Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose. Formen, Anwendungsgebiete und Methoden


Term Paper, 2000

10 Pages, Grade: sehr gut


Excerpt


Autor: Nikolai Zantke

Die Hypnose

Anwendungsgebiete

Die Hypnose nahm in der Medizin von jeher einen bedeutenden Platz ein. So ist auch heute noch der medizinische/therapeutische Bereich einer der Wichtigsten. Im Folgenden wird darauf noch genauer eingegangen und das breite Indikationsspektrum dargestellt. Hypnose findet in der Medizin/Zahnmedizin in einer nahezu endlosen Liste Anwendung: zB bei Behandlung von Schmerzen, Schluckauf, Darmerkrankungen, Allergien, Warzen, Diabetis ... Doch auch die Anästhesie und Rehabilitation nach z.B. Lähmung findet oft unter Hypnose statt. Es gibt sogar Behandlungsansätze gegen Krebs und Aids.

Diesem wichtigen Anwendungsgebiet soll noch in einem besonderen Kapitel Rechnung getragen werden1 Hypnose kann im Bereich der klinischen Psychologie sowohl mit der Indikation der Symptomkontrolle eingesetzt werden, aber auch im Rahmen von aufdeckenden dynamisch- analystischen Verfahren. Hier sei die graphomotorische Informations-Therapie nach Lazarus und Ambramovitz von 1962 erwähnt: Der Therapeut läßt von den Patient vor und während der Hypnose Zeichnungen des zu bearbeitenden Problems anfertigen. Im Anschluß werden die Zeichnungen (evtl. mit dem Patienten gemeinsam) verglichen und die Unterschiede gedeutet.

Bei der Symptomkontrolle steht v.a. die Therapie von Schmerzzuständen im Vordergrund. Durch verschiedene Techniken kann dem Patienten eine gewisse Erleichterung verschafft werden. Hierzu ist eine leichte Trance bereits ausreichend. Ähnliche Methoden werden zunehmend auch in der medizinischen Psychologie angewandt (zB in der Zahnheilkunde oder in der Geburtshilfe), aber auch in der Psychiatrie (Depression, Hysterie, Schlafstörungen, Schizophrene Störungen, Impotenz ...) und in der Psychotherapie (bei problematischen Erinnerungsschwierigkeiten, Entscheidungsproblemen, Konfrontationen ...) Die Hypnose findet auch in der Therapie von neurotischen und psychosomatischen Krankheiten Anwendung. Allerdings wird hier die klassisch-suggestive Methode eher bei aktuen Kriseninterventionen eingesetzt, um Symptome günstig zu beeinflussen, zB bei einem akut-psychogenen Asthmaanfall.

Im Rahmen einer stützenden Therapie soll die Hypnose zur inneren Entspannung beitragen, Symptome lindern und die allgemeine Stabilisierung des Gesundheitszustandes unterstützen. In der Verhaltenstherapie wird die hypnotische Suggestion als unterstützendes Verfahren eingesetzt (zB bei der Raucherentwöhnung).

Im Rahmen von aufdeckenden Verfahren wird Hypnose angewandt, um einen Zugang zum Unbewußten und zu verdrängten Erinnerungen zu erhalten. Hypnoanalyse ist die Verbindung von hypnoidem Zustand und analytisch-therapeutischem Vorgehen. Von Vorteil ist hier die Beschleunigung des Prozesses, weil in Trance Widerstände leichter abgebaut werden können und eine systematische Desensibilisierung erfolgen kann. Bei zB zwanghaftem Essen werden posthypnotische Aufträge und Aversionstherapien angewandt.2

Literaturbeiträge zur Anwendung der Hypnose im Sport sind extrem selten. Vermutlich ist jeder Trainer darauf bedacht, seine Form der Trainingsmethode und -technik geheim zu halten. Die ersten offiziellen Publikationen stammen von den olympischen Spielen 1960 in Rom (Naruse, 1974).

Im Folgenden werden einige Beispiele für dokumentierte Anwendungen genannt:

Wettkampfangst kann zB durch Entspannung, Schaffung von Distanz zu Störreizen, mentales Wiedererleben von Wettkampfsituationen bekämpft werden. Das Training und die Ausbildung unterschiedlicher körperlicher und mentaler Wettkampffertigkeiten findet zunehmend unter Hypnose statt. Dies geschieht beispielsweise indem eine bewußte Analyse der effizientesten Bewegungsequenzen durchgeführt wird. Aber auch die Fähigkeit der Schmerzreduktion (während des Wettkampfes oder nach Verletzung) und die Möglichkeit, die Zuschauer mental auszublenden können sowohl unter Hypnose trainiert als auch im Wettkampf in leichten Hypnosestadien gestärkt werden. Einige Untersuchungen bestätigen, daß motorische Fähigkeiten zB durch hypnotische Konzentration optimiert werden können, andere Untersuchungen bestätigen dies nicht oder bestätigen das Gegenteil. Auch der Aufbau und die Aufrechterhaltung der optimalen Wettkampfkondition in hypnosegestütztem Training wird durch einige Untersuchungen positiv bewertet durch andere nicht. Oft ist auch im Bereich des Sports die Hypnose in die Kritik geraten, da einige Sportler unter (Selbst-)Hypnose ALLE Leistungsreserven aufgebraucht haben. Nicht alle Erschöpfungsunfälle oder gar Todesfälle gehen auf das Konto des Dopings.

Von jeher haben sich Laien und Wissenschaftler mit der Frage beschäftigt, inwiefern Hypnose dazu benutzt werden kann, um kriminelle Handlungen zu begehen.

Es gibt dukumentierte und beglaubigte Fälle von kriminellen Handlungen unter Hypnose bei denen entweder das Opfer hypnotisiert war (zB bei sexueller Belästigung/Vergewaltigung) oder der Täter. In den Siebzigern gab es einige aufsehenerregende Fälle von Mord unter Hypnose. Viele namhafte Spezialisten raten jedoch zu starkem Skepsis solchen Berichten gegenüber. Ein Mensch könne unter Hypnose nicht Dinge tun, die ihm zuwider sind. Entweder gelte die Angabe etwas unter Hypnose verbrochen zu haben daher als Entschuldigung oder die Täter aber auch die Opfer seien doch partiell verantwortlich. Zur Hypnose im forensischern Bereich (dh bei der Entscheidung von Rechtsfällen dienend, der Aufklärung von Rechtsfällen dienend) muß gesagt werden: Hypnose erhöht nicht die Erinnerung! Sinnvoll ist Hypnose hier weil die Befragten entspannter sind und sich stabiler fühlen, da die Befragung sehr behutsam und vorsichtig vorgenommen wird. Die Befragten sehen oft die Tat aus einem anderen Blickwinkel. Zeugen/Opfer mit einer Amnesie durch Traumatisierung können dennoch ihre Aussagen machen. Im klinischen Bereich der Forensik kann die Zurechnungsfähigkeit begutachtet werden, oder eine psychotherapeutische Versorgung von Verbrechensopfern erfolgen Allerdings hat eine Befragung unter Hypnose kaum stärkere Aussagekraft vor Gericht, da es uU möglich sein kann, daß eine Hypnose vorgetäuscht werden kann.

Einer der bekanntesten Bereiche der Hypnose dürfte die Show- und Bühnenhypnose sein. Eigentlich handelt es sich hier aber garnicht um wirkliche Hypnose: Der Showhypnotiseur sucht sich eine Versuchsperson und ermittelt schnell die Bereitschaft. Ist die Person ungeeignet, kann er sie im Hintergrund Platz nehmen lassen (,,schlaf jetzt"). Die Personen sind meist verunsichert und befolgen oder simulieren. Die Versuchspersonen werden nicht im klinischen Sinne hypnotisiert (keine Entspannungsparameter nachzuweisen)- sie WOLLEN nur mit dem Star der Bühne kooperieren. Außerdem kriegen sie aufgrund der geschlossenen Augen nicht den vollen Ablauf der Show mit. Sie denken beispielsweise, daß der Applaus ihnen gilt. Das wiederum führt zu einer weiteren Verstärkung der Bereitschaft. Im Anschluß an die Show gilt der Umstand, hypnotisiert gewesen zu sein als Schutzbehauptung. Die Showhypnose eignet sich wie kein zweiter Bereich zum Betrug. Nicht selten erfolgt die Hypnose auch eingeweihten, bezahlten ,,Freiwilligen". Genauso liegt der Show nur ein (optischer) Trick zugrunde. Einige Beispiele: ungeschützt auf ein Nagelbrett legen (bei einem Nagelabstand von 1.5 cm und einem Gewicht von 200kg besteht pro Nagel nur ein Druck von 100g!) oder barfuß über glühende Kohlen laufen (Fußsohlen halten kurzzeitig Temperaturen von 50°C bis zu 200°C aus!).

Die Gesetzgebung ist hier sehr lückenhaft. In manchen Ländern ist Showhypnose zwar verboten ,,Hypnose" durch Laien allerdings nicht!

Bei der Tierhypnose handelt es sich ebonsowenig um echte Hypnose. Für gewöhnlich liegt eine Immobilisation/Schreckstarre (nach plötzlichem auf den Rücken drehen) oder Druckreizung an bestimmten Stellen (zB das ,,Verwandeln" einer Kobra in einen Stab - funktioniert durch leichten Druck in den Nackenbereich) vor.

Die Selbsthypnose (Autohypnose) steht im Gegensatz zu Fremdhypnose (Heterohypnose). Sie entstand als nach dem zweiten Weltkrieg die autoritäre Hypnose abnahm und man den Patient immer mehr in den Hypnoseprozeß einbezog, so daß er z.T. eine Selbsthypnose vornahm. Meist wird Selbsthypnose nur von Patienten mit Vorerfahrungen angewandt und kann vom Therapeuten geplant und betreut werden oder über Kassetten-Instruktionen erfolgen. Uns allen geläufige Beispiele sind das Autogene Training, Meditation und das ,,Flow- Erlebnis".

Das Problem ist oft, daß es gibt keine Bewertungskriterien, Rückmeldungen und Verstärkungen durch Zweite gibt.

Formen & Methoden

So vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten der Hypnose auch sein mögen, es hat sich eine einfache Einteilung in drei Formen/Ausprägungen als die gängigste herausgestellt:

1. experimentelle Hypnose

Kennzeichnend ist, daß die ,,Patienten" für gewöhnlich emotional nicht instabil sind - es handelt sich üblicherweise um Studenten. Das Verhältnis zum ,,Therapeuten" ist nur sehr kurz und es sollen selten emotionale Reaktionen erzielt und/oder abgebaut werden. Der Ablauf einer Hypnosesitzung ist meist kurz, strukturiert und standardisiert.

2. angewandt Hypnose

Diese Form steht im krassen Gegensatz zur Forschung. Die Hypnosen sind stets individuell auf Patient abgestimmt. Sie bedürfen einer langen Vorbereitung und haben ein (meist therapeutisches oder klinisches) Ziel. siehe Punkt ,,Modellstunde einer Hypnosesitzung"

3. Bühnen- und Showhypnose

s.o.

Verhältnis Hypnotiseur/Proband

Im Folgenden sollen einige Kriterien aufgezählt werden, die das Verhältnis zwischen dem Therapeuten und dem Patienten bestimmen und beeinflussen:

Gefahren für den Therapeuten sind Gefühl der Allmacht über die Psyche, sollte aber den Patienten als Partner nicht als reagierendes Objekt sehen. Es ist auch schon häufiger vorgekommen, daß der Therapeut selbst in Trance fällt oder er die Instruktionen selbst aufnimmt (zB daß auch ihm das Bier nicht mehr so schmeckt).

Als Regeln zur Grundhaltung für ihn gelten: ruhige und sachlich-freundliche Haltung, souveränes Auftreten, keine Negativ-Formulierungen, Erwartungshaltung des Patienten positiv beeinflussen, Transparenz schaffen, verlangte Sachinformationen geben, Aufklärung geben; stets alle Phänomene kontrollieren und beenden.

Die Situation des Patienten wird durch viele Kriterien bestimmt:

Ängste, Blockaden (hervorgerufen durch Uninformiertheit, Vorurteile, Kontrollverlustängste, Ablehnung des Therapeuten, Angst vor Konfrontation mit einem bestimmten Thema...), Erwartungshaltung, Passivität (dh er erwartet schnell wirksame Manipulation ohne viel Eigenleistung. Der Patient sollte aber eine aktive Auseinandersetzung mit seinen Problemen anstreben. Der Therapeut sollte Freund des Patienten sein. Dies mag zu einer gewissen Abhängigkeit führen; der Patient könnte Angst vor Heilung haben, da er dann seinen Freund nicht mehr wiedersehen kann. Bei Therapiebeginn muß das Verhältnis von Therapeut zu Patient regelrecht freundschaftlich sein. Der Patient darf nicht verunsichert (zB wegen der Informationen, die der Therapeut verlangt) sein. Dem Patienten muß klar sein:

Niemand kann gegen seinen Willen oder gegen sein Wissen hypnotisiert werden! Je sympathischer der Hypnotiseur erlebt wird um so größer wird sein Einfluß auf die hypnotisierte Person sein.

Modell einer Hypnosesitzung

Obwohl es mehrere Ansätze in der therapeutisch/klinischen Hypnoseanwendung gibt, läßt sich dennoch ein grundlegendes Schema erstellen, daß auf den Gemeinsamkeiten verschiedener Sitzungen beruht. Das folgende Beispiel ist dem Lehrbuch Hypnose von Kossak (´93; Psychologie Verlags Union Weinheim; 2. Aufl.) entnommen. Zunächst wird ein gegliederter Überblick geboten, auf den dann im weiteren verlauf detailliert eingegangen wird.

1. Aufklärungsgespräche / Abbau von Vorurteilen (Vorübungen und Tests)
2. Indikation (Auswahl der geeigneten Hypnosemethode) Therapeut ermittelt über welche Sinneskanäle der Patient besonders anspricht
3. Interventionsphase (praktisch-konkrete klinische Durchführung)
4. Therapieabschluß (Rückführung)
5. Nachbesprechung

Zu Beginn der Therapie muß der Therapeut eine konkrete Planung der Grundtherapie erstellen. In Therapiegesprächen hat er die Zielsetzung zu formulieren. Wichtige Aspekte in der Vorbereitungsphase sind die Abklärung der therapeutisch relevanten hypnotischen Suggestibilität (dh die Fähigkeit einer Person, sich auf bestimmte ihr übertragene Instruktionen einzulassen und angemessen zu reagieren), das ermessen der zu erwartenden Hypnosetiefe (hängt von der Dauer der Induktion, Erwartungshaltung, Motivation ... ab) und die Überprüfung der Imaginationsfähigkeit des Patienten. Bei Letzterem kann eine Reduzierung des Erinnerungsvermögens z.B. durch Verdrängung oder verflachtes Erleben (zB verhindern depressive Beeinflussungen die plastische Erinnerung). Ebenfalls ermittelt werden muß die Verbalisierungsfähigkeit, damit sich der Therapeut in der Behandlung auf Niveau des Patienten anpassen kann. Und der Therapeut sollte schon im Vorfeld das Spektrum der irrelevante Imagination (jeder Mensch speichert, kodiert und ruft auf unterschiedliche Weise Erlebnisse wieder ab, es sollte über verschiedene Wahrnehmungskanäle (über Geruch, Gehör ... ) abgefragt werden.

Hypnose- und Suggestibilitätsskalen:

Auch hier seihen nur Beispiele genannt. Es gibt:

1. Hypnoseskalen für Erwachsene
2. Suggestibilitätsskalen (Reaktionsbereitschaft auf Suggestionen)
3. klinische Anwendungsskalen (für Therapie relevante Patientenverhaltensweisen)
4. Hypnoseskalen für Kinder
5. subjektive Skalen (Eigenberichte)

Als Frage stellt sich, wie hypnotische Suggestibilität festgestellt und nach Möglichkeit sogar quantitativ genau gemessen werden kann. Hypnose ist hier besonders schwierig greifbar, da es gilt, aus den zahlreichen Erlebensweisen des Patienten das zu operationalisieren, was relevant ist. Grundsätzlich geht es hier um eine sinnvolle Testkonstruktion, die allen Gütekriterien entsprechen muß, und gleichzeitig trennscharf, im Schwierigkeitsgrad ansteigend und eindeutig feststellbar bzw auswertbar sein muß.3

Testaufgaben der SHSS:C 4

1. Handheben 7. Altersregression
2. Hände auseinanderbringen 8. Armunbeweglichkeit
3. Mückenhalluzination 9. Geruchsunempfindlichkeit
4. Geschmackshalluzination 10. halluzinierte Stimme
5. Armsteifigkeit 11. negative visuelle Halluzination
6. Traum 12. posthypnotische Amnesie

Die Indikation (Einleitung der Hypnose) erfolgt für gewöhnlich verbal, dh der Patient wird in einer Geschichte in die Hypnose hineingeführt. Während des Therapiegesprächs wird übergangslos, vom Patienten unbemerkt in eine Einleitungsgeschichte übergegangen. Sie führt in eine Ruheszene in der der Patient sich nun völlig entspannt. Die Therapie intensiviert sich durch diese individuelle (vor der Therapie abgesprochenen) Ruhephase.

Beispiel für eine Ruheszene:5

,,Sie befinden sich hier am Strand der Costa del Sol in Spanien; das ist Ihr Strand mit der herrlich weit geschwungenen Bucht vor Ihnen und dem breiten Sandstrand. Der ist so hell, daßer in der Sonne fast blendet. Sie liegen auf Ihrem Badetuch und genießen die Zeit, die Sie haben. Die Sonne scheint warm auf Ihre Haut, Sie merken die deutlich die Wärme der

Sonnenstrahlen i ihrem Gesicht, wie diese dort die Haut leicht anspannen. Auch auf Ihren Schultern merken Sie diese Wärme ganz deutlich. .."

Nun folgt die Interventionsphase; die eigentliche Therapie: Der Therapeut erkennt an verschiedenen Signalen (physiologischen Reaktionen, Sprachmitteilungen, Bereitwilligkeit zur Ausführung von Aufgaben...) den Hypnosezustand und die Hypnosetiefe. Es gibt sehr viele verschiedene Tiefeskalen:

- auf Verhalten basierende Skalen (best. Hypnoseaufgaben)
- undefinierte Tiefenskalen (eindimensionale Skalen von ,,überhaupt nicht hypnotisiert" bis ,,so tief hypnotisiert, wie Du meinst, daß es irgend möglich ist" - keine Vergleichbarkeit)
- selbstgeschätzte Hypnosereaktionen (Problem: Pat orientieren sich bei der Tiefeneinschätzung sehr unterschiedlich)
- diagnostische Einschätzung von Verhalten und Erfahrung (seitens des Therapeuten)

Einstufung der Hypnose nach der North Carolina Scale 6

0 = wach

1-10 = entspannt, ideomotorische Bewegung

20 = Analgesie

25 = Träume

30 = Amnesie, sehr hohe Suggestibilität

40 = alle Effekte werden als real erlebt 50+ = geistige Trägheit

Die Therapie besteht aus verbalen Berichten, Rollenspielen, Unterhaltungen oder durch Ausagieren der Problematik - je nach Indikation, Fähigkeit des Therapeuten und Patienten. Auch dieser Teil sollte vom Patienten unbemerkt, wie zufällig geschehen indem der Therapeut macht beiläufig Bemerkungen zu dem zu bearbeitenden Thema. Zum Therapieabschluß gehört die Rückführung. Die Auflösung funktioniert meist klassisch (wurde beim Beginn eingezählt so wird nun ausgezählt). ALLE beabsichtigten Effekte/Phänomene müssen zurückgeführt werden!

Zur Abrundung und Festigung der Therapie gehört die Nachbesprechung. Das therapeutische Geschehen wird nachbesprochen und weiterbearbeitet. Es werden therapiebegleitend weiter diagnostische Schlüsse gezogen. Auch hier: möglichst wenig suggestive sondern beiläufige Befragung. Evtl. folgen weitere Therapien oder therapeutische Hausaufgaben (Tagebuchaufzeichnungen...). So kann die Behandlung noch intensiviert werden.

Gefahren/Kritik/Grenzen/Ängste

Begleiterscheinungen nach Hypnosebehandlung sind keine Seltenheit: Weitzenhofer dokumentierte 1959: ,,Patienten klagten über (z.T. stundenlange) Nachwirkungen wie Benommenheit und Kopfschmerzen (7.7%) und anderen (nicht näher beschriebenen, Anm. des Verfassers) Folgewirkungen (35%), lang andauernde Beeinträchtigungen (15%), Erinnerungslücken, latente Pathologie (vereinzelt)". In Ausnahmefällen sei es sogar zu epileptischen Anfällen während der Hypnose gekommen.

Es können auch latente Neigungen aufgedeckt (Homosexualität) oder Phobien verstärkt werden. Bei einer Untersuchung von Coe und Ryken 19837 mit mehreren Kontrollgruppen (verbale Lerngruppe (Versuchspersonen lernen Worte aus einer Lerntrommel), Klassengruppe (Versuchspersonen beschreiben Erlebnisse aus ihrer Klasse), Examensgruppe (Versuchspersonen sollen sich an Erlebnisse vom letzten Examen erinnern), Collegegruppe (Versuchspersonen sollen sich an Ereignisse aus dem Collegeleben erinnern)) hatten die Hypnotisierten weit weniger unangenehmen Erlebnisse (Examensgruppe die meisten). Hypnose gilt weithin als ,,risikoarm". Nun muß man sich fragen ob ,,risikoarm" die Sicherheitsbestimmung ausreichend erfüllt. Hypnose ist zumindest nicht unproblematisch! Solchen ,,Nebenwirkungen" läßt sich mit genaueren Voruntersuchungen betreffend die Suggestibilität ... bzw. besseren Auswahl der Probanten und Hypnotiseure begegnen. Vor allem aber muß die Ausbildung des Hypnotiseurs ausreichend sein. Es gibt zwar keinen Ausbildungsstandard, aber namhafte Hypnotiseure apellieren für eine freiwillige Grundausbildung, die ein Grundwissen in klinischer Psychologie beinhaltet. Das breite Ausbildungsangebot müsse kritisch beäugt und aus diesem gewissenhaft ausgewählt werden. Es dürfe vor allem keine Fähigkeit zur Wundertätigkeit erwartet werden. Die Ausbildung durch die DGH ist eine garantiert seriöse Ausbildung über mehrere Jahre, zu der nur Psychologen, Ärzte und Zahnärzte zugelassen werden.

Die Gefährlichkeit liegt oft nicht in der Hypnose sondern in den Anwendern. Wichtig: Ein Patient ist dem Therapeut nicht willenlos ausgeliefert!

[...]


[1] siehe Kap. . . "Modellstunde einer Hypnosesitzung"

[2] vgl. Revenstorf, D. (Hrsg.): Klinische Hypnose. Heidelberg: Springer, 1990. und Heigl-Evers, Heigl, Ott: Lehrbuch der Psychotherapie. Stuttgart; Jena: G. Fischer, 1993,

[3] vergl. Lienert, 1967

[4] Stanford Hypnotic Susceptability Scale, Form C; Weitzenhofer & Hilgard, 1962

[5] Aus: Kossak, H.-C.: Lehrbuch Hypnose, S. 78

[6] Einstufung der Hypnose nach der North Carolina Scale; Tart, 1963, 1979

[7] Kossak, H.-C.: Lehrbuch Hypnose, S. 382

Excerpt out of 10 pages

Details

Title
Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose. Formen, Anwendungsgebiete und Methoden
College
University of Bremen
Grade
sehr gut
Author
Year
2000
Pages
10
Catalog Number
V98619
ISBN (eBook)
9783638970709
ISBN (Book)
9783656827214
File size
452 KB
Language
German
Keywords
Hypnose
Quote paper
Nikolai Zantke (Author), 2000, Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose. Formen, Anwendungsgebiete und Methoden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98619

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose. Formen, Anwendungsgebiete und Methoden



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free