Qualität versus Boulevard. Eine vergleichende Textsortenanalyse anhand der Tageszeitungen "Die Presse" und "Österreich"


Seminararbeit, 2020

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergrundinformationen zum Medium Zeitung
2.1 Klassifizierung
2.2 Grundinformationen (APA)
2.3 Zeitungsformat

3. Textsorten in der Zeitung
3.1 Meldung
3.2 Nachricht
3.3 Bericht
3.4 Reportage

4. Faktensammlung
4.1 Textsortenüberblick Österreich
4.2 Textsortenüberblick Die Presse
4.3 Meldung
4.4 Nachricht
4.5 Bericht
4.6 Reportage

5. Analyse
5.1 Meldung
5.2 Nachricht
5.3 Bericht
5.4 Reportage

6. Conclusio

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In Österreich werden in der Regel täglich Tageszeitungen mit unterschiedlichem Qualitätsanspruch aufgelegt. Das Kernstück jeder Zeitung sind die journalistischen Beiträge, welche anhand spezifischer Merkmale in mehrere Textsorten unterteilt werden.

Hier stellt sich die Frage: Ist eine eindeutige Textsortenzuordnung anhand der in der Fachliteratur definierten Merkmale in den Qualitäts- und Boulevardzeitungen möglich?

Ziel dieser Arbeit ist, die informierenden Textsorten Meldung, Nachricht, Bericht und Reportage in den kostenpflichtigen Tageszeitungen Die Presse und Österreich an fünf Werktagen zu analysieren um die Frage zu beantworten, ob eine allgemeingültige Textsortendefinition existiert oder medienbedingte Unterschiede hinsichtlich dem Vorkommen und der Merkmale Länge, Aufbau und Informationsgehalt zu erkennen sind.

Zunächst werden Hintergrundinformationen über das Medium Zeitung erläutert, bevor anhand der Sekundarliteratur und den Ausführungen von Christoph Fasel (2008), Volker Wolff (2017) und Walter de la Roche (Hooffacker 2017) eine theoretisch fundierte Basis erstellt wird, welche die charakteristischen Merkmale der Textsorten Meldung, Nachricht, Bericht und Reportage beinhaltet.

Für den empirischen Teil der Arbeit wurden Meldungen, Nachrichten, Berichte und Reportagen textanalytisch untersucht und das Vorkommen durch Zählung ermittelt. Auf Grundlage dieser Daten wurden vergleichende Grafiken erstellt und anschließend einer entsprechenden Analyse unterzogen.

In dieser wird sodann überprüft, inwiefern sich in den Qualitäts- und Boulevardzeitungen ähnliche oder unterschiedliche Textsortencharakteristika herausgebildet haben.

In einer abschließenden Conclusio wird eine Zusammenfassung der Analyseergebnisse erstellt und versucht, die Hypothese, dass es keine allgemeingültige und mediumübergreifende Definition gibt, zu verifizieren oder je nach Analyseergebnis auch zu revidieren.

2. Hintergrundinformationen zum Medium Zeitung

2.1 Klassifizierung

Die Zeitung ist in der heutigen Gesellschaft ein wichtiges Massenmedium, welches sowohl zur Informationsvermittlung aber auch zur Meinungsbildung beiträgt. Die Printzeitung als das einheitliche Medium existiert jedoch nicht, denn durch verschiedene Merkmale kann eine unterschiedliche Klassifizierung erfolgen. Die gröbste Einteilung wird anhand der Anschaffungskosten vorgenommen. Neben den klassischen, kostenpflichtigen Printmedien werden auch kostenlose Tageszeitungen aufgelegt, welche österreichweit die größten Auflagen erreichen und zu den Boulevardmedien gezählt werden. Am Zeitungsmarkt nehmen diese eine führende Rolle ein, während im Gegensatz dazu die Qualitätspresse mit einer schwindenden Leserschaft zu kämpfen hat. Die Presse und Der Standard können als Beispiele für den österreichischen Qualitätsjournalismus genannt werden. Zu den Boulevardzeitungen werden beispielsweise die Zeitungen Österreich, welche sowohl kostenpflichtig als auch - wie Heute - kostenlos aufgelegt werden, gezählt.

Zu den Tageszeitungen gehören alle Medien, die entweder an fünf, sechs oder sieben Tagen die Woche erscheinen. Wochenzeitungen werden einmal wöchentlich an einem fest gelegten Tag aufgelegt.

Auch hinsichtlich der Reichweite und der thematischen Begrenzungen werden Zeitungen klassifiziert. Unterschieden wird in überregionale, österreichweit erscheinende Printmedien mit einer großen Bandbreite an Inlands- und Auslandsthemen, sowie regionale Zeitungen mit einer meist eingeschränkteren Bandbreite, fokussiert auf regionale Themen.

Schlussendlich erfolgt eine Unterteilung der Printmedien auch nach der Vertriebsart. Zeitungen können entweder in diversen Geschäften oder in Form eines Abonnements käuflich erworben sowie gratis bezogen werden.

2.2 Grundinformationen (APA)

Die inhaltlichen Grundinformationen für die journalistische Erstellung von Zeitungsartikeln liefert größtenteils die österreichische Presseagentur „APA“ mit Sitz in Wien. Ihre Aufgabe ist die Bereitstellung aktueller Fakten unter anderem aus den Bereichen Politik, Sport und Wirtschaft. Diese Themenbereiche und weitere für den Leser/die Leserin relevante Informationen werden sodann von den Zeitungsjournalisten ausführlich recherchiert und in Form verschiedener journalistischer Textsorten dem Rezipienten zugängig gemacht. Das bedeutet, dass das Medium Zeitung den Lesern ein großes Angebot an Themen und Textformen liefert, und diese aus den so verfügbar gemachten Artikeln die persönlich relevanten Beiträge filtern können. Aus diesem Grund ist es für alle journalistischen Textsorten wichtig, Aufmerksamkeit zu erregen. Das Übermitteln von dem Empfänger unbekannten Informationen in einer angemessenen Sprache ist ebenfalls von Bedeutung, wobei die Frage, inwiefern eine Sprache angemessen ist, situations- und medienbedingt zu beurteilen ist.

2.3 Zeitungsformat

Das Medium Zeitung mit einer Präsentationsfunktion bietet mehrere Variationsmöglichkeiten in Bezug auf das Layout. Im Bereich der Herstellung gibt es Unterschiede im Format und der Papierwahl. Das Blattformat der Zeitungen weist unterschiedliche Maße auf und bewegt sich im Bereich des typischen A4 - Formates bis zum „Broadsheet-Format“ mit Maßen von 594 x 841 mm. Die Tageszeitungen mit den größten Auflagen werden allesamt in kleineren Formaten gedruckt (vgl. Ziehe/Hägele 2015: 21-23). Als bekanntestes Beispiel zu nennen ist hier die Kronen Zeitung im A4-Format.

Diesen Formaten folgend ergibt sich ein erheblicher Einfluss auf die Seitenaufteilung, deren Gliederung und dem möglichen Umfang der einzelnen Beiträge. Während die Schriftart sowie die Schriftgröße der Textbeiträge in den jeweiligen Medien durchgehend einheitlich sind, ist bei der Gestaltung der Headlines beinahe keine Grenze in Bezug auf Schriftarten, Schriftstärke, Größe und Farbwahl gesetzt. Diesen Gestaltungsspielraum nutzen vor allem die Boulevardmedien aus.

Je nach Umfang und Wichtigkeit der Beiträge werden Illustrationen verwendet, um das Verschriftlichte auch optisch zu unterstützen. Die Bandbreite reicht von Fotos, Landkarten, Statistiken bis hin zu Karikaturen. Bei den Boulevardmedien sind die Textbeiträge in der Regel kurzgehalten und die Überschriften sowie illustratorischen Beiträge nehmen den überwiegenden Platz ein (vgl. Hooffacker 2017: 7).

3. Textsorten in der Zeitung

Eine Gruppe von Texten mit ähnlichen Eigenschaften wird als Textsorte beziehungsweise Genre bezeichnet. In der Textlinguistik bildet die Annahme, dass alle Texte einem vorgefertigten Raster mit bestimmten Merkmalen zugewiesen werden können den Ausgangspunkt. Christina Gansel und Frank Jürgens definieren in dem Lehrwerk „Textlinguistik und Textgrammatik: Eine Einführung“ (2007: 53) folgenden Textsortenbegriff: "Textsorten stellen eine zentrale Kategorie der Textlinguistik dar, mit der Zusammenhänge von funktional-situativ bestimmten kommunikativen Handlungen und ihren zugrunde liegenden Formulierungs- und Baumustern erklärt werden sollen".

Auch im Medium Zeitung werden die journalistischen Beiträge in Textsorten kategorisiert. Allgemein werden alle Texte als Artikel oder Beitrag bezeichnet und weisen „medienbedingte Gemeinsamkeiten“ auf, stellen aber trotzdem eine „heterogene Menge von Texten dar“ (Lüger 1995: 65). Neben der Zuordnung zu einem spezifischen Kommunikationsbereich und der daraus resultierenden groben Differenzierung in informierende und meinungsäußernde beziehungsweise kommentierende Darstellungsformen, können die Textsorten auch anhand diverser textinterner sowie textexterner Merkmale weiter unterschieden werden.

Bei den journalistischen Texten tritt bei einigen Textsorten eine Vermischung der beiden Formen auf, wobei eine konkrete Zuordnung zu einer Kommunikationsform trotzdem stattfindet. Als Beispiel zu nennen wäre die Theaterkritik, bei welcher sowohl informierende Inhalte über die Aufführung als auch meinungsäußernde Textpassagen zu finden sind und diese Textsorte gleichwohl der meinungsäußernden Darstellungsform zugeordnet wird (vgl. Hooffacker 2017: 54). Im Folgenden liegt das Hauptaugenmerk auf den informierenden journalistischen Textsorten Nachricht, Meldung, Bericht und Reportage.

Im Sinne der Textsortenlinguistik kann folgende Kategorisierung erfolgen; alle Textsorten in der Zeitung zählen zu der Textklasse Medientexte. Die Textordnung entspricht den journalistischen Texten. Weiter wird bestimmt, dass die Meldung, die Nachricht, der Bericht und die Reportage der Textfamilie der informierenden Texte zugeordnet und im Sinne der Textsortendefinition voneinander abgegrenzt werden (vgl. Gansel/Jürgens: 2007).

Ein Merkmal, welches jeder Artikel einer Tageszeitung erfüllen sollte, ist „interessant“ zu sein. Inwiefern ein Beitrag als solcher empfunden wird, hängt sowohl vom Rezipienten als auch vom Medium ab. Aus diesem Grund sprechen die verschiedenen Qualitäts- und Boulevardzeitungen unterschiedliche Zielgruppen an, wobei es keine klar definierten Grenzen gibt. Allgemein gilt: „Interessantes muss neu und aktuell sein“ (Wolff 2019: 17).

3.1 Meldung

Die Meldung ist die kürzeste, die relevantesten Informationen überliefernde und festen Strukturen folgende Darstellungsform, welche in jeder Tageszeitung zu finden ist. Sie hat die Aufgabe den Leser rasch zu informieren, kontextunabhängige, objektive und leicht verständliche Fakten zu liefern und die klassischen fünf W- Fragen „Wer, Was, Wann, Wo und Wie“ zu beantworten. Laut Wolff hat eine Meldung einen typischen Aufbau und kann in die „Dreisatz - “ und „Fünfsatzmeldung“ unterschieden werden (vgl. Wolff 2017: 67). Die Meldung weist keinen thematischen Bezug zu den anderen Beiträgen auf und der Journalist wird namentlich nicht angeführt.

Eilmeldungen oder Schlagzeilen sind Sonderformen der Meldung, dienen der raschesten Information der Leserinnen und Leser und können aus nur einem Satz bestehen.

3.2 Nachricht

Der Lokalredakteur der amerikanischen Zeitung „Sun“, John B. Bogart, soll im Jahr 1880 folgende Aussage getätigt haben, welche heutzutage in den meisten journalistischen Lehrwerken als die „Man-bites-dog-Formel“ zu finden ist. “When a dog bites a man, that’s not news, but when a man bites a dog, that’s news” (Hooffacker 2017: 55).

Die Nachricht bildet die Grundlage für alle journalistischen Textsorten und liefert einen, im Idealfall ungewöhnlichen, vom Alltäglichen abweichenden Inhalt. Sie kann, wie in Kapitel 3.1 erläutert, in eine Kurzform, der sogenannten Meldung oder der ausformulierten Langform, dem Bericht (siehe Kapitel 3.3), mit einem höheren Informationsgehalt unterteilt werden. Eine treffende Definition für die Nachricht hat der Journalist und Autor Walther von LaRoche gefunden: „Eine Nachricht ist [...] eine objektive Mitteilung eines allgemein interessierenden, aktuellen Sachverhalts in einem bestimmten formalen Aufbau“ (Hooffacker 2017: 58).

Die Textsorte Nachricht stellt sowohl inhaltliche als auch formale Anforderungen an den Journalisten. Inhaltlich essenziell ist die Beantwortung der fünf W-Fragen, welche durch „Warum und Woher“ zu den sieben W-Fragen der Nachricht ergänzt werden. Zusätzlich zu beachten ist der formal hierarchische Aufbau vom Wichtigsten zum Ergänzenden in Form einer umgedrehten Pyramide. Die für die Leserinnen und Leser wichtigsten Informationen sowie das Unbekannte finden sich am Anfang und bilden den „Lead“, bestehend aus „Headline“ und dem in den Boulevardmedien zumeist fettgedruckten Vorspann. Im Haupttext werden dann weiterführende Informationen nach dem Prinzip der abnehmenden Wichtigkeit geliefert (vgl. Wolff 2017: 52). Nach der Definition von Lüger (1995: 98) haben Nachrichten eine Länge von etwa 40 - 50 Zeilen. Die essenziellen Elemente, die eine Nachricht ausmachen, sind laut Walther von La Roche die Aktualität des Themas, das allgemeine Interesse, der formale Aufbau, die Mitteilungsform und Verständlichkeit sowie die Objektivität (vgl. Hooffacker 2017: 58).

Eine eindeutige Unterscheidung zwischen Meldung und Nachricht ist in der Fachliteratur nicht klar definiert. Nachrichtenagenturen verwenden gerne den Begriff Meldung, unterscheiden schlussendlich aber nur selten zwischen Nachricht und Meldung, da jede Meldung auch als Nachricht bezeichnet werden kann. Als Faustregel kann gesehen werden, dass die Nachricht der allgemeine, textsortenübergreifende Begriff ist und anhand der, von Lüger vorgeschlagenen Längendefinition, von den anderen informierenden Textsorten abgegrenzt werden kann (vgl. Hooffacker 2017: 58).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Qualität versus Boulevard. Eine vergleichende Textsortenanalyse anhand der Tageszeitungen "Die Presse" und "Österreich"
Hochschule
Universität Wien  (Germanistik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V990762
ISBN (eBook)
9783346340139
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Textsorten, Analyse Qualitätszeitung
Arbeit zitieren
Constantin Haider (Autor:in), 2020, Qualität versus Boulevard. Eine vergleichende Textsortenanalyse anhand der Tageszeitungen "Die Presse" und "Österreich", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/990762

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Qualität versus Boulevard. Eine vergleichende Textsortenanalyse anhand der Tageszeitungen "Die Presse" und "Österreich"



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden