Das Traumverhalten von Patienten mit Schlafstörungen. Ein Vergleich zu gesunden Personen


Bachelor Thesis, 2018

40 Pages, Grade: 2,3

Anonymous


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einführung
1.1. Grundlagen des Schlafes
1.2. Definition Traum

2. Traumverhalten
2.1. Traumerinnerungshäufigkeit
2.2. Alpträume
2.3. Umgang mit Träumen
2.4. Kontinuitätshypothese
2.5. Geschlechtsunterschiede

3. Schlafstörungen
3.1. Schlafbezogene Atmungsstörung (Schlafapnoe-Syndrom)
3.2. Insomnie
3.3. Restless-Legs-Syndrom
3.4. Andere Störungen

4. Träume bei Schlafstörungen
4.1. Traum bei Schlafbezogener Atmungsstörung
4.2. Traum bei Insomnie
4.3. Traum bei anderen Störungen
4.4. Bewertung des aktuellen Forschungsstandes

5. Hypothesen

6. Methode
6.1. Messinstrument
6.2. Stichprobe und Prozedur

7. Ergebnisse

8. Diskussion

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Traumerinnerungshäufigkeit

Tabelle 2: Regressionsanalyse der Traumerinnerungshäufigkeit

Tabelle 3: Multi-Diagnosenverteilung der Patienten Stichprobe 2012 (N=1476)

Tabelle 4: Alptraumhäufigkeit und Alptraumhäufigkeit in der Kindheit

Tabelle 5: Häufigkeitsverteilung der Variable Literatur

Tabelle 6: Häufigkeitsverteilung der Variable Literatur-Hilfe

Tabelle 9: Mittelwerte und Standardabweichungen

Tabelle 10: Mittelwerte und Standardabweichungen der Patientenstichprobe

1. Einführung

„Der Traum ist der königliche Weg zu unserer Seele.“ - Sigmund Freud.

Vor ca. 100 Jahren hat Sigmund Freud mit der Veröffentlichung seines Buches den Weg für die moderne Traumforschung entscheidend geprägt. Freud hat die Träume als Botschaft unseres Unterbewusstseins erkannt (Freud, 1900). Er sah in diesen Botschaften einen Weg, verdrängte und nicht ausgelebte Triebe, Wünsche und Gefühle zu identifizieren. Also ein Weg zu all dem, was der Mensch sich aufgrund sozialer und kultureller Regeln im Wachleben nicht auszuleben traut (Freud, 1900). Der Traum scheint ein Weg für uns zu sein, in verschlüsselten Symbolen und ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, diese Triebe auszuleben. Freud (1900) betonte die Wichtigkeit vom Deuten der Träume, da Menschen Entscheidungen größtenteils anhand von Vorgängen treffen, die vom Unterbewusstsein geleitet werden und ebenso von unterdrückten Wünschen, welche sogar zu einer Erkrankung der Seele führen können. Durch das Entschlüsseln des Inhalts, sei es möglich, die verborgene Thematik und somit tiefgründige Konflikte zu erkennen. Deshalb sah Freud die Traumdeutung als den Königsweg zum Unbewussten (Freud, 1900). Seit den Tagen Freuds hat sich in der Welt der Traumforschung vieles weiterentwickelt. Dank intensiver Forschung weiß man heute vor allem mehr über die physiologischen Vorgänge die mit dem Traum einhergehen.

