Frauen- und Gleichstellungspolitik


Exposé (Elaboration), 2000

7 Pages, Note: gut


Extrait


Frauen- und Gleichstellungspolitik

Einleitung

Artikel 3 Grundgesetz: Gleichheit vor dem Gesetz

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

Bezüglich der Gleichstellung von Frauen und Männern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges getan. Dennoch wird eine Weiterentwicklung vermutlich nur dann erfolgen, wenn auch in Zukunft viele Menschen bewußt und energisch auf Veränderungen bestehen. Ausgehend von Artikel 3 Abs. 2 GG soll gezeigt werden, daß der Gesetzestext allein nicht genügt, um die gesellschaftliche Realität zu bestimmen, sondern lediglich einen ,,Sollzustand" darstellt.

Die Anzahl von Frauen in der Politik hat sich in der Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren beachtlich erhöht. Aber noch sind rund 80 Prozent der Parlamentarier in Bund und Ländern Männer. Nur 18 Prozent der politischen Führungsposition auf Bundesebene sind gegenwärtig von Frauen besetzt. Dieses sind jedoch nur quantitative Aspekte der Frage, wie Frauen auf politische und gesellschaftliche Entwicklung Einfluß nehmen, andere Fragen beispielsweise sind die, wie Gleichstellungspolitik heutzutage organisiert werden kann und wie sich die politische Bildungsarbeit verändern muß.

1. Frauen in der Politik

1.1 Untersuchung vom Bundesforschungsministerium zum Thema ,,Zur Situation und Zukunft

von Frauen in der Politik als Aufgabe politischer Bildungsarbeit" Die Studie hat erstmals in der Bundesrepublik eine Gesamterhebung bei allen Parlamentarierinnen Deutschlands durchgeführt und bei einer gleichen Anzahl Kommunalpolitikerinnen. Außerdem wurden ca. 30 Tiefeninterviews bei Spitzenpolitikerinnen und Frauen in Führungspositionen aufgezeichnet und ausgewertet.

Einige wichtige Ergebnisse sind:

- Nahezu alle befragten Politikerinnen bedauerten, daß sie zu Beginn ihrer Karriere keine angemessene professionelle Unterstützung und Beratung erhalten hatten. ,,Selbst ist die Frau" sagen sich die meisten Politikerinnen - oder müssen es sich sagen. 90 % von ihnen bereiten sich alleine auf ihre Aufgabe vor - zumeist auch in der Freizeit; ,,fachliche Überzeugungen" ist zudem diejenige Strategie, die Frauen in der Politik am ehesten zur Realisierung ihrer politischen Ziele einsetzen.
- Einhellig bejahten daher alle Befragten die Notwendigkeit von fachbezogenen Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch von Trainingsangeboten zur Vermittlung von Organisations- und Managementkenntnissen sowie von Strategien zur Verbesserung der persönlichen Durchsetzungskraft von Frauen in der Politik.
- Obwohl die im Interview befragten Politikerinnen mehrheitlich eher über Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Frauen berichten, halten sie am Ziel einer über die Parteigrenze hinaus reichenden kontinuierlichen Kooperation unter Frauen fest.
- Unabhängig von Alter und Status - so das unerwartete Ergebnis der Befragung - wünscht sich eine große Mehrheit der Mandatsträgerinnen (69%) Schulungen, die nur für Frauen angeboten werden, und für fast ebenso viele (60%) sollten diese Schulungen parteiübergreifend angeboten werden.

1.2 Allgemeine Auswertung des Ergebnis

Die Anforderungen an Wissens- und Informationsverarbeitung in der Politik steigen bei zunehmender Problemkomplexität und angesichts krisenhafter gesellschaftlicher Umbrüche ständig. Dies stellt eine Herausforderung auch an die politische Bildung und Qualifizierung von Frauen und Männern für die Politik dar. Aus vielen Gründen haben Frauen jedoch weitaus größere Schwierigkeiten, sich im Bereich der Politik durchzusetzen. Die Institutionen der Parlamentarischen Demokratie sind unter Bedingungen entstanden, die Frauen ausschlossen und ihre private Unterstützung und Zuarbeit für männliche Parlamentarier und Politiker sicherstellte. Solange sich die männlichen Rollenmuster den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen noch so wenig angepaßt haben, werden es Frauen daher weitaus schwerer haben als Männer, ihre familiäre Orientierung mit einer politischen Karriere zu verbinden. Als Minderheit haben Frauen zudem größere Schwierigkeiten, sich in ein System einzufädeln, in dem sie sich nur mit erheblichem Durchsetzungsvermögen und mit dem Einsatz überdurchschnittlicher Kompetenz behaupten können.

Die Widerstände gegen eine gleichberechtigte Teilhaben von Frauen an der Politik liegen also sowohl bei wichtigen institutionellen Regelungen, die dringend einer politischen Revision bedürfen, als auch bei subjektiv verankerten Dispositionen und Vorbehalten von Männern und Frauen, welche durch den Einsatz geeigneter Bildungsmaßnahmen beeinflußt werden können. Politische und bildungspolitische Maßnahmen müssen aufeinander abgestimmt sein und gleichzeitig ansetzen:

Größere Anstrengungen im Bereich der politischen Bildung und Professionalisierung von Frauen werden bewirken, daß mehr Frauen mit mehr Durchsetzungskraft bessere politische Voraussetzungen für eine geschlechterdemokratische Gesellschaft schaffen.

Im Zusammenhang mit der ansteigenden Politikverdrossenheit der jüngeren Generation, insbesondere der Distanz junger Frauen zur institutionellen Politik, sind aus der Untersuchung besonders die Ergebnisse interessant, die zeigen, daß bei den meisten der befragten Politikerinnen das Interesse an der Politik und die Bereitschaft, soziale Verantwortung zu übernehmen, bereits im Kindesalter angelegt wurde, um sich dann in ihrer Jugend- und Schulzeit kontinuierlich weiterzuentwickeln.

1.3 Folgerungen sind daher:

- Das in recht jungem Alter ansprechbare soziale Engagement von Mädchen und jungen Frauen kann und sollte früher und stärker herausgefordert und in politische Bahnen gelenkt werden - durch gezielte Förderung und durch eine viel entschiedenere Thematisierung der privaten Lebensverhältnisse durch die Politik.
- Das in recht jungen Alter ansprechbare soziale Engagement von Mädchen und jungen Frauen - Notwendig sind mehr und vor allem besser auf den Bedarf der jeweiligen Personengruppe abgestimmte, differenzierte Fortbildungs- und Professionalisierungsangebote für junge Frauen und für Nachwuchspolitikerinnen, aber auch für Frauen, die schon länger in der Politik tätig sind und spezielle Angebote auch für Frauen in Führungspositionen.
- Die Durchsetzungskraft von Frauen kann und muß durch gezielte Kooperationstrainings und durch die Schaffung und Unterstützung von Netzwerken gestützt und gestärkt werden.

2. Problematik der Gleichstellung in Gesellschaft und Wirtschaft

2.1 Frauen in Männerberufe

Die naturwissentschaftlich-technischen Kompetenzen vieler Frauen kommen nicht zur Geltung, da sie zu wenig gefördert werden. Untersuchungen ergaben, daß die naturwissenschaftlichen Interessen und Leistungen von Mädchen, die Mädchenschule besuchten, größer waren, als die ihrer Altersgenossen in koedukativen Schulen. Die fehlende Konkurrenz der Jungen und eine Atmosphäre, die weniger durch geschlechtsgebundenes Rollenverhalten geprägt ist, können zur Folge haben, daß sich die Fähigkeiten der Mädchen auf einem breiteren Spektrum entwickeln. Interesse und Leistung dieser Mädchen unterscheiden sich im naturwissenschaftlichen Bereich kaum von denen gleichaltrigen Jungen. Die Ausbildung der Fähigkeiten ist also nicht von Natur aus bindend festgelegt, sondern zum großen Teil bedingt durch das gesellschaftliche Umfeld.

2.2 Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Noch immer verdienen Männer im Durchschnitt mehr als Frauen. Ein Grund dafür ist, daß sehr viele Frauen in Berufen tätig sind, die durch ein niedriges Lohnniveau gekennzeichnet sind. Doch auch bei identischer Tätigkeit verdienen Frauen zum Teil schlechter als Männer. Dies gilt für Hilfstätigkeiten ebenso sie für Stellen in leitender Position.

2.3 Frauen in Führungspositionen

Im Allgemeinen ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen nach wie vor gering. Geschlechtsspezifische Sozialisation und Karrieremuster (Familienpause) lassen sie für diese Stellen ungeeignet erscheinen. In der aktuellen Management-Literatur wird die These vertreten, daß sie gerade deshalb für solche Stellen geeignet wären: Die Verantwortung, die sie in der Familie übernehmen fördert Flexibilität, Einfühlungsvermögen und diplomatisches Geschick durch die Notwendigkeit, zwischen den einzelnen Familienmitgliedern zu vermitteln und auf unvorhergesehene Situation zu reagieren.

2.4 Arbeitsteilung zuhause

Der gleichberechtigte Zugang zum Arbeitsmarkt wird wenig verändern, solange auf den Frauen die Hauptverantwortung für Familie und Haushalt lastet. Auch wenn beide Elternteile berufstätig sind, herrscht zuhause meist noch die traditionelle Rollenverteilung, zumindest insofern, als die Frauen für die allgemeine Organisation verantwortlich sind und die Männer allenfalls einzelne Aufgaben übernehmen.

3. Forderungen und Ziele für die gleichberechtigte Teilhaben von Frauen in Gesellschaft und Wirtschaft

3.1 Generelle Ziele

- Sozialdemokratische Gleichstellung für das 21. Jahrhundert soll die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft verwirklichen. Die Gleichstellung von Mann und Frau soll/muss wieder zu einem großen gesellschaftlichen Reformprojekt gemacht werden.
- Jeder soll in einer Gesellschaft arbeiten, in der Frauen und Männer nach eigener Wahl in allen Bereichen der Gesellschaft wirken, ihnen neben Haus,- Familie,- und Erwerbsarbeit Zeit und Kraft bleibt für Bildung und Kunst, Sport und Naturerlebnisse und gesellschaftliches Engagement.
- Ein dichtes Netz von Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten in Land, Kreisen, Kommunen und Hochschulen soll Anstöße für die Frauenförderung geben und soll bei der Verwirklichung des Gleichstellungsgebotes des Grundgesetzes helfen. Auch in Zeiten knapper Mittel muss an der erfolgreichen Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten festgehalten werden.

3.2 Mehr Chancen in Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt

Um die Vereinbarkeit von Familien- und Karriereplanung zu verbessern, müssen flexible Arbeitszeiten und- formen gefördert werden. Das gilt auch für Telearbeitsplätze, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gerade während des Erziehungsurlaubs eine Verbindung an ihre Unternehmen ermöglichen. Unternehmen, die besondere Initiativen zur Frauenförderung ergreifen, sollen belohnt und ausgezeichnet werden. Bei Arbeitsplätzen für Frauen in Beschäftigungsprogrammen sollen die besonderen Arbeitszeitbedürfnisse von Frauen berücksichtigt werden. Der Anteil arbeitsloser Frauen auf geförderten Arbeitsplätzen soll ihrem Anteil an der Arbeitslosenzahl entsprechen.

3.3 Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Mit flexibleren Öffnungszeiten und neuen Betreuungsformen in Kindergärten, muss den Bedürfnissen von Kindern und Eltern noch mehr entgegengekommen werden. Dazu gehören auch Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren (Krippen) und für Kinder ab sechs Jahren (Horte). Auch die Betreuungslücken, die beim Schulbesuch von Grundschulkindern entstehen, müssen geschlossen werden.

3.4 Mädchenarbeit

Die Jugendarbeit von Verbänden, Kommunen und sonstigen Initiativen müssen weiterhin unterstützt werden und dabei insbesondere auch spezielle Angebote für Mädchen fördern, denn Jugendarbeit ist traditionell häufig immer noch Jungenarbeit.

3.5 Erweiterung der beruflichen Perspektiven von Frauen

Frauen müssen an den neuen Berufen und gutbezahlten Positionen in der Informations,- Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften des 21. Jahrhunderts gleich teilhaben. Deshalb müssen verstärkt die Ausbildung und Qualifizierung von Mädchen und Frauen im Multimedia, Informations- und Kommunikationstechnik gefördert werden.

3.6 Schutz vor Gewalt

Fürältere Frauen müssen die Pflegedienste verbessert werden. Der Frauen und Mädchenhandel sollte mit allen rechtlichen und politischen Mitteln bekämpft werden. Die Prostitution sollte auf eine gesetzliche gesicherte Grundlage gestellt werden, welche die vollständige soziale Absicherung ermöglicht. Für psychische und körperliche Misshandlungen gegen Frauen und Kinder bedarf es stärkerer Aufklärung besonders in Kindergärten und Schulen, um Kindern und jungen Frauen ihre Rechte gegenüber Tätern klar zu machen.

3.7 Bekämpfung von Armut

Von Armut betroffen sind besonders häufig alleinerziehende Frauen und deren Kinder. Genau diese Frauen sollten unterstützt werden, die eine eigenständige Existenzsicherung anstreben.

Schlußwort

Ziel der Frauen und Gleichstellungspolitik ist es, Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen zu ermöglichen. Gleiche Chancen für Frauen und Männer in Berufen, Familie, Gesellschaft und Politik zu verwirklichen, ist eine Aufgabe, die immer noch neue Anstrengungen in allen Politikfeldern erforderlich macht.

Es sollten Rahmenbedingungen für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern geschaffen und alle Mittel und Maßnahmen gezielt auch für die Gleichstellung von Männern und Frauen nutzbar gemacht werden. Die Förderung von Frauen ist ein wichtiger Bestandteil der Reform des öffentlichen Dienstes und der Personalentwicklung in der öffentlichen Verwaltung.

Quellen:

Internet, Zeitschrift ,,DER Spiegel", Süddeutsche Nachrichten, Fürther Nachrichten

Fin de l'extrait de 7 pages

Résumé des informations

Titre
Frauen- und Gleichstellungspolitik
Note
gut
Auteur
Année
2000
Pages
7
N° de catalogue
V97016
ISBN (ebook)
9783638096911
Taille d'un fichier
384 KB
Langue
allemand
Mots clés
Frauen-, Gleichstellungspolitik
Citation du texte
Markus Lenz (Auteur), 2000, Frauen- und Gleichstellungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97016

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