Probleme und Konzepte der Marktabgrenzung


Hausarbeit, 2001

24 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Die Notwendigkeit der Abgrenzung des relevanten Marktes – Einleitung
1.1 Definition „Markt“
1.2 Begriff „Marktabgrenzung“ im Rahmen der Wettbewerbspolitik
1.2.1 Zwecke der Marktabgrenzung
1.2.2 Die Bestimmung der Abgrenzungskriterien

2 Ausgewählte Konzepte der Marktabgrenzung in der Volkswirtschaftstheorie und im Wettbewerbsrecht
2.1 Die Theorie der Substitutionslücke
2.2 Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage
2.3 Das Bedarfsmarktkonzept
2.3.1 Das Prinzip der funktionellen Austauschbarkeit
2.3.2 Das Prinzip der subjektiven Äquivalenz

3 Das Dilemma der Marktabgrenzung – Theoretische und praktische Probleme
3.1 Probleme der sachlichen Marktabgrenzung
3.2 Probleme der räumlichen Marktabgrenzung
3.3 Probleme der zeitlichen Marktabgrenzung

4 Die Marktabgrenzung in der Praxis - Beispiel Telekommunikationssektor

5 Schlussbemerkung

Literaturnachweis

1 Die Notwendigkeit der Abgrenzung des relevanten Marktes – Einleitung

Die Abgrenzung des relevanten Marktes stellt eine essentielle Voraussetzung für die Lösung vieler absatz- und wirtschaftspolitischer Probleme dar. Um auftauchende Marktphänomene so angemessen analysieren und zielgerecht angehen zu können, muss bekannt sein, welche Produkte, Anbieter und Nachfrager zu dem für eine Fragestellung relevanten Markt gehören. Hinzu kommt, dass die Abgrenzung des sachlichen und räumlich relevanten Marktes neben der Marktmacht als Prüfkriterium zur Feststellung von Marktbeherrschung unabdinglich ist.

In diesem Zusammenhang tritt derzeit besonders die Deutsche Telekom AG (DTAG) in den Medien auf[1], wie unter Punkt 4 genauer beschrieben:

Da die DTAG augenscheinlich eine marktbeherrschende Stellung innehat, unterliegt bisher sie allein der Entgeltregulierung, worin eventuelle Wettbewerbsnachteile begründet liegen. Aus diesem Nachteil heraus (und besonders, weil zukünftig die Preise für Telefondienste von Deutschland nach Japan und Australien frei gestaltbar sein sollen) hat die DTAG Interesse an der Aufhebung dieser Regulierung. Auf dem Forum über Marktabgrenzung und -beherrschung am 27. August 2001 in Bonn wurde so bekannt, dass entsprechende Anträge der DTAG zur Reduzierung der Regulierung vorlägen. Dazu müsse die Marktbeherrschung und die Frage, ob ein einzelnes Zielland als eigener sachlich relevanter Zielmarkt anzusehen ist, geprüft werden. Erfolgreich werden diese Anträge nur dann sein, wenn erwiesen ist, dass die Telekom nur über einen geringen Marktanteilsvorsprung zum nächsten Wettbewerber verfügt.

In der vorliegenden Arbeit wird versucht, die vorherrschenden Marktabgrenzungs konzepte zusammenfassend im Überblick zu präsentieren, wobei die Abgrenzung des relevanten Marktes in erster Linie im Rahmen der Volkswirtschaftstheorie betrachtet wird. Auf eine Darstellung der Verfahren der Marktabgrenzung wird verzichtet, da dies eine Ausweitung auf das Gebiet der Marketingtheorie erfordern würde: Die Marktabgrenzung in der Praxis ist generell eine Aufgabe des Marketing.

Hingegen ist es unumgänglich, rechtswissenschaftliche Aspekte des Wettbewerbsrechts/Kartellrechts mit einzubeziehen, um zu dem gebräuchlichsten Abgrenzungskonzept, dem Bedarfsmarktkonzept, zu kommen.

Im Anschluss an die Schilderung von Möglichkeiten der Marktabgrenzung in Form von Konzepten sollen an dieser Stelle ebenso die eintretenden Probleme Beachtung finden. So wird in der Literatur die Abgrenzung des relevanten Marktes allgemein häufig als unlösbares Problem bezeichnet. Gründe dafür werden in diesem Abschnitt genannt.

Abschließend wird zur Veranschaulichung der Marktabgrenzung wie bereits erwähnt das Beispiel der Telekommunikationsbranche herangezogen, an dem noch einmal exemplarisch beleuchtet wird, warum und wann die Abgrenzung eines relevanten Marktes für ein Unternehmen an Bedeutung gewinnt und mit welchen Problemen gerechnet werden muss.

1.1 Definition „Markt“

Allgemein definiert einen Markt das „Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage“[2] mit dem Zweck, die arbeitsteilig produzierten Produkte auszutauschen. Durch die Existenz des Geldes wird dieser Tauschprozess mittelbar oder indirekt, so dass nicht mehr unmittelbar Produkt gegen Produkt, sondern auf der einen Seite Produkt gegen Geld (Anbieter) und auf der anderen Seite Geld gegen Produkt (Nachfrager) getauscht wird. Der Preis bezeichnet in diesem Zusammenhang die Geldgröße, die der Nachfrager für eine Einheit des betrachteten Gutes aufwenden muss.

Analytisch betrachtet lässt der Terminus „Markt“ als konstitutives Element der Wirtschaftstheorie zwei semantische Bedeutungen erkennen:

1. Der Markt als Vorgang (siehe oben), als Leistungsaustausch im Wettbewerbsprozess, der „von Subjekten getragen [wird]“ und sich „auf Objekte“[3] bezieht.
2. Der Markt als Menge von Nachfragern, Gütern (nutzenstiftendes Element) und Anbietern, die über die Instrumente der Nutzenstiftung verfügen.

Die in der Literatur vorherrschenden Definitionen bezeichnen in ihren Extremen entweder einen „Elementarmarkt“ mit einem Anbieter, einem Gut und einem Nachfrager oder einen „Totalmarkt“ mit allen Anbietern, allen Gütern und allen Nachfragern. In diesem dreidimensionalen Raum sind beliebige Variationen denkbar.

Für die weiteren Ausführungen soll von folgender Definition nach Schobert ausgegangen werden: „Der Markt fungiert ... in einem umfassenderen Sinn als Relationssystem von Elementen, d.h. von Unternehmen (Anbietern), repräsentiert durch ihre Produkte bzw. Marken, und deren Einschätzung durch die Bedarfsträger (Abnehmer).“ [4]

Dieses Relationssystem wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, wobei die Frage, ob die ausgetauschten Produkte gleichartig (homogener Markt) oder verschieden (heterogener Markt) sind, eine bedeutende Rolle spielt. Im engen Zusammenhang mit dem Begriff des homogenen Marktes steht die Modellvorstellung des vollkommenen Marktes, die in der Volkswirtschaftslehre aus Vereinfachungsgründen meist zugrunde gelegt wird. Voraussetzung für einen vollkommenen Markt sind neben der Produkthomogenität eine vollkommene Markttransparenz, unendliche Reaktionsgeschwindigkeit und jederzeitige Preiseinheitlichkeit[5].

Es existiert darüber hinaus eine große Anzahl weiterer Ausprägungsformen und Charakteristika von Märken, die im Zusammenhang der Marktabgrenzung irrelevant sind und auf welche hier nicht näher eingegangen werden soll.

1.2 Begriff „Marktabgrenzung“ im Rahmen der Wettbewerbspolitik

Bei dem technischen Begriff der Marktabgrenzung geht es darum, einen „für den Wettbewerbsprozess relevanten Markt ... in sachlicher, räumlicher und zeitlicher Hinsicht abzugrenzen.“[6]

In diesem Zusammenhang treten häufig die Begriffe Marktstrukturierung und Marktaufspaltung in Erscheinung, die beide Vorgänge beschreiben, die sich mit einzelnen Marktelementen vollziehen. Marktabgrenzung wird dabei als um eine Grenzziehung erweiterte Marktstrukturierung verstanden.

Greift man nun auf die obige Definition von „Markt“ nach Schobert zurück, ergeben sich daraus bei Ergänzung, dass die Strukturbildung und die Bestimmung geeigneter Abgrenzungskriterien adäquate Methoden erfordern und bestimmte Zwecke voraussetzen, die analytischen Teilbereiche einer Marktabgrenzung[7]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Bestimmung des bedienten relevanten Marktes zählt zu den wesentlichen strategischen Entscheidungen (zur Markterschließung) einer Unternehmung im Bereich des Marketing.

Anwendung findet der Begriff des „relevanten Marktes“ jedoch auch in der Rechtswissenschaft und -praxis als operabler Marktbegriff[8], der das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage auf die Wechselbeziehungen beschränkt, die in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen[9].

Im Rahmen dieser Ausführungen soll jedoch in erster Linie auf die Volkswirtschaftstheorie und die Mikroökonomie im Speziellen eingegangen werden, die die Abstimmung von Anbieter- und Nachfrageanliegen auf den Produktmärkten durch die Preisbildung zum Hauptgegenstand hat. Auch hier besteht die Notwendigkeit einer Marktbestimmung, um die Nachfrage- und Angebotsfunktionen für Güter bestimmter Art analysieren zu können.

Das zentrale Problem liegt nach Woll[10] jedoch darin, dass es in der Mikroökonomie bislang keine ausreichende Definition des Begriffes „Gut“ im Sinne einer Marktabgrenzung gibt. Weitere Probleme der Marktabgrenzung werden unter Punkt 3 dargestellt.

1.2.1 Zwecke der Marktabgrenzung

Das Ziel der Marktabgrenzung allgemein ist auf erster Stufe die Antwort auf die Frage nach dem Marktanteil eines Unternehmens[11], woraus sich wiederum ergibt, ob das Unternehmen den Markt beherrscht. Besitzt es diese Marktmacht, drückt sich dies durch eine abwärts geneigte Nachfragekurve aus: Das Unternehmen kann die Preise erhöhen, ohne alle seine Kunden zu verlieren.

[...]


[1] Vgl. http://de.news.yahoo.com/010827/3/1wk10.html

[2] Fehl, U., Grundlagen der Mikroökonomie, 6. Auflage, München: Vahlen, 1994, S. 10

[3] Bauer, H.H., Marktabgrenzung, Berlin: Duncker & Humblot, 1989

[4] Schobert, R., Die Dynamisierung komplexer Marktmodelle mit Hilfe von Verfahren der mehrdimensionalen Skalierung, Berlin 1979, S. 17

[5] Vgl. Fehl, U., a.a.O., S. 13

[6] Schmidt, I., Wettbewerbpolitik und Kartellrecht: eine Einführung, 3. Auflage, Stuttgart: Fischer, 1990, S. 46

[7] Vgl. Bauer, H.H., a.a.O., S. 21

[8] In der juristischen Literatur gilt der relevante Markt als normativer Zweckbegriff bzw. unbestimmter Rechtsbegriff. (Anm. d. Verf.)

[9] Vgl. Möhlenbruch, D., Betriebswirtschaftliche Probleme einer Kontrolle der Nachfragemacht des Handels unter besonderer Berücksichtigung der Marktabgrenzung und des Diskriminierungsverbotes, Göttingen, Schwartz, 1985

[10] Vgl. Woll, A., Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 7. Auflage, München 1981, S. 88f.

[11] Vgl. z. B. Stiglitz, J. E., Volkswirtschaftslehre, 2. Auflage, München; Wien: Oldenbourg, 1999, S. 468

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Probleme und Konzepte der Marktabgrenzung
Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik)  (HWP)
Veranstaltung
VWL
Note
1,5
Autor
Jahr
2001
Seiten
24
Katalognummer
V9774
ISBN (eBook)
9783638163880
ISBN (Buch)
9783638853286
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Probleme, Konzepte, Marktabgrenzung
Arbeit zitieren
Master of International Business Administration Carolin Wobben (Autor:in), 2001, Probleme und Konzepte der Marktabgrenzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9774

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