Die Provinz Südtirol - Schwerpunkt: Die Beschäftigungsstruktur der Frauen


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2000

14 Pages, Note: noch nicht


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Vorstellung der Provinz Südtirol
2.1 Die geographische Lage und politische Raumgliederung
2.2 Ein geschichtlicher Exkurs zur Südtirolfrage in der neueren Geschichte
2.3 Das autonome Südtirol heute
2.4 Die Stellung der Frau in Südtirol

3. Schulabgängerinnen im Sekundärbereich der beruflichen Bildung .
3.1 Die Möglichkeiten allgemein
3.2 Die duale Ausbildung
3.3 Die schulische Ausbildung
3.4 Das Hochschulstudium

4. Die Beschäftigungssituation der Frauen in Südtirol
4.1 Allgemeine tendenzielle Entwicklung
4.2 Die Frauenerwerbstätigkeit nach Wirtschaftssektoren
4.3 Teilzeitarbeit - die Domäne der Frauen

5. Möglichkeiten im tertiären Bildungsbereich
5.1 Das Kursangebot
5.2 Tendenzen in die Zukunft

6. Fazit der Ausarbeitung

Literaturverzeichnis :

1. Einleitung

Küche, Kinder, Kirche - die berühmten drei K, die den Frauen über die letzten Jahrhunderte ihren Platz in der westlichen Gesellschaft zugewiesen haben sind längst Geschichte geworden.

Die Zeiten haben sich geändert, es ist selbstverständlich geworden, dass Frauen nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung absolvieren und in die Erwerbstätigkeit einmünden.

Ein großer Anteil der Frauen hat seine wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit durch die Berufstätigkeit erreicht. Viele Frauen erfahren die Selbstverwirklichung im Beruf und streben die Gleichberechtigung von Männern und Frauen auf beruflicher Ebene an. Frauen, die eine Ausbildung abgeschlossen haben, beenden ihr Erwerbsleben nur noch selten nach der Familiengründung. Vielmehr möchten, vor allem junge Frauen, Beruf und Familie miteinander verbinden. Sie unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit und treten, nach der relativ kurzen Familienphase, wieder auf den Arbeitsmarkt.

Durch die Doppelbelastung mit Familie und Beruf fehlt es Frauen nach der Familienphase oft an regionaler und arbeitszeitlicher Mobilität. So ist der Anteil an teilzeitbeschäftigten Frauen allerorts höher als der, der teilzeitbeschäftigten Männer.

Südtirol - für viele ein Urlaubsziel, bekannt für seine Ski- und Wandergebiete, geschätzt für seine Weine. Doch Südtirol ist auch hinter den Kulissen des Fremdenverkehrs eine interessante Provinz, die es sich lohnt näher zu betrachten.

Diese Ausarbeitung soll die Provinz Südtirol vorstellen sowie die Situation der Frauen auf dem Beschäftigungsmarkt in Südtirol beschreiben.

2. Die Vorstellung der Provinz Südtirol

2.1 Die geographische Lage und politische Raumgliederung

Südtirol ist eine italienische autonome Provinz in der Region Trentino-Südtirol südlich des Brenners, zwischen den Flüssen Etsch und Eisack. Diese autonome Provinz teilt sich in das eigentliche Südtirol, auch autonome Provinz Bozen genannt und in die autonome Provinz Trient. Die Provinz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bozen umfasst eine Fläche von 7400 km² und hat 457 000 Einwohner, sie ist somit ca. dreimal so groß wie das Saarland, welches mit 1,08 Mill. Einwohnern mehr als doppelt so dicht besiedelt ist.

2.2 Ein geschichtlicher Exkurs zur Südtirolfrage in der neueren Geschichte

Entscheidend veränderte sich die Situation für Südtirol nach Ende des ersten Weltkrieges. Österreich musste, die südlich des Alpenhauptkammes gelegenen Gebiete, das heutige Südtirol, an Italien abtreten. Nach dem zweiten Weltkrieg bestätigte der Pariser Vertrag den Verbleib Südtirols bei Italien. Es wurde aber der überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung in einem Autonomiestatut (1946) ein Minderheitenschutz zugesichert.

Die Umsetzung des Autonomiestatutes von 1946 durch die italienische Regierung, war in den darauffolgenden Jahren ständiger Anlass für Bevölkerungsunruhen in Südtirol. Die Vereinbarungen des Pariser Vertrages waren von der italienischen Regierung nur unzureichend umgesetzt worden und die Südtiroler Bürger versuchten durch Terroranschläge auf sich aufmerksam, zu machen um eine größere Selbständigkeit von Italien zu erreichen. Schließlich erreichten die Südtiroler ihr Ziel: 1972-1992 wurde durch langjährige Verhandlungen zwischen Österreich und Italien das Autonomiestatut erneuert.

2.3 Das autonome Südtirol heute

Das Land Südtirol (genauso die Provinz Trient) hat seit der Erneuerung des Autonomiestatuts weitgehende, von Italien unabhängige, Befugnisse1.

Die Provinz Südtirol - Schwerpunkt: Die Beschäftigungsstruktur der Frau Durch das erneuerte Statut wurde nun auch die Erhaltung und sprachliche Entwicklung der deutschen und ladinischen Sprachgruppe innerhalb der Provinz Bozen und der Provinz Trient gesichert. So ist nun beispielsweise geregelt, dass die Stellen in der öffentlichen Verwaltung nach dem Quotienten des ethnischen Proporz besetzt werden müssen, genauso werden Sozialwohnungen nach diesem Schlüssel vergeben. Die prozentuale Zugehörigkeit der Bevölkerung zu den drei Sprachgruppen (1991: deutsch 67,99 Prozent; italienisch 27,65 Prozent; ladinisch 4,36 Prozent = ethnischer Proporz) wird im Zuge einer Volkszählung alle zehn Jahre ermittelt (zuletzt 1991). Außerdem sind die Bewerber auf Stellen in der öffentlichen Verwaltungen verpflichtet ihre Zweisprachigkeit durch das Ablegen einer entsprechenden Prüfung nachzuweisen.

2.4 Die Stellung der Frau in Südtirol

Durch die italienische (auch für Südtirol verbindliche) Verfassung, wird die Gleichberechtigung von Frauen und Männer in allen Bereichen garantiert. Doch Frauen sind in vielen Bereichen noch immer unterrepräsentiert. So engagieren sie sich weniger in der Politik als Männer und sind schwerpunktmäßig in den typischen Frauenberufen beschäftigt.

Die Frauenförderung in Südtirol hat keine gesetzlich, verpflichtende Verankerung. Wenn in den Gesetzen und Zielsetzungen über Gleichberechtigung bestimmt wird, ist zumeist von der Gleichberechtigung zwischen den Sprachgruppen die Rede. Vielleicht sehen die Frauen dort keinen so großen Bedarf an einer speziellen Frauenförderung, solange sie nicht durch ihre Volkszugehörigkeit benachteiligt werden. Bei der Abteilung Arbeit wurde zwischenzeitlich eine Ansprechpartnerin für Frauen geschaffen. Die Gleichstellungsrätin steht während ihrer Sprechstunden im Arbeitsamt zur Verfügung und hilft den Frauen bei Problemen am Arbeitsplatz. Sie setzt sich für die Förderung der Beschäftigung von Frauen und der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in der Arbeitswelt ein. Ebenso bieten verschiedene Vereine für Frauen speziell abgestimmte Programme an oder helfen den Frauen bei familiären Problemen. Diese Vereine2 befinden sich in Südtirol oftmals in kirchlicher Trägerschaft, dadurch sind die Veranstaltungen häufig durch christliche Zielsetzungen geprägt und zielen vorwiegend in den sozialen Bereich ab (Altenpflege, Familienhelferin etc.), in dem die Frauen tendenziell bevorzugt eine Beschäftigung aufnehmen.

