Erstellung und Einsatz von elektronischen Lerninhalten


Mémoire (de fin d'études), 2002

146 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Diagrammverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Aufgabenstellung und Zielsetzung
1.2 Vorgehensweise
1.3 Aufbau der Arbeit

2 E-Learning
2.1 Einführung in das Thema E-Learning
2.1.1 Begriffserläuterungen
2.1.2 Lerntheorien
2.2 Methoden des E-Learning
2.2.1 Übersicht über die unterschiedlichen Lehrmethoden
2.2.2 Vergleich der verschiedenen Lehrmethoden
2.3 Einsatzbereiche von E-Learning
2.3.1 Bestimmung der Zielgruppe
2.3.2 Einsatz von E-Learning in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung
2.3.3 Einsatz von E-Learning in der Hochschulbildung
2.4 Gründe für E-Learning

3 Erstellung elektronischer Lerninhalte
3.1 Begriffserläuterungen
3.1.1 Autorensysteme
3.1.2 Lernplattformen und Lernserver
3.1.3 Lernmanagementsysteme und Kursmanagementsysteme
3.2 Vorgehensweise bei der Erstellung von Courseware
3.2.1 Aufbau eines Online-Kurses
3.2.2 Planung eines Online-Kurses
3.2.3 Verfahrensmodelle für die Erstellung von Courseware
3.3 Übersicht über die Anbieter von Autoren- und Lernmanagementsystemen
3.3.1 ToolBook
3.3.2 Director
3.3.3 ARIADNE
3.3.4 eLearning Suite
3.3.5 WebCT
3.3.6 TopClass
3.3.7 IBT® SERVER eLearning suite
3.3.8 Lotus LearningSpace
3.3.9 CLIX®

4 Bewertung der Erstellung elektronischer Lerninhalte
4.1 Wahl der Befragungsmethode
4.2 Richtlinien für Online-Befragungen
4.2.1 Wissenschaftlichkeit der Vorgehensweise
4.2.2 Freiwilligkeit der Teilnahme
4.2.3 Anonymisierung der erhobenen Daten
4.2.4 Trennung von Forschung und forschungsfremden Tätigkeiten
4.3 Festlegung der angesprochenen Zielgruppe
4.4 Aufbau des Fragebogens
4.4.1 Allgemeiner Aufbau
4.4.2 Inhaltlicher Aufbau
4.4.3 Technische Umsetzung
4.5 Auswertung des Fragebogens
4.6 Ergebnisse der Befragung
4.6.1 Auswertung der Fragen zu den Lerninhalten
4.6.2 Auswertung der Fragen zur Erstellung der Inhalte

5 Kriterienkatalog für Software zur Erstellung elektronischer Lerninhalte
5.1 Beurteilung von Software zur Erstellung von Courseware
5.2 Erstellung des Kriterienkatalogs
5.2.1 Theoretische Grundlagen zur Erstellung eines Kriterienkatalogs
5.2.2 Kriterienkatalog für Software zur Erstellung von Courseware

6 Zusammenfassung und Ausblick

Anhang
A Fragebogen
B Zeitplan

Glossar

Quellenverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit, die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet zu haben.

Karlsruhe, den 19. September 2002

Priska Jung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.1: Aufbau der Arbeit

Abbildung 2.1: Bewertung des Stellenwertes des Bildungsbereiches im Vergleich zu anderen Bereichen im Unternehmen

Abbildung 2.2: Ausgaben in der innerbetrieblichen Weiterbildung

Abbildung 2.3: Tele-Learning bzw. Telekooperatives Lernen

Abbildung 2.4: Computer Based Training

Abbildung 2.5: Web Based Training

Abbildung 2.6: Beispiel eines Gesamtbildungskonzepts

Abbildung 2.7: Bildungskonzepte im Umfeld neuer Anforderungen

Abbildung 2.8: Einsatz von Neuen Medien zur Weiterbildung im Unternehmen

Abbildung 3.1: Gegenstände der Medienpädagogik

Abbildung 3.2: Systemarchitektur eines Autorensystems

Abbildung 3.3: Grundstruktur eines Lernmanagementsystems

Abbildung 3.4: Systemarchitektur eines Lernmanagementsystems

Abbildung 3.5: Entwicklungsphasen bei der Erstellung von Courseware

Abbildung 3.6: Architektur des ARIADNE Systems

Abbildung 3.7: ARIADNE Tools

Abbildung 3.8: Architektur der Hyperwave eLearning Suite

Abbildung 3.9: Integration der verschiedenen Module in der eLearning Suite

Abbildung 3.10: Architektur der TopClass e-Learning SuiteÔ

Abbildung 3.11: Architektur der IBT® SERVER eLearning suite

Abbildung 3.12: Produktionsphasen bei LECTURNITY®

Abbildung 3.13: Softwarekomponenten LECTURNITY® Assistant und LECTURNITY® Player

Abbildung 3.14: Funktionsweise des CLIX® Content Converters

Abbildung 4.1: Verarbeitung von Formulareingaben

Abbildung 4.2: Modell des Datenzugriffs

Abbildung 5.1: Einflussbereiche der Courseware-Qualität

Abbildung 5.2: Die Evolution der Kriterienkataloge

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1: Einfluss der Sichtweise auf die Begriffsbildung

Tabelle 2.2: Übersicht über die verschiedenen Lerntheorien

Tabelle 2.3: Unterschiede zwischen herkömmlichen Lernen und E-Learning

Tabelle 2.4: Übersicht über herkömmliche und neue Bildungsmedien

Tabelle 2.5: Überblick über die Lehrmethoden bezüglich Ort- und Zeitabhängigkeit

Tabelle 2.6: Vor- und Nachteile der verschiedenen Lernformen

Tabelle 2.7: Vorteile des Einsatzes von E-Learning in der betriebliche Aus- und Weiterbildung

Tabelle 3.1: Aufbau eines Online-Kurses

Tabelle 4.1: Befragungsmethoden

Tabelle 5.1: Bewertung von Autoren- und Lernmanagementsystemen

Diagrammverzeichnis

Diagramm 1: Überblick über die Befragungsteilnehmer

Diagramm 2: Arten der Bildung

Diagramm 3: Systeme für die Erstellung von Lerninhalten für die unterschiedlichen Bildungsarten

Diagramm 4: Gründe für die Erstellung von Courseware

Diagramm 5: Einsatzformen der Lerninhalte

Diagramm 6: Verwendungszweck der Lerninhalte

Diagramm 7: Themenbereiche der Lerninhalte

Diagramm 8: Produkte der Systemanbieter

Diagramm 9: Systeme zur Erstellung von Courseware

Diagramm 10: Features der Systeme aus der Sicht der Systemanbieter

Diagramm 11: Features der Systeme aus der Sicht der Systemanbieter und Inhaltsersteller

Diagramm 12: Features der Systeme insgesamt

Diagramm 13: Bewertung der Features durch Inhaltsersteller

Diagramm 14: Bewertung der Features durch Inhaltsersteller und Systemanbieter

Diagramm 15: Bewertung der Features insgesamt

Diagramm 16: Bewertung der Features durch die Anwender von Autorensystemen

Diagramm 17: Bewertung der Features durch die Anwender von Autoren- und Lernmanagementsystemen

