Soziale Ressourcen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz


Term Paper, 2020

35 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Genderhinweis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1. Biopsychosoziales Gesundheitsmodell
2.2. Sozialkapital
2.3. Soziales Netzwerk
2.4. Soziale Unterstützung
2.4.1. Parameter sozialer Unterstützung
2.4.2. Wahrgenommene und erhaltene Unterstützung
2.4.3. Quellen sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz
2.4.4. Voraussetzungen für die Nutzung sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz
2.5. Zusammenfassung des Theorieteils

3. Aktueller Forschungsstand zur sozialen Unterstützung am Arbeitsplatz
3.1. Betriebsklima und Führungsstil
3.2. Managementkonzepte
3.3. Zusammenhänge zur Gesundheit
3.4. Zusammenfassung aktueller Forschungsstand

4. Kritische Diskussion

5. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

WHO Weltgesundheitsorganisation

WKO Wirtschaftskammer Österreich

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Mitarbeiterbefragung zur sozialen Unterstützung im Betrieb

Abbildung 2 Biopsychosoziale Kennziffern im ganzheitlichen Gesundheitsmanagement

Abbildung 3 Effekte sozialer Unterstützung

Genderhinweis

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Hausarbeit eine einheitliche Sprachform verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung eines Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.

1. Einleitung

Soziale Beziehungen erhalten in der Arbeitswelt eine immer größer werdende Bedeutung. Nicht zuletzt kann dies auf den nicht unerheblichen Umfang an Zusammenhängen zwischen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit, die sich auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens auswirken, und dem Maß an sozialer Unterstützung oder aber sozialer Belastung im betrieblichen Setting zurückgeführt werden. Soziale Belastung am Arbeitsplatz kann sich u.a. durch fehlende oder mangelhafte, organisatorische Rahmenbedingungen, einen nicht-unterstützenden Führungsstil des direkt Vorgesetzten, Konflikten zwischen Arbeitskollegen bis hin zu Mobbing äußern. Soziale Unterstützung hingegen postuliert, bspw. durch einen mitarbeiterorientierten Führungsstil, einem angenehmen Betriebsklima, einem Managementkonzept das die Gesundheit der Beschäftigten miteinbezieht und fördert und einer Unternehmenskultur, die sich durch ein konstruktives, offenes Miteinander identifizieren lässt, einen gesundheitsförderlichen Effekt auf mehreren Ebenen für alle Beteiligten.1 Um soziale Unterstützung im Arbeitskontext nutzbar machen zu können, gilt es unterschiedliche Voraussetzungen wie etwa Bedingungen, die jedes Individuum im Unternehmen betreffen oder sich auf der Organisationsebene befinden, zu erfüllen. Zudem muss für die Nutzung bekannt sein, welche Quellen sozialer Ressourcen sich im Lebensbereich Arbeit befinden, wie diese beschrieben werden können und was es bei der Umsetzung zu berücksichtigen gilt.2

Ziel der vorliegenden Hausarbeit ist es die theoretischen Inhalte zum Konstrukt der sozialen Unterstützung in Verbindung mit dem aktuellen Forschungsstand im Arbeitskontext darzustellen und dabei sowohl die Quellen sozialer Unterstützung, als auch relevante Voraussetzungen, die für die Nutzung gegeben sein müssen, zu beschreiben. Auch etwaige Grenzen sollen dabei ausgearbeitet werden.

Um diese Ziele zu erfüllen, werden im Rahmen des zweiten Kapitels Begrifflichkeiten wie das Biopsychosoziale Gesundheitsmodell, Sozialkapital, soziales Netzwerk und soziale Unterstützung in die Thematik verortet, die diesbezüglichen Inhalte beschrieben und dabei die Relevanz begutachtet. Um näher auf das Konstrukt soziale Unterstützung einzugehen, werden dabei unterschiedliche Parameter definiert und erklärt, der Unterschied zwischen wahrgenommener und erhaltener sozialer Unterstützung dargestellt und wesentliche Quellen sowie Voraussetzungen erläutert. Kapitel zwei schließt mit einer kurzen Zusammenfassung des Theorieteils ab, bevor das dritte Kapitel, indem der aktuelle Forschungsstand zur sozialen Unterstützung eingeführt wird. Hierbei werden die Bereiche Betriebsklima und Führungsstil, Managementkonzepte und der Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und Gesundheit genauer betrachtet und zuletzt zusammengefasst dargestellt. Kapitel vier zeigt eine kritische Diskussion, in der die gesammelten Erkenntnisse im Rahmen von Möglichkeiten, Grenzen und offenen Fragen angeführt werden. Das Fazit und der Ausblick im fünften Kapitel runden diese schriftliche Arbeit ab.

