Die Wahrnehmung von Sexualität in den Mären "Der Sperber" und "Das Nonnenturnier"


Hausarbeit, 2020

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2.Hauptteil
2.1 Die Nonnenfigur
2.2 Raumfrage
2.3 Heimlichkeit
2.4 Wahrnehmung und Auslebung der Sexualität
2.5 (Erotische) Naivität

3. Fazit

4.Literaturverzeichnis
4.1 Primärliteratur
4.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“1

Oscar Wilde (1854 - 1900), irischer Schriftsteller

Sexualität war lange Zeit ein Thema, welches nicht besonders intensiv in der Öffentlichkeit thematisiert worden ist. Vielmehr galt das Ansprechen sexueller Thematiken im öffentlichen Raum als Tabu. Und dennoch kamen Mären und Schwankerzählungen zwischen dem 13.-15.Jhd. auf, welche sich mit dem Thema der Sexualität beschäftigen. Diese hatte das Ziel, das Lachen und „die damit verbundene Erheiterung, Entspannung und Unterhaltung der Hörer- und Leserschaft“2 zu wecken, die die Sexualität zum Thema hatten. Wo in höfischen Romanen die Minne des Liebespaares zunehmend gereift ist, werden die Personen mit einem Liebesleid oder dem Triebverlangen zum Mittelpunkt des Spottes der Gesellschaft3. Somit wurde besonders dort das Themenfeld der Sexualität inhaltlich näher beschrieben. Während solche Märe zumeist im weltlichen Milieu spielen, besitzen auch Ehebruchsituationen in zeitgenössischen Mären eine bedeutende Rolle. In diesen kommen Figuren wie der Pfarrer, der oft als Ehebrecher-Figur fungiert, und die Ehefrau, welche die Funktion der Ehebrecherin besitzt und ihren Mann hintergeht, des Öfteren vor.

In der vorliegenden Arbeit werde ich beispielhaft auf zwei dieser zeitgenössischen Mären näher eingehen. Innerhalb der Auseinandersetzung mit den Mären „Das Nonnenturnier“ und „Der Sperber“ möchte ich herausfinden, wie in den Texten die Erotik in Szene gesetzt wird und in welchem Zusammenhang diese mit der Tabuisierung stehen. Die Sexualität sollte insbesondere im Kloster eigentlich keinen Anklang zwischen den Personen finden. Die beiden Mären werden anhand verschiedener Motive inhaltlich verglichen. Darunter befinden sich die Nonnenfigur, die Raumfrage, die Heimlichkeit, die Wahrnehmung und Auslebung der Sexualität und die erotische Naivität. Zusätzlich gehe ich darauf ein, welche Relevanz die Mär hinsichtlich der Thematik aufweisen.

2.Hauptteil

2.1 Die Nonnenfigur

Die Nonne als Figur spielt eine maßgebliche Rolle in den Mären des „Sperbers“ und in dem „Nonnenturnier“. Der Begriff „nunne“ lässt sich aus dem Ägyptischen ableiten und heißt übersetzt „unversehrte Jungfrau“4. Insbesondere die Unversehrtheit und das Leben auf eine enthaltsame Art und Weise sind die wichtigsten Regeln, welche Nonnen einhalten müssen. Eine Nonne zeichnet aus, dass sie ihr Leben in einer klösterlichen Gemeinschaft verbringt und es Gott allein widmet, sehr religiös ist und in einem hierarchischen System lebt, sie ist somit der Äbtissin untergeordnet. Die Nonne stellt ein Vorbild für alle religiösen Leute dar.

Um die Figur der Nonne angemessen darzulegen, wird auf das „Nonnenturnier“ Bezug genommen. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass sich dort die vorangestellten Eigenschaften der Nonne gar nicht mehr wiederfinden lassen. Als der Phallus am Morgen im Kreuzgang auftaucht, um sich seinem Schicksal zu stellen, zieht er die gesamte Aufmerksamkeit der Nonnen auf sich. Lediglich eine Nonne verhält sich vorbildlich und bleibt sich und Gott treu. Die Nonnen müssen sich an diesem Punkt entscheiden: Nehmen sie einen Regelbruch auf sich, hintergehen somit sich selbst und Gott oder halten sie an den klösterlichen Regeln fest? Insgeheim möchten jedoch alle anderen Nonnen den Phallus für sich allein haben. Das Teilen mit den anderen, wie es sonst immer in der Kirche stattfindet, wird nicht akzeptiert. Damit die starken Interessen der Nonnen zu den sexuellen Absichten nicht offenbart werden, schlagen oder drohen sie ihm mit den unterschiedlichsten Gerätschaften. Im gleichen Zug wollen sie ihn allerdings in ihre Zelle treiben. Interessant ist es, wie ein Gegensatz der Nonnen im Text beschrieben wird: Die „ scharpe nunne herte “ (V. 333) brachte eine „ zugwaiche gerte “ (V. 334), die „ zarte nunne stolz “ (V. 339) brachte ein „ zartes spitz holz “ (V. 340) und die „ biederbe nunne frum “ (V. 347) „ slug in “ (V. 348). Selbst die „ zarte nunne frische “ (V. 355) äußert ihre sexuellen Absichten und was sie mit dem Phallus anstellen würde, wenn dieser doch nur ihr gehören würde. All das zeigt, wie der Phallus bereits an dieser Stelle die sexuellen Absichten der Nonnen beeinflusst und verändert hat und diese gegenteilig zu ihren Wesensmerkmalen sowie klösterlichen Erziehung handeln lässt. Sie treten ganz anders auf als sie es sonst machen, was im weiteren Verlauf des Märes beschrieben wird. Sogar die Aufmerksamkeit der ranghohen Kirchenmitglieder kann der Phallus für sich gewinnen: Die Küsterin wie auch die Äbtissin möchten diesen für sich alleine besitzen. Letztere wird hier als egoistisch dargestellt, ebenso nutzt sie ihre Macht für ihr Verlangen aus und wird beleidigend (siehe V. 369 ff). Ein vorheriges Wissen über den Ausgang des Kampfes scheint nicht vorhanden, jedoch wird dem Leser bei all dem Begehren um den Phallus bewusst, dass es nicht gut ausgehen wird. Dies soll sich im Verlauf des Märes bestätigen.

Dass die Nonnen völlig besessen von ihm sind, lässt sich schon daran erkennen, wie sie ihn auf einem „ seidenin küssen so waich “ (V. 419) zum Turnier tragen. Die folgenden Worte verdeutlichen diese Einstellung: „ wan einü gedacht an den hort, und das ir sein ein plick wart, so lief sie hinwieder zu ihm und sach an das kluge engelin “ (V.453 ff). Ebenfalls wird der Phalllus am Ort des Turniers aufgestellt, damit die Nonnen ihr Ziel immer vor Augen haben und wissen, wofür sie kämpfen. Die Nonnen werden durch den Anblick noch herausfordernder und es stärkt ihre Kampflüste. Man kann den Phallus sogar schon als Epiphanie ansehen5. Es scheint demnach eine verschobene Sichtweise von der, von den Nonnen angebeteten beziehungsweise vergötterten, Person vorhanden zu sein. Ein festlicher Klang ertönt und es wird ein Banner mit einem hübschen und entblößten Mann (Vgl. V. 431 ff) aufgestellt, welches mit großer Sorgfalt geplant wurde. Das Turnier jedoch wirkt dadurch völlig übertrieben. Vielmehr wird es als Kampf und Schlachtfeld beschrieben. Die Nonnen, die sonst in einem schwesterlichen, gemeinschaftlichen Bündnis stehen und sonst eher altruistisch wirken, bekämpfen sich auf brutalste Art und Weise und zeigen sich egoistisch und rücksichtslos. Die Nächstenliebe ist vergessen und keine gönnt der anderen das Ziel des Turniers. Keine bleibt bodenständig. Dabei kommen Nonnen ums Leben und werden auf schlimme Art und Weise entstellt.

In dem „Sperber“ bekommt der Leser bereits früh mit einer Beschreibung des Erzählers nahegelegt, auf welche idealtypische Weise die Nonnen leben (siehe V. 11-37). In der Mär weist man der Nonne den Titel als Umworbene zu, der Ritter verkörpert den Werber. In Schwankerzählungen, besonders im „Sperber“, ist es üblich, dass der Werber sich als einen „listigen Verführer“ darstellt6. Hier wird die Nonnenfigur gleich zu Beginn als sehr fromm beschrieben, an einen Regelbruch denkt man erst gar nicht. Anders als in dem „Nonnenturnier“ fokussiert man sich hier auf eine einzelne Nonne, welche als außerordentlich hübsch dargestellt wird (siehe V. 50 ff). Ein weiterer entscheidender Unterschied zur anderen Mär ist, dass der Nonne jegliches Weltwissen fehlt und sie nicht weiß, auf was sie sich mit dem Ritter einlässt, wenn sie sich diesen hingibt und was sie tut. Im Text wird es sehr schön mit den Worten „ si lebete in einvaltigkeit rehte nach klösters site “ (V. 72 f) beschrieben. Ebenfalls fragt sie den Ritter nach der Vogelart, was ihr eingeschränktes Weltwissen verdeutlicht. Im „Nonnenturnier“ ist es anders, denn dort wissen die Nonnen sofort, wie sie handeln und wollen den Phallus um jeden Preis für sich erobern. Sie wird im „Sperber“ von dem Ritter verführt und verfügt zu keinem Zeitpunkt Wissen darüber, was der Ritter von ihr für den Sperber verlangt. Der Ritter als Figur steht klar für einen „typische[n] Verführer und Ehebrecher“7, sie wird also vielmehr getäuscht. Nachdem der Ritter ihr ihre Jungfräulichkeit genommen hat, möchte sie diese wieder zurückverlangen, um ihren unversehrten Zustand wiederherzustellen. Ähnlich ist es im „Nonnenturnier“, wo die Nonnen „swern“ (V. 598) müssen, nicht mehr darüber zu sprechen und versuchen, ihre Freundschaft zurückverlangen, wie es einst der Fall war.

Erotische Darstellungen wie diese zeigen dennoch zwei Dinge auf: Sie „spiegel[n] den Einblick in die universelle Macht des Triebes und damit auch das Eingeständnis der menschlichen Schwäche wider“8. Somit ist es mehr als menschlich, dass die Nonnen ein sexuelles Verlangen beim Anblick des Phallus verspüren, da es von menschlicher Natur ist.

2.2 Raumfrage

Beide Mären finden im Raum des Klosters statt, wobei hier von einem abgeschirmten Raum gesprochen werden kann. Vor allem das Kloster spielt in diesem Fall eine entscheidende Rolle für die „Präponderanz des Triebes“9, denn solch eine Institution steht maßgeblich dafür „den Trieb eingedämmt bzw. kanalisiert zu haben“10. Die Frage, die dabei aufkommt, ist nun, welche Rollen Erotik und Sexualität dort spielen und wie der Raum von außen wahrgenommen wird. Grundsätzlich ist es so, wie bereits in der Einleitung angedeutet, dass eine religiöse Einrichtung wie ein Kloster kein geeigneter Ort für das Thema Sexualität darstellt. In dem Beispiel des „Nonnenturniers“ ist sogar schon Gegenteiliges der Fall, denn hier möchte ein Ritter seinen Phallus in einem Kloster für ewige Keuschheit unterbringen. Dass der Ritter dafür unbedingt in ein Kloster möchte, untermalt zusätzlich die Eigenschaft der Sündenlosigkeit dieser Institution. Der Ritter äußert: „ ich han mein zagel her nu bracht, das er nimmermer keiner frauwen tut kein leit “ (V. 255-257). Selbst der Phallus stellt sich schließlich mit dem Gedanken, dass es sein Tod sein wird, in den Kreuzgang. So wird es äußerlich wahrgenommen. Nun soll der Phallus allerdings auch für viel Trubel im Kloster sorgen. Es kommt zu einer vollständig gegenteiligen Innensicht, die dem Lesenden präsentiert wird. Denn als er im Kreuzgang steht und sich aufrichtet, „ da war er ainklich ach(t)per “ (V. 314) und das bei einer der wichtigsten, morgendlichen Zeremonien. Schließlich möchte jede Nonne den Phallus für sich erobern und versucht, ihn in ihre jeweilige Zelle zu locken. Diese Zelle wirkt als ein sehr privater Raum der Nonnen, in welchem die Heimlichkeit ihren Höhepunkt erlebt. Dieser steht hier besonders für den Ort der Sexualität und für einen Rückzugsort der Nonnen. Eine Nonne äußert sich sogar so: „ und hett manig gemach mit eren “ (V. 359). Uneinigkeit kommt zuerst darüber auf, wer Anspruch auf den Phallus hat. Eine Nonne äußert geschickt „ im ist also ni(ch)t. was man in das kloster sent, das gehöret gemein in das konvent “ (V. 386 ff). Es ist zudem so, dass ein Kloster dafür bekannt ist, dass die Schwestern untereinander alles teilen. Interessant erscheint zudem die Anzahl der bei diesem Thema in Mitleidenschaft gezogenen Räume. So wird auch das Refektorium nicht verschont, bei welchem es sich um einen Speisesaal handelt. Man könnte es weitestgehend sogar so deuten, dass die Nonnen den Phallus alle haben wollen und sich nach ihm verzehren. Schließlich soll ein Turnier ausgetragen werden, welches sehr festlich und prunkvoll im Text dargestellt wird. Selbst ritterliche Elemente fließen hier mit ein. Es wird neben dem Turnier noch von „ringen“ (V. 400), man könnte es auch als Kämpfen übersetzen, gesprochen, was nicht in einem Kloster zu finden sein sollte. Von einem „Turnier“ im bekannten französischen Stil kann man trotzdem sprechen. Dies liegt im französischen Stil vor, wenn eine formale Einladung oder ein „Zusammenprall“ von Verbänden vorhanden ist11. Während die Zelle für Intimität und die anderen Klosterräume für Heimlichkeit stehen, symbolisiert das Turnier Brutalität und Gewalt. Am Ende werden sowohl Eigenschaften der Heimlichkeit als auch der Abgeschiedenheit dem Kloster zugeordnet, indem Stillschweigen über das Geschehene bewahrt werden soll. Die Außenwahrnehmung stimmt schlussendlich nicht mit der Innenwahrnehmung überein. Wenn man diese Eigenschaften mit der Figur des Pfarrers vergleichen würde, käme man zu dem Schluss, dass der Pfarrer ohne Raum und innerhalb weltlicher Sphären agiert, die Nonnen wiederum sind abgeschottet in ihrem Kloster. Auch zeitlich lässt sich zumindest der zweite Teil (im Kloster) näher bestimmen: Es beginnt zur Frühmesse (V. 309), geht über den Mittag (V. 10) und dauert bis zur „ komplet “ (V. 457). Man könnte hier das Nachtgebet ansetzen, da es den Tag komplett macht.

Das „Nonnenturnier“ wirkt anfänglich sehr bizarr. Bei näherer Betrachtung sollte man das Erzählte nicht unabhängig voneinander betrachten, denn der Phallus erreicht am Ende das, was der Ritter anfänglich besaß: Die Hingabe und Begierde der Frauen. Deshalb passen die beiden Geschichten spiegelbildlich zusammen12.

Im „Sperber“ ist es anders, dort liegt die Ringmauer des Klosters vor, welche die beiden Räume ganz klar voneinander abgrenzt. Der Ritter hebt die Nonne über diese, um sie an einen Locus Amoenus zu entführen. Dieser wird als Hain beschrieben, an dem sich auch Klee befindet. Es lässt sich hier von einem anderen abgeschlossenen Raum sprechen, wo die Nonnen von außen gar nichts mitbekommen. Es herrschen ebendort auch völlig andere Regeln als im Kloster, an diesem Ort muss nach klösterlichen Regeln gelebt werden. Der Raum ist so abgeschlossen und sicher, sodass sie bei ihrer sexuellen Handlung nicht erwischt werden. Die Mauer wirkt demnach als Grenze zwischen innerem und äußerem Raum, wofür der Ritter auch sorgt. Er trägt zu der Wahrnehmung als abgeschlossenen Raum bei. Somit lässt sich das Kloster als Ort der Moral deklarieren. Weiterhin lässt es sich mit der Religion verbinden, die Welt außerhalb der Mauer wiederum lässt sich als Ort der Heimlichkeit, der Sexualität und des Ausnutzens ansehen.

Es lohnt sich einen näheren Blick auf die Nennung des Ortsnamens „Saraphat“ (V. 278) im „Nonnenturnier“ zu werfen, denn dieser verleiht der Mär einen gewissen Wert an Realität. Man könnte diesen auch als „funktionslose[s] Wirklichkeitsdetail“13 bezeichnen.

2.3 Heimlichkeit

Weiter spielt auch die Heimlichkeit als Motiv eine große und entscheidende Rolle in den beiden Mären. Es lohnt sich daher, die Mären darauf zu untersuchen, wie diese erzeugt wird. Im „Nonnenturnier“ sprechen die Nonnen davon, dass es niemals an die Außenwelt gelangen darf, was alles im Kloster passiert ist und verhalten sich so, als sei es nie geschehen. Der Aspekt der Heimlichkeit findet bereits früh im Text Anklang (siehe V. 21) und deutet da auf das Verhalten des Ritters hin. Zur Heimlichkeit zählt auch das Verhalten der Nonnen, wie sie reagieren, als sie den Phallus für sich mit auf ihr Zimmer bekommen wollen. Alle Nonnen argumentieren nach einem ähnlichen Schema: Jede hegt den Wunsch, ihn zu schlagen oder führt diesen Wunsch tatsächlich aus, manch eine Nonne droht ihm als Ablenkung vom eigentlichen Begehren und möchte ihn zeitgleich in ihre Zelle drängen. Auch das schlussendlich abgehaltene Turnier soll heimlich stattfinden, genauer „ so das klonster zu würde getan “ (V. 412). Die Nonnen sind sich also die ganze Zeit ihrer verwerflichen Bedürfnisse und Absichten bewusst, versuchen diese aber zu verschleiern. Zynisch ist jedoch, dass es gegen die Heimlichkeit spricht, dass Nonnen bei dem Turnier sogar sterben. Die Toten müssen gegenüber dem Gesetz am Ende begründet werden, gerade auch der Tathergang. Das Motiv der Heimlichkeit lässt sich im Text immer wieder finden: „ das sie solten swern zu dem turnei stille zu swaigen “ (V. 598 f) oder „ Der zargel wart undergeslagen und dieplich auß dem turnei getragen “ (V. 563 f). Es verdeutlicht, wie wichtig es den Nonnen ist, Stillschweigen zu bewahren, da möglicherweise ihr Ruf auf dem Spiel steht. Vielmehr geht es um den Aspekt, dass niemand davon ausgehen würde, sowas in einem Kloster vorzufinden und auch deshalb soll es heimlich gehalten werden. Neben der Heimlichkeit unter den Nonnen gibt es jedoch auch noch die Heimlichkeit des Ritters. Nur weil jede Frau die Sexualität mit dem Ritter für sich behält, kann so er sein Spiel mit vielen Frauen treiben. Als er sich nun auf eine weitere Frau einlässt, die ihm schlussendlich zum Verhängnis wird, sagt sie zu ihm: „wolt ir nicht bei mir ligen, zwor es wirt nimmer verswiegen“ (V. 87-88). Es kommt schließlich dann so, dass der Ritter der Bitte nachkommt und sich den Phallus abschneidet. Die Frau verspottet ihn öffentlich, sodass er von der Gesellschaft verstoßen wird. Somit wird ihm am Ende die aufgedeckte Heimlichkeit zum Verhängnis. Wenn man nun Rückschlüsse auf die Nonnen zieht, lässt sich schlussfolgern. dass es ebenfalls für sie nicht gut enden wird, wenn die geschehenen sexuellen Handlungen an die Öffentlichkeit gelangen würden.

[...]


1 Zitat genutzt. Unter: https://www.liebewohl.de/inhalt/sexualitaet_zitate.htm.

2 Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1968, S. 104.

3 Vgl. Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung. In: Göppinger Arbeiten zur Germanistik, hrsg. von Ulrich Müller, Franz Hundsnurscher und Cornelius Sommer. Göppingen: Kümmerle Verlag (Nr. 256) 1978, S. 24.

4 Vgl. Lanczkowski, Johanna: Kleine Lexikon des Mönchtums, S.187.

5 Melville, Gert: Einleitung. 3. Sektion: Kommunikative Instanzen und Institutionalisierungen. In: Literarische und religiöse Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit, hrsg. von Peter Strohschneider. Berlin: Walter de Gruyter GmbH & Co. KG 2009, S.525.

6 Hanns Fischer, Studien zur deutschen Märendichtung, S. 118.

7 Hanns Fischer, Studien zur deutschen Märendichtung, S. 120.

8 Heribert Hoven: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 23.

9 Ebd. S. 24.

10 Ebd. 24 f.

11 Vgl: Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. 4. Auflage. München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co KG 1987, S. 344.

12 Peter Strohschneider: „Literarische und religiöse Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit“, S. 158.

13 Hanns Fischer, Studien zur deutschen Märendichtung, S. 134.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Wahrnehmung von Sexualität in den Mären "Der Sperber" und "Das Nonnenturnier"
Hochschule
Universität Münster
Autor
Jahr
2020
Seiten
16
Katalognummer
V988739
ISBN (eBook)
9783346351548
ISBN (Buch)
9783346351555
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wahrnehmung, sexualität, mären, sperber, nonnenturnier
Arbeit zitieren
Laurenz Leonardo Schönborn (Autor:in), 2020, Die Wahrnehmung von Sexualität in den Mären "Der Sperber" und "Das Nonnenturnier", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/988739

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