Was bedeutet es, im Deutschland des 18. Jahrhunderts eine Frau zu sein, die sich nach mehr sehnt als nach Ehe und gesellschaftlicher Konvention? Tauchen Sie ein in die außergewöhnliche Lebensreise einer "schönen Seele", deren spirituelle Suche und unkonventionelle Entscheidungen die starren Grenzen ihrer Zeit sprengen. Anders als Wilhelm Meister, der seinen Platz in der Welt sucht, wählt diese bemerkenswerte Frau einen Pfad der Selbstfindung, der sie von den Zwängen des Adels zu einer tiefen, persönlichen Beziehung zu Gott führt. Ihre Geschichte, eingebettet in Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre", ist weit mehr als nur eine Episode; sie ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit weiblicher Identität, religiöser Erweckung und dem unaufhaltsamen Drang nach Freiheit. Begleiten Sie sie durch prägende Kindheitserlebnisse, leidenschaftliche Lieben und schmerzhafte Verluste, während sie sich gegen gesellschaftliche Erwartungen auflehnt und ihren eigenen, einzigartigen Weg geht. Erleben Sie, wie sie die Doppelmoral ihrer Zeit entlarvt, die Bedeutung von Bildung und Selbstbestimmung für Frauen hinterfragt und schließlich Frieden in einer Welt findet, die sie oft missversteht. Entdecken Sie eine alternative Bildungsgeschichte, die bis heute relevant ist, indem sie uns daran erinnert, dass wahre Erfüllung in der Authentizität und dem Mut liegt, seinen eigenen inneren Kompass zu folgen. Diese fesselnde Erzählung ist ein Muss für alle, die sich für deutsche Literatur, Frauengeschichte, spirituelle Suche und die zeitlosen Fragen nach Sinn und Selbstverwirklichung interessieren. Eine Reise, die den Leser dazu anregt, über die eigenen Überzeugungen und den Mut zur Individualität nachzudenken, und zeigt, dass wahre Freiheit im Einklang mit dem eigenen Selbst gefunden werden kann, selbst wenn dies bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Lassen Sie sich von dieser außergewöhnlichen Frau inspirieren, die uns lehrt, dass das Streben nach persönlicher Wahrheit und spiritueller Erfüllung keine Frage des Geschlechts, sondern eine universelle menschliche Sehnsucht ist, die über alle Epochen hinweg Bestand hat. Eine Erzählung über die Kraft des Glaubens, die Bedeutung der Selbstliebe und den unerschütterlichen Willen, ein Leben in Übereinstimmung mit den eigenen Werten zu führen.
Nora Otte
Die "Bekenntnisse einer schönen Seele" als alternative weibliche Bildungsgeschichte ?
1.Einleitung
Das sechste Buch in ,,Wilhelm Meisters Lehrjahre" trägt den Titel ,,Bekenntnisse einer schönen Seele" und hebt sich inhaltlich und stilistisch deutlich von allen anderen Büchern des Romans ab. In den Verlauf der Geschichte sind die Bekenntnisse als Manuskript eingebunden, das der kranken Aurelie von ihrem Arzt überreicht wird. Diese liegt im Sterben und erfährt durch das Lesen der Bekenntnisse eine innere Ruhe, die sie vorher nicht verspürt hat. Der Leser erfährt also von der Funktion der Bekenntnisse, noch bevor er deren Inhalt kennt. So sagt Aurelies Arzt, ,,dass er diejenigen Personen sehr glücklich gefunden habe, die bei einer nicht ganz herzustellenden kränklichen Anlage wahrhaft religiöse Gesinnungen bei sich zu nähren bestimmt gewesen wären."[1] Erst gegen Ende der Bekenntnisse wird ein Zusammenhang zu Personen hergestellt, die im weiteren Verlauf der Geschichte auftreten werden. Es werden die Personen der Turmgesellschaft vorgestellt. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man das sechste Buch als eine Art Bindeglied des vorherigen Teils und des folgenden Teils sehen.
Doch die Bekenntnisse sind weit mehr als nur ein solches Bindeglied. Schnell wird klar, dass Wilhelm nicht die einzige Figur des Romans ist, die eine Bildungsgeschichte durchläuft. Auch die schöne Seele, die, wie sich herausstellt, die Tante Natalies ist, macht eine Entwicklung durch, die durch immer wieder auftauchende Zeitangaben in verschiedene Phasen eingeteilt wird:
,,Bis in mein achtes Jahr[...]"[2], ,,Während des neunmonatigen Krankenlagers[...]"[3], ,,Nun war das zwölfte Jahr zurückgelegt."[4], ,,So währte unser Umgang beinahe Jahr und Tag."[5], ,,Ich hatte diesen während vier wilder Jahre ganz vergessen[...]"[6], ,,Nun war fast ein Jahr unserer Verbindung verstrichen[...]"[7], ,,Diese Gemütsbeschaffenheit blieb mir, einen Tag wie den andern, zehn Jahre lang."[8], ,,Sieben Jahre lang hatte ich meine diätetische Vorsicht geübt."[9], ,,Da ich in meinem vorhergehenden zehnjährigen Christenlauf[...]"[10], ,,[...]verflossen auf diese Weise ungefähr drei Monate."[11]
Die erzählte Lebensspanne der Bekenntnisse reicht, wie für Bildungsromane typisch, von der Kindheit ,,bis zum Erreichen eines Stadiums der Reife"[12]. Genau wie Wilhelm strebt auch die Stiftsdame Individualität und die Freiheit, das zu tun, was ihr beliebt, an. Beide müssen Hindernisse auf ihrem Weg überwinden. Bei Wilhelm handelt es sich um ,,Standesgrenzen und die Berufsvorstellungen seines Vaters"[13]. Die Hindernisse, die sich der Stiftsdame in den Weg stellen, sind weitaus schwieriger zu überwinden. Denn an Frauen werden im 18. Jahrhundert ganz klare Anforderungen gestellt. Bildung, die über das hinaus geht, was eine Frau wissen muss, wird nur durch außerordentliche Umstände gewährleistet. Eine Frau, die gebildeter ist als üblich, behält diese Tatsache besser für sich. Indem ihr Vater sie ,,seinen missratenen Sohn"[14] nennt, macht er sie schon früh auf ihr ,schwaches Geschlecht' aufmerksam.
2. Hauptteil
2.1. 1. Phase
Die erste Phase ihrer Entwicklung, die den ,, Grund zu[...](ihrer) ganzen Denkart gelegt"[15] hat, war ein neunmonatiges Krankenlager, das sie aufgrund eines Blutsturzes einhalten musste. Diese Zeitangabe von neun Monaten sagt nicht nur etwas über die Schwere der Krankheit aus und über die Geduld, die das junge Mädchen aufbringt, diese zu überstehen, sondern die neun Monate stehen auch symbolisch für ,,eine(r) gewisse(n) geistig-seelische(n) Entwicklungsstufe."[16] Es wird dabei auf die Entwicklung des Kindes im Mutterleib angespielt. Die Krankheit wird damit also nicht als etwas Negatives dargestellt, sondern als etwas Positives und Ausschlaggebendes. Denn von dem Moment des Blutsturzes an ,,war [...] (ihre) Seele ganz Empfindung und Gedächtnis."[17] Ihr Bildungstrieb wird in dieser Zeit stärker. Der Vater erklärt ihr all die naturwissenschaftlichen Dinge. Ihre Tante versorgt sie mit Abenteuergeschichten und Märchen und von ihrer Mutter hört sie ,,die biblischen Geschichten gern an."[18] In dieser Zeit kommt es dazu, dass sie sich zum ersten Mal bewusst ,,lebhaft mit dem unsichtbaren Wesen unterhielt[...]"[19] und von da an ,,sollte Gott auch [...] (ihr) Vertrauter sein."[20] Als sie wieder gesund ist, hält ihr Interesse an Gott und der Bibel an. So dauert diese Phase noch einige Jahre.
2.2. 2.Phase
Mit zwölf Jahren lernt sie Französisch, Tanzen und Zeichnen und erhält Religionsunterricht. Sie liest viele religiöse Bücher, aber sie ist noch nicht so weit, sich zu fragen, ,,wie es denn mit [...] (ihr) stehe, ob [...] (ihre) Seele auch so gestaltet sei[...]"[21]. Beim Tanzen lernt sie zwei
Knaben kennen, für den einen der beiden Brüder empfindet sie eine pubertäre Verliebtheit und als dieser krank wird, betet sie verstärkt zu Gott und bittet um seine Genesung. Hier hat ihre Besinnung auf Gott zum zweiten Male etwas mit einer Erkrankung zu tun, wenn auch nicht mit ihrer eigenen. Kurze Zeit später sterben beide Knaben, doch die schöne Seele kommt schnell darüber hinweg und wird erwachsen.
2.3. 3.Phase
Diese erste Zeit ihres Erwachsenendaseins verbringt sie damit, das Leben bei Hofe zu genießen. Ihre ,,Empfindungen für den Unsichtbaren waren [...] fast ganz verloschen."[22] Männern gegenüber verhält sie sich jedoch eher abweisend und empfindet sie als ,,liederlich"[23], was durch die Worte ihres Vaters verstärkt wird, der ihr eindringlich erklärt, dass ,,nicht allein die Tugend, sondern auch die Gesundheit eines Mädchens in Gefahr sei.", wenn sie sich mit Männern einließe. In diesem Glauben bleibt sie, bis sie Narziss kennen lernt. Er beeindruckt sie durch seine Bildung und seinen Anstand und sie verbringt unterhaltsame Stunden mit ihm, ohne ,,dass Narziss auf irgendeine Weise Liebe oder Zärtlichkeit gegen [...] (sie) geäußert hätte."[24] Die Situation ändert sich erst als es zu einem gewalttätigen Zwischenfall kommt, bei dem Narziss verwundet wird. Sie führt ihn weg von allen anderen und versucht ihn durch ,,Streicheln und Schmeicheln aufzumuntern."[25] Sie ist mit seinem Blut bedeckt, was als Symbol für die in ihr aufkeimende Liebe zu ihm steht: ,, Linking the themes ,blood' and ,love' is common in pietist literature." [26] Nachdem Narziss versorgt ist, ,,kommt es zur entscheidenden Situation einer Ich-Erfahrung im Spiegel[...]. Ein Akt der Identitätsbildung findet statt im >Erkennen< des eigenen Körpers [...]. Das wird als Geburt eines neuen, alle andern übertreffenden Ich angezeigt."[27]
,,Nun führte mich die Hausfrau in ihr Schlafzimmer; sie musste mich ganz auskleiden und ich darf nicht verschweigen, dass ich, da man sein Blut von meinem Körper abwusch, zum erstem Mal zufällig im Spiegel gewahr wurde, dass ich mich auch ohne Hülle für schön halten durfte"[28]
Nach dem neunmonatigen Krankenlager kommt also erneut das Motiv der Geburt auf. Auch ist bemerkenswert, dass ihr nun keine der im Haus befindlichen Kleidungsstücke mehr passen, denn sie ist durch diese Ich-Erkenntnis gewachsen.
Die schöne Seele umschreibt den Wandel ihrer Gefühle als den "Affekt, der im tiefsten Grunde des Herzens ruhte, war auf einmal losgebrochen wie eine Flamme, welche Luft bekömmt."[29] Aus der tiefen Freundschaft ist Liebe geworden. Eine Liebe, die sie sich wieder auf sich selbst besinnen lässt. Ihr Verhältnis zu Gott leidet unter diesen Umständen zunächst, doch hat sie ihn noch nicht gänzlich vergessen: ,,[...]allein die sehr unterbrochene Bekanntschaft mit dem unsichtbaren Freunde war so leicht nicht wiederhergestellt. Wir blieben noch immer in ziemlicher Entfernung; es war wieder etwas, aber gegen sonst ein großer Unterschied."[30] Erst nach ,,vier wilden Jahren"[31] dachte sie gelegentlich wieder an ihn.
2.4. 4.Phase
Ihr Bewusstsein ändert sich erst mit dem Tag, an dem Narziss ihr einen Heiratsantrag macht und auch ihre Eltern einwilligen. Ihr wird schnell klar, dass sich ihr Leben in eine Richtung bewegen würde, von der sie nicht ganz überzeugt ist: ,,Nun war aus einem Liebhaber ein Bräutigam geworden. Die Verschiedenheit zwischen beiden zeigte sich sehr groß."[32] Sie weiß wohl um die Veränderungen, die die Ehe mit sich bringt und kritisiert diese. Ihr ist bewusst, dass ,,der Bräutigam herrscht nicht wie der Ehemann; er bittet nur, [...]"[33] So kommt es auch schnell zum ersten Konflikt zwischen den beiden. Ihre Meinungen gehen auseinander, wenn es um die Sexualität vor der Eheschließung geht. Susanne Zantop spricht hier von einer Doppelmoral. Sie kritisiert, dass die Unschuld einer Frau die Voraussetzung für die Eheschließung ist. Die ,,Frauen, die sich an dieses Gebot halten, jedoch der Prüderie bezichtigt"[34] werden.
,,Allein über die Grenzen der Tugend und Sittsamkeit waren wir sehr verschiedener Meinung. Ich wollte sicher gehen und erlaubte durchaus keine Freiheit, als welche allenfalls die ganze Welt hätte wissen dürfen. Er, an Näschereien gewöhnt, fand diese Diät sehr streng, hier setzte es nun beständigen Widerspruch; er lobte mein Verhalten und sucht meinen Entschluss zu untergraben."[35]
Eine solche Doppelmoral erfährt die schöne Seele durch Narziss auch bei dem, was ihre Bildung anbelangt:
,,Über Wissenschaft und Kenntnisse ging es auch nicht ohne Widerspruch ab; er machte es wie alle Männer, spottete über gelehrte Frauen und bildete unaufhörlich an mir."[36]
Ihre Liebe zu Narziss ist zwar nicht getrübt, aber neben ihren Gefühlen für ihn gibt es noch ,,das andere Gefühl", welches ,,unaussprechlich angenehm"[37] ist.
In ihrer Verzweiflung wendet sie sich wieder öfter Gott zu und so kommt es, dass Ihr Verhältnis zu Narziss und ,,das Verhältnis zu Gott in der Beziehung der Opposition"[38] stehen. Sie befindet sich in einem Zwiespalt. Denn sie findet heraus, dass ,,die gerade Richtung [...] (ihrer) Seele durch törichte Zerstreuung und Beschäftigung mit unwürdigen Sachen gestört werde[...]"[39]
Ihre Beziehung zu Gott nennt Farrelly ,, background relationship"[40]. Ihre Beziehung zu Narziss, also die irdische Liebe, bezeichnet er als ,, foreground relationship"[41]. Diese beiden Beziehungen versucht die schöne Seele in Einklang zu bringen. Doch es ist ihr nicht möglich, die Reinlichkeit des Daseins, welche ihre religiöse Neigung von ihr verlangt, beizubehalten, ohne ihre Beziehung zu Narziss aufzugeben. Sie benötigt jedoch fast ein Jahr, um ganz zu begreifen, dass die mangelnde Freiheit in ihrem ,, foreground involvement"[42] ihre ,,background relationship"[43] blockiert. Sie ahnt es zwar bald, aber ,,wollte es nicht gestehen und suchte tausend Ausflüchte"[44]. Wenn sie die ,,Schellenkappe"[45] trägt, erhält sie von Gott keine Unterstützung. Diese Schellenkappe steht als Symbol für ihre Unfreiheit, in der sie sich befindet, solange sie mit Narziss liiert ist. Sie wendet sich nicht von Narziss ab, weil sie prüde ist, sondern weil sie merkt, dass sie anders ist als die anderen Frauen ihres Alters. Sie empfindet keine Freude mehr bei dem, was ihren Altersgenossen Freude beschert. Sie erkennt, dass ,,Wer den Wein noch so sehr liebt, dem wird alle Lust zum Trinken vergehen, wenn er sich bei vollen Fässern in einem Keller befände, in welchem die verdorbene Luft ihn zu ersticken drohte. Reine Luft ist mehr als Wein [...]"[46] Der Grund für diese Andersartigkeit liegt darin, dass sie, im Gegensatz zu den anderen, ihre Seele kennt.
Sie wagt den Schritt und befreit sich innerlich von Narziss. Indem sie sagt: ,,Ich zog die Maske ab und handelte jedes Mal, wie mir's ums Herz war."[47], gibt sie zu verstehen, dass sie sich in ihrem bisherigen Leben verstellen musste, wie ein Schauspieler, der eine Maske trägt. Indem sie die Maske abnimmt, zeigt sie ihre wahre Gestalt auch ohne Rücksicht auf die Kritik ihrer Mitmenschen, die sich wundern, dass sie Gott ihrem Verlobten vorzieht. Sie ist so überzeugt von ihrem Entschluss, dass sie sogar Freude daran hat, ihn zu rechtfertigen und vertritt ,,mit männlichem Trotz"[48] ihre Meinung. Narziss nimmt Abstand von ihr, da er nicht bereit ist, ihr die von ihr verlangte Freiheit zu gewähren. Die Gesundheit, der sie sich erfreut, ihr innerer Frieden, ihr Selbstvertrauen und die Freiheit sind ,,inwardardly linked with her strength as based on her background relationship." [49]
2.5. 5.Phase
Nachdem sie sich von Narziss gelöst hat, kommt sie zum ersten Mal in Kontakt mit den Personen der Turmgesellschaft. Die wichtigste Rolle unter ihnen spielt ihr Onkel. Er wird jedoch gleich als Stiefbruder ihres Vaters vorgestellt, was eine Anspielung darauf ist, dass sich ihr Verhältnis als problematisch herausstellen wird. Ihr Onkel hat wenig Verständnis für ihre Lebensweise. Farrelly geht sogar soweit zu sagen, dass ,,[...] the uncle writes her off as some kind of religious eccentric." [50] Die schöne Seele bleibt jedoch gelassen und kommentiert das Verhalten ihres Onkels ironisch:
,,Seine Gesinnungen gegen mich gab er gleichfalls pantomimisch zu erkennen, indem er mir den Platz einer Stiftsdame verschaffte [...] und manchmal musste ich über die Person, die ich nun als Stiftsdame, als junge fromme Stiftsdame, in der Welt spielte, heimlich lächeln"[51].
Susanne Zantop bezeichnet den Oheim als zentralen ,,Gegenspieler"[52] der schönen Seele. Der Oheim setzt der introvertierten Religiösität der Stiftsdame ein rationales Tätigkeitsethos gegenüber. Auch wird ihre Opposition durch die Bezeichnungen ,Onkel' und ,Tante' deutlich gemacht. Der Oheim hält die Nichten und Neffen der Stiftsdame nach dem Tod ihrer Schwester bewusst von ihr fern. Er glaubt, sie würde einen schlechten Einfluss auf sie haben. Er möchte sie nur nach seinen eigenen Vorstellungen erziehen. Beide, die Tante und der Oheim, gehören einer Generation an, die zur Erzählzeit des Romans bereits gestorben ist. Man kann sie also als ,,Repräsentanten der beiden geistigen Haupttendenzen [...] betrachten, welche die Herausbildung eines neuen Selbstbewusstseins in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts initiieren."[53]
2.6. 6.Phase
Durch einen erneuten Blutsturz und die Krankheit ihrer Eltern wird der Gegenstand ihres Glaubens auf die Probe gestellt. Doch sie kommt schnell zu der Überzeugung, das der Gegenstand ihres Glaubens Realität hat. Sie empfindet Gott als ihren ,,Schutzort"[54], welches eine typisch pietistische Einstellung gegenüber Gott widerspiegelt. Im Alten und Neuen Testament wird Gott als der Beschützer seines Volkes gesehen.
Wieder gesund, lernt sie einen Mann, den sie Philo nennt, kennen. Dieser konfrontiert sie zum ersten Mal mit ihren eigenen Schwächen. ,,Sein ,Sündenbekenntnis' verursacht einen überraschenden Bruch im Selbstverständnis der schönen Seele, der in keinerlei Beziehung zu ihren bisherigen Erfahrungen steht."[55] Sie erkennt, dass auch sie die Anlage in sich trägt zu sündigen:
,,Nun dachte ich nicht mehr bloß: ,Du bist nicht besser als er'; ich fühlte es und fühlte es so, dass ich es nicht noch einmal fühlen möchte; und es war kein schneller Übergang."[56]
Diese Erkenntnis lässt sie sich die Frage stellen, was Glauben eigentlich ist. Sie weiß, dass es nicht nur bedeutet ,,eine Begebenheit für wahr zu halten"[57], sondern sie findet heraus, dass der Glauben ein Gefühl ist. Sie erkennt den Glauben in sich, den ,,christlichen Glauben, der von da an die Grundlage ihrer Religiösität ist und sie bald zu den Herrnhutern führt."[58] Die schöne Seele erlebt ihre Glaubenserkenntnis:
,,Ja wer nur schildern könnte, was ich da fühlte! Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin, an dem Jesus einst erblasste; ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völlig gleich, wodurch unsre Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, einen Zunahen, das vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten. So nahe meine Seele dem Menschgewordnen und am Kreuze Gestorbenen, und in dem Augenblicke wusste ich, was Glauben war."[59]
Diese Empfindung grenzt sie jedoch deutlich ab von Phantasie, indem sie betont, dass sie sie ,,ohne Bild"[60] empfindet. Diese Aspekte der Phantasie- und Bildlosigkeit erinnern an das Alte Testament, in dem keine Bildhaftigkeit von Gott erlaubt war. Dieses Erlebnis bringt ihr den inneren Frieden, nach dem sie so lange gesucht hat, denn sie bemerkt, dass ,, dieser Zustand der Seele schon vorher bekannt gewesen (ist); allein ich hatte ihn nie in dieser Stärke empfunden."[61]
Ihre nun täglichen Kirchgänge werden ihr jedoch bald langweilig. Das, was die Prediger sagen, ist ihr nicht mehr genug. Durch Philo gelangt sie an herrnhutische Schriften. Besonders die Lieder des Grafen von Zinzendorf drücken das aus, was sie empfindet. Doch sie muss bald feststellen, dass nur die wenigsten Anhänger der herrnhutischen Gemeinde deren wahren Sinn begreifen. So fällt es ihr auch nicht allzu schwer sich von der Gemeinde abzuwenden, als es zu einer Auseinandersetzung mit dem Oberhofprediger kommt.
2.7. 7. Phase
Als der Vater der schönen Seele stirbt, erfährt sie eine neue und andere Art der Freiheit. Und da auch ihr Gesundheitszustand kritisch ist, hat sie Anlass und Zeit, über den Tod nachzudenken. Sie untersucht ihre Seele und trennt sie von ihrem Körper. Die Seele sieht den Körper als ,,fremdes Wesen an, wie man etwa ein Kleid ansieht."[62] Indem sie sagt: ,,[...] der Körper wird wie ein Kleid zerreißen, aber Ich, das wohlbekannte Ich, Ich bin."[63], drückt sie aus, dass selbst, wenn ihr Körper eines Tages stirbt, ihre Seele weiterleben wird. Ihr Arzt, der ein Freund des Onkels ist, warnt sie davor, sich zu sehr auf sich selbst zu konzentrieren und verhilft ihr dadurch, einen anderen religiösen Aspekt kennen zu lernen. Sie nimmt nun auch die anderen Gegenstände der Schöpfung Gottes richtig wahr:
,,Wie gerne sah ich nunmehr Gott in der Natur, da ich ihn mit solcher Gewissheit im Herzen trug, wie interessant war mir das Werk seiner Hände, und wie dankbar war ich, dass er mich mit dem Atem seines Mundes hatte beleben wollen!"[64]
3. Schluss
Das Ende der Bekenntnisse dient dazu, die Personen vorzustellen, die den zweiten Teil des Romans dominieren. Die schöne Seele vergleicht sich selbst mit ihrer Nichte Natalie. Diese beschreibt sie jedoch als eine perfekte Person, die weitaus mehr Qualitäten aufweist, als sie selbst. Und auch Natalie selbst kritisiert ihre Tante, indem sie sagt:
,,Eine sehr schwache Gesundheit, vielleicht zu viel Beschäftigung mit sich selbst, und dabei eine sittliche und religiöse Ängstlichkeit ließen sie das der Welt nicht sein, was sie unter anderen Umständen hätte sein können."[65]
Es entspricht Natalies Charakter, so über ihre Tante zu denken, denn sie ist eine Person, die sich ihrer Umgebung anpasst und in ihre Welt gehört. Sie kann das die Lebensart ihrer Tante nicht nachvollziehen.
Wilhelm beschreibt die Bekenntnisse insgesamt eher positiv. Er kann sie aufgrund seines Strebens nach Reife und Bildung verstehen. Im Gespräch mit Natalie sagt er:
,,Was mir am meisten aus dieser Schrift entgegenleuchtete, war, ich möchte sagen, Die Reinlichkeit des Daseins, nicht allein ihrer selbst, sondern auch alles dessen, was sie umgab, diese Selbständigkeit ihrer Natur und die Unmöglichkeit, etwas in sich aufzunehmen, was mit der edlen, liebevollen Stimmung nicht harmonisch war."[66]
Doch auch, wenn es ihr aufgrund ihrer Lebensweise nicht möglich ist, sich an der Erziehung der Kinder zu beteiligen, betont sie, dass es dieses Opfer wert sei. Denn sie bereut nichts und hat das erreicht, was sie erreichen wollte:
,,Dass ich immer vorwärts, nie rückwärts gehe, dass meine Handlungen immer mehr der Idee ähnlich werden, die ich mir von der Vollkommenheit gemacht habe, dass ich täglich mehr Leichtigkeit fühle, das zu tun, was ich für recht halte, selbst bei der Schwäche meines Körpers, der mir so manchen Dienst versagt: [...] Ich erinnere mich kaum eines Gebotes, nichts erscheint mir in Gestalt eines Gesetzes, es ist ein Trieb, der mich leitet und mich immer recht führet; ich folge mit Freiheit meinen Gesinnungen und weiß so wenig von Einschränkung als von Reue."[67]
Mit diesen Worten enden ,,die Bekenntnisse einer schönen Seele". Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, ,,geht sie den umgekehrten Weg wie Wilhelm."[68] Denn sie wächst in der Adelswelt auf, von der sie sich entfernt, ,,um nur sich selbst zu leben."[69] Ihr Bildungsweg unterscheidet sich von Wilhelms auch dahingehend, dass sie ,,bewusst und unmittelbar nach dem Glück"[70] strebt. Sie lässt sich nicht wie Wilhelm passiv von anderen leiten, sondern handelt aktiv und richtet sich nach ihren Empfindungen. Sie ist von den Idealen der Gesellschaft wenig beeindruckt und entwickelt ihr eigenes persönliches Ideal, welches sie anstrebt und auch erreicht. Der Weg, den sie geht, ist der für sie einzig mögliche, ihr Glück zu finden. Denn die ,,[...] die individuelle Entfaltung [...] ist in der gegebenen Gesellschaft für eine Frau nur durch Verzicht auf die geschlechtliche Seite der Existenz und in religiösen Refugien möglich."[71] Gleichberechtigt anerkannt werden Frauen im 18. Jahrhundert, wenn überhaupt, nur im pietistischen Bereich. So liegt es nahe, dass sich die schöne Seele, von ihrem spirituellen Interesse geleitet, in diesen Bereich zurückzieht.
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte ist ihre Bildungsgeschichte erfolgreich. Sie hat zu sich selbst und zu Gott gefunden und ist glücklich. Farrelly beschreibt das Resultat der Bildungsgeschichte der Schönen Seele so, dass ,,if one accepts one´s own limitations (and those of others) because one is basically limited, this is to accept the limiting hand of the creator. Thus when the aunt finds her true self she finds God."[72]
[...]
[1] Goethe , Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, Husum, Hamburger Lesehefte Verlag (S. 287)
[2] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S.294)
[3] ebd.
[4] a.a.O. (S.296)
[5] a.a.O. (S.301)
[6] a.a.O. (S.304)
[7] a.a.O. (S.309)
[8] a.a.O. (S.319)
[9] a.a.O. (S.321)
[10] a.a.O. (S.325)
[11] a.a.O. (S.326)
[12] Ladendorf, Ingrid: Die Stiftsdame, in: dies.: Zwischen Tradition und Revolution, Die Frauengestalten in ,Wilhelm Meisters Lehrjahren' und ihr Verhältnis zu deutschen Originalromanen des 18. Jahrhunderts S.108-122, Frankfurt am Main u.a. 1990 (S.115)
[13] a.a.O. (S.116)
[14] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S.296)
[15] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S.294)
[16] Beriger, Hanno: Goethe und der Roman. Studien zu Wilhelm Meisters Lehrjahre, Zürich, 19 5 (S. 60)
[17] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S.294)
[18] ebd.
[19] ebd.
[20] a.a.O. (S.295)
[21] a.a.O. (S.296)
[22] a.a.O. (S.299)
[23] ebd.
[24] a.a.O. (S.301)
[25] a.a.O. (S. 302)
[26] Farrelly, Daniel: Goethe and Inner Harmony. A Study of the ,schöne Seele' in the ,Apprenticeship of Wilhelm Meister', Shannon, 1973
[27] Greiner, Bernhard: Weibliche Identität und ihre Medien, Zwei Entwürfe Goethes, in: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 35, S.33-56 , Stuttgart, 1991 (S.46f)
[28] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S 302)
[29] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S. 303)
[30] a.a.O. (S. 304)
[31] ebd.
[32] a.a.O. (S.305)
[33] a.a.O. (S.306)
[34] Zantop, Susanne: Eigenes Selbst und fremde Formen: Goethes ,,Bekenntnisse einer schönen Seele". In: Goethe Yearbook 3, S. 73-92, 1986 (S.80)
[35] Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre, a.a.O. (S. 306)
[36] a.a.O. (S.307f)
[37] Goethe, Johann Wolfgang von: WML, a.a.O. (S.307)
[38] Beriger, Hanno: Goethe und der Roman. Studien zu ,,Wilhelm Meisters Lehrjahre", a.a.O. (S.59)
[39] Goethe, Johann Wolfgang von: WML, a.a.O. (S. 310)
[40] Farrelly, Daniel: Goethe and Inner Harmony, a.a.O. (S.51)
[41] ebd.
[42] Farrelly, Daniel: Goethe and Inner Harmony, a.a.O. (S.59)
[43] ebd.
[44] Goethe, Johann Wolfgang von: WML, a.a.O. (S.310)
[45] ebd.
[46] a.a.O. (S.311)
[47] ebd.
[48] a.a.O. (S.312)
[49] Farrelly, Daniel: Goethe and Inner Harmony, a.a.O. (S.65)
[50] a.a.O. (S.67)
[51] Goethe, Jahann Wolfgang von: WML, a.a.O. (S.317)
[52] Zantop, Susanne: Eigenes Selbst und fremde Formen, a.a.O. (S.77)
[53] Ladendorf, Ingried: Die Stiftsdame, in: dies.: Zwischen Tradition und Revolution, Die Frauengestalten in, Wilhelm Meisters Lehrjahre' und ihr Verhältnis zu deutschen Originalromanen des 18. Jahrhunderts, S.108-122, Frankfurt am Main u.a. 1990 (S.113)
[54] Farrelly, Daniel: Goethe and Inner Harmony, a.a.O., (S.69)
[55] Zantop, Susanne: Eigenes Selbst und fremde Formen, a.a.O. (S.81)
[56] Goethe, Johann Wolfgang von: WML, a.a.O. (S.322)
[57] a.a.O., (S.324)
[58] Alexander Meyer, Eva: Goethes Wilhelm Meister, München-Pasing, 1947 (S.74)
[59] Goethe, Johann Wolfgang von: WML, a.a.O. (S.324)
[60] ebd.
[61] ebd.
[62] a.a.O.: (S.341)
[63] ebd.
[64] a.a.O. (S.342)
[65] a.a.O. (S.426)
[66] a.a.O. (S. 426)
[67] a.a.O. (S.345)
[68] Röder, Gerda: Glück und glückliches Ende im deutschen Bildungsroman. Eine Studie zu Goethes ,,Wilhelm Meister", a.a.O. (S.110)
[69] ebg.
[70] ebd.
[71] Ladendorf, Ingried: Die Stiftsdame, in: dies.: Zwischen Tradition und Revolution. Die Frauengestalten in ,Wilhelm Meisters Lehrjahren' und ihr Verhältnis zu deutschen Originalromanen des 18. Jahrhunderts, a.a.O. (S.118)
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Die 'Bekenntnisse einer schönen Seele' als alternative weibliche Bildungsgeschichte ?"?
Der Text analysiert das sechste Buch in ,,Wilhelm Meisters Lehrjahre", betitelt ,,Bekenntnisse einer schönen Seele", als eine alternative weibliche Bildungsgeschichte. Er untersucht, wie die Stiftsdame, deren Bekenntnisse den Inhalt dieses Buches ausmachen, eine Entwicklung durchläuft, ähnlich wie Wilhelm selbst, jedoch mit spezifischen Hindernissen und Herausforderungen, die sich aus den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen im 18. Jahrhundert ergeben.
Welche Phasen durchläuft die schöne Seele in ihrer Entwicklung?
Die Entwicklung der schönen Seele wird in sieben Phasen unterteilt, beginnend mit einem neunmonatigen Krankenlager in der Kindheit, gefolgt von ihrer Jugend, ihrer Zeit am Hof, der Verlobung mit Narziss, dem Austritt aus der Verlobung, dem Kontakt zur Turmgesellschaft und schließlich ihrer Auseinandersetzung mit Glaubensfragen und dem Tod.
Welche Rolle spielt die Krankheit in der Entwicklung der schönen Seele?
Die Krankheit spielt eine wichtige Rolle, da sie in den Bekenntnissen als Wendepunkt markiert, wo ihre Seele ganz Empfindung und Gedächtnis wurde. Die Krankheit wird nicht nur als etwas Negatives betrachtet, sondern als etwas Positives und Ausschlaggebendes.
Wer ist Narziss und welche Bedeutung hat er für die schöne Seele?
Narziss ist der Verlobte der schönen Seele. Die Beziehung zu ihm führt zu einem Zwiespalt, da sie erkennt, dass die Ehe mit ihm sie in ihren Freiheiten einschränkt und ihre Beziehung zu Gott beeinträchtigt. Sie löst sich von ihm, um ihren spirituellen Bedürfnissen nachzugehen.
Was ist die Turmgesellschaft und welche Rolle spielt sie in den Bekenntnissen?
Die Turmgesellschaft wird erst am Ende der Bekenntnisse vorgestellt. Die Stiftsdame vergleicht sich selbst mit ihrer Nichte Natalie, die Mitglied der Turmgesellschaft ist, die sie jedoch als eine perfekte Person beschreibt, die weitaus mehr Qualitäten aufweist, als sie selbst.
Welche Bedeutung hat der Begriff "Reinlichkeit des Daseins" im Zusammenhang mit der schönen Seele?
Wilhelm beschreibt die "Reinlichkeit des Daseins" als das, was ihm am meisten an den Bekenntnissen der schönen Seele entgegenleuchtet. Er deutet es als ihre Unfähigkeit, etwas in sich aufzunehmen, was mit ihrer edlen, liebevollen Stimmung nicht harmonisch ist.
Wie unterscheidet sich der Bildungsweg der schönen Seele von dem Wilhelms?
Die schöne Seele wächst in der Adelswelt auf, von der sie sich entfernt, um nur sich selbst zu leben. Ihr Bildungsweg unterscheidet sich von Wilhelms auch dahingehend, dass sie bewusst und unmittelbar nach dem Glück strebt. Sie lässt sich nicht wie Wilhelm passiv von anderen leiten, sondern handelt aktiv und richtet sich nach ihren Empfindungen.
Welche Rolle spielt die Religion in der Bildungsgeschichte der schönen Seele?
Die Religion spielt eine zentrale Rolle in der Bildungsgeschichte der schönen Seele. Sie sucht Gott als "Schutzort" und findet durch ihren Glauben inneren Frieden und Freiheit. Ihr spirituelles Interesse führt sie letztendlich in den pietistischen Bereich.
Was bedeutet es, dass die schöne Seele eine alternative weibliche Bildungsgeschichte durchläuft?
Es bedeutet, dass sie einen Bildungsweg beschreitet, der sich von dem unterscheidet, der für Frauen ihrer Zeit üblich war. Sie widersetzt sich den gesellschaftlichen Erwartungen und sucht ihren eigenen Weg zur Selbstverwirklichung, auch wenn dies Verzicht und Kritik von anderen bedeutet.
- Citation du texte
- Nora Otte (Auteur), 2000, Die "Bekenntnisse einer schönen Seele" als alternative weibliche Bildungsgeschichte?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97865