Die Wahl Adolfs von Nassau am 5. Mai 1292


Exposé / Rédaction (Scolaire), 1994

10 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Ausgangsposition

2. Die Beteiligten und ihre Interessen

3. Chronologie der Ereignisse

1. Ausgangsposition

Die Regierungszeit König Rudolfs von Habsburg war geprägt durch das Bemühen, einerseits seine Hausmacht zu stärken, andererseits das deutschen Königtum zu stabilisieren und ihm zumindest teilweise seine alte Position wiederzuverschaffen. Merkmale der Politik Rudolfs waren u.a. die Revindikation verdunkelten Reichsgutes und die Bemühungen um den Landfrieden (z.B. Erneuerung des Reichslandfriedens von 1235). Zu seinem Bestreben, eine Habsburgische Hausmacht aufzubauen muß die Lehensvergabe Österreichs, der Steiermark und der Krain an seine Söhne gezählt werden. Allerdings erreichte er wichtige angestrebte Ziele nicht:

- Die Wiederherstellung des Herzogtums Schwaben, vor allem aber seine
- Kaiserkrönung und die
- Wahl seines Sohnes Rudolf zum König.

Als sich das Scheitern seiner Kaiserkrönung abzeichnete, bemühte er sich wenigsten die Zustimmung der Kurfürsten zu einer Wahl seines Sohnes Rudolf zum König zu erhalten. Der ältere Sohn Albrecht kam nicht in Frage, da ihm die Zustimmung Böhmens verweigert wurde. Der Plan zum Übergang des Königtums auf den jüngeren Sohn Rudolf machte allerdings dessen früher Tod zu nichte. Als König Rudolf selber dann am 15. Juli 1291 starb, war nicht für einen Nachfolger vorgesorgt.

Auch wenn zu dieser Zeit noch nicht die Bestimmungen der Goldenen Bulle von 1356 in Kraft waren, so hatte sich unter der Bezeichnung Kurfürsten eine kleine erlesene Wählergruppe gebildet, die alleine den künftigen König kürte. Dazu gehörten der

- Markgraf von Brandenburg, der
- Herzog von Sachsen, der
- Pfalzgraf bei Rhein, der · Erzbischof von Mainz, der
- Erzbischof von Trier und der
- Erzbischof von Köln; ebenfalls, wenn auch nicht unumstritten zählte dazu der
- König von Böhmen.

Um zu einer gültigen Wahl zu gelanden mußten der rechte Ort, der rechte Termin gewahrt werden, dazu mußte ein Kandidat mindesten zwei Stimmen erhalten haben, was u.U. zu einer Doppelwahl führen konnte. Auch eine Doppelwahl war ein gültiges Mittel des individuellen Wählerwillens des Kurkollegs.Gute Aussichten, im Grunde auch Ansprüche auf den deutschen Königsthron hatten diejenigen Geschlechter, die in der Vergangenheit bereits Könige gestellt hatten. Selbst die Habsburger konnten eine derartige Königsverwandtschaft über die Kirburger, Zähringer bis hin nach Rudolf von Rheinfelden vorweisen. Allerdings wurde auch immer wieder auf Kandidaten aus unbedeutenden Familien zurückgegriffen, wenn die Wähler sich bei völliger Uneinigkeit nicht auf einen Kandidaten einigen konnten.

Das Kurfürstenkollegium was zum Zeitpunkt der Wahl eines Nachfolgers von König Rudolf sehr von eigenen Interessen bestimmt. Die einzelnen Interessen sollen hier kurz angerissen werden.

2. Die Beteiligten und ihre Interessen

Sigfried von Westerburg, Erzbischof von Köln, hatte gerade kurz zuvor eine schwere Niederlage im limburgischen Erbfolgestreit erlitten. Nach der verlorenen Schlacht bei Worringen, die zu den größten Ritterschlachten des Mittelalters zählt, mußte er nicht nur selber eine längere Haft auf Schloß Burg antreten, vielmehr war sein Erzstift völlig überschuldet und den Einflüssen seiner Territorialnachbarn unterworfen, die Teile davon in Pfandbesitz besaßen. Siegfried nutzte seinen Einfluß als Kurfürst, um bei der anstehenden Königswahl seine hohen Verluste als Folge der Worringer Schlacht wettzumachen.

Der Erzbischof von Mainz, Gerhard II. von Eppstein hatte keinen eigenen Kandidaten präsentiert, die Person des Königs war ihm im Grunde egal.

Allerdings war es ihm ein wichtiges Anliegen, einen schwachen Kandidaten zu finden, der die Mainzer Machtposition nicht untergrub sondern stärkte, insbesondere seine Rechte als Erzkanzler für Deutschland und bei der Königswahl (Ladung, erste Stimme). Zwischen ihm und dem Pfalzgrafen bestanden Spannungen wegen widerrechtlich annektierter mainzer Lehen sowie wegen iherer besonderen Aufgaben bei der Königswahl.

Der Trierer Erzbischof, Boemund, hatte keine sichtbaren Sonderinteressen. Sein Anliegen war es anscheinend, wie aus den der Königswahl folgenden Beurkundungen zu entnehmen ist, sein zerrissenes Territorium abzurunden und zu sichern.

Der Pfalzgraf bei Rhein, Ludwig der Strenge von Oberbayern, war mit dem Hause Habsburg verschwägert und unterstützte intensiv die Kandidatur seines Schwagers Albrecht von Habsburg, ältester Sohn des verstorbenen Königs. Nach der auf Grund der Doppelwahl von 1257 entstandenen Päpstlichen Bulle Qui celum stand ihm gemeinsam mit dem Mainzer das Lade-Recht zu einer Königswahl zu, ebenfalls besaß er Richtergewalt bei einer Doppelwahl.

Wenzel, designierter König von Böhmen, ebenfalls Schwager von Albrecht, setzte in allem die Politik seines Vaters Ottokar II.(rex aureus) fort, plante die Rückgewinnung Österreichs, der Steiermark und insbesondere Kärntens und die Schaffung einer Böhmischen Großmachtstellung. Die zur Regierungszeit Rudolfs zwischen Habsburg und Böhmen ausgebrochenen Spannungen, wo sich der Habsburger Sohn Albrecht als Wenzels Hauptgegner exponierte, konnten vom damaligen König Rudolf, Vater von Albrecht, durch Heirat einer Habsburger Tochter mit Wenzel und die Wiederherstellung der Böhmischen Kurwürde zeitweilig beigelegt werden. Druckmittel Rudolfs gegenüber Wenzel war der Wunsch Wenzels gewesen, endlich die Krönung zum Böhmischen König zu vollziehen.

Wenzels strebte, wie aus dem folgenden noch sichtbar wird, vor allem nach der Befriedigung seiner Gebietsansprüche in Österreich und war zur Durchsetzung seiner Interessen interessiert, selber die deutsche Königswürde zu erlangen. Das ist auch erkennbar an der Aussage der Erfurtere Perters-Chronik, die kurz nach der Wahl entstand, und in der es heißt, daß mehrere mächtige F ü rsten sich in Frankfurt wählen lassen wollten, womit außer Albrecht nur Wenzel gemeint sein kann. Außerdem spricht die Chronik von Königssaal im Nachruf auf Wenzel davon, man habe ihm die Kaiserkrone angetragen.

Albrecht, Herzog von Sachsen, galt ursprünglich als sicherer Mann Habsburgs, da er ebenfalls mit Albrecht verschwägert war.

Die Führung der Brandenburger Kurstimme war umstritten, denn die Markgrafschaft wurde von verschiedenen Zweigen der Askanierfamilie regiert. Beansprucht wurde sie von Otto dem Langen, bis 1283 Vormund von Wenzel und von Otto dem IV., der wegen eines überlebten Kopfschusses auch Otto mit dem Pfeile genannt wurde.

3. Chronologie der Ereignisse

Aber schon vor der offiziellen Ladung zur Königswahl, hatten einige der Beteiligten mit intensiven diplomatischen Bemühungen begonnen. Anfang Oktober 1291 traf der Pfalzgraf mit Wenzel von Böhmen bei Eger zusammen, offiziell um Grenzstreitigkeiten und um den Übergriffen von Räuberbanden zu begegnen.In dem Abschlußdokument versprach Wenzel dem Pfalzgrafen, diesen in seinen Rechten mit Rat und Tat zu unterstützen. Hier muß wohl auch schon über die Königswahl verhandelt worden sein. Der Pfalzgraf muß danach einige Monate der Meinung gewesen sein, Wenzel würde die Wahl Albrechts unterstützen.

Zu Beginn des Novembers lud Erzbischof Gerhard von Mainz zur Königswahl am 2. Mai 1292 nach Frankfurt.. Durch die offizielle Ladung Wenzels wird die Böhmische Kurstimme von Mainz anerkannt.

Schon 3 Wochen später, am 29. November 1291, trafen sich Wenzel von Böhmen, Markgraf Otto der Lange von Brandenburg und Albrecht von Sachsen in Zittau, wo sie einen Vertrag schlossen. Wenzel handelte dem Herzog von Sachsen gegen das Versprechen eines Geldgeschenks die Kurstimme ab. Es ist stark zu vermuten, daß auch der dort anwesende Otto versprach, im Sinne Wenzels zu votieren, ein Nachweis darüber fehlt allerdings. Im Vertrag von Zittau wird versprochen, das Votum nur auf den abzugeben, den der König von Böhmen wünscht. Bewußt wurde der Wahlort, wo der Sachse seine Stimme im Sinne Böhmens abzugeben hatte, in das Ermessen Wenzels gestellt, obwohl die Einladung aus Mainz zur Wahl nach Frankfurt schon vorgelegen hatte.

Am 7. Dezember lud der Pfalzgraf ebenfalls zur Königswahl nach Frankfurt. Er nutzte damit das ihm in der Bulle Qui Celum zugestandene Laderecht.

Allerdings setzte er einen 2 Tage früheren Termin als der Erzbischof von Mainz fest, den 30. April 1292.

Wiederum knapp zwei Wochen später, am 18. Dezember, tritt Wenzel in Kontakt mit dem Erzbischof von Mainz. Er bittet ihn, Ostern 1292 nach Prag zu kommen, um ihn, Wenzel, offiziell zum König zu krönen. Diese Krönung war Wenzel sehr wichtig, bedeutete sie doch

1. eine Standeserhöhung
2. machte ihn dadurch vom Reich unabhängiger
3. Stärkung seiner Position gegenüber Habsburg in der Österreich-Frage.

Eine Krönung Wenzels vor der Königswahl war ihm deshalb wichtig, weil er noch nicht abschätzen konnte, ob nicht Albrecht von Habsburg die Wahl gewinnen würde. Dann hätte er befürchten müssen, daß seine Krönung erneut verzögert worden wäre wie bereits unter Rudolf.

Der Mainzer Erzbischof war Ostern 1292 tatsächlich aber nicht in Prag, denn die Krönung fand dann erst im Jahre 1297 statt.

Denkbar ist, daß der Erzbischof von Mainz bereits von dem Zittauer Vertrag gehört hatte und von den Abitionen Wenzels auf die deutsche Königswürde wußte. Es ist als sicher anzunehmen, daß zu der beabsichtigten Krönung der Brandenburger als auch der Sachse geladen waren. Damit wären bei dem beabsichtigten Festakt in Prag vier Kurstimmen, also die Mehrheit versammelt gewesen, man hätte also auch eine spontane Königswahl abhalten können. Das spätere Beispiel Albrechts aus dem Jahre 1298 zeigt, daß eine Wahl am falschen Orte durchaus möglich war, wenn sie durch eine Wiederholungswahl sanktioniert wurde. Der Erzbischof setzte sich dieser Gefahr nicht aus. Mit Wenzel als deutschem König wäre der Schwerpunkt des Reiches nach Osten verlagert worden, das Anliegen des Mainzers um Bekräftigung seiner Position innerhalb der Reichsverwaltung wäre kaum erfüllt worden. Eine Wahl Wenzels konnte darum weder in seinem Interesse noch in dem der beiden anderen geistlichen Kurfürsten gelegen haben.

Mitte Februars des Jahres 1292 hielt sich ein Vertrauter des Kölner Erzbischof s bei Albrecht von Habsburg auf. Der Kölner tritt im Zusammenhang mit der Königswahl selber erst im allerletzten Moment in Erscheinung, muß aber tatsächlich intensiv in Sachen Wahldiplomatie unterwegs gewesen sein. Knipping weist in den Kölner EB-Regesten ausdrücklich daraufhin und belegt die Vermutung mit der ständigen Abwesenheit Siegfrieds von seinem Erzbistum. Merenberg, der Vertraute des Kölners muß wohl zu keinem befriedigenden Ergebnis gelangt sein.

Albrecht von Habsburg war anfangs, nach dem Tode seines Vaters, nicht in der Lage, sich um die Königswürde zu bemühen, da seine Länder von einer Unruhewelle erschüttert wurden. Trotzdem haben aber auch Gespräche zwischen ihm und Wenzel von Böhmen stattgefunden. Die in Details ungenaue steirische Reimchronik berichtet davon. Albrecht war aber wohl kaum bereit, für die Königswürde die umfangreichen Gebietsansprüche Wenzels zu befriedigen.

Inzwischen war der Zittauer Vertrag Wenzels bekannt geworden. Entnehmen läßt sich daß aus dem Abkommen zwischen Adolf von Nassau und dem Erzbischof von Köln, wo eine eventuelle Verleihung Österreichs als Lehen ausdrücklich von der Zustimmung des Kölners abhängig gemacht wurde. Nun suchte der Mainzer den Kontakt zu Albrecht von Habsburg. Im Frühjahr 1292 reiste der Vertraute des Erzbischofs von Mainz, Eberhard von Katzenelnbogen zu Albrecht von Habsburg. Der Graf von Katzenelnbogen war auch Vertrauter des verstorbenen Königs Rudolf gewesen. Gerhard von Eppstein muß versucht haben, einen Kompromiß zwischen Albrecht und Wenzel auszuhandeln. Wenn ihm auch beide Kandidaten nicht recht waren, so war ihm anscheinend doch Albrecht lieber als Wenzel. So findet sich die Mitteilung des Chronisten Johann von Viktring, der sagt, daß der Mainzer Albrecht aufgefordert habe, die Königswürde in Empfang zu nehmen (Fontes rerum Germanicarum). Die Mission des Katzenelnbogners scheiterte, Albrecht war nicht bereit, Wenzel in der Österreich-Frage entgegenzukommen.

Am 13. April 1292 schließt Albrecht mit dem Pfalzgrafen, seinem Schwager Ludwig, einen Vertrag. Ludwig verspricht darin, daß er unter Aufbietung aller Mittel versuchen wird, die Stimmen der weltlichen Kurfürsten für Albrecht zu gewinnen. Da die geistlichen Kurfürsten nicht erwähnt werden, scheint die Habsburger Fraktion in ihnen zu diesem Zeitpunkt den stärkeren Gegner vermutet zu haben. Aus den Überlieferungen ist zu entnehmen, daß sich Pfalzgraf Ludwig und Albrecht von Habsburg bis weit ins Jahr 1292 nicht über die tatsächlichen Verhältnisse bei der anstehenden Königswahl bewußt waren.

Albrecht störte wiederum das Verhältnis zum Erzbischof von Mainz, als der dem Pfälzer zugestand, daß dieser verschiedene widerrechtlich annektierte Mainzer Lehen behalten dürfe.

Kurz vor dem Wahltermin bot sich nun das Bild von zwei starken aber unerwünschten Kandidaten, zwischen denen kein Kompromiß möglich war. In dieser Situation tritt nun Siegfried von Westerburg Kandidaten ins Geschehen ein. Er präsentierte seinen Schwager Adolf von Nassau, ehedem sein Vasall in der Worringer Schlacht als Kandidaten.

Am 27. April, auf dem Weg nach Frankfurt, schließt der Kölner mit Adolf von Nassau bei Andernach einen Vertrag, In diesem Vertrag verpflichtet sich Adolf im Falle seiner Königswahl zu umfangreichen Sanierungsmaßnahmen für das verschuldete Kölner Erzstift: In einer langen Urkunde verspricht Adolf die Übertragung von Reichsgut und von strittigen Objekte an Köln, die Rücknahme von Kriegsfolgen aus der Schlacht bei Worringen durchzusetzen, den Burgenbau im Erzstift durch Zollbefreiung zu unterstützen, die Kölner Privilegien und Regalien zu bestätigen, gegen die Bürger der Stadt Köln vorzugehen, Geldzahlungen an den Erzbischof zu leisten. Adolf erklärte sein Einverständnis, nicht eher zum König gekrönt zu werden, als bis er den Wünschen des Kölners entsprochen habe. Ferner gelobte er, daß, was ihm der Kölner als Entschädigung für die Verluste der Schlacht bei Worringen zugestanden hatte, wiederzugeben. Siegfried versuchte alle Verluste der Worringer Schlacht mit diesem Schachzug auszugleichen.

Der Wahlerfolg Adolfs war zu diesem Zeitpunkt, 5 Tage vor dem angestrebten Wahltermin, noch nicht gesichert. Adolf sollte sich um die strittige Brandenburger Kurstimme bei Otto mit dem Pfeil bemühen. Aus der Urkunde ist weiterhin zu entnehmen, daß Siegfried von Westerburg eine Doppelwahl mit sich anschließenden Kämpfen rechnete. Für diesen Fall mußte Adolf sich verpflichten, nicht zu resignieren.

Der Mainzer Erzbischof muß sich wohl in diesem Moment, ganz kurz vor der Wahl, auf die Seite Siegfrieds von Westerburg und Adolfs von Nassau gestellt haben, denn in späteren Aufzeichnungen wird diesen beiden Erzbischöfen die Wahl Adolfs zugeschrieben. Der Funktion des Mainzer muß dabei wohl vor allem darin gesehen werden, daß er einen Ausgleich zwischen Adolf und König Wenzel von Böhmen arrangierte. Dieser verzichtete auf seine Wahl und übertrug dem Erzbischof von Mainz seinen Stimmenanteil zu Gunsten des Adolfs von Nassau. Im Nachhinein wurde auch der Preis dafür sichtbar: eine Heiratsverbindung zwischen dem Haus des neuen Königs Adolf und den Böhmen, weiterhin das Versprechen Adolfs, sich in der Österreich-Frage zu Gunsten Wenzels zu verwenden.

