Durchführung eines sportlichen Trainingsprojekts zum Gleichgewicht. Trainingswissenschaftliche Reflexion, Performanz und Transfer


Studienarbeit, 2020

19 Seiten

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1 Abstract

2 Einleitung

3 Fachwissenschaftliche Begründung und Planung des Trainingsprojekts
3.1 Motiv für die Themenwahl in Bezug auf das Berufsfeld
3.2 Differenzierte, fachwissenschaftliche Sachanalyse
3.3 Individuelle, sportpraxisbezogene Standortbestimmung
3.4 Formulierung konkreter, sportpraxisbezogener Zielsetzungen
3.5 Fachwissenschaftlich begründeter Trainingsplan

Trainingsplan Gleichgewicht (12 Wochen)

4 Durchführung des Trainingsprojekts

5 Dokumentation der Performanz

6 Fachwissenschaftlich fundierte Reflexion und Transfer
6.1 Fachwissenschaftlich fundierte Reflexion der erzielten Performanz in Bezug zu den formulierten Zielsetzungen
6.2 Folgerungen für Lernprozesse von Schüler*innen auf der Primarstufe

7 Literaturverzeichnis

8 Links

9 Anhang: Bilder Trainingsergebnisse Fit Disc

1 Abstract

Aus der vorliegenden Arbeit der schriftlichen Konzeption eines Trainingsplans und dessen praktischer Durchführung wird für mich als Lehrperson die Erkenntnis für meinen Unterricht sowie für mich persönlich resümiert.

Im ersten Teil meiner Arbeit wird die fachwissenschaftliche Begründung und Planung meines Trainingsprojekts erklärt und genauer ausgeführt. Eine interessante Studie aus Hessen untermauert meine Absicht. Zudem wird aufgezeigt, welche Relevanz dieses Trainingsprojekt für mich persönlich hat.

Im zweiten Teil wird die Dokumentation meines Trainingsprozesses und die Durchführung meines Trainingsprojekts aufgezeigt. Die dadurch entstandenen Einwirkungen auf meine persönlichen Wahrnehmungsbereiche und die trainingsspezifischen Einflüsse und Wirkung auf meine Trainingseinheiten in anderen Bereichen werden damit erklärt.

In Teil drei werden meine erreichten Trainingsziele dargestellt und mit beiliegendem Videobeispiel auf einem beigefügten USB-Stick dokumentiert. Insbesondere werde ich dabei die dargestellten Übungen im Video als konkretes Praxismodell heranziehen.

Um die fachwissenschaftlich fundierte Reflexion und den Transfer für meinen eigenen Unterricht auf der Primarschulstufe geht es in Kapitel vier, welches auch die Erkenntnisse für mich als Lehrperson resümiert.

2 Einleitung

«Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” (Albert Einstein am 5. Februar 1930 in einem Brief an seinen Sohn Eduard)

Das Gleichgewicht ist eine Fähigkeit, welche immer wieder zu reden gibt. Man trifft sie im Leistungssport wie im Alltag. Das Gleichgewicht beschäftigt jeden Menschen über seine gesamte Lebensspanne hinweg- bewusst oder unbewusst.

In meinem Fall geschah es sehr bewusst. Als ich mit 13 Jahren an einer viralen Hirnhautentzündung (Meningitis) erkrankte, hatte dies nachfolgend beträchtliche Auswirkungen auf meine Motorik sowie meine Psyche. Schon während dem Krankheitsverlauf hat sich eine Koordinations- und Gleichgewichtsstörung gezeigt, die leider auch nach Abheilen der Krankheit bestehen blieb. Als junges Mädchen war mir jedoch nicht bewusst, welche Auswirkungen dies auf mein weiteres Leben haben wird. Mein Umfeld empfindet mich heute als ungeschickt, weil ich gegen Türrahmen laufe, oder manchmal im Stehen umkippe. Oftmals ist es mir nicht möglich meine Bewegungen zu koordinieren, egal wie sehr ich mich dabei anstrenge. Für mein Umfeld amüsant, bedeutete dies für mich das ständige Ausmachen von Strategien, um diesen Missgeschicken aus dem Weg zu gehen. Ich meide, wenn möglich alles, was in irgendwelcher Form das Gleichgewicht beansprucht.

Ich hätte daher niemals das Thema «Gleichgewicht» für meine IAL Fachwissenschaft Sport gewählt. Bei der Vorbesprechung mit Andy Gasser hat er mich jedoch davon überzeugt, dass ich an einer Thematik arbeiten soll, die mich persönlich herausfordert. Als ehemalige Triathletin und Extremausdauersportlerin bedeutete dies in meinem Fall weder laufen, schwimmen noch radfahren, sondern der Versuch, meine grösste Schwäche und auch zeitgleich eine grosse Angst anzugehen. Ganz im Sinne von Albert Einstein hoffe ich mit diesem Trainingsprojekt, welches in meinem Fall neben dem fachwissenschaftlichen auch einen sehr persönlichen Aspekt beinhaltet, ein Stück weit voranzukommen im Leben- sei es psychisch oder physisch.

3 Fachwissenschaftliche Begründung und Planung des Trainingsprojekts

3.1 Motiv für die Themenwahl in Bezug auf das Berufsfeld

Weniger Bewegung, mehr Bildschirmzeit, schlechtere Ernährungsgewohnheiten und grössere Stressfaktoren in Bezug auf Freizeitgestaltung prägen je länger je mehr den Alltag unserer Kinder- und das schon relativ früh.

Als Lehrperson im aktiven Schuldienst beobachtete ich mit den Jahren vermehrt, dass meine Schüler*innen (5./6. Klasse) während dem Unterricht ein grosses Bewegungsbedürfnis zeigen. Die lange Unterrichtszeit sitzend belastet den Bewegungs- und Haltungsapparat relativ stark, was bei Mittelstufenschüler*innen auch physisch erkennbar ist. Sie zeigen teilweise unökonomische Haltungen im Sitzen und Stehen, ermüden schnell und sind bei einfachsten Bewegungsabläufen wie zum Beispiel auf einen Stuhl stehen oder auf einem Bein hüpfen überfordert. In meinem Unterricht versuche ich diesem Defizit so gut wie möglich mit Bewegungspausen und/oder bewegtem Unterricht entgegenzukommen, muss aber zugeben, dass mir dies zeitlich und organisatorisch nicht immer gelingt. Nichtsdestotrotz liegt die Förderung von quantitativen sowie qualitativen Bewegungsmöglichkeiten in meiner Kompetenz und es ist mir wichtig diese (nicht nur im Sportunterricht) zu fördern und fordern. Als Lehrperson und aktive Sportlerin ist es mein berufliches sowie persönliches Interesse, durch körperliche Bewegung die gesunde Gesamtentwicklung im Kindesalter zu unterstützen.

Als Projekt habe ich mich mit der Unterstützung von Andy Gasser für ein Gleichgewichtstraining entschieden, da es viele Faktoren vereint. Zum einen ist das senso- motorische Gleichgewicht der wichtigste Aspekt der allgemein sportlichen Entwicklung jedes Menschen und zeigt zudem einen Bezug zur kognitiven und psychischen Leistungsfähigkeit auf (Pollähne 2014: 1). Es ist für mich auch zwingend, dass Übungen in meinen Unterricht, auch unabhängig vom Sportunterricht, einfach und schnell integriert werden können, um den praktischen Bezug in meinem Alltag als Lehrperson zu gewährleisten.

Des Weiteren wird für mich mit dem Trainingsprojekt eine ganz persönliche Thematik angegangen. Hier wird der Mehrwert für mich persönlich aufgezeigt. Die Vereinigung dieser Bereiche wird mich in Zukunft als unterrichtende Lehrperson, sowie als Sportlerin im Alltag beeinflussen.

3.2 Differenzierte, fachwissenschaftliche Sachanalyse

Der Gleichgewichtssinn ist einer der ältesten nachweisbaren Sinne, er konnte bereits vor über 600 Millionen Jahren bei Hohltieren zur Erreichung der Schwerkraft nachgewiesen werden. Heute ist er bei allen Lebewesen höherer Ordnung in der gleichen Ausstattung vorhanden (Scherer 1997: 1).

