Schon früh wurden in der Fortunas-Forschung die Themen Reichtum und Geld untersucht. Die älteren Deutungen mit ökonomischem Erkenntnisinteresse sind dabei einerseits stark von marxistischer Geschichtsphilosophie geprägt und argumentieren andererseits im Sinne einer Widerspiegelungstheorie, wenn sie Verhältnisse und Tendenzen der außerliterarischen Welt und ihre konkreten Entsprechungen im Text untersuchen wollen.
Es wird in diesem Rahmen die Frage zu stellen sein, wie sich der Fortunatus gegenüber dem neuartigen Wirtschaftssystem positioniert und ansatzweise auch, wie er sich zum wirtschaftsethischen Diskurs seiner Zeit verhält. Zuvor ist aber der Frühkapitalismus aus wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Perspektive in seinen für den Text relevanten Grundzügen grob zu skizzieren, um die erforderliche historische Basis für die Interpretation sicherzustellen. Vorab will ich die für die Fragestellung relevante Forschung knapp bezüglich ihrer methodischen Grundlagen und kontroversen Positionen vorstellen.
Die Entstehungszeit des Fortunatus, als einer der ersten Prosaromane deutscher Sprache, ist eine Phase tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen und Umbrüche. Religiös-moralische Wertvorstellungen und die traditionelle feudale Ständeordnung geraten ins Wanken. Gleichzeitig gelangen Teile des städtischen Bürgertums als Kaufleute und Bankiers zu beträchtlichem Reichtum und politischem Einfluss. Das von diesem merkantilen Großbürgertum getragene monetäre Wirtschaftssystem, als Handels- oder Frühkapitalismus bezeichnet, kann sich neben dem auf agrarischem Grundbesitz und Naturalienhandel basierenden feudalen Wirtschaftskonzept etablieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Forschung
- Das frühkapitalistische Wirtschaftssystem im 15. und 16. Jahrhundert
- Der Frühkapitalismus im Fortunatus
- Fortunatus' Aufbruch und Dienst beim Grafen von Flandern
- Fortunatus in London
- Mystifikation des Kapitalerwerbs
- Reichtum und Weisheit
- Der Fernhandel und das Wünschhütlein
- Wirtschaftlicher Niedergang in der Folgegeneration
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Darstellung des Frühkapitalismus im frühneuzeitlichen Prosaroman Fortunatus. Sie beleuchtet, wie der Text die Einwirkung von Geld und Geldwirtschaft in die feudalistisch geprägte Gesellschaft des ausgehenden Mittelalters verhandelt und inwiefern er sich zum zeitgenössischen Diskurs über Geldvermehrung und Vermögensbildung verhält.
- Das frühkapitalistische Wirtschaftssystem im 15. und 16. Jahrhundert
- Die Rolle des Geldes und des Frühkapitalismus im Fortunatus
- Die Mysifikation des Kapitalerwerbs im Text
- Die Beziehung von Reichtum und Weisheit im Roman
- Der Spannungsverhältnis zwischen dem Frühkapitalismus und dem Feudalsystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert den historischen und gesellschaftlichen Kontext des Fortunatus und stellt die zentrale Rolle des Geldes im Text heraus. Die Forschungsliteratur beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Geld und Frühkapitalismus im Fortunatus und präsentiert verschiedene Deutungen des Textes.
Das zweite Kapitel analysiert das frühkapitalistische Wirtschaftssystem des 15. und 16. Jahrhunderts und stellt seine charakteristischen Merkmale vor. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung des Frühkapitalismus im Fortunatus, untersucht die Darstellung des Kapitalerwerbs durch den Protagonisten und beleuchtet die Beziehung von Reichtum und Weisheit.
Das vierte Kapitel resümiert die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse der Analyse.
Schlüsselwörter
Frühkapitalismus, Fortunatus, Geld, Reichtum, Weisheit, Feudalsystem, Wirtschaftsethik, Kaufmannsmilieu, Mysifikation, Handel, Vermögensbildung, Textanalyse, Forschungsliteratur
- Arbeit zitieren
- Sascha Dankudis (Autor:in), 2018, Geld regiert die Welt. Zur Darstellung des Frühkapitalismus im "Fortunatus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975136