"Endlich kommt es auch zu uns! Das Meisterwerk von Ernst Lubitsch. Hier geht es wirklich um Sein oder Nichtsein. Schauspieler spielen um ihr Leben!"
So schwärmte der deutsche Original-Trailer , als "Sein oder Nichtsein" mit einiger Verspätung 1960 endlich in die hiesigen Kinos kam. Der kleine Verleih Hamburger Deutsche Film hatte sich Lubitschs Spätwerk angenommen und vermarktete es mit dem unpassenden Beinamen "Heil Hamlet".
Der Film galt jahrzehntelang als heikel und eine Veröffentlichung in Deutschland als risikoreich. Zu radikal waren bereits die Anfeindungen gewesen, die Lubitsch 1941 mit seinem Film in den USA ausgelöst hatte. In den Vereinigten Staaten führten Anti-Nazi-Satiren Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre zu heftigen emotionalen Reaktionen und kaum zu den anvisierten Lachern. Hatte Charlie Chaplins "The Great Dictator" 1940 noch wohlwollende Zurückhaltung geerntet, reagierte die amerikanische Öffentlichkeit und Presse auf "Sein oder Nichtsein" empört. Als Lubitsch im November 1941 mit den Dreharbeiten begonnen hatte, waren die Vereinigen Staaten noch nicht direkt in den II. Weltkrieg involviert. Ganz anders stellte sich die Situation dar, als die Dreharbeiten am 23. Dezember beendet wurden: Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor vom 7.Dezember hatten Italien und das Dritte Reich den USA am 11. Dezember den Krieg erklärt. Doch im nachhinein erscheint der Zeitpunkt nicht nur aus weltpolitischen Gründen ungünstig - Hauptdarstellerin Carole Lombard fand kurz vor dem Starttermin bei einem Flugzeugabsturz den Tod, während sie auf einer Amerikatournee für Kriegsanleihen warb.
Man unterstellte Lubitsch, er belustige sich auf Kosten eines okkupierten und blutenden Polens. Die New York Times befand seinerzeit, der Film sei geschmacklos, verharmlose die faschistischen Verbrechen und Verbrecher und so wie er ist, "one has a strange feeling, that Mr. Lubitsch is a Nero, fiddling while Rome burns....." .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Zu Thema und Zielsetzung der Arbeit
- Die Schauspieler in "To Be Or Not To Be"
- Das Bild von Warschau in "To Be Or Not To Be"
- Die Nazis in "To Be Or Not To Be"
- Der Nazi-Humor in "To Be Or Not To Be"
- Fazit: "To Be Or Not To Be" ein typischer Lubitsch Film?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Ernst Lubitschs Anti-Nazi-Satire "To Be Or Not To Be" im Kontext der zeitgenössischen Reaktionen und Vorwürfe. Sie geht der Frage nach, wie Lubitsch das besetzte Polen und das NS-Regime darstellt und ob der Film tatsächlich, wie von Kritikern behauptet, geschmacklos ist und die Gräueltaten verharmlost.
- Die Darstellung Polens und seiner Bewohner in Lubitschs Film.
- Die satirische Darstellung des NS-Regimes und seiner Repräsentanten.
- Die Frage nach den Grenzen des Humors in Krisenzeiten.
- Die Rezeption des Films in den USA und die Reaktion Lubitschs auf die Kritik.
- Die Einordnung des Films in Lubitschs Gesamtwerk.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Zu Thema und Zielsetzung der Arbeit: Die Einleitung beschreibt die kontroverse Rezeption von Lubitschs "To Be Or Not To Be" in den USA und in Deutschland. Sie führt die zentralen Vorwürfe gegen den Film an – Verharmlosung der Nazi-Gräueltaten und die Darstellung Polens auf Kosten der Leidenden – und skizziert die Fragestellungen der Arbeit. Die Einleitung hebt die unterschiedlichen Reaktionen auf Lubitschs Film im Vergleich zu Chaplins "The Great Dictator" hervor und stellt die zentrale Frage nach der Möglichkeit und den Grenzen satirischer Aufarbeitung des Entsetzens in Krisenzeiten. Sie benennt die einzelnen Kapitel und ihre Schwerpunkte, um den roten Faden der Analyse vorzugeben.
Die Schauspieler in "To Be Or Not To Be": Dieses Kapitel analysiert die Darstellung der polnischen Schauspieler im Film. Es untersucht, ob Lubitsch sie durch die Darstellung ihrer Schwächen und Eitelkeiten diffamiert und zu bloßen Witzfiguren degradiert. Die Analyse fokussiert sich auf die Inszenierung der Schauspielertruppe und deren Rolle im Kontext des besetzten Warschaus. Die Darstellung der Schauspieler wird als Spiegelbild der polnischen Gesellschaft im Angesicht der Besatzung interpretiert, mit dem Ziel, zu beleuchten, wie Lubitsch mit der komplexen Situation umgeht und ob seine Darstellung als respektlos interpretiert werden kann.
Die Nazis in "To Be Or Not To Be": Dieses Kapitel befasst sich mit der Darstellung des NS-Regimes und seiner Vertreter in "To Be Or Not To Be". Es analysiert die Figuren Professor Siletzky und Gruppenführer Erhardt, um aufzuzeigen, wie Lubitsch die Machtstrukturen und das Terrorregime der Nazis satirisch darstellt. Die Analyse beinhaltet eine Auseinandersetzung mit kontroversen Filmszenen und Zitaten, die 1941 zu heftigen Reaktionen führten, und prüft, ob diese tatsächlich die Nazi-Gräueltaten verharmlosen oder ob sie vielmehr eine gezielte satirische Strategie des Regisseurs darstellen. Die Bedeutung von Humor als Waffe gegen das Regime wird in diesem Kontext untersucht.
Schlüsselwörter
Ernst Lubitsch, To Be Or Not To Be, Anti-Nazi-Satire, Humor, Krisenzeiten, Darstellung Polens, NS-Regime, Rezeption, Charlie Chaplin, Propaganda, Satirische Aufarbeitung.
Häufig gestellte Fragen zu "To Be Or Not To Be" - Eine Analyse von Ernst Lubitschs Anti-Nazi-Satire
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Ernst Lubitschs Film "To Be Or Not To Be" (1942), eine Anti-Nazi-Satire, im Hinblick auf seine zeitgenössische Rezeption und die Kritik an seiner Darstellung des besetzten Polens und des NS-Regimes. Im Fokus steht die Frage, ob der Film die Gräueltaten verharmlost und geschmacklos ist, wie von einigen Kritikern behauptet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht verschiedene Aspekte des Films, darunter die Darstellung Polens und seiner Bewohner, die satirische Darstellung des NS-Regimes und seiner Repräsentanten, die Grenzen des Humors in Krisenzeiten, die Rezeption des Films in den USA und die Reaktion Lubitschs auf die Kritik, sowie die Einordnung des Films in Lubitschs Gesamtwerk.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die die kontroverse Rezeption des Films und die zentralen Fragestellungen erläutert, ein Kapitel zur Darstellung der polnischen Schauspieler im Film, ein Kapitel zur Darstellung der Nazis und des NS-Regimes, und abschließend ein Fazit, das die Ergebnisse zusammenfasst.
Wie werden die polnischen Schauspieler in der Analyse dargestellt?
Das Kapitel über die Schauspieler analysiert, ob Lubitsch sie durch die Darstellung ihrer Schwächen und Eitelkeiten diffamiert und zu bloßen Witzfiguren degradiert. Es untersucht ihre Rolle im Kontext des besetzten Warschaus und interpretiert ihre Darstellung als Spiegelbild der polnischen Gesellschaft unter der Besatzung.
Wie wird das NS-Regime im Film dargestellt?
Das Kapitel über die Nazis analysiert die Figuren Professor Siletzky und Gruppenführer Erhardt, um Lubitschs satirische Darstellung der Machtstrukturen und des Terrors zu untersuchen. Es setzt sich kritisch mit kontroversen Szenen und Zitaten auseinander, die zu heftigen Reaktionen führten, und prüft, ob diese die Nazi-Gräueltaten verharmlosen oder eine gezielte satirische Strategie darstellen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Ernst Lubitsch, To Be Or Not To Be, Anti-Nazi-Satire, Humor, Krisenzeiten, Darstellung Polens, NS-Regime, Rezeption, Charlie Chaplin, Propaganda, Satirische Aufarbeitung.
Wie wird der Film im Vergleich zu Charlie Chaplins "Der große Diktator" betrachtet?
Die Einleitung vergleicht die unterschiedlichen Reaktionen auf Lubitschs Film mit denen auf Chaplins "The Great Dictator" und untersucht die Möglichkeit und Grenzen satirischer Aufarbeitung des Entsetzens in Krisenzeiten.
Welche zentrale Frage wird in der Arbeit gestellt?
Die zentrale Frage der Arbeit ist, ob Lubitschs "To Be Or Not To Be" die Nazi-Gräueltaten verharmlost und ob seine Darstellung Polens auf Kosten der Leidenden geschieht.
- Citar trabajo
- Benjamin Dostal (Autor), 2002, Die Front im Kino: Ernst Lubitschs Anti-Nazi-Satire To Be Or Not To Be, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9684