Das Interesse dieser Arbeit ist es herauszuarbeiten, in welcher sich wandelnden Beziehung Fotografie und Effizienz zueinander stehen. Wann dient die Fotografie der Effizienz und wann bedient sie sich ihrer? Es geht nicht darum, chronologisch eine kohärente und vollständige Geschichte der Fotografie und ihrer Verknüpfung mit dem Effizienzgedanken zu schreiben, sondern einen beispielhaften Ausschnitt dieser Geschichte zu beleuchten. Dabei wird unter anderem die Frage gestellt, wie effiziente Fotografie aussehen kann.
Effizienz wird in diesem Kontext verstanden als Wirtschaftlichkeit. Sie ist das Maß dafür, wie viel Aufwand für ein festgesetztes Ziel betrieben werden muss.
Untersucht werden zuerst und schwerpunktmäßig die Bewegungsstudien Frank Gilbreths, die die amerikanische Unternehmensberatung tief gehend geprägt haben. Darauf folgend widmet sich die Arbeit der Entwicklung der Firma Eastman Kodak, die in den 1890er Jahren zum Marktführer in der Produktion von Fotomaterial wurde.
Da der Effizienzdiskurs ebenso breit wie der Fotodiskurs ist, werden sicherlich einige Fragen unbeantwortet bleiben und zusätzliche Fragen aufkommen, die weiterer Untersuchung bedürfen.
Es ist äußerst schwer, einen Menschen im allgemeinen von dem Wert und besonders dem Geldwert einer abstrakten Sache zu überzeugen. Durch das Bewegungsmodell tritt aber dieser Wert klar in die Erscheinung und übt seine Wirkung aus. Es führt die Tatsache greifbar vor Augen, daß Zeit Geld ist, und daß eine nutzlose Bewegung für immer verlorenes Geld bedeutet.1
Der Unternehmensberater Frank Bunker Gilbreth stand mit dieser Feststellung in der Denktradition des weltumspannenden Kapitalismus. Der Glaube daran, dass Zeit Geld ist, und es erstrebenswert ist, möglichst viel Geld anzuhäufen, hatte ihn fest im Griff. Durch den ersten Weltkrieg litt Amerika unter großen Verlusten an Menschen und dementsprechend auch an Arbeitskraft. So entwickelte Gilbreth mit dem Bewegungsstudium eine Methode, Arbeitsvorgänge effizienter zu gestalten und sie gleichzeitig für die Arbeitenden zu erleichtern. Er machte sich mit seiner Frau Lilian auf die Suche nach dem Einen besten Weg2 zur Ausführung einer jeden Tätigkeit. Dazu bediente er sich vorwiegend medialer Visualisierungsstrategien wie Fotografie und Film. Zeitgleich ging die Forschung darüber voran, wie man fotografische Arbeitsprozesse selbst effizienter gestalten könne. Zwei Gesichter einer Medaille?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bewegungsstudien von Frank Bunker Gilbreth
- Vom Maurer zum Unternehmensberater
- Out-Tayloring Taylor
- Visuelles Wissen generieren
- Eine Ästhetik der Ordnung
- Arbeitsmittel und Kunst zugleich?
- Industrialisierte Fotografie
- Ein besseres Verfahren?
- Alles unter einem Dach
- One simplified path
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die sich wandelnde Beziehung zwischen Fotografie und Effizienz zu untersuchen. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie Fotografie die Effizienz unterstützen kann und wie sie sich ihrer selbst bedient. Im Fokus stehen die Bewegungsstudien von Frank Bunker Gilbreth, die die amerikanische Unternehmensberatung maßgeblich geprägt haben, und die Entwicklung der Firma Eastman Kodak. Die Arbeit betrachtet die historische Entwicklung aus einer zeitgenössischen Perspektive.
- Effizienzsteigerung durch Bewegungsstudien
- Einsatz von Fotografie als Visualisierungsinstrument
- Die Rolle der Fotografie bei der Optimierung von Arbeitsprozessen
- Die Entwicklung der Firma Eastman Kodak im Kontext des Effizienzdiskurses
- Die Verbindung von Fotografie und Wirtschaftlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Effizienzsteigerung durch Bewegungsstudien ein und stellt die Forschungsfrage nach der sich wandelnden Beziehung zwischen Fotografie und Effizienz.
- Bewegungsstudien von Frank Bunker Gilbreth: Dieses Kapitel untersucht die Bewegungsstudien von Frank Gilbreth, die er zur Optimierung von Arbeitsprozessen einsetzte. Dabei werden seine Anfänge als Maurer, seine Arbeit zur Standardisierung von Arbeitsprozessen und seine Verwendung der Fotografie als Visualisierungsinstrument beleuchtet.
- Out-Tayloring Taylor: Dieses Kapitel setzt sich mit dem Vergleich von Gilbreths Arbeit mit den Ansätzen von Frederick Winslow Taylor auseinander. Es werden die Unterschiede in ihren Methoden zur Effizienzsteigerung und die Bedeutung der Fotografie für Gilbreths Ansatz herausgestellt.
- Visuelles Wissen generieren: Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der Chronozyklegrafie durch Gilbreth. Die Methode nutzt die Fotografie, um visuelle Daten über Arbeitsprozesse zu generieren und unnötige Bewegungen zu identifizieren.
- Industrialisierte Fotografie: Dieses Kapitel widmet sich der Entwicklung der Firma Eastman Kodak im Kontext des Effizienzdiskurses. Es werden die Bedeutung der Industrialisierung der Fotografie und die Rolle der Fotografie im Bereich der Effizienzsteigerung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen Effizienz, Fotografie, Bewegungsstudien, Frank Bunker Gilbreth, Frederick Winslow Taylor, Industrialisierung, Eastman Kodak und Visualisierung.
- Quote paper
- Judith Böttger (Author), 2020, Fotografie im Dienst der Effizienz oder Effizienz im Dienst der Fotografie? Eine sich wandelnde Beziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975616