Lernmotivation und Lernerfolg von Pflichtteilnehmer*innen in der Ersten-Hilfe-Breitenausbildung


Projektarbeit, 2020

27 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Begriffsdefinitionen
2.1.1 Erste Hilfe und Erste-Hilfe-Kurse
2.1.2 Ziele und Zielgruppen der Erste-Hilfe-Ausbildung
2.1.3 Pflichtteilnehmer Erste Hilfe
2.1.4 Motivation
2.2 Zielgruppenbetrachtung bezogen auf Pflicht zur Ersten Hilfe-Breitenausbildung
2.2.1 Aus- und Fortbildung betrieblicher Ersthelfer
2.2.2 Erste Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder
2.2.3 Betriebssanitäter
2.2.4 Führerscheinerwerb bzw. Zulassung gemäß § 68 Fahrerlaubnis-verordnung (FeV)
2.2.5 Zulassung gemäß § 5 Ärztliche Approbationsordnung (ÄAppO) und Medizinstudium
2.2.6 Trainer, Übungs- und Jugendleiter
2.2.7 Lehrkräfte
2.2.8 Unfallkasse Bund
2.2.9 Luftfahrtbundesamt (LBA)
2.2.10 Freiwillige Feuerwehr
2.2.11 Rettungsschwimmer
2.3 Dimensionen von Lernmotivation in Zielgruppen der Ersten Hilfe
2.4 Lernerfolge sicherstellen in der Zielgruppe Pflichtteilnehmer
2.4.1 Physiologische und Sicherheitsbedürfnisse
2.4.2 Soziale Bedürfnisse
2.4.3 Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung
2.5 Konkrete Maßnahmen zur Motivationsförderung in Erste Hilfe-Schulungen
2.5.1 Zielgruppenorientierter Unterricht
2.5.2 Problemorientiertes Lernen und Kognitive Dissonanz
2.5.3 Medienkompetenz kommt Motivation und Lernerfolg zugute
2.5.4 Rollenbild und Teilnehmermotivation
2.5.5 Wertschätzung verbessert Lernleistung und intrinsische Motivation

3. Schluss, Diskussion und Ausblick

Anhang
I Literaturverzeichnis
II Abkürzungsverzeichnis
III Eidesstattliche Erklärung

Vorwort

Die vorliegende Arbeit mit dem Titel „Lernmotivation von Führerscheinanwärter*innen in der Ersten Hilfe Breitenausbildung“ wird im Rahmen des Online-Trainings „Lehrbeauftragter (FB Erste-Hilfe) (2020)“ bzw. des Kurses „Lehrbeauftragte*r Erste Hilfe“ erstellt.

Der Verfasser ist neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Internist und Geriater in der Funktion als Chefarzt Geriatrie ehrenamtlich für den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Regionalverband Berlin-Nordwest e.V. als Regionalverbandarzt sowie Fachberater Ausbildung tätig. Zudem ist er als Ausbilder in der Ersten-Hilfe-Breitenausbildung seit 2007 für die obige Dachorganisation tätig, später auch in der Ausbildung von Sanitäter*innen aktiv. Es bestehen die Lehrberechtigungen A1 – A4, die u.a. zur Durchführung von Erste-Hilfe-Grundlehrgängen - und Fortbildungen sowie der Qualifizierung zur Durchführung von Sanitätshelfer- und Sanitätsdienstlehrgängen des ASB. Es bestehen die Qualifikationen zum Fachausbilder Erste Hilfe am Kind (FEK) sowie die Absolvierung eines Lehrgangs zum Mentor Breitenausbildung. Der Autor ist mit der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin qualifiziert und nimmt regelmäßig an sanitätsdienstlichen Einsätzen seines Regionalverbands teil.

Mit dem Online-Training sowie der hier vorliegenden Arbeit sollen die eigene Ausbildertätigkeit reflektiert und aktualisiert werden.

Bezogen auf die Themenstellung soll die besondere Zielgruppe der Führerscheinanwärter*innen in der Ersten-Hilfe-Breitenausbildung mit Fokus auf motivationale Aspekte betrachtet werden.

1. Einleitung

Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH) sind 99 Prozent der deutschen Bevölkerung Erste Hilfe-Kenntnisse wichtig. Dennoch ist festzustellen, dass bei etwa 20 Prozent die Erste Hilfe-Ausbildung bereits über fünf Jahre und bei einem Drittel schon über zehn Jahre zurückliegt. Hinzu tritt für viele eine relevante Sorge vor eigenen Fehlern bei Erste-Hilfe-Leistungen (40 % der Deutschen) [vgl. Ärzteblatt, 2015, o.S.; vgl. Klöpper, 2015, o.S.]. Entsprechend haben Kompetenzerwerb und –erhalt eine relevante Rolle. Auffallend ist somit eine deutliche Diskrepanz zwischen wahrgenommenem Schulungsbedarf in der Bevölkerung und den mutmaßlichen Fertigkeiten und Kenntnissen auf dem Gebiet der Ersten Hilfe.

Unter anderem vor diesem Hintergrund hat es relevante Anpassungen in der Ersten Hilfe Ausbildung in 2015 gegeben. Dabei gilt die Ausbildung von Ersthelfern als komplexe Aufgabe, die neben medizinischem Fachwissen auch Motivation zur aktivem Handeln in Notfällen und dabei didaktisch- methodische Kompetenz umfasst [vgl. Karutz, 2008, S. 190].

1.1 Thematische Einführung und Abgrenzung des Themas

Seit Umstellung der Regularien der Ersten-Hilfe-Ausbildung im Jahr 2015 wurde mehrheitlich auf eine neun Unterrichtseinheiten umfassende Erste Hilfe-Kurse sowie hohen Praxisbezug umgestellt. Dies betrifft vor allem alle die verpflichtenden Erste Hilfe-Kurse. Dabei soll „moderner, straffer, praxisnaher und einheitlicher“ (Ralf Sick, Johanniter) unterrichtet werden und die Motivation zu regelmäßiger Aktualisierung erhöht werden [vgl. Ärzteblatt, 2015, o.S.; vgl. Klöpper, 2015, o.S.].

In der Ersten Hilfe-Breitenausbildung spielen neben medizinisch-inhaltlichen Aspekten vielfältige Normen und Vorschriften eine gewichtige Rolle, z.B. die der Qualitätssicherungsstelle Erste-Hilfe (QSEH). Die Regel und Vorgaben beziehen sich auf die Kursdurchführung seitens der Anbieter bzw. ermächtigten Stellen. Zudem haben Vorschriften und Regularien Einfluss auf die Teilnehmenden an Erste Hilfe-Ausbildungen, da insbesondere Pflichten zur Teilnahme veranlassen können.

In der subjektiven Wahrnehmung vieler Erste Hilfe Ausbilder stellt sich die Durchführung von Kursen mit einer großen Zahl von Teilnehmenden, die pflichtmäßig einer Kursteilnahme bedürfen, ohne dass ein innerer Wunsch oder Bezug zur Thematik bestehen mag.

Die hier vorliegende Arbeit soll sich mit dieser spezifischen Zielgruppe befassen und diese sowohl betreffend ihre motivationale Situation, als auch mit Hinblick auf Motivationsfaktoren im Seminar sowie einen nachhaltigen Lernerfolg bezogen auf die vorgegebenen beziehungsweise vereinbarten Ausbildungsziele betrachten.

1.2 Konkretisierung der Fragestellung

Es soll der grundsätzlichen Frage nachgegangen werden, wie man Lernmotivation bei Teilnehmenden der Ersten Hilfe-Breitenausbildung herstellen kann, die lediglich aufgrund bestehender Teilnahmepflichten die Schulungen besuchen. Zudem soll darauf eingegangen werden, wie man deren Lernerfolg sichern und zu Wiederholungskursen motivieren kann.

1.3 Ziele der Projektarbeit und eigene Schwerpunkte

In der Arbeit sollen „Pflichtteilnehmende“ in der Ersten Hilfe-Breitenausbildung aufgezeigt und als ggf. heterogene Zielgruppe betrachtet werden. Es soll aus der Perspektive Lehrbeauftragter Erste Hilfe Aspekte zusammengestellt und betrachtet werden, die Einfluss auf Lernmotivation und erfolgreiches Lernen haben können.

1.4 Kapitelübersicht und „roter Faden“

Die hier vorliegende Arbeit wird im Rahmen des Lehrgangs „Lehr-beauftragte*r Erste Hilfe“ erstellt und bearbeitet die eingangs skizzierte Fragestellung nach der Förderung von Lernmotivation von Pflichtteilnehm-enden von Erste Hilfe-Schulungen.

Im Hauptteil werden zunächst übergeordnete Begriffsdefinitionen vorge-nommen (Absatz 2.1). Dabei wird u.a. auf Erste-Hilfe-Kurse, Teilnahme-pflichten und Motivation eingegangen.

Absatz 2.2 nimmt eine differenzierte Zielgruppenbetrachtung für Erste Hilfe-Schulungen vor, charakterisiert diese Gruppen und bewertet sie anhand bezogen auf ihre motivationale Situation in Ausbildungen zur Erste Hilfe.

In Abschnitt 2.3 wird der Begriff Motivation erneut aufgegriffen Dimensionen von Lernmotivation in der Zielgruppe der Teilnehmer von Erste Hilfe-Schulungen eingegangen Dabei wird u.a. nach intrinsischer und extrinsischer Motivation als relevantem Aspekt differenziert.

In Anlehnung an die Maslow´sche Bedürfnispyramide erfolgt in Abschnitt 2.4 eine Analyse der für Motivation und Lernerfolg relevanten Bedürfnisse, die bezogen auf First Aid-Seminare von Bedeutung sind. Der Abschnitt gliedert sich nach den Stufen der genannten Pyramide.

Im darauffolgenden Abschnitt 2.5 werden konkrete Maßnahmen zur Motivationsförderung in Erste Hilfe-Seminaren aufgezeigt. Dabei werden die Aspekte Zielgruppenorientierung, problemorientiertes Lernen, Medieneinsatz, Rollenbild des Erste Hilfe-Trainers sowie Methoden der Wertschätzung aufgezeigt.

Kapitel 3 nimmt eine Schlussbetrachtung und Diskussion bezogen auf die Fragestellung vor und nimmt einen Ausblick.

2. Hauptteil

In der hier vorliegenden Projektarbeit für das Online-Training Lehrbeauftragt*r Erste Hilfe“ soll das Thema Erste Hilfe-Breitenausbildung mit besonderem Fokus auf die Zielgruppe derjenigen Teilnehmenden betrachtet werden, die aufgrund von Obliegenheiten bzw. Auflagen einen Erste Hilfe-Kurs besuchen, bei denen das Interesse bzw. das Erlernen der Inhalte nachrangig ist.

2.1 Begriffsdefinitionen

Es soll zunächst auf grundlegende Begrifflichkeiten im Sinne von Definitionen eingegangen werden.

2.1.1 Erste Hilfe und Erste-Hilfe-Kurse

Unter Erster Hilfe sollen all diejenigen Maßnahmen verstanden werden, die von der breiten Bevölkerung umgesetzt werden können, um Menschleben zu retten sowie drohende Gefährdungen oder gesundheitsbezogene Störungen bis zur professionellen Hilfe zu versorgen [vgl. BfGA, o.J., o.S.]. Dabei gilt Erste Hilfe als erlernbar und wird im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen neben den Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD) auch von z.T. im Verband privater Erste-Hilfe-Schulen e.V. aggregierten privaten Bildungsträgern vermittelt. Seitens des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat wird Erste Hilfe dem Bevölkerungsschutz zugeordnet, der wiederum dem Zivil- und Katastrophenschutz angegliedert ist [vgl. BMI, 2020, o.S.]. Die Erste-Hilfe-Breitenausbildung kennt dabei verschiedene Formate, zu denen u.a. die Erste-Hilfe-Grundausbildung sowie die Erste-Hilfe-Fortbildung gehören [vgl. ASB Deutschland e.V., 2020, o.J.]. Unter Erste-Hilfe Grundlehrgang und Erste-Hilfe-Fortbildung (gleich Erste-Hilfe-Training) sollen hier jeweils spezifische Formate verstanden werden, während die Begriffe Erste Hilfe-Kurs, Erste-Hilfe-Lehrgang, Erste Hilfe-Ausbildung und Erste Hilfe-Seminar nachfolgend synonym verwendet werden.

