einen schwachen Zuwachs um 7% auf 25,5 Mrd. $ verzeichneten. Argentiniens Aussenhandel entwickelt sich 1998 äußerst expansiv. Nach offiziellen und privaten Prognosen ist das Gesamtjahr 1998 mit einer weit größeren Zunahme der Importe als den Anstieg der Exporteinnahmen zu rechnen. Somit wird ein Handelsdefizit von voraussichtlich rund 7 Mrd. $ erwartet.

2.4.1. Export

Bezogen auf das BIP von rund 321,3 Mrd. $, schneidet die Exportquote mit 8% eher bescheiden ab, insbesondere verglichen mit Chile, Europa und Südostasien. Es ist jedoch eine Verbesserung zu erkennen, denn die Exportquote betrug vor dem Wachstum der Ausfuhren der letzten Jahre nur magere 5%.

Export 1997 (1.000 US$)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Argentinisches Statistikinstitut (INDEC)

Aus dieser Tabelle ist deutlich zu erkennen, dass Getreide das größte Exportvolumen hat, wobei der Anteil an Weizen dominiert. Das großzügige Vorkommen von Erdgas und Erdöl nützt Argentinien aus, um es zu exportieren. Es ist mit einem Anstieg der Exportquote zu rechnen. Die höchste Exportquote haben, wie schon erwähnt, Getreide, Erdöl und Erdgas als auch Kraftfahrzeuge, inkl. Teile, zubereitetes Futter und pflanzliche Öle und Fette zur Ernährung. Ihr Exportvolumen liegt jeweils über 2.000.000 US$.

Die Entwicklung der Exporte im Jahr 1997 mit einem Zuwachs von 7%, weniger als das BIP- Wachstum mit rund 8,4%, beruht auf der strukturellen Veränderung der argentinischen Wirtschaft. Die Exporte hängen nicht mehr so wie früher von der Konjunktur ab, indem sie bei Rezession zunahmen und bei Expansion stagnierten, sondern von der kostenbewußten Zunahme der Produktivität und der staatlichen Förderung durch Abschaffung von Exportsteuern und Abgaben sowie Deregulierung des Transportsektors und der Häfen. Außerdem diversifizieren sich die Ausfuhren , die seit 1990 jährlich um 17% gewachsen sind, in dem neue Märkte erobert werden, viel mehr Exportfirmen auftauchen und kleine und mittlere Unternehmen auch beteiligt sind. Hervorzuheben ist die Exportzunahme seit 1990 nach Dänemark um 54%, nach Libanon um 53%, nach Bolivien und Indien um 28%, nach Südostasien um 22% und nach Griechenland sowie Südafrika um 20%. Gegenwärtig sind rund 10.000 Firmen im Exportgeschäft. 1988 waren es lediglich 5.700 Firmen. Der Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen am Export hat sich in drei Jahren mehr als verdoppelt. Er stieg von 700 Mio. $ 1993 auf 1,5 Mrd. $ 1996. Im Jahr 1985 beanspruchten die zehn größten Exportprodukte 82% sämtlicher Ausfuhren gegenüber weniger als 70% 1997. Außerdem umfassen verarbeitete Agrar- und Industrieprodukte gegenwärtig 63% aller Ausfuhren gegenüber weniger als die Hälfte vor zehn Jahren. Der Export von Fleisch ist in den letzten Jahren aufgrund der Rinderpest, genannt BSE gesunken. 1995 exportierte Argentinien noch 520.000 t und 1997 waren es nur noch 470.000 t Fleisch. Trotz der schwachen Fleischexporte im Jahr 1996 bleiben die USA mengenmässig und Deutschland wertmässig die führenden Importnationen. Nach den USA wird verarbeitetes und nach Deutschland hochwertiges Kühlfleisch exportiert, dessen Import in die USA verboten ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Argentinisches Statistikinstitut (INDEC)

* Ein bedeutender Teil der für Häfen in den Benelux-Ländern bestimmten Lieferungen findet seine Endabnehmer in Deutschland. In der argentinischen Statistik werden die Ausfuhren nach dem Prinzip des Bestimmungshafens erfasst und so werden die Exporte nicht unter dem Bestimmungsland Deutschland erfasst. Daher dürfte Deutschland unter den Abnehmerländern tatsächlich einen höheren Rang einnehmen als die offizielle argentinische Statistik wiedergibt.

