Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1. Problembeschreibung, Relevanz des Themas und Definition der Zielgruppe
1.1 Problembeschreibung
1.2 Relevanz des Themas
1.3 Definition der Zielgruppe
2. Theoretischer Hintergrund als Basis für gesundheitsförderliche Maßnahmen
2.1 Gesundheitsmodelle
2.1.1 Das biomedizinische Modell
2.1.2 Das salutogenetische Modell
2.1.3 Health Literacy-Strategie
3. Ableitung gesundheitsförderlicher Maßnahmen inkl. Qualitätssicherung
3.1 Vorstellung des Konzeptes einer Maßnahme zur gesundheitsbezogenen Förderung von Langzeitarbeitslosen: „Fit für Morgen!“
3.1.1 Zielgruppe der Maßnahme „Fit für Morgen!“
3.1.2 Inhalte der Maßnahme „Fit für Morgen!“:
3.1.3 Qualitätssicherung der Maßnahme
3.2 Ableitung aus zwei Theorien der Gesundheitsförderung
Abschließende Reflexion
Literaturverzeichnis
Anlagenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
BfR Bundesinstitut für Risikobewertung
GEDA Gesundheit in Deutschland aktuell
IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
KCA Kommunales Center für Arbeit
RKI Robert Koch-Institut
SGB Sozialgesetzbuch
SOC Sense of coherence
WHO World Health Organization
Einleitung
In der folgenden Hausarbeit wird der Fokus auf Gesundheit und Gesundheitsförderung im Kontext von Arbeit und Arbeitslosigkeit liegen. Im ersten Kapitel schafft die Problembeschreibung, die Relevanz des Themas und die Definition der Zielgruppe einen ersten Überblick über die Thematik. Das zweite Kapitel liefert den theoretischen Hintergrund, indem gesundheitsbezogene Modelle und der Paradigmenwechsel von pathologischer hin zur salutogenetischer Gesundheitsförderung dargestellt werden. Im dritten Kapitel folgt die Darstellung einer konzipierten gesundheitsfördernden Maßnahme für Langzeitarbeitslose. Speziell wird auf die Zielgruppe, die Inhalte sowie die Qualitätssicherung der Maßnahme eingegangen. Letztlich wird aufgezeigt, wie sich die Maßnahme aus zwei Theorien bzw. Strategien der Gesundheitsförderung ableiten lässt. Vor dem Hintergrund der eigenen bisherigen Erfahrungen wird die entwickelte Maßnahme hinsichtlich möglicher Hindernisse und Chancen bzgl. der Umsetzung abschließend reflektiert.
Für ein besseres Verständnis werden zunächst die Begriffe Gesundheit und Gesundheitsförderung definiert. Diese sollen jedoch nicht als allgemeingültige Definitionen verstanden werden. Die WHO beschreibt Gesundheit als „Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen“ (Blättner o.J.: 11). Gesundheitsförderung dagegen „ziele auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie dadurch zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen“ (Blättner o.J.: 40).
1. Problembeschreibung, Relevanz des Themas und Definition der Zielgruppe
1.1 Problembeschreibung
Arbeitslosigkeit und ein schlechter gesundheitlicher Zustand korrelieren häufig miteinander. Die Wahrscheinlichkeit körperlich bzw. geistig weniger gesund zu sein ist bei Arbeitslosen im Vergleich zu Beschäftigten erhöht (vgl. Rosenbrock / Grimmeisen 2009: 84). Forschungsarbeiten zum Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit zeigen zwei Thesen: Die Kausalitätshypothese und die Selektionshypothese. Die Kausalitätshypothese besagt, dass Arbeitslosigkeit zu einem erhöhten Krankheitsrisiko führt. Im Vergleich dazu führt laut Selektionshypothese Krankheit zu einem erhöhten Risiko, arbeitslos zu werden (Grobe / Schwartz 2003: 5). Aus gesundheitswissenschaftlicher Perspektive besitzen beide Zusammenhänge gleichermaßen Relevanz (vgl. RKI 2015: 165).
1.2 Relevanz des Themas
Um die Relevanz des Zusammenhangs zwischen Gesundheit und Arbeitslosigkeit darzulegen, werden im Folgenden einschlägige Daten präsentiert. Die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA) von 2009 und 2010 weist vor, dass Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren seltener einer Beschäftigung nachgehen, sofern eine ärztlich chronische Erkrankung festgestellt werden konnte. Frauen mit zwei oder mehr chronischen Erkrankungen sind zu 56,1 % erwerbstätig, Männer zu 70,8 %. Im Vergleich sind 65,3 % der Frauen und 81,8 % der Männer erwerbstätig, sofern keine chronischen Erkrankungen vorliegen (vgl. RKI 2015: 165). Noch deutlicher wird der Zusammenhang zwischen gesundheitlichem Zustand und Arbeitslosigkeit, wenn ärztlich oder psychotherapeutisch diagnostizierte Depressionen vorliegen. Bei diesen Frauen sind lediglich 51,2 % erwerbstätig, bei den Männern 55,0 % (vgl. ebd.). In den Studien des RKI spiegelt sich die Selektionshypothese wider. So begründeten im Rahmen des Gesundheitssurveys von 2003 12,1 % der arbeitslosen Frauen und 13,8 % der arbeitslosen Männer die eigene Arbeitslosigkeit mit gesundheitlichen Problemen (vgl. ebd.: 166).
Neuere Daten der GEDA 2010 zeigen eine Steigerung dieser Werte. „Im Jahr 2010 gaben 15 % der arbeitslosen Frauen und 16,9 % der arbeitslosen Männer an, dass die eigene Arbeitslosigkeit eine Folge von Gesundheitsproblemen sei“ (ebd.).
Auch hinsichtlich des gesundheitsbezogenen Verhaltens lassen sich je nach Erwerbsstatus Unterschiede erkennen. Die Grafik in der Anlage 1 bildet die Rauchquote (Anteil an Personen, die Tabak konsumieren) nach Erwerbsstatus für Erwerbspersonen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren ab. Differenziert wird zwischen sicher Beschäftigten, prekär Beschäftigten (befristete Arbeitsverträge, geringfügige Beschäftigung etc.), Kurz- und Langzeitarbeitslosen. Es zeigt sich, dass Arbeitslose im Vergleich zur Gruppe der Erwerbstätigen vermehrt rauchen und häufiger als starke Raucher*innen, d.h. 20 oder mehr Zigaretten pro Tag rauchen, einzustufen sind. Knapp 35 % der Frauen mit einem sicheren Beschäftigungsverhältnis rauchen. Vergleichsweise dazu rauchen ca. 45 % der langzeitarbeitslosen Frauen. Deutlicher wird der Unterschied, wenn die männlichen starken Raucher betrachtet werden. Rund 15 % der Männer mit einer sicheren Beschäftigung gelten als starke Raucher. Im Gegensatz dazu ist die Quote der langzeitarbeitslosen Männer, die stark rauchen, mit knapp über 30 % mehr als doppelt hoch. Dies kann u.a. mit einer höheren psychosozialen Belastung der Arbeitslosen zusammenhängen, die mit gesundheitsriskanten Verhalten kompensiert wird (vgl. ebd.: 166 f.).
1.3 Definition der Zielgruppe
Als Zielgruppe des Konzeptes zur Gesundheitsförderung werden Langzeitarbeitslose gewählt, die dem Zuständigkeitsbereich des Kommunalen Centers für Arbeit – Jobcenter des Main-Kinzig-Kreises angehören. Als Langzeitarbeitslos gelten Personen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2019: 6). Das KCA nimmt als kommunaler Träger der Grundsicherung die Aufgaben nach dem SGB II eigenständig wahr. Die Leistungsberechtigten werden von ungefähr 400 Beschäftigten, die sich in die Berufsfelder Fallmanagement, Leistungssachbearbeitung und Arbeitsvermittlung verteilen, an den vier Standorten Schlüchtern, Gelnhausen, Hanau und Maintal betreut (vgl. KCA-Homepage o.J.). Die Brisanz dieser Zielgruppe ist insofern gegeben, dass Untersuchungen zufolge die Dauer der Arbeitslosigkeit negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand von Menschen haben kann (Grobe / Schwartz 2003: 9 f.). Langanhaltende Arbeitslosigkeit kann speziell dazu beitragen, dass psychische Krankheiten entstehen bzw. sich manifestieren (vgl. IAB 2003: 2-5).
Nach wissenschaftlichen Untersuchungen von Lange und Lampert gaben ca. 30 % der befragten männlichen Langzeitarbeitslosen an, dass gesundheitliche Einschränkungen unter anderem ein Grund für die Arbeitslosigkeit seien. Parallel dazu berichteten 20 % der befragten langzeitarbeitslosen Frauen und Männer, dass sich ihr Gesundheitszustand während der Arbeitslosigkeit verschlechtert habe.
2. Theoretischer Hintergrund als Basis für gesundheitsförderliche Maßnahmen
2.1 Gesundheitsmodelle
2.1.1 Das biomedizinische Modell
Das traditionelle Verständnis des Gesundheitsbegriffs fokussiert den Krankheitsbegriff. Rein biologische Faktoren, wie bspw. Blut- oder Herz-Kreislauf-Werte dienen zur Orientierung. Nach diesem Modell haben medizinische Befunde einen höheren Stellenwert als das Wohlbefinden eines Menschen. Die Ursache einer Krankheit wird prinzipiell dem Individuum zugeschrieben, d.h. soziale Umweltfaktoren, psychische Prozesse, Gefühle und Bedürfnisse finden hinsichtlich der Ursachenforschung keine Berücksichtigung. Risikofaktoren werden als hauptsächlicher Verursacher von Krankheiten angesehen, weshalb biologisch präventive Eingriffe, wie z.B. Impfungen, negativen Einflüsse entgegenwirken sollen (vgl. Schneider 2012: 29). Ziel ist es, mögliche Risikofaktoren zu schwächen. Gesundheitsfördernde Maßnahmen sind im biomedizinischen Kontext meist aufklärender Natur und beziehen sich u.a. auf die Themenfelder Bewegung, Drogen und Ernährung. In der Wissenschaft gilt das biomedizinische Modell als überholt, wobei die Lehre in der Medizin und in verwandten Berufen noch stark von dessen Denk- bzw. Handlungsweisen geprägt ist (vgl. a.a.O.: 30).
2.1.2 Das salutogenetische Modell
Im Vergleich zum biomedizinischen Modell fragt das Salutogenese-Modell danach, was gesund hält, nicht danach was krank macht. Aaron Antonovsky, der das Modell Ende der 1970er Jahre entwickelte, geht von einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum aus. Demnach kann ein Mensch weder nur krank noch absolut gesund sein. Stattdessen befinde er sich in einem instabilen Zustand zwischen krankmachenden und gesunderhaltenden Faktoren (vgl. Schneider 2012: 30). Primär zeigt dieses Modell, unter welchen Voraussetzungen Stress gut zu bewältigen ist. Stressoren werden nicht als Auslöser von Krankheiten betrachtet. Sie sorgen eher für einen Spannungszustand, der grundsätzlich krankmachende, neutrale oder gesundheitsfördernde Wirkungen auslösen kann. Darüber hinaus verfügt jeder Mensch über sogenannte generalisierte Widerstandsressourcen bzw. -defizite. Hierzu gehören körperliche Eigenschaften (z.B. Stärke des Immunsystems), psychische Merkmale (z.B. positive Lebenshaltung), soziale, kulturelle und materielle Ressourcen (z.B. Bildung, finanzielle Mittel) und die Umgebung, in der ein Mensch aufwächst (vgl. Blättner o.J.: 21 f.).
Diese Widerstandsressourcen bzw. -defizite betrachtet Antonovsky nicht bloß als unterstützende Elemente. Sie lassen sich nach unterschiedlichen Ebenen der Erfahrung zuordnen, womit kurz gesagt Teilhabe, Konsistenz und Verfügung über Ressourcen gemeint sind. Genauer formuliert sind damit die Erfahrungen der Teilhabe an der Gestaltung sozial anerkannter Aktivitäten, die Erfahrungen der Beständigkeit und der Übereinstimmung sowie die Erfahrungen einer Ausgeglichenheit zwischen Anforderung und Ressourcen zu ihrer Bewältigung bzw. eine Ausgewogenheit zwischen Überbelastung und Unterforderung gemeint (vgl. a.a.O.: 23). Wichtig sind diese drei Erfahrungen, da sie festlegen in welchem Umfang ein Mensch die Lebensorientierung entfaltet, dass das Leben bedeutsam, handhabbar und erklärbar ist. Dieses Empfinden bezeichnet Antonovsky als Kohärenzsinn (SOC – Sense of coherence), dessen Ausprägung wesentlichen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität einer Person nimmt. Der Kohärenzsinn steht in enger Verbindung mit der subjektiven Gesundheit, speziell mit der psychischen Gesundheit (vgl. ebd.). Das Empfinden von Kohärenz besteht, wie oben bereits erwähnt, aus den drei Bestandteilen Sinnhaftigkeit, Machbarkeit und Verstehbarkeit. Die Sinnhaftigkeit stellt die emotionale Komponente dar, bei der ein Individuum erkennt, dass es lohnenswert und sinnvoll ist, sich für bestimmte Anforderungen des Lebens einzusetzen. Die Machbarkeit (instrumentelle Komponente) bezieht sich auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen, um Anforderungen zu bewältigen. Mit Verstehbarkeit (kognitive Komponente) ist gemeint, dass alltägliche Ereignisse als strukturiert, geordnet und in sich schlüssig wahrgenommen werden (vgl. Schneider 2012: 31).
2.1.3 Health Literacy-Strategie
Health Literacy stellt einen Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit einer Bevölkerung dar. Die Intention dieses Ansatzes ist es, „Menschen durch Bildung in die Lage zu versetzen, die Auswahl an Bewältigungsstrategien eher so zu treffen, dass sie damit nicht systematisch ihrer Gesundheit schaden“ (Blättner o.J.: 32). Inhaltlich werden Möglichkeiten erarbeitet sowie die dafür zu beanspruchenden Kompetenzen nähergebracht. Auswirkungen gesundheitsbezogener Entscheidungen werden in alltagsnaher und verständlicher Form zur Verfügung gestellt. Der Fokus liegt darauf, Überschneidungen zwischen Stressoren und Bewältigungsstrategien zu kreieren (vgl. ebd.). Als Ziel von Health Literacy ist Gesundheitskompetenz zu nennen. Damit dies gelingt, sollen Menschen befähigt werden, gesundheitsbezogene Informationen einschätzen und umsetzen zu können. Weiter ist das Verhalten im Hinblick auf Gesundheit und Krankheit, besonders auf den eigenen Körper bezogen, von Relevanz. Auch das Bewusstsein für soziale Lebensumstände, welche die Gesundheit tangieren, wird geschärft. Gesundheitskompetenz wird als Stärke interpretiert, die Menschen dazu befähigen kann, mehr Kontrolle über die Einflussfaktoren ihrer Gesundheit zu erwerben (vgl. a.a.O.: 33). Health Literacy beinhaltet einerseits gesundheitsfördernde Informationen (z.B. Vorsorgeleistungen) weiterzutragen. Andererseits ist es angedacht, „Menschen darin zu unterstützen, Fähigkeiten zu entwickeln, sich für den Schutz ihrer Gesundheit am Arbeitsplatz, in ihrem Wohnumfeld und im gesellschaftlichen und politischen Leben einzusetzen“ (ebd. 33 f.).
3. Ableitung gesundheitsförderlicher Maßnahmen inkl. Qualitätssicherung
3.1 Vorstellung des Konzeptes einer Maßnahme zur gesundheitsbezogenen Förderung von Langzeitarbeitslosen: „Fit für Morgen!“
Langzeitarbeitslosigkeit geht häufig einher mit der Angst vor sozialem Abstieg, einem Rückzug in die Isolation, drohender Armut und Verschuldung. Zweifel an der eigenen Kompetenz und vermindertes Selbstbewusstsein können den betroffenen Menschen das Gefühl geben, keinen Ausweg mehr aus ihrer Langzeitarbeitslosigkeit zu finden. Diese Aspekte können zu gesundheitlichen Problemen führen. Ohnehin schon schwierige Vermittlungschancen in Arbeit, die oft aufgrund multipler Hemmnisse, wie Alter, Sprachprobleme, persönliche oder fachliche Defizite – bereits bestehen, können durch gesundheitliche Beeinträchtigungen weiter erschwert werden. Im Folgenden wird die Maßnahme „Fit für Morgen!“ als gesundheitsförderndes Konzept vorgestellt.
3.1.1 Zielgruppe der Maßnahme „Fit für Morgen!“
Das Maßnahme richtet sich an Langzeitarbeitslose, die in Folge ihrer Erwerbslosigkeit unter gesundheitlichen Problemen leiden. Im Jobcenter fällt die Zielgruppe häufig durch das Einreichen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen auf. Grundsätzlich spricht das Angebot einen gesundheitlich instabilen Personenkreis an.
3.1.2 Inhalte der Maßnahme „Fit für Morgen!“:
Auf Basis der Empfehlungen für eine Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur für Arbeit und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (vgl. Blättner o.J.: 52) wird die Maßnahme von einem freien externen Träger ausgerichtet. Das Angebot hat eine Dauer von 20 Wochen, ist für die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen kostenfrei, freiwillig und besteht aus fünf Phasen.
Die erste Phase gilt als Einführung. Teilnehmende lernen die Gruppe, die aus einer maximalen Größe von 15 Personen besteht, kennen und erhalten einen Überblick über die Inhalte des Angebots. Zu diesem Zeitpunkt werden gemeinsam Gruppenregeln erarbeitet. Darüber hinaus können Wünsche und Erwartungen an die Zeit in der Maßnahme geäußert werden.
In der zweiten Phase wird sich mit den individuellen Gesundheitsorientierungen befasst. Zunächst findet ein allgemeiner Austausch von Erfahrungswerten und bezüglich der Bedeutung des Themas Gesundheit statt. Des Weiteren werden unterschiedliche Bewältigungstechniken und Entspannungstechniken zur Stressbewältigung behandelt. Das Gebiet der körperlichen Bewegung wird sowohl theoretisch als auch praktisch erarbeitet. Die Langzeitarbeitslosen erhalten Informationen zu alltagssportlichen Betätigungen, wie beispielsweise Fahrrad fahren oder Spaziergänge. Praktisch werden sportliche Aktivitäten umgesetzt, indem die Gruppe z.B. Nordic Walking betreibt. Als weiteres Bewegungsangebot wird die Teilnahme an einer Rückenschule ermöglicht. Rückenschmerzen gelten als sogenannte Volkskrankheit. „Ungefähr 80 Prozent der Deutschen haben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Rückenschmerzen“ (Jäger 2018). Dies verdeutlicht den Mehrwert, den die Langzeitarbeitslosen durch die Rückenschule erfahren können. Darüber hinaus ist das Thema Ernährung wichtiger Bestandteil der zweiten Phase. Ernährungsbedingte Erkrankungen, wie z.B. Adipositas (Fettleibigkeit), Diabetes mellitus Typ-2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (vgl. BfR o.J.) stellen theoretische Inhalte dar. Außerdem erhalten die Teilnehmenden grundlegende Kenntnisse hinsichtlich gesunder Ernährung, indem u.a. eine Ernährungspyramide erläutert wird (siehe Anlage 2). Die Ernährungspyramide zeigt mit Hilfe unterschiedlich großer Segmente, in welcher Menge einzelne Lebensmittelgruppen konsumiert werden sollten, um eine vollwertige Ernährung sicherzustellen (vgl. DEBInet o.J.). Zudem werden Einblicke in die Themenbereiche Nährstoffe, Lebensmitteldaten, Allergien, Hersteller von Lebensmitteln sowie bewusstes und gesundes Einkaufen gewährt. Einmal wöchentlich gibt es die Möglichkeit, dass ein Teil der Gruppe zusammen mit der Seminarleitung Lebensmittel einkauft und im Anschluss für den Rest der Gruppe eine gesunde Mahlzeit zubereitet. Dies zeigt einerseits die Möglichkeit der Partizipation an Planung und Umsetzung der Inhalte der Maßname, andererseits soll die Zielgruppe dadurch sukzessive zu einer eigenständigen und selbstbestimmten Lebensweise befähigt werden. Hier wird Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit erlebt.
Die dritte Phase beinhaltet eine realistische Berufseinstiegsplanung. Konkret bedeutet dies, dass die bisherigen Erwerbsbiographien der Langzeitarbeitslosen betrachtet werden. Außerdem werden persönliche Interessen besprochen, was sowohl im Einzelgespräch als auch im Plenum geschehen kann. Bei den Gesprächen liegt der Fokus auf den Stärken der Teilnehmenden. Auch berufsrelevante Eigenschaften, wie soziale Kompetenzen, Motivation und Mobilität finden im Dialog Berücksichtigung.
In der vierten Phase erhalten die Teilnehmenden Kenntnisse in Bezug auf Bewerbungsstrategien, indem u.a. ihre Bewerbungsunterlagen überarbeitet werden. Vorstellungsgespräche werden zur Vorbereitung in Form von Rollenspielen geübt und reflektiert. Weiter erfahren die Teilnehmenden, welche Möglichkeiten bestehen, einen Arbeitsplatz zu finden, welche Rechte und Pflichten sie als Arbeitnehmer*innen haben und inwiefern sich ein Netzwerk zur erfolgreichen Beschäftigungsaufnahme aufbauen lässt.
In der letzten Phase absolvieren die Teilnehmenden ein Orientierungspraktikum. Basierend auf den Wünschen und Interessen erhalten sie Unterstützung bei der Praktikumssuche. Optional kann die Arbeitsvermittlung des KCA, die regelmäßig Kontakte zu Unternehmen pflegt, eingebunden werden. In einem abschließenden Gespräch wird die Teilnahme an dem Angebot evaluiert. Für die Teilnehmenden wird ein Abschlussbericht erstellt, der eine Zusammenfassung der erreichten Inhalte sowie eine Leistungsbewertung (Notensystem von 1-6 für jede Phase) vorsieht. Die Teilnehmenden ihrerseits erhalten zum Abschluss die Möglichkeit, einen Feedbackbogen auszufüllen. Diese beinhaltet sowohl allgemeine Fragen zum Seminar als konkrete Fragen zum Gesundheitszustand der Teilnehmenden. Somit kann die Güte des Seminars sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgewertet werden. Die Resultate der Feedbackbögen können zur bedarfsorientierten Optimierung beitragen sowie den individuellen Mehrwert für Teilnehmende steigern. Auch hier gelingt die Partizipation der Zielgruppe, indem sie an der Bewertung des Angebots aktiv teilnehmen.
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