Der Begriff des Lobbyismus hat in Deutschland keinen guten Beigeschmack. Ob nun von "Atomlobby", "Bauernlobby" oder "Waffenlobby" die Rede ist, stets schwingt unwillkürlich eine negative Konnotation mit. Korruption und Manipulation, Flic- und Amigo-Affäre, Leuna-Minol und Elf-Aquitaine, Schreiber und Kiep, das sind die Dinge, die in diesem Zusammenhang spontan anklingen.
Im angloamerikanischen Raum hingegen hat sich der Bedeutungsinhalt des Begriffes weitgehend neutralisiert, "to lobby" wird dort als durchaus legitime und anerkannte Tätigkeitsbeschreibung von Interessengruppen aller Art angesehen. So bezeichnet sich beispielsweise die US-amerikanische Bürgerbewegung "common cause" im Rahmen ihres Internet-Auftritts vollkommen unbefangen selbst als "citizen′s lobbying organization"
Was genau ist nun also "Lobbyismus", und wie funktioniert er ? Welche Folgen hat er, wie beeinflusst er unser tägliches Leben, und ist die spontane ablehnende Reaktion eventuell ungerechtfertigt und korrekturbedürftig ?
Ich möchte für die folgende Arbeit den Begriff des Lobbyismus verstanden wissen als die zielgerichtete Beeinflussung von staatlichen Institutionen und Gesellschaft durch organisierte Interessengruppen.
Zunächst werde ich die Bedingungen der Entstehung von Lobbys untersuchen und verschiedene Instrumente vorstellen, die von Interessengruppen genutzt werden. Danach werde ich zur Analyse unterschiedlicher Folgen des Lobbyismus übergehen und abschließend auf hieraus resultierende wirtschaftspolitische Empfehlungen zu sprechen kommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Grundlagen des Lobbyismus.
- 2. Organisierbarkeit von Interessen
- 2.1. Notwendige und hinreichende Bedingungen ....
- 2.2. Das free-riding - Problem
- 3. Einflusskanäle und Instrumente....
- 4. Folgen und Auswirkungen des Lobbyismus...........
- 4.1. Disproportionalitäten im politischen Prozess
- 4.2. Die „rent - seeking - society” - Perverse Selektion ..
- 4.3. Institutionelle Sklerose.
- 5. Wirtschaftspolitische Empfehlungen und Perspektiven......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Lobbyismus und seinen Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Bedingungen, die zur Bildung von Lobbys führen, sowie auf den Instrumenten, die von Interessengruppen zur Einflussnahme genutzt werden. Des Weiteren werden die Folgen des Lobbyismus für den politischen Prozess und die Gesellschaft untersucht.
- Organisationsbedingungen von Lobbygruppen
- Instrumente des Lobbyismus
- Auswirkungen des Lobbyismus auf den politischen Prozess
- Wirtschaftspolitische Empfehlungen im Kontext des Lobbyismus
- Analyse des „free-riding“ Problems
Zusammenfassung der Kapitel
1. Grundlagen des Lobbyismus
Das Kapitel beleuchtet die Definition und Bedeutung des Lobbyismus. Es wird die historische Entwicklung und der aktuelle Stand des Begriffs in Deutschland und im angloamerikanischen Raum betrachtet. Der Fokus liegt auf der Rolle der Interessenvertretung und der Frage, inwiefern Lobbyismus als legitim oder problematisch angesehen werden kann.
2. Organisierbarkeit von Interessen
Kapitel 2 befasst sich mit den Bedingungen, die zur Bildung von Lobbygruppen führen. Es werden die notwendigen und hinreichenden Kriterien für die Entstehung von Interessengruppen untersucht, wobei insbesondere die Rolle von gemeinsamen Zielen, sozialer Homogenität und Gruppengröße im Vordergrund steht.
2.1. Notwendige und hinreichende Bedingungen
Dieser Abschnitt analysiert die Notwendigkeit gemeinsamer Ziele und die Bedeutung von sozialer Homogenität und Gruppengröße für die Bildung von Interessengruppen. Es wird dargelegt, dass kleine, sozial homogene Gruppen mit klar definierten ökonomischen Interessen leichter eine Lobbygruppe bilden können.
2.2. Das free-riding - Problem
Das Kapitel behandelt das Problem des Trittbrettfahrer Verhaltens innerhalb von Lobbygruppen und die damit verbundenen negativen Folgen für die Wirksamkeit der Interessengruppe. Es wird erörtert, dass große Gruppen anfälliger für dieses Problem sind als kleine Gruppen.
3. Einflusskanäle und Instrumente
Kapitel 3 konzentriert sich auf die verschiedenen Einflusskanäle und Instrumente, die von Lobbygruppen zur Beeinflussung von politischen Entscheidungen genutzt werden. Es werden die wichtigsten Strategien und Techniken der Interessengruppen vorgestellt, z.B. die Lobbyarbeit gegenüber Parlamentariern, die Öffentlichkeitsarbeit und die Bereitstellung von Expertise.
4. Folgen und Auswirkungen des Lobbyismus
Kapitel 4 untersucht die Folgen des Lobbyismus für den politischen Prozess und die Gesellschaft. Es werden verschiedene negative Aspekte des Lobbyismus beleuchtet, wie z.B. die Entstehung von Disproportionalitäten im politischen Prozess, die Förderung von „rent-seeking“ und die Gefahr der institutionellen Sklerose.
4.1. Disproportionalitäten im politischen Prozess
Dieser Abschnitt behandelt die Auswirkungen des Lobbyismus auf die Entscheidungsfindung im politischen Prozess. Es wird erörtert, wie Lobbygruppen die Interessen einzelner Gruppen gegenüber der Allgemeinheit durchsetzen können und damit zu Ungleichgewichten im politischen System führen können.
4.2. Die „rent - seeking - society” - Perverse Selektion
Dieses Kapitel untersucht die Folgen des Lobbyismus für die Allokation von Ressourcen in der Wirtschaft. Es wird erörtert, wie Lobbygruppen durch Einflussnahme auf politische Entscheidungen die Ressourcenverteilung zugunsten ihrer eigenen Interessen beeinflussen können, was zu einer ineffizienten Ressourcenallokation führt.
4.3. Institutionelle Sklerose
Dieser Abschnitt analysiert die Auswirkungen des Lobbyismus auf die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von politischen Institutionen. Es wird erörtert, wie Lobbygruppen durch Einflussnahme auf politische Entscheidungen den Wandel und die Reformfähigkeit von Institutionen behindern können.
5. Wirtschaftspolitische Empfehlungen und Perspektiven
Das Kapitel 5 befasst sich mit wirtschaftspolitischen Empfehlungen, die aus den Analysen des Lobbyismus resultieren. Es werden verschiedene Lösungsansätze zur Begrenzung der negativen Folgen des Lobbyismus diskutiert, wie z.B. Transparenzpflichten für Lobbygruppen, die Stärkung der demokratischen Entscheidungsfindung und die Förderung von Bürgerbeteiligung.
Schlüsselwörter
Lobbyismus, Interessenvertretung, Einflussnahme, politische Entscheidungsfindung, Wirtschaftspolitik, free-riding, rent-seeking, institutionelle Sklerose, Transparenz, Bürgerbeteiligung, demokratische Entscheidungsfindung.
- Quote paper
- Stefan Franke (Author), 2001, Theoretische Ansätze zur Lobbyismus-Problematik und ihre wirtschaftspolitischen Empfehlungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9898