Traumabewältigung von geflüchteten Frauen aus dem Nahen Osten

Möglichkeiten und Grenzen für die Praxis der Sozialen Arbeit


Bachelorarbeit, 2020

87 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geflüchtete Frauen aus dem Nahen Osten
2.1 Frauen vor, auf und nach der Flucht
2.2 Zur Lage im Nahen Osten

3 Traumaverständnis
3.1 Begriffsdefinition Trauma
3.2 Traumafolgestörungen
3.3 Soziale, gesellschaftliche und politische Dimension von Trauma
3.4 Sequenzielle Traumatisierung nach Keilson (1979)
3.5 Flucht als Sequenzielle Traumatisierung
3.6 Traumaüberlebende im sozialen Kontext
3.7 Zwischenmenschliche Gewalt als Ursache der Traumatisierung
3.8 Zwischenmenschliche Gewalt durch Krieg und Folter
3.9 Sexualisierte Gewalt als geschlechtsspezifische Form der Folter

4 Traumapädagogik
4.1 Begriffserklärung Traumapädagogik
4.2 Traumapädagogische Konzepte
4.3 Auswahl des Konzepts
4.4 Martin Kühn: Pädagogik des Sicheren Ortes
4.5 Bewältigung komplexer Traumata
4.6 Leitlinien und Ziele der Traumapädagogik für den Umgang mit geflüchteten Frauen aus dem Nahen Osten

5 Konkrete Übertragung traumapädagogischer Konzepte auf die Lebenssituation geflüchteter Frauen aus dem Nahen Osten
5.1 Äußerer sicherer Ort
5.2 Personeller sicherer Ort
5.3 Innerer sicherer Ort

6 Zwischenbilanz und Forschungsfragen

7 Empirische Forschung
7.1 Darstellung der Forschungsfragen
7.2 Ziel der Forschungsarbeit
7.3 Beschreibung der Erhebungsmethode
7.4 Das problemzentrierte ExpertInnen-Interview
7.5 Leitfadeninterview
7.6 Zur Auswahl der Interviewpartnerinnen
7.7 Durchführung des Interviews
7.8 Erhebungsprozess

8 Auswertungsprozess

9 Ergebnisse der qualitativen Forschung
9.1 Fachverständnis der pädagogischen Fachkräfte
9.2 Genderspezifische und persönliche Faktoren
9.3 Strukturelle Rahmenbedingungen
9.4 Soziale Faktoren

10 Diskussion der Analyse und Schlussfolgerung hinsichtlich der Forschungsfragestellung
10.1 Reflektiertes Selbstverständnis der Fachkräfte und deren fachliche Expertise
10.2 Genderspezifische und persönliche Rahmenbedingungen
10.3 Strukturelle Rahmenbedingungen außerhalb und innerhalb der Einrichtungen
10.4 Soziale Faktoren wie spezifische Angebote, Netzwerkarbeit und Mobilisierung der Gesellschaft
10.5 Zusammenfassung

11 Kritische Betrachtung der Empirie
11.1 Qualitative Gütekriterien
11.2 Methodenkritik und weiterführende Forschungsansätze

12 Fazit und Ausblick

13 Literaturverzeichnis

14 Anlagen CD

15 Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Sechs potenziell traumatische Sequenzen im Kontext von Flucht und Zwangsmigration (nach Becker 2006, S. 192)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kategorien

Abkürzungsverzeichnis

BAG Traumapädagogik Bundesarbeitsgemeinschaft Traumapädagogik

BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

BPB Bundeszentrale für politische Bildung

bzw. beziehungsweise

DSM-IV Diagnotisches und Manuel psychischer Störungen

etc. et cetera

ggf. gegebenenfalls

ICD-10 International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems

IS Islamischer Staat

KPTBS Komplexe posttraumatische Belastungsstörung

PTBS Posttraumatische Belastungsstörung

PZI Problemzentrierte Interview

UNHCR United Nations High Commissioner for Refugees

WHO World Health Organization

z. B. zum Beispiel

1 Einleitung

„Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute“ (United Nations High Commissioner for Refugees, 2020).

Laut den Angaben des United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) waren Ende 2019 79,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht (United Nations High Commissioner for Refugees, 2020). Auch wenn die Zahl der Asylan­träge in Deutschland seit 2016 gesunken ist, fliehen noch immer viele Menschen nach Europa. Mit seinen insgesamt 1,1 Millionen aufgenommenen geflüchteten Menschen gehört Deutschland zu den Ländern in Europa, welche die meisten Ge­flüchteten aufgenommen haben. Im Jahr 2016 erreichte die Anzahl der Asylanträge einen Höchststand. Insgesamt zählte das BAMF zwischen Januar und Dezember 2016 745.545 Erst- und Folgeanträge auf Asyl, darunter rund 32% Frauen (Bundeszentrale für politische Bildung, 2020). Die meisten von ihnen sind jünger als 30 Jahre und stammen aus den Ländern des Nahen Ostens: Syrien, Iran, Afgha­nistan und dem Irak. Ihre Fluchtursachen sind vielfältig. Sie flüchten aus wirtschaft­lichen, politischen oder sozialen Gründen und sehen den einzigen Ausweg in einer Migration (Forster, 2003, S.18). Viele der geflüchteten Frauen sind alleinreisend oder mit ihren Kindern unterwegs. Sie haben vor ihrer Flucht oder währenddessen, Gewalt in den unterschiedlichsten Formen miterlebt oder selbst erfahren. Diese Er­lebnisse können psychische und physische Beeinträchtigungen bis hin zu schweren Traumata nach sich ziehen (Ethno-Medizinisches Zentrum et al., 2016, S.1).

In Deutschland angekommen, besteht keine direkte Gefahr für Leib und Seele, den­noch sind Geflüchtete mit vielen Sorgen beschäftigt, die die aktuelle Lebens­situation betreffen (Zito & Martin, 2016, S. 63). Wie wird es weitergehen? Wird meine Familie versorgt? Bin ich hier in Sicherheit? All diese Fragen über die neue Situation im Exilland bewirken Unsicherheiten. Wenn extreme Bedrohungen erlebt wurden, steht die Sicherheit an erster Stelle. Wenn in großen Einrichtungen und Notunterkünften viele unterschiedliche Nationalitäten, Ethnien, und Religionen, als auch Frauen und Männer auf engstem Raum zusammenleben, entstehen weitere Probleme (ebd.).

Laut einer bereits im Jahr 2004 durchgeführten Interviewstudie vom Deutschen Institut für Menschenrechte gaben 79% der Befragten an, schon einmal psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt in Unterkünften ausgesetzt ge­wesen zu sein. Das Risiko der geschlechtsspezifischen Gewalt steigt insbesondere für Frauen in den Unterkünften an, was sie zusätzlich zu einer vulnerablen Gruppe macht (Rana Göroğlu, 2015).

Der Umgang mit traumatischen Erfahrungen wird als Herausforderung be­schrieben, die von SozialarbeiterInnen ausreichendes traumapädagogisches Fach­wissen rund um die Themenfelder Flucht und Asyl verlange (Schirilla, 2016, S. 158f.). Demnach steht die Soziale Arbeit vor vielschichtigen Herausforderungen, die in der Arbeit mit geflüchteten Frauen entstehen. Die vorliegende Arbeit soll einen empirischen Einblick in die traumapädagogische Arbeit mit geflüchteten Frauen, insbesondere aus dem Nahen Osten, ermöglichen. Anhand von vier Inter­views soll erfasst werden, welche Bedürfnisse geflüchtete Frauen hinsichtlich ihres Sicherheitsgefühls und der Stabilisierung nach ihrer Flucht und im Ankunftsland Deutschland haben – und wie die Lebensbedingungen insbesondere in den Unter­künften aussehen müssen, um ihre traumatischen Erfahrungen erfolgreich be­wältigen zu können.

Der Fokus soll auf die traumapädagogische Arbeit pädagogischer Fachkräfte gelegt werden – wie die Zielgruppe unterstützt werden kann und auf welche Heraus­forderungen sie stoßen. Es werden vier Interviews mit Expertinnen1 erfasst, um die Notwendigkeiten der Zielgruppe zu ermitteln und anhand von theoretischen Kon­zepten zur Traumaforschung, insbesondere der sequentiellen Traumatisierung nach Keilson (1979) und „der Pädagogik des Sicheren Ortes“ von Martin Kühn ergänzt. Für die Praxis der Sozialen Arbeit werden die Leitlinien der Traumapädagogik nach Scherwath & Friedrich (2014) hinzugezogen. Die Literaturrecherche im Zuge dieser Arbeit hat gezeigt, dass es wenig spezifische Literatur gibt, die sich einzig mit Frauen auf der Flucht beschäftigt. Um das spezifische Thema abzudecken, wird vor allem Literatur nach Kizilhan (2017), vom Ethno-Medizinischen Zentrum et al. (2016) und von Schöttes & Treibel (1997) verwendet.

Zu Beginn dieser Arbeit wird die Situation der geflüchteten Frauen aus dem Nahen Osten vor, während und nach der Flucht skizziert. Diese Erläuterung dient zum genaueren Verständnis der verschiedenen Situationen der Frauen, um diese besser nachvollziehen zu können. In Kapitel drei soll das zugrundeliegende Traumaverständnis der Arbeit skizziert werden. Des Weiteren werden die Themen­felder der zwischenmenschlichen Gewalt als Traumaursache und Traumafolge­störungen durch gesellschaftliche Dimensionen behandelt. Im Anschluss wird im weiteren Kapitel auf die Grundlage der sequenziellen Traumatisierung nach Keilson (1979) eingegangen, welche einen Übergang zur Traumapädagogik im vierten Kapitel darstellt. Im fünften Kapitel werden die traumapädagogischen Kon­zepte auf die Lebenssituation der Zielgruppe angewendet. In Kapitel sechs wird eine kurze Zwischenbilanz der Theorie gezogen und die Forschungsfragestellung genauer erläutert, bevor sich Kapitel sieben dem methodischen Teil, der em­pirischen Forschung, widmet. Hierin werden das qualitative Forschungsdesign und die gewählten Erhebungsinstrumente des leitfadengestützten Interviews nach Helfferich (2011, 2014) und Problemzentriertes Interview nach Witzel (2000) skiz­ziert. Des Weiteren wird in Kapitel acht der Auswertungsprozess nach Mayring (2015, 2016) erfolgen. Im Anschluss werden im Kapitel neun die Ergebnisse zu der Praxis mit geflüchteten Frauen präsentiert und im Hinblick auf die Forschungs­fragen diskutiert. Das Kapitel zehn dient zur kritischen Betrachtung des empi­rischen Vorgehens. Zum Schluss werden die Ergebnisse noch einmal in einem kurzen Fazit und mit einem Ausblick zusammengefasst.

Wegen des beschränkten Umfangs dieser Bachelorarbeit können kulturelle und po­litische Rahmenbedingungen des Themas nicht genauer ausgeführt werden. Die Kultur, das Werte- und Normensystem der Frauen sind dennoch maßgebend für das Verhalten der Betroffenen. Weiterhin ist zu nennen, dass diese landesspezifisch sind und auf Grund von Geschlecht, Alter, Milieu und Bildungsstatus sowie sexueller Orientierung große Unterschiede vorliegen (Brown, 2008, S.115–197). Um eine gendergerechte Sprache zu gewährleisten und gleichzeitig auf eine leichte Lesbarkeit zu achten, wird in der folgenden Arbeit die Binnen-I-Schreibweise ver­wendet. Diese soll die männliche, weibliche und auch andere Geschlechtsformen einschließen. Zitiert wird nach den Regeln der American Psychological Association (APA) 7th Edition in Deutsch. Die Quellenverweise werden für eine bessere Auf­findbarkeit der Originaltextstellen um die jeweiligen Seitenzahlen ergänzt.

2 Geflüchtete Frauen aus dem Nahen Osten

Dieses Kapitel soll einen Überblick über die Herausforderungen liefern, mit denen Frauen vor und auf ihrer Flucht und später auch im Ankunftsland Deutschland kon­frontiert sind. Dabei ist anzumerken, dass jede Frau unterschiedlich ist, demnach sind die Fluchthintergründe so individuell wie die Frauen selbst. Mit „Naher Osten“ sind insbesondere die Länder Irak, Iran, Afghanistan und Syrien gemeint. Dem An­spruch an eine differenzierte sozialwissenschaftliche Untersuchung kann diese Ar­beit nur begrenzt gerecht werden, da der Umfang einer solchen, den einer Bachelor­arbeit übersteigen würde. Dennoch wird es einen kurzen geografischen, politischen, religiösen und sozialen Einblick in die Situation im Nahen Osten geben. Dieses Kapitel wird sich unter anderen auf die AutorInnen Rohr (2002), Rabe (2015), Johansson (2016) und das Ethno-Medizinische Zentrum Baden-Württemberg (2016) beziehen, die einen frauenspezifischen Blick auf das Thema Flucht ermög­lichen. Des Weiteren soll unter Zuhilfenahme von Lucas (2016), Fürtig (2013), Kizilhan (2016) und Rosiny (2016) eine Situationsbeschreibung des Nahen Ostens in Bezug auf das Thema Flucht gewährt werden. Die Zahlen und Fakten werden durch das BAMF (2020), BPB (2018) und die UNHCR (1995) vervollständigt, um ein kontinuierliches und vielschichtiges Urteil der Lage im Nahen Osten zu erhalten.2

2.1 Frauen vor, auf und nach der Flucht

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, wurden 2016 die meisten Asylanträge in Deutschland gestellt, die je verzeichnet wurden. Seitdem sind die Antragszahlen kontinuierlich zurückgegangen. Seit Januar bis April 2020 wurden bis jetzt 37.440 Erstanträge gestellt, darunter 43% Frauen und 57% Männer. Die meisten von ihnen sind jünger als 30 Jahre und stammen aus Syrien, gefolgt von dem Irak, der Türkei und Afghanistan, Nigeria und dem Iran (Bundeszentrale für politische Bildung, 2020).

Demnach machen Frauen fast die Hälfte aller AntragsstellerInnen in Deutschland aus und ihre Zahl steigt prozentual im Vergleich zu 2016 mit 34% weiblichen Ge­flüchteten.

Des Weiteren wird deutlich, dass die Antragsstellerinnen zu einem hohen Anteil aus dem Nahen Osten stammen. Es gilt zu berücksichtigen, dass es sich bei der Gruppe von weiblichen Geflüchteten nicht um eine homogene Gruppe handelt.

Demnach sind die Gründe, die Frauen zur Flucht bewegen, vielfältig. Fluchtmotive können Krieg, politische Verfolgung, Hunger und Vertreibung sein, die als ge­schlechtsneutral bezeichnet werden können.

Genderspezifische Ursachen der Fluchtmigrationen, die Frauen betreffen, sind Be­schneidung, sexuelle Gewalt, drohende Giftmorde oder weitere drohende Um­stände (Ethno-Medizinisches Zentrum et al., 2016, S.29).

Treibel (2009) beschreibt zwei Kontexte frauenspezifischer Verfolgung. Sie unter­scheidet die „[…] Verfolgung mittels sexueller Gewalt und zum anderen in der Ver­folgung Aufgrund (der Existenz) bzw. des Verstoßens gegen ausschließlich für sie geltende Normen und Gesetze“ (ebd. S.107). Dabei zu beachten ist, dass nicht jede Frau auf der Flucht Opfer geschlechtsspezifischer Verfolgung geworden ist, daher auch nicht jede Verfolgung zu einer Flucht führt.

Frauen sind bei Konflikten härter betroffen, was insbesondere durch ungleiche Machtverhältnisse begünstigt wird. Diese ungleichen Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern können die geschlechtsspezifische Gewalt bedingen, daher können Abhängigkeitsverhältnisse entstehen. Frauen werden auf der Flucht als Ware und sexuelle Handlungen als Währung gesehen. Sexuelle Gewalt durch Poli­zei und Militär oder verfeindete Gruppen kann als Folter und Verhörstrategie die­nen.3 Diese findet meist noch in dem Herkunftsland, daher vor der Flucht, statt (Ethno-Medizinisches Zentrum et al., 2016, S.29). In Konflikten kann sexuelle Ge­walt4 als Kriegswaffe im Zusammenhang mit einer „ethnischen Säuberung“ dienen, die zu Erniedrigung oder Auflösung von Gemeinschaften führen kann (United Nations High Commissioner for Refugees, 1995, S.5).

Diese kann sich weiter durchziehen und so auch während der Flucht durch andere Geflüchtete, Schlepper und Schmuggler zu sexuellen Übergriffen führen. Besonders in Lagern gehören geflüchtete Frauen zur Risikogruppe (Ethno-Medizi­nisches Zentrum, 2016, S.30). Auf der Flucht sind die meisten Fluchthelfer männ­lich, was Frauen oftmals in fluchtspezifische Normenkonflikte bringt. Sie sind ge­zwungen, fremden Männern zu vertrauen, und müssen „die selbständige Kontrolle über ihr Leben […] in dieser Situation abgeben“ (Ethno-Medizinisches Zentrum et al., 2016, S.30). Dies hat auch zu Folge, dass Frauen erst mit männlichen Beglei­tern flüchten können (ebd., S. 30).

Demnach kommen geflüchtete Frauen häufig mit starken Belastungen durch ge­schlechtsspezifische Gewalt nach Deutschland. Dort angekommen, kann auch in der sie umgebenden Aufnahmelandschaft die geschlechtsspezifische Gewalt wei­tergehen. Circa 30 % der Antragstellenden im Asylverfahren sind Frauen und Mädchen. Laut Rohr (2002) überwiegt der Anteil der männlichen Mitbewohner in den Unter­künften (ebd. S. 10).

Weiterhin stellen die Verhältnisse, insbesondere die hygienischen Bedingungen, wie Gemeinschaftstoiletten, die teilweise nicht abschließbar sind, der ständige Lärmpegel, nicht oder schlecht beleuchtete Wege dorthin, eine Belastung für die geflüchteten Frauen dar (Kizilhan, 2016, S. 32, in Johansson 2015, S. 81f.).

„Die Bedingungen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften sowie aufenthalts- und asylrechtlichen Regelungen, schränken die Möglichkeit der Betroffenen, Gewalt präventiv oder reaktiv zu begegnen, stark ein“ (Rabe, 2015, S.9). Dies gilt insbesondere für den Prozess des Asylverfahrens: Aufgrund recht­licher Regelungen fürchten die Frauen, ohne ihren Ehemann nicht mehr als schutz­bedürftig eingestuft zu sein. So ertragen sie häusliche Gewalt aus Angst, abge­schoben zu werden (ebd.).

Durch die „Zwangsgemeinschaft“ können Konflikte, Drohungen oder Gewalt ent­stehen, was durch wenig vorhandene Rückzugsmöglichkeiten, insbesondere fehlende abgegrenzte Bereiche für Frauen, deren Situation erschwert (Johansson, 2016, S. 11.).

Rohr (2002) macht darauf aufmerksam, dass die gemischtgeschlechtlichen Sammel­unterkünfte vor allem für allein reisende Frauen, die in geschlechtsseg­regierenden Gesellschaften sozialisiert worden sind, ein Problem darstellen und zu einer Fortsetzung ihrer Traumatisierung führen können (ebd. S. 20f).

Weiterhin lässt sich Gewalt nicht nur in den Unterkünften feststellen, sondern auch in der umgebenden Gesellschaft im Aufnahmeland. Der öffentliche Raum kann auch ein potenzieller Ort für Gewalt sein. Dies kann sich durch „Fremdenangst“ in der Gesellschaft auswirken, was sowohl zu körperlicher Gewalt als auch psychischer Gewalt führen kann (Johansson, 2016, S.11). Die Diskriminierung kann an der Arbeitsstelle oder durch Ungleichbehandlung auf dem Wohnungsmarkt gleichermaßen auftreten (Johansson, 2016, S.11). Es wird deutlich, dass ge­flüchtete Frauen nicht nur genderspezifischer Gewalt ausgesetzt sind. Außerdem gehören rassistische Gewalt und Mehrfachdiskriminierungen dazu und potenzieren das Risiko, von Gewalt betroffen zu sein (Ethno-Medizinisches Zentrum et al., 2016, S.33). Des Weiteren kann der Statusverlust im Exilland für viele Geflüchtete belastend sein, soziale Isolation und Einsamkeit als kränkend erlebt werden.

Die bislang erlebte Geborgenheit, Sicherheit und Anerkennung sowie die ver­lorenen familiären und sozialen Netzwerke lassen sich in der Ferne kaum ersetzen (Rohr, 2002, S. 22f.).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass geflüchtete Frauen vor, während und nach ihrer Flucht von Problemen betroffen sind, die aus ihrer Geschlechts­zugehörigkeit resultieren (Schöttes&Treibel, 1997, S. 100). Gesellschaftliche Be­dingungen, ungleiche Machtverhältnisse im Herkunftsland, Bedingungen in der Fa­milie und die Einordnung von Gewalt wirken sich in unterschiedlicher Weise auf die Betroffenen aus und erfordern eine feinfühlige Behandlung (Ethno-Medizinisches Zentrum et al., 2016, S.29). Auch daraus resultierende Folgen der erlebten Gewalt sind nicht allein von der Form, Dauer oder Häufigkeit abhängig, sondern auch von der individuellen Verfassung der Betroffenen (ebd. S. 33). Dabei spielen Faktoren wie die familiäre Situation, kulturelle und politische Hintergründe im Herkunftsland und im Land der Ankunft, das Alter sowie die Schichtzuge­hörigkeit eine erhebliche Rolle (Schöttes& Treibel., 1997, S.100).

Die lebensbedrohlichen Situationen im Herkunftsland, auf der Flucht oder im An­kunftsland selbst rufen häufig Traumatisierungen hervor. Gahleitner, Hensel et al. (2017) zeigen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass alle Geflüchteten mit traumatisierten Situationen direkt oder indirekt konfron­tiert wurden (ebd. S. 16). Zum Teil führen auch die Lebensbedingungen in Deutsch­land zu einer weiteren oder neuen Traumatisierung (Mlodoch, 2017, S. 104).

Diese Arbeit soll Notwendigkeiten geflüchteter Frauen in Deutschland ermitteln und auf die Lebensumstände nach der Flucht in Deutschland eingehen. In der prak­tischen Sozialen Arbeit ist es wichtig, sich Wissen über Trauma und Traumafolge­störungen anzueignen. Des Weiteren sollen eine zwischenmenschliche Sensibili­tät, eine gendersensible Aufmerksamkeit und eine gesellschaftskritische Haltung entwickelt werden. Dahingegen ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei der Gruppe geflüchteter Frauen nicht um eine homogene Gruppe handelt (Schöttes&Treibel, 1997, S. 100). Um die Lebenslage5 der Zielgruppe besser ver­stehen zu können, soll im Folgenden die Situation der Frau im Nahen Osten kurz umrissen werden.

2.2 Zur Lage im Nahen Osten

Die Traumatisierung von Menschen ist nicht nur ein individuelles Schicksal, son­dern steht immer auch im Zusammenhang mit der betreffenden Gesellschaft, deren Institutionen und politischen Umgang mit ihrer Geschichte und Gewalt.“ (Kızılhan, 2016b, S.36)

Der Fokus soll in dieser Arbeit auf die Herkunftsländer der geflüchteten Frauen gelegt werden. Wie bereits erwähnt, stammen die meisten Geflüchteten aus dem Nahen Osten. Diese Bezeichnung umfasst die Länder Nordafrikas, bei Marokko beginnend, der arabischen Halbinsel bis zum Iran sowie die Türkei (Fürtig, 2013, S. 5). Aufgrund der Anzahl der Länder und der folglich auch unterschiedlichen Kul­turen und Rahmenbedingungen, (Religions-) Gruppen etc. können diese nicht mit­einander verglichen werden. Daher wird von einer stigmatisierenden Erläuterung über den „Nahen Osten“ abgesehen (ebd. S. 8).

Die genannte Bezeichnung geht auf die vom jeweiligen europäischen Land ausge­hende geografische Lage der Region zurück (ebd.). Fürtig (2013) nennt die Familie, Ethnie bzw. Religion und die Clanzugehörigkeit als Kriterien, nach welchen sich die Personen in den Regionen des Nahen Ostens definierten (ebd.). Der Islam ist die Mehrheitsreligion, welche sich in den sunnitischen und den schiitischen Islam aufteilt, was in der Vergangenheit zu politischen Auseinandersetzungen geführt hat, die bis heute andauern (Rosiny, 2016, S.13).

Kizilhan (2016) führt diesen in sich getrennten Islam mit Einbezug der Eziden auf den historisch begründeten Wunsch nach Sicherheit zurück. Diese starken Stammeskulturen, die sich herausgebildet haben, beizubehalten, ist insgesamt für solidarische Gemeinschaften wichtig (ebd. S. 33f.).

Die Bevölkerung des Nahen Ostens ist eine junge Bevölkerung, so sind mehr als die Hälfte unter 30 Jahre (Lucas, 2016, S.46). Lucas (2016) behauptet, dass Heirat und Familienleben immer noch hoch angesehene Werte sind, die durch geschlechts­spezifische Rollen geprägt sein können. Gleichzeitig entstehe dennoch ein zu­nehmendes Infragestellen hierarchischer Familienordnungen, das sich zu einem Trend der selbstbestimmten Lebensgestaltung entwickelt hat (ebd. S. 51).

Kizilhan (2016) beschreibt, dass in traditionellen Gesellschaften Strukturen dazu dienen, die soziale Sicherung der Familie bzw. der Bevölkerung zu gewährleisten. Des Weiteren spricht er von bestehenden hierarchischen Strukturen, die vor allem durch Vernunft, Regeln und durch Rituale verankert und anfällig für Kontrollver­lust und Anarchie sind (ebd. S. 32).

Die heutigen Staatsgrenzen des Nahen Ostens entstanden durch die europäischen Kolonialherrschaften im 19. und 20. Jahrhundert. Dabei waren die natürlichen Ressourcen­vorkommen von großer Bedeutung für die europäischen Länder. Die Grenzziehungen wurden durch die Bewohner des Nahen Ostens stark bekämpft und führten zu einem Widerstand gegen die Kolonialherrschaften. Dabei ging es auch um die Instrumentalisierung der Region während des Kalten Krieges, was als einer der Hauptgründe für die Konflikthäufung im Nahen Osten gesehen werden kann (Fürtig, 2013, S.5).

Er führt weiterhin an, dass seit 1945 rund ein Dutzend zwischenstaatliche Kriege sowie Revolutionen und Umstürze die Instabilität der Region gefördert haben (ebd.).