Wie man im Diagramm deutlich erkennen kann, ist Brasilien das Hauptabnehmerland der argentinischen Exporte und ist stetig ab 1994 gestiegen. 1994 lagen die Exporte nach Brasilien bei 3.654.800 US$ und 1997 bei 7.389.400 US$. Die USA hatten bis 1996 ein steigendes Importvolumen aus Argentinien. 1996 waren es noch 6.567.200 US$ und 1997 822.200 US$ weniger. Für Chile verzeichnete Argentinien ebenfalls bis 1996 ein Exportwachstum. 1997 gab es dann einen leichten Rückgang von 5.600 US$. Dieser Wert ist sehr gering und daher nicht von so großer Bedeutung. Der Export in die Niederlande erlebte 1997 einen Einbruch sowie auch alle anderen Länder. Italien und Deutschland verzeichneten laut Diagramm schon 1996 erste Einbußen, die sich 1997 fortsetzten. Spanien und Uruguay mußten 1997 ebenfalls Einbußen hinnehmen, nachdem das Exportvolumen aus Argentinien bis 1996 stetig zunahm. Brasilien hat mit 30,3% den größten Anteil am argentinischen Export, gefolgt von den USA mit 7,9%, Chile mit 7,1%, den Niederlanden mit 3,5%, Italien mit 2,9%, Uruguay mit 2,8% und Spanien mit 2,4%. Deutschland liegt mit 1,9% nach den Angaben des argentinischen Statistikinstituts auf Rang acht. Generell wurde das expansive Exportpanorama in den letzten Jahren gedämpft durch die geringe Fleischausfuhr. Hier wirken sich die Importverbote und Kontingente in nahezu allen Einfuhrländern strukturell aus und konjunkturell der Rückgang des Fleischkonsums in Europa.

Primärprodukte haben in Argentinien den größten Anteil am Exportwachstum, was nicht nur auf die guten Ernten, sondern neuerdings auch auf Erdöl mit über 3,0 Mrd. $ im Jahr 1996 beruht. Demnächst kommen Erdgas, später auch Strom und Mineralien hinzu. Der bedeutende natürliche Reichtum Argentiniens führt notgedrungen dazu, dass Basisprodukte und deren Verarbeitung im Export überwiegen. Die Devisen, die dadurch gewonnen werden, können zur Bezahlung der Importe eingesetzt werden, die die verarbeitende Industrie für ihre Rohstoffe, Zwischenprodukte, Maschinen, Ersatzteile und Technologie benötigt, sowie für die Dienstleistungen, die ebenfalls Güter importieren und Finanzleistungen bezahlen müssen. Industrie und Dienstleistungen, soweit nicht mit den Basisprodukten verbunden, werden auch in der Zukunft devisenmässig defizitär bleiben. Anders als früher, da Devisenknappheit wegen magerer Exporte stets zu Krisen der Zahlungsbilanz mit Abwertung, Inflation und Rezession führten, sorgen kräftig wachsende Exporte von Basisprodukten der verarbeitenden Industrie und der Dienstleistungen, ebenso für die Kapitalbilanz, die in Argentinien auch defizitär ist. Nach Wirtschaftsregionen der Exportzielländer rangiert MERCOSUR, hauptsächlich Brasilien, mit 8,7 Mrd. $ weit vor der EU mit 5,0 Mrd. $ und der NAFTA mit nur 2,5 Mrd. $. Nordamerika und Europa sind nicht mehr wie früher die attraktivsten Exportmärkte Argentiniens, da MERCOSUR ihnen den Rang abläuft und neue Märkte hinzukommen. Alle anderen Länder, die keinem der drei erwähnten Wirtschaftsräume angehören, waren 1997 mit 9,01 Mrd. $ dabei und der Zuwachs betrug bei MERCOSUR 17%. Offensichtlich liegt die Zukunft eines expansiven argentinischen Exports zunächst im erweiterten MERCOSUR mit Chile und Bolivien sowie in Asien. Für 1998 peilt die Wirtschaftsführung einen weiteren Zuwachs der Exporte auf 28 Mrd. $ an, der sicherlich dank Rekordernten, Erdöl, Erdgas, Mineralien und Industrieprodukten erreicht werden kann. Die Importe dürften bei anhaltender Konjunktur weiter zunehmen, so dass mit einem weiteren Handelsdefizit zu rechnen ist.

2.4.2. Import

Die argentinischen Einfuhren vermehrten sich 1997 um 28% auf besagte 30,4 Mrd. $. Das war eindeutig eine Folge der aufstrebenden Konjunktur, wie aus dem Wachstum der Zwischenprodukte mit 10,9 Mrd. $ gleich 18% mehr, der Kapitalgüter mit 13,2 Mrd. $ (36%) und der Kraftfahrzeuge mit 1,6 Mrd. $ (30,7%) abgelesen werden kann. Konsumgüter waren mit 4,5 Mrd. $ (26,6%) dabei, ebenso Brennstoffe mit 966 Mio. $ (5%). Die argentinische Brennstoffbilanz ist längst deutlich positiv, wurden doch 1996 Brennstoffe für 3,0 Mrd. $ exportiert, so dass der Überschuß 2,21 Mrd. $ betrug. Die Privatisierung und Deregulierung der Erdölbranche macht sich jetzt bezahlt. Über 15 Mrd. $ Investitionen wurden in den letzten Jahren in der Branche angesiedelt, die längst Erdöl fördert, verarbeitet und exportiert. Ebenso viele Investitionen sind bereits für die nächsten Jahre vorgesehen, so dass der Export bei Selbstversorgung zunehmen wird. Nach Herkunftsländern dominiert nach wie vor die EU mit 9,3 Mrd. $ 1996, gefolgt von MERCOSUR mit 7,5 Mrd. $ und NAFTA mit 7,1 Mrd. $. Alle übrigen Länder waren mit 6,5 Mrd. $ dabei. Gelegentlich wird MERCOSUR die EU als Herkunftsregion der Importe überflügeln. Die relativ hohe Beteiligung der EU und NAFTA an den argentinischen Einfuhren erklärt das Interesse der Handelspolitiker in beiden Wirtschaftsräumen an argentinischen Kunden. Immer mehr Regierungschefs und Minister besuchen Argentinien zwecks Förderung ihrer Exporte, weil sie hier offenbar ein Land mit stabilen Währungsverhältnissen und kräftig wachsender Wirtschaft sehen, das für ihre Exporte sicherlich sehr attraktiv ist. Je länger desto deutlicher wird Brasilien als Handelspartner Argentiniens im MERCOSUR zentrale Bedeutung zugemessen. Mit über 7,8 Mrd. $ Exporten nach dem Nachbarland, zudem weiterhin kräftig zunehmend, und einem Überschuß im bilateralen Handel von rund 827 Mio. $ richten sich die wirtschaftspolitisch geschärften Blicke auf die Entwicklung Brasiliens.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Argentinisches Statistikinstitut (INDEC)

Im Diagramm kann man deutlich sehen, dass Brasilien den größten Anteil an Einfuhren nach Argentinien hat. Der Anteil in Prozent beträgt 22,6%. Der Anteil ist stetig gestiegen ausser im Jahr 1995 gab es einen leichten Einbruch. Brasilien wird dicht gefolgt von den USA, deren Anteil 20% beträgt. 1997 hatte die USA bisher die größte Menge an Einfuhren seit 1994. Aus der EU hat Italien den größten Anteil an Importen nach Argentinien. Er beträgt 5,7%. Die Prozentangaben beziehen sich hierbei auf das Jahr 1997. Italien und Deutschland hatten auch 1995 einen Knick im Importwachstum sowie auch Frankreich. Spaniens Importe nach Argentinien stiegen dagegen kontinuierlich an. Der Anteil an deutschen Einfuhren liegt bei 5,5% und der von Frankreich bei 4,5%. Der spanische Anteil beträgt 4,1%. Japans Einfuhren lagen 1997 bei 3,7% und Japan mußte 1995 Einbußen hinnehmen, doch danach stiegen die Importe. Grossbritannien erzielte ein stetiges Wachstum von 1994 bis 1997 und hat einen Anteil von 2,7%. Das Schlußlicht bildet Chile mit einem Anteil vom 2,3%. Von 1994 bis 1995 lagen die Einfuhren nach Argentinien fast gleich und stiegen in den beiden darauffolgenden Jahren an. 1997 verzeichneten alle Länder das höchste Importvolumen der letzten Jahre und der Trend wird weiter diesen Weg gehen.

2.5. Entwicklung der argentinischen Wirtschaft 1997

p>Das Jahr 1997 war für die argentinische Wirtschaft ein gutes Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von annähernd 8% gegenüber 1996. Die ursprünglichen Prognosen von 5% wurden damit deutlich übertroffen. Die Ostasienkrise, besonders in den Monaten November und Dezember, hatte nicht sehr großen Einfluß auf die argentinische Wirtschaft. In den ersten drei Quartalen lag der Zuwachs gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum über 8% (1. und 2. Vierteljahr: 8,2%, 3. Vierteljahr: 8,6%). Ein noch besseres Jahresergebnis wurde durch die erwähnte Krise sowie den teilweise ungünstigen Witterungsbedingungen verhindert. Die landwirtschaftliche Produktion erreichte ein Rekordniveau und die Industrie expandierte um etwa 9%. Die Bruttoinvestitionen stellten mit einer Zunahme von ca. 26% eine der Hauptantriebskräfte der wirtschaftlichen Entwicklung dar. Die Bautätigkeit erhöhte sich um fast ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. Die Ausfuhren stiegen um rund 7%, die Einfuhren um rund 27%. Das Wachstum ging einher mit einer völligen Stabilität der Preise. Gleichzeitig sorgte die dynamische Konjunkturentwicklung, verbunden mit einer Flexibilisierung der Arbeitsvertragsmodalitäten, für einen deutlichen Rückgang der immer noch hohen Arbeitslosigkeitsrate, die laut der letzten offiziellen Messung im vergangenen Oktober 13,7% betrug (Oktober 1996: 17,3%). Bei den öffentlichen Finanzen schlug sich die kräftige Konjunktur ein Jahresrekord der Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen (einschließlich der Beträge zu den privaten Rentenfonds) von 52,3 Mrd. $ bzw. einem Anstieg gegenüber 1996 von 13,6% nieder. Damit konnte bezüglich der Relation Einnahmen/BIP mit ca. 15,1% an das bisher beste Ergebnis der letzten Jahre (1994: 15,5%) in etwa angeschlossen werden. 1996 war diese Relation auf 14,5% zurückgegangen. Das Defizit der Staatsfinanzen reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr und scheint mit einer geringen Abweichung innerhalb des mit dem IWF vereinbarten Zielkorridors ($ 4,5 Mrd. bzw. 1,4% des BIP) geblieben zu sein. Das Finanz- und Bankensystem zeigte sich während der jüngsten Turbulenzen an den internationalen Kapital- und Finanzmärkten entschieden solider als während der Mexikokrise. Im Unterschied zu 1995 sind die Bankeinlagen sogar während der Krise gestiegen und erreichten Ende November einen Rekordstand von rund 69 Mrd. $, was einer Einlagen/BIP- Relation von über 20% gleichkommt. Im Jahresverlauf haben sich die Depositen mit einem leichten Übergewicht der Dollareinlagen um rund 27% erhöht, während das Kreditvolumen um rund 16,5% expandierte und bis Ende November auf rund 62 Mrd. $ anstieg. Das Handelsbilanzdefizit wird im abgelaufenen Jahr voraussichtlich 4,3 Mrd. US$ erreichen, trotz eines Exportrekords (rund 25,5 Mrd. US$), verursacht durch einen Rückgang der Weltmarktpreise verschiedener "commodities" des argentinischen Exportsortiments, geringerer Absatz der argentinischen Ausfuhrerzeugnisse auf den europäischen Märkten aufgrund der US$-Stärke, die gleichzeitig den Importboom beflügelt hat (Gesamtimport: rund 29,8 Mrd. US$), sowie zuletzt die Sparmaßnahmen in Brasilien mit rezessivem Effekt, die den argentinischen Export in einigen Produktbereichen (vor allem bei Kraftfahrzeugen) gegen Jahresende bereits getroffen haben. Auch die Leistungsbilanz schloß mit einem Fehlbetrag von rund 10 Mrd. US$ ab, der rund 3,1% des BIP darstellt. Perspektiven 1998: Aufgrund des Haushaltsentwurfes der Regierung wird ein Wachstumsziel von 5,8% prognostiziert, während die privaten Wirtschaftsexperten mit alternativen Szenarien arbeiten und unter der Voraussetzung, dass die Situation an den internationalen Finanzmärkten nicht weiter eskaliert und dass es in Brasilien zu keiner Maxi-Abwertung kommt, mehrheitlich von einer Zunahme des argentinischen BIP um 3 bis 4% ausgehen.

2.6. Makroökonomische Entwicklung 1997

2.6.1. Kräftiges Wachstum

Bis zum Ausbruch der Krise in Südostasien ist das argentinische BIP im vergangenen um 8,3% gewachsen. Nach einer Zunahme von jeweils 8,2% im ersten und zweiten Vierteljahr, erreichte diese im dritten Quartal 8,6%, jeweils gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres. Konjunkturmotoren waren in den ersten neun Monaten die Bruttoanlageinvestitionen (27,6%), wobei die Bautätigkeit (24,4%) als auch vor allem die Produktionsausrüstungen (30,8%) kräftig expandierten. Die güterproduzierenden Sektoren konnten in dem erwähnten Zeitraum im Durchschnitt um 9,6% zulegen, während der Dienstleistungsbereich eine Zunahme von 6,7% verzeichnete. Der Konsum blieb mit einem Plus von 7,3% im Zeitraum Januar/September leicht hinter dem BIP-Wachstum zurück. Wachstumsmotoren werden auch 1998 nach Einschätzung der Regierung und der privaten Experten die Anlageinvestitionen (+9/14%), die Bauindustrie und der Export (+7/12%) bleiben. Dagegen werden vom Konsum nur geringe Impulse erwartet.

2.6.2. Stabile Preise

Nach einem leichten Anstieg der Verbraucherpreise im Dezember (0,2%), blieb die Jahresinflation mit 0,3% wie bereits 1996 unter der 1%-Marke, womit Argentinien weltweit zu den Ländern mit der geringsten Inflationsrate gehörte. 1989 hatte die Inflation 4.923,3% betragen, war dann 1990 auf 1.343,9% zurückgegangen, sank 1991 und 1992 als Folge des Konvertibilitätsplans schlagartig auf 84% bzw. 17,5%, um die Talfahrt in den folgenden Jahren kontinuierlich fortzusetzen (1993: 7,4%; 1994: 3,9%; 1995: 1,6%; 1996: 0,1%). Den größten Stabilitätsbeitrag innerhalb des Warenkorbs der Verbraucherpreise leisteten im vergangenen Jahr die Rubriken Bekleidung (-2,6%), Mieten, Brennstoffe, Strom (-1%) sowie Haushaltseinrichtung und -führung (-0,7%). Aber auch die Preise von Lebensmitteln und Getränken, die den Index aufgrund ihrer Gewichtung wesentlich beeinflussen, verhielten sich stabil (0,2%), Überdurchschnittlich gestiegen sind dagegen die Transport- und Kommunikationskosten (3,4%), die Kosten für Freizeit und Unterhaltung (2,0%) sowie für ärztliche Betreuung und Gesundheitsaufwendungen (0,9%) und für die Erziehung (0,4%). Es ist festzustellen, dass die Güter des Warenkorbs einen Preisrückgang von 0,3 % erzielten und die Dienstleistungen eine Erhöhung von 1% dagegenhielt. Bei den Großhandelspreisen hat sich die leichte Deflation der Vormonate auch im Dezember wiederholt, so dass die Jahresveränderung leicht negativ ausfiel (-0,9%). Als ausschlaggebend dafür erwies sich das deutliche Nachgeben der Öl- und Gaspreise (-27%), während sich die Agrarprodukte gegenüber dem Vorjahr um 8,9% und die Fischereierzeugnisse sogar um 37,3% verteuert haben. Leicht deflationär verhielt sich der Preisindex der verarbeiteten Erzeugnisse (-0,4%), wovon 21 Produktgruppen lediglich Nahrungsmittel und Getränke (1,7%), Holz und Holzerzeugnisse, ausgenommen Möbel, (0,9%), medizinische Geräte (1,6%), Radio- und Fernsehgeräte (1,4%) sowie Metallerzeugnisse (0,1%) eine positive Preisänderung aufwiesen. Die Importpreise waren im Jahresvergleich um 3,4% rückläufig. Der Baukostenindex ging aufgrund der durch die Ostasienkrise spürbar gewordenen Abschwächung der Branchenkonjunktur im Dezember um 0,1% zurück. Im Zwölfmonatsvergleich lag er um 1,5% über Dezember 1996. Während die Baustoffpreise praktisch unverändert bleiben (0,1%), sind die allgemeinen Kosten um 3,2% bzw. 1,4% gestiegen. 1998 werden die Preise weiter stabil bleiben. Die gestiegene Produktivität und Kapazität der argentinischen Industrie, die Dollar/Peso-Stärke und damit die Erhöhung des Wettbewerbsdrucks von der Importseite her lassen für Preiserhöhungen keinen Spielraum.

2.6.3. Arbeitsmarkt

Das vergangene Jahr hat eine leichte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt gebracht. Gemäß den Ergebnissen der Oktoberumfrage des INDEC ist die Arbeitslosenrate nach 17,4 % im Oktober 1996 und 16,1% im Mai 1997 auf 13,7% im Oktober 1997 zurückgegangen. Dies bedeutet eine Arbeitslosenzahl von rund 1,7 Mio. Ausserdem wurden 13,1 % Unterbeschäftigte (weniger als 35 Stunden pro Woche) registriert. Im Mai 1995 hatte die Arbeitslosigkeit als Folge der Tequilakrise das Rekordniveau von 18,4% erreicht. Die höchste Arbeitslosigkeit wiesen die Ballungszentren von Mar del Plata (17%), Santa Fe (16,2%), Córdoba (16,1%), Jujuy (15,5%) und der Großraum Buenos Aires (14,3%) auf, während der Großraum um Mendoza (6,1%), Posadas (4,9%) und Rio Gallegos (4,6%) erheblich unter dem Durchschnitt lagen. Laut statistischen Angaben sind innerhalb eines Jahres (seit Oktober 1996) über 800.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Verbesserung der Beschäftigungslage wird im wesentlichen auf das kräftige Wirtschaftswachstum sowie auf die staatlichen Arbeitsfördermaßnahmen einschließlich der Flexibilisierung der Arbeitsverträge zurückgeführt. Im vergangenen November lag das Beschäftigungsangebot um 5,3% über demselben Vorjahresmonat. Im Jahresverlauf erhöhte sich das Arbeitsplatzangebot am stärksten im Bereich der "Finanzdienstleistungen für Unternehmen" (+15,7%), im Bausektor sowie im Handel, der Gastronomie und im Hotelgewerbe (jeweils über 10%).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Argentinisches Statistikinstitut (INDEC)

2.6.4. Aussenhandel

Trotz einem neuen Ausfuhrrekord von rund 25,5 Mrd. US$ wird die Handelsbilanz des vergangenen Jahres mit einem Defizit von voraussichtlich 4,3 Mrd. US$ abschließen, da die Einfuhren um rund 27% auf etwa 29,8 Mrd. US$ hochgeschnellt sind. Bei den Ausfuhren, die in den traditionell starken Monaten Juni/Juli/August unter dem Niveau von 1996 lagen, wirkten sich insbesondere die Ernteausfälle bei Ölfrüchten, der Preisrückgang bei zahlreichen "commodities", vor allem bei Mineralöl und -derivaten, die Stärke des US-Dollars und damit des argentinischen Peso sowie gegen Jahresende die Bremsspuren der Wirtschaftsmaßnahmen in Brasilien aus. Im Zeitraum Januar/Oktober bot sich folgendes Bild hinsichtlich der prozentualen Anteile der einzelnen Warengruppen im Exportsortiment: landwirtschaftliche Rohstoffe: 24% (1996: 24%), verarbeitete landwirtschaftliche Erzeugnisse: 35% (1996: 36%), verarbeitet gewerbliche Erzeugnisse: 30% (1996: 27%), Brennstoffe und Energie: 11% (1996: 13%). Bei den verarbeiteten gewerblichen Erzeugnissen machten die drei Bereiche Transportmittel, Eisen und Stahl sowie chemische und verwandte Erzeugnisse allein über 63% dieses Warensegments aus. Wichtigste Abnehmerländer argentinischer Produkte waren Brasilien (30%; Gesamtjahr 1996: 28%), die USA (8%) und Chile (7%). Auf der Einfuhrseite haben sich besonders dynamisch die Investitionsgüter sowie deren Teile und Ersatzteile entwickelt, mit einer Steigerung gegenüber 1996 von mehr als 37%. Diese beiden Produktgruppen machten im Einfuhrsortiment der ersten zehn Monate 1997 rund 45% aus. Es folgten die Vor- und Zwischenprodukte mit einem Anteil von 31% und die Konsumgüter mit 17%. Hauptlieferant war erneut Brasilien mit einem Anteil von 22,7% (1996: 22,4%), USA mit 20% sowie mit deutlichen Abstand Italien mit 5,7%, Deutschland mit 5,5% (1996: 6,0%), Frankreich mit 4,5%, Spanien mit 4,1%, Japan mit 3,7%, China mit 3,2%, Grossbritannien mit 2,7% und Chile mit 2,3%. Der Anteil der wichtigsten Wirtschaftsblöcke am argentinischen Aussenhandel stellte sich im Zeitraum Januar/Oktober folgendermaßen dar: während die EU als Block nach wie vor wichtigster Lieferant Argentiniens ist, hat Deutschland trotz günstigerer US$/DM-Parität und der starken argentinischen Nachfrage nach Maschinen und Anlagen, die eine der Schwerpunkte des deutschen Exportsortiments darstellen, anteilsmäßig weiter an Boden verloren. Dennoch profitieren die deutschen Lieferungen von dem argentinischen Importboom und stiegen gegenüber 1996 bis Ende Oktober um rund 20%, so dass sich bei gleichzeitig rückläufigen Bezügen aus Argentinien der deutsche Überschuß weiter erhöht hat. Um die Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der argentinischen Exportunternehmen entgegenzuwirken, hat die Regierung den Forderungen der Industrie Rechnung getragen und kurz vor Weihnachten einige Fördermaßnahmen angekündigt. Diese umfassen in erster Linie eine Senkung der Einfuhrzölle für Investitionsgüter, die nicht im MERCOSUR-Raum hergestellt werden, eine beschleunigte Mehrwertsteuererstattung bei der Ausfuhr sowie eine Exportkreditlinie der BICE-Bank mit einem Gesamtvolumen von 500 Mio. US$, einer Laufzeit von bis zu acht Jahren und einem Zinssatz von 7,11% p.a. Vorgesehen ist auch die Wiedereinführung des Systems der zollfreien Einfuhr von schlüsselfertigen Anlagen. Die Gruppe der MERCOSUR hat sich sowohl nach innen als auch nach im Verhältnis zu anderen Wirtschaftsblöcken weiter konsolidiert. Der Ausbau der Handelsbeziehungen zwischen den vier Mitgliedern (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) sowie den assoziierten Ländern Chile und Bolivien hat sich verstärkt.

Aber auch mit der restlichen Welt hat sich der Warenaustausch der Gruppe im vergangenen Jahr kräftig erhöht.

Argentinischer Aussenhandel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Argentinisches Statistikinstitut (INDEC), vorläufige Angaben in Mio. US$; *=Vorjahr

In der Tabelle erkennt man deutlich, dass die Ausfuhren immer kleiner sind als die Einfuhren und somit ergibt sich auch ein negativer Saldo. Die größten Einfuhren 1997 sind zwischen April und Oktober. Die größten Ausfuhren 1997 liegen zwischen Juli und November. Im Monat Mai 1997 ist der Abstand zwischen Import und Export am geringsten und im Monat November 1997 am höchsten. Zum Ende des Jahres 1997 haben sich die Salden stark erhöht. Es ist zu bemerken, dass sich die Ausfuhren 1997 gegenüber 1996 vergrößert haben. Dies trifft auch auf die Einfuhren zu. 1996 war der Saldo zwischen Einfuhren und Ausfuhren geringer als im Jahr 1997. Das liegt daran, dass 1997 die Einfuhren sehr stark gestiegen sind und die Ausfuhren im Verhältnis dazu eher langsamer. Zum Jahr 1997 muß man sagen, hat sich das Handelsdefizit weiter vergrößert.

3. Wirtschaftsbeziehungen Deutschland Argentinien

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen sind gut. Allerdings partizipierte Deutschland bislang nicht so recht an der konjunkturellen Dynamik der letzten Jahre. Während die Importe insgesamt zügig expandierten, zogen die Bezüge aus Deutschland nur relativ verhalten. Ab 1994 konnten sie jedoch bereits wieder zulegen. Ungünstiger entwickelten sich die Lieferungen Argentiniens, welche seit Jahren stagnieren oder leicht zurückgegangen sind. Vor allem der anziehenden deutschen Exporte wegen ergab sich 1997 ein Rekordüberschuß der BRD im bilateralen Warenaustausch. Dennoch ist Deutschland nach wie vor nur unterproportional am Wachstum des Absatzmarktes Argentinien beteiligt. Zumindest werden relative Marktanteile eingebüßt. Seit 1993, im Jahr der absoluten Markteinbuße Deutschlands, konnten vergleichbare Wettbewerber wie die USA, Frankreich, Italien, Spanien und selbst Grossbritannien stolze Absatzzuwächse verbuchen. Deutschland war immer unter den wichtigsten Lieferanten auf Rang 3 angesiedelt. Doch war damit zu rechnen, dass angesichts der deutlichen Verlagerung der Warenströme im Anbieterwettbewerb diese Position bald nicht mehr gehalten werden kann. Deutschland befindet sich nun auf Rang 4. Sucht man nach den Ursachen der Angebotsschwäche, lässt sich vermuten, dass die bisher eher geringe Bereitschaft deutscher Unternehmen zur Beteiligung am Privatisierungsprogramm der Regierung exporthemmend wirken könnte. Manches Geschäft scheitert dem Vernehmen nach auch an ungünstigeren Finanzierungskonditionen deutscher Firmen. Die Lateinamerikakonferenz der deutschen Wirtschaft, die am 6./7.06.1995 in Buenos Aires stattfand, setzte ein Zeichen für einen neuen Aufbruch der deutschen Unternehmen in Argentinien und im MERCOSUR. Mit einer Schärfung des aussenwirtschaftlichen Förderinstrumentariums will die Lateinamerikainitiative insbesondere den Mittelstand bei einem größeren Engagement in Argentinien und in der gesamten Wachstumsregion unterstützen. Argentinien rückte in dem differenzierten Entgeltsystem für Hermesdeckungen von der zweitschlechtesten Stufe 4 in die mittlere Stufe 3 auf. Die letzten Jahre können sicherlich als die aktivsten Jahre bezeichnet werden, was die Bemühungen der deutschen Wirtschaft um den MERCOSUR-Markt und insbesondere den argentinischen Markt betrifft . Herausragendes Ereignis war der Besuch von Bundeskanzler mit einer Wirtschaftsdelegation im September 1996. Neben den Lateinamerikakonferenzen von Buenos Aires und Köln (Oktober 1996) haben zahlreiche deutsche Unternehmer, häufig im Rahmen von Delegationen, den argentinischen Markt erkundet bzw. versucht, Positionen wiederzugewinnen oder auszubauen. Im Bereich der Direktinvestitionen konnte das in den letzten Jahren entstandene Bild der zurückhaltenden deutschen Unternehmen durch einige größere Investitionen und Investitionsankündigungen bereits niedergelassener Firmen wie Mercedes Benz Argentina (Transporterwerk), Siemens (Glasfaserfabrik) und Boehringer Mannheim (Pharmawerk) aber auch durch mehrere Zweigniederlassungen etwas korrigiert werden.

3.1. Warenverkehr Deutschland Argentinien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Argentinisches Statistikinstitut (INDEC)

Im Jahre 1987 hatte Deutschland noch ein Handelsbilanzüberschuß, der jedoch von Handelsbilanzdefiziten, die bis 1993 anhielten, gefolgt wurde. Erst 1994 erholte sich die deutsche Handelsbilanz gezogen auf Argentinien. Im Zeitraum 1988 bis 1993 waren die Einfuhren immer größer als die Ausfuhren. Im Zeitraum 1994 bis 1997 wendete sich das Blatt und die Ausfuhren wurden größer als die Einfuhren. 1997 hatte Deutschland einen Ausfuhrrekord nach Argentinien. 1991 war die Einfuhr nach Deutschland bisher am größten. 1989 standen die Ausfuhren in den letzten zehn Jahren am niedrigsten und die Einfuhren im Jahre 1989. 1997 hatte Deutschland den bislang höchsten Saldo zwischen Ausfuhren und Einfuhren. 1991 lag der Saldo am niedrigsten. Die Werte der Ausfuhren zeigen eher einen wachsenden Trend an, wobei die Werte der Einfuhren eher stagnieren. Die Werte von 1997 stiegen gegenüber 1996 auf DM-Basis um 19,6%. Nach Angaben des INDEC standen deutschen Ausfuhren in Höhe von 2.998.520 DM Bezüge aus Argentinien im Werte von 1.349.403 DM gegenüber. Somit waren die Ausfuhren mehr als doppelt so hoch wie die Einfuhren.

Auf der Einfuhrseite sind besonders die höheren deutschen Bezüge von Obst, Wolle, Mais, Gemüse und Konserven und Holzmasse/Zellstoff zu erwähnen, während bei Fleisch, Ölfrüchte, Leder, Honig, Baumwolle und Getreide deutliche Rückgänge zu verzeichnen waren. Bei den deutschen Ausfuhren erhöhten sich vor allem die Lieferungen von Kraftfahrzeugen, elektrotechnischen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Die Maschinen und Anlagelieferungen, auf die fast 30% der deutschen Ausfuhr entfallen, sind wertmässig auf US$-Basis um 3% gestiegen.

Wichtigste Waren und Warengruppen der deutschen Ausfuhr (in Mio. US$)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Statistisches Bundesamt

Betrachtet man die elektronischen Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge inkl. Teile, die chemischen und pharmazeutischen Erzeugnisse so sind sie die ausfuhrstärksten Güter. 1993 weisen alle mehr als 50 Mio. US$ auf und 1997 erreichen alle die Hürde der 100 Mio. US$-Marke. Die Warengruppen Papier- und Druckmaschinen, Textil- und Lederindustriemaschinen, Kunststoffe und Waren daraus sowie Papierwaren haben 1997 die 50 Mio. US$-Marke überschritten. Alle anderen Warengruppen liegen darunter. Unter 20 Mio. US$ 1997 liegen die Kraftmaschinen mit 15 Mio. US$, die Werkzeuganlagen/Walzwerksanlagen mit 17,4 Mio. US$, die Nahrungsmittelindustriemaschinen mit 17,2 Mio. US$ und die Kraftstoffe und Schmieröle mit 11,6 Mio. US$. Die Waren Pumpen und Druckluftmaschinen haben einen Ausfuhrwert 1997 von 33,7 Mio. US$ und Feinmechanik und optische Erzeugnisse liegen bei 38,9 Mio. US$. 1997 sind die Ausfuhren nach Argentinien insgesamt gestiegen. Deutschland erwirtschaftete ein Handelsbilanzüberschuß. Elektrotechnische, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse verzeichnen seit 1993 die höchsten Zuwachsraten. Sie sind stetig gestiegen. Zu nennen wären noch die Kraftfahrzeuge, die außer 1995 auch stetig anstiegen.

3.2. Deutsche Investitionen in Argentinien

In Argentinien sind rund 130 deutsche Niederlassungen und Beteiligungsgesellschaften tätig. Die kumulierten deutschen Direktinvestitionen beliefen sich nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums Ende 1995 auf 2,8 Mrd. DM. Damit lag Argentinien hinter Brasilien (8,8 Mrd. DM) und Mexiko (rund 3,1 Mrd. DM) als Investitionsempfänger in Lateinamerika an dritter Stelle. Die wichtigsten Branchen sind die Kfz-Industrie einschließlich Teile, die Chemie- und Pharmaindustrie, Elektrotechnik und Telekommunikation, Banken und andere Dienstleistungen sowie die Erdölförderung. Bei dem umfangreichen und weitgehend abgeschlossenen Privatisierungs- und Konzessionierungsprogramm haben sich deutsche Unternehmen, im Unterschied zu spanischen, italienischen, französischen, britischen und US-amerikanischen, nicht engagiert. Die deutschen Anteilsverluste als Lieferant Argentiniens finden unter anderem hier ihre Erklärung.

Nach einer Untersuchung des Staatssekretariats für Industrie, Handel und Bergbau werden sich die Investitionen in der verarbeitenden Industrie im Zeitraum 1996-1999 auf fast 20 Mrd. Pesos belaufen. Zwischen 1992 und 1995 sind nach der gleichen Quelle rund 14 Mrd. $ für insgesamt 380 Projekte aufgewendet worden. Den wertmässig größten Anteil sowohl an den 254 Investitionsobjekten, die im Vierjahreszeitraum 96/99 verwirklicht werden sollen, wie auch an den bereits realisierten, hat der Chemie- und Petrochemiesektor, der in der ersten Periode knapp 5 Mrd. $ investiert hat und bis 1999 weitere 6,8 Mrd. $ aufwenden will. Den zweiten Rang nimmt die Automobilindustrie ein mit getätigten Investitionen von 2,2 Mrd. $ und zusätzlichen von 6,34 Mrd. $. An dritter Stelle folgt die Nahrungsmittelindustrie mit bereits durchgeführten Investitionen in Höhe von 4,25 Mrd. $ und geplanten Aufwendungen von 2,4 Mrd. $. Weitere bedeutende Branchen sind die Eisen- und Stahlindustrie (677 Mio. $ bzw. 1,55 Mrd. $), die Papier- und Zellstoffindustrie (539 Mio. $ bzw. 934 Mio. $), die Baustoff- und Keramikindustrie (501 Mio. $ bzw. 285 Mio. $), die Textil- und Bekleidungsindustrie (383 Mio. $ bzw. 172 Mio. $), Elektronische Geräte und Hausgeräte (344 Mio. $ bzw. 189 Mio. $) sowie die Holz- und Holzverarbeitungsindustrie (317 Mio. $ bzw. 198 Mio. $). In einigem Abstand folgen die Kunststoffindustrie (159 Mio. $ bzw. 26 Mio. $), Maschinen und Anlagen (143 Mio. $ bzw. 83 Mio. $), NE-Metalle (140 Mio. $ bzw. 126 Mio. $), die Tabakindustrie (120 Mio. $ bzw. 80 Mio. $) und die Gummiindustrie (104 Mio. $ bzw. 54 Mio. $).

4. Quellenverzeichnis

http://www.argentinische-botschaft.de

http://www.wk.or.at/aw/laender/ld_ar/

http://www.travelshop.de

http://www.ihk.de/

http://www.sedan.de/tourismus/laender/Argentinien.html

http://www.auswaertiges-amt.de/5_laende/index.htm

1 vorläufig bzw. geschätzt

Excerpt out of 31 pages

Details

Title
Länderanalyse Argentiniens
Course
Seminar Internationale Industrie- und Strukturpolitik
Grade
2,3
Author
Year
1998
Pages
31
Catalog Number
V96251
ISBN (eBook)
9783638089272
File size
547 KB
Language
German
Keywords
Länderanalyse, Argentiniens, Seminar, Internationale, Industrie-, Strukturpolitik, Länderanalyse, Frau, Prof, Wirth
Quote paper
Sandy Kusche (Author), 1998, Länderanalyse Argentiniens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96251

Comments

  • guest on 1/7/2002

    Weinanbau ???.

    Eigentliche eine ausführliche quantitativ überzeugende Arbeit, jedoch fehlt der Aspekt des Weinbaus. Der Anbau und folglich der Export ist für Argentinien von essentieller Bedeutung, fliesst jedoch nicht in ihre Ausführungen mit ein !
    Zudem gehen die Interpretation und Intention nicht tief genug und so kommen sie nicht zum Kern der Sache !

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Title: Länderanalyse Argentiniens



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