In letzter Minute wurde vom Erzbischof von Mainz, in Übereinstimmung mit den anderen Kurfürsten, der Wahltermin vom 2. Mai auf den 5. Mai verlegt. Das mag seinen Grund darin gehabt haben, daß sich die Beauftragen des Wahlkollegiums über den Kompromißkandidaten Adolf von Nassau einigen mußten, andererseits könne die Gründe aber auch die Vorfälle gewesen sein, die sich um die Wahl und den Tod des angeblichen Königs Konrad von Teck ranken, der von der Geschichtsschreibung bislang nicht als deutscher König erwähnt wird. Auf Grund von Befunden bei der Graböffnung des Herzog Konrad von Teck und entsprechender lokaler Überlieferung steht im Raume, dieser sei kurzfristig am 30. April, dem Wahltermin des Pfalzgrafen, in Weinheim zu König gewählt und auf dem Anreiseweg nach Frankfurt in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai 1292 ermordet worden.

Die Wahl Adolfs von Nassau zum deutschen König erfolgte am 5. Mai 1292 in Frankfurt durch den Erzbischof von Mainz, dem die Wählerstimmen übertragen worden waren. Wer außer ihm von den Kurfürsten persönlich anwesend war ist unbestimmt, sicher ist nur, daß Wenzel von Böhmen nicht daran teilnahm, ebenso nicht der Kölner Erzbischof, der kurz vor Frankfurt erkrankt sein soll.

Profitiert haben von der Wahl vor allem der Kölner Erzbischof, dem Adolf nach seiner Königskrönung in Aachen die Erfüllung seiner Forderungen in etwas abgeschwächter Form bestätigte, der König von Böhmen, der seine Familie heiratsmäßig mit der des den neuen Königs verband und sich Hilfe bei seinen österreichischen Forderungen bestätigen ließ, der Mainzer Erzbischof, der in seiner Position als Kurfürst und Erzkanzler gestärkt wurde, zuletzt auch Boemund von Trier, dessen zerrissenes Territorium durch den Pfandbesitz von Cochem abgerundet wurde.

Wie wenig König Adolf als Persönlichkeit in den Augen des Siegfried von Westerburg zählte und vielmehr ein König von Kölner Gnaden war, läßt sich auch daran ablesen, daß sich Adolf verpflichten mußte, nach der Krönung sich bis zur Erfüllung der Kölner Forderungen in ein Einlager bei Bonn oder Neuß zu begeben.

Literatur zum Referat: Die Wahl Adolfs von Nassau 1292

MGH Const. III 468 S.455f, Einladung zur Königswahl (EB Main)

MGH Const. III 469 S.456f, Einladung zur Königswahl (Pfalzgraf Ludwig)

MGH Const. III 474 S.460-63, Das Wahlversprechen Adolfs von Nassau

Bosl, Karl/Franz, Günther/Hofmann, Hanns Hubert: Biographisches Wörterbuch zur Deutschen Geschichte, Bd. 2, München 1974

Heimpel, Hermann: Deutschland im späten Mittelalter, in: Leo Just, Handbuch der Deutschen Geschichte Bd. 1, Teil V, Konstanz 1957

Knipping, Richard: Die Regesten der Erzbischöfe im Mittelalter, Bd.III, Bonn 1909 und 1913

Leuschner, Joachim: Deutschland im Späten Mittelalter, Göttingen 21983 (=Deutsche Geschichte Bd. 3)

Ryll, Gerhard: Die Böhmische Politik bei der Königswahl Adolfs von Nassau, phil. Diss., Marburg 1909

Fin de l'extrait de 10 pages

Résumé des informations

Titre
Die Wahl Adolfs von Nassau am 5. Mai 1292
Université
University of Wuppertal
Auteur
Année
1994
Pages
10
N° de catalogue
V96747
ISBN (ebook)
9783638094221
Taille d'un fichier
344 KB
Langue
allemand
Mots clés
Mittelalter, Könige, Wahlen
Citation du texte
Florian Speer (Auteur), 1994, Die Wahl Adolfs von Nassau am 5. Mai 1292, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96747

Commentaires

  • Pas encore de commentaires.
Lire l'ebook
Titre: Die Wahl Adolfs von Nassau am 5. Mai 1292



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur