Die vorliegende Hausarbeit thematisiert das sogenannte Just-in-time (JIT)-Prinzip – das in der Wirtschaft schon seit einigen Jahrzehnten bekannt ist und auch praktiziert wird – im sozialen Kontext. Das Thema ist insbesondere motiviert durch die objektiven Beobachtungen von Verhaltens- und Handlungsmerkmal des Autors im sozialen Umfeld.
Die aktuelle Gesellschaft erlebt immerwährend das Gefühl des ständigen Getriebenwerdens. Viele Menschen haben oft zu wenig Zeit für sich selbst und erst recht für die Menschen, denen sie sich verbunden und verpflichtet fühlen. Durch externe Aufforderungen und "mit dem "Katechismus des Fortschritts" im Marschgepäck" werden sie von einem Ziel zum Nächsten getrieben. Oftmals verlieren Sie dabei das Gefühl für den Umgang mit ihrer Umwelt und auch gar mit der eigenen Intrapersonalität. Einer der auffälligsten Folgen ist die Vernachlässigung der eigenen Gesundheit. Mit Gesundheit sind sowohl die physischen, die im Allgemeinen von offensichtlichen Symptomen begleitet sind, als auch die psychischen Merkmale, die wiederum nicht immer klar erkennbar sind, gemeint.
Die physischen Merkmale spiegeln sich beispielsweise in einem unausgeglichenen Essverhalten (Stichwort: Fastfood-Mentalität) und unzureichender körperlicher Ertüchtigung (wenig bzw. keine Zeit für sportliche Aktivitäten) wider. Die Gleichgültigkeit gegenüber der Psyche ist besonders gekennzeichnet von einem unaufhörlichen Versuch, zeitliche Defizite durch extreme logistische Bemühungen fortwährend zu kompensieren, was vom Betroffenen hohe Flexibilität und Ausdauer abverlangt. Im Volksmunde wird dieser Kraftakt unter dem Begriff ‚Stress‘ abgehandelt. Viele Menschen haben sich mit dieser lebensweltlichen Realität als eine Kollektivempfindung weitgehend arrangiert; zumindest geht die allgemeine Suggestion in diese Richtung. Man könnte fast meinen, geteiltes Leid wird zum halben Leid. Jedoch ist dies eine irregeleitete Intuition. Denn dem Betroffenen fehlt auch die Zeit zum tatsächlichen (Mit)teilen seines Leidens; es ist das Leiden unter ‚Zeitlosigkeit‘.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 1.1 Annäherung an das Thema.
- 1.2 Zielsetzung, Forschungsfrage und Vorgehensweise.
- 1.3 Abgrenzung des Forschungsgegenstands.
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1 Die Risikogesellschaft (Beck, 1986).
- 2.2 Die Erlebnisgesellschaft (Schulze, 1992).
- 2.3 Die Multioptionsgesellschaft (Gross, 1994).
- 2.4 Justintime (JIT-) in der Wirtschaft.
- 2.5 Das Justintime (JIT-)Prinzip und der Gesellschaftsbezug.
- 3. Die Geduldsamkeit und der Gesellschaftsbezug
- 4. Die Geduldsamkeit – Möglicher Ausweg aus dem Justintime-Denken
- 4.1 Erfahrungsbereiche bzw. momente der Geduldsamkeit.
- 4.2 Geduldsamkeit im Alltag Ein kybernetisches Darstellungsmodell.
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Justintime (JIT-)Prinzip, das aus der Wirtschaft bekannt ist, im sozialen Kontext. Der Fokus liegt auf der Erforschung, wie das JIT-Denken in der individualisierten Gesellschaft zu einer ständigen Zeitknappheit und einem Gefühl der Getriebenheit führt. Die Arbeit untersucht, wie die Geduldsamkeit als möglicher Ausweg aus dieser Problematik dienen kann.
- Das JIT-Prinzip und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft.
- Die Folgen der Zeitlosigkeit und Individualisierung im modernen Leben.
- Die Geduldsamkeit als potenzielles Mittel zur Bewältigung des JIT-Denkens.
- Die Bedeutung von Erfahrungsbereichen und -momenten der Geduldsamkeit.
- Die Entwicklung eines kybernetischen Modells zur Darstellung der Geduldsamkeit im Alltag.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage sowie die Zielsetzung der Arbeit vor. Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen, indem es die Risikogesellschaft, die Erlebnisgesellschaft, die Multioptionsgesellschaft und das JIT-Prinzip in der Wirtschaft beschreibt. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Geduldsamkeit und ihrem Einfluss auf Individuum und Gesellschaft. Kapitel 4 untersucht die Geduldsamkeit als einen möglichen Ausweg aus dem JIT-Denken und beschreibt Erfahrungsbereiche und -momente der Geduldsamkeit. Es wird ein kybernetisches Modell zur Darstellung der Geduldsamkeit im Alltag vorgestellt.
Schlüsselwörter
Justintime-Prinzip, Geduldsamkeit, Individualisierung, Zeitlosigkeit, Risikogesellschaft, Erlebnisgesellschaft, Multioptionsgesellschaft, Erfahrungsbereiche, kybernetisches Modell, kommunikatives Handeln.
- Quote paper
- Mitat Karahan (Author), Die Just-in-Time (JIT)-Gesellschaft. Geduldsamkeit als möglicher Ausweg aus dem JIT- Denken in der individualisierten Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/987248