Aktuell finden immer noch militärische Auseinandersetzungen im Nahen Osten statt, ein Beispiel dafür ist Syrien. Der Konflikt begann 2011 mit Protesten gegen das Regime des Machthabers Baschar al-Assad, mittlerweile ist daraus ein kom­plexer Konflikt entstanden. Dabei sind unterschiedliche politische, ethnische und religiöse Gruppen sowie staatliche Akteure aus unterschiedlichen Ländern und nichtstaatliche Akteure wie der IS und al-Qaida vertreten.

Seit Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 2011 sind bis 2017 allein 11,7 Millionen Menschen innerhalb Syriens oder in andere Staaten geflohen (Bundeszentrale für politische Bildung, 2018).

3 Traumaverständnis

In diesem Kapitel soll das dieser Arbeit zugrundeliegende Traumaverständnis ge­nauer beschrieben werden, angelehnt an die AutorInnen Kühn & Bialek (2017), Allwinn (2018), Gahleitner, Loch und Schulze (2012), Gahleitner (2017), Zimmer­mann (2012), Brandmaier (2015) und Kizilhan (2016), die in ihren Werken den Fokus auf die psychosoziale Soziale Arbeit mit Traumatisierten richten. Des Weiteren werden Becker (2001, 2014), Kühn (2013), Hantke und Görges (2012), Weiß (2016) und Fischer und Riedesser (2016) für das psychologische und psycho­soziale Traumaverständnis hinzugezogen.

Vor der genaueren Erläuterung gilt es zu berücksichtigen, dass ein Trauma nur als ein individueller und sozialer Prozess betrachtet werden kann. Weiterhin ist Trauma als wissenschaftliche Konstruktion und demnach als eine Erfindung zu verstehen (Becker, 2014, S.165). Soziale Arbeit kann sich bei dem Traumaverständnis nicht nur auf die intrapsychischen Aspekte beschränken, sie „muss den sozialen Kontext im Blick haben“ (Allwinn, 2018, S. 208). Demnach müssen weitere Faktoren be­rücksichtigt werden, die Einfluss auf traumatische Prozesse, die Wahrnehmung und den Umgang damit nehmen. Diese sind gesellschaftliche Normen, sowie politische und ökonomische Interessen (Becker, 2014, S.165; Brandmaier, 2015, S. 38ff.). Außerdem gilt es zu beachten, dass alle Autoren, die in dieser Arbeit erwähnt werden, dem westlichen Kulturkreis entstammen. Sie beziehen sich alle auf das Konzept der sequenziellen Traumatisierung nach dem Psychoanalytiker Keilson (1979/2005), der durch sein Konzept den sozialen Kontext mit dem Thema der Flucht verknüpft. Dieser Zusammenhang wird in Kapitel 3.2 erläutert und wird mit Becker (2014) und Kühn (2014) ausgeführt. Im Anschluss daran werden Trauma-Überlebende im sozialen Kontext und mit Formen der zwischenmenschlichen Ge­walt genauer betrachtet.

3.1 Begriffsdefinition Trauma

Kühner (2011) verweist auf den griechischen Ursprung des Wortes „Trauma“, das dort für „Wunde“ benutzt wurde, was mit der üblichen Verwendung in der Medizin einhergeht. Weiterhin beschreibt sie Traumata als „Verletzungen (…), die lange weiterwirken können, jedoch nach außen nicht sichtbar sind.“ (Kühner, 2011, S. 263f.). Demnach ergeben sich zwei Zugänge zum Traumaverständnis: Einerseits das medizinische, biologische, psychiatrische und systemorientierte Traumaver­ständnis und zum anderen die auf den inneren Prozess fokussierte psycho­analytische Traumakonzeption (Zimmermann, 2012, S.30).

In der Konsequenz ist eine Begriffsverwirrung des Wortes Trauma nicht auszu­schließen, da es alltagssprachlich als ein Ereignis und eine Folge bezeichnet werden kann. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Traumaforschung ebenso wie die Entwicklung in Bezug auf Handlungs- und Verstehenskonzeptionen insbesondere aus therapeutischer Perspektive stattfindet (Zimmermann, 2012, S. 16f). Der Inhalt dieser Arbeit bezieht sich ausschließlich auf die psychischen bzw. seelischen und mentalen Traumata.

Um ein Trauma näher zu bestimmen, sind laut Allwinn (2018) für den psycho­logisch-psychiatrischen Bereich die weltweit angewandten Diagnose-Instrumente ausschlaggebend (Allwinn, 2018, S.192). Es existieren zwei Klassifikations­systeme, welche Trauma bzw. traumatische Ereignisse und Traumafolge­erscheinungen definieren und die zur Beurteilung der Situation von Flüchtlingen genutzt werden (Zimmermann, 2012, S. 31).

Die ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der WHO definiert ein Trauma als eine „Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Si­tuation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder von katastrophalem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“ (ICD-10-Code, 2015).

Laut der DSM-IV (Diagnostic Statistical Manual of Mental Disorders) der American Psychiatric Association müssen, um von einem traumatischen Ereignis sprechen zu können, zwei Kriterien erfüllt sein: „(1) the person experiences, witnessed, or was confronted with an event or events that involved actual or threatened death or serious injury, or a threat to the physical integrity of self or others (2) the person’s response involve intense fear, helplessness, or horror.“ (European Society for Traumatic Stress Studies, 2012).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich um ein Trauma handelt, wenn eine Person mit einer ernsthaften Verletzung, der Bedrohung des eigenen Lebens oder sogar dem Tod konfrontiert wurde. Die betroffene Person reagiert auf dieses Ereignis mit massiver Furcht, Hilflosigkeit und Gefühlen des Entsetzens.

Beide haben eine unterschiedliche Fokussierung. Die ICD-10 (ein Teil des Klassifikations­systems der Weltgesundheitsorganisation) befasst sich mit den psychischen, am Verhalten erkennbaren oder erlebbaren Reaktionen in extrem be­lastenden Situationen, während die DSM-IV keine genaue Mindestanzahl der Symptome festlegt, um eine Diagnose feststellen zu können (Zimmermann, 2012, S.31). Die Diagnosen sowie die Kriterien unterliegen einer wissenschaftlichen Konstruktion, demnach können sie immer wieder verändert werden (Allwinn, 2018, S.192).

Fischer und Riedesser (2009) weisen in ihrer Definition darauf hin, dass eine sub­jektive Ebene sowie eine objektive Ebene bei einem Trauma beachtet werden muss. Sie definieren ein Trauma folgendermaßen:

Ein Trauma ist ein „ vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situations­faktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschüt­terung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“ (Fischer & Riedesser, 2009, S.84) .

Laut Wilma Weiß (2013) werden die normalen menschlichen Anpassungs- und Be­wältigungsstrategien durch traumatische Ereignisse, welche eine Bedrohung für das psychische Wohl und das Leben darstellen, überfordert. Für die Verarbeitung eines Traumas ist die Art von Betroffenheit bedeutsam.

