Vom User beeinflusste Änderungen beim Online-Auftritt von Printmedien


Seminar Paper, 2000

16 Pages


Excerpt


Inhalt

1 EINLEITUNG

2 VERÄNDERTES ONLINEVERHALTEN
2.1 WACHSTUM DER ONLINEANGEBOTE
2.2 VERÄNDERTE INTERESSEN BEI DEN USERN

3 BEEINFLUSSENDE WIRTSCHAFTLICHE FAKTOREN
3.1 KOSTEN FÜR DEN ONLINEAUFTRITT
3.2 EINNAHMEN DURCH DEN ONLINEAUFTRITT
3.3 BREAK-EVEN NICHT VOR 2000

4 VERÄNDERUNGEN BEI DEN ONLINEZEITUNGEN
4.1 DREI VERSCHIEDENE TYPEN BEIM ONLINEAUFTRITT
4.1.1 Verlagsinformationen
4.1.2 1:1-Umsetzungen
4.1.3 Online-Redaktionen
4.2 VERÄNDERUNG DER ANGEBOTE
4.3 INTERAKTIVITÄT ALS EINFLUSSFAKTOR

5 FAZIT
5.1 NUTZER BEEINFLUSSEN ANGEBOT
5.2 WEITERER FORSCHUNGSBEDARF
5.3 THESENZUSAMMENFASSUNG

GLOSSAR

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGEN UND TABELLEN

ANHANG

1 Einleitung

Die Nutzung des Internets wird in Deutschland immer größer. Viele Nutzer - User ge- nannt - sind in diesem weltumspannenden Netz, um sich zu unterhalten, abzulenken oder zu informieren (vgl. Neubarth 1999) Gerade Letzteres, das Informationsangebot hat auch die Tageszeitungen und die Zeitschriften animiert, in das Netz zu gehen und sich zu präsentieren.

Doch von den ersten Auftritten im WWW hat sich dieses verändert. Standen am An- fang Informationen über Abonnements im Vordergrund, so sind es heute überwiegend Vollangebote1. Diese Änderungen, weg von den reinen Werbeplattformen hin zu jour- nalistisch einwandfreien Seiten, erfolgten dabei auf Wirkung von außen. Diese Arbeit untersucht nun die Frage, warum die Webangebote verändert wurden. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass dies durch die veränderten Ansprüche der User geschah. (vgl. Kapitel 2) Um dieses zu belegen, wird versucht, in einem Vergleich dreier Angebote sowie durch eine Überprüfung der Rahmenbedingungen diese Veränderungen nachzu- weisen. Schwierig war dabei, dass in den entsprechenden Redaktionen und auch beim BDZV keine Auskunft erhältlich war.

Für die Untersuchung wurden die Onlineauftritte der Tageszeitungen „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (www.faz.de), „Die Tageszeitung“ (www.taz.de) und des „Spie- gel“ (www.spiegel.de) herangezogen. Als viertes Beispiel wird das Webangebot des „National Geographic Deutschland“ (www.nationalgeographic.de, ngd) gezeigt, das sich gerade in diesem Umbruch befindet. Leider liegen keine Grafiken zur Illustration der Veränderungen vor, diese sollten von den Verlagen bezogen werden.

Die drei ersten genannten Angebote können drei Kategorien zugeordnet werden: 1. reine Verlagsinformationen (FAZ), 1:1-Umsetzung der gedruckten Ausgabe (taz, ngd) und eigenständiges Onlineangebot (Spiegel online) Onlineangebote definieren sich in dieser Untersuchung als Angebote von Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen bzw. von Zeitungen und Zeitschriften, die in Deutschland erscheinen. Alle angegebenen Zahlen beziehen sich auf dieses Erscheinungsgebiet. Dabei werden nur Zeitungen und Zeit- schriften einbezogen, da die Onlineangebote in ihrem Wesen ähnlich sind (Bu- cher/Barth 1999, S.517)