Sobald der Mensch eingeschlafen ist, nimmt er den Körper nicht mehr wahr und treibt in einer Traumwelt herum, die sich anfühlt, als wäre sie Wirklichkeit (Leuschner, 2018). Unser Unterbewusstsein kann nämlich nicht zwischen Fantasie und Realität unterscheiden (Murphy, 2014). Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass man aus einem Traum erwacht und enttäuscht feststellen muss, dass es nur ein Traum war, wenn es denn ein schöner Traum war. Ebenso kann sich auch eine Erleichterung breitmachen, wenn man denn seinen größten Ängsten und Sorgen im Traum begegnet ist. Der Traum vergeht, das Gefühl oftmals bleibt und begleitet uns noch den ganzen Tag über. In abgewandelter Form erlebt der Träumende also eigene Erlebnisse, Gefühle und vor allem, tief im Inneren des Selbst verborgene Wünsche (Leuschner, 2018). Psychoanalytiker sehen heutzutage jedenfalls mehr als nur die unbewusste Wunscherfüllung im Traum (Hau, 2012). Hau zufolge spiegeln Träume persönliche Angelegenheiten, Ziele und Probleme in der aktuellen Situation des Träumenden wider. Ebenso stellen sie das Verhältnis zu wichtigen Bezugspersonen dar und offenbaren, wie sich ein Mensch selbst wahrnimmt (Hau, 2012). Was genau im Traum verarbeitet wird und wieso, ist noch nicht hundertprozentig klar. Eine sichere Erkenntnis jedoch ist, dass der Schlaf, der mit dem Traum Hand in Hand geht, eine der großen Notwendigkeiten des Lebens ist (Aeppli, 2010). Etwa ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch damit zu schlafen (Fronhofen & Netzer, 2017). Menschen in Japan und Singapur schlafen mit durchschnittlich sieben Stunden und 24 Minuten am wenigsten (Steger, 2004). Es gibt verschiedene Theorien und Annahmen, wie viel Schlaf wir tatsächlich brauchen um leistungsfähig zu sein. Der menschliche Organismus kann Tage ohne Wasser und bis zu einigen Wochen ohne Essen auskommen. Bei einem ganzen Tag ohne Schlaf jedoch, treten bereits schwere Störungen auf (Aeppli, 2010). Nächtlich ausreichend Schlaf zu bekommen, ist sowohl für die physiologische als auch psychische Gesundheit des Menschen von großer Wichtigkeit, allerdings ist eine Beeinträchtigung des Schlafes (in Form einer Insomnie) vor allem in der westlichen Gesellschaft weit verbreitet (Riemann, 2011). Ungefähr jeder fünfte Patient in Deutschland, der zu einem Hausarzt geht, leidet unter einer Insomnie, die eine Verschlechterung der Tagesbefindlichkeit mit sich bringt (Riemann, 2011). Ansätze wie beispielsweise die Kontinuitätshypothese, welche besagt, dass sich Erlebnisse im Wachleben in den Träumen widerspiegeln (Schredl, 2008), geben Grund zur Annahme, dass sich Schlafstörungen auch in einer Veränderung im Traumerleben bemerkbar machen. Diese Arbeit hat das Ziel zu untersuchen, ob Patienten mit Schlafstörungen sich hinsichtlich ihres Traumverhaltens von gesunden Personen unterscheiden. Hierbei werden Patienten bezüglich spezifischer Traumvariablen mit gesunden Personen verglichen. Die Traumforschung gehört noch nicht zu den am intensivsten erforschten Gebieten und hat definitiv noch Forschungsbedarf, dennoch gibt es bereits zahlreiche Befunde und Studien, die interessante Einblicke in dieses Forschungsthema gewähren und dazu motivieren, weiter zu forschen. Auch zu dem Thema, mit dem sich diese Ausarbeitung beschäftigt, gibt es vielversprechende Studien, die als Basis und Ausgangspunkt für die folgenden Seiten dienen.

1.1. Grundlagen des Schlafes

Im ICD-10 wird der Schlaf als ein „aktiver Erholungsprozess des Gesamtorganismus“ definiert. Stoffwechselvorgänge im Gehirn werden beeinflusst und die Anpassungsfähigkeit des Menschen an seine Umwelt wird gefördert. Auch die Gedächtnisleistung und die Kreativität profitieren vom Schlaf (Hinterhuber, 2012). Weitere Funktionen die der Schlaf erfüllt, sind die Förderung der Hirnleistungsfähigkeit, die Stärkung des Immunsystems und die Regulierung des Hunger-Sättigungs-Gefühls. Bei gesunden Menschen folgt der Schlaf üblicherweise einem 24-Stunden-Rhythmus und die Schlafdauer unterscheidet sich individuell von Mensch zu Mensch und kann zwischen vier und zehn Stunden betragen. Auch die Einschlafdauer variiert zwar stark, jedoch dauert es in der Regel weniger als 20 Minuten, bis die Person einschläft, nach dem sie zu Bett gegangen ist (Hinterhuber, 2012). Die Schlafdauer verkürzt sich außerdem mit zunehmendem Alter. Während Säuglinge ca. 16 h schlafen, beträgt die Schlafdauer bei einem Erwachsenen fünf bis sechs Stunden. Bei Langschläfern sind es immerhin noch acht bis neun Stunden. Letztendlich kommt es jedoch nicht auf die Quantität, sondern auf die subjektiv empfundene Qualität (Erholungswert) des Schlafes an. Daher ist die Beurteilung des optimalen Schlafverhaltens abhängig von der Wahrnehmung des Individuums (Hinterhuber, 2012). Charakteristische Merkmale des Schlafes als Ruhezustand sind, gemäß dem ICD-10, zum einen eine Bewusstseinsänderung (Bewusstseinslage ist herabgesetzt, Wahrnehmungsbereitschaft bleibt jedoch bestehen), eine trophotrope-vagotone Reaktionslage (verminderte Atem- und Kreislauftätigkeit, Bradykardie und Herabsetzung der Muskelspannung, Körpertemperatur sinkt ab) und eine Induzierbarkeit (bedingte Reflexe sind in der Lage, den Schlaf einzuleiten) (Hinterhuber , 2012). Während des Schlafes durchläuft der Träumer mehrere Schlafstadien (Einschlafstadium, leichter Schlaf, Tiefschlaf, REM-Schlaf), die jeweils unterschiedliche Merkmale, Ausprägungen und Bedeutungen für den Organismus haben (Strauch & Meier, 1992). Ungefähr 20 Prozent des Schlafes verbringt jeder erwachsene Mensch in der REM-Phase, welche mit dem visuellen Traumerlebnis verbunden ist (Schredl, Bozzer & Morlock, 1997).

1.2. Definition Traum

Unter einem Traum oder Traumbericht versteht man laut Csikszentmihalyi (1997) die Erinnerung an die psychische Aktivität während eines Schlafes. Diese Aktivitäten kann man nicht von außen messen, sie müssen durch Befragung des Träumers im Nachhinein erfasst werden. Außerdem ist es wichtig, dass zwischen der Psychologie und Physiologie unterschieden wird. Der Bestandteil eines jeden Traumes ist von visueller Natur (außer bei Blindgeborenen).

2. Traumverhalten

Um feststellen zu können, ob Menschen mit Schlafstörungen sich in ihrem Traumverhalten von gesunden Personen unterscheiden, benötigt es einen genaueren Blick auf das Traumverhalten von gesunden Menschen. „Gesunde Menschen“ sind in dieser Ausarbeitung als diejenigen Menschen definiert, die keinerlei Schlafstörungen haben bzw. angeben solche nicht zu haben. Ein bekanntes Messinstrument zur Erfassung von Traumvariablen ist unter anderem der MADRE (Mannheimer Dream Questionnaire) von Schredl et al. (2014). In diesem Abschnitt wird auf spezifische Traumvariablen und Traumaspekte näher eingegangen, die für diese Untersuchung von Bedeutung sind.

2.1. Traumerinnerungshäufigkeit

Obwohl man davon ausgehen kann, dass jeder Mensch nächtlich träumt, existieren gravierende interindividuelle Unterschiede bezüglich der Traumerinnerung (Stuck et al., 2009). Manche Menschen wachen allmorgendlich mit ausführlicher Erinnerung an Träume der vergangenen Nacht auf. Manch andere dagegen, erinnern sich nur selten an ihre Träume oder haben gar den Eindruck, nie zu Träumen. Es bestehen folglich Unterschiede in der Traumerinnerungshäufigkeit (Schredl 2008). Neben der Verdrängungshypothese von Freud (1900) stellt Schredl (2008) fünf weitere Erklärungsmodelle vor: die Life-style-Hypothese (Schonbar, 1965), die Interferenz-Hypothese (Cohen & Wolfe, 1973), die Salience-Hypothese (Cohen & MacNeilage, 1974), das Arousal-Retrieval-Modell (Koulack & Goodenough, 1976) und das Zustands-Wechsel-Modell (Koukkou & Kehmann, 1980). Mithilfe dieser Modelle wird versucht, die Unterschiede in der Traumerinnerungshäufigkeit zu erklären. Das Arousal-Retrieval-Modell (Koulack & Goodenough, 1976) ist eines der komplexeren Modelle (Schredl, 2008) und versucht anhand von zwei wichtigen Schritten den Prozess der Traumerinnerung zu erklären. Demnach muss zunächst ein bestimmter Grad von Wachheit vorhanden sein (durch Erwachen während oder direkt nach dem Traum), damit der Traum im Gedächtnis abgespeichert werden kann. Wenn der Traum hohe Wichtigkeit besitzt und wenige Störeinflüsse vorhanden sind, wird der Traum aus dem Zwischenspeicher vollständig abgerufen (Schredl, 2008). Welche Einflussfaktoren jedoch genau diese Unterschiede in der Traumerinnerung verursachen, ist bis heute zwar nicht vollständig geklärt (Stuck et al., 2009), dennoch gibt es bereits zahlreiche Studien, die Einflussfaktoren untersucht haben (Schredl, 2008). Schredl (2008) fasst diese Faktoren zusammen und unterteilt sie in State-Faktoren (kurzfristig wirksam) und Trait-Faktoren (über die Zeit stabil). Die wichtigsten Trait-Faktoren sind demnach: soziodemographische Variablen (Alter, Geschlecht, soziökonomischer Status), genetische Faktoren, Persönlichkeitsfaktoren, kognitive Faktoren, Schlafverhalten und Einstellung zu Träumen. Als wichtigste State-Faktoren erwähnt Schredl (2008): Vortag und Stress, Therapie, Schlafdauer/nächtliches Erwachen, Aktiviertheit im Schlaf, Störungen im Aufwachprozess, Psychische Erkrankungen und Ausfälle in bestimmten Gehirnarealen.

Nielson (2000) hat die Ergebnisse von 35 Studien zur Traumerinnerungshäufigkeit zusammengefasst. Er berichtet davon, dass 80% der Weckungen in der REM-Phase und fast 50 % der Non-REM-Erweckungen Traumberichte ergaben.

2.2. Alpträume

Nach dem ICSD- 2 werden Alpträume als störende mentale Erfahrungen definiert, die im Allgemeinen während des REM-Schlafes auftreten und oft zum Erwachen führen (Schredl, 2011). Allerdings stellt das Erwachen laut der American Psychiatric Association 2013 kein Definitionskriterium mehr dar. Sie rufen einen intensiven negativen Affekt hervor und werden von diesem auch begleitet. Typischerweise handelt es sich dabei um die Emotion Angst, aber auch Gefühle wie Hass, Ärger, Wut und Scham können auftreten (Pietrowsky, 2018). Pietrowsky (2018) zufolge wird zwischen zwei Arten von Alpträumen unterschieden: idiopathischen Alpträumen und posttraumatischen Alpträumen (posttraumatische Wiederholungen). Obwohl es eine genetische Veranlagung für Alpträume gibt, ist das Auftreten von Stress im Wachzustand eng mit der Alptraumfrequenz verbunden. Dies steht im Einklang mit der Kontinuitätshypothese des Träumens, da die Alpträume den Tagesstress, zumindest teilweise, widerspiegeln (Schredl, 2011). Generelle Faktoren die Alpträume verursachen können, sind nach dem Veranlagungs-Stress-Modell: genetische Faktoren, „dünne Grenzen“, Neurotizismus (Ängstlichkeit), Stress, Trauma, Medikamente und aufrechterhaltende Faktoren (Vermeidung) (Schredl, 2008). So erklärt Schredl, dass Alpträume aus einem Wechselspiel zwischen vorhandenen Stressoren und Verlangungskomponenten entstehen. Er bezeichnet es als ein Angstphänomen und betont, dass Vermeidung ein entscheidender Faktor ist, der zur Aufrechterhaltung der Angst führt. Es ist davon Auszugehen, dass jeder Mensch schon einmal einen Alptraum erlebt hat. Am häufigsten sind Kinder und Jugendliche davon betroffen (Schredl & Palmer, 1997), dennoch kommen Alpträume auch bei Erwachsenen Menschen oft vor (Schredl, 2008). Bei einer Untersuchung von Englehart und Hale (1990) an 440 Studenten aus den USA, Korea und Japan, haben zwischen 65% und 78% der Personen angegeben, manchmal Alpträume zu haben. Ebenso haben bei einer anderen großen studentischen Stichprobe (N= 3433) ca. 10% der Personen angegeben, dass sie einmal pro Monat oder häufiger Alpträume erleben (Levin, 1994). Es konnte außerdem an älteren Personen (N=51, Medianalter=65 J.) beobachtet werden, dass die Alpträume mit dem Alter abnehmen (Salvio et al., 1992). Stepansky et al. (1998) halten bei einer österreichischen Stichprobe fest, dass Personen die angaben, häufiger Alpträume zu erleben, auch vermehrt von Schnarchen, Schlafunterbrechungen, Tagesschläfrigkeit, Ängstlichkeit, Nervosität, Depression, hoher Traumerinnerungshäufigkeit, wiederkehrenden Träumen und farbigen Träumen berichteten. Die häufigsten Alptraumthemen sind „Gejagt werden“, Fallen und Tod oder Verletzung einer nahen Person (Schredl, 2008).

2.3. Umgang mit Träumen

Mithilfe des MADRE von Schredl et al. (2014) können verschiedene Traumvariablen erfasst werden, auch solche, die sich mit dem Umgang mit Träumen beschäftigen. Zum Beispiel, wie häufig man von seinen Träumen erzählt, wie häufig man sie aufschreibt, ob man sich von ihnen beeinflussen lässt oder aber auch, ob sie zu kreativen Ideen verhelfen und beim Problemlösen hilfreich sind. Auch das Lesen von Literatur zu seinen Träumen und das dadurch resultierende bessere Verständnis von seinen Träumen, sind interessante Variablen. Schredl und Schawinski (2010) berichten von einer signifikanten Korrelation der Traumerzählhäufigkeit mit Geschlecht, Traumerinnerungshäufigkeit, Einstellung zu Träumen, Alptraumhäufigkeit, Neurotizismus, Extrovertiertheit, Offenheit für Erfahrung, dünne Grenzen, Absorption, Imagination und der Anzahl negativer Ereignisse. Sie haben außerdem einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit seine Träume mit anderen zu teilen und der Alptraumhäufigkeit entdeckt. Menschen tendieren dazu, negativ getönte Träume häufiger zu teilen als positive. Auch hängt eine positive Einstellung gegenüber Träumen mit der Erzähl-Häufigkeit zusammen. Singles und Personen mit einer erhöhten Alptraumhäufigkeit lesen öfter Bücher über Träume (Schredl, 2010b). Das Teilen von den eigenen Träumen mit anderen, scheint oft mit einer Verbesserung der Intimität in der Beziehung und mit Stressabbau verbunden zu werden (Schredl & Schawinski, 2010). Es stellt für viele Menschen daher eine gemeinsame und positive Erfahrung dar. Träume werden hauptsächlich mit romantischen Partnern, Freunden und Verwandten geteilt. Ein weiterer Befund von Schredl (2000) legt nahe, dass Träume auch die Tagesstimmung der Menschen beeinflussen, je nachdem was sie geträumt haben. Allerdings handelte es sich bei dieser Studie nicht um eine repräsentative Stichprobe, daher ist die Generalisierbarkeit fraglich (Schredl, 2000). Frauen neigen dazu, öfter von ihren Träumen zu erzählen und schreiben ihren Träumen mehr Bedeutung zu. Ihre Einstellung zu Träumen ist generell positiver, auch dann, wenn für die Traumerinnerungshäufigkeit kontrolliert wurde. Außerdem tendieren Frauen, im Gegensatz zu Männern, eher dazu über ihre Träume zu lesen (Schredl et al., 2014).

2.4. Kontinuitätshypothese

Die Traumforschung beschäftigt sich auch mit der Frage, wie das Wachleben sich auf die Träume auswirkt. Schredl (2008) zufolge wird zwischen drei Erklärungsansätzen zu diesem Zusammenhang unterschieden: Die Kontinuitätshypothese, Die Komplementärhypothese und Kein Zusammenhang. Diese drei Hypothesen schließen sich, laut Schredl, jedoch nicht gegenseitig aus. Den meisten Forschungen in diesem Bereich liegt jedoch die Kontinuitätshypothese zugrunde und diese geht davon aus, dass der Traum das Wachleben in gewisser Weise widerspiegelt (Schredl, 2008). Das kann sich auf den Inhalt, als auch auf die emotionale Komponente beziehen (Stuck et al., 2009).

Schredl und Hofmann (2003) haben zeigen können, dass die Art der Tätigkeit im Wachleben eine wichtige Rolle spielt. Beispielsweise waren Tätigkeiten wie Lesen, Schreiben und am Computer arbeiten unterrepräsentiert in Träumen, obwohl sie im Wachleben deutlich häufiger vorkamen als andere Aktivitäten. Dies bedeutet, dass vor allem Aktivitäten, die durch sequenzielles Denken verbreitet werden, im Traum seltener widergespiegelt wurden (Schredl, 2008). Dieser Unterschied war außerdem statistisch signifikant. Für einige Aktivitäten (Gespräche mit Freunden, Autofahren usw.) hat sich der erwartete Zusammenhang gezeigt. Je häufiger sich die Person im Wachleben einer Tätigkeit gewidmet hat, desto häufiger kommt diese auch im Traum vor. Es hat sich zudem in einer männlichen Stichprobe von Nachtarbeitern (N=28) gezeigt, dass die emotionale Komponente der Träume leichter zu beeinflussen und zu verändern ist, als konkrete inhaltliche Aspekte des Traumes (Goodenough et al., 1975). Lauer et al. (1982) konnten dies (wenn auch nur teilweise) bestätigen.

2.5. Geschlechtsunterschiede

Es haben sich Geschlechtsunterschiede im Traumverhalten beobachten lassen, welche auch über die Zeit sehr stabil sind. Die Unterschiede im Traum sind häufig im Einklang mit den Geschlechtsunterschieden im Wachzustand. Diese Erkenntnis spricht für die bereits erläuterte Kontinuitätshypothese (Schredl, 2008).

Eine großangelegte Metaanalyse (Daten von 175 Studien) von Schredl und Reinhard (2008) konnte einen kleinen, aber signifikanten Geschlechtsunterschied in der Traumerinnerungshäufigkeit bestätigen. Frauen scheinen ihre Träume häufiger erinnern zu können als Männer und dieser Effekt war unabhängig von methodischen Faktoren. Es hat sich außerdem ein signifikanter Effekt von Alter auf den Geschlechtsunterschied in der Traumerinnerungshäufigkeit herausgestellt, demzufolge der Geschlechtsunterschied in der Traumerinnerungshäufigkeit bei Kindern (im Vergleich zu Erwachsenen) signifikant kleiner ist. Auch wenn dieser Unterschied in verschiedenen Studien nicht gezeigt werden konnte (Giambra, Jung, & Grodsky, 1996; Stepansky et al., 1998) und dieser Befund bisher nicht zu generalisieren ist (Schredl & Reinhard, 2008), lässt es Grund zur Spekulation, dass eine geschlechtsspezifische Traumsozialisation Ursache für diesen Unterschied sein könnte. Es ist denkbar, dass Mädchen eher dazu ermutigt werden, von ihren Träumen zu erzählen, was wiederum die Traumerinnerungshäufigkeit erhöhen kann, da mehr Fokus auf den Träumen liegt. Das Frauen häufiger von ihren Träumen erzählen konnte sowohl von Schredl et al. (2014) und Schredl und Palmer (1998), als auch von Olsen, Schredl und Carlsson (2013) gezeigt werden, ebenso, dass ab dem Alter von 10 Jahren bis ins späte Erwachsenenalter der Geschlechtsunterschied signifikant größer wird. Auch hier kann ein Unterschiedlicher Umgang mit Mädchen und Jungen eine mögliche Erklärung sein (Georgi et al. 2012). Außerdem konnten Dindia & Allen (1992) mithilfe einer Metaanalyse (mehr als 250 Artikel) bestätigen, dass Frauen generell häufiger ihre persönlichen Erfahrungen teilen als Männer. Eine online Studie (N= 1808) von Schredl et al. (2015) konnte außerdem bestätigen, dass das Teilen von emotionalen Erlebnissen und die Orientierung an Geschlechterrollen die Geschlechtsunterschiede in der Erzählhäufigkeit von Träumen beeinflussen. Eine weitere Metaanalyse von Schredl und Reinhard (2011) fasst mehrere potenzielle Variablen zusammen wie Traumerinnerungshäufigkeit, Depression, Kindheitstraumata und Schlaflosigkeit, die auch einen Geschlechtsunterschied in der Alptraumhäufigkeit erklären könnten. Diese Variablen stehen selbst im Zusammenhang mit der Alptraumhäufigkeit und zeigen außerdem stabile Geschlechtsunterschiede. Frauen erleben demnach häufiger Alpträume als Männer. Hierbei wird nochmals auf den signifikanten Geschlechtsunterschied in der Traumerinnerungshäufigkeit von Schredl und Reinhard (2008) verwiesen und darauf, dass die Traumerinnerungshäufigkeit einen engen Zusammenhang mit der Alptraumhäufigkeit aufweist. Es wird daher angenommen, dass Frauen häufiger von Alpträumen berichten, da sie sich generell häufiger an ihre Träume erinnern (Schredl & Reinhard, 2011).

3. Schlafstörungen

Schlafstörungen sind ein komplexes Phänomen (Mayer et al., 2009). Sie treten in sehr verschiedenen Formen und sehr häufig auf. Ihre Folgen können schwer sein. Je nachdem, wie man eine Schlafstörung erhebt oder sie definiert, kann man sagen, dass 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung unter einer Schlafstörung leidet (Saletu-Zyhlarz, 2010). Der Schlaf ist (subjektiv oder objektiv) zu lang oder zu kurz und wird als nicht erholsam empfunden. Auch häufige Unterbrechungen können kennzeichnend für eine Schlafstörung sein (Mayer et al., 2009). Häufig gehen Einschränkungen in der Gesundheit und der (geistigen und körperlichen) Leistungsfähigkeit der betroffenen Person mit einer Schlafstörung einher, ebenso auch Beeinträchtigungen im sozialen und beruflichen Leben. Schlafstörungen sind die häufigsten psychiatrischen Symptome und sind in den meisten Fällen seelisch bedingt (Mayer et al., 2009) jedoch spielen auch körperliche Faktoren oft eine Rolle. Im Laufe des Lebens leidet so ziemlich jeder mal an einer Schlafstörung. Erst wenn Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum vorhanden sind, stellen sie ein ernst zu nehmendes Problem dar (Saletu-Zyhlarz, 2010). Saletu-Zyhlarz (2010) zufolge sucht dennoch nur jede 20. Person mit einer Schlafstörung seinen Hausarzt aufgrund der Störung auf. Das soll der Autorin zufolge verdeutlichen, dass die Annahme weitverbreitet ist, dass Schlafstörungen nicht behandlungswürdig oder überhaupt behandelbar sind.

Grundsätzlich werden Schlafstörungen im ICSD-3 (Sateia, 2014) wie folgt klassifiziert: Insomnien, schlafbezogene Atmungsstörungen, Hypersomnien ohne Bezug zur Atmung, Zirkadiane Schlafrhythmusstörungen, Parasomnien, schlafbezogene Bewegungsstörungen, andere Schlafstörungen. Nachfolgend wird auf bestimmte Störungen näher eingegangen.

3.1. Schlafbezogene Atmungsstörung (Schlafapnoe-Syndrom)

Im ICSD-3 (Sateia, 2014) sind die schlafbezogenen Atmungsstörungen als Anormalitäten der Atmung während des Schlafes definiert. Bei einigen dieser Störungen ist die Atmung auch während des Wachzustands anormal. Die schlafbezogenen Atmungsstörungen sind unterteilt in obstruktive Schlafapnoe-Syndrome, zentrale Schlafapnoe-Syndrome, schlafbezogene Hypoventilation-Syndrome und schlafbezogene Hypoxämie. Viele Patienten werden jedoch diagnostische Kriterien für mehr als eine dieser Gruppen erfüllen. Insbesondere haben viele Patienten eine Kombination aus obstruktiver und zentraler Schlafapnoe (Sateia, 2014)

Der Schlaf verliert meistens seine Erholungsfunktion, da er aufgrund verschiedener respiratorischer Ereignisse (welche Arousals auslösen können) mehrmals unterbrochen wird. Daher sind vor allem Hypersomnie und manchmal auch Insomnie Leitsymptome dieser Störung (Hein et al., 2001). Folgen wie Minderung der Leistungsfähigkeit und Tagesschläfrigkeit sind üblich. Bei der Diagnostik spielen die Leitsymptome eine zentrale Rolle und sind außerdem für die symptomorientierte Beurteilung des Schweregrades (leicht, mittelschwer, schwer) sehr wichtig, daher müssen sie sehr genau erfasst und beschrieben werden (Hein et al., 2001). Den Schweregrad nur anhand respiratorischer Ereignisse zu beurteilen ist nicht empfehlenswert, da es diesbezüglich eine hohe Variabilität zwischen den Nächten gibt. Dennoch ist bei über 40 respiratorischen Ereignissen (Apnoen, Hypopnoen, obstruk- tionsbedingten Arousals) pro Stunde von einer Störung mit einem hohen Schweregrad auszugehen (Hein et al., 2001). Ungefähr acht Prozent der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter sind von einer schlafbezogenen Atmungsstörung betroffen (Knab, 1996). Weniger als zehn Prozent der Bevölkerung schnarchen im Alter von 20 Jahren. Diese Zahl steigt mit Alter und liegt ab dem 65 Lebensjahr bei ca. 40 bis 50 Prozent. Im Alter von 30 bis 60 Jahren sind mindestens zwei Prozent der weiblichen und vier Prozent der männlichen Bevölkerung von Schlafapnoesyndromen betroffen (Knab, 1996).

3.2. Insomnie

Die Insomnie stellt einen Mangel an Schlafqualität und/oder Schlafquantität dar. Der Begriff wird meistens mit kompletter Schlaflosigkeit assoziiert, er beschreibt jedoch in der Regel eine graduelle Störung (Hajak & Rüther, 1995). Eine Insomnie entwickelt sich aus einem Ungleichgewicht zwischen Schlafbedürfnis und Schlafvermögen heraus und kann als solche diagnostiziert werden, wenn die Beeinträchtigung des Schlafes die Hauptbeschwerde darstellt und/oder wenn die Insomnie andere physische oder psychische Störungen auslöst oder diese verschlimmert. Sie wird dann als eine manifeste Erkrankung angesehen, wenn sich die Beschwerden innerhalb von einem Monat mindestens drei Mal pro Woche wiederholen und das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit des Patienten am Tag darunter leiden (Hajak & Rüther, 1995). Die Symptomatik ist charakterisiert durch Nicht-einschlafen-Können, Unterbrechungen des Schlafes, welche als unangenehm empfunden werden, Müdigkeit, Unwohlsein und Leistungsschwäche während des Tages (Hajak & Rüther, 1995). Der ICSD-R unterteilt die Leitsymptome der Insomnie in die drei Schweregrade leicht, mittelschwer und schwer, um den Umfang der Beeinträchtigung der Betroffenen zu erfassen. Die Schweregradeinteilung ist nützlich um die Notwendigkeit einer therapeutischen Intervention einschätzen und erfassen zu können (Mayer et al., 2009). Übliche Schlafbeschwerden der Patienten äußern sich in einem als zu kurz, unruhig, oberflächlich, leicht oder ohne Erholungswert empfundenen Nachtschlaf (Hajak & Rüther, 1995). Patienten berichten, dass sie vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen während der Nachtruhe sehr lange wach liegen oder dass sie morgens zu früh erwachen. Kognitive Überaktivität (Grübeln, Gedankenkreisen) kann bei einigen Formen der Insomnie eine Begleiterscheinung bei nächtlichem Wachliegen sein. Auch eine emotionale Beteiligung kann sich überwiegend in Form von Ärger und Verzweiflung über das gestörte Schlafverhalten zeigen und damit den psychopathologischen Befund einer zugrundeliegenden psychiatrischen Erkrankung widerspiegeln (Hajak & Rüther, 1995). Riemann (2011) zufolge sind Frauen häufiger von Insomnien betroffen als Männer.

3.3. Restless-Legs-Syndrom

Das Restless-Legs-Syndrom gehört zu der Kategorie der schlafbezogenen Beinbewegungen (Sateia, 2014) und zählt mit einer Prävalenz von zwei bis neun Prozent in der älteren Bevölkerung zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Sensible und motorische Beschwerden der Beine, die in Ruhe auftreten sowie ein Bewegungsdrang, der zu ausgeprägten Schlafstörungen führen kann, gehören zu den charakteristischen Symptomen (Trenkwalder et al., 2001). Das Restless-Legs-Syndrom wird in erster Linie durch die Anamnese und die subjektive Schilderung des Patienten diagnostiziert. Klinische Diagnosekriterien wurden von der International Restless-Legs-Syndrome Study Group aufgestellt (Walters et al., 1996). Sie beinhalten vier Minimalkriterien, die zur Diagnosestellung zwingend erforderlich sind (Trenkwalder et al., 2001), sowie weitere Zusatzkriterien, die auftreten können. Unabhängig davon, wird das Restless-Legs-Syndrom in eine primäre (idiopathische) und sekundäre (symptomatische) Form unterteilt. Es besteht dahingehend Übereinstimmung, dass sich beide Formen in ihrer klinischen Symptomatik nicht oder nur unwesentlich unterscheiden (Trenkwalder et al., 2001). Das Restless-Legs-Syndrom nimmt mit dem Alter zu und zudem bestehen häufig Verbindungen zu anderen Erkrankungen. Es lässt sich in aller Regel sehr gut mit niedriger medikamentöser Behandlung behandeln, meistens durch sogenannte Dopaminagonisten (Paulus und Trenkwalder, 2017).

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Details

Title
Das Traumverhalten von Patienten mit Schlafstörungen. Ein Vergleich zu gesunden Personen
College
University of Mannheim
Grade
2,3
Year
2018
Pages
40
Catalog Number
V991959
ISBN (eBook)
9783346355058
ISBN (Book)
9783346355065
Language
German
Keywords
traumverhalten, patienten, schlafstörungen, vergleich, personen
Quote paper
Anonymous, 2018, Das Traumverhalten von Patienten mit Schlafstörungen. Ein Vergleich zu gesunden Personen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/991959

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