2. Theoretische Grundlagen

Im nachfolgenden Kapitel werden relevante theoretische Grundlagen näher erläutert. Dabei soll in einem ersten Schritt das Biopsychosoziale Gesundheitsmodell dargestellt und in einem zweiten Schritt, durch die Beschreibung der Thematik Sozialkapital, die Verbindung zum betrieblichen Setting hergestellt werden. Anschließend wird das soziale Netzwerk und darauffolgend die soziale Unterstützung, die einen Teil des sozialen Netzwerks bildet, erörtert. Im Rahmen der sozialen Unterstützung werden Aspekte wie Qualität, Quellen, Voraussetzungen sowie Parameter gezeigt.

2.1. Biopsychosoziales Gesundheitsmodell

Im 19. Jahrhundert wurde das Biomedizinische Krankheitsmodell begründet, das die Definition der WHO in Bezug zu Gesundheit aufgriff.3 Diese meint im Jahre 1946, Gesundheit ist „(…) der Zustand des völligen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“. 4 Damit beschreibt das Biomedizinische Modell einen naturwissenschaftlichen Zugang zur Thematik Gesundheit. Hierbei stehen physiologische und biochemische und damit objektive Messungen im Fokus des Erkenntnisinteresses, was den Menschen mit einer Maschine gleichsetzt und psychische oder soziale Prozesse unbeachtet lässt. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Erkrankung eine biochemische oder physiologische Ursache zugrunde liegt. Durch diese Sichtweise werden bedeutsame Faktoren ausgelassen, weshalb das Biomedizinische Modell häufig kritisiert wurde und wird. Aus diesem Grund wurde es um die fehlenden Aspekte im Rahmen des Biopsychosozialen Gesundheitsmodells in den 70er Jahren von George L. Engel erweitert und vertieft. 5 Dieses Modell bezieht sich neben physischen und biochemischen Komponenten auch auf psychologische und soziale Bereiche. Nach dem Dogma des Biopsychosozialen Gesundheitsmodells wird die Gesundheit beeinflusst durch emotionale, spirituelle, körperliche, soziale, intellektuelle und Umweltaspekte, welche gleichermaßen zu berücksichtigen sind.6 In dieser Denkweise haben biologisch-organische, psychische und soziale Bedingungen sowie die Interaktion und die Zusammenhänge dieser, einen hohen Stellenwert,7 da sie miteinander interagieren, sich beeinflussen und in einem dynamischen Prozess verflechtet sind. Sind Bedingungen fehlerhaft, so kann es durch komplexe Wechselwirkungen zu Störungen kommen, die wiederum andere Bedingungen beeinflussen. So wird z.B. jede medizinische Behandlung keinerlei Erfolge erzielen, wenn bei einer Person die emotionalen Ressourcen nicht ausreichend vorhanden sind.8 Im Jahr 2000 nahm die WHO diese Annahmen in ihre Sichtweise auf.9

Durch diese Grundlage kann davon ausgegangen werden, dass die soziale Ebene sich direkt und indirekt auf die Gesundheit eines Menschen auswirkt und eine mangelnde Passung zwischen Person und Umwelt gesundheitsschädigende Folge haben kann. 10

2.2. Sozialkapital

Um auf die Grundlage der sozialen Ebene des Biopsychosozialen Gesundheitsmodells im betrieblichen Setting einzugehen, dient der Begriff des Sozialkapitals der Identifizierung von Qualitätsmerkmalen der sozialen Strukturen eines Unternehmens. Der Umfang und die Qualität der sozialen Vernetzung des Systems einer Organisation zeigt sich dabei an gemeinsamen Überzeugungen, Werten und Regeln sowie der Qualität der Menschenführung und lässt sich an der Gesundheit und folglich der Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden ablesen. Somit beschreibt das Sozialkapital eine gesellschaftliche Voraussetzung für Gesundheit, Leistung und in weiterer Folge für wirtschaftlichen Erfolg. 11

