Messung der Stärke von potenziellen Netzwerkeffekten von Online-Plattformen

Eine empirische Untersuchung


Hausarbeit, 2020

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau und Vorgehensweise

2 Theoretische Grundlagen: Messung der Stärke potenzieller Netzwerkeffekte
2.1 Begriffsklärung: Online-Plattformen
2.2 Begriffsklärung: Netzwerkeffekte
2.3 Theoretische Ansätze zur Ermittlung von Netzwerkeffekten
2.2.1 Positiver Feedback-Effekt und Kritische Masse
2.2.2 Wechselkosten und Lock-In Effekt
2.4 Ableitung der Forschungsfragen

3 Methodik
3.1 Dimensionale Analyse mit einem Strukturbaum
3.2 Methodenauswahl: Das halbstandardisierte Interview
3.3 Aufbau und Vorgehensweise des Leitfadeninterviews
3.4 Auswahl der Interviewpartner
3.5 Datenerhebung
3.6 Analyse der Daten

4. Diskussion

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang 1: Interview-Leitfaden

1 Einleitung

1.1 Ausgangslage und Problemstellung

Wir befinden uns in einem sich stark veränderten Markt, auf welchem „Die klassischen Grenzen der Unternehmung beginnen sich zu verschwimmen, sich nach innen wie nach außen zu verändern, teilweise auch aufzulösen."1 Die Veränderung geht in die Richtung, dass innerhalb der Unternehmen Hierarchien und Top-Down Ansätze von Kooperation und indirekter Führung abgelöst werden und auf den Markt bezogen, Netzwerke, Kooperationen, elektronische Märkte, Plattformen und eine virtuelle Organisationsstruktur zur Realität werden.2

Insbesondere stellen digitale Plattformen den Wettbewerb vor neue Herausforderungen. Der Online-Marktplatz weist neue, besondere Merkmale wie Netzwerkeffekte und Skaleneffekte mit einer neuen Form von Transaktionskosten auf. Die Innovationskraft der Geschäftsmodelle für Online-Plattformen besteht schon seit langem. Die Auswirkungen auf den bestehenden Markt mit analogen Geschäftsmodellen sind hingegen noch nicht ausreichend empirisch untersucht, um eindeutige Zukunftsprognosen zu formulieren. Gleichzeitig ist die Bedeutung für den deutschen Markt zu aktuellem Zeitpunkt marginal einzuschätzen und entspricht gerade einmal 1,8 % im Vergleich zu denen des US-Marktes.3 Die Märkte differenziert zu betrachten fällt im Zeitalter der Digitalisierung zunehmend schwerer, da gerade die Digitalisierung Grenzen sprengt und Konsumenten der ganzen Welt vereint.4 Märkte und Branchen verändern sich und es passieren Innovationen, um Wettbewerbsvorteile zu schaffen und um auf die Dynamik der Märkte besser reagieren zu können.5 Neben Online-Plattformen und der Vernetzung der Konsumenten sorgen das Internet der Dinge (loT) und Cloud-Technologien dafür, dass unser nächstes Umfeld in Bewegung kommt.6

Bestehende und neue digitale Plattformen haben einen gemeinsamen Ausgangspunkt, „die Frage nach dem „Warum", also der Existenzberechtigung der Plattform."7 Das „Warum" stellt die Frage nah der „Kern-Interaktion" auf jener Plattform und ist die wichtigste Aktivität, für den Austausch von Mehrwerten.8

Die Bedeutung der Online-Plattformen und der damit entstehenden Daten dominiert aktuelle Diskussionen der Wirtschaft und der Datenschützer. Die wachsende Präsenz von disruptiven digitalen Intermediären, die als „zentrales Bindeglied in mehrseitigen Märkten mehrere Akteursgruppen über digitale Plattformen miteinander verbinden", steht im Fokus der digitaler Transformation ganzer Unternehmungen und Wertschöpfungsketten.9 Dabei ist der Erfolg dieser Intermediäre von der Größe derjeweiligen Netzwerke abhängig, sowie von der Gemengelage der automatisierten Interaktionen und Prozessen der aktiven Teilnehmer. Dieser Effekt, der schlussendlich Erfolgsaussichten verspricht, wird aus wissenschaftlicher Perspektive mit den sogenannten Netzwerkeffekten beschrieben, die vordergründig bei mehrseitigen digitalen Plattformen entstehen können.10 Der beschriebene positive Effekt kann natürlich auch ausbleiben und die Entwicklung der Plattform zum Erliegen bringen. Das tritt dann ein, wenn die Online-Plattform nicht die kritische Masse erreicht (siehe Kapitel 2.2.1) und dadurch sogar potenzielle Nutzer von der Verwendung der Plattform abgeschreckt werden.11 „Online-Plattformen können deshalb nur dann mittel- bis langfristig erfolgreich sein, wenn sie es schaffen, eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen." Ist diese erreicht entsteht ein De-facto-Standard12 (siehe Kapitel 2.2.3). Die Steigerung davon ist die Bindung der Nutzer an einen gewählten Standard oder Service, so dass Lock-in Effekte erzeugt werden13 (siehe Kapitel 2.2.2). Damit werden Kunden an das Angebot gebunden und einen Wechsel zur Konkurrenz wird vermieden.14

Im Anwendungsbeispiel der Küchenhelfer GmbH wird davon ausgegangen, dass die Auswirkungen der Digitalisierung direkten Einfluss auf ihr neues Produkt, eine in hohem Maße digitalisierte Küchenmaschine, hat. Das damit verbundene neue Geschäftsmodell steht aufgrund des noch geringen Digitalisierungsrades auf wackeligen Beinen. Es fehlt an Erfahrungswerten beim Aufbau einer Online-Plattform, um sich zur dominierenden Plattform für den Rezepteaustausch zu etablieren. Als analog entstandene Unternehmung ist die Transformation zu digitalen Geschäften eine neue Realität, in welcher Ziele neu definiert werden müssen. Dabei ist das Erkennen von Chancen für ein Unternehmen die größte Herausforderung.15

Die Möglichkeit den Markt für sich zu gewinnen, hängt davon ab, inwiefern die geschaffene Online-Plattform im digitalen Ökosystem Marktstandards setzen kann und die kritische Masse erreicht werden kann. Darüber hinaus stellt sich die Herausforderung, ob die Idee der Online-Plattform das Potenzial besitzt, sich gegen konkurrierende Technologien und Mitbewerber durchzusetzen und den Großteil des Marktes für sich zu gewinnen. Es gibt zahlreiche Ansätze, wie vorangehend beschrieben, die entscheiden, ob eine Online-Plattform nun angenommen wird oder nicht.

1.2 Zielsetzung

Das Ziel dieser Arbeit ist es mögliche Ansätze zur Ermittlung von Netzwerkeffekten von Online-Plattformen darzustellen und insbesondere anhand vorliegender wissenschaftlicher Untersuchungen den Begriff„Netzwerkeffekte" abzugrenzen.

Mit Hilfe des Strukturbaumes zum Konstrukt „Netzwerkeffekte von Online-Plattformen" sollen die Grundlagen für den Anwendungsteil geschaffen werden.

Dafür sollen relevante Einflussgrößen und Faktoren identifiziert werden, die starke Netzwerkeffekte erzeugen und von potenziellen Kunden angenommen wird. Ein weiteres Ziel ist es, erste Anhaltspunkte über mögliche Erfolgsaussichten der digitalen Plattformen zu erhalten. Eine Kundenbefragung soll helfen herauszufinden, wie stark die möglichen Netzwerkeffekte sein können, um eine Online-Plattform zu einer der wichtigsten Plattformen zu etablieren. Beispielhaft wird das auf die Küchenhelfer GmbH übertragen, die ihre Online­Plattform für den Austausch von (küchen-)maschinenlesbaren Rezepten und weiteren Online-Services zu der Nummer 1 der Online-Plattformen machen möchte.

Die Küchenhelfer GmbH hat ihre Chance erkannt und handelt innovativ, mit ihrer smart vernetzten Küchenmaschine ihren Kunden einen weiteren Mehrwert bieten zu können. Sie verfolgt das Ziel, das Potenzial ihrer digitalen Küchenmaschine voll auszunutzen und die Netzwerkeffekte auszukosten und damit zur führenden Online-Plattform zu werden. Dabei wird das Modell er datenzentrierten Online-Plattform als Umsetzungswahl gewählt.

1.3 Aufbau und Vorgehensweise

Nach der Einführung in das Thema dieser Hausarbeit und klarer Abgrenzung der Ziele, wird das zweite Kapitel die hier relevanten theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen aufzeigen. Damit soll ein einheitliches Verständnis für die Lesenden geschaffen werden. Es werden die Begriffe „Online Plattform" und „Netzwerkeffekte" erläutert und möglichst genau definiert. Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen folgen theoretische Ansätze zur Ermittlung von Netzwerkeffekten.

Auf Basis dieser theoretischen Grundlagen werden spezifische Fragestellungen und Vermutungen abgeleitet, die in Kapitel drei, mit Hilfe einer qualitativen Befragung erforscht werden. Dabei wird ein Strukturbaum zum Konstrukt „Netzwerkeffekte von Online­Plattformen" erstellt, welcher auf den konkreten für diese Arbeit vorgegebenen Anwendungskontext der Küchenhelfer GmbH angewendet wird. Dieser ist die Grundlage für den Interviewleitfaden zur Durchführung der Untersuchung. Dieser ist am Ende der Arbeit beigefügt.

Das vierte Kapitel fokussiert sich auf die kritische Auseinandersetzung der dargestellten Inhalte und der Untersuchungsmethode.

Abschließend folgen eine Zusammenfassung und ein Ausblick für mögliche weitere Untersuchungen.

2 Theoretische Grundlagen: Messung der Stärke potenzieller Netzwerkeffekte

Digitale Plattformen besitzen eine enorme Bedeutung am Markt. Das digitale Zeitalter und das Entstehen von kommerziellen Online-Märkten erscheint als Disruption klassischer Geschäftsmodelle. Das Augenmerk der digitalen Ökonomie ist auf Digitale Plattformen gerichtet, die von der Unternehmensberatung Gartner als ein weltweiter Megatrend bezeichnet werden und als das Geschäftsmodell im digitalen Zeitalter darstellen. Die wachsende Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie ermöglicht eine transparente Technologie in welcher Erlebnisse geschaffen werden können.15 16 Für die Bewertung des Geschäftsmodell der Küchenhelfer GmbH werden im folgenden Kapitel die Ansätze von Online-Plattformen und Netzwerkeffekten literaturbasierend ermittelt und genauer erläutert.

2.1 Begriffsklärung: Online-Plattformen

Online Plattformen sind die neuen Treiber der digitalen Ökonomie und einer ihrer Hauptwachstumsträger. Das ist am stärksten auf den B2C-Märkten (Business to Customer) zu spüren.17 „Digitale Plattformen sind internetbasierte Foren für digitale Interaktion und Transaktion."18 Diese machen es möglich, Güter jederzeit an jedem beliebigen Ort verfügbar zu machen. Dabei senken digitale Technologien die Transaktionskosten und schaffen neue Märkte. Das Ziel von Online-Plattformen ist ein exponentielles Wachstum von Nutzerzahlen zu erreichen und damit eine größtmögliche Skalierung der Plattform zu generieren.19

Wenn wir von Online-Plattformen sprechen, ist in wissenschaftlichen Beiträgen einheitlich von zwei grundlegenden Kategorien die Rede: transaktionszentrierte Plattformen und datenzentrierte Plattformen.20 So beschreibt neben von Engelhardt (2017) und Jäckel (2017) auch Kollmann (2001) die Typen der digitalen Marktplätze als entweder transaktionsorientierte digitale Plattform, auf welchen die Vermittlung zwischen Marktakteuren das Bestreben ist, oder als datenzentrierte digitale Plattformen, bei welchen die Vernetzung auf Basis von Daten der Umsatzgenerator ist.21 Genauer beschrieben heißt das, dass bei Online-Plattformen mit transaktionszentriertem Fokus auf Basis eines Intermediärs eine Interaktion und Transaktion ermöglicht wird. Intermediäre übernehmen die Vermittlerrolle und bringen über einen Marktplatz die unterschiedlichen Interessengruppen zusammen und kurbeln dadurch das Wachstum an.22 Beispiele digitaler Plattformen sind „Suchmaschinen, Vergleichs- und Bewertungsportale, Marktplätze/Handelsplattformen, Medien- und Inhaltedienste, Online-Spiel, soziale Netzwerke sowie Kommunikationsdienste"23. Das zunehmende Aufkommen digitaler Plattformen und Intermediäre verändert die Spielregeln für das Ökosystem und verändern das Marktgeschehen in seiner Struktur. Es werden Algorithmen und soziales Feedback genutzt, um Wettbewerbsvorteile zu generieren.24 Darin weisen Online-Plattformen ihre Eigenschaften auf, die sich von denen des analogen Marktes unterscheiden.25 Während herkömmliche Plattformen transaktionsorientiert agieren, wird der Fokus bei Intermediären aufdie Interaktion der verschiedenen Nutzergruppen ausgeweitet.26

Digitale Plattformmodelle streben hohe Wechselkosten an, um den Nutzer mit dem sogenannten Lock-In Effekt langfristig an die eigene Online-Plattform zu binden.27 Ein Lock- ln Effekt führt dazu, dass mögliche Wechselkosten für den Nutzer eine überproportional große Hürde darstellen und das Verhältnis zum Nutzen nicht mehr nachvollziehbar erscheint. Ist der Lock-In Effekt besonders stark ausgeprägt, kann eine Plattform sogar den Markteintritt eines konkurrierenden Anbieters verhindern und damit den Wettbewerb für sich entscheiden.

Neben dem großen Ziel, die Nutzer an die eigene Online-Plattform zu binden (Lock-In), wird das Ziel der Datensammlung verfolgt, um diese weiterverarbeitend gewinnbringend zu verwerten.28 Die Datenweitergabe und -Weiterverarbeitung geschieht im Stillen per Algorithmen, ohne dass der Nutzer dies direkt erfährt. In den AGB kann der Benutzer meist weitere Informationen dazu finden.29 Dabei entsteht eine Flut von Daten, die die analoge Wirtschaft zum einen und die digitale Ökonomie zum anderen stark beeinflusst. Es kann zu mehr Effizienz führen oder auch zur Transformation der Wirtschaftswelt.30 Heruntergebrochen auf eine Online-Plattform können die gewonnenen Daten beispielsweise dazu dienen, die angebotenen Services oder Produkte auf die Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer anzupassen.31 Die gewonnenen Daten liefern ein „datenbasiertes Gesamtsystem (...), bei dem komplementäre Produkte (Hardware, Software, Daten und/oder Dienstleistungen) zu einem Gesamtsystem verknüpft werden."32 Ziel einer digitalen Plattform ist es „nutzenstiftende (Dienst-)Leistungen zu generieren"33.

2.2 Begriffsklärung: Netzwerkeffekte

Wie bereits in der Einleitung erwähnt und hinführend beschrieben, sind Online-Plattformen innovativ und entsprechend der digitalen Ökonomie sehr dynamisch.34 Das Wachstum digitaler Plattformen erfolgt zum einen über den Anstieg von Transaktionen, welcher durch Big Data Management gesteuert werden kann. Big Data Management ist für das Sammeln und zur Analyse von komplexen Datenmengen und Datenströmen notwendig.35 Der Einsatz von Big Data Management ist „für die Entstehung von positiven Netzwerkeffekten auf digitalen Plattform-Ökosystemen von zentraler Bedeutung"36. Das hat den Hintergrund, dass Such- und Empfehlungstechnologien bei der Orientierung durch die Produktvielfalt auf virtuellen Marktplätzen bzw. Online-Plattformen helfen.37 Mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien verändert sich das Verhalten von Nutzern, da ihnen ermöglicht wird sich über große Distanzen auszutauschen. Aus der sozialen Interaktion geht das Merkmal der Netzwerkeffekte hervor, da erst durch die Netzökonomie die Akteure auf Plattformen verbunden werden.38 „Je mehr Nachfrager (Kunden) die Plattform nutzen, umso mehr Hersteller (Anbieter) werden auch auf der Plattform vertreten sein."39 Durch zusätzliche Anbieter von Komplementärprodukten auf der Online-Plattform wird die Attraktivität gesteigert und kann damit die Attraktivität und exponentiell die Anzahl der Nutzer steigern. Diese zusätzlichen Netzwerkeffekte entstehen dann, wenn der Betreiber der Plattform versteht, dass der Erfolg darin besteht, dass alle Beteiligten einen stetigen Nutzen haben und die Interaktion am Laufen gehalten wird.40 Das heißt: Umso größer ein Netzwerk und die Reichweit, desto interessanter ist der Intermediär für Werbemaßnahmen von Drittfirmen und Investitionen.41 Netzwerkeffekte entstehen dann, wenn Nutzer den Wert von Gütern oder Dienstleistungen erkennen und schlussfolglich die Anzahl der Akteure steigt.42 Netzwerkeffekte sind, kein neuartiges Phänomen, warum Shapiro 1998 bereits aufbauende und neue grundlegende empirische Erkenntnisse dazu gewann. Vielmehr geht es um die Anpassung bestehender Geschäftsmodelle und Produkte und die Anpassung an die digitale Wirtschaft, in welcher neuartige Kundenbedürfnisse entstehen. Den Ursprung des Effekts ist psychologischer Natur und die Nachfrage entsteht in Abhängigkeit des Konsumverhaltens anderer während dieses als bestätigender Faktor für aktive Mitläufer zählt.43

