Auf der theoretischen Grundlage der, von Immanuel Wallerstein geprägten, Weltsystemanalyse und der vergleichenden Kapitalismusforschung soll die Frage beantwortet werden, wie die polit-ökonomische Konfiguration in Russland unter Putin zu charakterisieren ist. Damit beschränkt sich diese Arbeit auf die Ära Putins, erwähnt jedoch peripher den historischen Ablauf des russischen Transformationsprozesses. Eine Frage die sich damit verbinden lässt, hier aber nur angeschnitten werden kann lautet: Inwieweit unterscheidet sich Putins System vom westlich geprägten Kapitalismus? Oder anders formuliert: Besteht zwischen den beiden Systemen ein ideologischer Widerspruch oder eher ein patriarchal-kapitalistisches Konkurrenzverhältnis um Hegemonie? Zuerst werden die einzelnen Begriffe die relevant sind für die Beantwortung der Forschungsfrage näher erläutert und definiert.
Die letzten Jahre waren aus geopolitischer Sicht äußerst turbulent. Sanktionen und Gegensanktionen, militärische Aufrüstung, die Konflikte in der Ukraine, in Syrien und im Jemen, diplomatische Krisen und nicht zuletzt der Aufschwung der Rechtspopulist_innen weltweit, kennzeichnen die politischen Verhältnisse. Feindbilder werden geschaffen und Schuldige gesucht. Völkerrechtliche Kriege, die umstrittene Annexion der Krim seitens Russland und gegenhegemoniale Integrationsprojekte bestimmen das geostrategische Schachbrett. Viele sehen, ähnlich der Imperialismustheorie von Lenin
oder Rosa Luxemburg, die Ursache von Krieg und Elend im Kapitalismus. In Bezug auf Putin wird das Kind allzu oft mit dem Bad ausgeschüttet. Denn hierbei ufert Kapitalismuskritik häufig in eine "schleichende" bzw. offene Sympathie für Putin aus.
Auf folgende Widersprüchlichkeit soll hingewiesen werden: Links-affine, rechtspopulistische, kapitalismuskritische, diverse "alternative Medien" und Verschwörungstheoretiker_innen plädieren oftmals für eine Verbesserung der Beziehung zwischen „dem Westen“ und Russland. Aus Sicht der Friedens- und Konfliktforschung kann man hierbei nur zustimmen. Inkonsistent wird es aber, sobald Putin als ideologischer Gegenspieler des westlich geprägten Kapitalismus angesehen wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Fragestellung und methodologische Vorgehensweise
- 2. Begriffsbestimmungen
- 2.1 Neoliberalismus
- 2.2 Weltsystemanalyse
- 2.3 Staatskapitalismus
- 3. Russlands Transformationsprozess im historischen Kontext
- 4. Putins Kapitalismus
- 4.1 Liberale Marktwirtschaft und illiberale Demokratie
- 4.2 Kremels autoritärer Staatskapitalismus
- 5. Conclusio
- 5.1 Ausblicke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die polit-ökonomische Konfiguration Russlands unter Wladimir Putin, basierend auf der Weltsystemanalyse und der vergleichenden Kapitalismusforschung. Sie zielt darauf ab, Putins Politik und die wirtschaftspolitische Struktur Russlands jenseits von Propaganda und Stereotypen zu analysieren und zu kritisieren.
- Charakterisierung der polit-ökonomischen Konfiguration Russlands unter Putin
- Vergleich des russischen Systems mit dem westlich geprägten Kapitalismus
- Analyse des russischen Transformationsprozesses im historischen Kontext
- Bedeutung des Neoliberalismus und des Staatskapitalismus im russischen Kontext
- Einfluss der Weltsystemanalyse auf das Verständnis Russlands
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung skizziert den geopolitisch turbulenten Kontext der letzten Jahre, geprägt von Sanktionen, Konflikten und dem Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen. Sie kritisiert vereinfachte Kapitalismuskritik, die zu einer unkritischen Sympathie für Putin führen kann, und formuliert die Forschungsfrage: Wie lässt sich die polit-ökonomische Konfiguration Russlands unter Putin charakterisieren? Die Arbeit untersucht Putins System im Vergleich zum westlichen Kapitalismus unter Verwendung der Weltsystemanalyse.
2. Begriffsbestimmungen: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie Neoliberalismus, Weltsystemanalyse und Staatskapitalismus. Der Neoliberalismus wird als intellektuelle Strömung beschrieben, die eine Trennung von Ökonomie und Politik fordert und den Staat auf die Rolle eines "Nachtwächterstaates" reduziert. Die Weltsystemanalyse, maßgeblich geprägt von Immanuel Wallerstein, betrachtet die Weltökonomie als ein hierarchisches System mit einem dominanten Zentrum und einer ausgebeuteten Peripherie. Der Begriff Staatskapitalismus wird im Kontext des russischen Systems definiert, jedoch ohne genaue Definition im Ausgangstext.
3. Russlands Transformationsprozess im historischen Kontext: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Verlauf des russischen Transformationsprozesses nach dem Ende der Sowjetunion, skizziert den Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft und der liberalen Demokratie. Obwohl der genaue Inhalt fehlt, wird impliziert, dass der russische Weg kein direkter Weg in eine westlich geprägte Marktwirtschaft war und somit einen eigenen historischen Kontext benötigt, um verstanden werden zu können.
4. Putins Kapitalismus: Dieses Kapitel analysiert die polit-ökonomische Entwicklung Russlands unter Putin. Es untersucht die Verbindung zwischen liberaler Marktwirtschaft und illiberaler Demokratie, sowie die Merkmale des "autoritären Staatskapitalismus" unter Putin. Dieser Abschnitt konzentriert sich wahrscheinlich auf die spezifischen wirtschaftspolitischen Entscheidungen und Strukturen unter Putin und deren Auswirkungen auf die russische Gesellschaft und die internationale Politik. Es wird implizit ein Vergleich zwischen dem Modell Putins und einem westlich geprägten Kapitalismus stattfinden.
Schlüsselwörter
Putin, Russland, Kapitalismus, Neoliberalismus, Staatskapitalismus, Weltsystemanalyse, Transformationsprozess, illiberale Demokratie, Geopolitik, Rohstoffe, Extraktivismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Putins Kapitalismus
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert die polit-ökonomische Struktur Russlands unter Wladimir Putin. Sie untersucht Putins Politik und die wirtschaftspolitische Struktur Russlands, vergleicht sie mit dem westlichen Kapitalismus und betrachtet sie im Kontext der Weltsystemanalyse und der vergleichenden Kapitalismusforschung. Das Ziel ist eine Analyse jenseits von Propaganda und Stereotypen.
Welche Theorien werden angewendet?
Die Arbeit nutzt die Weltsystemanalyse (Immanuel Wallerstein) und die vergleichende Kapitalismusforschung als theoretische Grundlage. Sie bezieht zentrale Begriffe wie Neoliberalismus und Staatskapitalismus ein und definiert diese im Kontext der russischen Situation.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Charakterisierung der polit-ökonomischen Konfiguration Russlands unter Putin, einen Vergleich mit dem westlichen Kapitalismus, den russischen Transformationsprozess im historischen Kontext, die Rolle des Neoliberalismus und Staatskapitalismus in Russland und den Einfluss der Weltsystemanalyse auf das Verständnis Russlands.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung (mit Forschungsfrage und methodischem Ansatz), Begriffsbestimmungen (Neoliberalismus, Weltsystemanalyse, Staatskapitalismus), Russlands Transformationsprozess im historischen Kontext, Putins Kapitalismus (mit Fokus auf liberale Marktwirtschaft und illiberale Demokratie, sowie autoritären Staatskapitalismus) und Conclusio mit Ausblick.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie lässt sich die polit-ökonomische Konfiguration Russlands unter Putin charakterisieren?
Welche Kritikpunkte werden angesprochen?
Die Arbeit kritisiert vereinfachte Kapitalismuskritik, die zu einer unkritischen Sympathie für Putin führen kann. Sie zielt darauf ab, eine differenzierte und kritische Analyse zu liefern.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind Putin, Russland, Kapitalismus, Neoliberalismus, Staatskapitalismus, Weltsystemanalyse, Transformationsprozess, illiberale Demokratie, Geopolitik, Rohstoffe und Extraktivismus.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über den Inhalt jedes Kapitels, inklusive der zentralen Argumentationslinien und Forschungsfragen. Sie skizziert die jeweiligen methodischen Ansätze und die Kernaussagen der einzelnen Abschnitte.
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- Josef Muehlbauer (Author), 2018, Russland unter Putins Kapitalismus. Von der (neo-)liberalen Marktwirtschaft bis hin zum autoritären Staatskapitalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/963049