Nicht nur die Bedrohung des eigenen Lebens kann Traumareaktionen hervorrufen, sondern auch die Zeugenschaft von einer traumatischen Reaktion (Huber, 2003, S.55). Dies hat zur Folge, dass Betroffene überfordert werden, was gravierende Auswirkungen in verschiedenen Bereichen mit sich bringt (ebd. S. 25). Gahleitner et al. (2012b) verweisen darauf, dass potenziell traumatische Erfahrungen nach Art, Umständen und Dauer unterschieden werden (ebd. S. 7).

3.2 Traumafolgestörungen

In der Fachliteratur wird zwischen Trauma Typ I und Trauma Typ II unterschieden: Mit dem Trauma Typ I liegt ein einmaliges, kurz dauerndes Ereignis vor. Bei dem Traumatyp II liegt dagegen eine anhaltende traumatische Erfahrung vor (komplex- chronische Traumatisierung) (Gahleitner et al. 2012, S. 24f.). Letztere Traumata sind diffuser und komplexer und haben schwerwiegendere Folgen für die Be­troffenen. Demnach leiden traumatisierte Personen mit Fluchterfahrung häufig unter dem Traumatyp II, da die Flucht kein einmaliges Erlebnis ist, sondern eine längere Zeitspanne umfasst, demnach eine Sequenz ist (Gahleitner, 2017, S.916; Kühn & Bialek, 2017, S.33).

Im Kontext der Sozialen Arbeit ist somit der Traumatyp II häufiger vertreten und es ist daher von besonderer Bedeutung für SozialarbeiterInnen, sich mit dem Pro­zess des Traumas vertraut zu machen.

Aus medizinischer Sicht wird ein Trauma nach ICD 10 F43 definiert. Die be­kannteste ist die posttraumatische Belastungsstörung (ICD 10 F43.1) (Allwinn, 2018, S. 192). Die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS (englisch: Posttraumatic Stress Disorder, kurz PTSD) äußert sich, wenn das Erleben als lebensbedrohlich und nicht bewältig­bar wahrgenommen wird. Die post-traumatische Belastungsstörung (PTBS) ist ge­kennzeichnet durch Intrusionen6, Vermeidung7 und Übererregbarkeit8 (Maercker & Hecker, 2016, S.1).

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS) tritt auf als Folge von wieder­holenden oder lang andauernden traumatischen Ereignissen und ist neben den oben beschriebenen Symptomen noch durch Affektregulationsstörungen, negative Selbstwahrnehmung und Beziehungsstörung gekennzeichnet (Maercker & Hecker, 2016, S.1). Daher gilt, dass wer unter den Folgen eines traumatischen Ereignisses leidet, nicht eine automatisch diagnostizierbare Belastungsstörung hat. Dennoch stellt die Aufnahme der PTBS als „Krankheit“ im Katalog zur Klassifizierung von Krankheiten (ICD-10) einen wichtigen Schritt in der Geschichte des Trauma-Dis­kurses dar (Allwinn, 2018, S.228).

Es ist wichtig zu verstehen, welche Folgen ein traumatisches Ereignis auf eine Per­son hat. Gahleitner (2017) spricht von Symptomen, einem unfreiwilligen Wieder­erleben, nachhaltigem Vermeidungsverhalten und einer erhöhten Erregung, die Per­sonen nach einer Traumatisierung aufzeigen. Unfreiwilliges Wiedererleben, auch Intrusion genannt, kann durch Sinneseindrücke im Alltag, z.B. Licht, Geräusche, Düfte ausgelöst (getriggert) werden (Gahleitner, 2017, S.916). Mit Intrusion ist das ungewollte Wiedererleben von Aspekten des Traumas gemeint. Betroffene haben die gleichen sensorischen Eindrücke, z.B. Gerüche, Bilder, körperliche und ge­fühlsmäßige Reaktionen wie während des Traumas.

Intrusionen können bis hin zu einem wiederholten Durchleben des Traumas (Flash­backs) führen (Gahleitner, 2017, S.916; Kızılhan, 2016b, S.44). Des Weiteren können Menschen mit Dissoziationen reagieren, darunter versteht man die Ab­spaltung von Gedanken, Körper Empfindungen und Gefühlen (Allwinn, 2018, S.194). Da das traumatische Ereignis in fragmentierter Form gespeichert ist, können solche intrusiven Erinnerungen (Flashbacks) entstehen. Sie versetzen den Betroffenen in das traumatische Erlebnis hinein, als ob es gerade geschehen würde (Allwinn, 2018, S. 205).

3.3 Soziale, gesellschaftliche und politische Dimension von Trauma

Weiterhin ist zu sagen, dass eine Traumatisierung entscheidend von den Lebens­bedingungen und den traumatisierenden Ereignissen abhängt. Gahleitner, Loch und Schulze (2012) führen das „man-made-disaster“, als eine durch Menschen ver­ursachte Katastrophe an. Mit dem „man-made-disaster“ wird vorwiegend zwischen­menschliche Gewalt beschrieben. Dies sind herbeigeführte Katastrophen psychischer oder physischer Gewalt, wie z.B. Diskriminierung (Allwinn, 2018, S.230; Gahleitner, et al. 2012a, S. 38). Trotz der benannten möglichen Folge­erscheinungen durch traumatische Erfahrungen ist es wichtig zu sagen, dass sich nicht aus jedem potenziellen Ereignis eine Traumatisierung und die damit verbun­denen Folgeerscheinungen entwickeln werden (Allwinn, 2018, S.233; Hantke&Görges, 2012, S.53ff).

So beziehen sich Gahleitner, Loch&Schulze (2012) auf Huber (2003), wenn sie er­läutern, dass es zwei Drittel der von traumatisierten Erfahrungen Menschen gelingt, ,,das Ereignis ohne langfristige Schäden zu überleben“ (Huber, 2003, zitiert nach Gahleitner et al., 2012a, S.7). Dennoch ginge es einem Drittel danach schlecht, woraus sich ein chronisches Leiden entwickelt (ebd.).

Ihrer Meinung nach ist hervorzuheben, dass die Betrachtung der Gesellschaft und der sozialen situativen Bedingungen zu individueller Reaktion führt (ebd.). Dem­nach werden neben dem Umgang und der Art des potenziell traumatisierenden Er­eignisses auch

- die Familien- und Lebensgeschichten,
- das Alter,
- die Persönlichkeit,
- die soziale Eingebundenheit,
- die materiellen Ressourcen,
- die bisher gemachten Erfahrungen,
- psychische und physische Gegebenheiten,
- wie schnell und verfügbar Hilfen sind,
- wie das soziale Umfeld mit den potenziell traumatisierenden Ereignissen reagiert bedeutsam, wenn es um die Entstehung eines Traumas geht (Hantke & Görges, 2012, S. 53ff.). Sind alle die genannten Aspekte ausreichend vorhanden, stabil und tragfähig, gehört dies zu den zentral unterstützenden Bedingungen (Gahleitner et al., 2012a, S.9).

Allwinn (2018) bezieht sich auf Brown (2008), sie erläutert, dass „das soziale Ge­schlecht […] die Reaktion auf ein traumatisches Ereignis [beeinflusst]“ (ebd. S. 216). Brown (2008) macht demnach auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. Sie bezieht sich auf den Ausdruck „Gender“ als sozial konstruiertes Geschlecht, bei dem die Unangepasstheit, dass Risiko erhöhen kann, traumatische Erfahrungen zu machen (ebd. S. 39).

Weiterhin benennt Allwinn (2018) die Wahrnehmung von Traumata „[…] als ,ver­weiblichte` Ereignisse, da die Betroffenen schwach, konfus und emotional aufge­wühlt dargestellt werden (ebd. S.216). Um die Bedeutsamkeit der eigenen Gender-Schemata muss die kulturell sensible psychosoziale Arbeit wissen. Im Speziellen, wenn diese auf den Gender-Ausdruck anderer Kulturen übertragen werden (Brown, 2008, S. 39).

Becker (2001) vertritt die Auffassung, dass die Reduzierung der Traumadebatte auf Handlungskonzepte, die sich auf psychoanalytische oder psychiatrische Erkennt­nisse stützen, nicht ausreichend ist. Genauso wenig wie die Reduzierung auf intas­psychische Prozesse, und die Symptom orientierte Traumadebatte, da sie dem*der Einzelnen, zu wenig Beachtung schenke (Becker, 2001, S. 106ff.; Gahleitner et al. 2012a, S. 7.; Hantke&Görges, 2012, S. 54f.) Dennoch betont er, dass eine Reduzie­rung allein auf die sozialpolitischen und die diskursanalytischen Ansätze der Traumadebatte genauso wenig funktioniere (Becker, 2014, S. 166f.). Kühn&Bialek (2017) formulieren Trauma als eine „[…] westliche Konstruktion, die interkulturell nicht einfach übertragen werden kann“ (Kühn & Bialek, 2017, S. 53). Becker (2001) selbst spricht von einem psychosozialen Trauma, das durch po­litische und soziale Verhältnisse erfolgt (ebd., S.107). Das psychosoziale Trauma bezieht sich immer auf Individuen und die Gesamtgesellschaft und ist damit „[…] nur in Bezug auf einen spezifischen soziokulturellen Kontext zu verstehen.“ (ebd.).

Insbesondere Becker (2014) und Zimmermann (2011) sowie Brandmaier (2015) betonen den prozesshaften Charakter eines psychosozialen Traumas. Die spezifischen Gegebenheiten und Eigenschaften der jeweiligen Situation und die subjektiven Dimensionen eines Traumas können nicht ausgeklammert werden. Demnach ist die Traumatisierung im Spannungsfeld der individuellen inneren Er­fahrungen der*des Betroffenen und der gesamtgesellschaftlichen Prozesse zu sehen (Becker, 2014, S. 166).

Von besonderem Interesse in Verbindung mit Trauma und Flucht ist das Konzept der sequenziellen Traumatisierung des Psychoanalytikers Hans Keilson (1979), das im folgenden Kapitel genauer beschrieben werden soll.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in der Praxis der Sozialen Arbeit Trau­mata aus verschiedenen Aspekten, die sich gegenseitig ergänzen, zu betrachten sind. Dazu gehören körperliche, soziale, psychische und gesellschaftliche Perspek­tiven (Allwinn, 2018, S.188). Auf wissenschaftlicher Ebene ist es erforderlich, Traumata und die damit verbundenen Verstehens- und Handlungskonzepte als wissen­schaftliche Konstrukte wahrzunehmen. Sie befinden sich im Spannungsfeld zwischen „hochindividuellen, intrapsychischen Vorgängen und gesamt­gesellschaftlichen Prozessen […]“ (Becker, 2014, S.166). Trotzdem gelten die er­wähnten Diagnose-Instrumente auch in aktuellen Trauma-Literaturen als leitend, insbesondere in Arbeiten, die den Blick auf eine (Psycho-) Soziale Arbeit mit trau­matisierten Menschen lenken (Allwinn, 2018, S. 228f.).

3.4 Sequenzielle Traumatisierung nach Keilson (1979)

Hans Keilson (2005) arbeitete während und nach dem Krieg mit jüdischen Kriegs­waisen, die ihre Eltern in der NS-Verfolgung verloren hatten. Er beschreibt ein Trauma nicht als einmaliges Erlebnis, sondern als einen Prozess (Zimmermann, 2012, S.42). Keilson geht davon aus, dass ein Ende eines Traumas nicht eindeutig bestimmt werden kann. Demnach geht er davon aus, dass, auch wenn das trauma­tische Ereignis schon vorüber ist, die Traumatisierung anhält.

In seinem Konzept beschreibt er soziale Erfahrung in verschiedenen Sequenzen. Keilson unterscheidet drei Sequenzen: die Zeit vor, während und nach dem Krieg und deren unterschiedliche traumatischen Stadien, in denen sich die Betroffenen befinden. Er stellt die These auf, dass der Verlauf der letzten Sequenz für den Ge­sundheitszustand der Betroffenen wichtiger als der Schweregrad der aktiven Ver­folgung ist.

Somit haben die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten, die in Kapitel 3.3 beschrieben wurden, in der dritten Sequenz einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf des Gesundheitszustands (Becker, 2014, S.176; Brandmaier, 2015, S.41).

Keilsons Konzept der Sequenziellen Traumatisierung berücksichtigt demnach den gegebenen Kontext und definiert Trauma nicht als individuelles Leiden, sondern als ein gesellschaftliches, soziokulturelles und politisches Problem (Becker, 2014, S.11). Demnach werden Fachkräfte, die mit Betroffenen und ihren traumatischen Prozessen zu tun haben automatisch Teil dieses Prozesses der dritten Sequenz (Becker, 2014, S.177). Des Weiteren soll das Konzept nur als Rahmen verstanden werden, da „Qualität und Quantität traumatischer Sequenzen in unterschiedlichen Kontexten verschieden sind, obwohl die Sequenzen selbst durchaus benannt werden können.“ (Becker, 2014, S. 177)

Folglich eignet sich das Konzept in der Arbeit mit Traumaüberlebenden für ver­schiedene Settings und kann nicht allein auf den psychosozialen Rahmen be­schränkt werden, sondern fordert Perspektiven der pädagogischen, ökonomischen und politischen Aktivitäten (Becker, 2001, S.108).

Im Folgenden soll das Konzept der sequenziellen Traumatisierung durch die drei erweiterten Sequenzen durch Becker (2014) erläutert werden (ebd. S. 177-185). Diese drei erweiterten Sequenzen behandeln die Übergänge und die Chroni­fizierung (Brandmeier, 2015, S. 41).