Der Sitz des Gleichgewichts befindet sich im Innenohr, im sogenannten Vestibulärapparat. Durch das Verlagern einer Flüssigkeit in den Bogengängen, wird ein Reiz auf unsere Sinneszellen übertragen und im Gehirn verarbeitet, wie wir uns bewegen sollen, um den Gleichgewichtszustand zu halten, oder nach einer

Körperverlagerung wiederherzustellen (Johansson & Magnusson 1991). Der vestibuläre Sinn ist einer der zentralsten Sinne des Menschen, er gehört mit der taktilen, kinästhetischen, optischen und akustischen Wahrnehmung zu den sensorischen Basissinnen. Diese werden bereits pränatal im Mutterleib ausgebildet und mit den Bewegungen der Mutter gefördert (Bleier & Bleier 2014: 45).

Die Gleichgewichtsfähigkeit ist zuständig für die Empfindung des Körpers beim Drehen, Schaukeln, Fallen, sowie der Wahrnehmung der Lage unseres Körpers im Raum, und ist somit eine Grundvoraussetzung für jede sportliche Aktivität. Als Stützsensomotorik ist sie für die Kompensationsreaktion des Körpers zur Wiederherstellung des Körpergleichgewichts zuständig. In der Bewegungswissenschaft unterscheidet man zwischen dem stabilen Gleichgewicht bei festem, und dynamischem Gleichgewicht bei bewegtem Untergrund. Beide Arten werden den koordinativen Fähigkeiten untergeordnet. Diese wiederum bilden zusammen mit den konditionellen Fähigkeiten die motorischen Fähigkeiten (Johansson & Magnusson 1991).

War es seinerzeit im Alltag von Menschen integriert auf Bäume zu klettern, oder über Steine zu balancieren, kommen heutzutage solche Sinneserlebnisse und somit das Training des Gleichgewichtes weniger vor. Aufgrund von veränderten Lebensumständen wie erhöhter Medienkonsum, kommen solche Sinneserlebnisse zu kurz, was sich negativ auf das vestibuläre System auswirkt (Bleier & Bleier 2014: 44). Die Auswirkungen zeigen sich einerseits bei Mobilitätseinschränkungen im Alltag, andererseits bei erhöhtem Verletzungsrisiko und stagnierender Leistung im sportlichen Bereich. Deswegen ist es wichtig, motorische Fähigkeiten wie das Gleichgewicht während der gesamten Lebensspanne zu trainieren (Prinzip der Plastizität), da diese ohne Training im Alter wesentlich abnehmen, und somit das Sturz- und Verletzungsrisiko erhöhen (Keller 2018: 128-132).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben den genannten körperlichen Aspekten zeigen Studien wie zum Beispiel «Projekt Schnecke- Bildung braucht Gesundheit» (Beigel: 2007-2012), dass ein beeinträchtigtes Gleichgewicht einen Zusammenhang zu schlechteren Lernergebnissen in den Fächern Deutsch und Mathe, sowie kaum verwunderlich auch Sport zeigen. Die Gleichgewichtsprobleme der Schüler*innen zeigen sich in erster Linie in verzögerter motorischer Entwicklung, sowie Wahrnehmungs-, Konzentrations-, und Lernschwierigkeiten.

Es wird darauf hingewiesen, dass die Unruhe der Schüler*innen beim langen Sitzen im Unterricht absolut nicht dem Bewegungsdrang und dem Austesten der Sinnesreize entspricht. Gerade Vorschul- und Mittelstufenkinder brauchen die ständige Stimulation ihres Gleichgewichts-, Muskel,- und Bewegungssinns um ihre körperliche und geistige Entwicklungsphase zu fördern. Auch der Psychologe Jean Piaget erwähnte bereits in den 60er- Jahren den Zusammenhang zwischen den sensomotorischen und intellektuellen Fähigkeiten eines Kindes, welche heutzutage mit wissenschaftlichen Erkenntnissen über koordinative, insbesondere gleichgewichtsfördenrnde Tätigkeiten eine bessere Gehirndurchblutung aufzeigt, die wiederum eine erhöhte Konzentration und bessere Lernbereitschaft erzielt.

Als erfreuliches Ergebnis ging aus der Studie ein starker Anstieg im Gleichgewichtstest der Gruppe hervor, welche ein tägliches Gleichgewichtsprogramm durchführte. Verbunden mit einem besseren Klassenklima, vermehrter Aufmerksamkeit und nicht zuetzt viel Spass an den Gleichgewichtsübungen macht dieses Ergebnisse auch fachwissenschaftlich deutlich, dass die Förderung des Gleichgewichts seinen festen Platz im Schulalltag mehr als verdient hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.3 Individuelle, sportpraxisbezogene Standortbestimmung

Als ich als Vierjährige mit Kunstturnen begann, hatte ich noch keine Ahnung, welch grossen Stellenwert Sport in meinem Leben einnehmen wird. Von Ballett, Tennis über Fitness-, und Kampfsportarten probiere ich gerne alles aus was sich mir anbietet. Mit 26 Jahren habe ich dann meine grosse Leidenschaft im (Extrem-)Ausdauersport gefunden, welcher mich heute noch fasziniert und den ich immer noch regelmässig betreibe. Ich schätze mich daher in diesem Gebiet als eher überdurchschnittlich sportlich ein. Meine Grundlagenausdauer (areobe Leistungsfähigkeit) ist sehr gut austrainiert und meine Widerstandsfähigkeit gegenüber Langzeitbelastungen hoch.

Diese sportlichen Voraussetzungen nützen mir für dieses Projekt jedoch wenig. Gleichgewichtsfähigkeit ist nicht einer speziellen Sportart oder bestimmten Bereich unterstellt, sondern besteht aus einem umfassenden Bewegungsprogramm. Die darin enthaltenen Bewegungsmuster erfordern ein Zusammenspiel von Kraft, Schnelligkeit, Stabilität und Beweglichkeit in unterschiedlichem Mass.

Durch eine sehr spät festgestellte bakterielle Hirnhautentzündung im Jugendalter und dessen Spätfolgen (deximed.de) ist es für mich schwierig Übungen auszuführen, welche stark den Gleichgewichtssinn beanspruchen, wie zum Beispiel slacklinen, ein Ziel exakt treffen oder einfach nur auf einem Bein stehen. Um bei der physischen Komponente eine Standortbestimmung vorzuweisen welche vor und nach dem Trainingsprojekt mess-und damit vergleichbar ist, werde ich den Koordinationstest mit dem Leistungslevel auf der MFT Fit Disc (mft-company.com) anführen (Anhang: Bild 1&2). Ich muss gestehen, dass ich grundsätzlich alles meide, was meine Gleichgewichtsfähigkeit in irgendwelcher Art und Weise beanspruchen könnte. Ich habe Angst zu fallen oder mich zu verletzen, wobei diese psychische Komponente einen grossen Beitrag zu meiner Verweigerung von Gleichgewichts-herausfordernden Situationen beiträgt. Es wird daher ein wichtiger Teil meines Trainings werden, den psychischen Druck, welcher die Angst auslöst, zu durchbrechen, um den Umgang mit Gleichgewichtssituationen zu verbessern. Der momentan noch vorhandene Stress solcher Situationen bedingt Muskelverspannungen, welche zu negativem Denken und Angst führen. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Was ich jedoch aus meiner sportlichen und wettkampferprobten Zeit mitnehme ist der starke Wille und die Motivation etwas durchzuziehen. Diese psychische Energie gilt es optimal zu nutzen (BASPO 2010: 5). Dieses Projekt wird zu einer meiner wohl grössten Herausforderungen- let`s go for it!

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Durchführung eines sportlichen Trainingsprojekts zum Gleichgewicht. Trainingswissenschaftliche Reflexion, Performanz und Transfer
Hochschule
Fachhochschule Nordwestschweiz Abteilung Liestal  (Pädagogische Hochschule)
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V991937
ISBN (eBook)
9783346360113
ISBN (Buch)
9783346360120
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gleichgewicht, Performanz, Transfer, Fachwissenschaftliche Auswertung
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Durchführung eines sportlichen Trainingsprojekts zum Gleichgewicht. Trainingswissenschaftliche Reflexion, Performanz und Transfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/991937

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