Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Soziale Arbeit
2.2 Gesundheit
2.3 Prävention
2.4 Alkohol
3. Zusammenhang von Sozialer Arbeit und Gesundheit
4. Auswirkungen von übermäßigem Alkoholkonsum und von Alkoholabhängigkeit auf die Gesundheit
4.1 Akute Toxizität
4.2 Folgeschäden chronischen Alkoholkonsums
4.3 Alkoholabhängigkeit
5. Positive Beeinflussung des Alkoholkonsumverhaltens durch primäre Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen
6. Abschließende Betrachtung/Fazit
II. Literatur- und Quellenverzeichnis
Kann die Soziale Arbeit durch primäre Alkoholsuchtprävention bei Kindern und Jugendlichen einen positiven Beitrag zur Gesundheit leisten?
1. Einleitung
In Deutschland sterben jährlich bis zu 74.000 Menschen durch die Folgen ihres Alkoholkonsums (vgl. Die Drogenbeauftragte 2016; Drogen- und Suchtbericht 2016, 9). „9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form … [, ca.] 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig“ (Die Drogenbeauftrage der Bundesregierung 2016). Nahezu jeder der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland konsumiert geringstenfalls gelegentlich Alkohol (vgl. Drogen- und Suchtbericht 2016, 10). Insbesondere ab dem 16. Lebensjahr wird immer häufiger Alkohol konsumiert. Schätzungsweise 70 Prozent der 16- und 17-Jährigen Jungen und Mädchen haben in den letzten 30 Tagen Alkohol getrunken (vgl. ebd., 11). 8,5 Prozent der Mädchen und knapp 15 Prozent der Jungen gaben an, regelmäßig, mindestens wöchentlich, Alkohol innerhalb der letzten 12 Monate konsumiert zu haben (vgl. ebd.). Das sogenannte Rauschtrinken (das Trinken von fünf oder mehr Gläsern Alkohol bei mindestens einer Gelegenheit innerhalb der letzten 30 Tage) ist besonders bei jungen Erwachsenen festzustellen: Etwa 60 Prozent der 18- bis 20-jährigen Personen praktizieren dies (vgl. ebd., 10f.).
Im Zusammenhang mit diesen Erkenntnissen wird ersichtlich, dass insbesondere heranwachsende Menschen vor Gefahren des Alkoholkonsums sowie der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit geschützt und hierüber aufgeklärt werden müssen. Nachfolgend werde ich in dieser Arbeit untersuchen, welche genaueren Auswirkungen ein gesundheitsriskanter Alkoholkonsum sowie eine Alkoholabhängigkeit in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht haben und inwieweit die Soziale Arbeit mit Hilfe primärer Präventionsmaßnahmen hierzu einen positiven Beitrag leisten kann.
2. Definitionen
2.1 Soziale Arbeit
„Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. Dabei stützt sie sich auf Theorien der Sozialen Arbeit, der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wissen. Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausforderungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein“ (DBSH, 2016).
2.2 Gesundheit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert „Gesundheit als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur als Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ (Jost 2013, 14, zit. nach WHO 1948).
2.3 Prävention
Unter Prävention sind Maßnahmen zu verstehen, welche „als vorbeugendes Eingreifen, als Verhinderung von etwas Unerwünschtem (Störungen, Krankheiten, abweichendes Verhalten) bezeichnet werden können [oder] … Maßnahmen, die manifeste Probleme, soziale Auffälligkeiten und Abweichungen bearbeiten“ (Homfeldt/King 2006, 23).
2.4 Alkohol
Der im Alltag verwendete Begriff „Alkohol“ meint „den zur Gruppe der Alkohole gehörenden Äthylalkohol, der durch Vergärung von Zucker aus unterschiedlichen Grundstoffen gewonnen wird“ und „eine klare, farblose Flüssigkeit“ darstellt (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. [DHS] 2017). Äthanol ist ein Nahrungs-, Genuss- und Rauschmittel, sowie „ein Gift, dessen toxische Wirkung sich bei akuter oder chronischer Überdosierung manifestiert“ (Szafranski 2009, 20, zit. nach Haushahn 1996, 23). Zudem ist Alkohol ein legales Suchtmittel (vgl. DHS a.a.O.; Lipinski, 2007, 8) und „wird in Form alkoholischer Getränke wie Bier, Wein oder Spirituosen bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten konsumiert“ (vgl. DHS a.a.O.). Äthanol wird beim Gebrauch von Lebensmitteln auch als Konservierungsmittel und in der Medizin aufgrund seiner desinfizierenden Wirkung u.a. zur Wundbehandlung verwendet (vgl. Lipinski a.a.O.).
3. Zusammenhang von Sozialer Arbeit und Gesundheit
Soziale Arbeit und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen: Ziel der Sozialen Arbeit ist es nämlich, das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern und deren Autonomie und Selbstbestimmung zu stärken (vgl. DBSH 2016). Hierdurch wird nach dem Begriff der Gesundheitsförderung folglich auch die Gesundheit der Menschen signifikant beeinflusst: Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation „(zielt) Gesundheitsförderung auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen“ (Jost 2013, 23). Bei der Auseinandersetzung mit der Zielsetzung der Sozialen Arbeit wird ersichtlich, dass durch die Soziale Arbeit auch Gesundheitsförderung erlangt und dementsprechend die Gesundheit positiv beeinflusst werden kann.
Zudem entsteht und wird Gesundheit in allen Settings, Belangen und Bereichen des Lebens geprägt. Auch wurde durch die Ergebnisse der "Health Behaviour in School-aged Children" -Studie (HBSC) wissenschaftlich belegt, dass soziale Ungleichheit und Gesundheit eng miteinander verknüpft sind und Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status anfälliger für Krankheiten sind.
Da die Soziale Arbeit in nahezu allen Lebenswelten auffindbar ist und innerhalb dieser ansetzt, wird auch hier die Relation von Gesundheit und Sozialer Arbeit erneut deutlich.
4. Auswirkungen von übermäßigem Alkoholkonsum und von Alkoholabhängigkeit auf die Gesundheit
4.1 Akute Toxizität
Wird Alkohol in Form alkoholischer Getränke konsumiert, gelangt er „schnell in den Blutkreislauf“, und folglich „in alle Körperregionen“, wodurch er schnell im Gehirn zu wirken beginnt (Kenn dein Limit 2017). Je nachdem, wie viel Alkohol konsumiert wird, steigt die Alkoholkonzentration im Blut (auch „Promille“ genannt). Ein Promille entspricht in etwa einem Gramm Alkohol pro einem Kilogramm Blut (ebd.).
Der Konsum von Alkohol wirkt sich in zahlreicher und vielfältiger Weise auf Körper und Psyche des Menschen aus (vgl. Lipinski 2007, 11). Bereits bei kontrolliertem Alkoholkonsum und einer niedrigen Blutalkoholkonzentration von 0,4 Promille kann es zu somatischen und psychischen Auffälligkeiten und Ausfallerscheinungen kommen. Die Auswirkungen sind neben der Menge an konsumiertem Alkohol von weiteren verschiedenen Faktoren, „wie der genetisch determinierten Alkoholtoleranz und der individuellen Alkoholgewöhnung, aber auch der Persönlichkeitsstruktur und situativen Einflüssen“ abhängig (Soyka/Küfner 2008, 162; vgl. Lipinski a.a.O.).
Mit steigender Blutalkoholkonzentration kommt es zu immer stärker werdenden Rauschzuständen bis hin zu einer Alkoholintoxikation (Soyka/Küfner a.a.O., 162-166). Höhere Mengen Alkohol wirken hemmend auf das Nervensystem (vgl. ebd.). „Akute Risiken des Alkoholkonsums ergeben sich vor allem aus der Beeinträchtigung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, der Wahrnehmung und der Urteilskraft“ (DHS a.a.O.). Folglich steigt auch die Risikobereitschaft: „Emotionen, die dafür sorgen, dass man sich nicht gefährlichen Situationen aussetzt, werden unterdrückt. Bei Personen, die eine Aggressionsbereitschaft mitbringen, sinkt dadurch die Schwelle für gewalttätiges Handeln“ (Kenn dein Limit 2017). Bei schweren Rauschzuständen mit Promillewerten von über 2,5 kommt es zu starken neurologischen Symptomen wie Gleichgewichts- und Sprechstörungen oder im psychischen Bereich zu zunehmenden Bewusstseins- und Orientierungsstörungen. Durch diese kognitiven und physiologischen Beeinträchtigungen ergibt sich zudem „eine erhöhte Unfallgefahr, die insbesondere im Straßenverkehr meist schwerwiegende, wenn nicht gar tödliche Folgen für Konsumenten und Unbeteiligte haben kann“ (DHS 2017, a.a.O.). Steigen die Promillewerte über einen Wert von 4,0 an, kann es v.a. durch die eintretende Dämpfung der Atmung und des Atemzentrums sowie das Eindringen von Erbrochenem in die Atemwege zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen (Soyka/Küfner 2008, 162ff.).
4.2 Folgeschäden chronischen Alkoholkonsums
Eine sogenannte akute Alkoholvergiftung durch missbrauchten Alkoholkonsum kann also tödlich enden. Doch Alkohol schädigt den Körper und die Psyche nicht nur akut. Übermäßiger regelmäßiger Alkoholkonsum bringt auch eine Vielzahl an Langzeitschäden und Folgeerkrankungen mit sich. Etwa „75% der Alkoholiker, die zur stationären Entwöhnungsbehandlung kommen, [weisen] Alkoholfolgekrankheiten auf“ (ebd., 175). „Leberschäden sind die häufigsten … Alkoholfolgekrankheiten“, da bei der Verstoffwechselung und dem Abbau von Alkohol die Leber das Hauptorgan ist und diese hierdurch besonders belastet wird (Knoll 2014, 131; Soyka/Küfner 2008, 175). Weitere organische Folgekrankheiten bei chronischem Alkoholmissbrauch sind u.a. Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis), Magenschleimhautentzündungen (Gastritis), Herzmuskelerkankungen und Nervenentzündungen (vgl. Knoll a.a.O., 132f.).
Neben den organischen Folgeschäden von chronischem Alkoholkonsum kann es auch zu einer Reihe psychischer und sozialer Folgen kommen. So werden u.a. das Leistungsverhalten und die Persönlichkeit nachhaltig negativ beeinflusst und verändert (vgl. Soyka/Küfner a.a.O., 233-239). Auch kann es zu Alkoholpsychosen und dem sogenannten Korsakow-Syndrom kommen (vgl. Knoll a.a.O., 135f.). Häufig bringt eine Alkoholabhängigkeit auch negative Auswirkungen im Familien- und Partnerschaftsleben, auf Kinder von alkoholmissbrauchenden Eltern, sowie soziale Folgen in der Arbeitswelt, Verkehrsunfälle und auch Kriminalität mit sich (vgl. Soyka/Küfner a.a.O., 240-249).
Es gilt zu beachten, dass die Auswirkungen von Alkohol auf die körperliche und psychische Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch sehr viel gravierender als bei Erwachsenen sind, da sie sich noch im Wachstum befinden (vgl. Lipinski 2007, 14) und die Entwicklung der Organe und des Gehirns in diesem Zeitraum noch nicht abgeschlossen sind (vgl. Kenn dein Limit 2017).
Auch bei schwangeren Frauen ist enorme Vorsicht geboten, da Alkoholkonsum in der Schwangerschaft fatale Entwicklungsschäden und Fehlbildungen bei dem Kind hervorrufen kann (vgl. Soyka/Küfner 2008, 230f.).
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