2 Verändertes Onlineverhalten

2.1 Wachstum der Onlineangebote

Die Zahl der Onlineangebote von Zeitungen unterliegt einem rasanten Wachstum. Nachdem einem zögerlichen Start gab es Anfang 1996, also knapp ein Jahr nach dem Durchbruch des WWW genannten Teils des Internets, lediglich 15 Angebote. 18 Mona- te später hatte sich diese Zahl auf 100 gesteigert (Lehr 1999, S. 65) Inzwischen hat sich diese Zahl wieder verdoppelt. Auf dem Stand vom 10. Mai 2000 präsentiert der BDZV auf seiner Webseite über 200 Angebote (http://www.bdzv.de/online/zeitung.htm), auf der Seite des Suchdienstes „Yahoo“ sind dieses noch einige mehr (http://de.dir.yahoo.com/Nachrichten_und_Medien/Zeitungen/ Stand: 9.6.2000)

Neuerscheinungen auf dem deutschen Markt werden dabei nicht mehr nur als ge- druckte Version verkauft, ein Auftritt im Internet gehört zum Start der Angebote quasi automatisch hinzu. Beispiele aus der jüngeren Zeit sind hierbei die Wirtschaftszeitung „Financial Times Deutschland“ (www.ftd.de) und der eingangs zitierte National Ge- ographic Deutschland2.

2.2 Ver änderte Interessen bei den Usern

Neben den Angeboten der Verlage haben sich auch die Zusammensetzung und das Interesse der Nutzer von Onlineangeboten verändert. Nicht nur die Zahl der Anschlüsse an das weltweite Datennetz hat sich geändert - Daten hierüber sind stark schwankend -, auch der Konsum verändert sich. Insbesondere Informationsangebote wie Zeitungen/Zeitschriften werden online genutzt. Es zeigen sich dabei starke Anstiege sowohl der Visits als aus der PageImpressions3.

In Abbildung 1 wird deutlich, dass innerhalb des Internets eine Zunahme bei den Be- suchen und der Nutzung der Printmedien zu verzeichnen ist. In nur zwei Jahren, von 1998 bis 2000, haben sich die Zugriffe bei der „Bild“-Zeitung (www.bild.de) vervier- facht. Auch das „Handelsblatt“ (www.handelsblatt.de) und andere Zeitungen haben diese Erfolge.

Durch diese Zunahme an Interesse sind die Verlage aber auch gezwungen, den Inte- ressenten, d.h. den Usern, entgegen zu kommen. Die Nutzung der Inhalte ist dabei un- terschiedlich, hauptsächlich werden aktuelle Nachrichten, Sport- und Wirtschaftsinfor- mationen abgerufen (Nuss 1997, S. 15) Aber auch Archivanfragen und andere Dienste, die auf den Webseiten angeboten werden, finden Interesse (Nuss 1997, ebd.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Veränderung des Konsums von Online-Zeitungen 1998-2000 auf der Basis von IWF-Daten. Quelle: Der Spiegel 12/2000, Seite 130

Dies belegt auch, dass sich die Zusammensetzung der Nutzer verändert hat. Zu Be- ginn des kommerziellen Internets und der verschiedenen Vorläufer für Mediendiensten in den einzelnen Ländern, setzten sich die Nutzer hauptsächlich aus technisch interes- sierten Personen („Freaks“) zusammen, die den Service verwendeten (Pryor 1999). In dem halben Jahrzehnt, die das WWW jetzt die Nutzung des Internet dominiert, wech- selte dieses jedoch.

Dabei verändert sich nicht nur die Zusammensetzung der Onlinenutzer im Hinblick auf Geschlecht und formaler Bildung, sondern auch im Hinblick auf das Nutzungsver- halten. Neubarth unterscheidet u.a. „Fun-User“, „Surfer“ und „Information-Seeker“ (Neubarth 1999, S. 9-10) Insbesondere die „Information-Seeker“, die zwischen 30 und 50 Jahren und als lt. Neubarth leitende Angestellte sind, beeinflussen durch ihr Surfverhalten die Datensammlungen der Verlage. Allerdings verändert sich dieses Verhalten, wie in der Arbeit von Neubarth belegt.