1. Von Beginn der Verfolgung und der Flucht
2. Auf der Flucht
3. Übergang 1 – die Anfangszeit am Ankunftsort
4. Chronifizierung der Vorläufigkeit
5. Übergang 2 – die Rückkehr
6. Nach der Verfolgung (Becker, 2006, S. 181f.)

Für einen spezifischen Kontext ist es notwendig, die Sequenzen unterschiedlich an­zuordnen (Becker, 2014, S.180). Die Ankunft in Deutschland bildet eine eigene traumatische Sequenz (Schreiber, V., Iskenius, E-L. Bittenbinder, E., Brünner, G. & Regnr, F., 2006, S.278).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Sechs potenziell traumatische Sequenzen im Kontext von Flucht und Zwangsmigration (nach Becker 2006, S. 192).

Die einzelnen Sequenzen sollen mit Zimmermann (2012) und Becker (2014) im Kontext von Flucht, Exil und Rückkehr betrachtet werden. Hinzuzufügen ist den­noch, dass auch Lebensrealitäten der Individuen unterschiedlich sind, daher muss immer differenziert werden.

3.5 Flucht als Sequenzielle Traumatisierung

Sequenz 1 – Vom Beginn der Verfolgung bis zur Flucht

Diese Sequenz ist immer unfreiwillig und von zwei sich widersprechenden Gefühlsdimensionen geprägt. Diese sind Aufgeben und die Erkenntnis zu haben, dass es keinen Ausweg mehr gibt und zu akzeptieren, indem man nur den Wunsch hat, seine Familie zu retten. Dabei ist die Flucht immer unfreiwillig.

Sequenz 2 – Auf der Flucht

Diese Sequenz ist gekennzeichnet von neuen traumatischen Erfahrungen. In den vielen Monaten der Flucht können Schock und Betroffenheit hervorgerufen werden. Gleichzeitig sollten die Kraft und Energie aufgebracht werden, sich in Si­cherheit zu bringen. Die Angst darüber, alles verloren zu haben, kann in einem Chaos enden, das zu unüberlegten Entscheidungen verleitet, die das Überleben ge­fährden können (Becker, 2014, S. 181).

Sequenz 3 – Übergang 1 – Die Anfangszeit am Ankunftsort

Becker (2014) beschreibt diese Sequenz als sehr schockierend, da der Fluchtort keine wirkliche Sicherheit garantiert und den Erwartungen nicht entspricht. Das führt zu existentiellen Überforderungen bei der Klärung anschließender Proble­matiken wie der rechtlichen Situation, der ökonomischen Lebensverhältnisse und der Wohnsituation. Hinzu kommt, dass die Betroffenen erstmalig Raum für eine erste bewusste Wahrnehmung der traumatischen Erfahrungen haben (ebd.).

Sequenz 4 – Chronifizierung der Vorläufigkeit

In dieser Sequenz unterscheidet Becker nochmals zwei Abschnitte. Der erste ist die Anpassung an die Verhältnisse. An den Bindungen und der Identität des Heimat­landes wird festgehalten, was zusätzlich die Integration in die Gesellschaft des An­kunftsortes erschwert. Zimmermann (2012) „[…] fordert (politisch) gleichzeitig Aktivität.“ Demnach davon betroffen sind vor allem Geflüchtete im Status der Dul­dung.

Des Weiteren kann die Akzeptanz der Situation und das Ausschließen der Rückkehr in die Heimat einen Bruch der bisherigen Identität nach sich ziehen. Becker weist außerdem darauf hin, dass nicht immer beide Etappen durchlaufen werden.

Sie sind abhängig von der Bereitschaft der Geflüchteten und der Gesellschaft im Ankunftsland (ebd. S. 45).

Sequenz 5 – Übergang 2 – Die Rückkehr

Hier unterscheidet Becker freiwillige und unfreiwillige Rückkehr. Die unfreiwillige Rückkehr (z.B. durch Abschiebung) kann eine schwere Re- bzw. Neutrauma­tisierung mit sich bringen. Damit ist diese Sequenz wesentlich von Ängsten und extremen Fremdbestimmungen und als schwerwiegend des traumatischen Pro­zesses gekennzeichnet. Die freiwillige Rückkehr ist oft mit einer meist innerfa­miliären Krise verbunden. Das gilt z.B., wenn Kinder in ihrer neuen Heimat ver­wurzelt sind, aber die Eltern in ihr Ursprungsland zurückkehren möchten.

Sequenz 6 – Nach der Verfolgung

Die letzte Sequenz ist die Re-Immigration in das Ursprungsland. Das Exil bleibt dennoch Teil der Lebenserfahrung, die an die folgenden Generationen weiter­gegeben wird. Es entstehen Gefühle der Fremdheit, weil sich das Ursprungsland verändert hat. Die andere Variante besteht darin, dass die*der Geflüchtete zu Mig­rantInnen werden und daher eine Minderheit im Heimatland bilden und sie nicht weiter integrieren lässt (Becker, 2014, S.181).

[...]


1 Hier wird auf die gendergerechte Sprache verzichtet, da es sich hier nur um weibliche Personen handelt.

2 Es handelt sich hierbei um ein hochkomplexes und vielschichtiges Thema, dem eine eigene Arbeit gewidmet werden könnte. Die verwendeten Quellen können jedoch für ein tieferes Verständnis herangezogen werden. Tatsächlich gibt es zu dem Thema Frauen und Flucht nur wenig aktuelle Literatur. Daraus lässt sich schließen, dass der frauenspezifische Fokus im aktuellen Diskurs nicht besonders in den Blick genommen wird und folglich Forschungsbedarf besteht.

3 Trifft auch auf Männer zu.

4 Verweis: Erklärung folgt in Kapitel 3.6

5 Ein komplettes Verstehen, Verstehen der Wirklichkeit ist laut Kraus (2012) und dessen Konzept des Konstruktivismus nicht möglich (ebd. S.32f.).

6 Wird im darauffolgenden Abschnitt erklärt

7 Betroffene meiden Plätze oder Gespräche, die an die traumatische Erfahrung erinnern.

8 Kennzeichen ist eine andauernde erhöhte Wirksamkeit.

Ende der Leseprobe aus 87 Seiten

Details

Titel
Traumabewältigung von geflüchteten Frauen aus dem Nahen Osten
Untertitel
Möglichkeiten und Grenzen für die Praxis der Sozialen Arbeit
Hochschule
Evangelische Fachhochschule Freiburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
87
Katalognummer
V980336
ISBN (eBook)
9783346331380
ISBN (Buch)
9783346331397
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gender, Flucht, Traumata, Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
Julia Ruf (Autor:in), 2020, Traumabewältigung von geflüchteten Frauen aus dem Nahen Osten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/980336

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