Studentenbewegung 1968 in Deutschland


Ponencia / Ensayo (Colegio), 1996

11 Páginas, Calificación: 1-


Extracto


Studentenbewegung 1968 in Deutschland

Ursachen/Anlässe:

Notstandsgesetze, Große Koalition, Nazivergangenheit, Springerverlag-Monopol, schlechte Situation an Unis, Schahbesuch, Vietnamkrieg, Imperalismusopfer

Ziele:

Durchsetzung der Demokratie in allen Lebensbereichen, Reform des Bildungswesens, Schärfung des allgemeinen Bewußtseins auf soziale Mißstände

Folgen:

Reform der Lebensformen, Kommune, Wohngemeinschaften, antiautoritäre Erziehung, neue Sexmoral, mehr Toleranz für Abweichungen von der Norm

"Revolution ist nicht eine Sache von Tagen, wo geschossen wird und Auseinandersetzungen stattfinden. Revolution ist ein langer, lang andauernder Marsch und Prozeßum die Schaffung von neuen Menschen, die fähig sind nicht eine alte Klicke durch eine neue zu ersetzen nach der Revolution, sondern massenhafte Demokratisierung von unten bewußter Produzentendemokratie entgegen zu setzen bürokratischer Herrschaft von oben. An diesem Kampf habt ihr eure Bedürfnisse zu entfalten und in diesem Kampf ist jeder beteiligt, wo er sich auch immer in dieser Welt befinden mag."

Rudi Dutschke

"Revolution ist nicht eine Sache von Tagen, wo geschossen wird und Auseinandersetzungen stattfinden. Revolution ist ein langer, lang andauernder Marsch und Prozeßum die Schaffung von neuen Menschen, die fähig sind nicht eine alte Klicke durch eine neue zu ersetzen nach der Revolution, sondern massenhafte Demokratisierung von unten bewußter Produzentendemokratie entgegen zu setzen bürokratischer Herrschaft von oben. An diesem Kampf habt ihr eure Bedürfnisse zu entfalten und in diesem Kampf ist jeder beteiligt, wo er sich auch immer in dieser Welt befinden mag."

Rudi Dutschke

Viele Faktoren führten zu den Studentenaufständen in den `60er Jahren. Nicht nur die innenpolitische Lage sondern auch die außenpolitische Situation, sorgten für ein starkes politisches Engagement der jungen Menschen.

Bei der innenpolitischen Situation, spielten folgende Faktoren eine wichtige Rolle:

- die Notstandsdebatte, die die Frage zur Rückentwicklung zur Diktatur aufwarf.
- die Große Koalition die die CDU/CSU und SPD Ende `66 geschlossen haben , die ein Zeichen der Schwäche des Parlaments war, gleichzeitig jedoch der Regierung mehr Macht verlieh.
- die Außerparlamentarische Opposition - APO, die die Antwort auf die fehlende Opposition bot
- die Verjährungsdebatte an der die Frage der Aufarbeitung d. Deutschen Nazivergangenheit geklärt werden sollte.
- das Springer-Verlag-Monopol, daß, den Studenten nach, die Bildung des Bewußtseins der Öffentlichkeit manipulierte.
- die Berliner Mauer, die eine deutliche Grenze zwischen der sozialistischen DDR und der kapitalistischen BRD symbolisieren sollte.
- und nicht zu letzt, die schlechte Situation an den Universitäten; und dem veralteten Traditionen, unzeitgemäßen Lehrstoff und dem Mangel an den Selbstbestimmungsrechten der Studenten.

Zu den außenpolitischen Gründen, daß die Unruhen in Deutschland verstärkten, zählen:

- der Vietnam-Krieg, zu dem die militärische Intervention der USA starke Kritik hervorrief
- Länder der 3. Welt die als Opfer imperialistischer Einflüsse wahr genommen worden, und schließlich
- der Besuch des persischen Schahs über dem bekannt war, daß er Subventionen für seinen eigenen Nutzen mißbrauchte.

Parallel zum politischen Geschehen entwickelte sich ein neues Lebensgefühl. die neue Generation strebte nach der Veränderung der Lebensverhältnisse und der Wertvorstellungen.

"Das war erst einmal eine vorpolitische Bewegung. Das hatte erst einmalüberhaupt nichts mit Politik zu tun. Wir hatten doch das Gefühl, in einer riesigen Käseglocke zu leben in diesem rekonstruierten Deutschland. Ich erinnere mich, für mich war die Tatsache, daßman beim Mittagessen saßund nur das Geklapper von Gabel und Messer hörte, das war viel schlimmer für mich als der ganze Weltkrieg diese Schweigen. Es war ein Gefühl, daßman niemanden auffassen konnte daßeine Berührungsangst herrschte. Und natürlich war es das Gefühl, daßman von all diesen Leuten noch umgeben war, die das alles angerichtet hatten. [...] Ich glaube, man versteht diese ganze Bewegung nicht, und vor allen Dingen auch nicht, daßes sich doch um so etwas wie einen Lebensentwurf gehandelt hat, den man da verfolgt hat. [...] ... wir haben die Ehe abgelehnt, wir wollen nicht mehr alleine wohnen, wir hatten eine andere Idee vom Leben als die ganze Generation vor uns. Und insofern ist es natürlich und doch eine Generationsbewegung gewesen."

(Zitat von Peter Schneider aus einer Fernsehdiskussion zum 2. Juni 1967,1987)

Hauptsächlich jedoch versuchten die Studenten in allen Lebensbereichen ihre Vorstellung von direkter Demokratie zu verwirklichen und eine neue Partizipationsgesellschaft zu schaffen.

Gleichzeitig mit dem Gefühl der Zufriedenheit über den Wiederaufbau der BRD nach dem 2. Weltkrieg, während die wirtschaftliche, soziale und politische Lage sichtbare Verbesserungen in den Alltag brachte, wuchs eine neue Generation auf, die von einem neuen Lebensgefühl sprach.

Diese neue Generation schien aus dem Krieg gelernt zu haben. Ihr wurden die Personen des Widerstandes im 2. Weltkrieg als Mahnmal für Zivilcourage dargestellt. Die jungen Menschen haben erkannt, daß eine real existierende Demokratie nicht verwirklicht werden kann, wenn bestimmte Bereiche von der demokratischen Selbstbestimmung ausgeschlossen werden. Parallel dazu konnten sie die herrschenden Verhältnisse nicht im Einklang mit ihren Träumen von einer Welt mit freiheitlichen und menschenwürdigen Konzepten der Gesellschaft bringen.

Vor allem an den Schulen und Universitäten wurden den Schülern und Studenten die fehlende demokratische Mitbestimmung deutlich.

Bei dem Wiederaufbau der BRD wurden alle Kräfte in politischen und wirtschaftlichen Bereichen aufgebracht. So versäumte man die nötigen Reformen im Bildungssektor; veralteter Lehrstoff, als "verkrustet" geltende Traditionen und Lehrkräfte die teilweise an dem Verbrechen in der Nazizeit mitgewirkt haben, waren die Folgen davon. Die Studenten hatten das Bedürfnis die herrschenden Zustände zu ändern und mit ihrer Unzufriedenheit an die Öffentlichkeit zu treten. So entstand in Berlin die Freie Universität (FU), die als erste ihr großes Engagement in dem Streben nach der Verwirklichung der Demokratie und Veränderung im Bildungswesen artikulierte. Sie sollte ein Beispiel für die Realisierung der Universitätsreform sein.

"Die neue Universität, die darum die freie heißt -[...]- , ist gegen Zwang gegründet worden. Zwang das war für uns damals der Inbegriff der NS-Zeit: der unmittelbare, die Knochen zerbrechende, und der mittelbare, die Zunge zerspaltende, lautlos funktionierende Zwang. Zwang trat uns jetzt im Zentrum der neuen-alten Universität, im Zentrum der zerstörten Stadt, entgegen [...]

