Einkaufscoaching. Worauf sollte man im Supermarkt achten?


Akademische Arbeit, 2020

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. apropos : Supermarkt
1.1 Einführung
1.2 Ausgangssituation

2. Vorgespräch
2.1 Situation des Kunden (Vorlieben/Störfaktoren)
2.1.1 Vorlieben des Kunden
2.1.2 Verträglichkeit der Nahrungsmittel
2.2 Inhalte des Übungskurses (Themenauswahl)

3. Treffpunkt: Supermarkt
3.1 Der Einkaufswagen
3.2 Platzierte Werbung am Einkaufswagen
3.3 Korbvolumen und Beschaffenheit des Einkaufswagens
3.4 Rolleigenschaften des Einkaufswagens
3.5 Kindersitz und (mini) Einkaufswagen

4. Aufbau des Supermarktes
4.1 Die Laufrichtung
4.2 Frische Backwaren im Eingangsbereich
4.3 Obst- und Gemüseabteilung
4.4 Lange Einkaufswege
4.5 Sonderangebote im Supermarkt
4.6 Bückware
4.7 Wohlfühlatmosphäre, angenehme Temperatur und netter Musik
4.8 Die Quengelzone an der Kasse

5. Mit Köpfchen durch den Supermarkt

6. Tipps für den Einkauf

7. Produktbetrachtung am Beispiel der: Kinder Milchschnitte (Ferrero S.p.A.)
7.1 Werbeversprechen und Verpackungsdesign
7.2 Kritische Stimmen: Werbelüge Milch-Schnitte
7.3 Zusammensetzung und Energiegehalt der Milch-Schnitte
7.3.1 Energiegehalt
7.3.2 Fettgehalt
7.3.3 Zuckergehalt

8. Allgemeine Zutatenliste, Nährwert- und Gesundheitsbezogene Angaben
8.1 Die häufigsten Allergene
8.2 Name und Anschrift
8.3 Nährwertkennzeichnung
8.4 Raffinierte pflanzliche Öle und Fette
8.5 Spezielle Pflichtangaben
8.5 Nährwert- und Gesundheitsbezogene Angaben

9. Das Abschlussgespräch

Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

AD Ausdauer

Allg. Allgemeine

dt. Deutsche

Durchschn. durchschnittlich

ff. fort folgend (e)

Hrsg. Herausgeber

Indiv. Individuell (e/en)

Int. Intensität

Jg. Jahrgang

Kg Kilogramm

I Iinks

i.d.R in der Regel

m Meter

max. Maximal

o.V. Ohne Verfasser

Pau. Pause

R rechts

seitl. seitlich

Tab. Tabelle

tägl. Täglich

teilw. teilweise

v.a. vor allem

vgl. vergleiche

vorw. vorwärts

w. wöchentlich

Wdh. Wiederholung / Wiederholungen

1. apropos : Supermarkt

Wer kennt das nicht, mal eben kurz zum Supermarkt, ganz schnell (nur) ein paar Kleinigkeiten einkaufen. So zumindest die Theorie. Doch was als Einkauf für „ein paar Kleinigkeiten“ beginnt, endet oft damit, dass man mit einem vollen Einkaufswagen an der Kasse steht und sich wundert, wie es dazu gekommen ist.

Anhand des Beispiels leitet sich zunächst die Frage ab, weshalb wir mehr einkaufen, als wir eigentlich wollen. Dies beleuchtet jedoch nur unser „merkwürdiges“ Einkaufsverhalten in quantitativer Hinsicht. Bei genauerer Betrachtung geht es nicht nur um die Quantität, sondern gleichermaßen um die Qualität der Lebensmittel, die wir Tag für Tag unreflektiert in unseren Einkaufswagen legen.

Daraus ergibt sich die Frage, warum wir uns im Supermarkt immer wieder von bunten Verpackungen, Fertigprodukten und oder (hoch)verarbeiteten Lebensmittel verführen lassen, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die Zutatenliste zu werfen. Dies, obwohl auf jeder Nahrungsmittelverpackung für die Nahrungsmittelhersteller durch den Gesetzgeber verpflichtende Lebensmittelinformationen zu den enthaltenen Zutaten aufgelistet bzw. für den Verbraucher zur Verfügung stehen.

Sobald der Verbraucher seine Aufmerksamkeit auf die Zutatenliste richtet, ist mitunter die Entrüstung groß. So entpuppt sich bei näherer Betrachtung der Nährwertangaben, dass der angepriesene „Fitnessjoghurt “ mit Erdbeeren in seiner Gänze ohne Erdbeeren auskommt oder in der Kalbsleberwurst schlicht und ergreifend die Kalbsleber fehlt. Zudem entlarven die Nährwertangaben nicht selten ungeahnte Kalorien-, Fett- und wahre Zuckerbomben.

Aber kann sich der Otto-Normalverbraucher nicht blind auf alle Werbeversprechen, Güte- und Qualitätssiegel auf den Verpackungen verlassen? Viele Verführungstricks sind nicht gesetzeswidrig, doch das Problem für die Verbraucher ist, dass sie i.d.R. nicht über ausreichend Informationen verfügen, um sich gegen diese, äußerst raffinierten und zugleich subtilen Verführungen im Supermarkt entgegenzusetzen.

Infolgedessen beginnt eine gesundheitsbewusste Ernährung bereits beim Einkaufen. Denn schließlich wird das gegessen, was im Kühlschrank landet. Die vorliegende Arbeit soll unter Einbeziehung eines Klienten im Rahmen eines Einkaufstraining bei einem Rundgang im Supermarkt die Werbe- und Marketingfallen offenlegen, zudem sollen daraus Fähigkeiten entwickelt werden, Lebensmittel bewusst auszuwählen. Darüber hinaus wird dem Klienten praktisches (Basis) Wissen vermittelt, um die Lebensmittel-Zutatenliste sowie Nährstoffangaben auf den Lebensmittelverpackungen richtig lesen zu können. Dies wiederum befähigt den Kunden in seiner Auswahl u. U. gesundheitlich problematische bspw. hochkalorische Lebensmittel schnell und kritisch identifizieren zu können, um so eine optimale Auswahl hinsichtlich einer ausgewogenen und gesunden Ernährung treffen zu können.

1.1 Einführung

Ziel dieser Arbeit ist keine Detaildarstellung einzelner empirischer Studien zu Neuromarketing oder allg. marktforschungstheoretischer Grundlagen, sie kann vielmehr nur einen groben Überblick der möglichen Ansätze zur Untersuchung des Einkaufsverhalten von Verbrauchern geben. Wie bereits im Vorwort erwähnt, ist das primäre Ziel, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Eine gezielte Einkaufs- und Lebensmittelberatung soll den Kunden dazu befähigen, Werbe- und Marketingfallen zu erkennen. Mit dem neu erworbenen Wissen über typische Stolpersteine wird der Kunde in die Lage versetzt, Lebensmittel bewusst auszuwählen, sodass eine ausgewogene Ernährung sichergestellt werden kann.

Naturgemäß lassen sich Supermärkte nicht gerne in die Karten schauen, wenn es um das Thema Umsatzoptimierung und damit einhergehend um das Einkaufsverhalten ihrer Kunden geht. Supermärkte und ihre Betreiber sind einem starken Konkurrenzdruck, raschen Wandlungen und großen Neuerungsanforderungen unterworfen. Im Ringen der Konzerne, Unternehmensgruppen und beteiligten Akteurin, geht es um den Erhalt bzw. um dem fortwährenden Ausbau von Marktanteilen. Ausgehend vom Aufbau der Regale über das Design zur Atmosphäre bis hin zur Produktauswahl wird nichts dem Zufall überlassen. Schließlich geht es nicht um Millionen, sondern um Milliarden in einem hart umkämpften und gleichzeitig äußerst profitablen Markt. Die gesundheitlichen Aspekte der Kunden dürften hier wohl eine nur untergeordnete Rolle einnehmen“. Daher ist es für jeden Verbraucher wichtig, das kleine Einmaleins der Manipulationsversuche, die wir fast täglich im Supermarkt ausgesetzt sind, zu kennen.

Vom Eingang bis zur Kasse werden gezielt interdisziplinäre Marketinginstrumente, Strategien und Methoden aus den Bereichen: Psychologie, Marketing, Neuromarketing und Marktforschung zur Umsatzoptimierung- und Steigerung eingesetzt.

Zum grundlegenden Verständnis gehören Produkte aus dem Lebensmittelsektor zur Kategorie der Fast Moving Consumer Goods (FMCG). Hierbei handelt es sich um Produkte des sogenannten "Schnelldreher im Handel". d.h., die Ware wechselt sehr schnell im Verkaufsregal (vgl. www.wikipedia.de). Zu den FMCG zählen v. a. die Konsumgüter des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungsmittel und Getränke1. Für diese Warenkategorie ist somit eine hohe Kauf- bzw. Konsumhäufigkeit charakteristisch. Im Kauf- und Entscheidungsprozess für den Verbraucher fällt auf FMCGs nur ein verhältnismäßig geringer Entscheidungsaufwand, da für kurzlebige Konsumgüter nur ein geringes wirtschaftliche Risiko besteht. Im Gegensatz dazu stehen Kaufentscheidungen, die mit einem hohen Wirtschaftlichen Risiko einhergehen z.B. ein Autokauf. Die genannten Punkte könnten somit hinsichtlich des "wie" wir einkaufen und "was" wir einkaufen, als Störfaktoren betrachtet werden. Jedoch wird der Versuch der Manipulativen Einflussnahme durch die Supermärkte allein durch die Vergegenwärtigung der Manipulationsversuche bereits signifikant abgeschwächt.

In Anlehnung an die humanistische Psychologie: Können wir zu jeder Zeit zum Architekten unseres Selbst werden (Carl Rogers). Mit diesem Aufruf an die Selbstbestimmung steht die Eigenverantwortung und damit verbunden die Erkenntnis: „Kompetenz schafft Wissen “ Mit diesem Wissen ausgestattet, können wir uns nicht länger auf die Umstände berufen. Die Bewusstwerdung am eigenen Urheberschaftlichen Anteil am Kauf- oder Konsumverhalten, sollte daher ebenso von uns anerkannt werden2.

1.2 Ausgangssituation

Ein Einkaufstraining kann im Rahmen von Individual- oder Gruppenberatungen durchgeführt werden. Eine Individualberatung kann als Teil einer ganzheitlichen Ernährungsberatung, aber auch als Einzelmaßnahme mit anschließender Besprechung und Optimierungsmöglichkeiten durchgeführt werden. Im Mittelpunkt steht hierbei der Besuch in einem Lebensmittel- bzw. Supermarkt.

Im Rahmen der Individualberatungen erfolgt der Besuch in einem Supermarkt nach vorab geklärten Kriterien zu Lebensgewohnheiten, Ernährungsgewohnheiten sowie die Beweggründe für ein Einkaufstraining. Anschließend beginnt das Einkaufstraining „vor Ort“ in einem Supermarkt. Hierbei kann der Klient, je nach Präferenz frei bei der Auswahl des Supermarktes (z. B. der Lieblingssupermarkt) entscheiden.

2. Vorgespräch

In einem ersten, unverbindlichen Gespräch per Telefon oder per Video-Call (ca. 20 Minuten) kann ein erstes gegenseitiges Kennenlernen durchgeführt werden. Im Vorgespräch werden über die aktuelle Situation des Kunden, seine Wünsche und Erwartungen gesprochen. Darüber hinaus können allg. auftauchende Fragen direkt beantwortet werden. Schließlich wird der Ablauf des Supermarkt Rundgang und mögliche Inhalte (Focus) sowie der Ablauf vereinbart und festgelegt. Abschließend werden auch die anfallenden Kosten für den Kunden (60 Minuten = €60,00 zzgl. MwSt.) angesprochen.

2.1 Situation des Kunden (Vorlieben/Störfaktoren)

Im Rahmen des Anruftermin werden zunächst Informationen zum gesundheitlichen „IST“ Stand eruiert. Dazu werden insbesondere mögliche Störfaktoren beleuchtet. Hierzu gehören u.a. die:

2.1.1 Vorlieben des Kunden

Mag der Kunde vielleicht lieber das süße? Wie Obst oder vielleicht eher das herzhafte wie Nüsse. Denn jeder Mensch hat andere Vorlieben. Hinzukommt die individuelle

2.1.2 Verträglichkeit der Nahrungsmittel

Bevor der Ernährungsberater Empfehlungen wie bspw. 100g Haferflocken in die Bevor der Ernährungsberater Empfehlungen wie bspw. 100g Haferflocken in die

Bevor der Ernährungsberater Empfehlungen wie bspw. 100g Haferflocken in die tägliche Nahrungszufuhr zu integrieren, aussprechen kann, muss zunächst sichergestellt werden, ob der Kunde überhaupt Haferflocken verträgt. Zu möglichen Verdauungsbeschwerden könnten z.B. Unverträglichkeiten und oder Nahrungsmittelallergien vorliegen. Da es theoretisch möglich wäre, dass der Kunde zufällig an Zöliakie leidet und dadurch Getreide meiden sollte. Ein weiteres Beispiel wäre eine Laktoseintoleranz auch hier wären alle gut gemeinten Vorschläge hinsichtlich div. Milchprodukte fahrlässig, um nicht zu sagen u.U. verheerend für den Kunden. Letztlich entscheidet die Nahrung darüber, wie wir uns fühlen oder ob wir uns wohlfühlen.

Zu guter Letzt geht es um mögliche Vorerkrankung wie z.B. Diabetes, Magen-Darm-Erkrankung oder eine rheumatoide Arthritis. Hier wäre bspw. eine Ernährung angezeigt, die langfristig die Entzündungszustände im Körper so gering wie möglich zu halten, da die Schmerzen sonst unerträglich werden.

2.2 Inhalte des Übungskurses (Themenauswahl)

Im Dienstleistungskanon des Ernährungsberaters stellt das Einkaufscoaching eine Möglichkeit dar, Kunden in ihrem gesundheitsbewussten Leben zu unterstützen Da es sich hierbei um eine Dienstleistung handelt, hat der Kunde grundsätzlich die Möglichkeit, im Rahmen des Einkaufscoaching je nach Lebenssituation Ernährungsgewohnheiten- und Präferenzen den Supermarktrundgang mit zu gestalten. Je nach Interesse kann der Kunde bspw. zu den nachfolgenden Themenfeldern wählen.

- Tipps für einen effektiven Einkauf
- Inhaltsstoffe-Check der Lieblingsprodukte
- Verkaufstricks z.B. Aufbau eines Supermarktes
- Verpackungsangaben (Verpackungsbeschriftung ) richtig lesen lernen
- Produktvielfalt: Wie finde ich das beste Lebensmittel für mich hinsichtlich Qualität/Preis/Herkunftsland

Nachdem die Vorlieben des Kunden, sowie mögliche Unverträglichkeiten und Inhalte des Übungskurses bestimmt bzw. festgelegt wurden, wird ein fester verbindlicher Termin bei einem Supermarkt vereinbart, den der Kunde zuvor bestimmt hat.

3. Treffpunkt: Supermarkt

Genau 4 Tage später treffe ich mich mit3 meinem Klienten Herr M. (45 Jahre alleinerziehend mit 2 Kinder 14/10) vor einer Edeka Filiale in Schleswig-Holstein. Hierbei handelt es sich um den Lieblingssupermarkt des Klienten.

Da sich Supermarkt Fußläufig nur 8 Minuten von der Wohnung des Klienten befindet.

Hierbei empfiehlt es sich für den Ernährungsberater den Marktleiter vorher über das Vorhaben zu informieren. Dies wurde bereits im Vorfeld erledigt.

3.1 Der Einkaufswagen

Noch auf dem Parkplatz wird zunächst Ausschau nach einem Einkaufswagen gehalten. Bereits mit dem Einkaufswagen können wertvolle Informationen an den Klienten vermittelt werden.

3.2 Platzierte Werbung am Einkaufswagen

Der Einkaufswagen wird als Werbeträger genutzt. Neben der klassischen Eigenwerbung im Griff gibt es auch noch das Medium der sogenannten CartBoards. Diese Plakate befinden sich in einem speziell konstruierten Rahmen an der Stirnseite des Einkaufswagens4. Die dort platzierte Werbung wird über den gesamten Einkauf bewusst oder unbewusst wahrgenommen. Zudem wird auch der Haltegriff zum Schieben des Einkaufswagens ebenso gerne genutzt, um dort Werbung zu platzieren.

Hierbei geht es vordergründig nicht darum, dass die umworbene Marke oder das Produkt direkt gekauft wird. Viel mehr gehört diese Marketingmaßnahmen zum sogenannten „Branding“.

Ziel ist es, dass der Verbraucher immer wieder mit einer Marke und oder Produkt konfrontieren wird, sodass Mittel bis langfristig die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Verbraucher am Supermarktregal bei der Abwägung zwischen Produkt A und Produkt B, sich schließlich doch für das im Vorfeld umworbene Produkt entscheidet, da für Produkt A bereits ein emotionaler, wenn möglich positiven Bezug zum Produkt entwickelt wurde. Sei es etwa durch Gewöhnung an oder Identifikation mit der Marke. Ein Beispiel für erfolgreiches Branding ist z.B. die Die August Storck KG mit der beworbenen Schokolade merci (Liedtext:) Danke heißt merci: merci, dass es dich gibt…!, bei deren Erwähnung das Logo und/oder der Slogan sofort in das Gedächtnis kommen5.

3.3 Korbvolumen und Beschaffenheit des Einkaufswagens

Der zweite Trick ist die (teilw.) abnorme Größe des Einkaufswagens. Der Grund hierfür liegt klar auf der Hand. Hier soll der Eindruck entstehen, dass der Verbraucher noch relativ wenig eingekauft hat. So ist der Verbraucher oftmals geneigt mehr zu kaufen als er tatsächlich benötigt wird. Hierzu gehört auch dass der Boden des Einkaufswagens leicht nach hinten gewölbt ist.

Dadurch rollen die Produkte während der Fahrt in den hinteren Teil des Einkaufswagens, In der Folge entsteht ebenso der subjektive Eindruck, dass der Einkaufswagen noch ziemlich leer ist. Zumal werden die Produkte beim Befüllen des Einkaufswagens, bedingt durch das Voranschieben, tendenziell in den hinteren Teil des Einkaufswagens gelegt. Dadurch verstärkt sich noch mal der fehlinterpretierte Eindruck eines leeren Einkaufswagens.

Dadurch rollen die Produkte während der Fahrt in den hinteren Teil des Einkaufswagens, In der Folge entsteht ebenso der subjektive Eindruck, dass der Einkaufswagen noch ziemlich leer ist. Zumal werden die Produkte beim Befüllen des Einkaufswagens, bedingt durch das Voranschieben, tendenziell in den hinteren Teil des Einkaufswagens gelegt. Dadurch verstärkt sich noch mal der fehlinterpretierte Eindruck eines leeren Einkaufswagens.

3.4 Rolleigenschaften des Einkaufswagens

Auch an den Rolleigenschaften des Einkaufswagens wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Rollen des Einkaufswagens lassen sich schwerer als normale Rollen (Räder) schieben. Daraus lassen sich zwei mögliche Aspekte ableiten. Zum einen möchte man vermeiden, dass der Verbraucher mit dem Einkaufswagen rennt, um so die Verweildauer im Supermarkt zu erhöhen. Denn um so länger sich der Verbraucher im Supermarkt aufhält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das mehr eingekauft wird.

So ist es möglich das sich der sogenannte „Bondurchschnitt“ erhöht. Der Ø Bon oder Umsatz pro Kunde gibt an, wieviel Geld ein Kunde pro Einkauf ausgegeben hat bzw. die Höhe des Umsatzes, den das Unternehmen durchschnittlich mit einem einzelnen Kunden erwirtschaftet6 6.

Auf der anderen Seite ist anzunehmen, dass der Konsument bei näherer Betrachtung einzelner Produkte, gewiss sein kann das sein Einkaufswagen nicht von der Stelle rollt.

3.5 Kindersitz und (mini) Einkaufswagen

Zu guter Letzt ist augenfällig, dass zu jedem Einkaufswagen eine Vorrichtung für ein Kindersitzes vorhanden ist. Kleinkinder können so direkt im Einkaufswagen gesetzt werden. Sodass der Konsument seinen Fokus uneingeschränkt auf die angebotenen Produkte richten kann. Ein umherlaufendes Kleinkind würde den Konsumenten vom Einkauf ablenken, was aus der Sicht des Supermarktbetreibers ein u.U. negativen Einfluss auf die gesamthöhe Einkaufs hätte. Für Kinder, die nicht mehr in die vorhandene Vorrichtung des Einkaufswagens passen, stellt der Supermarktbetreiber oftmals „Mini“ Einkaufswagen für Kinder die bereit. Sodass das Kind autark, wie ein „großer“ selbstständig einkaufen kann.

Das Kinder schnell mal die eine oder andere Süßigkeit in den „Mini“ Einkaufswagen legen, muss an dieser Stelle nicht weiter expliziert werden. Dadurch ist das Kind abgelenkt und der Konsument kann sich uneingeschränkt auf den Einkaufsvorgang konzentrieren.

4. Aufbau des Supermarktes

Beim Durchschreiten der Eingangstür vorbei an den mini Einkaufswagen, stehe ich nun mit dem Klienten im Supermarkt. Bereits hier können dem Klienten weitere wertvolle Informationen zum Aufbau des Supermarktes vermittelt werden. Auf Nachfrage, ob der Klient evtl. eine Idee davon hat, ob bereits hier u. U. eine für ihn ersichtliche Einflussnahme auf sein Kaufverhalten stattfindet, kann mein Klient zu meinem Erstaunen, nach kurzer Bedenkzeit tatsächlich die eine oder andere Manipulation entschlüsseln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 1: Rennstrecken, Brems- und Quengelzonen: Wie raffiniert Supermärkte ihre nichts ahnenden Kunden verführen. Quelle: Welt - https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article106351705/In-welche-Psychofallen-wir-im-Supermarkt -tappen.html

Er gibt an, dass im Eingangsbereich immer Aktionsware steht, ferner fällt ihm auf, dass viele Rote Preisschilder zu sehen sind. Hinzukommen große Paletten mit Mineralwasser die den Weg in den Supermerkt behindern. Damit hat mein Klient schon überdurchschnittlich viel entlarvt, denn die raffinierten psychologischen Tricks der Supermarktbetreiber offenbaren sich erst beim genauen Hinschauen.

4.1 Die Laufrichtung

Was den wenigsten verbrauchen auffällt, ist das die Mehrzahl der Supermärkte die Eingangstür meist rechts (siehe Grafik 1, Seite 10) statt links vom Supermarkt haben. Aber macht es wirklich einen Unterschied, ob der Kunde mit oder gegen den Uhrzeigersinn durch den Supermarkt geführt wird?

In einer Studie7 von Andrea Gröppel-Klein und Benedikt Bartmann wurden 2 Discounter untersucht. Beide Discounter waren bis auf die geführte Laufrichtung, einmal im Uhrzeigersinn und einmal gegen den Uhrzeigersinn, in fast allen Merkmalen identisch.

Das Ergebnis der Studie hat gezeigt, dass die Kunden, die gegen den Uhrzeigersinn liefen, den Regalen im Innenbereich mehr Aufmerksamkeit geschenkten. Es wird angenommen, dass die geführte Laufrichtung gegen den Uhrzeigersinn, als tendenziell unsicher und somit als unkomfortabel wahrgenommen bzw. empfunden wird. Das führt dazu, dass sich der Verbraucher vermehrt umguckt. Infolgedessen werden automatisch mehr Produkte wahrgenommen.

Eine weitere Erklärung liefert die Überrepräsentation der Rechtshändigkeit. Dies habe dazu geführt, dass sich die Probanden quasi „automatisch“ an die für Sie rechtsläufigen Regale gehalten haben. Dies wiederum hat in Quantitativer Hinsicht „überproportional„ zu mehr Käufen geführt. Die Studie konnte eindrucksvoll zeigen, dass im Ergebnis der gegen den Uhrzeigersinn geführte Discounter alleine durch die Laufrichtung eine signifikante Umsatzsteigerung von 10 % verbuchen konnte.

4.2 Frische Backwaren im Eingangsbereich

Frischen Brötchen findet man häufig direkt am Eingang des Supermarktes. Hierbei handelt es sich auch um eine durchdachte Marketingstrategie. Denn der betörende Duft von frisch gebackenen Brötchen, soll direkt auf die Sinne des Verbrauchers einwirken. Hierbei werden oftmals künstliche Aromen beigemischt damit es besonders lecker duftet. Der frische Duft erzeugt Appetit und soll so, Lust auf mehr machen. Aus der Sicht des Supermarktbetreibers ist das in jeder Hinsicht praktisch, da der Verbraucher gerade Lebensmittel einkaufen möchte.

4.3 Obst- und Gemüseabteilung

In fast allen Supermärkten wird man direkt mit frischen Obst- und Gemüseregalen begrüßt, die eine gute Marktatmosphäre vermitteln sollen. Die farbenfrohe Landschaft soll die gute Laune des Verbrauchers steigern und emotional anziehen. Frische Lebensmittel können auch den Appetit steigern, der vor dem Einkaufsbummel angeregt werden soll. Zudem sind Obst und Gemüse Lebensmittel die man nicht nur riechen kann, sondern auch anfassen und fühlen kann. Somit werden gleich zu Beginn des Einkaufs alle Sinne des Kunden mit einbezogen.

Hierbei wird häufig ein Dauersprühnebel zum Einsatz gebracht, um nochmals den optischen Eindruck der absoluten frische zu verstärken. Um diesen Effekt der frische zu unterstützen kommen spezielle Lampen zum Einsatz welche durch ein spezielles Licht die bspw. Äpfel oder Birnen noch frischer und knackiger aussehen lassen.

In diesem Fall habe ich meinen Klienten dazu angehalten, sich einmal einen Apfel zu nehmen, um diesen mit einem paar Metern Abstand unter normalem Licht zu betrachten. Um so einen Sichtvergleich herbeizuführen.

Der Klient konnte so einen deutlichen Unterschied feststellen und war überdies recht erstaunt. Ein weiterer Trick der Supermarktbetreiber ist eine speziell für die Obstabteilung veränderte Bodenstruktur.

[...]


1 Vgl. Kaiser W. (2011) Fast Moving Consumer Goods. In: Naderer G., Balzer E. (eds) Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6790-9_31 (ISBN 978-3-8349-29

2 Vgl. Vortrag Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun (2012) https://youtu.be/SV-XydjmPRs

3 Bei allen weiteren Informationen, bei denen die Quelle nicht explizit ausgewiesen wird, stellen die Skripte der Akademie Of Sports die Grundlage und Basis für die Ernährungsberatung dar.

4 Vgl. Wikipedia: Einkaufswagen als Werbeträger - https://de.wikipedia.org/wiki/Einkaufswagen

5 Vgl.OnlineMarketing.de GmbH Lexikon: Branding - https://onlinemarketing.de/lexikon/definition-branding

6 Vgl. Kennzahl: Durchschnittlicher Bon oder Umsatz pro Kunde - https://www.controllingportal.de/Fachinfo/Kennzahlen/Kennzahl-Durchschnittlicher-Bon-oder-Umsatz-pro-Kunde.html

7 Vgl. Turning Bias and Walking Patterns: Consumers’Orientation in a Discount Store by Andrea Groeppel-Klein andBenedikt Bartmann - https://www.beck-elibrary.de/10.15358/0344-1369-2009-JRM-1-43/turning-bias-and-walking-patterns-consumers-orientation-in-a-discount-store-jahrgang-31-2009-heft-jrm-1

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Einkaufscoaching. Worauf sollte man im Supermarkt achten?
Veranstaltung
Einkaufs- und Lebensmittelberater (FOOD COACH )
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
25
Katalognummer
V986169
ISBN (eBook)
9783346362414
ISBN (Buch)
9783346362421
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebensmittelberater, Einkaufen, Hilfe, Lebensmittel, Verbraucher, Nahrung, Zubereitungsformen, E-Nummern, Zusatzstoffe, Lebensmittelkunde, Abschlussarbeit
Arbeit zitieren
Olaf Cavalcante (Autor:in), 2020, Einkaufscoaching. Worauf sollte man im Supermarkt achten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/986169

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Einkaufscoaching. Worauf sollte man im Supermarkt achten?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden