Unter den Industrienationen sind die Vereinigten Staaten von Amerika das einzige Land, in dem sich nie eine sozialistische Massenpartei bzw. andere starke sozialistische Bewegungen gegründet haben.
Dieses Phänomen, das in der Literatur oft als "American Exceptionalism" bezeichnet wird, steht im diametralen Gegensatz zur marxistischen Theorie. Nach der Logik des historischen Materialismus, in dem ein positiver Zusammenhang von technischen Fortschritt bzw. allgemeiner gesagt, dem Entwicklungsniveau eines Landes und der Ausprägung der sozialistischen Tendenzen innerhalb seiner Gesellschaft postuliert wird, sollten die Vereinigten Staaten von Amerika, als technologisch fortschrittlichtes und am weitesten entwickeltes Land das erste sein, in dem die Sozialisten an die Macht kommen.
Marx und Engels sahen vor allem zwei Gründe für die Schwäche des Sozialismus in den USA: das Fehlen einer feudalistischen Vergangenheit, wie sie in den europäischen Staaten gegeben ist, und das stetig rapide ansteigende Wohlstandsniveau.
Neben diesen beiden Erklärungen - auf welche im Laufe der Arbeit noch einzugehen ist - gibt es eine Vielzahl weitere Annahmen, welche die geringe Stellung der sozialistischen Bewegungen und Programme in den Vereinigten Staaten zu begründen suchen. Grob lassen sich diese Annahmen in drei Kategorien unterteilen: in der ersten Kategorie werden die Auswirkungen des Wohlstandsnivaus und der Wohlstandsverteilung auf den Grad des Sozialismus betont, der Einfluss ideologischer Determinanten wird in der zweiten Kategorie hervorgehoben während in der dritten Kategorie der Focus auf dem politischen System der USA immanenten Faktoren liegt.
Die dieser Arbeit zugrundeliegende Literatur beinhaltet leider keine Beschreibungen statistischer Überprüfungen der postulierten Zusammenhänge einzelner Faktoren und der Stärke des Sozialismus. Um so wichtiger scheint es, bei der Darstellung der Erklärungen der gemachten Annahmen und von den Autoren explizit oder implizit vertretenden Hypothesen dort Schwerpunkte zu setzen, wo komparatistisch vorgegangen wird, heißt, der Vergleich von den Gegebenheiten in den Vereinigten Staaten zu denen anderer Länder gesucht wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Bedeutung des Wohlstandsniveaus
- Zur Bedeutung der Einkommensverteilung
- Ideologische Gründe
- Die Idee der Gleichheit
- Der Geist des Kapitalismus
- Der amerikanische Individualismus
- Die Rolle der protestantischen Kirche
- Der amerikanische Moralismus
- Politische Determinanten
- Das amerikanische Wahlsystem
- Socialist Sectarianism
- Das Spoils-System
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, warum sich in den Vereinigten Staaten keine starke sozialistische Bewegung etablieren konnte, im Gegensatz zu anderen Industrienationen. Sie analysiert die Gründe für das "American Exceptionalism" anhand verschiedener Faktoren wie dem Wohlstandsniveau, der Einkommensverteilung, ideologischen Determinanten und politischen Besonderheiten des amerikanischen Systems.
- Einfluss des Wohlstandsniveaus und der Einkommensverteilung auf die sozialistische Bewegung
- Rolle ideologischer Faktoren wie Individualismus und Kapitalismus in der amerikanischen Gesellschaft
- Analyse des politischen Systems der USA und dessen Auswirkungen auf die Entstehung von sozialistischen Bewegungen
- Vergleich der Situation in den USA mit anderen Ländern und die Rolle des "American Exceptionalism"
- Diskussion der Bedeutung des "historischen Materialismus" im Kontext der amerikanischen Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Phänomen des "American Exceptionalism" dar, das die Abwesenheit einer starken sozialistischen Bewegung in den USA erklärt. Sie führt in die Thematik ein und erläutert die zentralen Fragestellungen der Arbeit.
- Zur Bedeutung des Wohlstandsniveaus: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss des Wohlstandsniveaus und der Einkommensverteilung auf die Entwicklung sozialistischer Tendenzen in den USA. Es vergleicht die Situation in den USA mit anderen Ländern, insbesondere Deutschland, und diskutiert die Bedeutung des hohen Lebensstandards für die amerikanische Arbeiterklasse.
- Ideologische Gründe: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle ideologischer Faktoren wie Individualismus, Kapitalismus und der protestantischen Kirche für das Fehlen einer starken sozialistischen Bewegung in den USA. Es analysiert den Einfluss dieser Ideologien auf die amerikanische Gesellschaft und deren Auswirkungen auf die politische Kultur.
- Politische Determinanten: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die politischen Strukturen der USA und ihre Auswirkungen auf die Entstehung von sozialistischen Bewegungen. Es analysiert das amerikanische Wahlsystem, das "Spoils-System" und den Einfluss von "Socialist Sectarianism" auf die Entwicklung sozialistischer Strömungen in den USA.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen "American Exceptionalism", "Sozialismus", "Wohlstandsniveau", "Einkommensverteilung", "Ideologie", "Individualismus", "Kapitalismus", "protestantische Kirche", "politisches System", "Wahlsystem", "Spoils-System" und "Socialist Sectarianism". Sie analysiert die verschiedenen Gründe für das Fehlen einer starken sozialistischen Bewegung in den USA und setzt die Situation in den USA in Relation zu anderen Ländern.
- Quote paper
- Andree Martens (Author), 2001, Warum gibt es keinen Sozialismus in den USA?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9708