2.1.2 Ziele und Zielgruppen der Erste-Hilfe-Ausbildung

Unter Ziel wird „ein definierter und angestrebter Endpunkt eines Prozesses, meist einer menschlichen Handlung“ verstanden. Vor dem Hintergrund einer substanziell zu geringen Zahl an Menschen, die zum Leisten der Ersten Hilfe imstande sind Motivation zu Kursbesuchen bzw. Auffrischen von Erste Hilfe-Kenntnissen sowie die anwendungsorientierte Vermittlung dieser Kenntnisse und Motivation zur Hilfeleistung in konkreten Notlagen [vgl. Klöpper, 2015, o.S.]. Betreffend die Ziele geht es um die zu vermittelnden Inhalte unter Betrachtung der Art der Vermittlung sowie von Methoden und Mitteln [vgl. Holzner, 2020]. Hierbei soll später auf die mögliche Divergenz zwischen Zieldefinitionen seitens des Dozenten im Verhältnis zum Teilnehmenden oder Auftraggeber Betrachtung finden.

Im Kontext der Ersten-Hilfe-Unterrichts geht es bezogen auf Zielgruppen der neun Unterrichtseinheiten umfassenden Erste-Hilfe-Grundausbildung „alle Interessenten, Ersthelfer im Betrieb, Übungsleiter, Jugendbetreuer, Lehrer, Wasserretter, Flugbegleiter, Führerscheinbewerber aller Klassen usw.“, für die Erste-Hilfe-Fortbildung „alle, die ihre Erste-Hilfe-Grundausbildung auf-frischen möchten oder müssen.“ [ASB Deutschland e.V., 2020, o.S.].

2.1.3 Pflichtteilnehmer Erste Hilfe

Im Kontext der hier vorliegenden Ausarbeitung soll unter Pflichtteil-nehmenden diejenigen Teilnehmer von Erste-Hilfe-Kurse verstanden werden, die im Wesentlichen auf dem Boden von übergeordneten Regularien solche Kurse als Teilnehmer besuchen, ohne dies aus originär innerer Motivation heraus zu tun.

2.1.4 Motivation

Motivation lässt sich synonym zu Anreiz, Antrieb und Triebfeder verstehen und umfasst alle „Beweggründe und Einflüsse, die eine Entscheidung, Handlung o. ä. beeinflussen, bzw. zu einer Handlungsweise anregen.“ Begrifflich ist Motivation sowohl der Psychologie, als auch der Pädagogik zugeordnet und impliziert „Tat-Energie“ zur Befriedigung innerer Bedürfnisse [vgl. Bibliographisches Institut, 2020, o.S.; vgl. Holzner, 2020, o.S.]. Der Begriff Motivation wird später noch eingehender betrachtet.

2.2 Zielgruppenbetrachtung bezogen auf Pflicht zur Ersten Hilfe-Breitenausbildung

Im Kontext der Ersten-Hilfe-Unterrichts geht es bezogen auf Zielgruppen der 9 Unterrichtseinheiten umfassenden Erste-Hilfe-Grundausbildung „alle Interessenten, Ersthelfer im Betrieb, Übungsleiter, Jugendbetreuer, Lehrer, Wasserretter, Flugbegleiter, Führerscheinbewerber aller Klassen usw.“, für die Erste-Hilfe-Fortbildung „Alle, die ihre Erste-Hilfe-Grundausbildung auffrischen möchten oder müssen.“ [ASB Deutschland e.V., 2020, o.S.]. Es sollen diese und weitere nun nach Aspekten der Pflichtmäßigkeit der Teilnahme aufgeführt werden.

