Inklusion vorantreiben

Wie das Gesetz der Vielfalt reale Barrieren überwinden und in die Köpfe der Menschen finden kann


Essay, 2016

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

Inklusion
Anliegen und Ziele
Inklusion als Herausforderung für Sozialplanung

Armut: Auswirkungen und Empowerment-Konzept (Kinder- und Jugendarmut)

Internationale Jugendbegegnungen
Studien zu Langzeitwirkungen zu Internationalen Jugendbegegnungen

Kommune goes international

Konzepte der Sozialplanung und Inklusive Sozialplanung

Fazit
Kommune goes inclusiv

Quellenangaben

Einleitung

- Inklusion vorantreiben - Wie das Gesetz der Vielfalt reale Barrieren überwinden und in die Köpfe der Menschen finden kann. Inklusion ist durch die gesetzliche Verankerung nun geltendes Recht für alle Menschen in der Bundesrepublik Deutschland. Sie verbietet etwaige Formen von Ausgrenzung und verpflichtet sich für den Abbau jeglicher Barrieren (soziale, sprachliche, politische, institutioneile), damitjeder Bürgerin an der Gesellschaft teilhaben kann. Aktuell hat Inklusion noch nicht die volle Bevölkerung erreicht und wird in vielen Bereichen, z.B. in der Schule nur punktuell gefördert.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der Internationalen Jugendarbeit und am Beispiel der „Kommune goes International“1 eine mögliche Methode und Herangehensweise aufzuzeigen, wie Inklusion in den kleinsten gesellschaftlichen Zusammenschlüssen, den Kommunen forciert werden kann. Beratungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für teilnehmende Kommunen und das Fachpersonal werden differenziert beschrieben, u.a. weil diese Bereiche zu dem Modulinhalt gehören. Internationale Jugendgruppenbegegnungen fördern nachhaltig Verständnis und Toleranz für andere Menschen und Kulturen und stärken individuelle Kompetenzen wie z.B. das „Selbstwertgefühl“2, haben dabei jedoch vorrangig die internationale Perspektive im Blick. Bedeutend sind vor allem die Langzeitwirkungen der Austauscherfahrung aufdie Teilnehmenden. Sie dienen im Schlusspunkt als wichtige Argumente für den Vorschlag Kommune goes inclusiv. Wenn das Konzept von Kommune goes International auf die inklusive Programmatik angepasst, sowie wohnortnah und zeitlich variiert angeboten werde, womöglich als Wochenend- oder einwöchiges Ferienprogramm, kann eine Initiative wie z.B. Kommune goes inclusiv dazu beitragen, dass die inklusive Denkweise, wie sie u.a. im SGB VIII gefordert wird, die Menschen erreicht und hilft die politischen und gesellschaftlichen, sowie die „Barrieren in den Köpfen abzubauen“3.

Weil ein solches Vorhaben auch immer weitreichende sozial-planerische Aufgaben mit sich bringt, werden verschiedene Konzepte der Sozialplanung vorgestellt. ProjektFinanzierung ist mitunter schwierig, weil jeder Kommune jährlich bloß ein bestimmtes Budget zurVerfügung steht. Diverse Vereine, Organisationen und Initiativen bieten finanzielle Unterstützung für inklusive Unterfangen an und mit staatlicher Förderung ist auch zu rechnen. Das wird im Schlussteil der Arbeit erläutert.

Die Intention für diese Arbeit bekam ich während der Recherche über Internationale Jugendarbeit und Kommune goes International. Die Methoden und Verfahrensweisen, aber vor allem die positiven Wirkungen auf die selbstbezogenen Kompetenzen von Jugendlichen brachten mich auf die Idee nachzuforschen, ob es schon inklusive Projekte in Kommunen gibt. Es stellte sich raus, dass Inklusion zur Zeit noch mehr Theorie als Praxis ist. Armut, Behinderung oder Migrationshintergründe sind die größten Auslöserfür Diskriminierung und misslingende Partizipation. Ausgrenzungserlebnisse sind wiederum Ursachen für anti-soziales Verhalten und werden von den Betroffenen oft das ganze Leben lang nicht vergessen. Deswegen formuliere ich anstelle einer Zusammenfassung in dem Fazit ein kurzes Konzept, das Kommune goes inclusiv heißt, in dem die Schwerpunkte des Moduls Beratung und Qualifizierung eingebunden werden und um für eine Gesellschaft des Miteinander zu plädieren.

Der Aufbau der Arbeit folgt einer einfachen Gliederung, die ich wegen derVorgabe zum Umfang der Hausarbeit nicht näher benenne.

Erlebnisse, die verändern von Alexander Thomas / Celine Chang / Heike Abt (2007), der Jugend- und Armut-Zwischenbericht von Claudia Laubstein / Jörg Dittmann / Gerda Holz (2010), Kommune goes International von Anne Brinkmann u.a. (2014) sowie Kommune goes International (KGI), Ergebnisse derwissenschaftlichen Begleitung von Anne Brinkmann (2014), Konzepte der Sozialplanung von Anselm Böhmer (2015) und «Inklusive Sozialplanung» von Walter Werner (2012) sind die wichtigsten literarischen Werke für diesen Text.

Aus Platzgründen gehe ich auch nicht weiter auf die umfangreichen und wissenswerten Informationen zu Kommune goes International ein. Über die IJAB, Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V, im Internet frei zugänglich unterwww.ijab.de, sind wegweisende Informationen über Globalisierung, Vernetzung und internationale Jugendbegebenheiten nachzulesen.

Inklusion

Anliegen und Ziele

Der Begriff ist vor allem im Zusammenhang mit der UN-Behindertenrechtskonvention bekannt. Inklusion bedeutet jedoch mehr. Sie stehtfür „dievolle, selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen mit und ohne Behinderung in einer in jeder Hinsicht barrierefreien, offenen und demokratischen Gesellschaft, in der Vielfalt als Bereicherung erlebt wird und individuelle Freiheit verbürgert ist.“4 Das heißt, dass jede Form von Diskriminierung und ungleicher Chancenverteilung mit der UNBehindertenrechtskonvention vom 3.05.2008 nun auch strafrechtlich verfolgt werden kann. Artikel 3 der Konvention enthält allgemeine Grundsätze, u.a.: ,,a) die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie seiner Unabhängigkeit; b) die Nichtdiskriminierung; c) die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft; e) die Chancengleichheit; g) die Gleichberechtigung von Mann und Frau.“5 Inklusion betrifft somit Menschen mit Migrationshintergrund, Homosexuelle, Frauen, sozial schwache Gesellschaftsmitglieder, Behinderte und Menschen in besonderen Lebenslagen.6

Inklusion als Herausforderung für Sozialplanung

Mit derZustimmung zur ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention vom 26.03.2009 hat sich der deutsche Staat dazu ausgesprochen Barrieren aller Art abzubauen, damit die Menschen in ihrer Vielfalt Zugänge zu gesellschaftlicher Teilhabe finden.7 Sozialplanung muss nun inklusiv bedacht und geplant werden. Da ist ein hoher Verwaltungsaufwand vorprogrammiert und aktive Mitgestaltung von Mitbürgerinnen unabdingbar.8,,[..] hat die Aufgabe, die Wege zu einer inklusiven Gesellschaft bzw. zu einem inklusiven Gemeinwesen zu analysieren und im offenen Dialog mit Beteiligten und Betroffenen (Motto: Nichts über uns ohne uns) die Barrieren dahin aus dem Weg zu räumen. Zum Gestaltungsauftrag und Standard-Zyklus der kommunalen Sozialplanung gehören dabei die Bedarfsanalyse, Bestandsaufnahme, Koordination, Planung, Steuerung und Wirkungskontrolle.“9

Armut: Auswirkungen und Empowerment-Konzept (Kinder-und Jugendarmut)

Gerade in der Jugend (Zeit zwischen der Kindheit und dem als vollwertig anerkannten Mitglied in der Gesellschaft) durchlaufen Heranwachsende eine Vielzahl an Entwicklungsprozessen. Sie lernen ihre Fähigkeiten im privaten und öffentlichen Bereich einzusetzen. Sowohl in der Schule, als auch in ihrem sozialen Umfeld bilden sie ihre eigene Persönlichkeit aus und erfahren Grenzen durch ihr Handeln. Sie entwickeln Vorlieben und Einstellungen u.a. für Musik, Kleidung, Politik, Ethik oder Religion und entwachsen der kindlichen Bindung an die Eltern. Die steigende Autonomie gründet in die Findung ihrer Sexualität und durch Freunde oder Clique wird die individuelle Beziehungs- oder Familienidee bestärkt und geformt. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass Jugendliche lernen mit schwierigen Situationen umzugehen und individuelle, sozial akzeptierte Lösungsstrategien herauszubilden, „(a) Armut ist der größte Risikofaktor für die kindliche Entwicklung und birgt in sich das Risiko von Unterversorgung und sozialer Ausgrenzung, (b) Das Aufwachsen unter Armutsbedingungen verringert die Chancen der Betroffenen zur umfassenden emotionalen, kulturellen und sozialen Persönlichkeitsbildung sowie zur Herausbildung eines breit angelegten Bewältigungshandelns.“10 Jeder Jugendliche erlebt ausgrenzende Situationen subjektiv, d.h. dass Person A bessermit Diskriminierung aufgrund des elterlichen Vermögenshaushaltes umgehen kann, als Person B. Armut ist trotzdem ein Indikatorfür kriminelle Karrieren, Abhängigkeiten, wechselnde Beziehungen und Fluchtverhalten in Konfliktsituationen. „So wirkt sich Armut insbesondere aufdie Selbstwirksamkeit (d.h. Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, Selbstkompetenz) ab frühster Kindheit aus.“11

Der Situation Armut kann nicht einfach vorgebeugt werden, denn die Erwerbsverhältnisse sind entscheidend von der Arbeitsmarktsituation und der persönlichen Eignung und Qualifikation abhängig. „Armut wie Reichtum sind genuine Bestandteile moderner Gesellschaften, [,..].“12 Es ist wichtig Verhinderungs- und Bewältigungssysteme aufzubauen. Der Empowerment-Ansatz richtet sich an die konkrete Lebenswelt des Adressaten und hilft dabei vorhandene Kompetenzen und die daraus resultierenden Möglichkeiten herauszuarbeiten. Die Jugendlichen sollen dadurch zu Problemlösungsstrategien ohne Fremdhilfe aktiviert werden.1314

Internationale Jugendbegnunaen

Als länder- und kulturvernetzendes Konzept etablierte sich die internationale Jugendbewegung als wesentlicher Bestandteil der deutschen Jugendarbeit. Der interkulturelle Austausch bietet viele positive Anreize. Jugendliche werden in den wichtigsten Kompetenzen („Schlüsselkompetenzen“13 14 15 ) gestärkt, wie sie für Führungspersönlichkeiten und Fachpersonal in einer globalen Wirtschaftsdynamik erforderlich sind. Internationale Jugendbegegnungen sind eine Reaktion auf die globale Wirtschaftsdynamik und die damit veränderten Anforderungen an die Akteure. Ungelerntes, wie auch Fachpersonal müssen ein adäquates Lernkonzept bieten und brauchen daher Wissen über Jugendliche verschiedenster Länder und ihrer kulturspezifischen Hintergründe. Deshalb ist es wichtig Internationale Jugendbegegnungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu analysieren. Zum Beispiel warum Jugendliche diese Austauscherfahrung machen und was sie nachhaltig verinnerlichen. Was ist positiv und was negativ in Erinnerung geblieben. Es gibt diverse Begegnungs-Angebote, u.a. der„Schüleraustausch“16, InternationaleWorkcamps oder „Internationale Jugendbegegnungen mit künstlerischem Projekt“17.

Studien zu Langzeitwirkungen von Internationalen Jugendbeaeanunaen

„Entstanden ist das Forschungsprojekt aus einem Zusammenschluss von Forschern und Praktikern, die an der Entwicklung und Qualifizierung der internationalen Jugendbegegnungen in Deutschland interessiert sind und seit 1988 im ForscherPraktiker-Dialog zur internationalen Jugendbewegung zusammengeschlossen sind. Bei einer Tagung des Forscher-Praktiker-Dialogs im Jahr 1997 wurde die Idee zu diesem Projekt entwickelt und in den Folgejahren ein Forschungsantrag erarbeitet.“18 Damit eine solche Begegnung bzw. ein solcher Kultur-Dialog gelingen kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Kollektive „Wertorientierung“19, d.h. dass die Teilnehmer ein gemeinsames Interesse an der Begegnung und darüber hinaus an „einer hoch generalisierten Wertungsdisposition“20 haben müssen. Desweiteren muss „Bereitschaft“21 vorhanden sein. Sie ist der entscheidende Impuls damit aus Gedanken Handeln wird. Eine verbindliche „Zielorientierung“22 für beide Akteure ist wichtig. Darauf bauen inhaltliche Thematik und weitere Konzeption auf, „damit sich über eine Sollwert- Istwert-Diskrepanz-Abschätzung diejeweils erreichte Qualitätsstufe beurteilen lässt.“23

[...]


1 Brinkmann u.a.(2014).

2 Samusch/Herrlich (2006), S.

3 Werner (2012), S.4.

4 (o.V.) EKD (2014), S.27.

5 (o.V.) UN-Konvention (2011), Art.3.

6 Vgl. Karcher (2015), S.2.

7 Vgl. Böhmer (2015), S.132f..

8 Vgl. Werner (2012), S.2.

9 Werner (2012), S.2.

10 Laubstein/Dittmann/Holz (2010), S.33.

11 Laubstein/Dittmann/Holz (2010), S.35.

12 Vgl. Butterwege (2010), S.31-38, in: Laubstein/Dittmann/Holz (2010), S. 83.

13 Vgl. Iwert u.a., (2005), in: Laubstein/Dittmann/Holz (2010), S.84.

14 Vgl. Laubstein/Dittmann/Holz (2010).

15 Thomas/Chang/Abt (2007), S.7.

16 Thomas/Chang/Abt (2007), S.8.

17 Thomas/Chang/Abt (2007), S.8.

18 Thomas/Chang/Abt (2007), S.8.

19 Thomas/Chang/Abt (2007), S. 14.

20 Thomas/Chang/Abt (2007), S. 14.

21 Thomas/Chang/Abt (2007), S. 14.

22 Thomas/Chang/Abt (2007), S. 15.

23 Thomas/Chang/Abt (2007), S. 15.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Inklusion vorantreiben
Untertitel
Wie das Gesetz der Vielfalt reale Barrieren überwinden und in die Köpfe der Menschen finden kann
Hochschule
CVJM-Hochschule  (CVJM-Hochschule Kassel)
Veranstaltung
Methoden und Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V990305
ISBN (eBook)
9783346352224
ISBN (Buch)
9783346352231
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialwesen, jung und alt, kommunal, international, inklusive Sozialplanung, Jugendbegegnungen, Empowerment
Arbeit zitieren
Jacqueline Horn (Autor:in), 2016, Inklusion vorantreiben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/990305

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