Bericht über das lebenspraktische Training ,,Tagesstrukturplan" - FAQs
Was ist der Anlass für diesen Bericht?
Der Bericht dokumentiert das lebenspraktische Training „Tagesstrukturplan“, das mit dem Patienten Sch. durchgeführt wurde. Patient Sch. war zuvor stark zurückgezogen, zeigte auffälliges Verhalten (lautes Singen und Schreien) und benötigte aufgrund seiner Situation und der Erkrankung seiner Mutter eine stationäre Behandlung mit anschließender Verlegung in eine Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen in Memmingen.
Welche Pflegeerhebung wurde anhand der psychiatrischen ATL´s durchgeführt?
Die Erhebung umfasste verschiedene Bereiche, von Atmung und Körpertemperatur bis hin zu Ausscheidung, Schlafmuster, Sicherheit, Körperpflege, Mobilität, Kommunikation, Stimmungslage, Verantwortungsfähigkeit, Sinnfindung, Zeitgestaltung, Arbeit, Wohnen und der Wahrnehmung eigener Rechte und Pflichten. Es wurden sowohl Stärken (R1) als auch Defizite (P1, P2) des Patienten dokumentiert. Beispielsweise zeigte sich, dass Patient Sch. zwar seine Ängste äußern konnte, sich aber auf Station unsicher fühlte und in seiner Selbstversorgung Unterstützung benötigte.
Welche Pflegediagnose wurde erstellt?
Patient Sch. leidet unter kognitiven Defiziten, die ihn bei alltäglichen Aufgaben behindern. Seine sozialen Kontakte sind eingeschränkt, und er hat Schwierigkeiten, an Therapien und Gruppen teilzunehmen. Die lange Überfürsorge der Mutter hat zu einem Mangel an Selbstständigkeit und Tagesstruktur geführt.
Welches Ziel verfolgt die soziotherapeutische Maßnahme (Tagesstrukturplan)?
Das Ziel ist es, dem Patienten mit Hilfe eines Tagesstrukturplanes Orientierung und Struktur im Stationsalltag zu geben. Der Plan soll schrittweise erweitert werden, um Überforderung zu vermeiden und das Interesse des Patienten an der Gestaltung seiner Freizeit zu wecken. Es werden kognitive, affektive, sozial-kommunikative und psychomotorische Aspekte berücksichtigt.
Wie wurde der Tagesstrukturplan erstellt?
Der Plan wurde in einer Einzelaktivität mit dem Patienten erstellt. Der Ablauf beinhaltete die Absprache des Termins, die Schaffung einer angenehmen Atmosphäre und die gemeinsame Festlegung der Aktivitäten. Es wurde darauf geachtet, den Plan verständlich und übersichtlich zu gestalten und den Patienten aktiv in den Prozess einzubeziehen.
Welche Probleme traten auf, und wie wurden sie gelöst?
Der Patient verpasste die vereinbarten Termine aufgrund von Besuch und eigener Verweigerung. Die Aktivität fand dann im Zimmer des Patienten statt, wobei er aktiv an der Gestaltung des Planes beteiligt wurde. Alternativen für den Fall von Problemen (z. B. schlechtes Befinden des Patienten, Unfähigkeit, die Aktivität durchzuhalten, oder mangelndes Verständnis für den Sinn der Aktivität) wurden vorher überlegt.
Wie wurde die Aktivität ausgewertet?
Die Auswertung umfasste eine Selbsteinschätzung, Feedback im Team und die Dokumentation der Fortschritte. Der Patient zeigte sich kooperativ und positiv eingestellt. Das Team bewertete den Tagesstrukturplan als sinnvoll, um dem Patienten mehr Struktur zu bieten.
Wie wurde die Aktivität evaluiert?
Die Bereitschaft des Patienten zur Mitarbeit und der Aufbau einer guten Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft waren entscheidend für den Erfolg. Die regelmäßige Besprechung und Aktualisierung des Planes sowie die mögliche Weiterentwicklung zu einem Wochenplan werden als wichtig erachtet.
Wie sieht der fertige Tagesstrukturplan aus?
Der Bericht enthält einen detaillierten Tagesablaufplan, der von 6:30 Uhr morgens bis 22:00 Uhr abends verschiedene Aktivitäten wie Wecken, Waschen, Essen, Therapien, Freizeitaktivitäten und Schlafzeiten beinhaltet.
Was ist das Resümee des Berichts?
Der Tagesstrukturplan soll für den Patienten bindend sein und regelmäßig besprochen und aktualisiert werden. Bei erfolgreichem Verlauf kann ein Wochenplan erstellt werden. Die enge Zusammenarbeit und Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient sind entscheidend für den Erfolg der Maßnahme.
1.Einführung:
Anlass für den Bericht ist das lebenspraktische Training ,,Tagesstrukturplan", welchen ich mit Pat.Sch. am erstellt habe.
Patient Sch. befindet sich seit dem in stationärer Behandlung, nachdem er sich zuhause verstärkt zurückgezogen hat, nicht mehr aus dem Zimmer kam, und lautstark gesungen und geschrieen hat. Zudem ist seine Mutter schwer erkrankt, sie wird ihn nach diesem stationären Aufenthalt nicht mehr zuhause aufnehmen können. Pat.Sch. soll nach Memmingen in ein Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen kommen. Ein Verlegungstermin ist noch nicht bekannt.
Pat. ist auf Station sehr zurückgezogen, hat keine Tagesstruktur, erscheint nur nach Aufforderung zu den Mahlzeiten. Da ich den Patienten in der Bezugspflege betreue und seit Aufnahme auch kenne, habe ich mit dem Patienten gemeinsam einen Tagesstrukturplan erarbeitet.
2.Pflegeerhebung anhand der psychiatrischen ATL´s
Atmung:
R1: Pat. ist Nichtraucher
P1: -
Regulation der Körpertemperatur:
R1: Pat. kann mitteilen, wenn er Fieber hat
P1: Pat. zieht sich nicht der Jahreszeit entsprechend an
Ernährung:
R1: Nimmt nach Aufforderung an den Mahlzeiten teil
P1: Essenszeiten werden vergessen
R2: Pat. hat früher für sich gekocht
P2: Pat. war lange nicht mehr einkaufen
Ausscheidung:
R1: Pat ist kontinent R2: Pat. trinkt viel
Ruhen und Schlafen:
R1: Pat. schläft ohne Medikamente
P1: Pat. zeitweise bei Nacht nicht orientiert
Sicherheit:
R1: Pat. kann seine Ängste äußern
P1: Pat. fühlt sich auf Station noch sehr unsicher
Körperpflege:
R1: Pat. wäscht sich nach Aufforderung selbst
P1: Pat. versorgt sich nicht eigenmotiviert
Mobilität:
R1: keine körperlichen Einschränkungen
P1: Pat. darf Station nicht alleine verlassen
Informieren und Orientierung:
R1: Kommunikation mit Pat. ist gewährleistet
P1: Pat. findet sich in neuer Umgebung schwer zurecht
Kommunikation:
R1: Kommunikation ist gewährleistet
P1: Pat. unkonzentriert, hört oft nicht zu
Stimmungen wahrnehmen und leben:
R1: Pat. kann seine Stimmungen zeigen und äußern
P1: Pat. nimmt wenig Rücksicht auf seine Umwelt
Verantwortungsfähigkeit:
R1: Pat. kann über kleinere Geldbeträge selbst verwalten
P1: Pat. mit der Übernahme von Verantwortung überfordert
Sinn finden:
R1: Pat. fühlt sich zuhause sehr wohl
P1: Pat. kann weitere Lebensplanung nicht überschauen
Sinnvolle Zeitgestaltung:
R1: Pat. hört gerne Radio, geht gerne spazieren
P1: Pat. lebt strukturlos, zieht sich viel ins Zimmer zurück
Arbeit:
R1: Pat. hat früher in einer Fabrik gearbeitet
P1: Pat. hat wenig Ausdauer, ist kognitiv sehr eingeschränkt
Persönlichen Besitz verwalten und finanzielle Sicherheit:
R1: Pat. hat Betreuung
R2: Pat. kann kleinere Geldbeträge selber verwalten
Wohnen:
R1: lebt im eigenen Zimmer im Haus der Mutter
P1: Pat. kann nicht mehr nach Hause zurück, Weiterversorgung ist eingeleitet
Sich als Mann/Frau/Kind/Jugendlicher fühlen und verhalten:
R1:Pat. verhält sich adäquat
P1: -
Rechte wahrnehmen und Pflichten erfüllen:
R1: Pat. hat gutes Verhältnis mit Betreuerin
R2: Pat. kann kleinere Aufgaben auf Station übernehmen
P1: Pat. kann komplexere Zusammenhänge nicht verstehen
Sterben:
R1: nicht suizidal
3. Pflegediagnose
Pat. Sch. ist seit langer Zeit krank, er hat große Defizite im kognitiven Bereich. Viele lebenspraktische Dinge, auch einfache Tätigkeiten, kann er nicht von alleine übernehmen. Seine sozialen Kontakte beschränken sich auf die Mutter und seine in Memmingen lebende Schwester. Da die Mutter schwer erkrankt ist, soll der Pat. nach Entlassung in eine andere Einrichtung verlegt werden.
Durch die Überfürsorge der Mutter hat der Pat. praktisch nie etwas alleine unternommen, bzw. seinen Tag versucht zu strukturieren. Auf Station fällt ihm die Teilnahme an den Therapien und Gruppen sehr schwer, er erscheint nicht von alleine, und kann die Gruppen nicht durchhalten.
Vorbereitung und Planung einer soziotherapeutischen Einzel-oder Gruppenaktivität:
1.Ziel:
1.1. Begründung für die Maßnahme lt. Stationsziel/Handbuch
1.2. Was soll den PatientInnen vermittelt werden
Dem Patienten soll anhand eines Tagesstrukturplanes eine Orientierungshilfe für den Stationsablauf gegeben werden. Der Tagesstrukturplan soll jede Woche um ein oder zwei Punkte erweitert werden. Eine Überforderung des Patienten soll vermieden werden. Der Patient soll den Plan als Hilfe verstehen, er soll auch Interesse an der Gestaltung seiner freien Zeit wecken.
1.3 . Die PatientInnen sollen:
1.3.1. kognitiv
Der Patient soll den Plan inhaltlich verstehen, er soll mit seinen eigenen Worten geschrieben sein. Die Ausführungen auf dem Plan sollen nicht zu komplex sein, damit der Patient sie auch versteht.
1.3.2. affektiv
Der Patient soll nicht überfordert werden.
1.3.3. sozial-kommunikativ
Der Patient soll seine eigenen Bedürfnisse äußern können. Er soll den Tagesstrukturplan mitgestalten
1.3.4. psychomotorisch
Die Erstellung des Planes soll nicht zu lange dauern, da der Patient schnell unruhig wird. Er soll die Möglichkeit erhalten, die Aktivität zu unterbrechen und zu einem anderen Zeitpunkt durchzuführen.
2.Zielgruppe
2.1. Wer soll angesprochen werden
Patient Sch.
2.2. Teilnahmekriterien
keine
2.3. Teilnahmeausschluss
keine
2.4. Gruppengröße
1 Patient, 1 Pflegekraft
3. Planung
3.1. Zeitpunkt
., mit Patient wird 16.00 Uhr vereinbart
3.2. Dauer
ca. eine halbe Stunde
3.3. Ort
Fernsehraum der Station
3.4. Personalbedarf
1 Pflegekraft
3.5. Material
Kugelschreiber und Papier
3.6. Finanzierung
-
3.7. Vorgehen/Methode
Es handelt sich um eine aktivierend-fördernde Einzelaktivität.
4.Programmablauf / Maßnahmen
fiktiver Ablauf
- Absprache im Team über Zeitpunkt, Ort der Aktivität
- Absprache im Team über Inhalt des Tagesstrukturplanes
- Information des Patienten über geplante Aktivität
- Vereinbarung von Zeitpunkt und Ort
- Patient am Mittag noch einmal daran erinnern
- Angenehme Atmosphäre schaffen
5. Mögliche Probleme & Alternativen
5.1. mögliche Probleme
a) Patienten geht es an diesem Tag nicht gut.
b) Patient kann die Aktivität nicht durchhalten
c) Patient erkennt den Sinn der Aktivität nicht
5.2. Alternativen
a) Aktivität verschieben, evtl. Spaziergang anbieten
b) Aktivität kurz und einfach durchführen, Pat. nicht zum durchhalten drängen
c) Pat. Sinn der Aktivität genau erklären, nachfragen lassen, evtl. mit eigenen Worten noch mal erzählen lassen.
6. Auswertung
Der Patient erschien nicht zu dem vereinbarten Termin, er hatte Besuch von seiner Schwester bekommen, und war mit ihr ins Cafe gegangen. Nach seiner Rückkehr vereinbarten wir einen neuen Termin für 18.00Uhr. Zu diesem Termin erschien der Patient ebenfalls nicht, er wollte sein Zimmer nicht verlassen, da er das "nicht dürfe". Er war aber damit einverstanden, dass ich bei ihm im Zimmer bleibe. Dem Patient wurde nochmals erklärt, um was es geht, dass der Plan anschließend im Zimmer aufgehängt wird, und dass er jederzeit nachfragen darf. Der Patient erzählte von zu Hause, was er da den ganzen Tag gemacht hat. So konnte er auch Punkte benennen, die mit in den Plan sollen. Dem Patienten wurde erklärt, dass der Plan jede Woche zusammen mit der Pflegeperson neu geschrieben und aktualisiert wird. Der Patient war die meiste Zeit fröhlich, fand die Idee eines Planes gut.
6.1. in der Gruppe
- Blitzlicht
- Feed-back
Der Patient wurde für seine Mitarbeit gelobt. Die Erstellung des Planes im Zimmer verlief störungsfrei und ohne Unterbrechung. Der Patient selber schien die Aufmerksamkeit zu genießen.
6.2. Reflexion mit Kolleginnen (Co-)
Im Team wird der Patient als unruhig, unzuverlässig und zurückgezogen empfunden. Die meisten Kollegen sind sich aber sicher, dass ein Tagesplan dem Patienten Struktur geben kann.
6.3. Bericht im Team
Der Tagesstrukturplan wurde im Team am darauffolgenden Tag vorgestellt, und besprochen. Es wurde ausgemacht, dass auch in meiner Abwesenheit der Plan regelmäßig einmal die Woche aktualisiert wird.
6.4. Dokumentation (analog1.3.)
Da der Patient zum großen Teil selbst mitgearbeitet hat, kann er kognitiv den Punkten auf dem Plan folgen.
Affektiv: Durch die Überschaubarkeit des Tagesplanes fand bei dem Patienten keine Überforderung statt.
Sozial-Kommunikativ: Der Pat. konnte, nach dem er überraschend Besuch bekommen hatte, mir nicht mitteilen, dass er den Termin verlegen möchte.
Psychomotorisch konnte der Pat. gut durchhalten.
7. Evaluation
Ein großes Ziel dieser Aktivität ist schon die Bereitschaft des Patienten, gemeinsam einen solchen Plan zu erarbeiten. Da ich mit dem Patienten seit10 Tagen in der Bezugspflege arbeite, war es mir in dieser Zeit möglich einen guten Kontakt und eine Beziehung zu ihm herzustellen.
Auch die Einhalten des Tagesplanes wird nur über den Aufbau einer Beziehung zum Patienten möglich sein.
8.Zusammenfassung/Resümee
Wichtig ist, dass der Tagesstrukturplan für den Patienten, ähnlich eines Stundenplanes, bindend ist, da er sonst für den Patienten schnell an Bedeutung verliert.
Das tägliche Besprechen des Planes ist sehr wichtig, ebenso die wöchentliche Aktualisierung. Sollte der Patient gut mit dem Plan zurechtkommen, so kann sicher an die Erstellung eines Wochenplanes gedacht werden.
Tagesstrukturplan
6.30 Uhr Wecken
7.00 Uhr Waschen und Anziehen
7.30 Uhr Frühstück im Speisesaal, anschl. Medikamente nehmen
8.00 Uhr Besprechung des Tagesplanes mit Bezugsperson im Zimmer
9.00 Uhr Visite im Fernsehraum
10.00 Uhr Ergotherapie im Speisesaal
11.30 Uhr Mittagessen
12.00 Uhr Medikamente einnehmen
12.30-13.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr Überlegen einer Aktivität für den Nachmittag
14.00 Uhr Besprechen mit der Bezugsperson 1 Aktivität für den Nachmittag (wann + was?)
15.00 Uhr Nachmittagsaktivität
17.30 Uhr Abendessen
18.00 Uhr Medikamente einnehmen
19.00 Uhr Medikamente richten im Stationszimmer
20.00 Uhr Nachrichten schauen im Fernsehen
21.30 Uhr Nachtmedikamente einnehmen
21.45 Uhr Wecker stellen auf 6.30 Uhr!
22.00 Uhr Umziehen für die Nacht, Nachtruhe
Bericht über das lebenspraktische Training ,,Tagesstrukturplan" -
- Arbeit zitieren
- Michael Waibel (Autor:in), 2000, ATL Tagesstrukturplan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99208