Geschlechterunterschiede in rechtsextremen Einstellungen


Travail d'étude, 2019

35 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

Zusammenfassung

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund zum Thema
2.1. Stand der Forschung
2.2. Fragestellung

3. Methode
3.1. Untersuchungsdesign / Methodisches Vorgehen
3.2. Beschreibung der Stichprobe
3.3. Vorgehen bei der Auswertung

4. Darstellung der Ergebnisse

5. Diskussion
5.1. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse
5.2. Diskussion der eigenen methodischen Vorgehensweise
5.3. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

Anhang A: Fragebogen

Anhang B: Codeplan

Zusammenfassung

Rechtsextremismus ist ein mehrdimensionales Konstrukt, welches seit rund 90 Jahren ein prosperierendes und breitgefächertes Forschungsfeld darstellt. Neben theoretisch orientierten Untersuchungen werden deutschlandweit in jüngerer Zeit vermehrt Studien zu einzelnen Phänomenen, wie Geschlechts-, Bildungs- oder Alterseffekten sowie Ost-/West-Unterschieden durchgeführt. Einflussfaktoren wie diese müssen verstanden werden, um der Entstehung rechtsextremer Einstellungen politisch begegnen und entgegenwirken zu können. In der vorliegenden Arbeit wird der Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und rechtsextremen Einstellungen untersucht. Die bestehende Literatur ist durch uneinheitliche Ergebnisse gekennzeichnet. Es wird im Folgenden eine Erhebung mittels des Fragebogens zur rechtsextremen Einstellung – Leipziger Form (FR-LF) vorgestellt, die Geschlechterunterschiede in der Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen feststellt. Die Untersuchung kann trotz einiger objektivitäts- und reliabilitätsmindernder Faktoren als valides, ökonomisches und faires Instrument gelten, das von hoher Praxisrelevanz zeugt.

Abkürzungsverzeichnis

FR-LF = Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung – Leipziger Form

SD = Standardabweichung

PHQ-2 = Patient Health Questionnaire-2 (Gesundheitsfragebogen für Patienten)

FEE = Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten

ALLBUS = Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften

s. = siehe

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Soziodemographische Merkmale der Stichprobe

Tabelle 2: FR-LF – Zustimmung auf Item-Ebene in Prozent

Tabelle 3: Deskriptive Statistiken des additiven Rohwerts

Tabelle 4: Deskriptive Statistiken des gemittelten Rohwerts

Tabelle 5: Kontingenztafel zu den klassierten additiven Rohwerten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Unterscheidung von rechtsextremen Einstellungen und Verhalten (nach Decker et al. 2016)

Abbildung 2: Verteilung des Merkmals „Alter“

Abbildung 3: Prozentuale Zustimmung zu „Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur“

Abbildung 4: Prozentuale Zustimmung zu „Chauvinismus“

Abbildung 5: Prozentuale Zustimmung zu „Ausländerfeindlichkeit“

Abbildung 6: Prozentuale Zustimmung zu „Antisemitismus“

Abbildung 7: Prozentuale Zustimmung zu „Sozialdarwinismus“

Abbildung 8: Prozentuale Zustimmung zu „Verharmlosung des Nationalsozialismus“

Abbildung 9: Graphische Darstellung der klassischen additiven Rohwerte (Balkendiagramm)

1. Einleitung

Die Erforschung rechtsextremer Einstellungen hat eine lange Tradition. Bereits in den 1930er-Jahren entstanden erste Projekte, geleitet von Erich Fromm, Herbert Marcuse und Max Horkheimer („Studien zu Autorität und Familie“). In den USA wurde die Rechtsextremismusforschung durch die Berkley-Gruppe um Theodor W. Adorno fortgesetzt, welche zum Ziel hatte, antidemokratische Haltungen mittels dem „Fragebogen zur autoritären Persönlichkeit“ zu erfassen (Decker et al., 2014). Seit beinahe 90 Jahren ist die Forschung zum Rechtsextremismus ein prosperierendes Forschungsfeld und ist auch heute ein wesentliches und aktuelles Thema in Politologie, Soziologie, Psychologie und Pädagogik. Die Relevanz zeigt sich in aktuellen Zahlen: laut Verfassungsschutzbericht identifizierte man Ende 2018 insgesamt mehr als 24.000 Personen mit rechts-extremistischem Personenpotential (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, 2019). Weiters verzeichnete das Bundesinnenministerium im ersten Halbjahr 2019 bereits über 8600 Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund – um 900 Fälle mehr als im Vergleichszeitraum 2018. Die Zahl der Gewaltdelikte (363) sei gleichbleibend (Tagesschau, 14.08.2019). Auch die Ausschreitungen in Chemnitz im August 2018 prägen noch immer das Nachrichtengeschehen. Aktuelle Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung geben Hinweise auf eine tatsächliche verabredete Hetzjagd von Rechten auf Ausländer (Kampf et al., 2019).

Jahrzehntelang waren die Erscheinungsformen von Rechtsextremismus Zentrum der Forschung, sozialisatorische Bedingungen wurden vernachlässigt. Die Ursachenforschung beschränkte sich auf das Autoritarismus-Konzept als beste Erklärungskraft für rechtsextreme Einstellungen. In jüngerer Zeit rückt die Persönlichkeit als Einflussfaktor – und somit die Psychologie als forschende Kraft – stärker in den Vordergrund. Aufgrund dieses Trends und der besonderen Aktualität der „rechten Handlungen“ gilt es, Ursachenforschung zu betreiben und Risikofaktoren für Rechtsextremismus zu identifizieren. In der vorliegenden Arbeit sollen daher Geschlechterunterschiede in (der Zustimmung zu) rechtsextremen Einstellungen bzw. der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Rechtsextremismus untersucht werden.

2. Theoretischer Hintergrund zum Thema

Zu Beginn soll der Frage nachgegangen werden, was „Rechtsextremismus" eigentlich bedeutet, wie der Status quo der Forschung zu Geschlechtsspezifika bei rechtsextremen Einstellungen ist und welche Konsequenz dies für das vorliegende Forschungsvorhaben hat.

2.1. Stand der Forschung

Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft werden Begriffe wie „Rechtsextremismus“, „Faschismus“, „Rassismus“, „Rechtsradikalismus“, „Fremden-feindlichkeit“ oder „Autoritarismus“ oft gleichbedeutend verwendet. Auf wissen-schaftlicher Ebene setzt sich der „Rechtsextremismus“-Begriff inzwischen durch, die Forschungslandschaft ist dennoch sehr heterogen, da aufgrund uneinheitlicher Definitionen viele verschiedene Zugänge existieren. 2001 fand sich eine Konsensusgruppe bestehend aus führenden Politikwissenschaftlern1 zusammen und beschloss die folgende einheitliche Definition:

„Der Rechtsextremismus ist ein Einstellungsmuster, dessen verbindendes Kennzeichen Ungleichwertigkeitsvorstellungen darstellen. Diese äußern sich im politischen Bereich in der Affinität zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen Einstellungen und einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus. Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen“

Diese Definition gilt auch als Grundlage für die vorliegende Arbeit. Sie macht ersichtlich, dass man rechtsextreme Einstellungen von tatsächlich gezeigtem Verhalten abgrenzen kann (duale Definition/dualer Rechtsextremismus-Begriff). Abbildung 1 verdeutlicht den Dualismus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Unterscheidung von rechtsextremen Einstellungen und Verhalten (modifiziert nach Decker et al. 2016)

Einstellungen haben eine kognitive, affektive und verhaltensbezogene Komponente. Beispielsweise kann die kognitive Einstellungskomponente lauten: „Ausländer sind anders als wir“, die affektive Komponente zeigt sich als ein Gefühl der Ablehnung und die Verhaltenskomponente kann die Äußerung „Denen würde ich die Sozialhilfe streichen“ sein. Ein gemeinsames Auftreten dieser Bestandteile gilt als rechtsextremes Einstellungs-muster, ein rechtsextremes Weltbild setzt sich aus verschiedenen Einstellungsmustern zusammen (Decker et al., 2016).

Aus der oben genannten Definition wurden von der Konsensusgruppe sechs Dimensionen abgeleitet, die das mehrdimensionale Einstellungsmuster charakterisieren. Diese werden unter „2.1 Untersuchungsdesign/Methodisches Vorgehen“ genau erläutert. Je Dimension erhärteten sich drei Aussagen, insgesamt entstand auf diese Weise ein 18 Items umfassender Fragebogen („Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung - Leipziger Form (FR-LF)“), der wesentlicher Bestandteil der seit 2002 durchgeführten Leipziger „Mitte“-Studien ist. Die Leipziger Arbeitsgruppe um Elmar Brähler und Oliver Decker führt im Zwei-Jahres-Rhythmus repräsentative Erhebungen zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland durch. Durch persönlichen E-Mail-Kontakt zu Herrn Prof. Dr. Elmar Brähler erhielt die Autorin den gesamten Fragebogen-Komplex der „Mitte“-Studien, der auch dieser Arbeit angehängt wurde (Anhang C).

Der Vollständigkeit halber sei der Aufbau der Studie kurz erläutert. Neben dem Rechtsextremismus-Fragebogen besteht die „Mitte“-Studie aus 5 Komplexen:

- Komplex 1 dient der Abgrenzung von Rechtsextremismus von anderen Konzepten (z.B. mit Fragebögen zu Autoritarismus, Demokratie, Sexismus,…),
- Komplex 2 erfasst Persönlichkeits- und Sozialisationseinflüsse auf die Einstellung (beispielsweise mit dem Gießen-Test (Persönlichkeitsfragebogen), dem PHQ-2 (Fragebogen zur Depressivität) oder dem FEE: Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten),
- Komplex 3 erhebt den Einfluss aktueller politischer und sozialer Lage auf die Einstellung,
- Komplex 4 erfragt persönliche politische und kulturelle Einstellungen (wie Parteipräferenzen, Kirchenmitgliedschaft, etc.) und
- Komplex 5 besteht aus Fragen zu soziodemographischen Merkmalen.

Aufgrund der inzwischen 17-jährigen Erprobung der „Mitte“-Studie mit neun Erhebungen bilden die erfassten Daten eine fundierte Grundlage für Aussagen zu Geschlechtsspezifika in der Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen.

2002 dominieren Männer in allen Bereichen statistisch bedeutsam. Männliche Probanden zeigen sich rechtsextremer als Frauen (Brähler & Niedermayer, 2002). 2004 verzeichnet die Leipziger Arbeitsgruppe ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, im Sinne einer vermehrten Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen durch Männer. Bezüglich der Ausländerfeindlichkeit ergeben sich annähernd gleiche Zustimmungswerte (Decker & Brähler, 2005). In der Erhebung von 2006 zeigen sich dieselben Ergebnisse wie in der Studie zwei Jahre zuvor (Decker et al., 2006). 2008 stimmen männliche Teilnehmer erneut rechtsextremen Einstellungen häufiger zu als Frauen, allerdings belaufen sich die Unterschiede meist auf weniger als zwei Prozentpunkte (Decker & Brähler, 2008). In der Untersuchung von 2010 gab es ebenfalls einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, in den meisten Fällen aber nicht statistisch bedeutsam (Decker et al., 2010).

Zwei Jahre später zeigen sich Frauen wieder weniger rechtsextrem als Männer, in der Dimension „Sozialdarwinismus“ überstieg deren Zustimmung die der Männer (Decker et al., 2012). Dieser Trend setzt sich im nächsten Zyklus fort, 2014 stellen sich Frauen sowohl bezüglich Sozialdarwinismus als auch bezüglich Chauvinismus extremer dar. In allen anderen Dimensionen stimmen Männer häufiger zu (Decker et al., 2014). 2016 verzeichnet die Arbeitsgruppe wieder einen Rückgang der weiblichen Zustimmungswerte. Männliche Probanden dominieren wieder in allen Bereichen, weibliche Teilnehmer geben aber auch hohe Werte an (Decker et al., 2016). Auch bei der derzeit aktuellsten Studie (2018) vertiefen sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern weiter: Männer haben in allen Dimensionen höhere Werte, Frauen scheinen für diese Art von Einstellungen weniger empfänglich zu sein (Decker & Brähler, 2018).

Auch in anderen populären Forschungen sind Frauen im rechten Spektrum deutlich weniger sichtbar, wenngleich die Ergebnisse sehr uneinheitlich sind. Einige Untersuchungen können so gut wie keinen Unterschied feststellen (beispielsweise die Sinus-Studie oder die Repräsentativuntersuchung „ALLBUS“), andere finden – wenn auch geringfügige – geschlechtsspezifische Unterschiede im Sinne von geringerem Ausmaß rechtsextremer Einstellungen bei Frauen (z.B. Shell-Studie, Untersuchungen zu rechten Jugendlichen von Heitmeyer und Untersuchungen der Tübinger Forschungsgruppe). Birgit Rommelspacher (2001) geht davon aus, dass die Uneinheitlichkeit der Ergebnisse von den unterschiedlichen Definitionen und Motiven des Rechtsextremismus herrühren. So würden Frauen solchen Konzepten weniger zustimmen, die mit Gewalt(-bereitschaft) verknüpft seien. Auch würden die Geschlechter unterschiedliche Einstellungsmuster aufweisen und nicht zwingend dieselben Motive aufweisen, auch wenn die Summe des Rechtsextremismus der beiden Geschlechter gleich ausgeprägt wäre.

Gerard Braunthal (2009) fand heraus, dass es bezüglich Diskriminierung und Ausgrenzung von Ausländern keine Geschlechtsunterschiede zu geben scheint. Unabhängig von Bildungs- und Berufsstatus zeigen sich Männer wie Frauen xenophob. Doch insbesondere junge Männer fühlen sich von rechtsgerichteten Gruppen angezogen, auch wenn sie zum Zeitpunkt des Eintritts noch keine rassistischen Ansichten teilen.

Sobald sie feste Gruppenmitglieder sind übernehmen sie ausländerfeindliche und übersteigert männliche Ansichten. Individuell würden diese jungen Männer nie Gewalt anwenden, in der Gruppe verüben diese aber 95,5% aller rechten Gewalttaten, Frauen sind für den Rest verantwortlich. Auf politischer Ebene sind zwei Drittel der Wähler rechtsliberaler Parteien männlich, ein Drittel weiblich. Oft beläuft sich die Rolle der Frau in der rechtsextremen Szene auf eine Untergeordnete. So verbreiten sie nationalistische Propaganda und rekrutieren neue Mitglieder und agieren als Begleiterinnen bzw. Unterstützerinnen.

Die genannten Publikationen untermauern die Heterogenität der Forschungsergebnisse und den Mangel an eindeutigen Zusammenhängen zwischen Geschlecht und rechtsextremen Einstellungen. Gleichzeitig verdeutlicht jede Studie die Notwendigkeit vermehrter Forschung in diesem Bereich.

2.2. Fragestellung

Das Geschlecht ist ein zentraler Faktor, um zu verstehen, wer Rechtsextremismus bzw. rechtsextreme Gruppen oder Parteien unterstützt. Es kommt allerdings zu uneinheitlichen Ergebnissen, wie aus der dargestellten Literatur ersichtlich wird. Da Rechtsextremismus längst kein Randphänomen mehr ist, wie es der Begriff impliziert, sondern ein brisantes politisches Problem in der Mitte der Gesellschaft darstellt, ist es notwendig, dem weiter nachzugehen. Anhand dieser Untersuchung sollen weiterführende Ergebnisse im Sinne von geschlechtsbedingten Unterschieden in rechtsextremen Einstellungen produziert werden und Geschlechtsspezifika deskriptiv abgeleitet werden.

3. Methode

Das folgende Kapitel widmet sich dem Gütekriterien-geleiteten methodischen Vorgehen bei Erhebung und Auswertung der Untersuchung. Weiters werden wesentliche Merkmale der Stichprobe genannt.

3.1. Untersuchungsdesign / Methodisches Vorgehen

Wie oben bereits erwähnt, wurde in der vorliegenden Erhebung der „Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung – Leipziger Form (FR-LF)“ verwendet. Dieser ist das Ergebnis einer 2001 abgehaltenen Konsensuskonferenz und wurde daraufhin in einem Zwei-Jahres-Takt im Rahmen der „Mitte“-Studien eingesetzt und erprobt. Der FR-LF ist ein psychometrischer Persönlichkeitstest zur Einstellungsmessung. Das mehrdimensionale Rechtsextremismus-Konstrukt ist in sechs Dimensionen mit je drei Items aufgegliedert – der Fragebogen verfügt somit über 18 Items. Die zu den jeweiligen Dimensionen zugeordneten Items (mit Abkürzungen) lauten wie folgt:

1. Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur

- Im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform. (RD1)
- Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert. (RD2)
- Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert. (RD3)

2. Chauvinismus

- Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben. (CH1)
- Was unser Land heute braucht, ist ein hartes und energisches Durchsetzen deutscher Interessen ggü. dem Ausland. (CH2)
- Das oberste Ziel des deutschen Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht. (CH3)

3. Ausländerfeindlichkeit

- Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen. (AF1)
- Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken. (AF2)
- Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet. (AF3)

4. Antisemitismus

- Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß. (AS1)
- Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen. (AS2)
- Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns. (AS3)

5. Sozialdarwinismus

- Wie in der Natur sollte sich in der Gesellschaft immer der Stärkere durchsetzen. (SD1)
- Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen. (SD2)
- Es gibt wertvolles und unwertes Leben. (SD3)

6. Verharmlosung des Nationalsozialismus

- Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen. (NS1)
- Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung weit übertrieben worden. (NS2)
- Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten. (NS3)

Befürworter einer rechtsautoritären Diktatur tolerieren keine anderweitigen politischen Einstellungen, die demokratische Entscheidungen zulassen. Der Begriff „Chauvinismus“ beschreibt eine Ideologie des „deutschen Interesses“, das es – mit den Mitteln einer autoritären Regierungsform – durchzusetzen gilt. Ein starkes Nationalgefühl gilt als Voraussetzung.

Ausländerfeindlichkeit impliziert rassistische Anschauungen, die Migranten und Migrantinnen ihre Individualität aberkennt und sie als Gruppierung ansieht, die die „Volksgemeinschaft“ gefährdet. Der Antisemitismus stellt eine Judenfeindlichkeit ausgehend von einer manichäischen Welterklärungsideologie dar, die Juden auf der einen Seite als „geringwertig“, auf der anderen Seite als „omnipotent“ ansieht. Der Ausdruck „Sozialdarwinismus“ stellt eine Biologisierung des Gesellschaftsgeschehens dar und distanziert sich vom finalen Darwinismus (zurückgehend auf den britischen Naturforscher Charles Darwin), der das Überleben einer Gattung auf die beste Anpassung an den jeweiligen Lebensraum („survival of the fittest“) zurückführt. Die kausale Logik des Sozialdarwinismus fordert, dass sich der Stärkere durchsetzt, damit die Gesamtpopulation überlebt. Schwache Gesellschaftsmitglieder gelten als „unwert" oder Ballast. Menschen, die den Nationalsozialismus verharmlosen, leugnen die Schwere der Verbrechen der Nationalsozialisten und verweisen auf „gute Seiten“ der NS-Zeit (Decker et al., 2012).

Die Extrempole der Skala können als „keine Zustimmung zu autoritären Aussagen“ und „volle Zustimmung zu autoritären Aussagen“ bzw. „manifest rechtsextremes Weltbild“2 definiert werden. Die Datenerfassung findet unimodal und einstufig statt (Amelang, 2006). Der FR-LF kann in Druckform im Paper&Pencil-Design beantwortet oder in digitaler Form dargeboten werden. Letzteres wird für die vorliegende Arbeit gewählt (Portal „Google Forms“), um eine breitere Stichprobe zu erreichen und mittels technischer Möglichkeiten fehlende oder doppelte Antworten zu vermeiden. Die Probanden werden via sozialen Medien („Facebook“ und „WhatsApp“) gebeten, an einer Studie zu rechtsextremen Einstellungsmustern teilzunehmen.

Der Leipziger Fragebogen zu rechtsextremen Einstellung verfügt über geschlossene Fragen und ein gebundenes Itemformat (fünfstufige Ratingskala). Die unipolaren Items besitzen Antwortmöglichkeiten von „lehne völlig ab“, „lehne überwiegend ab", „stimme teils zu/teils nicht zu“, „stimme überwiegend zu“ bis „stimme voll und ganz zu“. Die ungerade Itemanzahl bietet eine mittlere Kategorie und birgt die Gefahr der Uneindeutigkeit der Aussagen. Die Antworten sind in eine Schlüsselrichtung gepolt und entsprechen dem Ausmaß der Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen.

[...]


1 darunter Elmar Brähler, Michael Edinger, Jürgen Falter, Andreas Hallermann, Joachim Kreis, Oskar Niedermayer, Karl Schmitt, Siegfried Schumann, Richard Stöss, Bettina Weste und Jürgen Winkler

2 Begriff von den Autoren Decker, Hinz, Geißler und Brähler (2014) vorgeschlagen

Fin de l'extrait de 35 pages

Résumé des informations

Titre
Geschlechterunterschiede in rechtsextremen Einstellungen
Université
Academy for health and sport
Note
1,3
Auteur
Année
2019
Pages
35
N° de catalogue
V985013
ISBN (ebook)
9783346384119
ISBN (Livre)
9783346384126
Langue
allemand
Mots clés
geschlechterunterschiede, einstellungen
Citation du texte
Constanze Eberl (Auteur), 2019, Geschlechterunterschiede in rechtsextremen Einstellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/985013

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Titre: Geschlechterunterschiede in rechtsextremen Einstellungen



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