1. Definitionen
2. Historische Gliederung von bestimmten Ortsnamen zu Volksstämmen
Definitionen von im Seminar behandelten Begriffen
1. Unter Gehöft
versteht man die zu einem landwirtschaftlichem Betrieb oder Hof gehörenden Wohn - und Wirtschaftsgebäude. Aufgrund der unterschiedlichen Anordnung de r einzelnen Gebäude zueinander unterscheidet man verschiedene Gehöftformen : Zweiseit -, Dreiseit - und Vierseithöfe.Offene Gehöfte werden als Haufen - oder Streuhöfe bezeichnet. Eine Sonderform stellt das Einheitshaus dar. Beim Einheitshaus handelt es sich um eine Sonderform des Gehöfts, bei dem alle Funktionen, also Wohnräume, Stallungen und Scheunen in einem größeren Gebäude vereint sind ( zum Beispiel das Schwarzwaldhaus ) .
2. Das Gewann
ist ein Verband gleichlaufender , streifenförmiger Besitzparzellen in Gemengelage , die in der Regel keinen Hofanschluß besitzen. Man unterscheidet formal Groß -, Klein -, Lang -, und Kurzgewanne, sowie breit - und schmalstreifige Gewanne.
3. Esch
ist eine in Nord-Westdeutschland und den Niederlanden gebräuchliche Bezeichnung für einen oft in Langstreifen untergliederten Teil der Flur , der sich inselförmig aus der feuchteren Umgebung hervorhebt und in Folge seiner relativen Trockenheit für den Getreideanbau ( Roggen ) günstig ist.Dieser Komplex ist das älteste Ackerland der Siedlung.Die Dörfer liegen immer in unmittelbarer Nähe dieses Altackerlandes ; es handelt sich um kleine lockere Weiler mit drei bis fünfzehn Höfen , die als Drubbel bezeichnet werden. Um dieses Kernland finden wir dann Blöcke jüngerer Flurerweiterungen. Die Parzellenverbände der Eschflur werden Flagen genannt.
4. Als Waldhufendorf
bezeichnet werden planmäßig angelegte Siedlungen des Mittelalters.Entlang von Wegen erhielten Neusiedler streifenförmige Stücke des Landes in der Größe einer Hufe, die sie rodeten.Am Weg wurden die Höfe errichtet , auf der dahinter liegenden Fläche wurde Ackerbau betrieben.Am Ende der Hufe blieben häufig noch Waldreste erhalten. Waldhufendörfer ziehen sich zum Beispiel im sächsischen Gebirgsvorland bis zu 25 km die Täler entlang. Der Kern eines Waldhufendorfs ist auch noch bei Dörfern in anderen deutschen Mittelgebirgen , zum Beispiel im Odenwald , zu erkennen.
5. Ein Angerdorf
ist meist ein mittelgroßes, planmäßig angelegtes oder reguliertes Platzdorf , dessen Gehöfte in lockerem bis dichtem Abstand einen Anger ( gemeinschaftlich genutzter Platz , der als Gemeindeweide dienen kann ) umrahmen; dieser kann Rund, lanzettförmig, recht - oder dreieckig sein und trägt somit zur Formdifferenzierung des Angerdorfes bei. Das Angerdorf ist eine der Grundtypen der Siedlungsformen der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung.
6. Die Elbe - Saale - Linie
begrenzt das Gebiet des Altsiedellandes in Deutschland , das bis spätestens 800 n.Chr. permanent besiedelt und agrarisch kultiviert worden ist. Um 800 wird die Elbe - Saale - Linie in Richtung Osten überschritten ; welches man als deutsche Ostsiedlung bezeichnet.
7. Unter Wüstung
versteht man eine Siedlung ( Ortswüstung ), eine Wirtschaftsfläche ( Flurwüstung ) oder eine Industrieanlage ( Industrie - Wüstung ), die aufgegeben wurde. Unterschieden wird nach totalen Wüstungen und partiellen. Partielle Wüstung bedeutet , daß nur Teile der Siedlung bzw. der Flur aufgegeben wurden ( Teilwüstung ).Gründe für das Entstehen von Wüstungen können Bevölkerungsverluste ( durch Krieg, Seuchen etc. oder natürlich bedingt ) oder auch rein wirtschaftliche Gründe ( nachlassende Ertragsfähigkeit des Bodens , Erschöpfung von Lagerstätten usw. ) sein. In Europa wirkte die spätmittelalterliche Wüsten - Periode besonders kulturlandschaftsverändernd.
8. Eine Parzelle
ist die kleinste im Grundbuch erfaßte Besitzeinheit einer Gemarkung. Ihre Hauptbestimmungsmerkmale sind Größe und Form sowie ihre Lage zu benachbarten Parzellen. Die Grundformen sind Block und Streifen. Hat eine Parzelle den gleichen Eigentümer wie die benachbarten Parzellen , handelt es sich um einen geschlossenen Besitz , sogenannte Einödlage; gehören die Nachbarparzellen anderen Eigentümern, handelt es sich um Gemengelage. Parzellen mit gleichartigen Merkmalen ordnen sich zu Parzellenverbänden. Parzellenverbände können in einer Flur zu Parzellenkomplexen mit spezifischem Gefüge zusammengeschlossen sein.
9. Die Zelge (Ösch)
ist ein Felderkomplex mehrerer Parzellen in Gemengelage, der, da die einzelnen Parzellen keinen Weganschluß haben, unter Flurzwang steht.Das bedeutet, sie wird von allen Nutzungsberechtigten zur gleichen Zeit und mit den gleichen Anbaufrüchten bewirtschaftet.Zelgen waren früher häufig in Gebieten mit Dreifelderwirtschaft, die hier dann eine Dreizelgenwirtschaft war ( meist wird aber von zelgengebundener Dreifelderwirtschaft gesprochen ).Hierbei folgten im jährlichem Rhythmus auf jeder Zelge Anbau von Wintergetreide, von Sommergetreide und Brache dergestalt, daß jedes Jahr eine Zelge eine der drei Zustände aufwies.
10. Das Haufendorf
ist ein ländlicher Siedlungstyp, der insbesondere in den Altsiedellandschaften Mitteleuropas vertreten ist.Das Haufendorf hat einen ungeregelten Grundriß; die historisch gewachsene Gewannflur ( Gewanndorf ) ist durch Flurbereinigungsmaßnahmen heute größtenteils beseitigt. Genetisch ist das Haufendorf als Endglied der Entwicklungsreihe Einzelhof - Weiler - Haufendorf zu deuten.
11. Vereinödung
ist ein positiver ( wenn auch negativ klingender ) Vorgang im Rahmen der Flurbereinigung. Man versteht darunter die Auflösung von Gruppensiedlungen sowie Gemengefluren mit dem Ziel der Bildung von Einzelhöfen (eventuell Weilern ) mit Einödflur.Die Durchführung umfassender Vereinödung ist vor allem für England ( Enclosure - Bewegung ), Skandinavien und für das Allgäu bekannt. Im Allgäu vollzog sich die Vereinödung nach 1770.
12. Flurbereinigung mit Aussiedlung
Bei der Flurbereinigung werden kleine Felder zu großen Blöcken zusammengefügt. Dabei werden neue Wirtschaftswege geschaffen , damit jeder Bauer seien Acker ohne Überquerung der Nachbaräcker erreichen kann.Durch Verlegung einzelner Höfe aus dem Dorf in die Flur hinein wird die Erweiterung dieser oft be engten Betriebe ermöglicht ; außerdem werden auch die Anfahrtswege zu den Feldern verkürzt. Dank der vergrößerten Ackerflächen können dann moderne Maschinen wirtschaftlich eingesetzt werden, was zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bauern führt. Die Flurbereinigung setzt sich somit aus einer ganzen Reihe von Maßnahmen zusammen ; sie ist nicht nur auf eine Neuverteilung der Anbaufläche beschränkt, sondern hat eine Umwandlung der Lebens - und Arbeitsverhältnisse auf dem Lande zur Folge. Die Aussiedlung ist die Verlegung eines landwirtschaftlichen Betriebes aus einem Dorf in die Flur oder an den Siedlungsrand. Aussiedlungen werden meist im Zusammenhang mit Dorfsanierungs - oder Flurbereinigungsmaßnahmen durchgeführt, um die innerbetriebliche Situation zu verbessern ((Erweiterungsmöglichkeiten, Lage zur bewirtschafteten Flur, Verkehrslage ), aber auch um zu enge Dörfer aufzulockern.
Historische Gliederung von bestimmten Ortsnamen zu Volksstämmen
1. - ingen : alemanisch
2. - heim : fränkisch
3. - itz : slawisch
4. - weil : römisch ( lat. villa )
5. - ich : römisch ( lat. - iacum )
Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter einem Gehöft?
Ein Gehöft umfasst die Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die zu einem landwirtschaftlichen Betrieb oder Hof gehören. Man unterscheidet verschiedene Gehöftformen wie Zweiseit-, Dreiseit- und Vierseithöfe. Offene Gehöfte werden als Haufen- oder Streuhöfe bezeichnet. Das Einheitshaus, bei dem Wohnräume, Stallungen und Scheunen in einem Gebäude vereint sind, stellt eine Sonderform dar.
Was ist ein Gewann?
Ein Gewann ist ein Verband gleichlaufender, streifenförmiger Besitzparzellen in Gemengelage, die in der Regel keinen Hofanschluss besitzen. Man unterscheidet formal Groß-, Klein-, Lang- und Kurzgewanne sowie breit- und schmalstreifige Gewanne.
Was bedeutet Esch?
Esch ist eine Bezeichnung für einen in Nord-Westdeutschland und den Niederlanden gebräuchlichen, oft in Langstreifen untergliederten Teil der Flur, der sich inselartig aus der feuchteren Umgebung hervorhebt und für den Getreideanbau (Roggen) günstig ist. Es ist das älteste Ackerland einer Siedlung, in dessen Nähe die Dörfer (Drubbel) liegen.
Was zeichnet ein Waldhufendorf aus?
Waldhufendörfer sind planmäßig angelegte Siedlungen des Mittelalters. Neusiedler erhielten entlang von Wegen streifenförmige Landstücke (Hufe), die sie rodeten. Die Höfe wurden am Weg errichtet, Ackerbau wurde auf der dahinter liegenden Fläche betrieben. Oft blieben am Ende der Hufe Waldreste erhalten.
Was ist ein Angerdorf?
Ein Angerdorf ist ein meist mittelgroßes, planmäßig angelegtes oder reguliertes Platzdorf, dessen Gehöfte in lockerem bis dichtem Abstand einen Anger (gemeinschaftlich genutzter Platz) umrahmen. Der Anger kann Rund, lanzettförmig, recht- oder dreieckig sein. Das Angerdorf ist einer der Grundtypen der Siedlungsformen der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung.
Was kennzeichnet die Elbe-Saale-Linie?
Die Elbe-Saale-Linie begrenzt das Gebiet des Altsiedellandes in Deutschland, das bis spätestens 800 n.Chr. permanent besiedelt und agrarisch kultiviert worden ist. Um 800 wird diese Linie in Richtung Osten überschritten, was als deutsche Ostsiedlung bezeichnet wird.
Was versteht man unter einer Wüstung?
Eine Wüstung ist eine Siedlung (Ortswüstung), eine Wirtschaftsfläche (Flurwüstung) oder eine Industrieanlage (Industrie-Wüstung), die aufgegeben wurde. Man unterscheidet totale und partielle Wüstungen. Gründe für das Entstehen von Wüstungen können Bevölkerungsverluste oder wirtschaftliche Gründe sein.
Was ist eine Parzelle?
Eine Parzelle ist die kleinste im Grundbuch erfasste Besitzeinheit einer Gemarkung. Ihre Hauptmerkmale sind Größe, Form und Lage zu benachbarten Parzellen. Grundformen sind Block und Streifen. Bei gleichem Eigentümer wie die Nachbarparzellen handelt es sich um geschlossenen Besitz (Einödlage), sonst um Gemengelage.
Was ist eine Zelge (Ösch)?
Eine Zelge ist ein Felderkomplex mehrerer Parzellen in Gemengelage, der unter Flurzwang steht, da die einzelnen Parzellen keinen Weganschluss haben. Sie wird von allen Nutzungsberechtigten zur gleichen Zeit und mit den gleichen Anbaufrüchten bewirtschaftet. Zelgen waren früher häufig in Gebieten mit Dreifelderwirtschaft.
Was zeichnet ein Haufendorf aus?
Das Haufendorf ist ein ländlicher Siedlungstyp mit einem ungeregelten Grundriss, der insbesondere in den Altsiedellandschaften Mitteleuropas vorkommt. Genetisch ist es als Endglied der Entwicklungsreihe Einzelhof - Weiler - Haufendorf zu deuten.
Was bedeutet Vereinödung?
Vereinödung ist die Auflösung von Gruppensiedlungen sowie Gemengefluren mit dem Ziel der Bildung von Einzelhöfen (eventuell Weilern ) mit Einödflur. Die Durchführung umfassender Vereinödung ist vor allem für England, Skandinavien und für das Allgäu bekannt.
Was ist Flurbereinigung mit Aussiedlung?
Bei der Flurbereinigung werden kleine Felder zu großen Blöcken zusammengefügt. Neue Wirtschaftswege werden geschaffen, um den Bauern den Zugang zu ihren Äckern zu ermöglichen. Durch die Verlegung einzelner Höfe aus dem Dorf in die Flur wird die Erweiterung der Betriebe ermöglicht und die Anfahrtswege zu den Feldern werden verkürzt. Die Aussiedlung ist die Verlegung eines landwirtschaftlichen Betriebes aus einem Dorf in die Flur oder an den Siedlungsrand.
Welche historischen Zuordnungen gibt es zu bestimmten Ortsnamenendungen?
- -ingen: alemanisch
- -heim: fränkisch
- -itz: slawisch
- -weil: römisch (lat. villa)
- -ich: römisch (lat. -iacum)
- -zell: geistliche Gründung
- Quote paper
- Henning Schwarze (Author), 1995, Ländliche Siedlungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96281