2.2.1 Aus- und Fortbildung betrieblicher Ersthelfer

Die Notwendigkeit zur Vorhaltung einer Mindestzahl betrieblicher Ersthelfer von Ausbildung betrieblicher Ersthelfer ist in § 26 der DGUV Vorschrift 1 geregelt und sieht vor, dass bereits ab zwei bis 20 anwesenden Versicherten eines Betriebes ein Ersthelfer vorzuhalten ist. Für Kindertageseinrichtungen ist je Gruppe ein Ersthelfer verbindlich, für Hochschulen sind es 10 % der Beschäftigten und bei Betrieben ab 20 anwesenden Versicherten gelten ebenfalls prozentuale Anteile (5% oder 10%) abhängig von der Art des Betriebes.

Bei der Unterweisung unterscheidet man die neun Unterrichtseinheiten umfassende Ausbildung zum Betrieblichen Ersthelfer (Erste-Hilfe-Grund-lehrgang) von der binnen zwei Jahren vorzunehmenden Erste-Hilfe-Training (Erste-Hilfe-Fortbildung) mit gleichem Zeitansatz.

Die Durchführung ist ermächtigten Stellen gemäß § 26 Abs. 2 der DGUV Vorschrift 1 [vgl. DGUV-QSEH, 2020, o.S.] vorbehalten, wobei die Kosten-regulierung durch die Unfallversicherungsträger erfolgt.

Inhaltlich und bezogen auf Teilnehmerübungen und Ausbilderdemon-strationen gelten QSEH-Vorgaben, wie sie im Anhang des DGUV Grund-satzes 304-001 hinterlegt sind. Als übergeordnetes Ausbildungsziel für die Teilnehmenden gilt die „grundsätzlichen Maßnahmen bei Notfall-situationen nach anerkannten und geltenden Standards systematisch anwenden (zu) können“ [vgl. DGUV, 2020a, o.S.].

Mit dieser relevanten Zielgruppe von Teilnehmenden ist die Besonderheit langfristiger, wiederholender Qualifizierung verbunden. Zudem ist hier die Erste-Hilfe-Ausbildung aufgrund der Veranlassung von Betrieben als Auftraggeber erfolgt, die Teilnehmer somit möglicherweise lediglich aufgrund externer Motivation dem Seminar beiwohnen.

2.2.2 Erste Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder

Auch dieses Kursformat umfasst 9 x 45 min und fokussiert auf Mitarbeitende in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder. Zu der Zielgruppe gehören somit neben Erzieherinnen und Erziehern, auch Lehrer und andere beruflich mit der Kinderbetreuung Betraute. Hierbei werden neben der Vermittlung lebensrettender Maßnahmen für Erwachsene auch einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Kindern (Kinder-Notfälle) sowie typische Kinder-krankheiten obligatorisch eingeschlossen, die durch „optionale Themen“ ergänzt werden können [vgl. Holzner, 2020, o.S.; vgl. DRK, 2020, o.S.].

2.2.3 Betriebssanitäter

In sehr großen Betrieben werden zudem Betriebssanitäter eingesetzt. Gemäß § 27 DGUV Vorschrift 1 besteht diese Notwendigkeit bei über 1500 anwesenden Versicherten eines Betriebes, zudem wenn bezogen auf Art, Schwere und Unfallzahl mehr als 250 anwesende Versicherten zugegen sind. Für Baustellen gilt eine Zahl von 100 anwesende als Grenzzahl. Auf diesen zeitlich umfangreichen Grund- und Aufbaulehrgang (63 plus 32 Stunden) soll hier jedoch nicht weiter eingegangen werden [vgl. DGUV, 2020b, o.S.].

2.2.4 Führerscheinerwerb bzw. Zulassung gemäß § 68 Fahrerlaubnis-verordnung (FeV)

Die QSEH-Anerkennung umfasst seit 2015 auch die nach § 68 FeV. Letztere alleine umfasst die Zulassung für Kurse für Führerscheinanwärter Abzug-halten. Hier wurden die Regelungen vereinheitlicht auf eine Unterweisung mit einem 9 UE umfassendes Curriculum. Die isolierte Zulassung gemäß § 68 FeV hat spezifische Vorgaben (u.a. Unterrichtsleitfaden, ärztliche Leitung, Trainingsequipment, Raumgröße …), die in der QSEH-Anerkennung integriert sind [vgl. Holzner, 2020].

Seitens des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wird der Fahrerlaubnisbestand im Zentralen Fahrerlaubnisregister mit Stand vom 01.01.2020 bei über 41,6 Millionen registriert und eine leicht steigende Tendenz festgestellt [vgl. KBA, 2020, o.S.]. Hier wird deutlich, welch hohe Relevanz die Fahrerlaubnis-erteilung mit der damit einhergehenden Pflicht zur Ersten-Hilfe-Ausbildung hat.

Zu bemerken ist bei dieser spezifischen Zielgruppe, dass Fahranfänger häufig junge Menschen sind, bei denen die Erste-Hilfe-Ausbildung nicht primäres Ziel beim Führerscheinerwerb darstellt.

2.2.5 Zulassung gemäß § 5 Ärztliche Approbationsordnung (ÄAppO) und Medizinstudium

Gemäß § 5 Ärztliche Approbationsordnung ÄAppO ist eine theoretisch-praktische Wissens- bzw. Kenntnisvermittlung mit Anmeldung zum Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung verbindlich. Neben der Anerkennung bestimmter medizinischer Berufe und sanitätsdienstlicher Kurrikula werden insbesondere die Erste-Hilfe-Schulungen von vier Hilfsorganisationen (ASB, DRK, JUH, MHD) neben Bescheinigungen öffentlicher Träger (Bundeswehr, Polizei, Bundespolizei) über die Ausbildung in erster Hilfe anerkannt. Relevant ist die bestehende Zulassung der Landesbehörde als Prüfungsamt für Humanmedizin (Zahnmedizin).

Insofern hat die zuletzt mit 96.115 Personen bezifferte Zielgruppe der Medizinstudierende einen relevanten Anteil an den Erste-Hilfe-Ausbildungen, bei denen auch eine Verpflichtung zur Kursteilnahme besteht. Hier sind zunehmende Trends zur eigenständigen Zielgruppenbildung und Schulung zu erkennen [vgl. Die Johanniter, 2020, o.S.]

2.2.6 Trainer, Übungs- und Jugendleiter

Für die Zielgruppe Übungs- und Jugendgruppenleiter, (Sport-) Trainer und Betreuer (z.B. Ski-, Snowboard- und Tennislehrer) gilt der Erste-Hilfe-Kurs als verbindlich vor Erteilung der jeweiligen Lizenz. Gleichlautendes gilt für Trainerlizenzen wie beispielsweise der DFB- oder Fitnesstrainer-Lizenzen [vgl. Primeros Qualification GmbH, 2020, o.S.; vgl. DFB, 2017, o.S.]. Auch hier besteht eine Zielgruppe mit verbindlicher Kurspflicht. Ebenfalls als Trainer ist der Erste-Hilfe-Ausbilder selbst zu nennen [vgl. Holzner, 2020, o.S.].

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Lernmotivation und Lernerfolg von Pflichtteilnehmer*innen in der Ersten-Hilfe-Breitenausbildung
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2020
Seiten
27
Katalognummer
V979494
ISBN (eBook)
9783346330475
ISBN (Buch)
9783346330482
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erste Hilfe, Motivation, Medienkompetenz, Fühererschein
Arbeit zitieren
Dr. Manuel Anhold (Autor:in), 2020, Lernmotivation und Lernerfolg von Pflichtteilnehmer*innen in der Ersten-Hilfe-Breitenausbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/979494

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