Netzwerkeffekte werden weiter in direkte und indirekte Netzwerkeffekte unterschieden. Direkte Netzwerkeffekte werden erzielt, wenn der Nutzen einer Plattform mit der Konsumentenzahl steigt. Umso mehr Nutzer sich auf einer digitalen Plattform registrieren, desto attraktiver wird diese. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass zwei Plattformen mit denselben Angeboten einen unterschiedlichen Nutzen stiften, wenn sich die Teilnehmerzahl unterscheidet.44 Von indirekten Netzwerkeffekten ist dann die Rede, wenn der Mehrwert für die Akteure von dem Vorhandensein weiterer, komplementärer Leistungen und/oder Produkten bedingt wird.45 Beispielhaft kann hier der Medienmarkt genannt werden, dass im Falle von Werbeanzeigenschaltungen positiv ist, wenn viele Nutzer auf dem Zielmarkt anzutreffen sind. „Die Plattform, der es besser gelingt, beide Marktseiten zu bedienen, wird in einem solchen Markt als alleiniger Anbieter enden, weil durch die positiven Netzwerkeffekte die erfolgreichere bzw. größere Plattform bevorzugt wird („Winner-takes- it-all-Markt")."46

Die Ausprägung und der Wert eines Netzwerks hängen von der Anzahl der Akteure ab. Das Ausmaß des Netzwerkeffekts hängt von den Akteuren auf der digitalen Plattform ab. Das sind zwei Thesen von Clement und Schreiber (2016) die sich auf die folgenden, für diese Arbeit relevanten, Netzwerkgesetze beziehen.

1. One-to-Many Netzwerke nach Sarnoff

Sarnoff Gesetz zu einem „One-to-Many"-Netzwerk besagt, dass der Wert eines Netzwerkes proportional zur Anzahl der Nutzer zunimmt. Als Beispiel können dafür das Radio oder Fernsehen genannt werden.47

2. Many-to-Many Netzwerke nach Metcalfe

Metcalfe definiert ein Gesetz zu der Netzwerkstruktur „Many-to-Many". Hier wird es den Nutzern ermöglicht miteinander in Kontakt zu treten und zu kommunizieren. Als Beispiele dienen das Telefon-/ bzw. Mobilfunknetz und der E-Mailverkehr. Je mehr Nutzer ein Netzwerkanbieter hat, desto interessanter wird es für jeden Nutzer, damit diese untereinander in den Austausch kommen.48 Dies ist die Steigerungsform zu „One-to-Many".

3. Many-to-Many-Gruppennetzwerk nach Reed

Reed greift 2006 das Many-to-Many Gesetz auf und geht in seiner Betrachtung tiefer auf die Vernetzung der Nutzer untereinander ein. Er sieht, dass in einem Many-to-Many-Netzwerk die Teilnehmer ein Gruppennetzwerk bilden können.49 Diese Art Gruppennetzwerke sind vornehmlich in sozialen Netzwerken zu bemerken. Auf diesen Plattformen, in denen der soziale Austausch das größte Interesse darstellt, ist der Nutzen jeden zusätzlichen Nutzers deutlich stärker, als in einem Many-to-Many-Netzwerk nach Metcalfe.50 Daraus lässt sich schließen, dass die Gruppennetzwerke nach Reed die stärkste Ausprägung von Netzwerkeffekten haben und das Wachstum der Nutzer exponentiell ist.51

Interessant erscheint, dass zusätzliche Möglichkeiten oder Funktionen für den sozialen Austausch auf der digitalen Plattform, als Erfolgsfaktor gewertet wird. Alle drei genannten Netzwerkgesetze gehen davon aus, „dass der Nutzenzuwachs mit der Zahl der schon vorhandenen Teilnehmer steigt."52

2.2 Theoretische Ansätze zur Ermittlung von Netzwerkeffekten

In den folgenden Kapiteln werden die Erfolgsfaktoren für positive Netzwerkeffekte auf Online-Plattformen beschrieben. Dabei werden die Begriffe Online-Plattform und digitale Plattform in dieser Arbeit synonym verwendet. Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen der wissenschaftlichen Literatur können vier teilweise voneinander abhängige Effekte genannt werden, die entscheidend dafür sind, wie erfolgreich sich eine Online-Plattform entwickelt: Positiver Feedback Effekt, Kritische Masse, Wechselkosten/Lock-In Effekt und Standards.

[...]


1 (Picot et al., 2020, S. 1)

2 (Vgl. Picot et al., 2020, S. 1)

3 (Vgl. Demary, 2016, S. 4)

4 (Vgl. Hawlitzeck, 2018, S. XI f.)

5 (Vgl. Bornewasser & Hadwich, 2018, S. 85)

6 (Vgl. Hawlitzeck, 2018, S. XI)

7 (Jaekel, 2017, S. 59)

8 (Vgl.Jaekel, 2017,S. 58)

9 (von Engelhardt et al., 2017, S. 5)

10 (Vgl. Demary, 2016, S. 13 ff.)

11 (Vgl. Demary, 2016, S. 8 f.)

12 (Vgl. Picot et al., 2020, S. 31)

13 (Vgl. Shapiro & Varian, 1999a, S. 107)

14 (Vgl. Picot et al., 2020, S. 31)

15 (Vgl. Krcmar, 2015, S. 418)

16 (Forni & van der Meulen, 2017)

17 (Vgl. Bundesministerium fürWirtschaft und Energie, 2017, S. 21)

18 (Bundesministerium fürWirtschaft und Energie, 2017, S. 21)

19 (Vgl. Clement & Schreiber, 2016, S. 295)

20 (Vgl. von Engelhardt et al., 2017, S. 5)

21 (Vgl. Kollmann, 2001,S. 38)

22 (Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2017, S. 21)

23 (Bundesministerium fürWirtschaft und Energie, 2017, S. 21)

24 (Vgl. Jaekel, 2017, S. 132)

25 (Vgl. von Engelhardt et al., 2017, S. 5)

26 (Vgl. Deutscher Bundestag, 2015, S. 30)

27 (Vgl. Shapiro & Varian, 1999b, S. 193 f.)

28 (Vgl. von Engelhardt et al., 2017, S. 7)

29 (Vgl. Jaekel, 2017, S. 13)

30 (Vgl. Picot et al., 2020, S. 76)

31 (Vgl. Jaekel, 2017, S. 134)

32 (von Engelhardt et al., 2017, S. 5)

33 (Weiber & Mohr, 2019, S. 14)

34 (Vgl. Demary, 2016, S. 8)

35 (Vgl. Jaekel, 2017, S. 20)

36 (Jaekel, 2017, S. 21)

37 (Vgl. Clement & Schreiber, 2016, S. 35)

38 Ebd.

39 (Herdaetal., 2018,S. 5)

40 (Vgl Herda et al., 2018, S. 5)(Vgl. Clement & Schreiber, 2016, S. 227)

41 (Vgl. Dewenter, 2006, S. 4)

42 (Vgl. Shapiro & Varian, 1999b, S. 146)

43 (Vgl. Kastanakis & Balabanis, 2012, S. 1401)

44 (Vgl. Clement & Schreiber, 2016, S. 58 f.)

45 (Vgl. Clement & Schreiber, 2016, S. 61)

46 (von Engelhardt et al., 2017, S. 15)

47 (Vgl. Leimeister, 2015, S. 342)

48 (Vgl. Leimeister, 2015, S. 343)

49 Ebd.

50 Ebd.

51 (Vgl. Clement & Schreiber, 2016, S. 71)

52 (Clement & Schreiber, 2016, S. 69)

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Messung der Stärke von potenziellen Netzwerkeffekten von Online-Plattformen
Untertitel
Eine empirische Untersuchung
Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen
Veranstaltung
Wirtschaften in der Digitalen Ökonomie
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
32
Katalognummer
V978809
ISBN (eBook)
9783346332042
ISBN (Buch)
9783346332059
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ökonomie, Digitalisierung, Netzwerk, Transformation, BI, Analyse, Plattformen, Online Business
Arbeit zitieren
BA International Marketing Stephanie Puschner (Autor:in), 2020, Messung der Stärke von potenziellen Netzwerkeffekten von Online-Plattformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/978809

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