3 Beeinflussende wirtschaftliche Faktoren

3.1 Kosten für den Onlineauftritt

Onlineauftritte sind für die Verlage mit hohen Investitionen verbunden. Um ein Voll- angebot inkl. eigenen Inhalten (vgl. 4.1.3) anzubieten, bedarf es einer hohen Zahl an Personal und Technik. Diese hohen Kosten scheuen die Verlage meistens, so dass es hauptsächlich Einstellungen und Investitionen in die technische Ausstattung des Ange- botes gibt, aber lediglich Verlagsinformationen oder 1:1-Umsetzungen der Druckaus- gaben erfolgen. Legt man eine voll ausgestattete Redaktion mit einem aus dem Tarif- vertrag für Tageszeitungen gebildeten mittleren Gehalt von 6.000 DM zu Grunde, so ergeben sich leicht monatliche Kosten von DM 90.000 für 15 Redakteure. Hinzu kommen die laufenden Produktionskosten, so dass es zu einer hohen sechsstelligen Ausgabe pro Monat kommen kann. Aus diesem Grund ziehen die meisten Verlage es vor, relativ unaufwendig die schon produzierten Texte umzusetzen oder Personal aus den Druckredaktionen abzustellen. (Nuss 1997, S. 7)

3.2 Einnahmen durch den Onlineauftritt

Einnahmen können die Verlage beim Onlineauftritt lediglich über zwei Methoden er- zielen: 1. Gebühren für den Zugang und 2. Werbeanzeigen. Der Versuch, für den Zu- gang zum Angebot Gebühren zu erheben, ist dabei im Bereich den Internets fast nicht möglich und scheidet aus. Die Nutzer sind nicht bereit, diese Kosten zu tragen, sondern orientieren sich dann eher auf andere Angebote. Lehr sagt daher, dass diese Form der Finanzierung für Onlinezeitungen nicht möglich ist. (Lehr 1999, S. 85ff) Somit bleiben für die Verlage noch die Anzeigen als Möglichkeit. Auf vielen Angeboten, die auch redaktionelle Texte beinhalten, sind klickbare Buttons integriert, die direkt zu dem Kunden führen (sog. „AdKlicks“). Die Kosten für ein solches Banner berechnen sich dabei nach den Visits und PageImpressions, die vom IVW ermittelt werden. Zu den o.g. Faktoren kommt aber auch noch das Image des Verlags hinzu. Wenn ein Druckobjekt einen seriösen und guten Ruf hat, wird es leichter sein, eine Anzeige zu erhalten. (Lehr 1999, S.102)

Allerdings haben AdKlicks auch Nachteile. Ein Problem, das auch Lehr beschreibt (Lehr 1999, S. 96) ist die Verlinkung mit anderen Angeboten. Der Nutzer kann zwar z.B. von „Spiegel online“ zu dem Werbenden wechseln, gelangt aber wahrscheinlich nicht mehr zurück. Zudem werden die Anzeigen betrachtet wie in Zeitungen/Zeitschriften: man betrachtet diese und blättert weiter im Angebot.

3.3 Break-Even nicht vor 2000

Den relativ geringen Werbeeinnahmen, die mit Onlineangeboten erreicht werden, ste- hen hohe Investitionen gegenüber. Viele Angebote schreiben deshalb auch Jahre nach ihrer Einführung rote Zahlen. In einer Umfrage, die Nuss 1997 durchgeführt hat, sehen die meisten Befragten den Break-Even-Point4 frühestens im Jahr 2000, einige erst sehr viel später. (Nuss 1997, S. 6) Daher versuchen die Verlage, die Kosten niedrig zu hal- ten und schichten die Organisation der Webauftritte entweder um, indem sie Personal abziehen, oder es werden Agenturen beauftragt. Die dritte Variante ist das Outsourcing des neuen Angebots (vgl. 4.1.3 und Miener 1999)

4 Veränderungen bei den Onlinezeitungen

4.1 Drei verschiedene Typen beim Onlineauftritt

Zurzeit sind im deutschen Internet drei verschiedene Typen von Zeitun- gen/Zeitschriften zu finden. Einmal gibt es Angebote wie das der Frankfurter Allge- meinen Zeitung (www.faz.de), die sich auf eine Verlagsinformation beschränken, zum anderen sind Inhalte aus der aktuellen gedruckten Version in HTML5 aufbereitet abzu- rufen (www.taz.de) Als dritte Variante kommen solche Umsetzungen hinzu, die durch eigenständige Angebote ergänzt werden.