2.3. Soziales Netzwerk

Das soziale Netzwerk stellt einen quantitativen Aspekt der sozialen Ressourcen dar und bildet die Grundlage für die Entstehung von sozialer Unterstützung (=soziale Beziehungen).12 Definiert wird das soziale Netzwerk in der Sozialwissenschaft meist als „System sozialer Beziehungen zwischen Individuen“.13 Der Begriff postuliert die Einbindung in soziale Gruppen, das öffentliche Leben einer Gemeinde oder eines Stadtteils, die Verfügbarkeit und den Zugang zu sozialen Ressourcen und das Vorhandensein von Kontakten und Beziehungen zu anderen Personen.14 Menschen im sozialen Netzwerk können demnach Nachbarn, Ehepartner, Arbeitskollegen, Vereinsmitglieder, Verwandte, Familienmitglieder, andere Vertrauenspersonen oder Bekannte sein. Folglich beschreibt das soziale Netzwerk die Verbindungen von unterschiedlichen Personen miteinander und stellt einen strukturellen Aspekt, der sich nicht mit der qualitativen Beschreibung der Beziehungen auseinandersetzt, sondern sie objektiv und quantitativ wiedergibt.15 Um eine quantitative Angabe über das soziale Netzwerk zu geben, kann die Anzahl der Elemente (also einzelne Personen oder Gruppen), die Dichte (Verhältnis der Anzahl der Verbindungen zur Anzahl der möglichen Verbindungen),16 die Dauer (zeitliche Erstreckung der Bekanntschaft zwischen den einzelnen Netzwerkmitgliedern), die Reziprozität (Ausgeglichenheit der sozialen Interaktion), die Häufigkeit (Anzahl der Kontakteinheiten), Homogenität (Ausmaß der Ähnlichkeit der Netzwerkmitglieder) oder die Verpflichtung (Art der Gruppenstrukturen) herangezogen werden.17 Die Abgrenzung zum Begriff der sozialen Integration erfolgt nur teilweise, weshalb sich in der Literatur die Verwendung beider Metaphern schwer unterscheiden lässt.18

2.4. Soziale Unterstützung

Soziale Unterstützung ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Aspekte sozialer Beziehungen und sozialer Interaktionsprozesse19 und umfasst dabei das Erhalten und das Empfangen von sozialen Leistungen, die Menschen bei der Bewältigung von heraufordernden Situationen oder Belastungen20 sowie gleichermaßen bei kleineren Notwendigkeiten zur Anpassung um mit den sog. „daily hassles“ also den normalen alltäglichen Herausforderungen benötigen.21 Damit kann diese Metapher als soziale Transaktion klassifiziert werden.22 Im Gegensatz zum sozialen Netzwerk fokussiert sich soziale Unterstützung auf qualitative und nicht quantitative Aspekte. Ausgangslage für die Entstehung von sozialer Unterstützung bildet das soziale Netzwerk. Existiert kein Netzwerk, kann es zu keiner Unterstützungsleistung auf sozialer Ebene kommen.23 Unter soziale Unterstützung fallen jegliche praktische, materielle, informierende und beratende Hilfeleistungen ausgehend von menschlichen sozialen Beziehungen.24 Wichtig wird die Unterstützung aus sozialen Beziehungen dann, wenn Selbsthilfemaßnahmen keinen Erfolg erzielen konnten. In diesem Fall suchen sich Personen Unterstützung in sozialen Systemen wie ihrer Partnerschaft, der Familie, Freunden aber auch bei Kollegen oder Vorgesetzten.25 Die Qualität einer sozialen Beziehung kennzeichnet sich durch die Anzahl und die Ausprägung von Informalität, emotionaler Bindung, räumlicher Nähe und kultureller Homogenität. Je mehr dieser Faktoren vorhanden sind und je größer die Ausprägung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die soziale Beziehung als Ressource fungiert und desto größer ist die Qualität der Interaktion. Weiters werden soziale Beziehungen in jene, die zwischen Familienmitgliedern oder im Freundeskreis existieren und jene, die u.a. zwischen Bekannten, Arbeitskollegen und Geschäftspartnern bestehen und damit gesellschaftliche Beziehungen beschreiben, eingeteilt. Dabei zählen beide Typen zu den sozialen Ressourcen, die sich gesundheitsfördernd auswirken können.26

Schließlich kann das Subkonstrukt der Unterstützung anderer von der sozialen Unterstützung abgeleitet werden. Dies beschreibt dementsprechend die Sicht des Unterstützungsgebenden. Damit wird ein Zugehörigkeitsgefühl durch das Gefühl des gebraucht-werdens und durch die Beteiligung vermittelt.27

2.4.1. Parameter sozialer Unterstützung

Da sich soziale Unterstützung mit den qualitativen Aspekten von Interaktionen zwischen Empfänger und Geber einer Hilfeleistung auf sozialer Ebene beschäftigt,28 können hierbei unterschiedliche Einflussfaktoren beschrieben werden.

Soziale Unterstützung lässt sich in drei Dimensionen beschreiben, bei denen es sich um informelle (kognitive Dimension) oder praktische (instrumentelle Dimension) Hilfe sowie emotionalem (emotionale Dimension) Beistand handeln kann. Zudem unterscheiden sich diese in ihren Funktionen. Somit wirkt die informelle Dimension mit Unterstützung durch Informationen, die bei der Bewältigung einer Situationen helfen können, die instrumentelle Dimension leistet ihren Beitrag durch praktische Hilfeleistungen beim Lösen eines Problems und die emotionale Dimension äußert sich in der emotionalen Unterstützung, indem einer Person Mitgefühl gezeigt oder Liebe und Vertrauen entgegengebracht wird.29 Die Informelle Unterstützung wird, erweitert durch Informationen, die zur besseren Einschätzung einer Situation dienen, „evaluative Unterstützung“ bezeichnet.30

Neben diesen Einflussfaktoren lassen sich unterschiedliche Bedürfnisse wie bspw. Liebe, Bindung, Ausgeglichenheit, Entspannung, Sicherheit, Vertrauen und Zugehörigkeit identifizieren, die durch soziale Beziehungen gestillt werden können und Zusammenhänge zu gesundheitlichen Effekten aufweisen.31 Um den Rahmen dieser Hausarbeit nicht zu überschreiten, wird auf die Ausführung weiterer Parameter verzichtet.

2.4.2. Wahrgenommene und erhaltene Unterstützung

Bei der Begutachtung von sozialen Beziehungen muss immer zwischen wahrgenommener (erwarteter) und erhaltener (tatsächlicher) Unterstützung unterschieden werden. Die wahrgenommene Unterstützung ist dabei jene, die vom Unterstützungsempfänger erwartet wird und entsteht durch seine individuellen Überzeugungen. Die erhaltene Unterstützung, stellt die tatsächliche Hilfeleistung dar, die eine Person in der Realität bekommt, aufgrund des sozialen Netzwerks indem sie sich befindet. Dabei ist also nicht allein entscheidend, wie viele Sozialkontakte eine Person hat, sondern auch, wie verlässlich und wie hoch die subjektive Überzeugung der Person ist, im Bedarfsfall auch tatsächlich von diesen unterstützt zu werden. Die wahrgenommene Unterstützung korreliert dabei verhältnismäßig gering mit der erhaltenen Unterstützung, da sich die wahrgenommene Unterstützung aus den Kognitionen und Persönlichkeitsmerkmalen des Empfängers und die erhaltene Unterstützung aus denen des Gebers und spezifischen Umweltfaktoren ergeben. Damit bildet sich ein Prozess, der Aufgrund eines Bedürfnisses nach einer Unterstützungsinteraktion in Gang gesetzt wird und auf den die Mobilisierung von Unterstützungsoptionen folgt. Anschließend wird eine Unterstützungsleistung von einer Person ausgeführt, weshalb die andere Person diese erhalten kann. Aus dem Erhalt resultiert schließlich die Wahrnehmung des Empfängers über die Hilfeleistung, wodurch die zukünftige Mobilisierung beeinflusst wird.32 Soziale Interaktion kann dann als positiv bewertet werden, wenn der Geber eine gute Absicht hegt (Helferperspektive), der Empfänger einen Nutzen durch die Unterstützung wahrnimmt (Empfängerperspektive) und eine dritte, neutrale Person die Hilfeleistung als unterstützend auffasst (Beobachterperspektive). Nach Schwarzer müssen die Empfänger-, Helfer- und Beobachterperspektive übereinstimmen damit die Rede von „sozialer Unterstützung“ sein kann.33

Im Bezug zur Gesundheit konnte gezeigt werden, dass die wahrgenommene Unterstützung fast immer negativ mit Gesundheitsbeschwerden korreliert. Was bedeutet, dass Personen, die eine geringere Erwartung haben Unterstützungsleistungen zu erhalten, eher über Krankheitssymptome berichten.34

2.4.3. Quellen sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz

Neben den bereits erwähnten Dimensionen bzw. Typen der Unterstützungsleistung ist für eine erfolgreiche Interaktion auch entscheidend, von wem die Hilfe geleistet und von wem sie erwartet wird.35 Die Bewertung und Akzeptanz des Unterstützungsempfängers kann sich demzufolge je nach Unterstützungsgeber unterscheiden.36 Nach Badura (1981) lassen sich vier Beziehungsarten erfassen, die sich in ihrer Qualität und Intensität unterscheiden:

Confidant-Beziehungen: Diese sind durch ein hohes gegenseitiges Vertrauen und Intimität gekennzeichnet. Dazu gehören Ehe- bzw. Lebenspartner, Geschwister, Eltern, Kinder, aber auch sehr enge Freunde. Der Kontakt zeigt sich durch eine hohe Häufigkeit und Intensität, wodurch diese Art von Beziehung jederzeit und in jeglicher Form als Unterstützungsleister genutzt werden kann.37

Enge Bindungen: Die Häufigkeit und die Dauer bei engen Bindungen sind sehr hoch. Zudem lässt sich eine ausgeprägte gegenseitige Wertschätzung und emotionale Nähe feststellen. Hierzu gehören weitere Familienangehörige, Arbeitskollegen, Nachbarn oder Freunde.

Eher oberflächlichere Bekanntschaften: Schwache soziale Verpflichtungen, weniger emotionale Nähe, eine geringere Häufigkeit und Intensität kennzeichnen die oberflächlicheren Bekanntschaften. Diese Interaktionen sind die Folge aus gemeinsamen Interessen, demselben Wohnort oder anderen Gemeinsamkeiten wie es bspw. in der Gemeindevertretung, einem Sportverein oder einer Mitgliedschaft in einer Organisation der Fall ist. Die Pflege dieser Art von Beziehung benötigt vergleichsweise wenig Ressourcen.38

Keine informellen Beziehungen: Darunter fallen Unterstützungsleistungen des Gesundheitsversorgungssystems oder Beziehungen, die sich aufgrund von unfreiwilligen Umständen ergeben.39

Die wichtigste Gesundheitsressource lässt sich in Konfidenzbeziehungen, insbesondere zum Lebensgefährten, feststellen. Bei der Suche nach Informationen und neuen Anregungen ist jedoch der weitere Bekanntenkreis die größere Hilfe. Dabei lassen sich unterschiedliche Quellen sozialer Unterstützung identifizieren, deren Verortung im individuellen Netzwerk die Unterstützungsfunktion prägt. Die Wirkung der entgegengebrachten Hilfeleistung hingegen, ist abhängig von der Qualität und der Art der Beziehung.40 Nachfolgend soll auf die Quellen sozialer Unterstützung, die für den Arbeitsplatz von höchster Relevanz sind (Führungskraft und Arbeitskollegen), eingegangen werden.

Soziale Unterstützung durch die Führungskraft: Führungskräfte haben einen wesentlichen Einfluss auf die Emotionen, das Wohlbefinden und die Leistungs- und Motivationsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden. Dies kann sich auf bewusster oder unbewusster Ebene abspielen und resultiert aus ihrem Verhalten bspw. durch Anerkennung oder Ablehnung gegenüber den Beschäftigten.41 Dabei bilden eine instrumentelle Unterstützung und emotionaler Rückhalt durch die Vorgesetzten zentrale Bedingungen für die Förderung und Sicherung des Wohlbefindens als auch der Gesundheit der Mitarbeitenden. Soziale Unterstützung durch den direkten Vorgesetzten zu erfahren bewirkt u.a. eine Steigerung des Selbstwertgefühls, Verringerung der Verunsicherung, Zufriedenheit im Arbeitskontext, niedrige Fehlzeiten, ein geringeres Risiko für Burnout, mehr Engagement und eine höhere Identifikation mit dem Arbeitsplatz.42 Arbeitsbelastungen können durch die positive Einwirkung sozialer Unterstützung, die durch die Führungskraft gezeigt wird, als weniger beeinträchtigend erlebt werden, wenn die Beziehungen im betrieblichen Setting nicht durch bspw. Konflikte oder mangelnde Unterstützung gestört sind.43 Häufige Konflikte und mangelnde soziale Unterstützung in der Führungskräfte-Mitarbeiter-Beziehung hingegen zeigen einen negativen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit.44 Dabei stellt sich heraus, dass die Unterstützung bei organisatorischen Schwierigkeiten oft schnell und unbürokratisch durch lösungsorientiertes Handeln durch die Führungskraft erfolgt, bei Herausforderungen emotionaler, zwischenmenschlicher oder kommunikativer Natur meist Defizite in den Kompetenzen der Vorgesetzten festgestellt werden müssen, sodass diese Art von sozialer Unterstützung in vielen Fällen mangelhaft ausfällt.45 Hier setzt eine der wichtigsten Arten von sozialer Unterstützung im Arbeitskontext nach Frese (1999) an: soziale Unterstützung durch die direkte Führungskraft in Form von problemorientierten Gesprächen und Anerkennung. Frese konnte herausarbeiten, dass diese Aspekte besonders entlastend für die Beschäftigten sein können, wenn der Vorgesetzte nicht selbst Quelle für Belastungen ist.46

[...]


1 Vgl. Badura/Hehlmann/Walter (2010), S. 344 - 345

2 Vgl. Weber/Hörmann/Ferreira (2007), S. 272 - 273

3 Vgl. Faltermaier (2017)

4 Renneberg/Hammelstein (2006), S. 8

5 Vgl. Faltermaier (2017)

6 Vgl. Gerrig (2016), S. 490-491

7 Vgl. Double (2006), S. 192

8 Vgl. Pauls (2013), S. 3-5

9 Vgl. WHO (2000)

10 Vgl. Weyers/Dragano (2014), S. 467

11 Vgl. Badura/Hehlmann/Walter (2010), S. 3

12 Vgl. Renneberg/Hammelstein (2006), S. 107 - 108

13 Minnemann (1994), S. 24

14 Vgl. Minnemann (1994), S. 24

15 Vgl. Faltermaier (2005), S. 104

16 Vgl. Röhrle (1994)

17 Vgl. Knoll/Scholz/Rieckmann (2005)

18 Vgl. Laireiter/Ganitzer/Baumann (1993)

19 Vgl. Dinkel (2008), S. 503

20 Vgl. Badura (1981), S. 157

21 Vgl. Leppin (1997)

22 Vgl. Schwarzer (1993)

23 Vgl. Renneberg/Hammelstein (2006), S. 107 - 108

24 Vgl. Weber/Hörmann/Ferreira (2007), S. 265

25 Vgl. Bock/Kupfer/Simon/Weinhold/Wesenberg (2014)

26 Vgl. Schwarzer (1997), S. 4 - 5

27 Vgl. Diewald (1991)

28 Vgl. Renneberg/Hammelstein (2006), S. 108

29 Vgl. Weber/Hörmann/Ferreira (2007), S. 42 - 43

30 Vgl. Renneberg/Hammelstein (2006), S. 110 - 111

31 Vgl. Leidenfrost (2006), S. 141 - 142

32 Vgl. Renneberg/Hammelstein (2006), S. 109

33 Vgl. Schwarzer (1997), S. 179

34 Vgl. Ebd., S. 404

35 Vgl. Schwarzer (2000)

36 Vgl. Bruns (2013)

37 Vgl. Badura (1981), S. 13 - 39

38 Vgl. Bruns (2013)

39 Vgl. Badura (1981), S. 13 - 39

40 Vgl. Weber/Hörmann/Ferreira (2007), S. 268 - 270

41 Vgl. Badura/Hehlmann/Walter (2010), S. 52

42 Vgl. Weber/Hörmann/Ferreira (2007), S. 270

43 Vgl. House (1981)

44 Vgl. Holzträger (2012)

45 Vgl. Rosenstiel (2003)

46 Vgl. Frese (1999)

Excerpt out of 35 pages

Details

Title
Soziale Ressourcen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz
College
SRH - Mobile University
Grade
1,0
Author
Year
2020
Pages
35
Catalog Number
V963017
ISBN (eBook)
9783346313591
ISBN (Book)
9783346313607
Language
German
Notes
97I100 Punkte
Keywords
Arbeitsgesundheit, Führung, betriebliches Gesundheitsmanagement, soziale Ressourcen, soziale Unterstützung, Ressourcenforschung, Sozialpsychologie, Arbeitspsychologie
Quote paper
Nina Hammerer (Author), 2020, Soziale Ressourcen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/963017

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Title: Soziale Ressourcen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz



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