Arbeiten; Transportwesen; Fremdenverkehr und Gastgewerbe; Land- und Forstwirtschaft; Enteignungen; Arbeitsvermittlung; öffentliche Fürsorge; Kindergärten Schulbau- und Schulfürsorge; Berufsertüchtigung; beschränkte Zuständigkeit: Unterricht an Grund- und Sekundarschulen; Handel Lehrlingswesen; Förderung der Industrieproduktion; Hygiene und Gesundheitswesen; Sport und Freizeitgestaltung usw.. Die Region hingegen hat nur noch bescheidene Befugnisse u.a.: Ordnung der Regionalämter; Abgrenzung der Gemeindegebiete; Führung der Grundbücher; Katasterämter; Feuerwehrdienste; Ordnung der sanitären Körperschaften und der Handelskammern

3. Schulabgängerinnen im Sekundärbereich der beruflichen Bildung

3.1 Die Möglichkeiten allgemein

Im allgemeinbildenden Schulwesen ist, lt. den Abteilungen für Berufsbildung, die gleiche Beteiligung der ‚Geschlechter inzwischen erreicht worden. Jedoch herrschte 1997 bei der berufspraktischen Ausbildung am Arbeitsplatz noch immer ein starkes geschlechtsspezifisches Gefälle. So bevorzugten 1997 weibliche Absolventen der allgemeinbildenden Schulen, die Fachschulen für Sozial- und Gesundheitsberufe und besuchten die technischen Fachschulen z.B. für Metall und Elektronik nur vereinzelt. Den Schulabgängerinnen in Südtirol, die die neunjährige Schulpflicht3 erfüllt haben, stehen verschiedene Möglichkeiten offen einen Beruf zu erlernen. Vergleichbar mit der beruflichen Bildung in Deutschland kann die Ausbildung im dualen System, nur schulisch in Fachschulen oder nach dem Erreichen der Matura an Fachhochschulen oder Universitäten absolviert werden.

3.2 Die duale Ausbildung

Den Schulabgängerinnen in Südtirol steht, als Besonderheit in Italien, eine betriebliche Ausbildung im dualen System offen. Diese Form der Ausbildung, die der dualen Ausbildung in Deutschland sehr ähnlich ist, wird in Südtirol flächendeckend angeboten. Während sie im restlichen Italien praktisch nicht existiert. In der betrieblichen Berufsausbildung hat das Land Südtirol primäre Gesetzgebungsbefugnis.

Um eine betriebliche Ausbildung beginnen zu können, müssen die Schulabgängerinnen die neunjährige Schulpflicht erfüllt und das Mindestalter von 15 Jahren erreicht haben. Anders als in Deutschland Die Provinz Südtirol - Schwerpunkt: Die Beschäftigungsstruktur der Frau gibt es in Südtirol bei der dualen Ausbildung auch die Höchstaltersgrenze von 25 Jahren. Nur ausnahmsweise dürfen betriebliche Ausbildungen nach der Vollendung des 25. Lebensjahr begonnen werden. Nach dem Erreichen des 29. Lebensjahres kann keine betriebliche Ausbildung mehr begonnen werden. Für Frauen, die sich direkt nach der Schule für die Familiengründung entscheiden, kann diese Altersbegrenzung dazu führen, dass sie, je nach Dauer der Erziehungsphase, keine betriebliche Ausbildung mehr nachholen können. Sie müssen auf andere Ausbildungsformen (schulische, Qualifikationsanpassungen ohne beruflichen Abschluss, etc.) ausweichen.

Die duale Ausbildung findet, nachdem ein Lehrvertrag abgeschlossen worden ist im Betrieb und in der Berufsschule statt. Der Berufsschulunterricht wird je nach Beruf in unterschiedlicher Form angeboten und ist verpflichtend für die Lehrmädchen und -jungen. Für den Besuch der Berufsschule in Jahresklassen, werden die Lehrlinge vom Betrieb einmal wöchentlich freigestellt, für die Lehrgangsklassen findet der Berufsschulunterricht in neunwöchigen Vollzeitblöcken statt. Die Berufsschule in Splitterberufen4 findet im deutschsprachigen Ausland, vorwiegend in Österreich, statt.

3.3 Die schulische Ausbildung

Die schulische Berufsausbildung an Vollzeitfachschulen ist auf Gesamtitalien bezogen die dominante Form der Berufsausbildung. Das bedeutet, dass schulische Ausbildungsgänge flächendeckend an allen Berufsschulen angeboten werden. Nach zwei Jahren Fachschulbesuch erreichen die Schülerinnen und Schüler den Berufstitel des Facharbeiters der jeweiligen Fachrichtung der besuchten Schule. Die Inhalte und Prüfungsordnungen der schulischen Ausbildungen werden zentral von Rom für ganz Italien festgelegt. Nur die institutionelle Einrichtung der Fachschulen obliegt der autonomen Provinzverwaltung.

Nach dem Abschluss der Schule können die Schülerinnen direkt in das Berufsleben einsteigen oder nach einem weiteren aufbauenden Schuljahr die Berufsmatura (vergleichbar mit der deutschen Fachhochschulreife) erlangen.

Mit diesem höheren Bildungsabschluss kann dann ein Fachhochschulstudium begonnen werden.

3.4 Das Hochschulstudium

Bis vor wenigen Jahren hatten die Schulabgängerinnen in Südtirol nur wenig Auswahl an Studiengängen. Es gab die Philosophisch- Theologische Fakultät in Brixen, die Internationale Hochschule für alpinen Tourismus und die Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe in Bozen. Dies verlangte von denjenigen, die das Studium einer anderen Fachrichtung anstrebten, ein erhöhtes Maß an räumlicher Mobilität.

Da der Bedarf an Akademikerinnen und Akademikern im wirtschaftlich aufstrebenden Südtirol immer größer wurde, konnte durch das Land die Freie Universität Bozen am 31.10.1997 gegründet werden. Von insgesamt 11 000 Südtiroler Studenten studierten 1999 ca. die Hälfte in Italien (Südtirol inbegriffen), die andere Hälfte studierte im Ausland, vorwiegend in Österreich.

4. Die Beschäftigungssituation der Frauen in Südtirol

4.1 Allgemeine tendenzielle Entwicklung

Insgesamt betrachtet entwickelte sich der Arbeitsmarkt in Südtirol in den vergangenen Jahren, im Unterschied zu den allgemeinen Tendenzen in Europa, dynamisch und überaus positiv.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

niedrigen Niveau eingependelt, während im gesamtitalienischen Vergleich eine kaum wahrnehmbare Senkung, der um das fünffache höheren Arbeitslosenrate verzeichnet werden konnte. Die Arbeitslosenrate der Frauen ist aber weiterhin höher als die der Männer. Gerade im Jahr 1999 stieg die Arbeitslosenrate der Frauen um über ein Drittel der Rate des Vorjahres.

Mit ein Grund dieser Entwicklung ist, dass Frauen trotz Familie weiterhin erwerbstätig bleiben und so der Frauenanteil an den Erwerbspersonen stetig steigt. 1999 waren 38 Prozent der Frauen erwerbstätig, im gesamteuropäischen Vergleich liegt dieser Wert über dem europäischen Schnitt. Diese Tendenz ist auch in anderen Ländern erkennbar. Ist in einem Land die Arbeitslosenrate niedrig bzw. wie in Südtirol nahe der Vollbeschäftigung, treten die Frauen aus der sogenannten Stillen Reserve wieder auf den Beschäftigungsmarkt und bieten ihre Arbeitskraft an. Im Jahr 1999 waren von insgesamt 457 000 Einwohnern Südtirols 222 000 erwerbstätig, dies entspricht einem Anteil von 45,5 Prozent der gesamten Bevölkerung Südtirols.

4.2 Die Frauenerwerbstätigkeit nach Wirtschaftssektoren

Wie überall in Europa sind die Frauen in Südtirol überwiegend im Dienstleistungsbereich tätig. An zweiter Stelle folgt das produzierende Gewerbe und an dritter Stelle die Landwirtschaft. Von den erwerbstätigen Frauen in Südtirol Frauenerwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen 1999

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

81,6 Prozent im Dienstleistungs bereich, welcher auch bei den Männern der wichtigste Wirtschaftszweig darstellte mit einem erwerbstätigen Anteil von 52,6 Prozent. Bedeutend weniger Frauen als Männer arbeiteten im Bereich des produzierenden Gewerbes und in der Landwirtschaft mit einem Anteil von 10,9 Prozent bzw. 7,4 Prozent. Im Gegensatz zu den Männern, von denen 33,4 Prozent der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe und 13,8 Prozent in der Landwirtschaft arbeiteten.

Eine besondere Bedeutung nimmt die öffentliche Verwaltung als Arbeitgeber in Südtirol ein. Die öffentliche Hand ist in Südtirol der größte Arbeitgeber mit 5 401 Personen in den staatlichen und 31 049 Personen in den Lokalverwaltungen. Als Besonderheit in diesem Bereich gilt auch die Zuteilung der öffentlichen Stellen nach dem Proporzsystem (vgl. Abschnitt 2.3).

4.3 Teilzeitarbeit - die Domäne der Frauen

Frauen die neben ihrer Erwerbstätigkeit ihre Familie betreuen und ihren Haushalt führen müssen, haben in Südtirol wie auch in Gesamteuropa nach wie vor Probleme sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Aufgrund des noch immer vorhandenen Rollenbildes, dass Frauen für die Familien- und Hausarbeit zuständig sind, können Frauen nur schwer einer vollen Erwerbstätigkeit nachgehen. Für viele Frauen kommt aber eine Erwerbstätigkeit auch nur in Betracht, wenn dadurch weder die Familie noch das Arbeitsverhältnis zu kurz kommt. Dies bedeutet, dass Teilzeitarbeitsplätze in steigender Zahl notwendig werden von denen eine flexible Ausgestaltung gefordert wird. Wie in allen westlichen Ländern sind in Südtirol die meisten Teilzeitstellen mit Frauen besetz. In der Provinz Bozen gingen 23 Prozent der erwerbstätigen Frauen 1999 einer Teilzeitbeschäftigung nach, während nur 3 Prozent der Männer einen Teilzeitvertrag eingegangen sind. Trotzdem lag 1999 der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in Südtirol mit insgesamt 10,1 Prozent der Erwerbstätigen deutlich unter dem europäischem Durchschnitt. Der geringe Anteil der Männer mit Teilzeitarbeitsplätzen ist darauf zurückzuführen, dass mit Teilzeit häufig geringere Aufstiegschancen, unattraktivere Beschäftigungen und eine schlechtere Bezahlung verbunden sind. Häufig werden Teilzeitbeschäftigte bei wirtschaftlichen Problemen im Betrieb schneller entlassen wie vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer. Frauen nehmen diese Nachteile, wie die Statistiken belegen, eher in Kauf, dies liegt wohl mit daran, dass die Frauen oft persönliche Interessen zurückstellen um genügend Zeit für die Familie aufbringen zu können.

5. Möglichkeiten im tertiären Bildungsbereich

5.1 Das Kursangebot

Für Frauen ist, lt. Abteilung für Berufsbildung, ein Bedarf für besondere berufspraktischen Bildungsmaßnahmen vorhanden. Da viele teilzeitbeschäftigte Frauen als ungelernte Kräfte tätig sind, werden sie bei konjunkturellen Schwankungen oder sonstigen betrieblichen Schwierigkeiten als erstes entlassen. Weil mit Teilzeitarbeit kaum betriebliche Aufstiegschancen verbunden sind, bleibt die geschlechtsspezifische vorgegebene Dequalifikation aufrecht erhalten und entsprechend gering ist die soziale Anerkennung. Weiterbildung hat in Südtirol einen hohen Stellenwert und wird von der Landesverwaltung bezuschusst. So ist für Frauen, die nachgewiesen länger als 6 Monate arbeitslos sind bzw. die benachteiligt (z.B. Sozial Schwache, Behinderte...) sind, die Teilnahme an Kurzkursen kostenlos. Genauso sind für Berufstätige Kurzkurse kostenlos wenn die Landesverwaltung ein besonderes soziales Interesse für die angestrebte Bildungsinitia tive vereinbart hat5. Unter Kurzkursen sind Bildungsmaß namen, vergleichbar mit Volkshochsc

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

hulkursen in Deutschland zu verstehen. Oftmals werden in diesem Rahmen Anpassungskurse mit Abschlusszertifikat, aber ohne staatlich Die Provinz Südtirol - Schwerpunkt: Die Beschäftigungsstruktur der Frau anerkannter Prüfung angeboten. Wie in der oben abgebildeten Tabelle deutlich wird, liegen die Interessenlagen der weiblichen Kursteilnehmerinnen überwiegend in den klassischen Tätigkeitsfeldern der Frauen.

Ebenfalls beinhaltet in dieser Umfrage des Amtes für berufliche Weiterbildung waren Kurse, die neben der berufliche Weiterbildung auch die Weiterbildung im persönlichen Bereich (z.B.: Gestaltung, Religion...) als Ziel hatten.

Speziell Frauen als Zielgruppe hatten nur zwei der im Jahr 2000 in Südtirol durchgeführten Kurzkurse. Beide Kurse wurden im Rahmen der Förderung über den Europäischen Sozialfonds eingerichtet. Zum einen ein Kurs für arbeitslose Frauen: Wiedereinstieg von Arbeitslosen Frauen in zukunftsorientierte Berufe, des weiteren ein Kurs durch den ein beruflicher Abschluss nachgeholt werden kann: Frauen ins Handwerk.

Alle anderen angebotenen Bildungsmaßnahmen sind allgemeiner Natur, sie sollen Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen und im Rahmen der Gleichberechtigung für beide Gruppen zugänglich sein.

5.2 Tendenzen in die Zukunft

Für ein speziell für Frauen ausgerichtetes Kursangebot gibt es in Südtirol derzeit keine Planung. Kurse speziell für Frauen werden im Moment nur aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert, es handelt sich bisher um Einzelmaßnahmen6, die auf die Bedürfnisse der Frau nach der Familienphase ausgerichtet sind.

In Südtirol wird derzeit, federführend durch das Amt für berufliche Weiterbildung, ein vernetztes Aus- und Weiterbildungsangebot entwickelt. Hierzu wurde durch das Amt vor einigen Jahren die „ Arbeitsgruppe für die Berufliche Weiterbildung “ ins Leben gerufen. Diese Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt durch ein flexibel vernetztes Aus- und Weiterbildungsangebot die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken und die Chancen der Beschäftigten, Arbeitsuchenden und benachteiligten Gesellschaftsgruppen auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt zu verbessern. Eine spezielle Frauenförderung ist in der Zielsetzung dieser Arbeitsgruppe nicht speziell formuliert, die Förderung von Frauen wird, wie im Moment die Planung aussieht, weiterhin von Fall zu Fall nach erkennbarem Bedarf durchgeführt werden. Aber durch die enge Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe mit den Verbänden, Betrieben, Arbeitsämtern und Weiterbildungsorganisationen kann schnell auf neue Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft reagiert werden.

Sollte der Bedarf an einer umfassenderen Frauenförderung erkennbar höher werden, kann dies von dieser Arbeitsgruppe aufgenommen und in zukünftigen Planungen zeitnah umgesetzt werden.

6. Fazit der Ausarbeitung

Südtirol ist ein Land das durch die kontinuierliche positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahren nahezu die Vollbeschäftigung erreicht hat. Die Bevölkerungsgruppe der Frauen ist in Südtirol auf dem Vormarsch im Berufsleben, was die steigenden Zahlen in den relevanten Statistiken deutlich belegen. Was aber eine spezielle Frauenförderung anbelangt, wird derzeit vom Land Südtirol kein Schwerpunkt gesetzt. Ziele, die auf eine Förderung gerichtet sind, zielen auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ab und lassen eine besondere Förderung der Frau nur zu wenn sie besonders benachteiligt sind.

Zur Umsetzung der Beschäftigungspolitischen Leitlinien der EU7:

Erleichterung der Rückkehr ins Erwerbsleben; wurde nur ein einziger entsprechender Kurs eingerichtet. Die Frage stellt sich ob es keinen weiteren Bedarf seitens der Frauen auf umfassendere Betreuung und Förderung gibt. Dies könnte daran liegen, dass die Frauen dort verstärkten Wert auf Traditionen und Familie legen. Interessant wird es sein die Entwicklungen in Südtirol in punkto Frauenbeschäftigung weitergehend zu verfolgen.

Der autonome Status der Provinz ist, in der jetzigen Form, noch jung und die Südtiroler sind dabei ihre, von Italien losgelösten Befugnisse zu gestalten und mit Leben zu füllen. Nachdem die Frauen und Männer in Südtirol sich die weitgehende Selbständigkeit gegenüber Italien im wahrsten Sinne erkämpft haben, werden die Frauen es ebenfalls nicht zulassen, dass sie benachteiligt werden und wenn sie es für nötig erachten ihre Rechte erkämpfen. Im Land Südtirol sind jedenfalls sehr gute wirtschaftliche Voraussetzungen gegeben, dass Frauen in der Arbeitswelt ihre Position sichern können.

Literaturverzeichnis

Bücher/Schriftreihen

- Brockhaus Enzyklopädie, 21.Auflage 1993 · Berufsbildung in Südtirol, Ausgabe1997 Herausgegeben von den Abteilungen der Deutschen und Ladinischen Berufsbildung sowie der Italienischen Berufsbildung im Auftrag der Landesregierung der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol
- Berufliche Weiterbildung - Kurzkurse 2000-2001 Herausgegeben von der Abteilung Berufsbildung Südtirol
- Wegweiser zu den Ausbildungsmöglichkeiten in Südtirol 2000 Informationsschrift der Abteilung 40 der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol · Frauen in Europa Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 53105 Bonn, Mai 1998 3. Auflage Homepages
- www. KVW.it
- www. provinz.bz.it

Rubrik Nachschlagen:
- ASTAT Veröffentlichung, Südtirol in Zahlen 2000
- Südtirolthemen 2000
- Das Autonomiestatut

Graphiken wurden aufgrund Eigenauswertungen aus ASTAT-Publikationen erstellt.

[...]


1 Die wichtigsten Befugnisse der Provinz Bozen-Südtirol sind: Ortsnamensgebung; Schutz der künstlerischen und volklichen Werte; örtliche Sitten und Gebräuche; Raumordnung und Bauleitpläne; Landschaftsschutz; Gemeinnutzungsrechte; Ordnung der Mindestkultureinheiten; Handwerk; geförderter Wohnbau; Messen und Märkte; Katastrophenvorbeugung; Bergbau; Jagd und Fischerei; Almwirtschaft und Tier- und Pflanzenschutz; öffentliche

2 z.B. KVW - Katholischer Verein der Werktätigen, mit spezieller Frauengruppe. Verein mit 46 000 Mitgliedern davon ca. ein zwei Drittel Frauen. Der Verein unterstützt seine Mitglieder in Fragen der Beschäftigung und der Familie.

3 Die neunjährige Schulpflicht wurde mit dem Schuljahr 1999/2000 eingeführt, vorher bestand eine achtjährige Schulpflicht.

4 Splitterberufe sind Ausbildungsgänge mit niedrigen Teilnehmerzahlen, dass keine eigene Berufsschulklasse in Südtirol eingerichtet werden kann.

5 Diese Regelung ist für Männer ebenfalls gültig.

6 Lehrgang zum Wiedereinstieg von arbeitslosen Frauen in den Arbeitsplatz Büro.

7 Nationaler Aktionsplan (NAP) 1999 Säule IV

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Die Provinz Südtirol - Schwerpunkt: Die Beschäftigungsstruktur der Frauen
Note
noch nicht
Auteur
Année
2000
Pages
14
N° de catalogue
V98573
ISBN (ebook)
9783638970242
Taille d'un fichier
786 KB
Langue
allemand
Mots clés
Provinz, Südtirol, Schwerpunkt, Beschäftigungsstruktur, Frauen
Citation du texte
Ingrid Heine (Auteur), 2000, Die Provinz Südtirol - Schwerpunkt: Die Beschäftigungsstruktur der Frauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98573

Commentaires

  • invité le 2/12/2001

    Recherche des Bildungsangebotes.

    Ungenaue und oberflächliche Recherche der Bildungsangebote und Initiativen, die Frauenkarrieren und spezielle Frauenförderung betreffen. Es gint Bildungseinrichtungen, die spezielle Frauenprojekte durchführen, so die Ausbildung von Frauen in IT Berufen, Lehrgänge zur beruflichen Orientierung, Qualifizierung und Karriereberatung von Frauen. Es geht um Lehrgänge, in der Regel vom Europäischen Sozialfonds gefördert und durchaus erfolgreich. Sollte diesbezüglich fundierteres Wissen erwünscht sein, kann frau genauere Infos bei der Absenderin bekommen

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