Hier, so dachten wir, an dieser Freien Universität in dieser Stadt Berlin, machen wir den Anfang der allgemeinen großen Universitätsreform..."

(Zitat aus dem Buch "Rebellion der Studenten oder die neue Opposition" von Bergmann, Dutschke, Lefevre, Rabehl, 5.10)

Die FU in Berlin war die erste ihrer Art und stoß so auf viel negative Kritik, vor allem von Seiten der Vorgesetzten. Die Studenten engagierten sich in der politischen Arbeit der Universität und versuchten durch diese die Universität zu reformieren, was ihnen nicht immer leicht gemacht wurde. Doch je größer die Opposition der Verwaltung wurde, desto mehr Studenten wurden aktiv. Verbote gegen die politische Arbeit innerhalb der Universität wurden veranlaßt. Die Studenten jedoch waren immer wieder fähig die Einschränkungen durch Proteste und Demonstrationen abzuschaffen. Demokratie und Mitspracherecht wurden immer als Ziel ihrer Arbeit angesehen.

Viele öffentliche Aktionen wurden organisiert, so zum Beispiel die Unterschriftensammlungen gegen die im öffentlichen Bereich immer noch tätige ehemalige NS-Leute.

Die Proteste, die am Anfang nur darauf abzielten, die Hochschulen zu reformieren, zogen nun immer breitere Kreise, vor allem auch außerhalb der Universität. Aufgrund der herrschenden Situation wurde unter anderem der Marxismus neu entdeckt. Werke von Mas, Che Guevara, Baktunin, Lenin, Trotzki und Freud wurden gelesen und fanden ein breites Publikum. Mitwirkung in der Politik und Engagement in öffentlichen Bereichen spielten wichtige Rollen bei der Politisierung der Studenten.

Vor allem der Vietnam Krieg hat wie kein anderes politisches Ereignis die Diskussionen und politische Arbeit der Studenten angeregt.

Die USA, die bislang als die Schutzmacht galten, führten einen grausamen Krieg in Vietnam, der für die Studenten ein Zeichen der Kommunistischfeindlichen Politik Amerikas war. Die Meinung der Studenten stimmte jedoch nicht mit der der Mehrheit überein. Die Medien stellten den Krieg als positiv dar und behaupteten, die Amerikanischen Truppen kämpfen in Vietnam für die westliche Freiheit.

"Das wird nun systematisch unter die Leute gebracht: In Vietnam verteidigt Amerika die westliche Freiheit; in Vietnam stellt Amerika seine Bündnistreue unter harten, rührenden, dankenswerten Beweis; Vietnam - das könnte morgen schon Deutschland sein..."

(Zitat aus "CheSchahShit" S.131)

Aufklärungskampagnen über den Vietnam-Krieg von den Studenten wurden hauptsächlich durch den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) geplant und durchgeführt. Der SDS war ursprünglich eine Organisation innerhalb der SPD. Da der SDS Zunehmend marxistische Tendenzen hatte, wurde er jedoch von der SPD ausgeschlossen. Bekannt für die frontale Auseinandersetzung mit den Problemfeldern, widmete sich die SDS allen aufkommenden Aufgaben, wie z.B. den Universitätsreformen, auch den Aufklärungsveranstaltungen über Vietnam.

Eine Großzahl an Aufklärungskampagnen und Aktionen wurden organisiert. Eine der wichtigen Aktionen war der Internationale Vietnam Kongreß, den die SDS mit elf anderen ausländischen, sozialistisch orientierten Organisationen veranstaltete. Dieser Kongreß war gleichzeitig ein Zeichen der internationalen Solidarität gegen den Imperialismus. Aktionen wie Podiumdiskusionen, Film- und besondere Presseschau - Veranstaltungen in den die Informationen der ausländischen Zeitungen mit den west-deutschen verglichen wurden, sollten für die Aufklärung der Öffentlichkeit sorgen. Doch nicht nur Vietnam wurde als Opfer dieser Einflüsse wahrgenommen.

