Die Zeitung im Leben dreier Generationen


Dossier / Travail, 2000

6 Pages, Note: unbenotet


Extrait


Die Zeitung im Leben dreier Generationen

Eine Untersuchung mit einer Mischung aus Beobachtung, Befragung und Erfahrung Der erste Befragte ist Werner, ein 25-jähriger Student der technischen Physik. Er ist in einem Bergdorf in Südtirol geboren und aufgewachsen, hat 5 Jahre lang die Gewerbeoberschule für Elektroniker in Bozen besucht, dort maturiert und dann fast 2 Jahre an einer Fachoberschule für Tourismus und Fremdsprachen Mathematik und Physik unterrichtet. Seit 3 Jahren lebt er in einer 3-köpfigen Studenten-WG in Wien, fährt aber des öfteren nach Hause zu seiner Familie. Während der Ferien arbeitet er als Sanitäter für Langstreckentransporte für einen Rettungsverein in Bozen, die Freizeit wird vorwiegend mit Freunden und Kollegen, Sport, fernsehschauen, basteln, Musik, aber auch mit lesen verbracht.

Befragt wurde er von mir vor allem bezüglich Tageszeitungen. Für ihn haben diese vorwiegend Unterhaltungswert, da er Informationen bevorzugt aus anderen Medien, vor allem Radio und Fernsehen schöpft. Er liest sie bevorzugt im Kaffeehaus, Warteräumen, u.ä., wobei er am liebsten zu Boulevardblättern greift, zum Beispiel Bild oder Krone. Besonders interessant sind für ihn Sensationsmeldungen, nicht unbedingt bezüglich Prominenter, sondern solche, die aus dem täglichen Leben gegriffen sind, er nennt als Beispiel die fiktive Schlagzeile „Autofahrer lässt betrunkenen Hund ans Steuer“. Persönlich kaufen würde er solche Zeitungen niemals, aber es wird eben das zur Hand genommen was gerade herumliegt. Früher wurde in seinem Haushalt in Wien von einer Mitbewohnerin „Die Presse“ abboniert und damals hat er sie folglich täglich gelesen, wobei er hier weltpolitische Themen bevorzugte.

Diese Informationen empfindet er als besonders wichtig, aber auch etwa Berichte über Umweltkatastrophen, u.ä. Diese holt er sich bevorzugt aus verschiedenen Nachrichtensendungen und Fernsehreportagen.

Natürlich sind für ihn als Physiker wissenschaftliche Themen sehr wichtig und interessant, aber er ersieht es doch als schwierig, diesbezügliche Artikel sowohl in der Tagespresse als auch in anderen periodischen Medien, die ein breites Publikum als Zielgruppe haben, zu finden. In seiner Wohngemeinschaft sind zur Zeit keine Zeitungen abboniert, jedoch verschiedene Magazine, die er sich mit seinen Mitbewohnern teilt. Dazu gehören unter anderem „GEO“, „abenteuer & reisen“, „auto-motor-sport“, „P.M.“ und „Vital“. Hier liest er „GEO“, „auto-motor-sport“ und „P.M.“ zur Gänze durch, „P.M.“ empfindet er mehr als wissenschaftliches Boulevardmagazin, bezeichnet es als ganz nett zum lesen. Die anderen beiden Magazine, eine Reisefachzeitschrift und ein Gesundheitsmagazin, werden von ihm kaum zur Hand genommen, da sie ihn überhaupt nicht interessieren.

Im großen und ganzen liest er aber recht gerne, doch wie bereits erwähnt, dient ihm dies vorwiegend zur Freizeitgestaltung, weniger zur Informationsbeschaffung. Zu Hause in Südtirol wird von seinen Eltern die dortige Tageszeitung „Dolomiten“ abboniert, d.h. er liest sie täglich, wenn er sich gerade zu Hause aufhält. Er stammt aus einer deutschsprachigen Familie und leider gibt es für ihn keine anderen Alternativen, da sie die einzige deutschsprachige Tageszeitung in der gesamten Provinz ist. Falls er in Südtirol leben würde, würde er die „Dolomiten“ auch abbonieren, da er das lokale Geschehen als doch ziemlich interessant empfindet; ein weiterer Vorteil gegenüber dem Abbonieren einer nicht-südtiroler Tageszeitung in Südtirol sind vor allem die Kosten. Jedoch ist er mit der politischen Linie der „Dolomiten“ nicht einverstanden und er würde sich sofort bereiterklären, diese Zeitung zu boykottieren, wenn er eine Alternative hätte. Sie ist zu konservativ, anti-italienisch und dem Tirolertum verpflichtet, aber er selbst versucht sich die relevanten Informationen herauszusuchen und erachtet sich als fähig, Objektives von Subjektivem ganz gut trennen und sich darüber eine vollkommen eigene Meinung bilden zu können. Italienische Tageszeitungen liest er kaum, da italienisch nicht seine Muttersprache ist und er dies als zu anstrengend erachten würde. Nur während seiner Dienstverrichtung im Rettungsverein greift er zum „Alto Adige“, dem italienischen Gegenstück der Dolomiten, nur eine Spur weniger nationalistisch. In Südtirol gibt es nun mal ein Pressemonopol, und man muss sich eben so weiterhelfen.

Die südtiroler Presse besteht jedoch nicht nur aus Tageszeitungen, sondern auch aus Wochenmagazinen. Eines davon wird von seiner Mitbewohnerin in Wien abboniert, die „FF“. Der Befragte liest sie regelmäßig und zur Gänze durch, empfindet sie als absolut interessant und spiegelt sie seine politische Meinung wieder. Letzterer Punkt

ist für ihn aber nicht unbedingt wichtig, da er sich ganz gerne neue Denkanstöße holt und andere Meinungen und Einstellungen kennenlernt. Aber er erachtet die Situation im Allgemeinen als doch etwas kritisch, da er findet, dass ein Großteil der Leserschaft nicht die Reife besitzt, um Zeitungen als Denkanstoß zu verwenden, aber nicht als die hundertprozentige Wahrheit zu verstehen.

Das Fernsehen ist für ihn jedoch das wichtigste Medium, er verbringt durchschnittlich 4 Stunden täglich vor dem Fernseher, aber empfindet diese Zeitspanne auch als Limit. Er schaut diese 4 Stunden nicht aktiv in das Fernsehgerät, sondern es läuft nebenher, der Interviewte gibt an mit eingeschaltenem Fernseher zu lernen, lesen, u.ä. Aktiv schaut er sich hauptsächlich Spielfilme, Fernsehshows oder wissenschaftliche Sendungen an, hin und wieder, bei besonderen Geschehnissen auch Nachrichtensendungen. Nachrichten bezieht er jedoch größtenteils aus dem Radio, welches bei ihm tagsüber ununterbrochen läuft; besonders wenn er seinem Job als Sanitäter nachgeht, ist er informiert, da bei durchschnittlich 15 Stunden Autofahrt täglich doch einige Male die Nachrichten im Autoradio laufen.

Im Internet kennt er sich noch nicht besonders gut aus, aber er ist überzeugt davon, dass er in Zukunft ganz bestimmt mehr mit diesem Medium zu tun haben wird. Seine Wohnung verfügt zwar über einen Internetzugang, jedoch verwendet er es kaum. Ich persönlich finde, dass der Befragte über eine sehr hohe Allgemeinbildung verfügt, auch wenn sein Wissensstand bezüglich aktuellem Weltgeschehen und Politik doch etwas zu wünschen übrigläßt. Ich glaube auch, dass es nicht möglich ist, Objektives hundertprozentig von Subjektivem zu trennen und der Beeinflussungsgrad doch ziemlich hoch ist.

Die zweite Befragte ist Miriam, eine fast 16-jährige Handelsoberschülerin. Sie ist in einer Kleinstadt in Südtirol geboren und aufgewachsen und lebt dort mit ihrem Vater. Ihre Freizeit verbringt sie größtenteils mit ihren Freunden, jedoch hat sie keine speziellen Hobbies. Leider konnte sie aus Zeitgründen nicht persönlich interviewt werden, sondern nur via E-Mail, aber ich habe trotzdem versucht das beste herauszuholen.

Miriam liest nicht sehr viel Zeitung, was jedoch, so denke ich, typisch für ihre Generation ist. Auch sie gibt an, eine Zeitung höchstens in einem Wartesaal, einem Gasthaus o.ä. zu lesen, und dann interessiert sie sich vor allem für die Chronik, da man dort oft interessante Geschichten über ungewöhnliche Menschen und Geschehnisse findet. Politische Themen liest sie überhaupt nicht, da sie sich erstens nicht dafür interessiert und zweitens nichts davon versteht. Sie selbst empfindet dies sogar als Handicap und möchte diese Situation ändern, aber dazu fehlt im Augenblick die Motivation. Sobald diese da ist, wird sie mit Sicherheit zur Zeitung greifen und sich politisch etwas weiterbilden.

Auch ihr ist die in Südtirol weitverbreitete Tageszeitung „Dolomiten“ ein Dorn im Auge, da sie ihre anti-italienische Einstellung absolut nicht gutheißt und diese in fast jedem Bericht herauslesen kann. Bei ihr zu Hause wird keine Zeitung abboniert und sie hat auch kaum Zugriff auf italienische Zeitungen.

Da sie nicht viel Zeitung liest, liest sie umso mehr Bücher. Die typische Pflichtlektüre in der Schule interessiert sie kaum, genauso wie Bücher mit historischem Hintergrund. Sie bevorzugt authentische Biographien Berichte von menschlichen Schicksalen, z.B. „Nicht ohne meine Tochter“.

Ihr Hauptmedium ist das Fernsehen, wobei die „Tagesschau“ nicht unbedingt zu ihren Lieblingssendungen gehört. Sie sieht sich gerne Sendungen an, in welchen über alle möglichen Themen berichtet wird (z.B. „blitz“, „taff“...). Dies sind zwar auch Nachrichten, aber es werden viel mehr interessante Geschichten gebracht. An dieser Stelle muß sie jedoch zugeben, dass ihr eigentliches Fernsehprogramm aus Soap Operas und Talk-Shows besteht. Sie ist auch ein „Big-Brother“-Zuschauer.

Der Zugang zum Internet fehlt ihr komplett und im Augenblick hat sie auch gar nicht das Bedürfnis, einen Anschluß zu erhalten.

Miriam ist eine typische Vertreterin der heutigen Teenagergeneration, ohne politisches Interesse und Dauerseherin von Talk-Shows u.ä. Es ist sehr schwierig, sie für Zeitunglesen zu begeistern, jedoch versucht auch sie, sich aus anderen Quellen Wissen anzueignen.

Bei diesen ersten beiden Befragten können wir sehr deutlich erkennen, dass die Zeitung nur sehr sekundär zur Informationsbeschaffung dient, die jüngere Generation ist noch immer sehr auf das Fernsehen fixiert und mehr und mehr kommen die neuen Medien, vor allem das Internet hinzu, auch wenn die beiden es noch nicht viel, bzw. überhaupt nicht nutzen. Jedoch wird es in den nächsten Jahren unumgänglich sein, sich mit diesem Medium anzufreuden.

Beide sehen die Zeitung als politisches Medium und stehen ihr deshalb etwas ablehnend gegenüber. Ich glaube, dass es vor allem für die Jugend wichtig wäre, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, doch solange die Stimulation dafür fehlt, wird sich auch nichts daran ändern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese erst dann aufkommt, wenn etwas passiert, das man als sehr schlimm oder Gravierend empfindet, aber dann ist es meistens schon zu spät. Die österreichische Jugend hat sich nach den Nationalratswahlen verstärkt politisch betätigt, das Interesse am politischen Geschehen ist enorm gestiegen.

Die südtiroler Jugend hat resigniert, sie sieht in den Medien ein Manipulationsinstrument und will deshalb auch nicht recht viel von Tageszeitungen wissen. Ihnen geht es gut, sie fühlen sich wohl in der Situation in welcher sie leben, die Volksgruppen leben friedlich zusammen, nur die Politik und ihre Instrumente hetzen und versuchen das Zusammenleben komplizierter zu gestalten als es ist. Jedoch empfinde ich es auch als schockierend, was wir in anderen Medien finden, nicht in Bezug auf ihren politischen Inhalt, sondern womit Menschen in der heutigen Zeit erfolgreich sein können.

Je niveauloser desto besser, Talk-shows, „Big Brother“, u.ä. erreichen Einschaltquoten, von denen andere nur träumen können, jeder schaut es sich an, spricht darüber und ich muß zugeben, dass ich mich davon nicht ausschließe. Menschen, die noch nie in ihrem Leben etwas von Shakespeare gehört haben, werden zu Helden der Nation (siehe Big Brother). Wer sich auch anderweitig interessiert, kann es sich meiner Meinung nach ruhig mal leisten können, sein Gehirn etwas ruhen lassen zu können, man muß jedoch aufpassen, dass dies nicht zum Dauerzustand wird und Leute, bei denen das der Fall ist zu Idolen krönt.

Die letzte Befragte ist eine 75-jährige pensionierte Sekretärin aus der Steiermark. Sie ist die typische unkritische Zeitungsleserin, denn sie ist der Überzeugung, dass alles was geschrieben steht stimmt. Ihre Lieblingslektüre ist „Täglich Alles“ und „Ganze Woche“, manchmal liest sie aber auch die Krone. Ihr Hauptproblem sind jedoch die Aktphotos in diesen beiden Zeitungen, diese empfindet sie als überflüssig und skandalös, da es früher so etwas nicht gegeben hat.

Die „Ganze Woche“ empfindet sie als ungemein praktisch, da dort „so gute“ Ratschläge und Informationen von Ärzten geschrieben stehen. Überaus nützlich sind auch die Rezepte. Das alles schneidet sie aus und es wird peinlichst genau gesammelt, „da man das alles sonst so leicht vergisst“!

Die Befragte nimmt alles was sie liest als bare Münze, außerdem informiert sie alle Verwandten genauestens über das Wichtige, das sie gerade erfahren hat. Ich vermute, dass diese sie sowieso nicht ernst nehmen und kritischer sind als die Dame selber. Ihre Lieblingsartikel beschäftigen sich mit Politik, Gesellschaft und Gesundheit, aber auch die Leserbriefe. Sie liebt es dann zu erzählen, wie arm die Leute doch sind. Nach eigener Aussage liest sie für die geistige Stimulation „True Stories“, die sie ebenfalls in ihren Lieblingszeitungen findet, am liebsten solche, wo Menschenleben gerettet werden. In den Zeitungen findet sie auch die Bestätigung, dass früher alles ganz anders, harmonischer, besser und friedlicher war, vor allem im Bezug auf die Pensionen. Sie fühlt sich als sehr stark benachteiligte Pensionistin und um die Gewissheit zu erlangen, dass dies auch wahr ist, liest sie besonders gerne Artikel über Menschen, denen es viel besser als ihr geht.

Die einzige Gemeinsamkeit die sie mit den anderen Befragten teilt, ist das Interesse am regionalen Tagesgeschehen, dieses holt sie sich jedoch aus Regionalblättern und Kirchenzeitungen und beschränkt sich vorwiegend auf Tratsch und Klatsch. Ich glaube hiermit den absoluten „Antileser“ gefunden zu haben, der unkritischer nicht sein könnte. Die Jugend geht sehr viel vorsichtiger mit empfangenen Informationen um und macht sich Gedanken, was wichtig, unwichtig, bzw. wahr oder unwahr ist.

Fin de l'extrait de 6 pages

Résumé des informations

Titre
Die Zeitung im Leben dreier Generationen
Note
unbenotet
Auteur
Année
2000
Pages
6
N° de catalogue
V98594
ISBN (ebook)
9783638970457
Taille d'un fichier
333 KB
Langue
allemand
Annotations
Hausarbeit, 1. Semester, Eine Untersuchung mit einer Mischung aus Beobachtung, Befragung und Erfahrung
Mots clés
Zeitung, Leben, Generationen
Citation du texte
B. Ciclone (Auteur), 2000, Die Zeitung im Leben dreier Generationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98594

Commentaires

  • invité le 19/5/2001

    Re: Duchkowitsch.

    |
    |Moni schrieb:
    ||lass mich raten: Uni Wien - ig2?!
    Ist leider falsch getippt

  • invité le 26/4/2001

    Duchkowitsch.

    lass mich raten: Uni Wien - ig2?!

  • invité le 31/3/2001

    sind nur 2 generationen.

    das waren ja nur 2 generationen...die 16jährige und den 25 jährigen würde ich zu einer generation zählen..wäre besser gewesen, jemanden zwischen 15 und 25 (unser alter), jemanden ab 40 (eltern) und jemanden in der altersstufe unserer großeltern zu nehmen
    ich hab die arbeit übrigens auch schreiben müssen (war das der haas?)...aber war ja nur ein wischiwaschi thema, also is es eh wurscht ;-)

Lire l'ebook
Titre: Die Zeitung im Leben dreier Generationen



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur