Iran-Irak - der Krieg


Presentation / Essay (Pre-University), 2000

8 Pages


Excerpt


IRAN-IRAK: DER KRIEG

GRÜNDE FÜR DEN KRIEG

Die einander widersprechenden gegenseitigen Vorwürfe und die offiziellen Dokumente beider Seiten sind kaum für die Darstellung der Gründe des Krieges geeignet. Vielmehr sind die Gründe in einer Idealpolitischen Ansicht beider Staaten zu suchen. Während die islamische Revolution unter Ayatollah Chomeini ihren ein Jahr alten triumphalen Sieg im Februar 1979 feierte, präsentierte der irakische Präsident Saddam Hussein am 8. Februar seine Initiative für einen panarabischen Nationalpakt deröffentlichkeit. Die darin vorgeschlagene politische und militärische Kooperation und Solidarität der arabischen Länder gegen jede nichtarabische Macht meinte zweifelsohne weder Israel noch sonst eine andere, sondern die Gefahr der neuaufgestiegenen islamischen Macht im Iran.

Die iranische Parole eines Exports der Revolution und die Angst des Irak und die hinter ihn liegenden Golfstaaten, als erste davon betroffen zu sein, waren die tatsächlichen Gründe, die zum Ausbruch des Krieges führten. In diesem Zusammenhang sollen noch folgende Faktoren berücksichtigt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Der Irak wurde unmitelbar nach der Revolution zu einem Zufluchtsland von Mitgliedern der iranischen Armee und Geheimdienstes und damit ein Zentrum einer neuen antiislamischen und antiiranischen Opposition.
- Die iranische Provinz Chusistan bildete in der Geschichte der Auseinandersetzungen ein ständiges Konfliktthema. Der Irak unterstützte die nach Autonomie strebenden arabischen Organisationen in diesem Gebiet, weiters betonte er die arabische Identität dieses Gebietes und stellte dessen Zugehörigkeit zum Iran in Frage.
- Gleich nach dem Sieg der islamischen Revolution verstärkte der Irak seine Kontroll- und Repressionsmaßnahmen gegen die schiitische Gemeinschaft. Kurz vor Ausbruch des Krieges wurden der schiitische Führer Al Sadr und seine Schwester hingerichtet, ein bis dahin beispielloser Schritt.
- 1971 begann der Irak mit der Ausweisung von Bürgern iranischer Abstammung. Diese Politik wurde nach dem iranisch-irakischen Vertrag von 1975 gestoppt, jedoch vor dem Ausbruch des Krieges wieder aufgegriffen. Einhunderttausend Bürger wurden so enteignet und gewaltsam deportiert.
- Der Iran geriet infolge einer Geiselaffäre in die Isolation. Iranische Extremisten haben die US-Botschaft in Teheran besetzt, und auch eine amerikanische Kommandotruppe blieb unausgerichteter Dinge, Fazit: 11 Tote. Die Spannungen mit den USA erreichten einen Höhepunkt. Wobei aus Irakischer Sicht vor allem die innere Situation im Iran, derVerfall der Armee und der interne Machtkampf für einen Krieg sprachen.
- Ebenso erreichten die Spannungen zwischen dem Iran und den Golfstaaten einen Höhepunkt. Der Irak verfolgte das Ziel, sich im Interesse als Verteidiger gegen die iranische Gefahr zu profilieren. Die vom Irak geäußerte Forderung nach Rückgabe der vom Iran besetzten Golfinseln, die zu den Emiraten gehörten, entspricht diesem Ansinnen

Die Kampfhandlungen begannen bereits am 4. September; die große Invasion der irakischen Armee am 22. September gilt als Kriegsbeginn. Der Irak zielte vor allem auf einen raschen Sieg und verband damit eine Reihe politischer Ziele, die vom Sturz des iranischen Regimes, einer Teilung des Iran wegen der Nationalitätenprobleme bis zum Abschluß eines ,,neuen Vertrages von Algier" unter irakischen Bedingungen.

DIE INVASION

Am 22. September 1980 bombardierten irakische Jagdflugzeuge gleichzeitig zehn iranische Militärbasen und Flughäfen, worin man einen Versuch erkennen kann, die israelischen Angriffe zu Beginn des Krieges von 1977 gegen die ägyptische Luftwaffe zu imitieren. Der Erfolg war jedoch relativ gering, da die iranische Luftwaffe quantitativ und qualitativ her der Irakischen überlegen war. An den ersten Tagen galt es vor allem wirtschaflichen Einrichtungen, wieölfelder, zu zerstören.

Am 23. September begann die große Operation zu Land, über 200.000 irakische Soldaten überschritten von 4 Frontlinien aus die Grenze, um die Provinz Chusistan zu besetzen. Die iranischen Streitkräfte leisteten keinen systematischen Widerstand, Moral und Schlagkraft der Truppen waren durch die Degneration der Armee infolge der Revolution und weitreichender Säuberungen arg in Mitleidenschaft gezogen. Ein Großteil der technischen Einheiten waren zudem an der sowjetischen Grenze stationiert.

Jedoch unterschätzte Saddam Hussein zwei Faktoren:

- Die arabischen Bewohner dieser Region empfanden aufgrund der großen Verwüstungen keinerlei Sympathie für die Invasoren und leisteten massiven Widerstand.
- Im Gegensatz zur Irakischen Einschätzung erwies sich die iranische Armee als durchaus systemloyal.

Im Dezember eröffnete die irakische Armee eine neue Front im iranischen Kurdistan, war aber aus ähnlichen Gründen wie in Chusistan auch diesmal nicht sehr erfolgreich.

DIE PATTSTELLUNG

Der Irak konnte etwa 14.000 Quadratkilometer unter seiner Kontrolle halten, da aber mit keinem raschen Sieg zu rechnen war, konzentrierte er seine Kräfte auf den Aufbau einer Befestigungs- und Verteidigungslinie, was in etwa von März 1981 bis März 1982 anhielt. Der Iran forcierte seineölproduktion und verkaufte sie unter dem von der OPEC ausgehandeltem Preisniveaus, damit konnte der Iran seinöleinkommen wieder auf das Vorkriegsniveau steigern. Der Irak hingegen konnte hingegen nur etwa ein Drittel der üblichen Menge über die durch Syrien und die Türkei laufendenölpipeline exportieren. Auch verzehrte der Krieg in den ersten Monaten des Krieges alle Devisenreserven vom Irak (15 Milliarden Dollar).

Die offiziellen irakischen Forderungen reduzierten sich praktisch auf Null, übrig blieb nur die Forderung nach ungehindertem und bedingungslosem Rückzug. Die iranische Position war eindeutig: Jeder Waffenstillstand sei bis zum bedingungslosen Abzug der irakischen Truppen und bis zur Verurteilung der irakischen Invasion durch internationale Organisationen abzulehnen.

Je aussichtsloser der Kriegsverlauf wurde, je mehr sich die beiden Gegner in eine Pattstellung manövrierten. Saudi-Arabien und die Golfstaaten demonstrierten vorsichtige politische Unterstützung und leisteten wichtige Finanzhilfe, enthielten sich aber jeder militärischen Einmischung. Jordanien nahm eindeutig für den Irak Partei, hingegen erhielt der Iran von Syrien und Libyen Unterstützung.

ZURÜCKDRÄNGUNG UND GEGENINVASION

Im Frühjahr zeichnete sich eine großangelegte Gegenoffensive der iranischen Armee ab. Sie kam am 21. März, dem Irakischen Nationalfeiertag. 200.000 iranische Soldaten nahmen an der Operation teil und es kamen vor allem Artillerie und Hubschrauber zum Einsatz. 15.000 irakische Soldaten gerieten in kürzester Zeit in Kriegsgefangenschaft. Am 8. April schloß Syrien seine Grenze zum Irak, zwei Tage später sperrte Syrien auch die irakischeölpipeline am Mittelmeer. Am 24. Mai brach dann die irakische Armee in Churamschar zusammen und weitere 12.000 irakische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft. Einen Frieden könne es nach iranischer Auffassung erst nach der Entmachtung des irakischen Präsidenten geben, und deshalb bereitete sich der Iran auf eine Gegeninvasion vor, um die zweitgrößte Stadt im Irak, Basra, einzunehmen. Am 12. Und 22. Juli gelangten iranische Truppen ganz in die Nähe der Stadt, jedoch die stärkere Luftwaffe, die größere Feuerkraft und nach modernsten Maßstäben von ausländischen Militärfachleuten errichteten Verteidigungslinie verdankte der Irak seinen Erfolg, verlor in dieser Zeit jedoch 117 Flugzeuge und 2300 Panzer.

Von Ende Oktober 1982 bis Juli 1983 orgnisierte der Iran im mittleren Frontabschnitt Richtung Bagdad und im kurdischen Gebiet im Norden Großoffensiven mit ,,Menschen- wällen". In dieser Zeit wurde zwar Kurdistan eingenommen, die strategisch wichtige Straße zwischen Basra und Bagdad blieb aber irakisch.

Der Irak wurde von Ägypten und Frankreich mit Mirage- Jäger, von der Sowjetunion mit Waffen unterstützt. Der Iran wiederum bezog seine Rüstungsgüter aus Nordkorea, Syrien und Libyen. Gründe für das scheitern der iranischen Gegenoffensive waren politische, die relative Isolation des Landes, sowie die Parteinahme er Super- und regionalen Mächte für den Irak, um einen iranischen Durchbruch zu verhindern. Der Irak stand in dieser Zeit unter massivem Druck dem er nur durch die umfangreichen militärischen Hilfsmaßnahmen der Sowjetunion, Frankreichs und Ägypten standhalten konnte.

Im Oktober 1983 besetzte der Iran neue Gebiete Ben Dschuin. Der Irak mußte die Präsidentschaftsgarde zur Verteidigung dieses Gebietes entsenden und setzte erstmals chemische Waffen ein. Der Krieg erhielt nun eine neue Dimension. Ab März 1984 beginnt der sogenannte Tankerkrieg. Sowohl irakische als auch iranische Raketen torpedieren Tanker in diesem Gebiet, was zu einer äußerst gespannten Situation führte. Doch auf druck der Golfstaaten und um eine weitere Eskalation zu vermeiden beendete der Irak den Tankerkrieg. Der Irak bombardierte mit Hilfe französischer Superetendarts die iranische Erdölexportstation Hark, und zerstörte wichtige Teile desölhafens. Der Iran drohte daraufhin mit der Schließung der Straße von Hormus, damit wäre der größte Teil derölexporte der Golfstaaten zum Erliegen gekommen. Aufgrund der Iranischen Taktik, Menschenmassen dem technischen Fortschritt des Irak entgegenzustellen, war aber kein Ende des Krieges in Sicht, da das Erdöl immer wieder finanzielle Sicherheit darstellte.

DER FRIEDEN

Am 20.07.1987 verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat einstimmig die Resolution 598, welche die Beendigung des Krieges zum Ziel hatte:

- Rückzug der Truppen bis zu den international anerkannten Grenzen · Überwachung des Waffenstillstandes durch UN_Teams · Freilasung der Kriegsgefangenen
- UN-Vermittlung zur Beilegung der Streitigkeiten · Zurückhaltung anderer Staaten
- Erhöhung der Sicherheit und Stabilität in der Region Während die Resolution vom Irak sofort befürwortet wurde, willigte der Iran erst am 18.08.1988 ein.

Im März 1988 eroberte der Iran noch die kurdische Stadt Halabja, schwächte sich aber dadurch zunehmend durch die chemische Waffeneinsätze der Iraker. Zusätzlich verlor der Iran ein mit 290 Passagieren besetzten Airbus, was endgültig die Friedensverhandlungen einleitete.

DIE GROßMÄCHTE UND DER KRIEG

Die Großmächte, allen voran die USA und die Sowjetunion, bezogen von Anfang an offiziell eine neutrale Position, was jedoch nichts über ihre tatsächliche Stellung aussagt. Die beiden Supermächte haben den Krieg benützt, um in den Kriegführenden Ländern sowie in der gesamten Region an Einfluß zu gewinnen. Und beide haben nicht ausreichend Druck ausgeübt, um eine Lösung zu erwirken.

- Für die Sowjetunion ist der Krieg in einer strategisch ungünstigen Zeit ausgebrochen, da sie auf eine Versöhnung ihrer Verbündeten Syrien und Irak zielte, und die Geiselaffäre für eine Einflußnahme im Iran auszunutzen. Tatsächlich nahm die UdSSR für den Iran Partei und Waffenlieferungen an den Irak wurden reduziert.

Der Kriegöffnete den Sowjets jedoch das Tor zu den Golfstaaten, wo sie bislang keine Rolle spielten. Die unerwartete Zunahme der Kontakte zu den Golfstaaten über Kuweit, ließ Vermutungen aufglühen, daß die Sowjetunion die Rolle des regionalen Gendarmen übernimmt. Tatsächlich war dem aber nicht so.

- Der USA kam tatsächlich eine gegen den Iran gerichtete Aktion nicht ungelegen. Deshalb war auch die iranische These, daß der Irak den Krieg im Auftrag der USA begann. Der Irak hatte aber vor allem seine eigenen Interessen und die der Golfstaaten vor Augen. Die USA waren vor allem auf eine Änderung des iranischen Regimes aus, vermieden aber Jede Destabilisierung die zu einer Aufteilng oder gar zum Zusammenbruch des Landes führen könnte.

1985 kam es zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zum Irak. Wichtiger ist jedoch die zunehmende Kooperation mit den mit den USA verbündeten regionalen Mächten ( Ägypten, Golfstaaten ). Im zuge des Golfkrieges, vor allem im Zuge der iranischen Offensive, bezogen die USA eine klar anti-iranische Position. Der Tankerkrieg und die iranische Drohung einer Schließung der Straße von Hormus und die darauffolgende amerikanische Drohung einer militärischen Intervention sind die Folgen.

Die USA konnten ebenso wie die UdSSR im Laufe des Krieges ihre Stellung im Mittleren Osten stärken. Es scheint eine Regel zu sein, daß regionale Konflikte eine Einflußnahme der Supermächte implizieren.

FOLGEN MIT ANDEREN LÄNDERN

Westeuropa und Japan haben vom Ausbruch des Krieges an eine neutrale Stellung bezogen und ihr Interesse an einem baldigen Ende der Auseinandersetzungen bekundet. Sie profitierten jedoch durch den Aufschwung ihrer Handelsbeziehungen mit den betreffenden Staaten. Mit Ausnahme Frankreichs, das durch die Waffenlieferungen an den Irak zu diesem Land eine besondere Beziehung unterhält, nehmen die anderen Staaten eine eher neutrale Stellung ein. Die Handelsbeziehungen des Iran wurden mit Großbritannien, Italien und der Bundesrepublik Deutschland intensiviert. Auchösterreich soll über Jordanien inoffiziell schwere Artillerie vom Typ Howitzer an den Irak geliefert haben. Auch Israle war in Waffengeschäften mit dem Iran involviert und legitimierten dies mit der Zustimmung der USA. Israel war an einer Perpetuierung des Krieges interessiert, nicht aber am Zusammenbruch einer der beiden Staaten, was Strategie einer langfristigen und umfassenden israelischen Sicherheitskonzeption ist.

Der Krieg schafft somit die Basis für neue Abhängigkeit in Friedenszeiten.

Excerpt out of 8 pages

Details

Title
Iran-Irak - der Krieg
Author
Year
2000
Pages
8
Catalog Number
V98474
ISBN (eBook)
9783638969253
File size
560 KB
Language
German
Keywords
Iran-Irak, Krieg
Quote paper
Christian Palmosi (Author), 2000, Iran-Irak - der Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98474

Comments

  • guest on 10/24/2002

    politisch duerftig.

    hallo,

    ich moechte gleich voranstellen, von arabistik null ahnung, studiere politik. habe neulich hausarbeit ueber iraqische aussenpolitik geschrieben, also geh ichs politisch an.

    zu gruende: zuviel nebensaechliches, ziehe lieber eine hauptlinie durch. unglueckliche formulierung: idealpolitische ansichten beider staaten als gruende. besser: gefahr der exportation der revolution fuer Iraq. dabei nicht zu vergessen: neben aeusserer innere gefahr: Schiiten!! ausserdem: der panarabismus besteht nicht wegen Iran von der ba`th -ideologie keine ahnung! der zusammenschluss waere gegen blockeinfluss gerichtet gewesen. (einheit, freiheit, sozialismus)

    ich wuerde erwaehnen, dass der krieg ein praeventivschlag Iraqs war.

    zu USA, UdSSR: du meinst, beide haetten zuwenig druck ausgeuebt um loesung zu erwirken: zu USA: ich sehe den Iran-Iraq krieg als teil einer weiter gefassten strategie: beide sollten geschwaecht werden, als erster musste teufel nr. 1 dran glauben, Khomeini, deshalb unterstuetzung fuer Iraq, aber nichz zuviel, da sich beide aufreiben sollten Iran-Kontra beachten!!, dals naechstes sollte Saddam drankommen: ich meine Kuwait war eine falle und Saddam hats nicht geschnallt: Iraq war nach sieg im Iran-krieg potenziell stark, zu stark = bedrohlich fuer oelinteresen der USA. also musste er geschwaecht werden: krieg mus her + kriegsgrund Kuwaitkonflikt schueren, Iraq gruenes licht zum einmarsch geben (A. Glaspie).. ich will damit zeigen, dass Iran erst der anfang einer weiteren strategie war.
    (aber auf die idee dass Iraq instabil ist und die region destabilisieren koennte, wenn er zerbricht, sind die ami erst waehrend des 1991 kriegs gekommen)

    deshalb nur 20%-wertung

  • guest on 2/13/2002

    Hi!.

    Lieber Christian! Ich interessiere mich brennend für deine Arbeit! Woher kommst du? Bitte schreib mir, ich würde mich gern mit dir austauschen! Danke! Liebe Grüße, July

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Title: Iran-Irak - der Krieg



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