Hierbei finden sich drei unterschiedliche Ansätze in der Konzeption dieser Auftritte. Diese werden im Folgenden vorgestellt.

4.1.1 Verlagsinformationen

Verlagsinformationen sind bei einigen Onlineauftritten das Einzige, das die Nutzer erreichen können. Die FAZ bietet den Internet-Verwendern lediglich Informationen über Abonnements und Anzeigen an. In das Archiv und damit auch auf die aktuellen Texte gelangt man über kommerzielle Drittanbieter. (siehe Abbildung 1 im Anhang) Ähnliche verschlüsselte bzw. geschützte Zugänge zu den Inhalten waren und sind in- nerhalb des Webs allerdings eher selten. Ein Beispiel aus den USA belegt, dass sich diese Form nicht halten wird.

In den USA hat sich das Wall Street Journal dazu entschieden, Abogebühren für den kompletten Zugang zu nehmen. Allerdings ist diese Form nicht durchgesetzt, es haben sich nur wenige Personen angemeldet. (Tittel 1997, S.79) Inzwischen hat die Zeitung das Angebot wieder geöffnet.

4.1.2 1:1-Umsetzungen

Eine gängige Methode des Onlineauftritts ist die Umsetzung des gedruckten Angebots im Verhältnis 1:1, meist ergänzt durch Verlagsinformationen und Komfortfunktionen wie Archive. Beispiel sind hierfür die taz, „Weser-Kurier“7, die „Nordsee-Zeitung“ (www.nordsee-zeitung.de) und National Geographic Deutschland.

Durch die Anwendung eines solchen Systems entstehen den Verlagen nur geringe Kosten. Das schon vorhandene Redaktionssystem wird durch eine HTML-Umsetzung in das Internet gestellt, das Archiv ist ebenfalls einfach angebunden. Für die Verlage entstehen geringe Kosten für Redaktionen, die Umsetzung erfolgt in der technischen Abteilung, die auch schon das Computersystem betreut.

1:1-Umsetzungem stellen als im Ergebnis eine Form des „Nachrichten-Recyclings“ dar, wie sie Christoph Neuberger beschreibt. (Neuberger 1999, S262 ff) Dadurch ergibt sich, dass sie hauptsächlich als Vertriebsweg und nicht als eigenständige Inhalte gese- hen werden (Neuberger 1999, S 262f) und dementsprechend für Verlage nur zweitran- gig sind.

4.1.3 Online-Redaktionen

Die finanziell aufwendigste Methode, ein Webangebot zu unterhalten, ist die eigen- ständige Onlineredaktion. Wie bei den Magazinen „Spiegel“, „Stern“ oder „Focus“ sind dort eigene Inhalte im Netz, die in der gedruckten Ausgabe nicht zu finden sind. Hierzu sind ausgebildete Redakteure und ein technisches Verfahren notwendig. Diese werden meist outgesourct, um dem Verlag Kosten zu ersparen (vgl. Miener 1999)

In diesen eigenständigen Redaktionen, beim Spiegel z.B. in der Spiegel online a+i new media GmbH, werden dann von Journalisten Beiträge in verschiedenen Stilformen onlinegerecht produziert und z.T. auch ständig aktualisierte Nachrichten veröffentlicht.

4.2 Ver änderung der Angebote

Nicht alle Onlineangebote haben direkt als eigenständige Angebote (vgl. 4.1.2 und 4.1.3) begonnen. Vielmehr durchliefen diese verschiedene Stadien. Als Beispiel sei hier auf die Webseite des National Geographic Deutschland verwiesen. Während der Einführungsphase des Magazins waren im Herbst 1999 lediglich Informationen über das Abonnement, den Verlag Grunner und Jahr sowie die amerikanische National Geographic Society zu finden.8

Inzwischen hat sich das Bild der Homepage verändert. Auf der Startseite des Ange- bots können jetzt neben den verschiedenen Kaufofferten wie Büchern und Videos auch die einzelnen Artikel abgerufen werden. Dabei ist der Verlag allerdings erst auf der Stufe der 1:1-Umsetzung (siehe 4.1.2) und hat noch keine vom Magazin unabhängigen Inhalte integriert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Webseite des National Geographic Deutschland vom 11.6.2000. Auf dieser Seite kann das komplette Themenspektrum der Druckausgabe abgerufen werden.

