Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Kommunikation nicht nur Austausch, sondern ein Werkzeug zur Gestaltung der Gesellschaft ist. Dieses Buch taucht tief in die marxistischen Kommunikationstheorien ein und enthüllt, wie Denker wie Marx und Lenin die Rolle von Sprache, Medien und öffentlicher Meinung in kapitalistischen und sozialistischen Systemen verstanden haben. Entdecken Sie, wie die Produktionsbedingungen das Bewusstsein prägen und wie Medien als Mittel zur ideologischen Beeinflussung oder zur Förderung des Klassenbewusstseins eingesetzt werden können. Von der Analyse der asymmetrischen Kommunikation, bei der Eliten die Massen lenken, bis hin zur Vision eines symmetrischen Austauschs, der einen "Volksgeist" formt, werden die fundamentalen Unterschiede zwischen kapitalistischer und sozialistischer Mediennutzung beleuchtet. Untersuchen Sie die Kritik an der Manipulation der Bevölkerung durch die herrschende Klasse und die Instrumentalisierung der Medien zur psychologischen Kriegsführung. Das Buch beleuchtet auch die spezifischen Anwendungen dieser Theorien, insbesondere im Journalismus der DDR, wo Medien als Instrumente des Staates zur Bewusstseinsbildung und Verhaltenssteuerung eingesetzt wurden. Erfahren Sie, wie Medienkonzentration im Kapitalismus zu Profitmaximierung und kommunikativer Unterdrückung führen kann. Dieses Werk bietet eine umfassende Analyse der marxistischen Perspektiven auf Kommunikation und Medien und fordert uns heraus, die Machtstrukturen und ideologischen Einflüsse zu erkennen, die unsere heutige Medienlandschaft prägen. Es ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die die tieferen Zusammenhänge zwischen Kommunikation, Macht und Gesellschaft verstehen wollen und bietet neue Einblicke in die Mechanismen der Meinungsbildung und ideologischen Kontrolle. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der die Deutungshoheit über die Medien zur zentralen Frage der gesellschaftlichen Entwicklung wird und entdecken Sie die verborgenen Kräfte, die unsere Kommunikation bestimmen.
Marxistische Kommunikationstheorien
1. Materialistische Grundlagen
Prämissen: Soziale Handeln ist nicht Orientierungshandeln, sondern es ist praktisch und materiell und seine Basis sind nicht Normen, Werte und Sinngebungen, sondern die materiellen Ge- sellschafts- und Produktionsbedingungen. Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Dialektischer und historischer Materialismus als untrennbare Einheit der marxistischen Philosophie.
Kommunikationsverständnis allgem.: Sprache ist Resultat eines materialistischen Zusammenhanges der Menschen untereinander, sie hat die Qualität eines gesellschaftlichen Produktes. Sprache ist gleichzeitig Resultat und Voraussetzung für Gesellschaft. Form und Struktur des Sozialwesens werden auch durch die Modi der gesellschaftlichen Komm. und ihre Vermittlung konditioniert. Keine Komm. ohne Produktion, keine Produktion ohne Komm.
1.1 Kommunikation bei Marx
Wahrheit kann nur dialektisch aus geltenden Meinungen gewonnen werden, was eine öffentliche Diskussion und uneingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten erfordert. Marx sieht zwei Typen von Kommunikation: in der asymmetrischen K. fließt Kommunikation von oben nach unten, von der Elite weniger Kommunikatoren zur gläubigen/ passiven Masse, in der symmetrischen K. findet ein gesamtgesellschaftlicher geistiger Austausch zwischen gleichbe- rechtigten Kommunikanten statt, aus dem sich ein "Volksgeist" konstituiert. Korrekt vermittelte Kommunikation ("die Verständigung des Volkes mit sich selbst") ist erste Bedingung für Gesellschaft/ Volk/Gemeinschaft. Vollkommene Pressefreiheit soll ermöglichen, daß sich aus widersprüchlichen Meinungen ein allgem. Konsens über die Wahrheit bilden kann (-> Delibe- ration).
1.2 Interpretation durch Lenin
Aufgabe der Partei ist die Herausbildung, wiss. Fundierung und Verbreitung des sozialistischen Bewußtseins und die Erziehung und Einbeziehung der Arbeiterklasse. Die Massen sind unwissend und träge, sie müssen mittels Agitation zu revolutionärer Aktivität erzogen werden. Die Massenmedien sind ein mächtiges, unersetzliches Mittel im Prozeß der Bewußtseinsbildung: kollektiver Propagandist, Agitator und Organisator. V.a. die Zeitung fungiert als Kettenglied zwischen Partei und Massen als Mittel zur Sicherung des Klassenbewußtsein. Um ihre Funktion erfüllen zu können, müssen alle Massenmedien der Partei unterstehen.
Kritik: Publikum als Verfügungsmasse, monokausale Wirkungsvorstellungen (Distribution von Ideologie), Wahrheitsanspruch und normative Ausrichtung, rechtfertigt Zensur.
2. Sozialistische Kommunikationstheorien
2.1 Kommunikationsbegriff
Kommunikation allgemein steht in enger Beziehung zum gesellschaftlichen Produktionsprozeß:
Kooperation der Arbeit als Voraussetzung der gesellschaftlichen Existenz von Individuen. Es wird ein einfaches polares Modell Sender-> Kanal -> Empfänger angenommen, die Richtung kann sich durch Rollentausch von Sender und Empfänger umkehren.
2.2 Massenkommunikation
Massenkommunikation ist ein gesellschaftlich determinierter Prozeß, der aus der gesellschaftlichen Praxis - aus der Produktion und Reproduktion materiellen Lebens - notwendig hervorgeht und seinerseits auf die gesellschaftliche Praxis zurückwirkt. (Bisky in den 70ern) -> die Rückwirkung muß im Sinne des Sozialismus gesteuert werden, um den Bestand des Systems nicht zu gefährden.
Massenkommunikation erfolgt im Unterschied zu interpersonaler Komm. einseitig (-> kein Rollentausch), über technische KommMittel, ohne direkten Kontakt zwischen Sender und Empfänger und öffentlich.
Neue Kommuikationsformen entwickeln sich mit neuen Produktionsformen (Evolution der Massenkommunikation), z.B. erfordert der Industriekapitalismus neue KommMittel für einen schnellen Transport und Absatz von Waren und Informationen.
Elemente des Grundmodells der Massenkomm. sind: Kommunikator (Sender), Kommuniqué (Nachricht), MassenkommMittel, Kommunikant (Empfänger). Der Prozeß der Massenkomm. wird in drei zeitliche Phasen unterteilt: präkommunikative, kommunikative und post-kommuni- kative Phase. Problem dabei ist die zeitliche Fixierung und Abgrenzug der Phasen, außerdem führt eine derartige Einteilung auch nicht weiter.
2.3 Die Kommunikationssituation
Massenkomm. ist ein sozialer Prozeß in einer konkreten Situation und wird von dieser Situation beeinflußt (Gesellschaftsform, Produktionsverhältnisse...). Die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmen Zugang zur MassKomm und ihre Form. Die soz. KommForschung wirft den bürgerlichen Theorien vor, sie ignorierten diese KommSituation und abstrahierten unzulässig, indem sie soziale Einflußfaktoren (v.a. das soziale Verhältnis der Kommunikationspartner, z.B. Hierarchien) auf Komm. unberücksichtigt ließen. Sie spiegeln gleichberech-tigten Dialog durch abstrakte Modelle nur vor. Die Berücksichtigung stellt den eigentlich eigenständigen Ansatz der soz. KommTheo. dar.
2.4 Funktion der Massenkommunikation
Im Sozialismus dient M. als wesentliches Element des ideologischen Klassenkampfes, sie dient der Entwicklung des soz. Bewußtseins und der soz. Persönlichkeitsbildung und damit der Konstituierung von Klassenbewußtsein, ist kollektiver Propagandist/Agitator der Partei und dient der Information über die ständig wechselnde Umweltsituation. M. sind ein ideologisches Führungsinstrument der Partei.
Im Kapitalismus dienen die M. aus sozialistischer Sicht zur ideologischen Manipulation der Bevölkerung durch die herrschende Klasse und zur psychologischen Kriegführung gegen den Sozialismus. Als Waren sind die M. auch ökonom. Gesetzen unterworfen.(-> kapital-ökonom., warenzirkulierende, regenerative, absatzökonomische, herrschaftliche Funktion). Folge ist eine "kommunikative Unterdrückung".
3. Anwendung der Theorien
3.1 Journalismus in der DDR
Bestimmung der Massenmedien als kollektiver Propagandist, Agitator, Organisator gemäß Lenin, sie sollen Bewußtsein und Handeln im sozialistischen Sinne beeinflussen. Entsprechend gehören sie in Staatsbesitz. Die Meinungs- und Pressefreiheit ist verfassungsmäßig garantiert; praktisch aber staatliche Kontrolle durch Lizenzvergabe, Papierzuteilung, Konzentration der Druckkapazitäten, Vertriebsmonopol, Argumentationshilfe, Journalistenauswahl und -ausbildung. Die Journalistikwissenschaft folgt der Grundannahme, der gesamte Erkenntnisprozeß des Menschen beziehe sich auf den Klassenstandpunkt. Wissenschaftliche Objektivität ist gleichzusetzen mit Parteilichkeit gemäß dem wahren Sozialismus. Wiss. erfüllt keinen Selbst- zweck, sondern besitzt eine gesellschaftliche Produktivkraftfunktion. Die Wirkungstheorie beruft sich auf Lenins Pressetheorie
3.2 Medienkonzentration aus sozialistischer Sicht
Häufig gestellte Fragen
Was sind die materialistischen Grundlagen der marxistischen Kommunikationstheorien?
Die Basis für soziales Handeln sind die materiellen Gesellschafts- und Produktionsbedingungen, nicht Normen oder Werte. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Der dialektische und historische Materialismus bilden eine untrennbare Einheit.
Wie wird Kommunikation im Allgemeinen im marxistischen Kontext verstanden?
Sprache ist ein gesellschaftliches Produkt und Resultat materialistischer Zusammenhänge. Sie ist gleichzeitig Voraussetzung und Resultat für die Gesellschaft. Die Form des Sozialwesens wird durch Kommunikationsformen konditioniert. Kommunikation und Produktion sind untrennbar miteinander verbunden.
Wie sah Marx Kommunikation?
Wahrheit entsteht dialektisch aus geltenden Meinungen durch öffentliche Diskussion. Er unterscheidet asymmetrische (von oben nach unten) und symmetrische Kommunikation (geistiger Austausch zwischen Gleichen). Korrekt vermittelte Kommunikation ist Bedingung für Gesellschaft. Pressefreiheit soll Konsensfindung ermöglichen.
Wie interpretierte Lenin Kommunikation?
Die Partei hat die Aufgabe, sozialistisches Bewusstsein zu entwickeln, zu fundieren und zu verbreiten. Die Massen sind unwissend und müssen durch Agitation erzogen werden. Massenmedien sind Werkzeuge zur Bewusstseinsbildung: Propagandist, Agitator und Organisator. Alle Medien müssen der Partei unterstehen.
Welche Kritik gibt es an Lenins Kommunikationsverständnis?
Das Publikum wird als Verfügungsmasse betrachtet, es gibt monokausale Wirkungsvorstellungen, einen Wahrheitsanspruch und normative Ausrichtung, was Zensur rechtfertigt.
Wie wird der Kommunikationsbegriff in sozialistischen Kommunikationstheorien definiert?
Kommunikation steht in enger Beziehung zum gesellschaftlichen Produktionsprozess. Die Kooperation der Arbeit ist Voraussetzung für die Existenz von Individuen. Es wird ein einfaches Sender-Kanal-Empfänger-Modell angenommen.
Wie wird Massenkommunikation im sozialistischen Kontext gesehen?
Sie ist ein gesellschaftlich determinierter Prozess, der aus der Produktion und Reproduktion materiellen Lebens hervorgeht und darauf zurückwirkt. Diese Rückwirkung muss im Sinne des Sozialismus gesteuert werden.
Was sind die Unterschiede zwischen Massenkommunikation und interpersonaler Kommunikation?
Massenkommunikation ist einseitig, erfolgt über technische Mittel, ohne direkten Kontakt und öffentlich. Interpersonale Kommunikation ermöglicht Rollentausch.
Wie entwickeln sich neue Kommunikationsformen?
Sie entwickeln sich mit neuen Produktionsformen, z.B. erfordert der Industriekapitalismus schnellere Kommunikationsmittel.
Welche Elemente hat das Grundmodell der Massenkommunikation?
Kommunikator (Sender), Kommuniqué (Nachricht), Massenkommunikationsmittel, Kommunikant (Empfänger). Der Prozess wird in präkommunikative, kommunikative und post-kommunikative Phasen unterteilt.
Wie wird die Kommunikationssituation in sozialistischen Theorien berücksichtigt?
Massenkommunikation ist ein sozialer Prozess in einer konkreten Situation und wird von dieser beeinflusst. Die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmen den Zugang und die Form. Bürgerliche Theorien ignorieren die Kommunikationssituation und abstrahieren unzulässig.
Welche Funktion hat Massenkommunikation im Sozialismus?
Sie dient als Instrument des ideologischen Klassenkampfes, der Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins und der Persönlichkeitsbildung. Sie ist kollektiver Propagandist/Agitator der Partei und dient der Information.
Welche Funktion hat Massenkommunikation im Kapitalismus aus sozialistischer Sicht?
Sie dient zur ideologischen Manipulation durch die herrschende Klasse und zur psychologischen Kriegführung gegen den Sozialismus. Als Ware ist sie ökonomischen Gesetzen unterworfen.
Wie wurde der Journalismus in der DDR umgesetzt?
Die Massenmedien dienten als Propagandist, Agitator und Organisator im Sinne Lenins. Es gab staatliche Kontrolle durch Lizenzvergabe, Papierzuteilung, Konzentration der Druckkapazitäten und Vertriebsmonopol. Wissenschaftliche Objektivität wurde mit Parteilichkeit gleichgesetzt.
Wie wird Medienkonzentration aus sozialistischer Sicht im Kapitalismus bewertet?
Massenmedien sind erwerbswirtschaftliche Unternehmen mit Profitmaximierung als Ziel. Konzentration ist eine Folge des Konkurrenzdrucks und verstärkt Machtstrukturen.
- Citar trabajo
- Svenja Kunze (Autor), 2000, Kommunikationstheorie: Marxistische Theorie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96597