Radikale Kritik an den Industrieländern, vor allem an den USA wurde zunehmend laut. Viele Demonstrationen als Ausdruck der Unzufriedenheit wurden organisiert. So zum Beispiel am 5. Februar `66 die große Demonstration der Studenten gegen die USA. Obgleich die Demonstration nicht besonders groß war, stieß sie auf viel negative Reaktionen vor allem in der Presse. Von diesem Zeitpunkt an richteten die Medien ihre Kritik besonders oft an die Studenten.

Ein weiteres politisches Geschehen, das die Studenten zu weiteren Protestaktionen veranlaßte, war der Besuch des persischen Schahs.

Der persische Schah wurde in den Medien als gerechter Herrscher seines Volkes dargestellt. Die Realität sah jedoch anders aus. 80% des persischen Volkes litt an schweren Krankheiten, das Monatseinkommen der Mehrheit lag unter dem Existenzminimum weiterhin war die Sterbe- und Analphabetenrate überdurchschnittlich hoch. Die zwei Milliarden Dollar Entwicklungshilfe, die der Schah bekommen hat, kam dem Persischen Volk nicht zu gute, sondern wurden mißbraucht.

Die Studenten die mit der Situation in Persien vertraut waren, reagierten auf den Besuch des Schahs mit einer großen Demonstration. Auf dieser war auch eine Gruppe Schahtreuer Perser (sg. Jubelperser) anwesend. Diese gingen radikal und mit Gewalt gegen die Studenten vor. Nachdem die Polizei eine Weile tatenlos diesem Geschehen zusah, drängten sie schließlich einige der Jubelperser zurück, nahmen aber gleichzeitig schahfeindliche Demonstranten fest. Später am gleichen Tag, kam es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Studenten. Der Höhepunkt dieser Demonstration, die am 2. Juni 1967 stattfand, war die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten. Dieser Vorfall war der Anlaß dafür, daß sich die Protestbewegung der Studenten auf ganz Deutschland ausweitete. Die Tatsache, daß ein protestierender Student erschossen wurde und die Art und Weise wie sich die zuständige Behörden der Verantwortung entzogen, sowie der Freispruch des angeklagten Polizisten, erschütterten Studenten in ganz Deutschland. Die Folge davon war die deutschlandweite Politisierung der bis jetzt unpolitischen Studenten. Überall an den Universitäten protestierten die jungen Menschen und schlossen sich Linken Gruppen an. Zu den bis jetzt erwähnten außenpolitischen und bildungsbezogenen Gesichtspunkten, kam noch die innenpolitische Situation, die bei den Protesten eine weitere, nicht weniger wichtige Rolle spielte. Schon seit einigen Jahren beschäftigten sich die Debatten im Parlament mit den Notstandsgesetzen. Die Notstandsgesetze regeln den Staatnotstand. Dies kann sein;

1. ein Verteidigungsfall, d.h. ein Angriff von außen auf die BRD,
2. der innere Notstand, d.h. die Gefährdung des Bestandes der BRD oder eines ihrer Länder oder der freiheitlichen demokratischen Grundordnung von innen her,
3. der Katastrophenfall. Die Gefährdung durch Naturkatastrophen oder (z.B. Atomare-) Unglücksfälle.

Die Verabschiedung der Notstandsgesetze schien für ein Teil der Regierung notwendig zu sein; Hauptsächlich für die Ablösung der Vorrechte der Alliierten. Das Verabschieden der Notstandsgesetze würde jedoch gleichzeitig eine Änderung der Grundgesetze zu Folge haben. Lange zeit konnten die Notstandsgesetze nicht durchgesetzt werden, da sie die nötigen 2/3 der Mehrheit im Parlament nicht erreicht haben. Der Grund dafür war die Oppositionspartei SPD, die den Notstandsgesetzen nur dann zustimmen wollte, wenn sie ihre eigene Veränderungen einbringen konnte. Die Debatte um die Notstandsgesetze erreichte Mitte der `60er Jahre ihren Höhepunkt. Die zentrale Frage war: wie kann sichergestellt werden, daß die Notstandsgesetze nicht zur Beseitigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung eingesetzt werden?

Mit der Bildung der Großen Koalition, Ende `66, konnten Verhältnisse geschaffen werden, in der die Verabschiedung der Notstandsgesetze möglich war. Zum ersten Mal in der Deutschen Geschichte kam es zu einem Zusammenschluß von CDU/CSU und SPD. An der Bildung der großen Koalition konnte man verschiedene Begebenheiten erkennen; zum einen die Schwäche der einzelnen Parteien; die Möglichkeit zur Verabschiedung der Notstandsgesetze, und zum anderen die fehlende Opposition. Nun verfügte die Große Koalition über mehr als 90% der Mandate im Parlament. Gewaltige Kritik richtete sich dagegen und stellte die Funktionsfähigkeit der parlamentarischen Demokratie in Frage. Gleichzeitig konnten die Notstandsgesetze endgültig durch die Mehrheitsverhältnisse verabschiedet werden. An dieser Stelle erreichte die Unzufriedenheit der Öffentlichkeit über die Regierung ihren Siedepunkt. In dem "Sternmarsch nach Bonn" am 11. Mai 1968 an dem 70000 Demonstranten teilnahmen, darunter Gewerkschaften und Schüler, äußerte sich der herrschende Unmut über die Notstandsgesetze. Es herrschte die Angst, daß diese Gesetze die Rückentwicklung zur Diktatur bedeuten könnten.

"Durch sie (die Notstandsgesetze) kann das Instrument geschaffen werden, mit dem in einem verhängnisvollem Augenblick durch einen einzigen Akt die Diktatur erreicht, das Grundgesetz abgeschafft, ein nicht reversibler Zustand der politischen Unfreiheit herbeigeführt werden kann.

(Zitat, Karl Jaspers: "Wohin treibt die Bundesrepublik"S.157)

Als Ausgleich für die fehlende Opposition im Parlament gründete sich die APO. in Demonstrationen und verschiedenen Aufklärungsaktionen versuchte die APO in antiautoritärer Weise ihre Kritik an der Politik zu äußern. Vorreiter der APO war der SDS unter der Führung des Studenten R. Dutschke, der gleichzeitig auch einer der wichtigsten Leiter der Studentenbewegung war. Doch mit der Anzahl der Anhänger Dutschkes, wuchs auch die Zahl der Gegner. Am 11. April `68 kam es zu einem Attentat auf R. Dutschke durch einen Gegner seiner revolutionären Ideen. Dieses Geschehen löste eine neue Welle von Unruhen und Protesten in der BRD auf. Es kam zu den sogenannten Osterunruhen. Es kam zu mehrfachen schweren Ausschreitungen und Auseinandersetzungen der Studenten mit der Polizei. In den meisten Fällen richteten sich die Proteste nicht gegen den Attentäter bzw. die Politik, sondern gegen das Monopol des Springer Verlags. Dieser war für die Studenten der wahre Schuldige. Die Studenten vertraten die Meinung, daß der Verlag als Massenmedium durch systematische Manipulation der Informationen das Bewußtsein der Öffentlichkeit auf eine bestimmte Art und Weise beeinflußte. Dies ging so weit, daß das Bild der Studenten und ihre revolutionären Ideen durch die Medien verfälscht zu der Bevölkerung gelangten. Durch diese Manipulationen wuchs der allgemeine Haß auf die Studenten. Die Folge davon waren die Gegendemonstrationen der Bevölkerung.

Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke, veranstalteten die Studenten viele Aktionen gegen den Verlag, darunter die große Kampagne zur Enteignung Springers.

Mit dem Attentat auf Rudi Dutschke, Antispringer Demonstrationen, die sich als wirkungslos erwiesen und schließlich mit der Verabschiedung der Notstandsgesetze, merkten die Studenten immer deutlicher ihre Niederlage. Die Staatsmacht schien immer am längerem Hebel zu sitzen. Man erkannte, daß die Revolution mit Protesten nicht voran zu treiben war. Der andere Grund für die Niederlage war der systematische Zerfall in kleine Gruppen die immer mehr ihre Bedeutung zu verlieren schienen.

Parallel mit dem politischen Ereignissen ging auch eine Revolution des Lebensgefühls vor sich. Die Veränderungen, die die junge Generation erreichen wollte, lassen sich im folgende Schlagworte zusammenfassen: - Schaffung von Raum für die individuelle Lebensgestaltung,

- Forderung nach stärkerer Toleranz für die Abweichungen von geltenden Normen,
- Eröffnung von Partizipation Chancen für alle - Gesellschaftsklassen.

"Daßes vor 1968 in der Bundesrepublik kaum möglich war, als unverheiratetes Paar zusammenzuwohnen, daßwir uns einer strengen Kleiderordnung unterwarfen, daßwir uns Lehrern und Professoren gegenüber oft recht unterwürfig verhielten, daßkritisches Denken von den Universitäten fast völlig verbannt war, daßwir als Männer keine langen Haare trugen, weil wir das als pervers ablehnten, daßwir uns zum Teil noch Gedanken machtenüber die Rechtm äß igkeit des vorehelichen Geschlechtsverkehrs (...) , daßwir unsere Mitstudenten an der Universität mit "Sie" und die Lehrkräfte nach Rang mit "Herr Doktor, Herr Professor, Spektabilität, Magnifizenz anredeten, daßwir uns streng an die Maßstäbe des Elternhauses hielten, daßwir nicht in Wohngemeinschaften lebten, daßwir wie die Idioten schufteten, daßes eine Schande war, wenn man sich in Psychotherapie begab -

- die Jugendlichen können sich das heute nicht mehr vorstellen."

Eine der bedeutenden Veränderungen fand in dem Bereich der Sexualmoral statt. Durch den Verkauf der Anti-Baby-Pille wurde die "Lust ohne Angst" möglich. Die Person, die am Durchbruch der neuen Sexualmoral maßgebend beteiligt war, war Oswald Kolle. Auch die Regierung, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützte die neue Moral. Besonders große Aufmerksamkeit wurde in dieser Zeit der Gleichberechtigung der Frauen gewidmet. Große Emanzipationsbewegungen schlossen sich zusammen und vertraten die Interessen der Frauen. Große Kampagnen wurden gegen den Abtreibungsparagraphen §218 veranstaltet.

Viele der jungen Frauen bekannten sich öffentlich zu der Abtreibung. Aufgrund der Vielzahl von Bekenntnissen mußten die Ermittlungsverfahren eingestellt werden. Die Solidarität der Frauen im Kampf gegen den repressiven Umgang mit ihnen, war in allen Alltagssituationen zu bemerken.

Weiterhin, neue Lebensnormen wurden erprobt. Das Zusammenleben in Wohngemeinschaften galt als eine Alternative zu bürgerlichen Kleinfamilien. Die Rollenbilder der Familie wurden in Frage gestellt und antiautoritäre und repressionsfreie Erziehung der Kinder wurde als eine neue Erziehungsform begrüßt. Abbau der Geschlechterrollen und Einübung partnerschaftlicher Beziehungen waren Bausteine für die Gründungen der Wohngemeinschaften (WG).

Die Studentenbewegung hinterließ große Eindrücke in der politischen und bürgerlichen Bereichen der Kultur Deutschlands.

Demokratie und Mitbestimmungsrecht wurden in allen Lebensbereichen versucht zu verwirklichen. Die in breiten Rahmen stattfindende Bürgerinitiativen wurden zum Ausdruck der Partizipationskultur.

Die Generation der 60er Jahre war eine Generation, die die Traditionen und geltende Normen in Frage stellte.

Durch ihre Proteste und Reformen wollten sie ein neues Lebensgefühl und ein neues kritisches Bewußtsein der Öffentlichkeit nahe bringen.

Um die Frage zu klären, ob man die 68er Studentenbewegung als eine Revolution bezeichne kann, muß man erstmal den Begriff "Revolution" erläutern. Eine Revolution soll dazu führen, daß tiefgreifende Veränderungen in bestimmten Bereichen, wie z.B. Industrie, Kultur geschehen.

Es gibt aber noch die politisch-soziale Revolution, bei der versucht wird, eine neue Gesellschaftsordnung zu schaffen, durch eine Übernahme der Machtposition - meist durch die revolutionsanführende Gruppe. Hierzu ist der Sturz der Herrschenden Macht notwendig. Meistens geschieht dieser Prozeß unter Anwendung von Gewalt. Diese ist jedoch keine zwingende Bedingung für eine Revolution. Allerdings ist die Gewalt meistens eine unvermeidbare Begleiterscheinung.

Unserer Meinung nach, kann man die 68er Studentenbewegung als Revolution bezeichnen. Denn die "68er" wollten eine neue Gesellschaftsordnung schaffen und das demokratische Mitbestimmungsrecht in allen Bereichen durchsetzen. Es ist richtig, daß man die 68er Studentenbewegung im Sinne der politischen Revolution nicht als erfolgreiche Revolution bezeichnen kann, da ein Sturz des herrschenden Machtapparates nicht beabsichtigt war und nicht stattfand.

Das Ziel dieser Bewegung war, wie schon angesprochen, demokratisches Mitbestimmungsrecht in allen Bevölkerungsgeschichten zu erreichen und eine neue Partizipationskultur zu schaffen. Leider muß man die Revolution als gescheitert betrachten, da die Bewegung auf die Studenten beschränkt blieb. Die Studenten waren nicht in der Lage den übrigen Volk (Arbeiterklasse) ihr Ziele begreiflich zu machen.

Auf der anderen Seite könnte man die Studentenbewegung als eine erfolgreiche Lebensnormrevolution bezeichnen. Bemerkenswerte Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen fanden statt es entwickelte sich eine neue Sexualmoral, viele Emanzipationsbewegungen haben sich stabilisiert, und größere Toleranz für Abweichungen von Normen kam während und nach der Studentenbewegung in den Alltag der Menschen.

Final del extracto de 11 páginas

Detalles

Título
Studentenbewegung 1968 in Deutschland
Calificación
1-
Autor
Año
1996
Páginas
11
No. de catálogo
V98157
ISBN (Ebook)
9783638966085
Tamaño de fichero
418 KB
Idioma
Alemán
Notas
sollte jeder mal gelesen haben...
Palabras clave
1968, 1969, Studentenbewegung
Citar trabajo
Christian Wenzel (Autor), 1996, Studentenbewegung 1968 in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98157

Comentarios

  • visitante el 24/10/2001

    Quellen?.

    Hallo Christian, ich beschäftige mich gerade mit dem Gedanken, eine Jahresarbeit über die 68er Revolution zu schreiben. Dein Referat hat mir da einen sehr gute Einblick in das Thema gegeben, was mich nur interessieren würde ist, wo du deine Informationen herhattest. Welche Bücher, Filme etc. Die Infos würden mir wahrscheinlich noch mehr helfen :)
    Liebe Grüße, Rabea

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Título: Studentenbewegung 1968 in Deutschland



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