ATL Tagesstrukturplan


Internship Report, 2000

8 Pages


Excerpt


1.Einführung:

Anlass für den Bericht ist das lebenspraktische Training ,,Tagesstrukturplan", welchen ich mit Pat.Sch. am erstellt habe.

Patient Sch. befindet sich seit dem in stationärer Behandlung, nachdem er sich zuhause verstärkt zurückgezogen hat, nicht mehr aus dem Zimmer kam, und lautstark gesungen und geschrieen hat. Zudem ist seine Mutter schwer erkrankt, sie wird ihn nach diesem stationären Aufenthalt nicht mehr zuhause aufnehmen können. Pat.Sch. soll nach Memmingen in ein Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen kommen. Ein Verlegungstermin ist noch nicht bekannt.

Pat. ist auf Station sehr zurückgezogen, hat keine Tagesstruktur, erscheint nur nach Aufforderung zu den Mahlzeiten. Da ich den Patienten in der Bezugspflege betreue und seit Aufnahme auch kenne, habe ich mit dem Patienten gemeinsam einen Tagesstrukturplan erarbeitet.

2.Pflegeerhebung anhand der psychiatrischen ATL´s

Atmung:

R1: Pat. ist Nichtraucher

P1: -

Regulation der Körpertemperatur:

R1: Pat. kann mitteilen, wenn er Fieber hat

P1: Pat. zieht sich nicht der Jahreszeit entsprechend an

Ernährung:

R1: Nimmt nach Aufforderung an den Mahlzeiten teil

P1: Essenszeiten werden vergessen

R2: Pat. hat früher für sich gekocht

P2: Pat. war lange nicht mehr einkaufen

Ausscheidung:

R1: Pat ist kontinent R2: Pat. trinkt viel

Ruhen und Schlafen:

R1: Pat. schläft ohne Medikamente

P1: Pat. zeitweise bei Nacht nicht orientiert

Sicherheit:

R1: Pat. kann seine Ängste äußern

P1: Pat. fühlt sich auf Station noch sehr unsicher

Körperpflege:

R1: Pat. wäscht sich nach Aufforderung selbst

P1: Pat. versorgt sich nicht eigenmotiviert

Mobilität:

R1: keine körperlichen Einschränkungen

P1: Pat. darf Station nicht alleine verlassen

Informieren und Orientierung:

R1: Kommunikation mit Pat. ist gewährleistet

P1: Pat. findet sich in neuer Umgebung schwer zurecht

Kommunikation:

R1: Kommunikation ist gewährleistet

P1: Pat. unkonzentriert, hört oft nicht zu

Stimmungen wahrnehmen und leben:

R1: Pat. kann seine Stimmungen zeigen und äußern

P1: Pat. nimmt wenig Rücksicht auf seine Umwelt

Verantwortungsfähigkeit:

R1: Pat. kann über kleinere Geldbeträge selbst verwalten

P1: Pat. mit der Übernahme von Verantwortung überfordert

Sinn finden:

R1: Pat. fühlt sich zuhause sehr wohl

P1: Pat. kann weitere Lebensplanung nicht überschauen

Sinnvolle Zeitgestaltung:

R1: Pat. hört gerne Radio, geht gerne spazieren

P1: Pat. lebt strukturlos, zieht sich viel ins Zimmer zurück

Arbeit:

R1: Pat. hat früher in einer Fabrik gearbeitet

P1: Pat. hat wenig Ausdauer, ist kognitiv sehr eingeschränkt

Persönlichen Besitz verwalten und finanzielle Sicherheit:

R1: Pat. hat Betreuung

R2: Pat. kann kleinere Geldbeträge selber verwalten

Wohnen:

R1: lebt im eigenen Zimmer im Haus der Mutter

P1: Pat. kann nicht mehr nach Hause zurück, Weiterversorgung ist eingeleitet

Sich als Mann/Frau/Kind/Jugendlicher fühlen und verhalten:

R1:Pat. verhält sich adäquat

P1: -

Rechte wahrnehmen und Pflichten erfüllen:

R1: Pat. hat gutes Verhältnis mit Betreuerin

R2: Pat. kann kleinere Aufgaben auf Station übernehmen

P1: Pat. kann komplexere Zusammenhänge nicht verstehen

Sterben:

R1: nicht suizidal

3. Pflegediagnose

Pat. Sch. ist seit langer Zeit krank, er hat große Defizite im kognitiven Bereich. Viele lebenspraktische Dinge, auch einfache Tätigkeiten, kann er nicht von alleine übernehmen. Seine sozialen Kontakte beschränken sich auf die Mutter und seine in Memmingen lebende Schwester. Da die Mutter schwer erkrankt ist, soll der Pat. nach Entlassung in eine andere Einrichtung verlegt werden.

Durch die Überfürsorge der Mutter hat der Pat. praktisch nie etwas alleine unternommen, bzw. seinen Tag versucht zu strukturieren. Auf Station fällt ihm die Teilnahme an den Therapien und Gruppen sehr schwer, er erscheint nicht von alleine, und kann die Gruppen nicht durchhalten.

Vorbereitung und Planung einer soziotherapeutischen Einzel-oder Gruppenaktivität:

1.Ziel:

1.1. Begründung für die Maßnahme lt. Stationsziel/Handbuch

1.2. Was soll den PatientInnen vermittelt werden

Dem Patienten soll anhand eines Tagesstrukturplanes eine Orientierungshilfe für den Stationsablauf gegeben werden. Der Tagesstrukturplan soll jede Woche um ein oder zwei Punkte erweitert werden. Eine Überforderung des Patienten soll vermieden werden. Der Patient soll den Plan als Hilfe verstehen, er soll auch Interesse an der Gestaltung seiner freien Zeit wecken.

1.3 . Die PatientInnen sollen:

1.3.1. kognitiv

Der Patient soll den Plan inhaltlich verstehen, er soll mit seinen eigenen Worten geschrieben sein. Die Ausführungen auf dem Plan sollen nicht zu komplex sein, damit der Patient sie auch versteht.

1.3.2. affektiv

Der Patient soll nicht überfordert werden.

1.3.3. sozial-kommunikativ

Der Patient soll seine eigenen Bedürfnisse äußern können. Er soll den Tagesstrukturplan mitgestalten

1.3.4. psychomotorisch

Die Erstellung des Planes soll nicht zu lange dauern, da der Patient schnell unruhig wird. Er soll die Möglichkeit erhalten, die Aktivität zu unterbrechen und zu einem anderen Zeitpunkt durchzuführen.

2.Zielgruppe

2.1. Wer soll angesprochen werden

Patient Sch.

2.2. Teilnahmekriterien

keine

2.3. Teilnahmeausschluss

keine

2.4. Gruppengröße

1 Patient, 1 Pflegekraft

3. Planung

3.1. Zeitpunkt

., mit Patient wird 16.00 Uhr vereinbart

3.2. Dauer

ca. eine halbe Stunde

3.3. Ort

Fernsehraum der Station

3.4. Personalbedarf

1 Pflegekraft

3.5. Material

Kugelschreiber und Papier

3.6. Finanzierung

-

3.7. Vorgehen/Methode

Es handelt sich um eine aktivierend-fördernde Einzelaktivität.

4.Programmablauf / Maßnahmen

fiktiver Ablauf

- Absprache im Team über Zeitpunkt, Ort der Aktivität
- Absprache im Team über Inhalt des Tagesstrukturplanes
- Information des Patienten über geplante Aktivität
- Vereinbarung von Zeitpunkt und Ort
- Patient am Mittag noch einmal daran erinnern
- Angenehme Atmosphäre schaffen

5. Mögliche Probleme & Alternativen

5.1. mögliche Probleme

a) Patienten geht es an diesem Tag nicht gut.
b) Patient kann die Aktivität nicht durchhalten
c) Patient erkennt den Sinn der Aktivität nicht

5.2. Alternativen

a) Aktivität verschieben, evtl. Spaziergang anbieten
b) Aktivität kurz und einfach durchführen, Pat. nicht zum durchhalten drängen
c) Pat. Sinn der Aktivität genau erklären, nachfragen lassen, evtl. mit eigenen Worten noch mal erzählen lassen.

6. Auswertung

Der Patient erschien nicht zu dem vereinbarten Termin, er hatte Besuch von seiner Schwester bekommen, und war mit ihr ins Cafe gegangen. Nach seiner Rückkehr vereinbarten wir einen neuen Termin für 18.00Uhr. Zu diesem Termin erschien der Patient ebenfalls nicht, er wollte sein Zimmer nicht verlassen, da er das "nicht dürfe". Er war aber damit einverstanden, dass ich bei ihm im Zimmer bleibe. Dem Patient wurde nochmals erklärt, um was es geht, dass der Plan anschließend im Zimmer aufgehängt wird, und dass er jederzeit nachfragen darf. Der Patient erzählte von zu Hause, was er da den ganzen Tag gemacht hat. So konnte er auch Punkte benennen, die mit in den Plan sollen. Dem Patienten wurde erklärt, dass der Plan jede Woche zusammen mit der Pflegeperson neu geschrieben und aktualisiert wird. Der Patient war die meiste Zeit fröhlich, fand die Idee eines Planes gut.

6.1. in der Gruppe

- Blitzlicht

- Feed-back

Der Patient wurde für seine Mitarbeit gelobt. Die Erstellung des Planes im Zimmer verlief störungsfrei und ohne Unterbrechung. Der Patient selber schien die Aufmerksamkeit zu genießen.

6.2. Reflexion mit Kolleginnen (Co-)

Im Team wird der Patient als unruhig, unzuverlässig und zurückgezogen empfunden. Die meisten Kollegen sind sich aber sicher, dass ein Tagesplan dem Patienten Struktur geben kann.

6.3. Bericht im Team

Der Tagesstrukturplan wurde im Team am darauffolgenden Tag vorgestellt, und besprochen. Es wurde ausgemacht, dass auch in meiner Abwesenheit der Plan regelmäßig einmal die Woche aktualisiert wird.

6.4. Dokumentation (analog1.3.)

Da der Patient zum großen Teil selbst mitgearbeitet hat, kann er kognitiv den Punkten auf dem Plan folgen.

Affektiv: Durch die Überschaubarkeit des Tagesplanes fand bei dem Patienten keine Überforderung statt.

Sozial-Kommunikativ: Der Pat. konnte, nach dem er überraschend Besuch bekommen hatte, mir nicht mitteilen, dass er den Termin verlegen möchte.

Psychomotorisch konnte der Pat. gut durchhalten.

7. Evaluation

Ein großes Ziel dieser Aktivität ist schon die Bereitschaft des Patienten, gemeinsam einen solchen Plan zu erarbeiten. Da ich mit dem Patienten seit10 Tagen in der Bezugspflege arbeite, war es mir in dieser Zeit möglich einen guten Kontakt und eine Beziehung zu ihm herzustellen.

Auch die Einhalten des Tagesplanes wird nur über den Aufbau einer Beziehung zum Patienten möglich sein.

8.Zusammenfassung/Resümee

Wichtig ist, dass der Tagesstrukturplan für den Patienten, ähnlich eines Stundenplanes, bindend ist, da er sonst für den Patienten schnell an Bedeutung verliert.

Das tägliche Besprechen des Planes ist sehr wichtig, ebenso die wöchentliche Aktualisierung. Sollte der Patient gut mit dem Plan zurechtkommen, so kann sicher an die Erstellung eines Wochenplanes gedacht werden.

Tagesstrukturplan

6.30 Uhr Wecken

7.00 Uhr Waschen und Anziehen

7.30 Uhr Frühstück im Speisesaal, anschl. Medikamente nehmen

8.00 Uhr Besprechung des Tagesplanes mit Bezugsperson im Zimmer

9.00 Uhr Visite im Fernsehraum

10.00 Uhr Ergotherapie im Speisesaal

11.30 Uhr Mittagessen

12.00 Uhr Medikamente einnehmen

12.30-13.30 Uhr Mittagspause

13.30 Uhr Überlegen einer Aktivität für den Nachmittag

14.00 Uhr Besprechen mit der Bezugsperson 1 Aktivität für den Nachmittag (wann + was?)

15.00 Uhr Nachmittagsaktivität

17.30 Uhr Abendessen

18.00 Uhr Medikamente einnehmen

19.00 Uhr Medikamente richten im Stationszimmer

20.00 Uhr Nachrichten schauen im Fernsehen

21.30 Uhr Nachtmedikamente einnehmen

21.45 Uhr Wecker stellen auf 6.30 Uhr!

22.00 Uhr Umziehen für die Nacht, Nachtruhe

Bericht über das lebenspraktische Training ,,Tagesstrukturplan" -

Excerpt out of 8 pages

Details

Title
ATL Tagesstrukturplan
Author
Year
2000
Pages
8
Catalog Number
V99208
ISBN (eBook)
9783638976572
File size
390 KB
Language
German
Keywords
Tagesstrukturplan
Quote paper
Michael Waibel (Author), 2000, ATL Tagesstrukturplan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99208

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Title: ATL Tagesstrukturplan



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