Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Faust vor Goethe


Presentation / Essay (Pre-University), 2000

18 Pages, Grade: 14 Punkte


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

- Gliederung vorstellen

2. Wer war Faust?

3. Wie entstand die Sage von Faust?

4. Schluss

- Quellenangabe

1. Einleitung (Gliederung vorstellen)

(Faustbildnis zeigen)

Faust war ein vagabundierender Arzt, Magier, Horoskopsteller, Astrologe, Schwarzkünstler, Alchemist (Goldmacher) kurz und gut all das was die Menschen damals dazu veranlasste sich wundersame Geschichten auszudenken und zu erzählen.

Faustus: lat. der Glückhafte, Glückliche, Glückbringende

2. Wer war Faust?

Die Lebensdaten Fausts lassen sich aufgrund unterschiedlicher Quellen nur annähernd sagen. Es gibt zwei verschiedene Fassungen über Fausts Lebenslauf, die sich in einigen Punkten gleichen, hingegen auch wesentliche Unterschiede aufweisen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Wie entstand die Sage von Faust?

Wenn der historische Faust in zweifelhaften Ruf geriet, so kann das viele Gründe haben.

Einmal fällt auf, dass er zu katholischen Stellen gute Beziehungen unterhielt, in protestantischen Kreisen jedoch abgelehnt wurde. So mögen wohl konfessionelle Gründe wie auch materielle Interessen an der Verdächtigung von Faust mitgewirkt haben. Die Verunsicherung, in die viele Menschen durch die Naturforschung der Magier und die literarischen Studien der Humanisten gerieten, ließ sie gegen die Vertreter solcher geistigen Tätigkeiten mit Angst, Unverständnis und Gewalt reagieren. Mit viel Phantasie wurden ihnen die unglaublichsten Geschichten angedichtet. Die Menschen zeichneten sich durch einen intensiven Teufelsglauben aus. In diese Strömung geriet der historische Faust hinein. Die schon zu Lebzeiten beginnende Sagenbildung um Johann Faust wurde nach seinem Tod noch phantastischer. Der Faustmythos wurde von Mund zu Mund weitergetragen und mitunter auch verstreut schriftlich in eizelnen Geschichten damaliger Schwank- oder Schauerliteratur festgehalten. Dabei vermischte sich die historische Wahrheit immer mehr mit dichterischen Anekdoten

1570 - erscheint Christoph Roßhirts ,,Erzählungen Vom Zauberer Faust" Faust begeht mit Hilfe teuflischer Zauberkünste Betrügereien; Ende in einem ländlichen Gasthaus, wo er mit Wirtsleuen und Gesinde seine Henkersmahlzeit einnimmt, bevor ihn in der Nacht der Teufel holt (Lesen s. 22)

1587 - erscheint die ,,Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und Schwartzkünstler" (Titelblatt) , das Prosa Volksbuch, in dem alle bis dahin bestehenden Geschichten mündeten und auf welches alle späteren Faust-Werke zurückgehenvon einem Frankfurter Verleger namens Johann Spieß herausgegeben; entstanden ca.1585 Autor anonym · vernachlässigt wichtige, aber damals durchaus bekannte Aussagen über das Wirken von Faust, er schmückte es jedoch aus, indem er Einflüsse aus Büchern wie ,,Eulenspiegel", und anderen Schwanksammlungen einfließen ließ. Seine weitgehend erfundenen Angaben zur Biographie Fausts sollten die Leser vor Spekulation und Naturwissenschaft warnen und zu einem intensiven Studien der Bibel motivieren.

kurz etwas zum Inhalt:

Faust stammt aus dem Dorf Roda bei Weimar, studiert in Wittenberg Theologie und macht seinen Doktor. Dann geht er nach Krakau, um sich dort der Magie zu widmen. Erkenntnisdrang und Selbstüberschätzung führen zu einem Pakt mit dem teuflischen Diener Mephistopheles. Dieser will Faust 24 Jahre lang jeden Wunsch erfüllen. Danach soll ihm seine Seele gehören. Die ersten 8 Jahre dieser Zeitspanne bleibt Faust in Wittenberg, teils studierend, teils sein Leben genießend. Heiraten darf er nicht, dafür wird ihm jede begehrte Buhlschaft vermittelt. Anfälle von Reue deckt der Teufel mit zauberischer Musik zu. Weitere 8 Jahre verbringt Faust auf einer großen Reise, die ihn auch zum Sultan nach Konstantinopel, in den Vatikan und an den Kaiserhof bringt. Mit Zauberkunststücken setzt er die kleine und große Welt in Erstaunen. Die letzten 8 Jahre verlebt Faust wieder in Wittenberg. Nach dem Bekehrungsversuch, den ein alter Mann mit ihm anstellt, muß er sich aufs neue dem Teufel verschreiben. Vor Studenten lässt er die Gestalt Helenas erscheinen, verliebt sich in sie und verheiratet sich mit dem Gespenst. Aus der Ehe geht ein Sohn, Justus Faustus, hervor. Faust stirbt in Angst und Zittern, nachdem er sich von seinen Studenten in einer großen Klagerede verabschiedet hat. Sein Haus vermacht er seinem Famulus Wagner. Helena und ihr Sohn lösen sich bei seinem Tod in Nichts auf. zw.1588 & 1592 - schreibt Christopher Marlowe ,,The Tragical History of Doctor Faustus" (Bild), das erste Faustdrama. Teilweise erinnert es noch an die morality plays des 15. Jh. Zum Beispiel wirken der gute und der böse Engel oder der Aufzug der personifizierten Todsünden, und die Teufelsgestalten wie ein Mittelalterspiel. Da es einer Übersetzung des Volksbuches zu Grunde liegt, behält er den Handlungsablauf der ,,Historia" im Wesentlichen bei. Außerdem übernimmt er manche komische Szenen und grobe Scherze, an denen das elisabethanische Publikum gleichermaßen Gefallen fand wie das deutsche

Unterschiede zu Goethes Faust:
- verführerische Helena, aber kein Gretchen
- hat Angst vor Lucifer (Herr der Hölle) Mephistopheles ist nur dessen Werkzeug und schwacher Gegenspieler von Faust

1588 - erscheint der skurrile Tübinger Reim-Faust; eine in unglaublich kurzer Zeit von Johannes Feinaug hergestellte Versbearbeitung der ,,Historia" von 1587

1599 - erweiterte Ausgabe des Volksbuches durch neue Erzählungen und Anmerkungen von Georg Rudolf Widmann

1608 - Aufführung des Faustspiels durch engl. Komödianten in Graz; stark an Marlowe orientiert, aber plus Clownsfigur `Pickelhering` _ von dt. Schaustellern übernommen (Hanswurst)

1650 - Zacharias Hogels ,,Chronica von Thüringen und der Stadt Erfurt" Faust-Erzählungen von 1580-85; ,,berufener Schwarzkünstler und verzweifelter Höllebrand"" um dessen Seelenheil sich ein Mönch vergeblich bemüht

1674 - 3. große Ausgabe des Volksbuches in Nürnberg gedruckt und vom Arzt Johann Nikolaus Pfitzer bearbeitet, fügte Liebe Fausts zu einer Magd ein (Vorbereitung für Goethes Gretchentragödie) : ,,Dasärgerliche Leben und schreckliche Ende deßvielberüchtigten ErtzSchwarzkünstlers D. Johannis Fausti"

1725 - 4. und letzte stark gekürzte Fassung des Volksbuches von einem anonymen Bearbeiter ,,Christlich Meynenden" (Titelblatt)

1746 - (Bilder) erste Puppenspiel von Doktor Faust in Hamburg; Kasperle ist Kontrastfigur zu Faust; resultiert aus Volksschauspielen

1755 - das von Lessing geplante Faustdrama (stellte nur kurzes Szenarium und eine Szene fertig) ist ein Wendepunkt in der lit. Auseinandersetzung mit dem Faust-Stoff _ Faust wird nicht verdammt, sondern gerettet, weil im Sinne der Aufklärung Streben nach Wissen nicht Maßlosigkeit und Auflehnung gegen Gott bedeutet Das also ist die Ausgangssituation, die Goethe vorfand, als er nach 1770 seine dichterische Version des Stoffes und Themas entwickelt.