Diagramm 18: Formate der Lerninhalte

Diagramm 19: Unterstützte Formate für die Lerninhalte

Diagramm 20: Einbindung von Dateiformaten

Diagramm 21: Unterstützung des Einbindens von Dateiformaten

Diagramm 22: Bearbeitungstools der Systeme

Diagramm 23: Bewertung der Bearbeitungstools

Diagramm 24: Werkzeuge zur Erstellung von Animationen

Diagramm 25: Einsatz von Metadaten aus der Sicht der Systemanbieter

Diagramm 26: Einsatz von Metadaten durch die Inhaltsersteller

Diagramm 27: Anwendung von Programmiersprachen aus der Sicht der Systemanbieter

Diagramm 28: Anwendung von Programmiersprachen durch die Inhaltsersteller

Diagramm 29: Navigationsformen aus der Sicht der Systemanbieter

Diagramm 30: Eingesetzte Navigationsformen der Inhaltsersteller

Diagramm 31: Kombination verschiedener Navigationsformen

Diagramm 32: Automatische Erstellung der Navigation

Diagramm 33: Bewertung der Vorgehensweise

Diagramm 34: Strukturierte Vorgehensweise bei der Erstellung von Courseware

Diagramm 35: Wiederverwendung der Lerninhalte aus der Sicht der Systemanbieter

Diagramm 36: Wiederverwendung der Lerninhalte aus der Sicht der Inhaltsersteller

Diagramm 37: Entwicklungszeit für eine Stunde Lerneinheit

Diagramm 38: Zahl der Anwender aus der Sicht der Inhaltsersteller

1 Einleitung

„Neben den traditionellen Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital gewinnt der vierte Faktor – das Wissen – erheblich an Bedeutung. Bildung, Ausbildung und ganz besonders Weiterbildung entscheiden mehr denn je über die wirtschaftliche Entwicklung und die Arbeitsplätze der Zukunft.“ aus [Hase98]

Wissen nimmt in der heutigen Zeit einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft ein. Der ständige Bedarf und Zuwachs an Informationen führt auch zu einer höheren Nachfrage im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Diese kann jedoch mit den herkömmlichen Methoden nicht mehr bewältigt werden, da die gewünschte Aktualität des Wissens auf diese Weise nicht mehr gewährleistet ist. Das Schlagwort „E-Learning“, also das Lernen mit elektronischen Medien, beherrscht nun den Markt für Aus- und Weiterbildung. Vom Einsatz der multimedialen Lerninhalte verspricht man sich eine flexible, individuelle und bedarfsorientierte Form der Bildung, die sowohl in der Hochschulbildung als auch im betrieblichen Bereich eingesetzt werden kann. Die Entwicklung dieser Lernmaterialien ist technisch aufwendig, konzeptionell anspruchsvoll und damit sehr zeit- und kostenintensiv. Der Unterschied zum herkömmlichen Software Engineering liegt dabei in der ungleichen Zusammensetzung der Entwicklergruppen, sowie die Beachtung von psychologischen und ergonomischen Aspekten bei der Entwicklung.

1.1 Aufgabenstellung und Zielsetzung

Durch den Einzug des E-Learning sowohl in der betrieblichen als auch in der universitären Aus- und Weiterbildung ist die Nachfrage an elektronischen Lerninhalten gestiegen. Unternehmen sehen durch die Schulung des Mitarbeiters am PC enorme Einsparungen durch die Reduzierung von Reisekosten und Fehlzeiten. Doch auch die Hochschulen erhoffen sich durch diese Form des neuen Lernens, das Problem der steigenden Studentenzahlen und damit überfüllten Hörsälen in den Griff zu bekommen.

Zunächst wurden die elektronischen Lernmaterialien, die hauptsächlich die Themenschwerpunkte Sprach- und Computer- bzw. Softwarekurse abdeckten, ausschließlich von so genannten Content-Anbietern entwickelt und vertrieben. Mittlerweile werden die Inhalte jedoch von betrieblichen als auch universitären Bildungsinstituten selbständig erstellt. Gründe hierfür sind die hohe Nachfrage an aktuellem Lehrmaterial, sowie die Möglichkeit, die Lerninhalte individuell für die jeweilige Bildungsmaßnahme zu entwickeln. Dadurch wurde auch die Rolle des Autors einer Wandlung unterzogen: Waren bisher hauptsächlich Pädagogen für die Auswahl und Zusammensetzung von Lehrmaterialien verantwortlich, so werden elektronische Lerninhalte aufgrund des technischen Anspruchs häufig von IT-Spezialisten produziert. Die unterschiedlichen Kenntnisse dieser beiden Autorengruppen stellen somit auch verschiedene Anforderungen an die Systeme zur Erstellung der Inhalte. Insbesondere Inhaltsersteller, die noch keine bzw. sehr wenig Erfahrung im Umgang mit den Neuen Medien haben, benötigen Unterstützung und Anleitung im Umgang mit den neuen Technologien.

Für die Erstellung von Lerninhalten werden in der Praxis meist Autoren- bzw. Lernmanagementsysteme eingesetzt. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Systemen sowie den verschiedenen Anbietern. Daneben variieren nicht nur die Anzahl und Art der angebotenen Funktionen, sondern auch die Einsatzmöglichen der Systeme zur Autorenunterstützung. Bei dieser Vielfalt an Systemen zur Erstellung von Lerninhalten ist es fast unmöglich, sich einen Überblick über die Qualität der angebotenen Produkte zu verschaffen. Auch für die Autoren ist die Auswahl des Systems, welches den persönlichen Ansprüchen und Kenntnissen entspricht, schwierig.

Zu den Aufgaben dieser Arbeit zählen die Analyse und Bewertung der verschiedenen Autoren- und Lernmanagementsysteme, die zur Erstellung elektronischer Lerninhalte eingesetzt werden können. Dabei sollen die Systeme verschiedener Hersteller bezüglich ihrer Funktionalitäten miteinander verglichen werden. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die Tools, die den Autor bei der Erstellung der elektronischen Lerninhalte unterstützen. Eine abschließende Bewertung der Systeme soll im Rahmen eines Kriterienkatalogs stattfinden.

Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung der Ist-Situation der Autoren- und Lernmanagementsysteme bezüglich der Autorenunterstützung. Dabei sollen in Form des Kriterienkatalogs Stärken und Schwächen dieser Software dargelegt und Verbesserungsvorschläge, die aus den Untersuchungsergebnissen resultieren, aufgezeigt werden.

1.2 Vorgehensweise

Für die Analyse und Bewertung der Autoren- bzw. Lernmanagementsysteme wird eine Befragung der Anbieter und Anwender dieser Software durchgeführt. Da die Umfrage nicht regional begrenzt ist und möglichst viele Personen erreicht werden sollen, wird sie über das Internet durchgeführt. Während die Systemanbieter zum Aufbau und der Funktionsweise, der von ihnen erstellten Software befragt werden, zielt die Befragung der Ersteller elektronischer Lerninhalte auf die Bewertung der Systeme ab. Dabei werden jedoch nur Fragen gestellt, die die Unterstützung der Autoren bei der Produktion von Lernmaterialien betreffen. Bei der Auswertung der Fragebogen werden die Ergebnisse der beiden Befragungsgruppen gegenübergestellt, um eine objektive Beurteilung der Systeme zu ermöglichen. Im Anschluss daran wird anhand der erhaltenen Ergebnisse und bereits vorliegenden Beurteilungen von Systemen ein Kriterienkatalog für die Autorenunterstützung bei Autoren- und Lernmanagementsystemen erstellt. Die Qualität der erstellten Inhalte sowie weitere Funktionen der Systeme, die nicht der Autorenunterstützung dienen, werden dabei nicht berücksichtig.

1.3 Aufbau der Arbeit

Nach der Einleitung werden in Kapitel 2 zunächst die wichtigsten Begriffe zum Thema E-Learning erläutert und die Entwicklungsgeschichte des Lernens mit den verschiedenen Lerntheorien dargelegt. Weiterhin wird eine Einführung in die wichtigsten Methoden des E-Learning mit der Gegenüberstellung von Stärken und Schwächen gegeben. Eine Beschreibung der Einsatzmöglichkeiten in der betrieblichen und universitären Aus- bzw. Weiterbildung, sowie der Gründe, die für den Einsatz von E-Learning sprechen, schließen das Kapitel ab.

In Kapitel 3 werden die wichtigsten Systeme, die die Erstellung multimedialer Lerninhalte unterstützen, vorgestellt. In diesem Zusammenhang werden die wichtigsten Eigenschaften der Autorensysteme, Lernplattformen und Lernmanagementsysteme erläutert. Außerdem wird die allgemeine Vorgehensweise bei der Produktion von Lerninhalten beschrieben, wobei der generelle Aufbau sowie die Planung eines Online-Kurses mit vorgestellt werden. Eine Übersicht über verschiedene Anbieter von Autoren- und Lernmanagementsystemen beenden diesen Abschnitt.

Zentraler Punkt in Kapitel 4 ist die Bewertung von Autoren- und Lernmanagementsystemen. Dabei werden zunächst die wichtigsten Befragungsmethoden und Richtlinien vorgestellt bevor der Aufbau des Fragebogens erläutert wird. Abschließend werden die Auswertung der Befragung und die daraus resultierenden Ergebnisse präsentiert.

In Kapitel 5 wird anhand der Ergebnisse aus dem vorherigen Kapitel ein Kriterienkatalog entworfen, anhand dessen die Qualität von Autorenwerkzeugen bestimmt werden kann. Dabei liegt der Schwerpunkt beim Aufzeigen der aktuellen Qualität und den Verbesserungsmöglichkeiten.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und ein kurzer Ausblick bilden in Kapitel 6 den Abschluss der Arbeit.

Abbildung 1.1 gibt noch einmal einen kurzen Überblick über den strukturellen Aufbau der Arbeit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1.1: Aufbau der Arbeit

2 E-Learning

Neue Entwicklungen im Bereich der Internet- und Kommunikationstechnologien erlauben neue Möglichkeiten im privaten als auch im beruflichen Umfeld des Menschen. Die zunehmende Ausstattung von Privathaushalten und Arbeitsplätzen mit Informations- und Kommunikationstechniken erhöht den Vernetzungsgrad und führt zu neuen Kommunikationsformen.

Auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung führt dies zu neuen Lehr- und Lernformen. Die steigende Zahl von Studenten an Hochschulen lässt sich nach dem herkömmlichen Schema der Wissensvermittlung nicht mehr bewältigen. Der Ansatz mit Neuen Medien soll die Zahl der überfüllten Hörsäle verringern, ohne jedoch einen Qualitätsverlust in der Lehre zu erhalten. Auch in Schulen wird nicht mehr nur die Bedienung des Computers erlernt, sondern sich auch Internettechnologien für den Unterricht zu nutze gemacht. Die immer größer werdende Nachfrage an Weiterbildungsmöglichkeiten in Unternehmen lässt sich mit Präsenzseminaren nicht im vollen Umfang abdecken. Eine kostengünstigere Alternative wird hierfür im Einsatz der Neuen Medien gesucht. Abbildung 2.1 zeigt, welchen Stellenwert der Bildungsbereich in Unternehmen einnimmt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Bewertung des Stellenwertes des Bildungsbereiches im Vergleich zu
anderen Bereichen im Unternehmen

aus [TöSc01]

Für die neue Art des Lernens hat sich die Bezeichnung E-Learning durchgesetzt. Dabei bezieht man sich auf die Familie der E-Begriffe, die sich auf die Anwendung neuer Technologien stützt. E-Learning beschreibt das Lernen, welches mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht wird. Die Technologien werden hierbei nicht nur als Hilfsmittel bereitgestellt, sondern direkt mit dem Lernprozess verbunden.

Für den Begriff E-Learning kann man in der Literatur mehrere Bedeutungen finden:

E-Learning beschreibt das Zusammenspiel von multimedialen Technologien (CBT, WBT, Tele-Teaching, E-Mail) und einer Didaktik, die auf einer proaktiven Lernkultur und individuellem Lernen aufbaut. [Sail02] Unter E-Learning versteht man Lernen und Wissensvermittlung mit Hilfe elektronischer Unterstützung. [Weid02] Sämtliche Lehr-, Lern- und Administrationsprozesse für individuelles, räumliches und zeitlich verteiltes Lernen bei der Nutzung Neuer Medien können unter dem Begriff E-Learning zusammengefasst werden. [Ehre01]

Für die neue Art des Lernens mussten dementsprechend geeignete Lehr- und Lernsysteme entwickelt werden. Computerunterstützte Lernsysteme lassen sich neben den technischen Besonderheiten durch drei Merkmale beschreiben: Interaktivität, Individualität und Adaptivität sowie Kontrollinstanz. [StNi01]

Ein System gilt dann als interaktiv, wenn sowohl Abfolge, Auswahlzeit und Darbietungszeit der Lehrmedien durch die Aktionen oder Reaktionen des Lernenden ausgelöst werden. Im Gegensatz dazu wird bei linearen oder selektiven Medien mit Ausnahme der Auswahlentscheidung, die Informationsabfolge durch das System vorgegeben.

Bezeichnend für die Individualität eines Lernsystems ist die Ausrichtung der Auswahl und Sequenz der Inhalte, Dauer und Intensität sowie Zeit und Ort des Lernens auf die individuellen Bedürfnisse eines Lernenden. Auch die Kontrolle des Lernenden über das wann, wie und wo des Lernens ist ein Merkmal für Individualisierung. Ist das Verhalten des Lernprogramms an Merkmalen des individuellen Lernens orientiert, so spricht man von adaptiven Programmen. Möglichkeiten zur Anpassung im Bereich des E-Learning sind z. B. das Vorwissen, die Lese- bzw. Verarbeitungsgeschwindigkeit, systematische Fehler, die Lernzeit oder individuell bevorzugte Lernstrategien.

Der Begriff der Kontrollinstanz wird in diesem Zusammenhang mit zwei verschiedenen Aspekten belegt. Zum einen ist damit die Kontrolle des Lernprozesses gemeint, die es dem Lernenden ermöglicht, anhand von klar definierten Lernzielen diese jederzeit zu überprüfen und seinen Lernprozess einschätzen zu können. Zum anderen beinhaltet es die Kontrolle der Ablaufsteuerung, die dem Lernenden ermöglichen soll, vom Programm geführt zu werden bzw. eigene Lernwege zu gehen.

Ein Instruktionssystem gilt umso besser, je stärker diese Merkmalsdimensionen ausgeprägt sind.

Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln zufolge, werden pro Jahr etwa 33 bis 34 Mrd. DM für die betriebliche Weiterbildung von der Privatwirtschaft aufgewendet. Durch den zunehmenden Einsatz von Multimedia, insbesondere bei großen Mitarbeitergruppen, ist diese Zahl bei steigender Beteiligung mittlerweile jedoch leicht rückläufig [FeFr01]. Eine Umfrage des Fraunhofer Instituts zeigt, dass die Unternehmen erkannt haben, wie wichtig der Bildungsbereich ist, und sie dementsprechend auch dazu bereit sind, ihre Ausgaben diesbezüglich zu erhöhen (siehe Abbildung 2.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2: Ausgaben in der innerbetrieblichen Weiterbildung

aus [TöSc01]

Auch in der Hochschulpolitik wird sich über E-Learning Gedanken gemacht. Im Rahmen des Hochschulsonderprogramms III des Bundes und der Länder wurde eine Förderung von Multimedia im Hochschulbereich mit einer Laufzeit von 1996 bis 2000 von insgesamt 240 Millionen DM beschlossen. Dabei stand die Entwicklung, Produktion und Verbreitung von Multimedia-Anwendungen im Vordergrund. [Wiss98]

In diesem Kapitel soll neben der Erläuterung der wichtigsten Begriffe ein Vergleich zwischen herkömmlichem Lernen und E-Learning angestellt werden. Weiterhin werden die wichtigsten neuen Lernmethoden dargestellt und bezüglich Vor- und Nachteilen miteinander verglichen. Abschließend werden die Einsatzbereiche und wichtigsten Gründe für E-Learning vorgestellt.

2.1 Einführung in das Thema E-Learning

In den letzten Jahren haben die Diskussionen zum Thema E-Learning zugenommen. Dadurch entwickelten sich eine Vielzahl von Bezeichnungen und Definitionen, die nicht immer im gleichen Zusammenhang eingesetzt werden. Um Missverständnisse zu vermeiden, werden im nachfolgenden Abschnitt die wichtigsten Begriffe, die im Rahmen dieser Arbeit verwendet werden, erläutert. Ein Einblick in die wichtigsten Lerntheorien schließt die Einführung in das Thema E-Learning ab.

2.1.1 Begriffserläuterungen

Mit dem Aufkommen und schnellen Wachstum des E-Learning-Markts in den letzten Jahren, kam es zu vielen Erklärungs- und Beschreibungsversuchen der neuen Technologie. Infolgedessen treten viele ähnlich klingende Begriffe und Beschreibungen auf. Insbesondere die Bezeichnungen Learning, Teaching und Education werden häufig synonym verwendet. Während Learning sich auf die Sichtweise des Lernenden bezieht, wird Teaching meist für Anwendungen aus dem Blickwinkel des Lehrenden verwendet. So spricht man z. B. von Online- Learning, wenn die Möglichkeiten und Funktionen für den Lernenden im Vordergrund stehen. Im Blickpunkt des Online- Teaching hingegen sind die Lehrmethoden, die diese Form des Lernens bieten. Eine neutrale Sichtweise bietet der Begriff Education. Hier stehen die Aus- bzw. Weiterbildungsmethoden im Vordergrund, wobei sowohl die Sicht des Lehrenden als auch die des Lernenden berücksichtigt werden.

Im nachfolgenden Abschnitt wird ein Überblick über die wichtigsten Begriffe zum Thema Lernen und den unterschiedlichen Lehr- und Lernformen gegeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dies ist nur eine kleine Auflistung der für diese Arbeit relevanten Ausdrücke. Die Aufzählung aller Begriffe zum Themenbereich Lernen und den entsprechenden Lehr- und Lernformen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

Doch auch im Bereich der Neuen Medien tauchen neue Bezeichnungen in Verbindung mit Lernen auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mittlerweile gibt es sehr viele verschiedene Begriffe, die unter dem Oberbegriff Lernsoftware zusammengefasst werden können. Unterschiede ergeben sich dabei meist nur aus der Sichtweise (Schwerpunkt auf dem Lehr- bzw. Lernaspekt). Tabelle 2.1 stellt diesen Zusammenhang dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.1: Einfluss der Sichtweise auf die Begriffsbildung

aus [MaSt99]

Die gebräuchlichste Bezeichnung für das Lernen mit dem Computer ist das Computer Based Training und wird deshalb im weiteren Verlauf stellvertretend für alle in der oben stehenden Tabelle genannten Begriffe verwendet.

2.1.2 Lerntheorien

In der Vergangenheit fand Lernen meist durch Face-to-Face Education in einem Unterrichtsraum statt. Ökonomische Zwänge und neue pädagogische Erkenntnisse haben zu einem Umdenkungsprozess geführt. In den nachfolgenden Abschnitten werden die Merkmale des alten und des neuen Lernens sowie deren Auswirkungen auf die Lehrmaterialien und -methoden näher beschrieben[3].

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff Lernen streng mit der Vermittlung, Verbreitung und Popularisierung von wissenschaftlichem und kulturellem Wissen verbunden. Dabei wurde Wissen und Bildung mit ökonomischer und politischer Macht gleichgesetzt. Liebknecht vertrat die These, dass Wissen und Macht sich wechselseitig verhalten: Verfügt man über neues Wissen, ist man anderen überlegen − nimmt man eine politische oder wirtschaftliche Machtposition ein, kontrolliert man den Zugang zum Wissen. Die Wissensvermittlung fand dabei meist in Form von Vorträgen statt.

Später setzten sich dann neue Sichtweisen in der Pädagogik durch. Die Selbstbildung rückte mehr in den Vordergrund: Bildung wurde als „Reflexion und Kommunikation von Erfahrungen, Deutungsmustern und Alltagswissen“[Sieb01] definiert. Begründet wurde diese reformpädagogische Idee durch neue kreative, projektorientierte und entdeckende Arbeitsformen.

In den Siebziger Jahren fand dieses Konzept noch eine Weiterführung. Durch die Studentenbewegungen bestimmten die Prinzipien Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, Selbsterfahrung und Selbstorganisation sowohl das Lebens- als auch das Bildungsumfeld. Nicht mehr die Quantität des Wissens, sondern deren Qualität stand im Mittelpunkt.

Mitte der Neunziger Jahre bestimmt der Begriff des Lebenslangen Lernens (Lifelong Learning) die Bildungswelt. Lernen beschränkt sich demnach nicht mehr nur auf die Schul- und Ausbildungszeit, sondern findet von der Kindheit bis ins hohe Alter statt. Der Lernbegriff wird dementsprechend ausgeweitet: Lernen umfasst eine Vielfalt von formalen und informellen Aktivitäten und wird mit dem Konzept der klugen Lebensführung verknüpft. [Sieb01]

Mit dem Siegeszug des Internets und der damit verbundenen Vernetzung, wird eine neue Ausprägung des Lernens entwickelt: Der Aufbau von Wissensdatenbanken und –netzen. Informationen werden gesammelt und in einem logischen Format (z. B. Hypertext) dargestellt. Dem Lernenden ist es nun selbst überlassen, wann, wo und wie er diese Informationen für sich interpretiert und damit lernt.

In der historischen Entwicklung haben sich zunächst zwei grundlegende Lernprinzipien[4] hervorgetan: Der Behaviorismus und der Kognitivismus.

Das behavioristische Modell des Lernens sieht den Lernenden dabei als Rezipient des Lernstoffs. Dabei wird der Lernende nur „äußerlich“ betrachtet, innerliche menschliche Prozesse wie Gefühle, Bewusstsein, Gewissen und Empfinden werden ignoriert. Im Vordergrund steht das Zusammenspiel von Reizen und den damit verknüpften Reaktionen. Als Konsequenz ergibt sich daraus, dass Lernen nur über Belohnung und Übung sowie über das Herstellen von Verbindungen erreicht wird. [Sail02]

Der Kognitivismus hingegen beschreibt das Lernen als aktiven und dynamischen Prozess. Dabei geht man davon aus, dass die neuen Informationen in eine schon bereits vorhandene Wissensstruktur aufgenommen werden. Man unterscheidet dabei zwei verschiedene Lernprozesse: Bei der Akkomodation findet eine Anpassung des bestehenden Schemas an die Umwelt statt, die Assimilation hingegen beschreibt die Veränderung der Umwelt durch die Verwendung eines bestimmten Schemas. Diese Muster (Vorwissen und Handlungsmuster) werden also vom Lernenden angewendet, um die erhaltenen Informationen zu decodieren bzw. zu verarbeiten.

Eine Weiterentwicklung des kognitiven Ansatzes bildet der Konstruktivismus. Bei diesem Lehr- und Lernansatz wird das fall- und problembezogene Lernen im sozialen Kontext in den Vordergrund gestellt. Zentraler Aspekt bezüglich des Lernprozesses dabei ist, dass Wissen eine Konstruktion von Menschen und nicht eine Kopie der Wirklichkeit ist. Dies erfordert vom Lernenden aktive Aneignungs- und Konstruktionsprozesse. Anstelle der Reproduktion von Wissen tritt die Fähigkeit zur selbständigen Synthese von einzelnen Wissensbestandteilen. Konsequenz daraus ist, dass es keinen optimalen Lernprozess gibt, sondern jeder Mensch auf seine individuelle Weise lernt.

Der Instruktionismus basiert auf kognitivistischen und konstruktivistischen Ideen mit dem Ziel, dem Lernenden durch die geplante Bereitstellung von Lernmöglichkeiten, mehr oder weniger festgelegte Ziele zu erreichen. Ebenso wie die Konstruktivisten fordern sie authentische und komplexe Lernsituationen, die eine individuelle Vorgehensweise bei Problemlösungen unterstützen. Um dem Lernenden den Weg zum Wissenserwerb jedoch zu erleichtern werden ihm von den Lehrenden optimale Lösungswege vorgegeben (kognitivistischer Ansatz). [Sail02]

Nachfolgende Tabelle 2.2 zeigt nochmals die wichtigsten Eigenschaften der Lerntheorien auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.2: Übersicht über die verschiedenen Lerntheorien

aus [MaSt99]

Aufgrund dieser unterschiedlichen Modelle gibt es in der Literatur folgende Annahmen über das Lernen und den daraus resultierenden Anforderungen für die Lernumgebungen [Fisc99]:

- Lernen als Prozess des Wissensaufbaus [5]

Der Lernende ist aktiv am Lernen beteiligt und wirkt nicht als passiver Verbraucher. Dies erfordert geeignete Lernumgebungen, die die Aktivität des Lernenden unterstützen.

- Lernen ist vom Wissen abhängig

Lernende verwenden bereits Gelerntes um sich neues Wissen anzueignen. Deshalb sollten Lernumgebungen mit benutzerspezifischer Informationsdarstellung eingesetzt werden.

- Lernen ist von der Situation abhängig [6]

Neben der fachspezifischen Orientierung muss auch die Interaktion zwischen Mensch und Problemdomäne durch die Lernumgebung gewährleistet sein.

- Lernen muss den Anforderungen der verteilten Kognition entsprechen [7]

Dafür benötigt man eine Lernumgebung, welche die Realisierung und Definition einer neuen Rollenverteilung zwischen Mensch und Computer zulässt.

- Lernen ist von der Motivation abhängig [8]

Neben der Wissensvermittlung muss die Lernumgebung auch die Möglichkeit bieten, dem Lernenden zu verdeutlichen, warum er etwas lernen und beisteuern soll.

Die vorherrschende Methode des herkömmlichen Lernens ist der Frontalunterricht. In der schulischen Ausbildung übernimmt der Lehrer die Wissensvermittlung in Form des Unterrichts, während in der Hochschulbildung Vorlesungen von Professoren und Dozenten gehalten werden. Im Bereich der betrieblichen Aus- und Weiterbildung übernehmen diese Rolle meist Trainer oder Coachs in Form von Seminaren oder In-House-Trainings. Für kleinere Gruppen kommen auch Tutoren zum Einsatz. Im Gegensatz zum Unterricht steht hier die Kommunikation im Vordergrund, um den Lehrstoff zu vertiefen oder Probleme zu lösen. Zusätzlich zum Frontalunterricht werden andere Lehrmaterialen zur Vertiefung angeboten. Dieses Wissen muss jedoch meist im Selbststudium erarbeitet werden. Während der Frontalunterricht oder die Tutorials zeit- und ortsgebunden sind, können beim Selbststudium Zeit und Ort selbst gewählt werden.

Auch im Bereich des E-Learning findet der bereits erwähnte Konstruktivismus seine Anwendung. Die Prinzipien der konstruktiven Lehre, sich Wissen selbst anzueignen sowie problembezogen und im sozialen Kontext zu lernen, können mit Hilfe der Neuen Medien sehr gut erfüllt werden. E-Learning zeichnet sich vor allem durch Flexibilität aus [SeBH01].

Lernen kann

- personal oder verteilt sein

Es kann sich sowohl auf das Lernen von Personen oder Gruppen als auch von Organisationen beziehen.

- lokal oder verteilt stattfinden

Lernen kann über lokal vorhandene Ressourcen (z. B. CD-ROM) oder über ein Netzwerk durchgeführt werden.

- synchron oder asynchron sein

Je nach genutztem Bildungsmedium kann das Lernen synchron oder asynchron stattfinden. Chat und Videokonferenzen sind Beispiele für synchrone, E-Mail und Newsgroups Beispiele für asynchrone Medien.

- individuell oder kollaborativ durchgeführt werden

E-Learning kann sowohl von einzelnen Personen als auch von Gruppen genutzt werden. Die Zusammensetzung der Teams ist dabei nicht an geographische Bedingungen geknüpft.

- statisch oder interaktiv sein

Der Lernende kann sich entscheiden, ob er die Lerneinheiten in statischen Formaten (Texte, Videos, etc.) rezipiert oder diese mit Hilfe von Interaktionen vermittelt werden.

Tabelle 2.3 fasst nochmals die wichtigsten Eigenschaften des herkömmlichen und des neuen Lernens zusammen. Dabei werden die entsprechenden Merkmale direkt gegenübergestellt, wobei die Vorteile des neuen Lernens hervorgehoben werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.3: Unterschiede zwischen herkömmlichen Lernen und E-Learning

aus [Magn01]

In der nachfolgenden Tabelle 2.4 werden einige Möglichkeiten sowohl zur herkömmlichen Wissensvermittlung als auch beim Lernen mit den Neuen Medien aufgezeigt. Die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden ist in diesem Sinne auch ein Bildungsmedium, da der Lehrende sein Wissen den Lernenden verbal mitteilt. Unterstützt wird dies jedoch meist durch Printmedien, die entweder vom Lehrenden selbst oder einer Bildungsanstalt produziert werden. Für die Darstellung komplexer Sachverhalte werden zusätzlich Filme oder Bilder eingesetzt. Videos werden meist von speziell darauf ausgerichteten Unternehmen produziert und vertrieben. Hörfunk und Fernsehen werden von den Lernenden normalerweise zum Selbststudium verwendet. Beste Beispiele aus der Praxis sind Die Sendung mit der Maus, Telekolleg und Sendungen zur Erlernung von Fremdsprachen.

Die in diesem Abschnitt dargestellte Form des Lernens wird auch in Zukunft ihre Anwendung finden, da speziell im Bereich der Ausbildung von Kindern die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern durch den Einsatz neuer Technologien nicht zu ersetzen ist.

Neue Möglichkeiten im Bereich des Lernens ziehen natürlich auch neue Methoden zur Wissensvermittlung nach sich. Durch den Einsatz der Computertechnologie findet Lernen nun meist direkt am eigenen Arbeitsplatz oder sogar zuhause statt. Zu den neuen Vorgehensweisen im Bereich des Lernens zählen Tele-Learning, Business-TV, Computer Based Training (CBT) und Web Based Training (WBT).

Für die Wissensvermittlung können sowohl Offline- als auch Online-Medien eingesetzt werden. Das Lernen ohne Netzwerkverbindung findet mit Hilfe von CD-ROMs oder Lernsoftware statt. Für das netzbasierte Lernen werden vor allem Formen der Kommunikation wie z. B. E-Mail, Newsgroups, etc. angeboten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.4: Übersicht über herkömmliche und neue Bildungsmedien

aus [Stad99]

Auffällig hierbei ist die Möglichkeit der Interaktivität für den Lernenden mit dem System, den Lehrenden und anderen Lernenden. Die neuen Bildungsmedien bieten damit auch speziell im Online-Bereich neue Formen des Lernens. So treten selbstgesteuertes und handlungsorientiertes Lernen[9] mehr und mehr in den Vordergrund.

2.2 Methoden des E-Learning

Wie schon im vorherigen Abschnitt erläutert, bietet das E-Learning neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung. Im Folgenden werden diese Methoden näher beschrieben und bezüglich ihrer Vor- und Nachteile untersucht. Anschließend werden allgemeiner Aufbau und Planung bei der Erstellung von Online-Kursen erläutert.

2.2.1 Übersicht über die unterschiedlichen Lehrmethoden

Zu den bisher bekannten Unterrichtskonzepten Präsenzunterricht und Fernunterricht bietet das Internet und der Einsatz multimedialer Systeme weitere Lehrmöglichkeiten. Es hat sich allerdings gezeigt, dass der Einsatz neuer Technologien nicht die herkömmlichen Lehrmethoden ersetzen und damit überflüssig machen kann. Nur die Integration der verschiedenen Unterrichtskonzepte zu einem effektiven Gesamtkonzept kann eine erfolgreiche Aus- bzw. Weiterbildungsmaßnahme zur Folge haben. [PrSc01]

Nachfolgend eine kurze Erläuterung der wichtigsten neuen Lehrmethoden.

Tele-Learning

Bisher kannte man das Tele-Learning oder auch Fernunterricht nur für das Medium Fernsehen bzw. per Post und Telefon. Durch den Einsatz Neuer Medien eröffnen sich hier jedoch völlig neue Perspektiven[10]. Der Frontalunterricht steht zwar nach wie vor im Vordergrund, der Lernende kann jetzt auch vermehrt von seinem Arbeitsplatz oder von zuhause an der Bildungsmaßnahme teilnehmen. Auch stehen lernunterstützende Elemente wie E-Mail, Chat und Telefon dem Lernenden jederzeit zur Verfügung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.3: Tele-Learning bzw. Telekooperatives Lernen

[IBM02], Stand 01. Juli 2002

Man spricht dabei auch von Telekooperativem Lernen, da die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden bzw. den Lernenden untereinander ein wichtiger Bestandteil ist. Das Selbststudium des Lernenden wird durch den Informationsaustausch mit den Experten unterstützt und virtuelle Teamarbeiten werden ermöglicht.

Business-TV

Business-TV ist eine spezielle Art des Tele-Learning. Experten moderieren zu festen Sendezeiten Unterrichtseinheiten und vermitteln damit Informationen zu ausgewählten Themen. Als Hilfsmittel stehen dabei Videoeinspielungen, Charts und Screenshows zur Verfügung, die zur Wissensvermittlung eingesetzt werden. Es handelt sich dabei aber nicht um reine Informationsveranstaltungen; in den Interaktionsphasen können die Lernenden durch Telefon, Fax oder Videokonferenz zugeschaltet werden. [PrSc01]

Computer Based Training (CBT)

Aktives und selbständiges Lernen mit einer Lernsoftware beschreibt das Computer Based Training. Diese Lernsoftware zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich in gewissem Umfang an die Neigungen und Eigenschaften des Lernenden anpasst. Im Vergleich zum Frontalunterricht liegt der Vorteil des CBT in der Interaktivität des Lernvorgangs, wodurch der Lernende aktiv am Wissenserwerb teilnehmen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.4: Computer Based Training

[IBM02], Stand 01. Juli 2002

In Zukunft wird das CBT jedoch mehr und mehr von netzbasierten Anwendungen abgelöst werden, da so eine größere Teilnehmerzahl darauf zugreifen kann und die Möglichkeit der mediengestützten Kommunikation mit anderen besteht. [PrSc01]

Web Based Training (WBT)

Das Web Based Training ist sozusagen die Weiterentwicklung des CBT. Dabei werden die Kursmaterialien zentral auf einem Server abgelegt, auf den die Teilnehmer zugreifen und Dateien darauf abspeichern können. Zusätzlich zu den Lernmaterialien werden meist auch Chat-Foren, Online-Tutoring, Whiteboards und ähnliche „Treff-“ oder Kommunikationsmöglichkeiten angeboten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.5: Web Based Training

[IBM02], Stand 01. Juli 2002

Neben den hier genannten Methoden gibt es in der Literatur noch weitere Methoden zur Wissensvermittlung mit Neuen Medien. Diese ähneln jedoch den hier genannten in Aufbau und Funktionsweise.

2.2.2 Vergleich der verschiedenen Lehrmethoden

Computer Based Training und Web Based Training gehören zu den am meisten eingesetzten Verfahren im Bereich des E-Learning. Während CBTs hauptsächlich zu Aus- und Weiterbildungszwecken von einzelnen Personen oder Gruppen zum Einsatz kommen, findet man WBTs meist dann, wenn sehr viele Personen geschult werden sollen. Unternehmen aber auch Bildungsinstitute, die einen großen Bedarf an Bildungsmaßnahmen haben, setzen dafür eigene Lernplattformen oder Lernmanagementsysteme ein, die neben den WBTs auch organisatorische und verwaltungstechnische Aufgaben übernehmen können.

Dabei lassen sich folgende Vorteile von WBTs gegenüber CBTs feststellen [EySa01]:

- Inhalte werden zentral abgelegt und können dann abgerufen werden, wenn sie benötigt werden.
- Änderungen bzw. Aktualisierungen können schnell durchgeführt werden, da sie nur einmal zentral überarbeitet werden.
- Die Inhalte können individuell oder aber an ein allgemeines Lernprofil angepasst werden.
- Lernen über das Netz erlaubt mehrere Kommunikationsmöglichkeiten, die in die Lernmodule integriert werden können.

Ein wichtiger Unterschied zwischen den herkömmlichen und den neuen Lehrmethoden ist die Ort- bzw. Zeitabhängigkeit. Im Bereich des E-Learning kann der Lernende meist selbst entscheiden, wann und wo er lernt. In Tabelle 2.5 werden die Lernmethoden bezüglich Zeit und Ort dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.5: Überblick über die Lehrmethoden bezüglich Ort- und Zeitabhängigkeit

aus [Balt01]

Da nicht jede Bildungsmaßnahme für jede Lernsituation gleich gut geeignet ist, gilt es im Vorfeld die Vor- und Nachteile der einzelnen Lehrformen gegeneinander abzuwägen. Dabei spielt neben der technischen Infrastruktur auch der zeitliche und finanzielle Rahmen eine wichtige Rolle.

In Tabelle 2.6 werden die Stärken und Schwächen der verschiedenen Lernformen dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.6: Vor- und Nachteile der verschiedenen Lernformen

aus [DuJa01]

Eine optimale Lernform lässt sich natürlich nicht feststellen. Deshalb sollte für jede Bildungsmaßnahme die beste bzw. eine Kombination der verschiedenen Lernformen gewählt werden.

Abbildung 2.6 zeigt eine mögliche Kombination der verschiedenen Lehr- und Lernmethoden anhand eines Bildungskonzepts. Bei diesem Beispiel wurde die Bildungsmaßnahme in die verschiedenen Phasen des Lernprozesses aufgeteilt: Vorbereitung, Wissensvermittlung, Vertiefung und Anwendung. Während der Vorbereitungsphase soll sich der Lernende die wichtigsten Grundlagen am Arbeitsplatz selbst erarbeiten. Die eigentliche Wissensvermittlung und Vertiefung erfolgt dann im Bildungszentrum: Zuerst werden durch Unterricht und Workshop die Inhalte vermittelt, anschließend wird das Erlernte im Selbststudium vertieft. Zurück am Arbeitsplatz soll das angeeignete Wissen dann angewendet werden. In dieser Phase kann der Lernende auf individuelles Coaching und tutorielle Begleitung zurückgreifen.

Da die Teilnehmer des Unterrichts durch das Selbststudium in der Vorbereitungsphase alle einen ähnlichen Wissensstand haben, kann dieser effektiv durchgeführt werden. Außerdem garantiert die Betreuung des Lernenden in der Anwendungsphase durch Tutoren das erfolgreiche Einsetzen des Erlernten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.6: Beispiel eines Gesamtbildungskonzepts

aus [FeFr01]

Für diese Kombination der verschiedenen Lehr- bzw. Lernmethoden hat sich der Begriff des Blended Learning durchgesetzt. Dabei steht die Feinabstimmung zwischen Lernenden, Lerninhalt und Lernmedien sowie eine gezielte Lernendenbegleitung im Vordergrund. Sailer-Burckhardt [Sail02] beschreibt sechs Schritte, die zu einem erfolgreichen Blended Learning Programm gehören:

1. Schritt: Beim Technologietest werden sämtliche Programme, die der Lernende benötigt, installiert und getestet.
2. Schritt: Im zweiten Schritt lernt der Lernende mit der neuen Lernumgebung und den Lernmedien umzugehen.
3. Schritt: Jedem Lernenden wird ein Handbuch zum System ausgehändigt. Es soll dem Lernenden während der gesamten Bildungsmaßnahme als Hilfe zur Verfügung stehen.
4. Schritt: Bei Schritt vier werden dem Lernenden asynchrone Medien zur Verfügung gestellt und damit auf das Lernen mit den synchronen Medien vorbereitet.
5. Schritt: Mit dem Einsatz der synchronen Medien besteht für den Lernenden die Möglichkeit, Fragen an den Tutor zu stellen oder mit anderen Lernenden zu diskutieren.
6. Schritt: Abschließend stehen dem Lernenden nochmals asynchrone Medien zur Vertiefung des Erlernten zur Verfügung.

Die Reihenfolgen sollte dabei dringend eingehalten und kein Schritt übersprungen werden, um den Erfolg der Bildungsmaßnahme zu garantieren.

2.3 Einsatzbereiche von E-Learning

Wie bereits dargestellt, hängt der Erfolg einer Weiterbildungsmaßnahme vom Zusammenspiel der verschiedenen Lehr- und Lernmethoden ab. Auch ist es nicht immer sinnvoll, die Neuen Medien zur Wissensvermittlung einzusetzen, wenn z. B. die zu schulenden Personen keine oder nur sehr wenig Erfahrung im Bereich der Computertechnologien haben. Deshalb ist es wichtig, die Rahmenbedingungen zu betrachten, bevor man sich entscheidet, E-Learning einzusetzen.

Zu diesen Rahmenbedingungen für den erfolgreichen Einsatz von E-Learning zählt die Bestimmung der Zielgruppe. Die wichtigsten Charakterisierungsmerkmale werden im folgenden Abschnitt aufgeführt. Anschließend werden die verschiedenen Einsatzszenarien sowohl bei der betrieblichen Aus- und Weiterbildung als auch bei der Hochschulbildung erläutert.

2.3.1 Bestimmung der Zielgruppe

Für eine effiziente und sinnvolle Aus- bzw. Weiterbildungsmaßnahme ist es wichtig, die für die Lernumgebung richtige Lernmethode bzw. Kombination der Lernmethoden zu wählen. Dazu zählt neben der Wahl der technischen Plattform auch die der Lernmaterialien.

Bevor man mit der Wahl der Lernmethode bzw. -methoden beginnen kann, muss definiert werden, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Kerres [Kerr01] weist darauf hin, dass sich die Lernmedien nicht von selbst an die Merkmale des Benutzers anpassen. Es ist absolut notwendig, das didaktische Design bei der Planung der interaktiven Medien an den Eigenschaften der Zielgruppe auszurichten.

Bei vielen Lernangeboten lässt sich die Adressatengruppe jedoch nicht zu Beginn exakt definieren. Aus diesem Grund werden Idealtypen festgelegt, von denen man erwartet, dass sie die typischen Merkmale der Zielgruppe aufweisen. Zu den möglichen Unterscheidungskriterien bei der Bestimmung der Zielgruppe zählen [Kerr01]:

Soziodemographische Merkmale

Die Angaben der soziodemographischen Daten zeigt sehr schnell, wie gut man seine Zielgruppe kennt. Zu den wichtigsten Variablen gehören

- Größe der Zielgruppe
- Geographische Verteilung der Zielgruppe
- Alter
- Höchster Schulabschluss
- Benutzertyp (betrieblicher oder Heimanwender)
- Kaufbereitschaft

Diese Einschätzungen werden meist zur Planung der Distribution aufgestellt und sind für die Erstellung der Inhalte zunächst nicht von großer Bedeutung.

Vorwissen

Meist bauen die erstellten Lehrinhalte auf bereits vorhandenem Wissen auf. Studien haben gezeigt, dass Lernende mit größerem Vorwissen sich in offenen Lernumwelten besser zurechtfinden und nicht so stark geführt werden müssen wie Lernende mit geringeren Vorkenntnissen. Oft wird durch die Angabe von Voraussetzungen oder Einstufungstests versucht, ein möglichst gleiches Lernniveau einer Lerngruppe zu erreichen.

Lernmotivation

Die Entwickler von E-Learning-Lösungen interessiert es nicht, ob der Lernende motiviert ist, sondern wodurch er sich motivieren lässt. Dabei wird die Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation berücksichtigt: Intrinsische Motivation bedeutet, dass der Lernende durch Interesse am bzw. der Beschäftigung mit dem Lerngegenstand motiviert ist. Für die Gestaltung der Lernumgebung bedeutet es, dass dem Lernenden möglichst umfangreiche Informationen zur Verfügung stehen und er selbst die Kontrolle über den Ablauf und die Gestaltung seines Lernvorgangs besitzt. Im Gegensatz dazu lernen extrinsisch motivierte Personen auf ein bestimmtes Ziel hin, z. B. dem Erwerb eines Abschlusses. Für ihn ist es von Vorteil, wenn der Lehrstoff klar strukturiert und in überschaubare Lerneinheiten gegliedert ist.

Lerngewohnheiten

Bei der Beschreibung der Lerngewohnheiten wird meist zwischen den lerngewohnten und den lernungewohnten Personen unterschieden. Dabei wird beobachtet, ob es sich um den Besuch von Schulen oder Weiterbildungsanstalten handelt. Ein Lernender, der sich sozusagen hauptberuflich mit dem Lernen beschäftigt, weist meist andere Lernpräferenzen und -strategien auf als ein Lernender, der sich mit einem zeitlich befristeten Weiterbildungsprogramm auseinandersetzt.

Lerndauer

Die Lerndauer gibt an, wie viel Zeit der Lernende in Lernen mit elektronischen Medien investiert bzw. investieren möchte. Meist wird diese von den Lernenden höher eingeschätzt, da die tatsächliche Bearbeitungszeit deutlich höher liegt als die explizit vorgegebene Bearbeitungsdauer. Für die Planung zur Erstellung von elektronischen Lerninhalten ist es deshalb notwendig zu wissen, wie viel Lernzeit der Zielgruppe zur Verfügung steht, um ein optimales Lernen zu ermöglichen.

Einstellungen und Erfahrungen

Die Kenntnisse einer Zielgruppe im Umgang mit Computern ist ein sehr entscheidendes Merkmal für die Erstellung der Lerninhalte. EDV-Anfängern muss eine einfach zu bedienende und klar verständliche Benutzeroberfläche dargeboten werden, im Gegensatz zu geübten PC-Anwendern, die weniger Hilfe bzw. Erklärung zur Nutzung des Programms benötigen.

Lernorte und Medienzugang

Auch die Verfügbarkeit von Computer-, Medien- und Kommunikationstechniken ist von entscheidender Bedeutung. Diese hängt jedoch meist vom Lernort ab: Handelt es sich um eine Aus- bzw. Weiterbildung am Arbeitsplatz (Firma oder Hochschule), so kann man in der Regel davon ausgehen, dass die nötigen technischen Voraussetzungen gegeben sind. Für die Nutzung des Lernangebots im privaten Umfeld ist dies oft nur auf bestimmte Personengruppen begrenzt, die über die entsprechenden Systeme verfügen.

Abschließend ist festzuhalten, dass die Überlegung, welchen spezifischen Nutzen der Lerngruppe durch das mediengestützte Lernangebot entsteht, bei der Bestimmung der Zielgruppe eine wichtige Rolle spielt. Vor allem Lernende, die schon seit Jahren an die klassischen Lernangebote gewöhnt sind und spezielle Lerngewohnheiten entwickelt haben ist es oft weniger sinnvoll, eine Ad-hoc-Umstellung auf elektronische Lerninhalte durchzuführen. Gute Möglichkeiten für das E-Learning bieten sich überall da an, wo neue Zielgruppen mit neuen Lernsituationen angesprochen werden können, für die bislang kein adäquates Lernangebot existiert hat.

2.3.2 Einsatz von E-Learning in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung

Auch die betriebliche Aus- und Weiterbildung muss sich durch den Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft neuen Anforderungen stellen. Ursache hierfür sind unter anderem die zunehmende Globalisierung, die Bewältigung permanenter Wissensvermittlung und -aktualisierung in schnelllebigen Märkten, sowie der höhere Qualifizierungsbedarf der Mitarbeiter, die auf eine verstärkte Markt- und Kundenorientierung vorbereitet sein müssen. [SeBH01]

Abbildung 2.7 zeigt die maßgeblichen Anforderungen an die jetzigen und zukünftigen Bildungskonzepte. Dem gegenüber stehen die entsprechenden Möglichkeiten der Neuen Medien.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.7: Bildungskonzepte im Umfeld neuer Anforderungen

aus [SeBH01]

Durch die zunehmende Globalisierung und Mobilität werden Mitarbeiter räumlich verteilt, oft sogar im internationalen Umfeld eingesetzt. Mit Hilfe der neuen Lerntechnologien können Lernmaterialien zentral entwickelt und über die bestehenden Firmennetzwerke allen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden.

Zunehmende Geschwindigkeit und Flexibilität, sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Mitarbeitern, verlangen nach neuen Methoden. Nicht nur Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, sondern auch Teleworker und Mitarbeiter mit Erziehungsurlaub sind für das Unternehmen unentbehrlich. E-Learning bietet durch den Einsatz des Internets eine ort- und zeitunabhängige Art des Lernens.

Altes Wissen wird ständig durch neues Wissen ersetzt. Herkömmliche Bildungsmedien wie Bücher oder Seminare können dieser ständigen Wissensproduktion nicht standhalten. Vorteile bezüglich Geschwindigkeit und Flexibilität bieten dabei die neuen Formen der Wissensverteilung und -aktualisierung.

Die Frage der Kostenreduzierung durch den Einsatz von E-Learning löst nach wie vor Diskussionen aus. Es ist mit erheblichen Einstiegs- bzw. Entwicklungskosten zu rechnen, bevor das eigentliche Lernen überhaupt stattfinden kann.

Doch nicht nur das Lernangebot steigt, auch die Lernqualität soll sich verbessern. Durch den Einsatz technologiebasierter Bildungskonzepte wie z. B. das Einfließen praktischer Beispiele, die Berücksichtigung verschiedener Lerntypen und individuellen Lerntempos soll dies erreicht werden.

Die vielen Diskussionen über E-Learning und Bildung im Allgemeinen zeigen, dass sowohl die Bedeutung von Wissen als strategische Ressource als auch die Bedeutung der Mitarbeiterqualifikation zunehmen. In den Unternehmen werden neue Wege gesucht, Wissen zu speichern und für andere Mitarbeiter verfügbar zu machen. Die Begriffe Knowledge Management oder Wissensmanagement beschreiben diesen Aufbau der Wissensstruktur bzw. die Aufbereitung der Wissensinhalte, die auch für die Bereiche der Aus- und Weiterbildung zum Einsatz kommen. Die Mitarbeiter profitieren vom Umgang mit den Neuen Medien, da sie eigenverantwortlich lernen und sich Medienkompetenzen aneignen können.

Aufgrund dieser gestiegenen Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung wird in den Unternehmen nach neuen Lösungen gesucht, welche die Neuen Medien integrieren.

Durch den Einsatz von E-Learning in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung ergeben sich sowohl für den Lernenden als auch für die Unternehmen einige Vorteile (siehe Tabelle 2.7):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.7: Vorteile des Einsatzes von E-Learning in der betriebliche Aus- und Weiterbildung

aus [Erns99]

Die Verwendung neuer Lerntechnologien in Unternehmen ist bereits feststellbar. Eine Umfrage bei 108 Unternehmen hat ergeben, dass immerhin 67,2 % der Befragten den Einsatz Neuer Medien für die betriebliche Weiterbildung planen (siehe Abbildung 2.8). Dabei kann man erkennen, dass sogar über die Hälfte der Befragungsteilnehmer, die sich für die neuen Lerntechnologien entschieden haben, noch im gleichen Jahr bzw. über 30 % für das folgende Jahr den Einsatz Neuer Medien zur Weiterbildung geplant haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.8: Einsatz von Neuen Medien zur Weiterbildung im Unternehmen

aus [TöSc01]

Durch die meist sehr gute technische Infrastruktur in vielen Unternehmen ist die Implementierung eines E-Learning-Systems relativ einfach. Sowohl ein gut ausgebautes Netzwerk als auch Internetanschluss sind vorhanden. Außerdem sind die Mitarbeiter meist an den Umgang mit dem Computer und den damit verbundenen Kommunikationsmöglichkeiten gewöhnt.

Bei den verwendeten Lerninhalten handelt es sich entweder um Standard-Kurse von professionellen Anbietern (z. B. NetG) oder, bei speziellen Themengebieten, um selbst erstellte Kurse. Auch die Bundesregierung hat erkannt, wie groß die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Bedeutung der Informationstechnologie (IT) und der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften sind. Unterstützung für die Erstellung von multimedialer Lehr- und Lernsoftware bietet dabei das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die das Förderprogramm „Neue Medien in der Bildung“ ins Leben gerufen hat. [Bund02]

Für die Erstellung von Courseware zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung werden meist Mitarbeiter verschiedener Bereiche des Unternehmens beteiligt. Dieses Team besteht aus [Sail02]:

- einem E-Learning-Projektleiter

In den Aufgabenbereich des E-Learning-Projektleiters fällt die Gesamtkonzeption des E-Learning-Projekts mit Controlling, Teamführung und Motivation der Teammitglieder. Dabei ist er Anspruchs- und Kommunikationsschnittstelle für alle Teammitglieder und nach außen (Vorstand, Management, externe Dienstleister, etc.)

- einem Fachbereichsleiter

Der Fachsbereichsleiter ist für die inhaltliche Zielsetzung der Schulungsunterlagen sowie deren Qualitätskontrolle zuständig. Er arbeitet bei der Evaluation dabei eng mit dem Didaktiker zusammen, um sowohl die Fachlichkeit als auch die Methodik zu sichern.

- einem Didaktiker

Der Didaktiker überwacht neben der Erstellung des Curriculum auch die didaktische und methodische Vorgehensweise bei der Produktion der Lerninhalte.

- einem internen IT-Dienstleister

Die Aufgabe des technischen Beraters im Team übernimmt der IT-Dienstleister. Er stellt sicher, dass sowohl die Server- als auch die Infrastruktur vorhanden sind bzw. geschaffen werden können. Außerdem sorgt er dafür, dass die Schulungsinhalte auch technisch zur Verfügung gestellt werden können.

- einem (externen) Medienproduzenten

Der Medienproduzent bestimmt die Design-Regeln (meist durch das Verfassen eines Style-Guides) für das Screen-Design der Lerninhalte. Die Bearbeitung der graphischen Elemente mit Hilfe von Autorenwerkzeugen gehört dabei zu den Hauptaufgaben.

- einem Mitarbeiterzirkel

Durch das Einbeziehen einiger Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen des Unternehmens in den Produktions- und Testphasen erhöht sich die Benutzerfreundlichkeit und damit auch die Erfolgswahrscheinlichkeit des E-Learning Einsatzes.

Für die Durchführung von E-Learning Maßnahmen im Rahmen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung gibt es mehrere Möglichkeiten. Das Lernen mit Hilfe von CBTs oder WBTs kann entweder im Unternehmen oder, wenn die technischen Möglichkeiten gegeben sind, auch von zuhause durchgeführt werden. Oft findet E-Learning jedoch in Kombination mit Präsenzveranstaltungen statt. Dabei werden E-Learning Komponenten für die Vorbereitungsphase und für den späteren Einsatz des Erlernten verwendet.

[...]


[1] Weitere Informationen zu Multimedia findet man bei Grob & Bensberg [GrBe95].

[2] Weitere Informationen zu Hypertext findet man bei Grob, Bensberg & Bieletzke [GrBB95].

[3] Weitere Begriffsbeschreibungen zum Thema Wissen und Wissensvermittlung findet man bei Ballstaedt [Ball97].

[4] Weitere Informationen zu den Lernprinzipien findet man bei Fortmüller [Fort91] und Mader & Stöckel [MaSt99].

[5] Vgl. hierzu Harel & Papert [HaPa91].

[6] Vgl. hierzu Lave & Wenger [LaWe91].

[7] Vgl. hierzu Norman [Norm93].

[8] Vgl. hierzu Csikszentmihalyi [Csik90].

[9] Vgl. hierzu auch Konrad & Traub [KoTr01].

[10] Kerres [Kerr01] gibt hierfür unterschiedliche Varianten des Tele-Learning an.

Fin de l'extrait de 146 pages

Résumé des informations

Titre
Erstellung und Einsatz von elektronischen Lerninhalten
Université
University Karlsruhe (TH)  (Institut für Angewandte Informatik)
Note
1,3
Auteur
Année
2002
Pages
146
N° de catalogue
V9730
ISBN (ebook)
9783638163545
ISBN (Livre)
9783638737616
Taille d'un fichier
1324 KB
Langue
allemand
Mots clés
E-Learning, Autorensysteme, Lernmanagementsysteme, Authoring, Content
Citation du texte
Priska Bertenbreiter (Auteur), 2002, Erstellung und Einsatz von elektronischen Lerninhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9730

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