Trainingsmotivation und Trainingsverhalten von Sportlern - Die Theorie des geplanten Verhaltens und sozialkognitive Faktoren


Diplomarbeit, 2001

127 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Vorüberlegungen und Erwartungen
1.2 Zielsetzungen
1.3 Zielgruppe
1.4 Vorgehensweise

2 Theoretischer Teil
2.1 Die Theorie des überlegten Handelns (Ajzen & Fishbein, 1980)
2.1.1 Determinanten der Intention: Einstellung und Subjektive Norm
2.1.2 Determinanten der Einstellungs- und Subjektiven Normkomponente
2.1.2.1 Grundlagen der Einstellungskomponente
2.1.2.2 Grundlagen der Subjektiven Normkomponente
2.1.3 Zusammenfassung des Modells sowie Grenzen der Anwendung
2.2 Die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen ,1985; Ajzen & Madden, 1986)
2.2.1 Die neue Komponente: Wahrgenommene Verhaltenskontrolle
2.2.2 Zwei Einflussmöglichkeiten der neuen Komponente
2.2.3 Determinanten der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle
2.2.3.1 Internale Faktoren
2.2.3.2 Externale Faktoren
2.2.4 Zusammenfassende Betrachtung der Theorie des geplanten Verhaltens
2.3 Sozialkognitive Faktoren
2.3.1 Selbstwirksamkeit
2.3.2 Handlungskontrolle
2.3.3 Gesundheitsverhalten
2.3.4 Selbstkonzept
2.4 Sportpsychologische Inhalte
2.4.1 Zur Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft
2.4.1.1 Modelle und Funktionen des „modernen“ Sports
2.4.1.2 Die Stellung des Sportvereins in der Gesellschaft
2.4.1.3 Der Landessportbund Thüringen e.V. - Bestandserhebung 2001
2.4.2 Psychologische Charakteristika der sportlichen Tätigkeit im Wettkampf
2.5 Zusammenfassende Betrachtung bisheriger Forschungsergebnisse
2.5.1 Studiencharakteristik
2.5.2 Studienergebnisse
2.5.3 Zusammenfassende Betrachtung der Ergebnisse
2.6 Abschließende Bemerkungen zur Thematik

3 Methodischer Teil
3.1 Fragestellung und Hypothesen
3.2 Voruntersuchung
3.3 Beschreibung der Stichprobe
3.4 Verwendete Erhebungsverfahren
3.4.1 Fragebogen zur Trainingsmotivation und zum Trainingsverhalten von Sportlern
3.4.2 Selbstwirksamkeitserwartungen zur sportlichen Trainingsaktivität (adaptiert nach Fuchs und Schwarzer, 1994)
3.4.3 HAKEMP - 90 (Kuhl, 1983; Bagozzi & Baumgartner, 1992)
3.4.4 Skalen zur psychischen Gesundheit von Tönnis, Plöhn & Krippendorf,
3.5 Datenerhebung
3.6 Datenaufbereitung

4 Ergebnisse
4.1 Reliabilität der verwendeten Erhebungsverfahren
4.1.1 Reliabilität des Teil A (direkte Maße der TORA/TOPB und Trainingsgewohnheiten, Bewertung des Trainingsverhaltens, Selbstkonzept) des Fragebogens
4.1.2 Reliabilität des Teil B (indirekte Maße der TOPB) des Fragebogens
4.1.3 Reliabilität der Skalen Selbstwirksamkeitserwartungen, Handlungskontrolle und Gesundheitsverhalten
4.2 Validität der verwendeten Erhebungsverfahren
4.2.1 Validität des Teil A (direkte Maße der TORA/TOPB und Trainingsgewohnheiten, Bewertung des Trainingsverhaltens, Selbstkonzept) des Fragebogens
4.2.1.1 Validität der Konstrukte der TORA
4.2.1.2 Validitaät der Konstrukte der TOPB (direkte Maße)
4.2.1.3 Validität der Variablen Trainingsgewohnheiten, Bewertung des eigenen Trainingsverhaltens und Selbstkonzept
4.2.2 Validität des Teil B (indirekte Maße der TOPB) des Fragebogens
4.2.3 Validität des Teil C (Selbstwirksamkeitserwartungen) des Fragebogens
4.2.4 Validität des Teil D(Handlungskontrolle) des Fragebogens
4.2.5 Validität des Teil E (Gesundheitsverhalten) des Fragebogens
4.3 Zusammenhänge zwischen des Konstrukten der Modelle TORA, TOPB und den zusätzlich aufgenommenen Variablen
4.3.1 Korrelationsanalyse der Konstrukte der TORA bzw. der direkt zu erhebenden Maße der TOPB
4.3.2 Korrelationsanalyse der indirekt erhobenen Maße der TOPB
4.3.3 Korrelationsanalyse der zusätzlich aufgenommenen Variablen
4.4 Regressionsanalyse
4.4.1 Regressionsanalyse für das Trainingsverhalten
4.4.2 Regressionsanalyse für das Trainingsverhalten
4.4.3 Regressionsanalyse für die Intention (Trainingsabsicht)
4.5 Lineare Strukturgleichungsmodelle
4.5.1 Linearer Strukturgleichungsansatz zur Beschreibung des Konstruktes Trainings- verhalten
4.5.2 Linearer Strukturgleichungsansatz zur Beschreibung des Konstruktes Intention
4.6 Zusammenfassende Betrachtung der zu prüfenden Hypothesen

5 Diskussion
5.1 Beantwortung der Fragestellung und Überprüfung der Hypothesen
5.2 Kritische Stellungnahme zur Untersuchung und Ausblick

6 Zusammenfassung

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

1 Einleitung

„Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.“

- Marc Aurel -

Gedanken bestimmen unser Leben. Mit unseren Gedanken und den Meinungen und Einstellungen, welche möglicherweise hinter ihnen stehen, legen wir unser zukünftiges Handeln fest. Der Zusammenhang zwischen eben diesen Einstellungen und dem darauffolgendem Verhalten, welches ein Mensch ausführt oder aber auch nicht, ist Gegenstand einer Theorie, zu der die vorliegende Arbeit Stellung bezieht.

Ausgehend von der Theorie des begründeten Handelns (theory of reasoned action, Ajzen & Fishbein, 1980) bzw. der Theorie des geplanten Verhaltens (theory of planned behavior, Ajzen, 1985; Aijzen & Madden, 1986) als Erweiterung des Modells untersucht die vorliegende Diplomarbeit den Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten am konkreten Beispiel des Wettkampfsports.

Dabei sollten zum einen die Konstrukte der Theorien untersucht, v.a. aber sollten Chancen und Grenzen der Nutzung dieser Modelle für die sportpsychologische Praxis aufgezeigt werden.

Neben den Konstrukten der Theorien, welche mit einem eigens für diese Arbeit entwickelten Fragebogen erhoben wurden, schien es nach umfangreicher Literaturrecherche sinnvoll, weitere sozialkognitive Variablen mit in die Untersuchung aufzunehmen. Diese zusätzlich aufgenommenen Variablen Selbstwirksamkeitserwartungen, Handlungskontrolle und Gesundheitsverhalten wurden mit standardisierten, leicht modifizierten Erhebungsinstrumenten untersucht.

Die vorliegende Diplomarbeit behandelt im wesentlichen fünf Aspekte, die jeweils eine gewisse Eigenständigkeit besitzen, die aber auch wichtige Zusammenhänge vermuten lassen. Insofern wurden die einzelnen Bereiche zunächst gesondert ausgewertet, in einem zweiten Schritt jedoch statistisch wie inhaltlich in Beziehung gesetzt. So wurde nacheinander geprüft, ob und in welchem Maße die Konstrukte der Theorie des begründeten Handelns (nachfolgend als TORA bezeichnet) bzw. die Konstrukte der Theorie des geplanten Verhaltens (nachfolgend als TOPB bezeichnet) sowie die zusätzlich aufgenommenen Variablen Selbstwirksamkeitserwartungen, Handlungskontrolle, Gesundheitsverhalten sowie Selbstkonzept einen Einfluss auf die Trainingsmotivation und das Trainingsverhalten von Sportlern/ Sportlerinnen ausüben und welche Vorhersagekraft die einzelnen Variablen auf die Trainingsbereitschaft und das Trainingsverhalten haben.

Der Theoretische Teil dieser Arbeit beinhaltet Aussagen zur Theorie des begründeten Handelns, zur Theorie des geplanten Verhaltens, zu den Konstrukten Selbstwirksamkeitserwartung, Handlungskontrolle, Gesundheitsverhalten, Selbstkonzept sowie zu sportpsychologischen Aspekten und gibt einen kritischen Überblick zum bisherigen Forschungsstand.

Die Vorgehensweise, der an 141 Thüringer Wettkampfsportlern aus den Bereichen Boxen, Fechten, Ringen und Taekwondo durchgeführten schriftlichen Befragung inklusive Fragestellung und Hypothesen, die verwendeten Erhebungsverfahren und die Grundlagen der Datenaufbereitung mit Hilfe statistischer, computergestützter Verfahren werden im Methodischen Teil dargestellt.

In den Kapiteln Ergebnisse und Diskussion werden die für die spezifische Fragestellung relevanten Ergebnisse statistisch wie inhaltlich aufge zeigt und interpretiert.

Das folgende Einleitungskapitel versteht sich noch einmal als kurze Einführung in das Thema und gibt einen kurzen Bericht über die bisherigen Erfahrungen.

1.1 Vorüberlegungen und Erwartungen

Ausgangspunkt dieser Arbeit war die Theorie des begründeten Handelns (Ajzen & Fishbein, 1980, TORA) bzw. die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985; Ajzen & Madden, 1986, TOPB) als Erweiterung des Modells.

Aufgrund der mittlerweile zahlreichen Untersuchungen zu dieser Thematik ( siehe Kapitel 2.5, Seite 26ff.) schien es zunächst sinnvoll zu prüfen, für welchen spezifischen Bereich diese Arbeit Anwendung finden sollte. Nach umfangreicher Literaturrecherche sowie persönlicher Voraussetzungen der Diplomandin (DSB-gültige Trainer C-Lizenz, Bereich Taekwondo Kinder/ Jugend) stellte sich bald die Frage nach der Bedeutung des Zusammenhangs von Einstellung und Verhalten, speziell im Sport.

Die Überprüfung und Anwendung der TORA bzw. der TOPB stellt allerdings auch im Bereich Sport kein völliges Neuland dar. Die meisten Untersuchungen (siehe Kapitel 2.5, Seite 26ff.) richten sich dabei jedoch vordergründig auf die Gebiete Gesundheits- bzw. Rehabilitationssport sowie Freizeitsport.

Betrachtet man die stete Zunahme an Sportvereinen und die damit verbundene Förderung durch Bund und Länder ( siehe Kapitel 2.4, Seite 22ff.), lässt sich aber auch leicht feststellen, dass sich in den letzten Jahren neben quantitativen v.a. qualitative Veränderungen im Sportsektor ergaben. Dies bedeutet nicht nur die Konzentration auf Gesundheit, Rehabilitation und Freizeit, sondern auch auf die Weiterentwicklung des Wettkampfsportes, welcher auch zum Gegenstand dieser Untersuchung werden sollte.

Bezugnehmend auf das, mit der Bearbeitung dieser Thematik stattfindende Literaturstudium, bestand nun die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, weitere Variablen in die Untersuchung aufzunehmen ( siehe Kapitel 2.3, Seite 17ff. und Kapitel 2.5, Seite 27ff.) So ergab sich dann auch das endgültige Thema dieser Arbeit: Trainingsmotivation und Trainingsverhalten bei Sportlern: Die Theorie des geplanten Verhaltens und sozialkognitive Einflussfaktoren.

1.2 Zielsetzungen

Die gesamte Arbeit stützt sich auf die Annahme, dass die Konstrukte der Theorien, das heißt die Einstellung zum Verhalten, die Subjektive Norm und die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle sowie die Variablen Selbstwirksamkeitserwartungen, Handlungskontrolle und Gesundheitsverhalten einen Einfluss auf die Trainingsbereitschaft und das Trainingsverhalten von Sportlern/ Sportlerinnen haben. Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es nun zu prüfen, wie stark die einzelnen Faktoren eben diese Trainingsmotivation und das Trainingsverhalten von Sportlern/ Sportlerinnen im Wettkampfsport vorhersagen können.

Diese Untersuchung möchte damit einen Hinweis zur Anwendbarkeit der aufgezeigten Modelle und den damit einhergehenden Möglichkeiten und Konsequenzen in der sportpsychologischen Praxis, speziell für Trainer, Sportlehrer, Wettkampfleitung etc. geben.

1.3 Zielgruppe

Von der Vielzahl an Sportarten, welche am Wettkampfgeschehen teilnehmen, sollten speziell für diese Arbeit Sportarten ausgewählt werden, welche im Team trainierbar sind und dennoch eine gewisse Eigenständigkeit in der Art des Trainings und der Erbringung einer individuellen Leistung abverlangen. Wichtigstes Auswahlkriterium sollte somit die Form des Wettkampfes darstellen, der unmittelbare Zweikampf. Zur Erzielung möglichst konkreter und auch vergleichbarer Ergebnisse schien es daher weiterhin sinnvoll, Sportarten aus einem spezifischen Bereich zu beleuchten. So sollte die Disziplin Kampfsport im weitesten Sinne, unabhängig von Herkunftsland und der damit einhergehenden Philosophie, nach Betrachtung der hier vorliegenden Kriterien und nicht zuletzt auch wegen seiner ständig wachsenden Popularität die Zielgruppe dieser Untersuchung werden. Insgesamt gingen 141 Sportler/ Sportlerinnen aus der Altersklasse Jugend/ Erwachsene der Sportarten Boxen, Fechten, Ringen und Taekwondo in diese Studie ein.

1.4 Vorgehensweise

Nach der Auswahl der spezifischen Fragestellung und der zu berücksichtigenden Variablen war, neben der fortwährenden Auseinandersetzung mit der entsprechenden Fachliteratur, ein erster Arbeitsschritt die Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung der Konstrukte der TORA/ TOPB. Als Anregung dienten hierbei bereits bestehende und in den Medien veröffentlichte Untersuchungen (siehe Kapitel 2.5, Seite 27ff.).

Zur Überprüfung der Faktoren Selbstwirksamkeitserwartungen, Handlungskontrolle und Gesundheitsverhalten gab es bereits bestehende Skalen, welche jedoch entsprechend der Thematik leicht modifiziert worden (siehe Kapitel 3.4, S. 44-50).

Nachdem nun alle Untertests zu einem einheitlichen Fragebogen zusammengefasst und mehrmals theoretisch geprüft und „verfeinert“ wurden waren, war es an der Zeit, eine erste praktische Überprüfung in Form eines Vortests vorzunehmen. Diese Voruntersuchung wurde an ca. 30 Teilnehmern der Trainingsgruppe Taekwondo durchgeführt und diente lediglich der Klärung von Verständnisfragen. Nach nochmaliger kurzer Überarbeitung entsprechend der Hinweise aus der Voruntersuchung stand dann der endgültige Fragebogen fest.

Bereits mit der Auswahl und der Festlegung des Themas dieser Arbeit kontaktierte die Diplomandin verschiedene Sportvereine (schriftlich wie persönlich), um das erforderliche Klientel für die Untersuchung auszuwählen. Leider war die Mitarbeitsbereitschaft nur in einem geringen Umfang gegeben, so dass insgesamt nur rund 50% der auserwählten Sportler in die tatsächliche Untersuchung eingingen. Die Befragung der Sportler/ Sportlerinnen erfolgte schriftlich, in den meisten Fällen durch Zusendung bzw. Weitergabe der Fragebogen durch den zuständigen Abteilungsleiter bzw. Trainer.

Nach Eingang der 141, für diese Arbeit verwertbaren Fragebögen wurden in einem weiteren Schritt die erhobenen Daten mit Hilfe statistischer, computergestützter Verfahren (SPSS für Windows 8.0/ 10.0 bzw. AMOS 4.0) aufbereitet. Die Auswertung erfolgte zunächst getrennt voneinander für die Konstrukte der TORA, die Konstrukte der TOPB, die Selbstwirksamkeitserwartungen, die Handlungskontrolle und das Gesundheitsverhalten. Anschließend wurden die Ergebnisse der einzelnen Skalen in Beziehung gesetzt und statistisch wie inhaltlich ausgewertet ( Korrelationsanalyse, Regressionsanalyse, Strukturgleichungsmodelle; siehe Kapitel Ergebnisse, S. 52ff.). Die Beantwortung der spezifischen Fragestellung und die damit verbundene kritische Betrachtung der vorgelegten Untersuchung sowie Hinweise für mögliche zukünftige Forschungen in diesem Bereich runden die vorliegende Arbeit ab.

2 Theoretischer Teil

Im Theoretischen Teil dieser Arbeit werden die beiden Theorien, die Theorie des begründeten Handelns (theory of reasoned action, TORA) sowie die Theorie des geplanten Verhaltens (theory of planned behavior, TOPB) als Grundlage der nachfolgenden Untersuchung ausführlich beschrieben. Besondere Beachtung finden hierbei die Erläuterung der einzelnen Konstrukte und deren Beziehungen untereinander. Möglichkeiten der Nutzung und Bedeutung dieser Theorien werden ebenso aufgezeigt wie die Grenzen ihrer Anwendung.

Weiterhin werden die Variablen Selbstwirksamkeitserwartungen, Handlungskontrolle, Gesundheitsverhalten und Selbstkonzept sowie die Begründung der Aufnahme dieser Konstrukte in die vorliegende Untersuchung behandelt.

Da sich diese Arbeit mit dem Zusammenhang von Einstellung und Verhalten, speziell im Bereich des Wettkampfsports, beschäftigt, werden in diesem Kapitel auch Aussagen zu sportpsychologischen Inhalten getroffen. Das besondere Interesse gilt dabei der Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft im allgemein, v.a. aber sollen die Stellung des Wettkampfsports und deren psychologischen Charakteristika zum Ausdruck gebracht werden. Eine Zusammenfassung zu bisherigen Forschungsergebnissen der Thematik Einstellung und Verhalten im Sport und deren kritische Beurteilung durch die Diplomandin runden das Kapitel, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ab.

2.1 Die Theorie des überlegten Handelns (Ajzen & Fishbein, 1980)

Die Theorie des überlegten Handelns beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Einstellung und Verhalten, genauer mit der Vorhersage von Handlungen, über deren Ausführung oder Unterlassung eine Person nachdenkt. Sie betont dabei die kausalen Beziehungen zwischen Meinunge n, Einstellungen, Verhaltensintentionen und tatsächlichem Verhalten (vgl. Frey & Irle, 1993, S.367).

Die Konstrukte der Theorie sind motivationaler Natur. Die einzige direkte Determinante, ein Verhalten auszuführen oder zu unterlassen, ist die Intention. Um ein Verhalten so genau wie möglich vorhersagen zu können, ist es wichtig, die Faktoren zu suchen, welche die Intention, eine Handlung auszuführen, bestimmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1.1: Determinanten des individuellen Verhaltens: Die Theorie des überlegten Handelns (Nach Ajzen & Fishbein, 1980; vgl. Frey & Irle, 1993, S.368))

2.1.1 Determinanten der Intention: Einstellung und Subjektive Norm

Die Theorie des überlegten Handelns beschreibt die Einstellungskomponente sowie die soziale bzw. subjektive Normkomponente als Basisdeterminanten der Intention. Sie geht davon aus, dass beide Komponenten weitgehend unabhängig voneinander sind, wodurch eine additive Verknüpfung möglich wird.

Die Einstellungskomponente meint die Einstellung einer Person gegenüber dem Verhalten. Sie erfasst die positive oder negative Bewertung der handelnden Person bezüglich der Durchführung eines bestimmten Verhaltens.

Unter der subjektiven Normkomponente verstehen Ajzen & Fishbein (1975) individuell wahrgenommene Vorschriften seitens der sozialen Umgebung, ein bestimmtes Verhalten auszuführen oder zu unterlassen.

Die Annahme der Theorie besteht nun darin, dass Personen ein bestimmtes Verhalten genau dann ausführen, wenn eine positive Bewertung durch die Person selbst vorliegt sowie der Glaube, dass für sie bedeutsame Personen eine ebenfalls positive Bewertung im Hinblick auf das auszuführende Verhalten zeigen würden.

Das Gewicht beider Komponenten kann dabei in Abhängigkeit der Situationsspezifik variieren. Fehlen relevante Bezugspersonen, so wird der Einstellungskomponente hohes Gewicht zukommen. Besteht jedoch eine starke Verankerung einer Person in der Gruppe, erhöht sich möglicherweise der subjektiv erlebte soziale Druck, welcher damit die primäre oder gar einzige relevante Verhaltensdeterminante darstellt.

Entsprechend der Gleichung 1 (Frey und Irle, 1993, S.369) nimmt die Theorie des überlegten Handelns an, dass die Verhaltensintention direkt proportional zur gewichteten Summe der Einstellung gegenüber dem Verhalten und der Subjektiven Norm ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.2 Determinanten der Einstellungs- und subjektiven Normkomponente

2.1.2.1 Grundlagen der Einstellungskomponente

Die Theorie des überlegten Handelns besagt, dass die Einstellungen gegenüber einem Verhalten durch aktuelle Überzeugungen bestimmt werden. Diese Überzeugungen beziehen sich auf die Auftretenswahrscheinlichkeit möglicher Konsequenzen der Verhaltensausführung. Die Gewichtung der Verhaltensüberzeugungen erfolgt durch die Bewertung der jeweils betrachteten Konsequenzen durch Multiplikation der Auftretenswahrscheinlichkeit einer Verhaltenskonsequenz mit ihrer Bewertung (Frey & Irle, 1993, S.368). Die Theorie entspricht somit einer sogenannten Erwartungs x Wert- Theorie.

Die Gleichung 2 gibt an, wie sich die endgültige Einstellung ergibt; als Summe aller in bezug auf dieses Verhalten relevanten Verhaltensüberzeugungen x Bewertungsprodukte (Frey & Irle, 1993, S.369).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.2.2 Grundlagen der subjektiven Normkomponente

Bei der subjektiven Normkomponente handelt es sich ebenfalls um eine Funktion von Überzeugungen und deren Bewertung. Die Überzeugungen einer Person beziehen sich dabei auf die wahrgenommenen Erwartungen anderer, d.h. auf die Wahrnehmung der handelnden Person, inwieweit bedeutsame Bezugspersonen oder Gruppen des sozialen Umfeldes die Ausführung des Verhaltens begrüßen oder ablehnen würden. In Abhängigkeit der Bewertung, also der Motivation einer Person, sich entsprechend den möglichen Wünschen der Bezugspersonen zu verhalten, werden diese wahrgenommenen Erwartungen verhaltenswirksam.

Die Subjektive Norm ergibt sich damit als Summe aller angenommenen normativen Überzeugungen der Bezugspersonen und der Motivation der Person zur Konformität mit der Bezugsperson. Die Gleichung 3 beschreibt diesen Sachverhalt zusammenhängend (Frey & Irle, 1993, S. 370).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.3 Zusammenfassung des Modells sowie Grenzen der Anwendung

Die Kenntnis der beschriebenen Komponenten ist ausreichend, um Verhaltensintentionen und somit Verhalten vorherzusagen. Entsprechend der Theorie lässt sich Verhalten unmittelbar aus Verhaltensintentionen ableiten. Alle anderen Faktoren, wie zum Beispiel demographische Charakteristika oder Persönlichkeitsmerkmale üben nach Ajzen und Fishbein keinen direkten Einfluss auf das Verhalten aus. Dieses ist lediglich durch Überzeugungen und / oder Bewertungen beeinflussbar.

Um Verhalten aus Intentionen vorhersagen zu können, müssen zwei Bedingungen gegeben sein: die Reflexion der Intentionen kurz vor der Verhaltensausführung sowie die willentliche Kontrolle des Verhaltens. Da dies jedoch nicht immer der Fall ist, zum Beispiel gehören Gewohnheiten nicht zu Verhaltensweisen, welche unter willentlicher Kontrolle stehen, ist das Modell des überlegten Handelns nur eingeschränkt anwendbar.

2.2 Die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985; Ajzen & Madden, 1986)

Wie bereits erwähnt, ist die Theorie des überlegten Handelns nicht uneingeschränkt anwendbar. Sie greift nicht, wo nicht willentlich kontrollierbare Komponenten das auszuführende Verhalten beeinflussen.

Ajzen (1985) sowie Ajzen und Madden (1986) erweiterten daher das Modell des überlegten Handelns zur Theorie des geplanten Verhaltens.

2.2.1 Die neue Komponente: Wahrgenommene Verhaltenskontrolle

Die Erweiterung der Theorie bezieht sich auf die Komponente Wahrgenommene Verhaltenskontrolle (perceived behavioral control). Diese hinterfragt, inwieweit das Verhalten, welches vorhergesagt werden soll, überhaupt von der handelnden Person uneingeschränkt kontrolliert werden kann. Die neue Komponente soll dabei die Verhaltensintention sowie das Verhalten selbst determinieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2.1: Die Theorie des geplanten Verhaltens

Im Unterschied zur Theorie des überlegten Handelns sagen Intentionen im neuen Modell „nur“ den Versuch, ein Verhalten auszuführen vorher, nicht jedoch notwendigerweise die tatsächliche Verhaltensausführung.

Entscheidend für eine Verhaltensvoraussage ist das Wissen um die wahrgenommene Kontrolle der Person über ihr Verhalten sowie die tatsächliche Ausführung des Verhaltens. Während die tatsächliche Verhaltenskontrolle nur sehr schwer zu ermitteln ist, beschreibt die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle die Überzeugung einer Person, wie leicht oder wie schwierig ein Verhalten für sie auszuüben ist.

Die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle wird dabei umso größer, je mehr die Person glaubt, Ressourcen, Fertigkeiten und Verhaltensmöglichkeiten zu besitzen. Die Basis der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle bilden dabei vergangene eigene Erfahrungen oder aber auch Beobachtungen und Erfahrungen anderer Personen. Die Gleichung 4 beschreibt den soeben beschriebenen Sachverhalt .

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2.2 Zwei Einflussmöglichkeiten der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle

Laut Ajzen und Madden liefert die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle genau zwei Möglichkeiten, einen Beitrag zur Verhaltensvoraussage zu leisten. Zum einen beeinflusst die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle unabhängig von der Einstellungs- und subjektiven Normkomponente die Intention, ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Direkte Determinante des Verhaltens ist damit die Intention. Einflüsse der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle auf das Verhalten würden demnach nur durch die Verhaltensintention vermittelt (Frey & Irle, 1993, S.380; vgl. Abbildung 2.1, ohne gestrichelte Linie).

Zum zweiten gehen Ajzen und Madden davon aus, dass sich die drei Komponenten Einstellung, Subjektive Norm und Wahrgenommene Verhaltenskontrolle wechselseitig beeinflussen können. Das würde einen indirekten Einfluss der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle auf die Verhaltensintention bedeuten.

Weiterhin gehen die Autoren von einem direkten Einfluss der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle auf das Verhalten aus. Diese Überzeugung greift genau dann, wenn die Wahrgenommne Verhaltenskontrolle die tatsächliche Kontrolle über das Verhalten reflektiert (vgl. Abbildung 2, gestrichelte Linie).

Die Erweiterung der Theorie des überlegten Handelns um diese dritte Komponente beschreibt somit die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle als Determinante der Verhaltensintention wie auch des Verhaltens.

2.2.3 Determinanten der Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle

2.2.3.1 Internale Faktoren

a. Interindividuelle Unterschiede

Menschen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, Kontrolle über ihre eigenen Handlungen auszuüben und Kontrollmöglichkeiten in angemessener Weise wahrzunehmen. Mit der Entwicklung einer Skala zum internalen bzw. externalen „Locus of control“ (Rotter, 1966) besteht die Möglichkeit zur Erfassung von generalisierten Erwartungen einer Person bezüglich des Einflusses, welchen sie auf Ereignisse und deren Konsequenzen zu haben glaubt.

Es wird allgemein angenommen, dass die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle mit der Verhaltensausführung korreliert.

b. Informationen, Fähigkeiten, Fertigkeiten

Häufig bemerkt man plötzlich, wenn man bestimmte Handlungen ausführen möchte, dass dazu benötigte Informa tionen, Fertigkeiten oder Fähigkeiten fehlen. Auf diese Tatsache wies Heider (1978) als erster in seiner Analyse naiver Verhaltenserklärungen hin (Frey & Irle, 1993, S.382).

c. Selbstdisziplin und Willensstärke

Möchte man bestimmte Ziele erreichen, sind Selbstdisziplin und Willensstärke unumgänglich. Auch hier gibt es jedoch interindividuelle Unterschiede. So werden Menschen mit hoher Selbstdisziplin und Willenskraft möglicherweise eher die Intention, ein bestimmtes Verhalten auszuführen, entwickeln, da sie eventuell von vornherein davon ausgehen, hohe Kontrolle über ihr Verhalten zu haben. Positive Einstellungen und subjektiv wahrgenommene Normen verstärken diese Entwicklung.

Ähnlich dem Konstrukt Selbstdisziplin ist das Konzept der Lage- bzw. Handlungsorientierung, welches Kuhl (1981,1982) eingeführt hat. Danach richten handlungsorientierte Personen, im Gegensatz zu lageorientierten Personen, ihre Aufmerksamkeit eher auf die Ausführung von Handlungen und die Kontrolle derer. Handlungsorientierte weisen nach Kuhl (1982) eine höhere Intentions- VerhaltensKorrelation auf als lageorientierte Personen (Frey & Irle, 1993, S.383).

d. Zwänge und Gewohnheiten

Menschen haben bezüglich ihren Gewohnheiten und Zwängen nur wenig internale Kontrolle. Gewohnheiten üben laut z.B. Bentler und Speckardt (1979,1981) direkten Einfluss auf das Verhalten aus (Irle & Frey, S. 383).

In der Theorie des geplanten Verhaltens werden Gewohnheiten in der Komponente der „Wahrgenommenen Verhaltenskontrolle“ berücksichtigt.

2.2.3.2 Externale Faktoren

Externale Faktoren, wie zum Beispiel ungünstige Gelegenheiten ( kein verfügbares Geld, Zeit etc.) sowie unerwartete Ereignisse, wie Krankheit, Unfälle und andere können die Ausführung eines intendierten Verhaltens oftmals erschweren oder gar unmöglich machen. Ein weiterer Grund, ob eine bestimmte Verhaltenweise realisiert werden kann oder auch nicht, liegt im kooperativen Verhalten anderer Menschen.

2.2.4 Zusammenfassende Betrachtung der Theorie des geplanten Verhaltens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2.2: Konstrukte der Theorie des geplanten Verhaltens

Die Abbildung 2.2.2 beschreibt zusammenhängend die Konstrukte der Theorie des geplanten Verhaltens sowie die Beziehungen zwischen ihnen. Um den Inhalt des Modells als weitere Arbeitsgrundlage noch einmal zu verdeutlichen hier folgende Zusammenfassung:

In Anlehnung an die Theorie des überlegten Handelns von Ajzen und Fishbein (1980) erweiterten Ajzen (1985) sowie Ajzen und Madden (1986) das Modell zur Theorie des geplanten Verhaltens. Beide Theorien weisen auf einen Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten hin. Während die ursprüngliche Form des Modells die Intention als einzige direkte Determinante des Verhaltens sieht, geht die erweiterte Theorie von einer zusätzlichen Komponente, der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle aus. Diese basiert auf den Überzeugungen einer handelnden Person, inwieweit sie über Ressourcen, Fertigkeiten und Verhaltensmöglichkeiten zur Ausübung eines bestimmten Verhaltens verfügt.

Die wahrgenommene Verhaltenskontrolle wirkt dabei direkt als Verhaltensdeterminante als auch als additiver Bestandteil der Intention.

Annahme 1: Die Theorie des überlegten Handelns

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Annahme 2: Die Theorie des geplanten Verhaltens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Theorie 1 greift genau dann, wenn die handelnden Personen vollständig willentliche Kontrolle über ihr Verhalten haben. Da dies jedoch nicht immer uneingeschränkt möglich ist, empfiehlt es sich, neben den Einstellungen und der subjektiven Norm die wahrgenommene Verhaltenskontrolle als weitere Determinante des Verhaltens zu berücksichtigen. Die Theorie des geplanten Verhaltens findet hier Anwendung.

2.3 Sozialkognitive Faktoren

Die Betrachtung der Theorie des geplanten Verhaltens hat gezeigt, dass sowohl verschiedene internale als auch externale Faktoren einen Einfluss auf die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle und somit auf die Intention, ein bestimmtes Verhalten auszuführen oder zu unterlassen bzw. auf das Verhalten direkt haben. Inwieweit diese einzelnen Faktoren sich tatsächlich in der Komponente Wahrgenommene Verhaltenskontrolle wiederspiegeln oder aber als eigenständige Faktoren zu betrachten sind, gilt es nach wie vor zu prüfen. In zunehmendem Maße scheinen jedoch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder sogenannte sozialkognitive Variablen einen Einfluss, speziell auch auf die Einstellung und das dazugehörige Verhalten auszuüben. Aus diesem Grunde sollen im folgenden Abschnitt , unter Berücksichtigung der zu untersuchenden Fragestellung (siehe Methodischer Teil), die Konstrukte Selbstwirksamkeit, Handlungskontrolle, Gesundheitsverhalten und Selbstkonzept betrachtet werden (weitere Erläuterungen siehe Kapitel 2.5.4, S.33).

2.3.1 Selbstwirksamkeitserwartung

Unter Selbstwirksamkeit (self-efficacy) versteht man die Überzeugung eines Menschen, in einer bestimmten Situation, auch unter erschwerten, unvorhersehbaren Bedingungen, in der Lage zu sein, die angemessene Leistung zu erbringen. Dieses Gefühl einer Person bezüglich ihrer Fähigkeit beeinflusst ihre Wahrnehmung, ihre Motivation und ihre Leistung auf vielerlei Weise (Zimbardo, 1995, S,498).

Die Beurteilung der Selbstwirksamkeit hängt von den folgenden Faktoren ab:

a. von den tatsächlichen Leistungen einer Person,
b. von den Beobachtungen einer Person bezüglich der Leistungen anderer,
c. von sozialen und selbstgesteuerten Überzeugungen,
d. von der Beobachtung emotionaler Zustände der Person während der Überlegung, eine Handlung auszuführen bzw. bei der Ausführung selbst

(Zimbardo, 1995, S.499).

Das Konzept der Selbstwirksamkeit erfasst zudem das Maß der Anstrengung sowie die Ausdauer, welche erforderlich ist, um ein bestimmtes Verhalten auszuführen bzw. aufrechtzuerhalten.

Bezogen auf das Sporttreiben bedeutet Selbstwirksamkeit die Einschätzung des Sportlers, auch dann noch an einem regelmäßig ausgeübten Sportprogramm/ Training festhalten zu können, wenn man müde ist, sich niedergeschlagen fühlt, oder wenn etwas Interessantes im Fernsehen läuft. Bei der sogenannten Spezifischen Selbstwirksamkeitserwartung zur sportlichen Aktivität handelt es sich um das Resultat einer kognitiven Generalisierung. Die sogenannte dispositionale oder auch generalisierte Selbstwirksamkeitserwartung meint eine Verallgemeinerung nicht nur über spezifische Situationen, sondern auch über ein Spektrum verschiedener Verhaltensweisen. Sie hat v.a. persönlichkeitsdiagnostischen Wert. Die spezifische Selbstwirksamkeitserwartung ist wiederum zur Verhaltensvorhersage und für mögliche Interventionsansätze geeignet.

Fuchs & Schwarzer (1994) beschäftigten sich intensiver mit der Problematik Selbstwirksamkeitserwartungen im Sport, da heute allgemein davon ausgegangen wird, dass neben den bereits beschriebenen Konstrukten der TORA bzw. TOPB, auch die Selbstwirksamkeitserwartungen eine wichtige Determinante der Intention zum Sporttreiben ist. Sie entwickelten ein deutschsprachiges Instrument zur Erfassung der Selbstwirksamkeit zur sportlichen Aktivität (SSA/ siehe Kapitel 3.4.2, S.47f.).

2.3.2 Handlungskontrolle

Im Kapitel 2.2.3.1 wurde bereits die sogenannte Handlungs- bzw. Lageorientierung als internaler Faktor zur Beschreibung der Wahrgenommen Verhaltenskontrolle erwähnt. Hier soll noch einmal die Bedeutung dieser Variablen für das Thema Einstellung und Verhalten im Sport unterstrichen werden. Laut Kuhl (1981, 1982), auf den das Konzept der Handlungsbzw. Lageorientierung zurückgeht, weisen Handlungsorientierte eine höhere IntentionsVerhaltens- Korrelation auf als lageorientierte Personen.

Handlungsorientierung und Lageorientierung sind dabei personeneigene Determinanten der Handlungskontrolle und stellen grundlegende motivationale Zustände der Person dar (Schumacher, Schröder, S.51).

Handlungsorientierte Personen richten ihre Aufmerksamkeit auf Handlungsalternativen und Pläne, die der Überwindung der Diskrepanz zwischen dem gegenwärtigen und dem intendierten zukünftigen Zustand dienen. Kennzeichnend für handlungsorientierte Personen sind positive, handlungsfördernde Gefühle und eine Aufmerksamkeitslenkung auf handlungsbzw. aufgabenrelevante Ziele (Schumacher, Schröder, S.51).

Die kognitiven Aktivitäten lageorientierter Personen werden auf Gedanken und Gefühle der Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft gerichtet, anstatt auf die Handlungsausführung. Die auftretenden Gedanken und Gefühle sind dabei eher negativ und handlungshemmend.

2.3.3 Gesundheitsverhalten

Unter Gesundheitsverhalten wird die Summe der Handlungen und Entscheidungen von Menschen im Hinblick auf die Erhaltung der Gesundheit verstanden (Pschyrembel, 1990, S.589). Bestimmt wird das Gesundheitsverhalten von individuellen und kollektiven Normen, vom Informationsgrad, von individuellen Erfahrungen mit der eigenen oder fremden Krankheit sowie von psychosozialen Rahmenbedingungen. Gesundheit wird dabei laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1947) als Zustand völligen körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Wohlbefindens verstanden.

Insgesamt kann von einer Wechselwirkung zwischen der Gesundheit allgemein und sportlicher Aktivität ausgegangen werden. Sporttreiben fördert die Gesundheit, aber auch ein spezielles Gesundheitsverhalten und somit auch die psychische Gesundheit als personale Ressource üben einen Einfluss auf die Durchführung und Aufrechterhaltung sportlicher Aktivitäten aus.

Fuchs, Hahn & Schwarzer (1994) untersuchten die Effekte sportlicher Aktivität auf die Selbstwirksamkeitserwartung und die Gesundheit, speziell in stressreichen Situatio nen. Auch sie gehen von eben beschriebener Interaktion aus und schildern folgende Effekte der sportlichen Aktivität auf die Gesundheit: Als einfachste Wirkungsweise der sportlichen Aktivität bezeichnen sie den direkten Effekt, das heißt die Beeinflussung der Gesundheit durch Sport, unabhängig davon, ob stressreiche Situationen oder personale Ressourcen vorliegen. Die sogenannte protektive Wirkung meint, dass regelmäßiges Sporttreiben gesundheitsschädigende Auswirkungen von chronischem Stress abmildern könne n. Setzt die Wirkung sportlicher Aktivität bereits bei der Stressentstehung und nicht erst bei der Stressbewältigung ein, spricht man von präventiver Wirkung. Auch die ressourcenstärkende Wirkung tritt bereits während der Stressentstehung ein. Führt Sporttreiben zu einer positiven Veränderung des Selbstkonzeptes, kann sich dies in zweifacher Weise auf die Gesundheit auswirken. Zum einen haben gute personale Ressourcen einen ständigen allgemeinen positiven Effekt auf die Gesundheit, zum anderen führen positive personale Ressourcen zu optimistischeren Handlungsweisen beim Eintreten stressreicher Ereignisse. Die sportliche Aktivität sollte allerdings nicht erst seine Wirkung auf das Selbstkonzept entfalten, wenn stressreiche Situation vorliegen, sondern bereits vorher. Diese Wirkung nennt man ressourcenschützend.

Wie eingangs erwähnt, wird allgemein von einer Wechselwirkung zwischen sportlicher Aktivität und Gesundheit ausgegangen. Vor allem die psychische Gesundheit oder auch das generelle Gesundheitsverhalten scheinen von beachtlicher Bedeutung, wenn es darum geht, sportlich aktiv zu werden und es auch über einen längeren Zeitraum zu bleiben. Faktoren wie Selbstverantwortlichkeit, Selbstbehauptung, Selbstidentität, Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen sind kennzeichnend für das hier beschrieben Gesundheitsverhalten bzw. die psychische Gesundheit (Tönnis, Krippendorf & Plöhn, 1985).

2.3.4 Selbstkonzept

In zunehmendem Maße wird in der Sozialpsychologie, so auch zur Vorhersage eines spezifischen Verhaltens, die Bedeutung des Selbstkonzeptes anerkannt (Gordon & Gergen, 1968; Walsh & Vaughan, 1980; Wylie, 1974). Das Erleben der Identität beinhaltet, dass das eigene Selbst als unterschiedlich von anderen Menschen wahrgenommen wird und das andere Dinge als dem Selbst zugehörig oder ihm fremd bewertet werden. Das Selbstwertgefühl einer Person ist die generalisierte wertende Einstellung dem Selbst gegenüber. Sie beeinflusst sowohl die Stimmung als auch das Verhalten (vgl. Zimbardo, 1995, S. 502). Nach neueren Auffassungen (Bsp.: Salovey & Rodin, 1985) ist das Selbstkonzept eine dynamische mentale Struktur, die viele intrapersonale (Motivation, Affekt, Informationsverarbeitung) und interpersonale Prozesse (soziale Wahrnehmung, soziale Entscheidungen und Wahlen) interpretiert und zwischen ihnen vermittelt (vgl. Zimbardo, 1995, S. 502). Diese neue Sichtweise des Selbstkonzeptes wird durch fünf Merkmale charakterisiert:

a. Es stimmt Verhaltensabläufe aufeinander ab und reguliert sie;
b. Es ist dynamisch, d.h. aktiv, kraftvoll und fähig zu Veränderungen;
c. Es interpretiert und organisiert Handlungen und Erfahrungen von persönlicher Bedeutung;
d. Es hat einen motivationalen Einfluss auf das Verhalten, indem es Anreize, Pläne, Regeln und Scripts bereitstellt und
e. es passt sich in Reaktion auf Rückmeldung und Anforderungen aus der Umwelt an

(Zimbardo, 1995, S. 502).

Hat ein Mensch einmal ein Selbstkonzept aufgebaut, beschäftigt er sich mit Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung (Swann, 1985). Kinder zum Beispiel formen ein kohärentes Selbst aus drei Arten von Informationen:

a. aus Beobachtungen, wie andrer sich zu ihnen verhalten;
b. aus Beobachtungen der eigenen Handlungen und aus der Beachtung der kausalen Schlüsse aus diesen Selbstwahrnehmungen und
c. aus der Beachtung der Vergleiche mit anderen hinsichtlich ihrer Meinungen, Fähigkeiten und Emotionen

(Zimbardo, 1995, S. 502).

Dass das Selbstkonzept auch bei der Vorhersage von Intentionen und spezifischem Verhalten eine bedeutende Rolle spielt, zeigen eine Anzahl verschiedener Studien zum Zusammenhang von Einstellung und Verhalten (Bsp.: Sparks & Guthrie, 1998). Untersuchungen zu dieser

Thematik, speziell im Bereich Sport führten u.a. Dzewaltowski et al. (1990), Theodorakis (1994) sowie Yordi & Lent (1993) durch (siehe Kapitel 2.5.2, S. 33).

2.4 Sportpsychologische Inhalte

Das folgende Kapitel beschäftigt sich vordergründig mit der Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft. Den Hauptschwerpunkt sollen dabei das Thema „Sport und Psyche“, in Bezug auf die zu überprüfende Fragestellung, v.a. im Wettkampfbereich bilden. Da die in dieser Diplomarbeit vorgelegte Untersuchung ausschließlich an Thüringer Sportlern erfolgte, macht dieses Kapitel ebenfalls Aussagen zur Entwicklung des Sports in Thüringen und zu den ausgewählten Sportarten.

2.4.1 Zur Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft

2.4.1.1 Modelle und Funktionen des „modernen Sports“

Das Sporttreiben des Menschen war und ist nach wie vor an Zwecke oder Funktionen gebunden (vgl. Kleine & Hautzinger, 1990, S.7). Die grundlegendsten Funktionen scheinen durch die Begriffe Erziehung und Gesundheit gekennzeichnet. Meist handelt es sich allerdings um ganze Funktionsbündel. So dient das Sporttreiben der politischen Sozialisation, es leistet einen sozialhygienischen Beitrag, es fördert die Bedeutung der Persönlichkeit, es fördert weiterhin die Integration sozial Benachteiligter und dient der Gesundheit, der Erziehung und der Bildung (vgl. Klein & Hautzinger, 1990, S.8).

Das der Sport und eben diese Funktionen immer mehr an Bedeutung gewinnen, liegt nicht zuletzt am, seit den sechziger Jahren eingetretenen und viel zitierten „Wertewandel“. So zeigen sich beispielsweise deutliche Veränderungen in den Einstellungen zur Arbeit und zum Beruf. Die berufliche Arbeit bildet nicht mehr den Mittelpunkt menschlicher Erfüllung. Eine immer höhere Betonung der Freizeit und damit letztendlich auch die Weiterentwicklung des Sports sind Folge dieses Werteschubs. Der Sport wird damit insgesamt offener und vielfältiger. In Abhängigkeit des Wertewandels der Gesamtgesellschaft benennt Digel (1987; vgl. Meinberg, 1991, S.91) die folgenden Modelle:

- „Leistungssport“ (Wettkampf, Spannung, „Amateur“, Vereinsmitgliedschaft),
- „Mediensport“ (Kommerz, Medien, Wettkampf, Profi, Arbeitsvertrag),
- „Freizeitsport“ (Spaß, Freude, Mitmachen, Selbstwert, offene Organisation),
- „Alternativsport“ (Subkultur, Körperkultur, Entspannung, offene Organisation),
- „Instrumenteller Sport“ (soziale Dienstleistung, soziales Erziehungsinstrument, Rehabilitationsinstrument).

Gleichgültig, ob diese Klassifizierung die tatsächliche Sportlandschaft wiederspiegelt oder nicht, die vorliegende Diplomarbeit konzentriert sich, wenn man sich auf Digels Unterscheidung bezieht, auf das Modell des „Leistungssports“. Alle untersuchten Teilnehmer sind Mitglieder in Sportvereinen und nehmen an Wettkämpfen teil. Die nachfolgenden Kapitel beziehen sich daher, entsprechend der zu untersuchenden Fragestellung, lediglich auf dieses Klientel.

2.4.1.2 Die Stellung des Sportvereins in der Gesellschaft

„Einheit in der Vielfalt“ - das Leitbild des Deutschen Sportbundes (DSB) anlässlich seines Bundestages am 9.Dezember 2000 in Hannover. In der Kernaussage dieses Leitbildes kommt es ganz deutlich zum Ausdruck- Sportvereine und Sportverbände haben eine beispielhafte Sportlandschaft aufgebaut, wesentliche Beiträge zur Demokratisierung unserer Gesellschaft, zur nationalen Identität und internationalen Anerkennung geleistet (vgl. Ludwig Gräbedünkel, Thüringen Sport 1/ 2001, S. 3).

Die Bedürfnisse des Menschen sind verantwortlich für die Vielfalt des Sporttreibens. Eine Vielfalt, die sich in Wettkampfformen und unterschiedlichen Veranstaltungen recht markant öffentlich darstellt. Wenn Sport auch weitaus mehr ist als Zeiten, Weiten, Punkte, Tore oder Noten, gehört es doch ohne Zweifel zusammen: die Freude an körperlicher Bewegung und erreichter Leistung, das Bedürfnis nach Vergleich und damit auch die für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft identitätsstiftende Wirkung des Wettkampfsports (vgl. Gräbedünkel, Thüringen Sport 1/ 2001, S.3).

Der Sportverein schafft es immer wieder, unterschiedliche Generationen und ganz unterschiedliche soziale Gruppen zusammenzuführen. Die daraus erwachsende Lebensqualität und die damit verbundene und breit angelegte Kinder- und Jugendarbeit begründen im wesentlichen die staatliche Förderung des Sports. Ein Sport, der sich selbst verwaltet und v.a. aus den Landeshaushalten sowie durch Mittel der Landkreise und Kommunen gefördert wird. Allein das Land Thüringen hat im Jahre 1999 mit insgesamt rund 70 Millionen DM gezeigt, welchen Stellenwert der Sport, v.a. organisiert in Vereinen und Verbänden in Deutschland besitzt (Angabe entnommen aus: Thüringen Sport 1/ 2000, S.4).

2.4.1.3 Der Landessportbund Thüringen e.V.- Bestandserhebung 2001

„Der Thüringer Sport ist eine Macht“, so Peter Gösel am 13.November 1999 zur Hauptausschusstagung des Landessportbundes (LSB) Thüringen in Bad Blankenburg (vgl. Liane Hobigk, Thüringen Sport, 11/ 19999, S.4). Der Präsident des LSB Thüringen betont dabei nicht nur die ständig wachsende Vielfalt an Sportangeboten, sondern v.a. die kontinuierliche Mitgliedersteigerung und die damit verbundenen großartigen Leistungen der Sportler im Übungs-, Trainings- und v.a. im Wettkampfbetrieb, und das nicht nur innerhalb von Deutschland.

Die Bestandsaufnahme 2001 hat gezeigt, dass in Thüringen inzwischen 3202 Vereine mit insgesamt 360111 Mitgliedern registriert sind. Die Thüringer Sportgemeinschaft ist damit seit dem letzten Jahr um 92 Vereine und 3241 Mitglieder gewachsen. Dies bedeutet, dass rund 14,75% der Bevölkerung „organisierten Sport“ betreibt. Die Tabelle 2.4.1 kennzeichnet die Mitgliederverteilung, der in dieser Diplomarbeit, untersuchten Sportler/innen.

Tabelle 2.4.1: Mitgliederverteilung der in Thüringen 2001 gemeldeten Sportler/innen aus den Sportarten Boxen, Fechten, Ringen und Taekwondo

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.4.2 Psychologische Charakteristika der sportlichen Tätigkeit im Wettkampf

Der Wettkampf ist für den Sportler das entscheidende Bewährungsfeld für die Bewertung seiner eigene n Leistungs- und Handlungsfähigkeit. Subjektiv erlebte Erfolge oder auch Misserfolge im Wettkampf bestimmen in hohem Maße die weitere Motivation des Sportlers im Training oder auch im Wettkampf selbst. Um optimale Ergebnisse und Leistungen zu erzielen, ist es nicht nur wichtig, physiologische Abläufe zu beherrschen, sondern auch psychische Prozesse zu erkennen.

Die Bedingungen der sportlichen Tätigkeit im Wettkampf unterscheiden sich wesentlich im Vergleich zum Training. Der Wettkampf wird damit zu einer einmaligen, nicht wiederholbaren Bewährungssituation für den Sportler. Die folgende Übersicht fasst diese objektiv- situativen Bedingungen der sportlichen Tätigkeit im Wettkampf zusammen (Frester & Wörz, 1997, S.11f.):

- sportliche Tätigkeit im Rahmen von Wettkampfregeln,
- Auseinandersetzung mit Gegnern,
- Leistungsbewertung durch Kampf- und Schiedsrichter,
- Leistungsabgabe unter Zeitbegrenzung mit begrenzter Versuchsanzahl,
- Nichtwiederholbarkeit der Leistungsabgabe,
- Leistungsabgabe unter häufig variierenden objektiv- situativen äußeren Bedingungen,
- Leistungsabgabe unter Zuschauerbedingungen.

Je besser sich ein Sportler auf diese objektiv- situativen Bedingungen einstellen vermag, desto größer werden seine Chancen, im Wettkampf erfolgreich abzuschließen. Das Beherrschen dieser objektiv- situativen Bedingungen erfordert, neben körperlichen Voraussetzungen, gewisse psychische Anforderungen, denen ein Sportler gerecht werden sollte. Diese Anforderungen sind (Frester &Wörz, 1997, S.12):

- die subjektive Anerkennung der Wettkampfregeln, die ein faires Kampfverhalten einschließen,
- eine hohe geistige Variabilität, taktisches Denken und eine hohe Willensanstrengung bei der unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem sportlichen Gegner,
- eine hohe emotionale Stabilität gegenüber der Gegnerleistung und Leistungsbewertungen von Kampf- und Schiedsrichtern,
- ein hohes Maß an aufgabenbezogener Konzentration bei der Leistungsabgabe,
- eine hohe psychische Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit gegenüber häufig wechselnden äußeren Wettkampfbedingungen und
- ein leistungsförderndes zwischenmenschliches Resonanzverhalten insbesondere bei emotionalen Entgleisungen der Zuschauer.

Das Erleben und Verhalten der Sportler im Wettkampf kann dabei von Sportler zu Sportler stark variieren. Zur Erreichung einer optimalen Kampfbereitschaft empfiehlt sich daher eine mentale Wettkampfvorbereitung unmittelbar vor dem Kampf. Diese mentale Wettkampfvorbereitung sollte allerdings wie der Name „Vorbereitung“ schon sagt, lange vor dem eigentlichen Wettkampf immer wieder im Training erprobt werden. Lernt der Sportler bereits im Training seine psychischen Regulationsprozesse allmählich zu beherrschen, wird es ihm möglich sein, seine physischen Leistungsreserven auch unter psychisch belastenden Wettkampfbedingungen freizusetzen. Der Sportler durchläuft also einen langfristigen Ausbildungsprozess, gekennzeichnet durch ein hartes, intensives Training und eine enge, unumgängliche Zusammenarbeit mit dem Trainer.

Untersuchungen, wie die in dieser Diplomarbeit, sollen v.a. Trainern und Übungsleitern helfen, dass Training so effektiv wie möglich zu gestalten. Das Wissen um Modelle zum Thema Einstellung und Verhalten sowie deren Anwendung in der sportpsychologischen Praxis soll es ermöglichen, Ansatzpunkte für ein optimales Training zu finden und die Leistungen im Wettkampf zu steigern.

2.5 Zusammenfassende Betrachtung bisheriger Forschungsergebnisse

Das folgende Kapitel gibt einen kritischen Überblick über bisherige Forschungsergebnisse zum Thema Theory of reasoned action (TORA) bzw. Theory of planned behavior (TOPB). Dabei werden nur Studien betrachtet, welche sich im Bereich Sport bewegen. Insgesamt wurden 33 Studien zur Thematik gefunden. Das vorliegende Material wurde der entsprechenden Fachliteratur entnommen (siehe Literaturverzeichnis) und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

2.5.1 Studiencharakteristik

Von den insgesamt 33 aufgeführten Studien zum Thema Einstellung und Verhalten im Sport treffen 18 Untersuchungen Aussagen zur TORA und 14 weitere Studien beschäftigen sich mit der TOPB. Hausenblas, Carron & Mack (1997) lieferten eine Metaanalyse, in der 41,9% der untersuchten Studien sich der TORA widmeten und 58,1% die TOPB zum Inhalt hatten. Dzewaltowski et al. (1990), Theodorakis (1994) und Yordis & Lent (1993) nahmen neben den Konstrukten der TORA bzw. TOPB weitere sozialkognitive Variablen (Selbstidentität, Selbstwirksamkeitserwartungen, Ergebniserwartungen) in ihre Untersuchung auf.

Die Stichprobengröße variierte von 56 bis 698 Teilnehmern. Die Untersuchungen schließen folgende Probanden in die jeweilige Studie ein: 12 Studien mit gesunden Erwachsenen, neun Studien mit Collegestudenten/ Studenten, vier Studien mit Kindern/ Jugendlichen (bis 15 Jahre), zwei Studien mit älteren Erwachsenen, zwei Studien mit schwangeren Frauen, eine Studie mit Frauen, eine Studie mit Herzkreislaufpatienten und eine Studie mit behinderten Erwachsenen.

Bei den untersuchten Sportarten handelte es sich in 22 der Fälle um allgemeine körperliche, sportliche Aktivitäten bzw. um speziell, für die jeweilige Untersuchung zusammengestellte Übungsprogramme. Weitere untersuchte Sportarten waren Fitness (2), Schwimmen (2), Aerobic (2), Joggen (2), Bergsteigen (1) und Wandern (1). Keiner der angegebenen Probanden stand mit seinen sportlichen Aktivitäten im direkten Wettkampfbetrieb.

Die Auswertung der eingegangenen Daten erfolgte mit Hilfe von Korrelationsberechnungen. In den meisten Fällen wurde das Verhalten ca. zwei Wochen bis zwei Monate nach der Messung des Konstrukts Intention erhoben. Diese zeitlichen Differenzen spielen jedoch keine Rolle bei der Intentions- Verhaltens- Korrelation (siehe Ergebnisse). Die Tabelle 2.5.1 gibt einen zusammenfassenden Überblick über alle 33 Studien.

[...]

Ende der Leseprobe aus 127 Seiten

Details

Titel
Trainingsmotivation und Trainingsverhalten von Sportlern - Die Theorie des geplanten Verhaltens und sozialkognitive Faktoren
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Allgemeine Psychologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
127
Katalognummer
V9742
ISBN (eBook)
9783638163613
Dateigröße
1378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Trainingsmotivation
Arbeit zitieren
Stev Brauner (Autor:in), 2001, Trainingsmotivation und Trainingsverhalten von Sportlern - Die Theorie des geplanten Verhaltens und sozialkognitive Faktoren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9742

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