Im Zentrum der Stunde steht die erinnerungskulturelle Kontroverse um die in vielen amerikanischen Ländern als Feiertag begangene "Entdeckung" Amerikas anhand von Texten George Bushs sen. und Víctor Montoyas unter der Fragestellung: "Ein guter Tag zum Feiern? – Der 12. Oktober in der Erinnerungskultur."
Die SuS erarbeiten und beurteilen, dass die Kontroverse auf unterschiedlichen und standortgebundenen kollektiven Erinnerungen beruht, die durch das einseitige Anknüpfen an die Perspektive der Europäer (Bush) oder der Indios (Montoya) eine entgegengesetzte Wertung der „Entdeckung“ beinhalten, der durch die Feiern entweder Ausdruck verliehen wird oder die mit ihr unvereinbar ist.
Die heutige Stunde ist eingebettet in eine Reihe zur Entdeckung Amerikas und zum spanischen Kolonialismus sowie ihrer heutigen Repräsentation in der Geschichtskultur. Das in den USA, Spanien und Spanischamerika lange staatstragend inszenierte Leitbild von Kolumbus als Fortschritts- und Kulturträger büßt seit 1994 zunehmend an Dominanz ein. Die Kontroverse entspricht dabei der Vielschichtigkeit der welthistorischen Bedeutung von Kolumbus‘ "Entdeckung". Katalysierte diese einen Aufschwung des Welthandels und technologischen Fortschritt, zog die Kolonisation auch die Unterwerfung und teilweise Auslöschung der eingeborenen Völker nach sich. In den Freiräumen der Kolonien wiederum konnte unter anderem die erste moderne Demokratie entstehen. Nachdem in einigen lateinamerikanischen Ländern bereits Kolumbusstatuen entfernt oder sogar der Nationalfeiertag umgewidmet wurde, entfaltet sich jüngst auch in den USA eine Auseinandersetzung um die Geschichtskultur. Die Beschäftigung mit dieser Kontroverse mit dem Ziel, ein eigenes Werturteil zum geschichts- und erinnerungskulturellen Umgang mit der Entdeckungs- und Kolonisationsgeschichte zu fällen, ist besonders zur Förderung der Orientierungskompetenz geeignet.
Inhaltsverzeichnis
- Didaktisches Zentrum
- Analyse der Lerngruppe und der Lernausgangslage
- Didaktische Analyse mit Materialanalyse
- Methodische Analyse
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Verlaufsplan
- Material, Arbeitsblätter
- antizipierte Stundenergebnisse (z.B. Tafelbild)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Unterrichtsstunde zielt darauf ab, die erinnerungskulturelle Kontroverse um die „Entdeckung“ Amerikas anhand von Texten George Bushs sen. und Víctor Montoyas zu beleuchten. Die Schüler sollen verstehen, dass die Kontroverse auf unterschiedlichen, standortgebundenen kollektiven Erinnerungen beruht und dass die Sichtweise der Europäer (Bush) und der Indios (Montoya) zu gegensätzlichen Bewertungen der „Entdeckung“ führt.
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf Kolumbus' „Entdeckung“
- Das konstruierte Bild von Kolumbus in der Geschichtskultur
- Die Rolle von Erinnerungskulturen in der Bewertung historischer Ereignisse
- Die Bedeutung von standortgebundenen historischen Erinnerungen
- Die Förderung der Urteils- und Orientierungskompetenz der Schüler
Zusammenfassung der Kapitel
Didaktisches Zentrum
Die Stunde konzentriert sich auf die Kontroverse um den 12. Oktober als Feiertag der „Entdeckung“ Amerikas. Die Schüler analysieren Texte von George Bush sen. und Víctor Montoya, die unterschiedliche Perspektiven auf Kolumbus und seine „Entdeckung“ repräsentieren. Sie lernen, dass die Bewertung des 12. Oktober von der jeweiligen historischen Erinnerung und Perspektive abhängt.
Analyse der Lerngruppe und der Lernausgangslage
Die Klasse zeigt ein geteiltes Interesse am Thema und eine zunehmende Fähigkeit, historische Problemstellungen zu erkennen und zu analysieren. Die Schüler haben Fortschritte in der Analyse textlicher Quellen gemacht, benötigen aber weiterhin Unterstützung bei der Entwicklung von differenzierten Werturteilen. Die Stunde soll die Orientierungskompetenz der Schüler fördern und ihnen helfen, verschiedene historische Perspektiven und Wertbindungen zu verstehen.
Didaktische Analyse mit Materialanalyse
Die heutige Stunde ist Teil einer Unterrichtsreihe über die Entdeckung Amerikas und den spanischen Kolonialismus. Die Stunde untersucht die Kontroverse um die Darstellung Kolumbus' als Fortschritts- und Kulturträger und beleuchtet die vielschichtige Geschichte der Kolonisierung Amerikas. Die Auseinandersetzung mit dieser Kontroverse soll die Schüler in die Lage versetzen, eigene Werturteile zum Umgang mit der Entdeckungs- und Kolonisationsgeschichte zu bilden und ihre Orientierungskompetenz zu stärken.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Stunde sind: Kolumbus, Entdeckung Amerikas, spanischer Kolonialismus, Erinnerungskultur, historische Perspektiven, Werturteile, Orientierungskompetenz, standortgebundene Erinnerungen.
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- Andreas Bonß (Author), 2020, Ist der 12. Oktober ein Feiertag? Die amerikanische Erinnerungskultur (Geschichte, Sek. II), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/977966