Eine entsprechende Entwicklung lässt sich auch bei anderen Medien beobachten. Da- zu kommen veränderte Strategien im Onlineauftritt. So ist auch die „Frankfurter All- gemeine Zeitung“ zu der Auffassung gelangt, dass der normale Nutzer ebenfalls lesen können soll. In der englischen Ausgabe des Webauftritts (www.faz.com) sind die Arti- kel kostenfrei abrufbar. Für den Herbst ist eine Überarbeitung der deutschen Seiten geplant9.

Der „Spiegel“ hingegen ist schon längere Zeit mit einer eigenen Onlineausgabe vertreten. Zurzeit befindet sich die fünfte Version dieses Angebots im Netz. Bereits kurz nach dem Start 1996 hat der Verlag beschlossen, nicht nur die Texte der Druckausgabe ins Internet zu stellen, sondern auch eigene Themen anzubieten. Vorher wurden allerdings schon Erfahrungen im Onlinebereich gesammelt, als ein eigenes Forum im Onlineservice CompuServe, damals der größte Anbieter der Welt, in Betrieb hatten. Hier wiederum fanden sich hauptsächlich 1:1-Umsetzungen.

4.3 Interaktivität als Einflussfaktor

Auf den meisten Webangeboten werden E-Mails, Chaträume oder andere Foren angeboten, um mit der Redaktion bzw. mit dem Verlag in Verbindung treten zu können. Hier werden Leserbriefe geschrieben, aktuelle Ereignisse diskutiert (Spiegel) oder Fragen direkt von den Redakteuren/Autoren beantwortet.

Allerdings gibt es auch Anregungen und Kritiken zu den Angeboten. Hierdurch erhal- ten die Verlage ebenso wie durch die PageImpressions wichtige Informationen über das Verhalten der Nutzer. Mit den Statistiken über den Seitenabruf lässt sich das Interesse sehr genau ermitteln und das Webangebot daraufhin optimieren. Gleichzeitig gibt es Meinungsumfragen und Erhebungen unter den Anwendern.

5 Fazit

5.1 Nutzer beeinflussen Angebot

Internetauftritte sind für die Verlage Verlustgeschäfte. Auf absehbare Zeit sehen die Verantwortlichen noch keine Gewinnchancen in dem neuen Medium (Nuss 1997, S. 14) Für die Verlage sind aber große Möglichkeiten durch das neue Medium gegeben, die mittelfristig nutzbar sind. Für die Umsetzung des Prinzips „Zeitung“, d.h. einer der Tageszeitung ähnlichen Form im Internet, gibt es gute Aussichten. (Lehr 1999, S. 220)

Tatsache ist, dass die Verlage einen Handlungsbedarf haben, um ihre Angebote nutzergerecht zu machen. Es reicht vielen nicht aus, nur auf Verlagsinformationen zu klicken, die Vernetzung der Angebote sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Weise ist notwendig und wird gewünscht (vgl. Bommert 2000)

Dennoch sind die Kosten für die Präsenzen sehr hoch und lassen sich zurzeit noch nicht gegenfinanzieren. Abonnements sind im Internet unmöglich (vgl. Tittel 1997), Werbeanzeigen können die Kosten nicht decken. Daher sind die meisten Redaktionen lediglich mit einer Kopie ihrer Druckausgabe vertreten.

Dennoch gibt es eine Vielzahl dieser Angebote, teilweise sogar eigenständige Produkte. Die meisten Zeitungen starten direkt als Kopieausgabe der Druckversion oder durchlaufen eine Entwicklung zumindest dorthin. Diese Tatsache legt die Vermutung nahe, dass die Veränderungen von den Usern beeinflusst wird. Dieses ist ja auch beim Layout der Zeitungen meistens der Fall, da viele Änderungen von den Lesern angeregt werden. Dennoch nehmen diese bei weitem nicht alle Angebote an, der Verkauf von Abonnements über das Internet läuft schleppend.

Belegen lässt sich diese These nur mit dem Anstieg der Nutzerzahlen (vgl. 2.2) sowie deren geänderten Verhaltensweisen im Internet (vgl. 2.1) Hieraus lässt sich ableiten, dass die Verlage gezielt auf die Wünsche der Onlineleserschaft eingegangen sind. Be- lege durch Befragung sind an dieser Stelle nicht möglich, da es keine Antworten auf Anfragen des Autoren gab. Hier ergibt sich ein weiterer Forschungsbedarf.

Die Veränderungen in der Onlinewelt, in der Layouts und Aufbau, teilweise sogar die Adressen der Angebote, häufig verändert werden, definieren das Internet als großes, im Fluss befindliches Medium. Das teure Engagement, das Personal und Technik erfordert, verlangt eine Amortisierung und schwarze Zahlen in absehbarer Zeit. Nur daher werden Änderungen, allerdings auf das Verhalten der Nutzer abgestimmt, überhaupt durchge- führt.

Als Schluss lässt sich sagen, dass für viele der Anbieter das Internet ein „virtueller Werbeträger“ zu sein scheint. (Nuss 1997, S. 6) Die reine Information, schließt auch Nuss (Nuss 1997, S.10), werden sich die Nutzer über absehbare Zeit noch in den Druckversionen einholen. Bis dahin bestimmen sie „lediglich“ die Veränderungen der Onlineausgaben durch ihr Verhalten.

5.2 Weiterer Forschungsbedarf

Durch die mangelnde Kooperation bedarf es einer Bestätigung seitens der Verlage. Diese ist schwer erhältlich, da die Betriebsinformationen nicht weitergegeben werden sollen. Dennoch ist eine E-Mail-Umfrage angedacht, welche die folgenden Fragen be- handelt.

1.) Seit wann ist das Angebot im Internet?
2.) Wie haben sich die Nutzerzahlen von der Einführung bis heute entwickelt?
3.) Welche Veränderungen hat das Angebot durchlaufen? (vgl. 4.1)
4.) Hat das Surfverhalten der Nutzer Einfluss auf die Veränderungen gehabt?
5.) Welche Anregungen kommen vom Nutzer?
6.) Wird das Angebot in der nächsten Zeit wieder verändert? Wenn ja, wie?
7.) Ist das Angebot rentabel?
8.) Werden die Beiangebote (Abos, Bücher, Magazine etc.) verkauft? Wenn ja, ist dies rentabel?

5.3 Thesenzusammenfassung

- Der Onlinemarkt ist stark expandierend. Die Zeitungen und Zeitschriften müssen, um „up to date“ zu sein, ebenfalls im Internet sein.
- Die Kosten für einen Webauftritt sind sehr hoch. Zurzeit ist der Anzeigenmarkt noch nicht ausreichend, um die Kosten für Redaktion und Technik zu tragen oder Gewinne zu erzielen. Eine Optimierung des Angebots auf Leser ist daher zwin- gend, um entsprechende Visits und PageImpressions zu erreichen.
- Die Verlage stellen Nutzeranalysen zusammen und verwenden diese zur Anpas- sung des Angebots. Daher entwickeln sich diese von der „Aboinformation“ zum Vollangeboten.
- Useranfragen und Nutzungsverhalten zeigen, welche Angebote überflüssig sind. Diese werden entfernt.
- Eine Abstimmung des Angebots auf den Nutzer ist zwingend erforderlich.

Glossar

Es werden in dieser Arbeit folgende Bedeutungen für Begriffe und Abkürzungen verwendet.

Online-Angebot: Unter Online-Angebot wird in dieser Arbeit verstanden, dass die Inhalte allen Internet-Nutzern zugänglich sind. Das bedeutet in der Regel, dass diese im World Wide Web als Teil des Internets veröffentlicht werden. Angebote in OnlineDiensten wie AOL, T-Online oder CompuServe10 zählen nicht dazu.

Vollangebot: Ein Vollangebot ist ein Internetauftritt, in dem der entsprechende Ver- lag nicht nur Informationen über sein Angebot, die Abonnements oder Online-Shops anbietet, sondern vielmehr auch redaktionelle Inhalte ins Internet stellt. Diese bestehen entweder aus reinen 1:1-Wiedergaben der gedruckten Ausgabe (z.B. die „ Tageszei- tung “) oder aber aus einer Mischung von Print- und Onlineredaktion (z.B. der „ Spie- gel “, „ Stern “)

World Wide Web: Das World Wide Web (WWW oder W3) ist ein grafischer Teil des Internets. Entwickelt vom Schweizer CERN-Institut, wurde es populär, da man Bilder, Texte und Musik auf den Seiten darstellen kann. Häufig wird das WWW mit dem Internet gleichgesetzt. Dies ist nicht korrekt, da z.B. das Usenet mit seinen Newsgroups ein eigenes Netzwerk bildet.

Visits und PageImpressions: "PageImpressions" (angesehene Seiten) und "Visit" (Zahl der Besuche beliebiger Nutzer) als Basis für die Mediaplanung im Online-Sektor (nach Angaben des BDZV unter www.bdzv.de)

Literaturverzeichnis

Bommert, Stefanie (Vortrag an der HS Bremen): Darstellungsformen online, gehalten im Sommersemester 2000 an der Hochschule Bremen im Seminar Medientheorie IV (ohne Bibliographie)

Bucher, Hans-Jürgen/Barth, Christof: Rezeptionsmuster der OnlineKommunikation. In: Media Perspektiven 10/98 Seiten 517-523

Hammerstein, Konstantin: Verlage - Angriff aus dem Netz. In: Der Spiegel 12/2000, Seiten 130-134, Hamburg (unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,69503,00.html)

Lehr, Thomas: Tageszeitungen und Online-Medien, 1999, Deutscher UniversitätsVerlag, Wiesbaden

Miener, Frank (unveröffentlichtes Manuskript): Kostenexplosion und Gegenmaßnah- men - Redaktionsgemeinschaft als Lösung. Hausarbeit im ISFJ an der Hochschule Bremen, 1999

Neubarth, Wolfgang (unveröffentlichtes Manuskript): Der Online-Nutzer. Seminarar- beit an der Universität Erlangen-Nürnberg, 1999. URL der Arbeit: http://www.hausarbeiten.de/archiv/psychologie/psycho-online-nutzer/psycho-online- nutzer.shtml

Neuberger, Christoph: Nachrichten-Receycling oder Online-Journalismus? In: Neu- berger, Christoph/Tannemacher, Jan (Hrsg.): Online - Die Zukunft der Medien? Das Engagement deutscher Tageszeitungen im Internet, 1999, Westdeutscher Verlag Opla- den/Wiesbaden

Neuberger, Christoph: Vom Papier auf den Bildschirm - Die Zeitung in der Metamorphose. In: Neuberger, Christoph/Tannemacher, Jan (Hrsg.): Online - Die Zukunft der Medien? Das Engagement deutscher Tageszeitungen im Internet, 1999a, Westdeutscher Verlag Opladen/Wiesbaden

Nuss, Sabine (unveröffentlichtes Manuskript): Tageszeitung im Internet - Das virtuelle Dienstleistungsangebot. Seminararbeit an der FU Berlin, 1997. URL der Arbeit: http://userpage.fu-berlin.de/~nussini/Hausarbeit.html

Pryor, Larry: The Development of Online Communication in the United States. In: Neuberger, Christoph/Tannemacher, Jan (Hrsg.): Online - Die Zukunft der Medien? Das Engagement deutscher Tageszeitungen im Internet, 1999, Westdeutscher Verlag Opladen/Wiesbaden

Schönbach, Klaus; Peiser, Wolfram: Was wird aus dem Zeitungslesen? In: Klingler, Walter/Roters, Gunnar/ Gerhards, Maria (Hrsg.): Medienrezeption seit 1945. For- schungsbilanz und Forschungsperspektiven, 2. Auflage 1999, Nomos-Verlag, Baden- Baden

Tittel, Silke: Zutritt nur für Abonnenten - Das Wall-Street-Journal im Internet. In: Journalist 6/97, Seite 79, Remagen

URLs der Zeitungen und einiger relevanter Links

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungen und Tabellen

Abbildung 1: Ver ä nderung des Konsums von Online-Zeitungen 1998-2000 auf der Basis von IWF-Daten. Quelle: Der Spiegel 12/2000, Seite 130

Abbildung 3: Webseite des National Geographic Deutschland vom 11.6.2000

Abbildung 4:Frankfurter Allgemeine Zeitung ( www.faz.de ) vom 10.6.2000

Abbildung 5: Die Taz ( www.taz.de ) vom 10.6.2000

Abbildung 6: Spiegel online ( www.spiegel.de ) vom 10.6.2000

Tabelle 1: Internetauftritte nach Typ (unvollst ä ndige Aufz ä hlung)

Anhang

Tabelle 1: Internetauftritte nach Typ (unvollständige Aufzählung) Erhebung des Autoren vom

10.-12. Juni 2000

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Frankfurter Allgemeine Zeitung (www.faz.de) vom 10.6.2000

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Die Taz (www.taz.de) vom 10.6.2000, 1:1-Umsetzung eines Webauftrittes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Spiegel online (www.spiegel.de) vom 10.6.2000. Beispiel für ein eigenes On- lineangebot

Alle drei vorgestellten Angebote repräsentieren die verschiedenen Präsentationen, wie sie im Kapitel 4 vorgestellt werden. Dabei ist schon auf der Startseite deutlich zu erkennen, dass sich die Angebote unterscheiden. Bei der FAZ (Abbildung 3) finden sich lediglich geschäftliche Informationen, auf der Seite der Taz (Abbildung 4) sind nach Aufruf der Funktion „Die aktuelle taz“ die Texte der Druckausgabe vom 10.6.2000 zu finden. Lediglich der „Spiegel“ berichtet online aktuell über die wichtigen Nachrichten des Tages, hier das Zugunglück auf der Zugspitzbahn.

[...]


1 Unter Vollangebot wird in dieser Arbeit ein Angebot verstanden, das sowohl Informationen über das Verlagsprogramm als auch journalistische Angebote beinhaltet. Dabei wird noch nicht zwischen einer 1:1-Umsetzun der Printausgabe oder aber einer eigenen Online-Redaktion unter- schieden.

2 Im Folgenden wird dieses Magazin mit ngd bezeichnet.

3 Erläuterung siehe im Glossar

4 engl. Wirtschaftlicher Begriff für den Punkt, ab dem Gewinne erzielt werden können

5 HTML = Hypertext Markup Language, die Seitenbeschreibungssprache, in der Webseiten meistens programmiert werden

6 Der WK ist dabei allerdings nur mit Teilen seines Druckangebots vertreten.

8 Leider war es nicht möglich, für diese Arbeit einige Muster dieser alten Webpage zu erhalten und den Vergleich mit Bildern zu belegen.

9 Aussage lt. Katrin Pliszka vom7.6.2000 in Bremen

10 Auch CIS ist inzwischen Teil von AOL, die das Unternehmen gekauft haben

11 Innerhalb dieser Angebote kann ein Zugriff auf die Angebote der gedruckten Version gegen Abonnement oder Gebühr möglich sein

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Details

Title
Vom User beeinflusste Änderungen beim Online-Auftritt von Printmedien
College
University of Applied Sciences Bremen
Course
Medientheorie IV - Publizistik im Wandel
Author
Year
2000
Pages
16
Catalog Number
V97151
ISBN (eBook)
9783638098267
File size
2203 KB
Language
German
Notes
Onlineauftritte von Printmedien werden vom Verhalten der Nutzer beeinflusst. ARBEIT WIRD FORTGESETZT, weitere Ergebnisse folgen
Keywords
User, Online-Auftritt, Printmedien, Medientheorie, Publizistik, Wandel
Quote paper
Frank Miener (Author), 2000, Vom User beeinflusste Änderungen beim Online-Auftritt von Printmedien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97151

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