Häufig gestellte Fragen zu "Gliederung: Gehlens Anthropologie und die Kritik am Begriff 'Mängelwesen'"
Was ist das Thema des Textes?
Der Text analysiert Arnold Gehlens anthropologische Konzeption, insbesondere seinen umstrittenen Begriff des Menschen als "Mängelwesen". Er untersucht Gehlens Argumentation, kritisiert diese und präsentiert Gegenargumente.
Was ist Gehlens zentrale These in "Der Mensch"?
Gehlen beschreibt den Menschen als "Mängelwesen", da er im Vergleich zu Tieren über eine mangelhafte Instinkt- und Organausstattung verfügt, was seine Existenz bedroht. Dies führt zu seiner Weltoffenheit und der Notwendigkeit von Handeln, Selbstzucht und Kultur zur Entlastung.
Wie charakterisiert Gehlen den Menschen?
Gehlen sieht den Menschen als ein unfertiges, handelndes Wesen, das sich durch Weltoffenheit, Unspezialisiertheit und Instinktmangel auszeichnet. Er benötigt Zucht (Selbstzucht, Erziehung) und muss sich aktiv entlasten, um mit der Reizüberflutung der Welt fertig zu werden.
Welche Kritik übt der Text an Gehlens "Mängelwesen"-Konzept?
Der Text kritisiert Gehlens Fokus auf den einzelnen Menschen und vernachlässigt die soziale Dimension des menschlichen Aufwachsens und Lernens. Er argumentiert, dass genetische Merkmale, Sprache und Denken den Menschen vom Tier unterscheiden und die Bezeichnung "Mängelwesen" unangemessen ist.
Welche Gegenargumente werden gegen den Begriff "Mängelwesen" vorgebracht?
Gegenargumente betonen die Bedeutung von Sprache und Denken als zentrale menschliche Fähigkeiten, die das Überleben sichern. Die Fähigkeit zur Weitergabe von Wissen und Erfahrungen über Generationen hinweg, sowie die Entwicklung von Werkzeugen und Kultur werden als wesentliche Merkmale hervorgehoben, die den Menschen charakterisieren. Auch die Religion wird als ein spezifisch menschliches Phänomen genannt, das gegen die Bezeichnung "Mängelwesen" spricht.
Wie wird die Rolle der Sprache und des Denkens im Text dargestellt?
Sprache und Denken werden als zentrale Komponenten der menschlichen Existenz und als wichtige Unterscheidungsmerkmale zum Tier dargestellt. Sie ermöglichen den Austausch von Erfahrungen, die Weiterentwicklung von Wissen und die Bewältigung der Weltoffenheit. Das Denken wird als Alternative zum Instinkt gesehen und die Sprache als Grundlage für Kultur und Weiterentwicklung.
Welche Rolle spielt die Religion in der Kritik des Textes?
Die Religion wird als ein einzigartiges menschliches Phänomen erwähnt, das den Menschen in seiner spirituellen und kulturellen Entwicklung über ein "Mängelwesen" hinaushebt und die Gehlensche These widerlegt.
Welche Literatur wird im Text zitiert?
Der Text zitiert Werke von Arnold Gehlen ("Der Mensch"), Annemarie Pieper ("Philosophische Disziplinen"), Heinrich Roth ("Pädagogische Anthropologie") und den Schülerduden "Philosophie".
Welche Gliederung hat der Text?
Der Text ist gegliedert in eine Einleitung, ein Kapitel zu Gehlens Anthropologie, ein Kapitel zur Kritik des Begriffs "Mängelwesen", eine Zusammenfassung und ein Literaturverzeichnis.
Gliederung:
1 Einleitung
2 Gehlens Anthropologie
3 Die Unzutreffengheit des Begriffs "Mängelwesen"
4 Zusammenfassung
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Gehlens Buch "Der Mensch" ist eine der wichtigsten Schriften der philosophischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts. Die deutsche Philosophische Anthropologie, zu der auch Gehlen gehört, versucht das übergreifend Universale des Menschen zu ergründen. In seinem Buch verwendet Gehlen den Terminus "Mängelwesen " und meint damit den Menschen. Die Gehlensche These besagt, dass "der Mensch aufgrund seiner im Vergleich zum Tier mangelhaften Organ - und Instinktausstattung in seiner Existenz bedroht ist (Schülerduden). Ich werde im 3. Abschnitt zeigen, dass der Begriff "Mängelwesen" für den Menschen nicht zutreffend ist.
2 Gehlens Anthropologie
Als Gehlens Hauptwerk gilt das 1940 erschienene Buch "Der Mensch - Seine Natur und seine Stellung in der Welt". Die hier dargestellte Anthropologie versucht, den Menschen aus sich selbst abzuleiten und zu deuten. Das bedeutet, dass Gehlen außermenschliche Bereiche wie die Schöpfung und Abstammungslehre ausklammert. Eine biologische Betrachtung lehnt Gehlen ab. Diese kann die unbestrittene Sonderstellung des Menschen gegenüber dem Tier nicht erklären. Es fehlen eindeutige Abgrenzungskriterien, wenn der Blick nur auf Einzelmerkmale wie Körperbau und Kommunikation gerichtet ist. Für gehlen ist der Mensch das "noch nicht festgestellte Tier, er ist irgendwie nicht festgerückt"(Gehlen 1997, S. 16). Die Natur hat dem Menschen eine Sonderstellung zugewiesen und "es ist schon für ihn eine beträchtliche Leistung, nächstes Jahr noch zu leben. Er ist nicht festgerückt heißt: er verfügt noch über seine eigenen Anlagen und Gaben, um zu existieren; er lebt nicht, wie ich zu sagen pflege, er führt sein Leben" (Gehlen 1997, S. 17).
In dieser biologischen Unangepasstheit, Unspezialisiertheit, erscheint der Mensch als "Mängelwesen". Wie sich so ein schutzloses, bedürftiges und exponiertes Wesen überhaupt halten kann, führt zu folgender Antwort Gehlens:" Wir wollen ein System einleuchtender, wechselseitiger Beziehungen aller wesentlichen Merkmale des Menschen herstellen, vom aufrechten Gang bis zur Moral, sozusagen,denn alle Merkmale bilden ein System, in dem sie sich gegenseitig voraussetzen: ein Fehler, eine Abweichung würde das Ganze lebensunfähig machen"(Gehlen 1997, S. 17). Der Mensch ist ein handelndes Wesen in Gehlens Anthropologie. Er ist unfertig und bedarf der Zucht in Form von Selbstzucht und Erziehung. Gehlen schreibt auf Seite 32:"...er ist ein Wesen der Zucht: Selbstzucht, Erziehung , Züchtung gehört zu den Existenzbedingungen eines nicht festgestellten Wesens". Der Mensch ist für Gehlen weltoffen, aufgrund von Reizen und Eindrücken, die eine Belastung darstellen. Dieser Belastung steht das Entlastungsprinzip gegenüber: "aus eigenen Mitteln und eigentätig muß der Mensch sich entlasten"(Gelhen 1997, S. 36). Der Mensch kann der reizüberflutung entgehen; er zieht sich zurück. Ein Tier kann das nicht. Gelhen setzt also das Überleben des Menschn in Szene. Die Menschwerdung ist für ihn eine große Leistung, im Gegensatz zu den Überlebenschancen. "Da die menschliche Spezies unspezialisiert ist, sichert sie ihr Überleben aufgrund ihrer Fähigkeit zum Handeln" (Pieper 1998, S.22).
3 Die Unzutreffendheit des Begriffs "Mängelwesen"
Im 3. Abschnitt werde ich Argumente gegen die Bezeichung "Mängelwesen_" vorstellen. Beginnen will ich mit einer kritischen Betrachtung der Anthropologie Gehlens. Gehlens Ansatz berücksichtigt kaum, dass der Mensch nicht allein ist, sondern mit anderen Menschen aufwächst. In diesem Gebilde von Menschen erwirbt der Mensch Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Wichtig ist der "Körper mit seiner spezifischen Form"(Pieper 1998, S. 25).Aber das ist noch nicht alles; sie ist fähig, Erfahrungen des Weltumgangs abzulagern, Werkzeuge zu formen und eine neue und höhere Form des Sprachlichen anzulegen. Im biologischen Bereich lassen sich auch Argumente finden. Merkmale, die den Menschen vom Tier unterscheiden, sind schon im Erbgang genetisch festgelegt. Der Mensch lernt stündlich neues hinzu. Die Spracher wieder ermöglicht den Austausch menschlicher Erfahrungen von Individuum zu Individuum. Beim Tier ist das nicht nötig. "Das durch Instinktordnung geregelte Sozialleben überwiegt"(Roth 1966, S. 131).
Gehlen sieht das folgendermaßen; weil der Mensch kein Instinkt hat, hat er das Denken nötig. Roth (1966, s.!49) meint: "Weil der Mensch das Denken hat, hat er keinen Instinkt nötig". Das Denken ist eine wichtige Existenzform des Menschen und gehört zur Geistigkeit des Menschen. Die Religion gehört auch in diesen Bereich. Der Mensch vollzieht Bestattungsriten, kennt Götter. Die Religion kann dem Menschen bei seiner Weltdeutung behilflich sein. Es gibt keinen Menschen, der ohne Weltdeutung leben kann, sei dies auch noch so primitiv.
4 Zusammenfassung
Gehlen greift bei seiner Betrachtung einzelne Details heraus. Der Mensch ist unangepasst und unspezialisert. Auch seine im Vergleich zum Tier zweifellos vorhandene Instinktreduzierung rechtfertigt trotzdem nicht die Bezeichnung "Mängelwesen". Die Sprache und das Denken kennzeichen den Menschen. Sie sind Basiskomponenten und stehen gegen diesen Terminus.
Selbst die Religion spricht dagegen. Sie ist ein einmaliger Bereich des Menschen. Im Schöpfungsakt geht der Mnesch als Krönung hervor und verdient nicht die Bezeichnung und kann kein "Mängelwesen" sein.
5 Literatur
Gehlen, Arnold "Der Mensch- Seine Natur und seine Stellung in der Welt";
13. Auflage, Wiesbadeb: Quelle & Meyer, 1997
Pieper, Annemarie "Philosophische Disziplinen" Reclam 1998
Roth, Heinrich "Pädagogische Anthropologie" Band 1; Herrmann Schroedel Verlag,Hannover 1966
Schülerduden "Philosophie" Mannheim 1995
- Arbeit zitieren
- Dany Ringhand (Autor:in), 2000, Mängelwesen (Arnold Gehlen - Philosophische Anthropologie), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98637