Tina Richardt 28.11.2000

11 LK Deu 3

Quellenangabe

Kwiatkowski, Gerhard: SCHÜLERDUDEN: Die Literatur. 2. Auflage. Mannheim; Wien; Zürich: Dudenverlag, 1989, S. 149ff

Keienburg, Wolf: DAS BERTELSMANN LEXIKON: Band 7. 1. Auflage. Stuttgart: Verlagshaus Stuttgart GmbH, 1994, S. 2959

Hartmann, Horst: Faustgestalt, Faustsage, Faustdichtung: 1. Auflage. Berlin. Volk und Wissen, 1978, ab S. 15

von Goethe, Johann Wolfgang: Faust: Erster Teil: Husum/Nordsee. Hamburger Lesehefte Verlag, Nachwort

Bütow, Wilfried: Deutsch: Texte-Literatur-Medien 5/6: 1. Auflage. Volk und Wissen GmbH, 1994 S. 323ff

Internet

Deutschhefter vergangener Jahre

Faust vor Goethe

Der historische Faust:

- historischer Faust am Ende des 15. Jh. geboren
- als vagabundierender Arzt, Magier, Horoskopsteller, Astrologe, Schwarzkünstler und Goldmacher zog er durch Dtl.
- starb ca.1538 in Staufen im Breisgau
- schon zu Lebzeiten bildeten sich Sagen um seine Person, die nach seinem Tod mit noch mehr Anekdoten geschmückt wurden

Die Geschichte der Faust-Sage bis Goethe

1570 - Christoph Roths ,,Erzählungen Vom Zauberer Faust"

1587 - ,,Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und

Schwartzkünstler"; Prosa Volksbuch, in dem alle bis dahin bestehenden Geschichten mündeten und auf welches alle späteren Faust-Werke zurückgehen von Frankfurter Verleger Johann Spieß herausgegeben entstanden ca.1585 Autor anonym - vernachlässigt wichtige Aussagen über das Wirken von Faust; Ausschmückung durch Einflüsse aus Büchern wie ,,Eulenspiegel", und anderen Schwanksammlungen Leser sollte vor Spekulation und Naturwissenschaft gewarnt und zu einem intensiven Studium der Bibel motiviert werden.

zw.1588 & 1592 - Christopher Marlowe ,,The Tragical History of Doctor Faustus"; erstes Faustdrama; der gute und der böse Engel oder der Aufzug der personifizierten Todsünden, und die Teufelsgestalten lassen es wie ein Mittelalterspiel wirken; Handlungsablauf der ,,Historia" wird beibehalten; Unterschiede zu Goethe:

- ihm begegnet die verführerische Helena, aber kein Gretchen;
- er hat Angst vor Lucifer (Herr der Hölle); Mephistopheles ist nur dessen Werkzeug und schwacher Gegenspieler von Faust

1588 - Reim-Faust von Johannes Feinaug

1599 - erweiterte Ausgabe des Volksbuches durch neue Erzählungen und Anmerkungen von Georg Rudolf Widmann

1608 - Aufführung des Faustspiels durch engl. Komödianten in Graz; stark an Marlowe orientiert; wurde später von deutschen Schaustellern übernommen und bis ins 18. Jh. gespielt

1650 - Zacharias Hogels ,,Chronica von Thüringen und der Stadt Erfurt" Faust-Erzählungen von 1580-85; ,,berufener Schwarzkünstler und verzweifelter Höllebrand"" um dessen Seelenheil sich ein Mönch vergeblich bemüht

1674 - 3. große Ausgabe in Nürnberg gedruckt und vom Arzt Johann Nikolaus Pfitzer bearbeitet, fügte Liebe Fausts zu einer Magd ein (Vorbereitung für Goethes Gretchentragödie) : ,,Dasärgerliche Leben und schreckliche Ende deßviel-berüchtigten Ertz-Schwarzkünstlers

D. Johannis Fausti"

1725 - 4. und letzte stark gekürzte Fassung des Volksbuches von einem anonymen Bearbeiter

1746 - aus Volksschauspielen resultiert erstes Puppenspiel von Doktor Faust in Hamburg; Kasperle ist Kontrastfigur zu Faust

1755 - das von Lessing geplante Faustdrama (stellte nur kurzes Szenarium und eine Szene fertig) ist ein Wendepunkt in der lit. Auseinandersetzung mit dem Faust-Stoff _ Faust wird nicht verdammt, sondern gerettet, weil im Sinne der Aufklärung Streben nach Wissen nicht Maßlosigkeit und Auflehnung gegen Gott bedeutet

Wie entstand die Sage von Faust?

1570 Christoph Roßhirt: "Erzählungen vom Zauberer Faust"

1587 Erscheint die "Historia von D. Johann Fausten", das Prosa-Volksbuch, auf das alle spätere Faust-Literatur zurückgeht.

1588 Erscheint auch der skurrile Tübinger Reim-Faust, eine in unglaublich kurzer Zeit von Johannes Feinaug hergestellte Versbearbeitung der "Historia" von 1 587.

1590 Entsteht das erste bekannte Faust-Drama von dem englischen Dramatiker Christopher Marlowe (1 564-1 593); auf seiner Tragödie basieren die Volksschauspiele, die seit dem 17. Jahrhundert auf dem Festland gezeigt werden und aus denen wiederum die Puppenspiele entstanden, wovon eines auch Goethe mit 19 Jahren gesehen hat. G.R. Widmann erweiterte die "Historia von D. Johann Fausten". Das umfangreiche Werk arbeitete J.N. Pfitzer um. Er fügte die Erzählung von der Liebe Fausts zu einer armen Magd hinzu, durch die Goethes Gretchentragödie vorbereitet wurde. Arbeitete Johann Wolfgang Goethe erstmals an seinem Faust, inspiriert von einem Puppenspiel.

Wer war Gretchen?

Entstehung der Gretchentragödie, August 1771 aufgrund des Kindsmörderinprozesses der Susanna Magaretha Brandt

Prozeß fiel auf den 8. - 12. Oktober 1771 Hinrichtung am 14. Januar 1772

Wer war FAUST?

1480 (möglicherweise am 23. April 1478) wird Faust (Faustus: lat. der Glückhafte, Glückliche), vermutlich Johann Georg Faust, in Knittlingen geboren.

1506 Seitdem tritt er mit Zauberkunststücken und als Horoskopersteller auf

1507 Schulmeister in Kreuznach

1507 wird das erste Faust-Zeugnis datiert: Johannes Trithemius, ehemals Abt von Sponheim und nun Abt von St. Jakob in Würzburg, schreibt am 20. August an den Mathematiker und Hofastrologen Johann Virdung in Heidelberg über Faust.Er zeichnete ein böses verzerrendes und Übel herabsetzendes Bild von Faust in seinem Brief. Dieser Brief ist bis in die Mitte des

19. Jahrhunderts hinein die einzige bekannte zeitgenössische Quelle zu Faust und bis heute die Hauptquelle für seine Verurteilung.

1513 Erfurt (nach kurzem Verweilen ausgewiesen) Engagiert der Abt Johann Entenfuß von Maulbronn, der durch seine ausufernde Bautätigkeit hoch verschuldet war, Faust als Alchimist zum Goldmachen.

1528 Ingolstadt (nach kurzem Verweilen ausgewiesen) 1532 Nürnberg (nach kurzem Verweilen ausgewiesen)

1534 Stellte Faust Philipp von Hutten (Vetter von Ulrich von Hutten), in Augsburg eine ungünstige Prognose für dessen Expedition nach Venezuela.

1539 Faust wird von den verschuldeten Herren von Staufen eingeladen. Dort stirbt er eines unnatürlichen Todes.

1556. Januar Bestätigung aus Coro, Südamerika, Faust Prognose für die Expedition erweist sich als richrtig.

1565 Wird in der Chronik des Grafen von Zimmern in unterschiedlichen Versionen über Fausts Tod in Staufen berichtet:

1. Faust starb;
2. Er starb elendig;
3. Er wurde vom bösen Geist umgebracht.

1768 Goethe wohnt einem popularistischen Schauspiel von Faust in Frankfurt bei. Dies war eine Modifikation der Marlowe'schen Version.

1772 Am 14. Januar dieses Jahres fand die Exekution von Susanna Margaretha Brandt (Gretchen) in Frankfurt statt. Sie wurde angeklagt, ihr uneheliches Kind ermordet zu haben. Beginn der Arbeiten am "Urfaust".

Der Urfaust

Goethe lernte das Volksbuch vom Dr. Faust, das Puppenspiel und das Faust-Drama von Marlow schon sehr früh kennen.

Die früheste Fassung ist der sogenannte "Urfaust", niedergeschrieben 1773 - 75. Die zweiundzwanzig Szenen enthalten bereits alle wesentlichen Elemente der späteren Endfassung des "Faust", dessen öffentliche Aufführung erst 1829 erfolgte.

Der Faust-Stoff ist seit dem 16. Jahrhundert n. Chr. bis in unsere heutige Zeit immer wieder mit Hilfe künstlerischer wie musischer Elemente rezipiert worden.

I.1 ,,Historia von D. Johann Fausten"

Es gibt keine zuverlässigen Angaben über den Lebenslauf des geschichtlichen Doktor Faust. Die Forschung ist allgemein der Auffassung, er sei ein Mann namens Johann Faust gewesen, der von etwa 1480 - 1540 lebte und sich selbst den Namen Georg Sabellicus Faustus, sowie den Magister- und Doktortitel zugelegt hatte. Er hatte wohl einige medizinische Kenntnisse und beschäftigte sich mit Alchimie und Astrologie, doch er gelangte, die Wissenschaft betreffend, zu keinem der Nachwelt überlieferten Ruhm. Schon zu Lebzeiten bildeten sich Legenden um Johann Faust: Man sagte ihm nach er habe an der Universität Krakau die Zauberei erlernt, schwarze Magie betrieben und Beziehungen zu Teufelsbeschwörern gehabt. Zuletzt sei ihm vom Teufel, dem Faust seine Seele verkauft habe, ein grausames Ende bereitet worden. Der Faustmythos wurde von Mund zu Mund weitergetragen und mitunter auch verstreut schriftlich in einzelnen Geschichten damaliger Schwank- oder Schauerliteratur festgehalten. Diese verschiedenen Geschichten mündeten 1587 in das erste eigenständige Faustbuch, das für die Verbreitung des Faust-Stoffes verantwortlich war. Es ist das vom Frankfurter Verleger Johann Spieß herausgegebene Volksbuch mit dem Titel ,,Historia von D. Johann Fausten"

I.2 ,,The Tragical History of Doctor Faustus"

Vermutlich um 1592 schreibt Christopher Marlowe ,,The Tragical History of Doctor Faustus" 4, das erste Faustdrama. Teilweise erinnert es noch an die morality plays des 15. Jahrhunderts. Zum Beispiel wirken der gute und der böse Engel oder der Aufzug der personifizierten Todsünden, und die Teufelsgestalten wie ein Mittelalterspiel (Abb. 26). Die Abbildung charakterisiert den Gelehrten in seinem Gewande mit standesgemäßer Kopfbedeckung, der die Bibel in der Hand hält und demgegenüber der Mephisto in Form eines Tieres kniet. Marlowe behält den Handlungsablauf der Historia im Wesentlichen bei - Reisen, Zaubereien am Hof Karls V., Beschwörung der Helena, die Papstironisierung, etc..- und übernimmt manche komischen Szenen und grobe Scherze, an denen das elisabethanische Publikum gleichermaßen Gefallen fand wie das deutsche. Dennoch ist Marlowes D. Faustus nicht nur eine dramatisierte Historia, denn die handelnden Figuren - vor allem Faust - werden aus einem neuen Blickwinkel betrachtet.

Verbreitung und literarische Verarbeitung des Faust - Stoffes vor Goethe

1556: Aufzeichnung der ,,Erfurter" Faust - Geschichten: Faust sei in Staufen, im Breisgau, gestorben

1570: Rosshirt (Schulmeister in Nürnberg) Niederschrift von Faust - Sagen (auf freien Blättern von Luthers Tischreden)

1570: Sammlung von Faust - Sagen (zuerst in lateinischer, dann in deutscher Sprache)

1572: Joh. Spiess: Historia und Geschicht Doctor Johannis Fausti des Zauberers

1587: Volksbuch: Historia von D. Johann Fausten (anonym): Johannes Faustus aus Roda, in der Nähe von Weimar, soll in Wittenberg Theologie studiert haben 1589: Chr. Marlowe: Tragical History of Dr. Faustus

1599: Rudolf Widmann: Historia von 1587 durch weitere Erzählungen erweitert 1608: Aufführung eines Faust - Spiels durch engl. Komödianten in Graz 1674: Joh. Nik. Pfitzer: Historia von 1787 in dritter, nochmals erweiterter Fassung

1725: Christlich - Meynender (anonym): Historia von 1787 in der 4. Neubearbeitung 1759: Lessings Entwurf im 17. Literaturbrief (erste positive Faust - Konzeption)

Das Ergebnis der Sagenbildung, wie es etwa in der 'Historia von D. Johann Fausten' 1587 vorliegt, lässt sich kurz so zusammenfassen:

Faust stammt aus dem Dorf Roda bei Weimar, studiert in Wittenberg Theologie und macht seinen Doktor. Dann geht er nach Krakau, um sich dort der Magie zu widmen. Erkenntnisdrang und Selbstüberschätzung führen zu einem Pakt mit dem teuflischen Diener Mephistopheles. Dieser will Faust 24 Jahre lang jeden Wunsch erfüllen. Danach soll ihm seine Seele gehören. Die ersten 8 Jahre dieser Zeitspanne bleibt Faust in Wittenberg, teils studierend, teils sein Leben genießend. Heiraten darf er nicht, dafür wird ihm jede begehrte Buhlschaft vermittelt. Anfälle von Reue deckt der Teufel mit zauberischer Musik zu. Weitere 8 Jahre verbringt Faust auf einer großen Reise, die ihn auch zum Sultan nach Konstantinopel, in den Vatikan und an den Kaiserhof bringt. Mit Zauberkunststücken setzt er die kleine und große Welt in Erstaunen. Die letzten 8 Jahre verlebt Faust wieder in Wittenberg. Nach dem Bekehrungsversuch, den ein alter Mann mit ihm anstellt, muß er sich aufs neue dem Teufel verschreiben. Vor Studenten lässt er die Gestalt Helenas erscheinen, verliebt sich in sie und verheiratet sich mit dem Gespenst. Aus der Ehe geht ein Sohn, Justus Faustus, hervor. Faust stirbt in Angst und Zittern, nachdem er sich von seinen Studenten in einer großen Klagerede verabschiedet hat. Sein Haus vermacht er seinem Famulus Wagner. Helena und ihr Sohn lösen sich bei seinem Tod in Nichts auf.

Über die Hälfte der 68 Kapitel schildern die amüsanten u. reizvollen Folgen des Pakts; der Zauberer Faust narrt seine Umwelt u. unternimmt Flugreisen auf einem Mantel durch aller Herren Länder. Detaillierte Ortsbschreibungen entlehnte der Redaktor geographischen Kompendien, v. a. der Schedelschen Weltchronik. In der Aneinanderreihung untereinander austauschbarer Anekdoten u. Schwänke steht die F. - H. in der Tradition der Schwankromane, die meist literar. Komik zur Belehrung einsetzen. Provoziert Eulenspiegel die gesellschaftl., zünftig gebundene Ordnung, so fordert Faust die göttl. Ordnung heraus. Faust aber scheitert: Der Teufel kann ihm keine Wahrheiten vermitteln; die Zauberkunststücke entlarven sich als Taschenspielertricks oder als »Blendwerk«; eine Höllenfahrt entpuppt sich als Traum, die Verbindung mit Helena als Trugbild auf Zeit. Mephostophiles agiert im Rahmen der reformatorischen Teufelslehre, die die reale Macht des Teufels in der Welt lehrt, aber in der Betonung der Allmacht u. Alleinwirksamkeit Gottes diesem Dualismus Grenzen setzt. Die Historia ist daher nur mit Kenntnis reformatorischer Theologie u. vor allem der populären reformatorisch-belehrenden Schriften zu entschlüsseln. Hier erweisen sich Johannes Aurifabers Tischreden oder Colloquia Doctor Martin Luthers (1562) als Hauptquelle, in der sich eindringlich u. anschaulich die Teufelslehre Luthers, ferner erstmals die Verbindung des Zauberkünstlers Faust mit dem Teufelsbündner u. zgl. das Vorbild für die Erzählweise in Exempeln finden. Nur kurz lebt Faust in der Illusion, die göttl. Weltgesetze überwinden zu können. Ein Moment des Triumphs macht die Katastrophe um so sichtbarer: »Also wer hoch steygen will / der fellet auch hoch herab.« Der Sturz ist nicht aufzuhalten: »Dem Fausto lieff die Stunde herbey / wie ein Stundglaß [...] da ward Faustus erst zame.« Da ihm rechte Gesinnung u. Vertrauen auf die verzeihende Macht Gottes fehlen, entgeht er dem ewigen Verderben nicht. Der Teufel holt sich seinen Knecht in bestial. Weise. Die F.-H. zeigt die Grenzen ird., menschl. Hybris. Die zeitgenöss. Rezeption setzte mehrfach gegen die dezidierte theolog. Intention des Verfassers ein; alle weiteren Ausgaben (22 bis 1599) unterschiedl. Verleger wurden nur im Schwankteil erweitert; die Exempel verselbständigten sich. Das Titelblatt der Fortsetzung, des Wagnerbuchs (1593), wirbt bereits mit den »abenteuerlichen Zoten und Possen [...], einer feinen Beschreibung der Neuen Inseln« (= Amerika), die »gar kurtzweilig zu lesen« sind. Spies druckte 1588 noch einmal eine Auflage mit einem verdeutlichenden Texteinschub, »Zeugnuß der Hl. Schrift / von den verbottenen Zauberkünsten«. Die weitere Stoffgeschichte bewegte sich zwischen der theolog. Verengung eines Georg Rudolf Widmann (1599) u. der Umwertung in der Aufklärung durch Lessing u. Goethe

Die Entstehung der Faustsage:

Wenn der historische Faust in zweifelhaften Ruf geriet, so kann das vielerlei Gründe haben. Einmal fällt auf, dass er zu katholischen Stellen gute Beziehungen unterhielt, in protestantischen Kreisen jedoch abgelehnt wurde, z. B. von der Stadt Nürnberg. Aber dort hatte auch Paracelsus Schwierigkeiten bekommen, weil er in seinem Buch über die Syphilis die Behandlung mit Guajakholz für unsinnig erklärt hatte. Vom Handel mit diesem Gewächs lebten aber einige mächtige Kaufmannsdynastien, z. B. die Fugger. So mögen sowohl konfessionelle Gründe wie auch materielle Interessen an der Verdächtigung der Renaissance- Magier mitgewirkt haben (s. auch Johannes Trithemius und Agrippa von Nettesheim). Aber auch als Humanist gehörte Faust zu einer Gruppe von Gelehrten, deren Tätigkeit sich in einer außerchristlichen Sphäre abspielte. Die nach dem Fall von Konstantinopel 1453 in den Westen geflüchteten Philologen hatten die griechische Literatur der klassischen Antike im Originaltext mitgebracht, die sogleich dank der gerade erst erfundenen Buchdruckerkunst weit verbreitet wurde. Eine vom Christentum völlig unberührte, in der Schönheit ihrer Gestaltungen faszinierende geistige Welt tat sich den Europäern auf. Darstellungen sinnlicher Lebenslust traten dem asketischen Lebensideal des Mittelalters ("Abtötung") entgegen. Eine Vielfalt unterschiedlicher philosophischer Lehren brach in eine Welt ein, in der jede von der Orthodoxie abweichende Lehre bisher blutig verfolgt worden war. Die Verunsicherung, in die viele Menschen durch die Naturforschung der Magier und die literarischen Studien der Humanisten gerieten, ließ sie gegen die Vertreter solcher geistigen Tätigkeit genauso reagieren, wie es der Kanzler bei Goethe tut: "Natur ist Sünde, Geist ist Teufel!" Vor allem die Protestanten zeichneten sich durch einen intensiven Teufelsglauben aus. In diese Strömung geriet der historische Faust hinein. Er war Luther und Melanchthon persönlich bekannt, deren Vorstellungen über Zauberer, Hexen und den Teufel nun auf ihn übertragen wurden. Das 'Image', das der historische Faust dadurch erhielt, war der erste Schritt zur Ausbildung der Faust-Sage. Das literarische Schema für die Sagenbildung lag in Form des Teufelsbündner-Motivs in der Überlieferung vor.

Für die allmähliche Entstehung der Sage liegen folgende Zeugnisse vor:

1533: Luther erwähnt in zwei Tischgesprächen Faust als Zauberer und Verbündeter des Teufels

1548: Joh. Gast. protestant. Pfarrer in Basel, berichtet von den teuflischen Künsten des Faustus, er sei vom Teufel geholt worden

1554: Melanchthon erzählt (Wittenberg), der Magus Faustus habe in Venedig einen Flugversuch gemacht und einen anderen Magus aufgegessen

1562: Joh. Manlius, Schüler Melanchthons, gibt eine Sammlung von Anekdoten heraus; darin die Aussage, Johannes Faustus sei in Kundlingen geboren, habe in Krakau studiert und sei in Württemberg durch den Teufel umgekommen.

Die dramatischen Umstände seines Ablebens förderten die bereits zu seinen Lebzeiten einsetzende Sagenbildung.

Faust, Johann (um 1480 bis 1540, eigentlich: Georg Faust). vagabundierender Arzt und Alchiinist, um den sich schon bald nach seinem Tod zahlreiche Legenden bildeten.

Als Prototyp des Teufelsbundners fand Faust Eingang in die Literatur und wurde durch Goethes Tragödie (1. Teil: 1808; 2. Teil: 1832) zu einer Zentralgestalt der deutschen und europäischen Dichtung Die Lebensdaten Fausts lassen sich aufgrund unzureichender Quellen nur annähernd rekonstruieren. Er wurde um 1480 geboren, vermutlich in Knittlingen im Kraichgau (Württemberg). Zeugnisse für sein Leben und Wirken datieren erst aus seiner Zeit als ,,fahrender Scholast" an deutschen Universitäten. Faust hielt sich 1509 in Heidelberg auf, promovierte zum Doktor der Theologie und ging 1513 nach Erfurt, wo er griechische Philologie unterrichtete. Seine profunden Kenntnisse der Astrologie und angrenzender Parawissenschaften wie Alchimie und Kabbalistik 1, ließen ihn bald zum gesuchten Experten auf diesen Gebieten werden. So verdiente er eine Zeitlang seinen Lebensunterhalt mit dem Erstellen von Horoskopen und trat schließlich als ,,Goldmacher" in die Dienste des Grafen von Staufen. Bei einem seiner alchimistischen Experimente ereilte ihn der Tod durch eine Explosion. Der historische Faust hat sich auf einer öfter erwähnten Visitenkarte folgendermaßen vorgestellt: "Magister Georgius Sabellicus Faustus iunior" und damit seine weissagerischen und magischen Künste angeboten. Die Sitte, drei Namen zu führen, hatten die Humanisten des 15. Jahrhunderts von den alten Römern übernommen. In diesem Fall weist der Beiname 'Sabellicus' auf die romnahe Landschaft Sabinien, die als Heimat von Weissagern und Magiern galt und auf die sich auch Goethes Faust beruft (10439). Der Zuname 'Faustus' bedeutet lateinisch 'Glücksbringer' und stellt für jemanden, der Horoskope stellt und die Zukunft weissagt, eine Empfehlung dar. Wegen des Zusatzes 'iunior' (lat. 'der Jüngere') hat man nach einem älteren Faustus geforscht und ihn in einem gewissen Publius Faustus Andrelinus (gest. 1518) gefunden. Goethe macht daraus Fausts Vater, der mit dem Sohn zusammen seine ärztliche Praxis betrieben hatte (1032 ff.).

Die Forschung hat einige Lebensdaten des historischen Faust herausgefunden: Etwa 1466/67 Geburt in Helmstadt bei Heidelberg, Taufe auf den Namen Georg 1483 Immatrikulation des Georg Helmstetter an der Universität Heidelberg 1484 Baccalaureus - 1487 Magister der Philosophie in Heidelberg

1507 Franz von Sickingen (1481-1523) verschafft ihm eine Schulmeisterstelle in Kreuznach 1513 Treffen mit dem Humanisten Konrad Muth (Conradus Mutianus Rufus 1470-1526) in Erfurt

1520 Honorar von 10 Gulden für ein Horoskop, das er dem Bischof von Bamberg gestellt hat 1540 Schreiben des Philipp von Hutten aus Venezuela, dass Faustus mit seiner Voraussage, die er 1534 gegeben, recht gehabt habe

Etwa 1536/38 Tod Georg Helmstetters

Der historische Faust gehört sowohl in den Kreis der Renaissance-Magier wie Agrippa von Nettesheim

(1486-1535), dessen Vornamen Heinrich Goethe seinem Faust gegeben hat oder Theophrastus Paracelsus

(1493-1541) wie auch der Renaissance-Humanisten, von denen Conrad Celtis (1459-1508) oder Ulrich von Hutten (1488-1523) genannt seien.

Der historische Faust

Über die historische Figur des Faust ist viel spekuliert und gestritten worden. Es gehört zu den besonderen Schwierigkeiten auf diesem Gebiet der Faust-Forschung, daß nur sehr wenige Quellen zur Verfügung stehen. Außerdem haben die schon bald nach Faustus Tod einsetzende Sagenbildung und die rasche literarische Verarbeitung des Stoffkreises historische Wahrheit mit dichterischer Phantasie vermischt. Eine umfangreiche Biographie versucht Günther Maha/(Faust. Die Spuren eines geheimnisvollen Lebens. Bern 1980.) aus den bekannten historischen Quellen zu erarbeiten. Dieser Arbeit ist in einigen Punkten widersprechen worden. (Vergl. Frank Baron: Faustus. Geschichte, Sage, Dichtung. München 1982.). Wir geben die Ergebnisse der Untersuchung Barons hier gestrafft wieder und zitieren einige Kernstellen dieser Arbeit. "Die Widersprüchlichkeit im heutigen Bild des historischen Faustus könnte man zunächst knapp mit einer Frage zusammenfassen: Handelt es sich in Wirklichkeit um Georg Faustus von Helmstadt oder um Johann Faustus von Knittlingen? In der Faustforschung hat man von Anfang an den zweiten Namen mit besonderer Gunst betrachtet. ohne den ersten völlig aufzugeben. Obwohl solche Fragen, wie Faustus hieß, wo er geboren wurde und wo er, wenn überhaupt. studiert hatte, den Ausgangspunkt unserer Untersuchung bilden, geht es uns schließlich darum, die wenigen frühen Aussagen über Faustus in möglichst vollständigem Zusammenhang zu rekonstruieren. Dadurch erst werden die Gründe für das verwirrende Nebeneinander verschiedener Namen und Herkunftsbezeichnungen deutlich. Wenn wir den historischen Faustus als Georg Faustus von Helmstadt identifizieren und Johannes Faustus dagegen als eine Gestalt der Sage, handelt es sich nicht um eine willkürliche Entscheidung, sondern um die chronologische Darstellung der Aussagen über Faustus und um die Beschreibung der historischen Ereignisse, die mit den frühen Quellen unzweideutig in Zusammenhang stehen."

Der Name der fraglichen Persönlichkeit lautete "Faustus", lateinisch für den. der Glück bringt; das entspricht der Praxis von Gelehrten der Renaissance, die ihre Namen latinisierten oder gräcisierten und damit zugleich ein Programm verkündeten. Bei Faustus ist dies die Verheißung eines Astrologen, die (glückliche) Zukunft zu deuten, und zugleich Werbung für seine Beruf. Außerdem zeigt die Wahl dieses Namens, daß Faust sich als Gelehrter und Humanist verstand. Aus der Analyse der in den überlieferten Dokumenten genannten Name läßt sich ersehen, daß dieser Mann sich Georg nannte; in spätere Erzählungen erst wurde daraus Johann. Nach Baron kann man davon ausgehen, daß dieser Georg Faustus aus dem etwa 20 Kilometer von Heidelberg entfernten Helmstadt stammt. Die Titel, die er sich zugelegt hat verweisen auf Universitätsstudien und auf den Erwerb des Magistergrades. Nach Baron zeigt die Veränderung des Namens von "Georg" zu "Johann" Faustus zugleich die Umdeutung der Person des historisch verbürgten Gelehrten und Magiers in einen Zauberer und Teufelsbündne der Sage. Als Geburtsjahr nimmt Baron 1466 oder 1467 an; am 9.1.1483 immatrikulierte sich ein Georg Helmsteffer an der Universität Heidelberg. Baron sieh in dieser Person Faustus, der sich dort im Rahmen der üblichen scholastischen Bildung mit dem philosophischen Wissen seiner Zeit vertraut machte. Um 1485 hat er dort den Magistergrad erworben. Eine Verbindung zu den berühmten Humanisten an der Heidelberge Universität ist nicht nachweisbar. "Die letzte Nachricht über Georg Helmstetter in Heidelberg zeigt, daß er als Magister die Bibliothek der philosophischen Fakultät benutzte. Wir können annehmen, daß er noch zwei Jahre an der Universität blieb, da die promovierten Magister verpflichtet waren, noch so lange als Lehrer für jüngere Studenten tätig zu sein. Johannes Virdung von Haßfurt (1463 bis um 1540), der neue Astrologe des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, kam in Oktober 1492 nach Heidelberg. Da wir von Trithemlus wissen, daß Virdun (, Faustus um diese Zeit noch nicht persönlich kannte, dürften wir annehmen daß Georg Helmstetter, der wahrscheinlich mit Faustus identisch ist, um diese Zeit nicht mehr in Heidelberg war." Die verschiedenen Quellen belegen, daß Faustus sich an verschiedener Orten aufgehalten und dort als Magier, Zauberer und Wahrsager betätig hat. Er gehörte nicht zum Kreis der Humanisten, der aufgeklärten Gebildeten seiner Zeit, wenn auch neben vielem Negativen manches Positive über ihn berichtet wird. Sicher ist, daß die Auftritte als Magier beim Volke große Bewunderung auslösten. Dem Bischof von Bamberg hat er ein Horoskop gestellt und wurde dort mit Hochschätzung behandelt; Franz von Sickingen stellt hohe Erwartungen an Faustus, die aber nach dem Zeugnis des Abtes Trithemlus enttäuscht wurden. Über die Motive der sehr negativen Einschätzung durch diesen 1bekannten Humanisten, der von sich selber rühmte, ein Magier zu sein, ist in der Literatur viel spekuliert worden. Über den Tod des Faustus erfahren wir nichts Genaues; man nimmt an, daß er zwischen 1536 und 1538 gestorben ist. "Der historische Faustus hat selbst zwischen seinem Anspruch auf Gelehrsamkeit und seinem unsteten Wanderleben offenbar keinen Widerspruch empfunden. Aus den Quellen läßt sich mit Wahrscheinlichkeit schließen, daß er sich ein für seine Zeit eindrucksvolles Maß an Universitätsbildung erworben hatte, ohne sich freilich um weitere akademische Leistungen gekümmert zu haben. Mit Trithemius und Mutianus sehen wir seine Erscheinung im Gegensatz zum Bild eines würdigen Gelehrten. Er war ein vagierender Astrologe und Magier, der durch Prahlereien Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Manches spricht deutlich dafür, daß Begardi mit Recht behauptete, daß Faustus mit seinen Tricks viele betrogen habe. Faustus besaß jedoch Kenntnisse auf Gebieten, die seine Zeitgenossen, darunter auch seine Gegner, sehr ernst nahmen. Franz von Sicklingen, Georg Schenk vom Limpurg (Bischof von Bamberg), Philipp von Hutten und Daniel Stibarsind unter jene zu zählen, die die Kenntnisse des Faustus, der sich gerne Philosoph nannte, anerkannt haben. Faustus stand also in Beziehung zu jener bedeutenden Zeittendenz, die wir als eine Renaissance der Astrologie und Magie bezeichnen dürfen. Die hier untersuchten Zeugnisse zeigen, daß überraschend viele Gelehrte jener Zeit an der Erforschung dieser in der Antike geschätzten Gebiete interessiert waren. Von dieser Zeittendenz läßt sich nicht nur der Ruhm des Faustus, sondern auch der des Trithemius, Agrippa und Paracelsus verstehen. Die Gelehrsamkeit des Faustus, von dem ja überhaupt keine Briefe oder Schriften bekannt sind, ist nicht vergleichbar mit diesen Zeitgenossen, deren Bedeutung in der Geistesgeschichte und in der Geschichte der Naturwissenschaften anerkannt wird. Wichtig ist jedoch die Tatsache, daß Faustus zusammen mit Trithemlus, Agrippa und Paracelsus den Ruhm des Renaissancemagiers förderte, de durch die Kenntnis der Natur magische Kräfte gewinnen wollte. AI. Repräsentant der Renaissancemagie hat das Leben des historischer Faustus seine eigentliche Bedeutung, und eine Reaktion auf Faustus ii diesem Sinn war dafür verantwortlich, daß sein Ruhm sich in eine gan. neue und eigenartige Richtung weiterentwickelte." Gegen Barons Thesen wendet der Faustforscher Günther Mahal in seine fundierten Faust-Biographie ein, daß Knittlingen der eigentliche Geburtsor des historischen Faust ist, Mahal leitet das dortige Faust-Museum un kann für seine Thesen vor allem auf die Spuren verweisen, die de historische Faust in seiner vermutlichen Vaterstadt hinterlassen hat. Mahz führt zusammenfassend dazu aus. "Wann Faust gelebt hat, das ist lediglich in groben Zügen bekannt: um 1481 wurde er geboren, um 1540 starb er. Sein Sterbeort Staufen im Breisgau verbürgt durch die verläßliche Chronik der Grafen von Zimmern, ist in de Forschung allgemein anerkannt; die wenigen Konkurrenzangaben anderer Plätze ließen sich rasch als Mißverständnisse oder als nachträgliche Legendenbildungen erkennen. Der Streit um Fausts Geburtsort scheint sich jedoch bis zum heutigen Tag nicht beruhigen zu wollen. Insbesondere Helmstadt bei Heidelberg wird auch noch in neuesten Untersuchungen gegenüber dem von Manlius/Melanchthon bezeugten Knittlingen ins Feld geführt. Freilich wäre mit der Manlius/Melanchthon-Stelle von 1563 allein die Beweislage für Knittlingen auch nicht gerade von unerschütterliche Qualität gewesen. Die Urheberschaft Melanchthons ist zwar für Teile dieses Zeugnisses - und insbesondere für den Geburtsort-Hinweis - kaum bestreitbar, aber der Schreiber Manhus genießt schon unter seinen Zeitgenossen nicht eben den Ruf der Zuverlässigkeit und Faktentreue. Doch existiert für Knittlingen als Geburtsort Fausts mit dem Kaufbrief für da Haus neben der Kirche aus dem Jahr 1542 eine in ihrer geschäftsmäßiger Schlichtheit und amtlichen Nüchternheit weitere und unverdächtige Quelle, durch welche die entsprechende Passage bein Manlius/Melanchthor bekräftigt wird. - Während die Kilian-Leib-Quelle erst 1913 entdeckt wurde so daß die Helmstadt-Hypothese erst im 20. Jahrhundert entstand, ließ sich für Knittlingen als Geburtsort Fausts sowohl aus literarischen wie auch kartographischen Zeugnissen des 17. und 18. Jahrhunderts als auch au' wiederholt nachweisbaren mündlichen Überlieferungen am Ort selbst eine ganze Reihe von Belegen dafür erbringen, daß längst vor allen Kontrover-sen um Fausts Heimatstadt in dem zwischen der Pfalz, Württemberg und Baden immer wieder hin- und hergeschobenen Knittlingen das Andenken an den mit recht gemischten Gefühlen so genannten "größten Sohn der Stadt" lebendig blieb. Daß kein weiteres archivalisches Material über Faust in Knittlingen auftauchte, hat seinen Grund in den mehrfachen und stets radikalen Zerstörungen der gesamten Stadt. Was übriggeblieben war, das ging am Ende des Zweiten Weltkrieges zugrunde. Möglicherweise läßt sich für Fausts Geburtstag der 23. April 1478 als exaktes Datum anführen. Zu diesem Ergebnis kommt der Versuch, die astrologische Propheten-Äußerung im Rebdorfer Zeugnis von 1528 beim Wort zu nehmen und dabei den von Faust in sämtlichen zeitgenössischen Quellen gebrauchten Vornamen Georg zur Grundlage einer astronomi-schen Berechnung zu machen. Dadurch wurde allerdings keineswegs ausgeschlossen, daß Faust wie ein Großteil seiner männlichen Zeitgenos-sen mit dem ersten Taufnamen Johannes hieß, wie ihn Manlius/Melanch-thon nennen. Dieser Johann Georg Faust erschien in den lateinischen Texten der Gelehrten, wie hier gar nicht anders möglich, stets als Faustus. Alle Annahmen, daß ,Faustus', ,der Glückliche', nur ein zugelegter Name sei, daß sich demnach ein Mann ganz anderen Namens (z. B. Helmstetter, Sabel oder Savel) diesen Namen ,Faustus' gemäß der herrschenden Humanistenmode als Amulett umgehängt habe, entbehren jeglicher Grund-lage. Schließlich stellt die von Knittlingens ,sprechendem' Wappen ausge-hende Herleitung von Knüttel zu lateinisch ,fustis' zu ,Faustus' nicht mehr dar als eine hübsche und zufällig auch noch recht gut passende Wortspie-lerei." Es ist schwer zu entscheiden, wer von beiden Forschern die spärlich überlieferten Quellen richtig deutet; wenn man jedoch in Knittlingen die Dokumentation im Faust-Museum betrachtet und anschließend in dem Ort und in seiner Umgebung auf den Spuren Faust wandert, so gewinnen die Argumente Mahais sehr viel mehr an Wahrscheinlichkeit als die Barons. Vor allem die Erinnerung an Faust, die bis heute inder Bevölkerung präsent ist, lassen Mahais Forschungen in viel klarerem Licht erscheinen als die oft nur theoretisch hergeleiteten Behauptungen Barons.

Goethe

Faust - Der Tragödie erster Teil Eine Tragödie

Erste Aufführung am 19. Januar 1829 in Braunschweig

Erste Gesamtaufführung am 6. und 7. Mai 1876 in Weimar

Kurzdarstellung

Personen

Faust - Mephistopheles - Wagner - Schüler - Allerlei Volk beim Osterspaziergang - Frosch, Brander, Sybel, Altmayer (lustige Gesellen in »Auerbachs Keller«) - Hexen, Meerkatzen und Meerkater - Margarethe - Valentin, ihr Bruder - Marthe

Schwerdtlein u.a.

Ort und Zeit

In Fausts Studierstube, vor dem Tore der Stadt, Auerbachs Keller in Leipzig, verschiedene Schauplätze in einer deutschen Kleinstadt, am Brocken und anderwärts, 16. Jahrhundert.

Vorspiel auf dem Theater

Direktor, Theaterdichter und Lustige Person diskutieren über den Sinn des Theaterspielens. Während der Direktor nur auf volle Häuser sieht und alles nach dem Erfolg bei der Menge berechnet, bekennt sich der Dichter zu der hohen, göttlichen Poesie, die sich von der Menge eher abgestoßen fühlt. Die Lustige Person gibt praktische Ratschläge, wie man das Publikum am besten unterhalten kann. Goethe nahm die Anregung zu diesem Vorspiel u.a. aus dem indischen Theater, das ihm 1791 durch Forsters Übersetzung der Sakuntala des Kalidasa bekannt geworden war.

Inhalt

Prolog im Himmel: Die drei Erzengel Raphael, Gabriel und Michael rühmen »die unbegreiflich hohen Werke« der Schöpfung Gottes. Mephistopheles, der sich zum Gesinde des Herrn rechnet, ist anderer Meinung. Er sieht nur, »wie sich die Menschen plagen«. Der Herr lenkt das Gespräch auf den Dr. Faust, den er als seinen »Knecht« bezeichnet. Mephistopheles verhöhnt die Leidenschaft, mit der dieser Tor ihm diene und bietet dem Herrn eine Wette an: es würde ihm gelingen, Faust von ihm abzuwenden. Der Herr geht darauf ein, doch nur, solange Faust auf Erden lebe. Mephisto werde am Ende beschämt erkennen müssen: »Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewußt.« Die Wette wird geschlossen. Der Herr überläßt das Weitere getrost dem »Schalk«, den er in Mephistopheles erblickt. Er hat seinesgleichen nie gehaßt, sondern in seinen Weltplan eingebaut, da der Mensch in seinem Tätigkeitsdrang allzu leicht erschlaffe und des Antreibers bedarf. Der »Prolog im Himmel« hat wesentliche Anregungen durch das 2. Kapitel des Buches Hiob empfangen.

Faust grübelt in seiner Studierstube bei Nacht über den Sinn des Daseins. Die herkömmlichen Wissenschaften (Philosophie, Juristerei, Medizin und auch die Theologie) vermögen ihm nichts mehr zu geben. Nur noch in der Magie sieht er einen Weg, in das Geheimnis der Welt einzudringen. Er schlägt das Zauberbuch des Nostradamus auf und berauscht sich beim Anblick des Zeichens des Makrokosmos an der Harmonie, die das All durchdringt. Doch hofft er sich noch mehr Befriedigung vom Zeichen des Erdgeistes, den er mit geheimnisvollen Formeln beschwört. Der Geist erscheint, jedoch nur, um Faust seine Zwergenhaftigkeit als Mensch gegenüber der Natur und ihren ewig schaffenden Gewalten fühlen zu lassen. Nach einer kurzen Unterbrechung durch seinen Famulus Wagner, »den trocknen Schleicher«, meditiert Faust verzweifelt weiter und nähert sich dem Gedanken einer Erlösung durch den Tod. Doch kaum hat er die kristallene Schale mit Gift an den Mund gesetzt, als Glockenklang und Chorgesang ihm des »Osterfestes erste Feierstunde« künden. Überwältigt von Jugenderinnerungen und dem Auferstehungswunder des Osterfestes, fühlt er sich der Erde neu zurückgegeben. Mit Wagner tritt Faust nun am Ostermorgen einen Spaziergang an vor das Tor der Stadt. Ehrfurchtsvoll begrüßt ihn das Volk, dem er einst in jungen Jahren bei Bekämpfung einer Pestseuche hilfreich zur Seite stand. Der Anblick der untergehenden Sonne ruft in ihm aber aufs neue die metaphysische Sehnsucht wach, und er kommt zu der Selbsterkenntnis: »Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen.« Auf dem Heimweg umkreist ihn ein geheimnisvoller, schwarzer Pudel, der ihm in sein Studierzimmer folgt. Beim Versuch, das Neue Testament in sein »geliebtes Deutsch« zu übertragen, stößt er gleich am Anfang des Johannes-Evangeliums auf die unüberwindbare Schwierigkeit der Übersetzung des griechischen Wortes Logos. In seiner landläufigen Bedeutung als »Wort« kann es ihm nicht genügen. So wählt er die Formulierung: »Im Anfang war die Tat!« Doch nun beginnt der Pudel in seinem Zimmer zu randalieren. Er entpuppt sich als Mephistopheles (in der Gestalt eines fahrenden Scholaren). »Ich bin der Geist, der stets verneint«, offenbart er Faust, »ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.« Nachdem Faust in wilden, aufbegehrenden Worten seinen ganzen Unmut über die Last und Qual des irdischen Daseins ausgedrückt hat, wird ein Pakt geschlossen und mit einem Tropfen Blut aus Fausts Arm besiegelt: Mephistopheles verbindet sich auf Erden ganz zu Fausts Diensten. Dafür erhebt Mephisto Anspruch auf ihn, wenn sie sich »drüben« wiederfinden. Entscheidend soll sein, ob Faust jemals durch die Erfüllung seiner Wünsche befriedigt werden kann, so daß er zum Augenblicke sagen möchte: »Verweile doch! du bist so schön!« Dann möge die Totenglocke schallen, und dann soll Mephisto seines Dienstes ledig sein. Ehe sie nun ihre Reise in die Welt antreten, fertigt Mephistopheles einen Schüler ab, den er auf diabolische Weise in die Wissenschaften einführt. Mit einer derben Szene bei einer »Zeche lustiger Gesellen« in Auerbachs Keller in Leipzig beginnt dann Fausts »neuer Lebenslauf«. Dann schleppt Mephisto Faust in die Hexenküche, wo es unter Geschrei von Meerkatzen und - katern toll hergeht, wo Faust aber auch in einem Spiegel das himmlische Bild eines Weibes sieht, für das er sofort leidenschaftlich entflammt ist. Die Hexe muß ihm einen Verjüngungstrank reichen, der aus dem Professor der Philosophie einen verliebten Jüngling machen soll. Mit diesem Trank im Leibe wird er (wie Mephisto prophezeit) bald »Helenen in jedem Weibe« sehen. Das unschuldige Geschöpf, an dem sich Fausts Liebessehnen in tragischer Weise erfüllen soll, ist Gretchen. Er begegnet ihr - sie kommt von der Beichte - und spricht sie sofort in stürmischer Werbung an. Mephisto kann nicht schnell genug Geschmeide herbeischaffen, mit dem das arme Kind betört werden soll. Im Haus und Garten der kupplerischen Nachbarin, Marthe Schwerdtlein, vollzieht sich das Weitere. Es kommt zum rührenden Geständnis des zum ersten Liebeserleben erwachten Mädchens. Ahnend sieht sie in Mephisto den >bösen Geist<, der zwischen ihr und ihrer Liebe steht, und ihr gläubiges Gemüt ist in tiefer Sorge um die Stellung des Geliebten zur Religion, die auch durch das berühmte (pantheistische) Glaubensbekenntnis Fausts nicht behoben werden kann. Nachdem Gretchen Faust in ihre Kammer eingelassen hat, während ihre Mutter durch einen Trank, den ihr Faust gab, in tiefen Schlaf versetzt wurde, ist die tragische Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Valentin, Gretchens Bruder, stellt Faust zum Zweikampf und kommt zu Tode, da Mephisto seine Hand erlahmen ließ. Vergeblich betet Gretchen, die ein Kind unterm Herzen trägt, vor dem Bild der Mater dolorosa (»Ach neige, Du Schmerzenreiche, Dein Antlitz gnädig meiner Not!«). Faust wird zur Ablenkung von Mephisto zu dem großen Hexensabbat der Walpurgisnacht auf den Blocksberg geführt, wo die beiden im Aufstieg auf den Brocken in den tollen Strudel der entfesselten Dämonenwelt hineingezogen werden. An Gretchen hat sich inzwischen das unabwendbare, bittere Schicksal vollzogen: ihre Mutter starb an dem Trank, ihr Bruder ist tot, das Kindlein, das sie zur Welt brachte, ertränkte sie. So findet Faust nur noch eine Wahnsinnige im Kerker, deren Verbrechen »ein guter Wahn« war und bei deren Anblick Faust »der Menschheit ganzer Jammer« anpackt. Vergeblich versucht Faust, Gretchen aus dem Gefängnis zu retten. Ihr Geist ist verwirrt. Der Anblick Mephistos reißt sie jedoch zu letzter Klarheit empor. Sie befiehlt sich reuig der Gnade Gottes an. Es graut ihr selbst vor Faust. »Sie ist gerichtet!« ruft Mephisto. Doch aus der Höhe erklingt eine Stimme: »Ist gerettet!« Mephisto reißt Faust mit sich davon.

Faust - Der Tragödie erster Teil Eine Tragödie

Erste Aufführung am 19. Januar 1829 in Braunschweig Erste Gesamtaufführung am 6. und 7. Mai 1876 in Weimar

Kurzdarstellung Personen

Faust - Mephistopheles - Wagner - Schüler - Allerlei Volk beim Osterspaziergang - Frosch, Brander, Sybel, Altmayer (lustige Gesellen in »Auerbachs Keller«) - Hexen, Meerkatzen und Meerkater - Margarethe - Valentin, ihr Bruder - Marthe Schwerdtlein u.a.

Ort und Zeit

In Fausts Studierstube, vor dem Tore der Stadt, Auerbachs Keller in Leipzig, verschiedene Schauplätze in einer deutschen Kleinstadt, am Brocken und anderwärts, 16. Jahrhundert.

Die Gliederung der einzelnen Szenen!

1. Dreifacher Zugang Faust-Drama : Zueignung, Vorspiel, Prolog

(1) Zueignung

1-32

Gedicht : Wiederaufnahme des Lebenswerks (2) Vorspiel auf dem Theater 33-242 Direktor, Dichter und Schauspieler sprechen über das Publikum und die Eigenschaften erfolgreicher Stücke (3) Prolog im Himmel 243-353

Der Herr überläßt Faust dem Mephistopheles, damit er versuche, diesen vom rechten Wege abzubringen 2. Die Gelehrtentragödie: Fausts Verzweiflung an der Erkenntnis (4) Nacht 354 - 807

Fausts vergebliche Ausbruchsversuche durch Geisterbeschwörung und Freitod 3. Die Wette: Mephisto tritt in Fausts Leben (5) Vor dem Tor 808 - 1177 Faust unter Bürgern und Bauern - Entgrenzungserlebnis - Die "Zwei Seelen" in seiner Brust in seiner Brust (6) Studierzimmer 1 1178 - 1529

faust übersetzt die bibel - Mephisto ist des "Pudels Kern"; er stellt sich vor als "Geist, der stets verneint" (7) Studierzimmer 2 1530 - 2072

Faust sagt dem Erkenntnusstreben ab und will das wirkliche Leben erfahren - Wette mit Mephisto, daß dieser ihm keine Befriedigung schaffen könne - Universitätssatire: Schülergespräch - Aufbruch zur Lebensreise

4. Erste Reisestation: Auerbachs Keller und Hexenküche (8) Auerbachs Keller in Leipzig 2073 - 2336

Streit und Lärm in "lustiger Gesellschaft" - Mephistos Zauberkunststücke (9) Hexenküche 2337 - 2604

Faust wird in einen jugendlichen Liebhaber verwandelt und erblickt ein schönes Weib im Zauberspiegel

5. Die Gretchentragödie

5.1 Mephisto führt faust und Gretchen zusammen

(10) Straße 1

2605 - 2677

Erste Begegnung - Mephisto sieht Schwierigkeiten wegen Margaretes Unschuld (11) Abend 2678 - 2804

Gretchen findet den Schmuck in ihrem Zimmer - Lied vom König in Thule (12) Spaziergang 2805 - 2864

Schwankeinlage: Mephisto erzählt, wie Gretchens Mutter den Schmuck zum Pfaffen getragen hat (13) Der Nachbarin Haus 2865 - 3024

Mephisto arrangiert ein Redezvous zwischen Faust und Margarete (14) Straße 2 3024 - 3072

Faust lehnt ab, falsches Zeugnis zu geben, wird von Mephisto verspottet (15) Garten 3073 - 3204

Margarete erzählt faust von ihrem Leben, während Marthe versucht Mephisto einzufangen (16) Ein gartenhäuschen 3205 - 3216

Der erste Kuß - Marthe und Mephisto mahnen zum Aufbruch

5.2 Die Liebenden vereinigen sich und geraten in Schuld

(17) Wald und Höhle 3217 - 3373

Faust zwischen Harmonieerlebnis und Leiden an seiner Zerrissenheit - Mephisto treibt ihn zu Gretchen zurück - Faust erkennt, daß er Gretchen Unglück bringen wird (18) Gretchens Stube 3374 - 3413

"Meine Ruh' ist hin ...": Margaretes Sehnsucht nach dem Geliebten (19) Marthens Garten 3414 - 3543

Neues Rendezvous: Die ,Gretchenfrage' - Verabredung der Liebesnacht (20) Am Brunnen 3544 - 3586

Kleinstadtklatsch: Das drohende Schicksal der ledigen Mutter (21) Zwinger 3587 - 3619

Gretchen betet in ihrer Angst zur ,scherzhaften' Mutter Maria (22) Nacht. Straße vor Gretchens Tür 3620 - 2775

Faust ersticht mit Mephistos Hilfe Gretchens Bruder Valentin, der ihnen den Weg verlegt - Sterbend verflucht dieser seine Schwester - Faust und Mephisto verlassen die Stadt (23) Dom 3776 - 3834

Gretchen fällt während der Messe in Ohnmacht

5.3 Faust läßt Gretchen im Stich, die ihre Schuld im Tode sühnt

(24) Walpurgisnacht 3835 - 4222

Mephisto führt faust in das Reich sinnlicher Vergnügungen, wo Gretchen ihm in einer Vision erscheint (25) Walpurgisnachtstraum 4223 - 4398

Spiel im Spiel: banales Gegenstück zur Gretchentragödie in der goldenen Hochzeit des Ehepaares Oberon und Titania (26) Trüber tag - Feld

Prosaszene

Faust gibt Mephisto die Schuld an Gretchens Schicksal - Plan der Befreiung (27) Nacht - Offen Feld 4399 - 4404

Faust und Mephisto auf "schwarzen Pferden" unterwegs (28) Kerker 4405 - 4612

Margarete spürt Fausts Kälte, lehnt die Befreiung ab und gibt sich - vor Mephisto zurückschaudernd - in Gottes Hand

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Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Faust vor Goethe
Grade
14 Punkte
Author
Year
2000
Pages
18
Catalog Number
V98956
ISBN (eBook)
9783638974066
File size
392 KB
Language
German
Keywords
Goethe, Johann, Wolfgang, Faust, Thema Faust
Quote paper
Tina Richardt (Author), 2000, Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Faust vor Goethe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98956

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Title: Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Faust vor Goethe



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