Wortneubildungen während der Coronakrise. Neologismen der deutschen Gegenwartssprache


Dossier / Travail, 2021

20 Pages, Note: 1,2


Extrait


Inhalt

1. Einleitung – Wie entstehen neue Wörter?

2. Überblick über die häufigsten Wortbildungsarten im Deutschen
2.1 Komposition
2.2 Derivation
2.3 Konversion

3. Theoretischer Exkurs – Neologismen
3.1 Begriffsklärung „Neologismus“
3.2 Merkmale von Neologismen und Abgrenzung von Okkasionalismen

4. Neologismen im Zusammenhang zur Covid-19 Pandemie
4.1 Verbreitung der Neologismen durch die Medien
4.2 Beispiele neu entstandener Wörter
4.3 Analyse ausgewählter Beispiele hinsichtlich ihrer Bildung

5. Fazit – Beitrag einer Pandemie zur Entstehung eines neuen Wortschatzes

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung – Wie entstehen neue Wörter?

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat der Wortschatz des Deutschen immer weiter zugenommen. Durch technische, wissenschaftliche sowie gesellschaftliche Entwicklungen oder auch generell die zunehmende Globalisierung der Welt, gelangten immer mehr neue Begriffe in die deutsche Sprache. (vgl. Obrist, 2013)

Auch im Zuge der Covid-19-Pandemie sind eine ganze Reihe neuer Wörter im Sprachgebrauch der Deutschen aufgetaucht, die vor einem Jahr noch keiner verstanden hätte. In einem Interview mit Deutschlandfunk hat der Sprachwissenschaftler Wolfgang Klein, der seit 2014 Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ist, schon 2017 erklärt, dass er Deutsch für die Sprache mit den meisten Wortbildungsmöglichkeiten hält. Dass sich der Wortschatz stetig verändert und dabei fortwährend größer wird, erklärt er unter anderem damit, dass immer wieder neue Dinge auftreten, die benannt werden müssen und über die gesprochen werden muss. Die aktuelle Pandemie und die mit ihr auftretenden neuen Begriffe belegen diese These. Einmal vorhandene Wörter verschwinden hingegen nahezu nie, sie werden im Laufe der Zeit höchstens von weniger Menschen gesprochen und zu bestimmten Zeitpunkten vergessen, aber auch irgendwann wiederentdeckt und hervorgeholt. (vgl. Fecke, 2017)

Das Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch (OWID) des Instituts für Deutsche Sprache hat in seinem Neologismenwörterbuch mittlerweile einen neuen Wortschatz, rund um die gesamte Pandemie, angelegt. Darin lassen sich Bezeichnungen, wie „30-Sekunden-Regel“, „Anticoronademonstration“, „Lockdownchen“ oder „Wellenbrecherlockdown“ finden. (vgl. OWID, o.D.)

Wie sich solche Wörter komplett neu oder aus bereits bestehenden Wörtern zusammensetzen und durch welche Wortbildungsarten sie erst einmal entstanden sind, soll im Folgenden betrachtet werden. Dazu wird sich die Hausarbeit in einem ersten theoretischen Teil den wichtigsten Wortbildungsarten im Deutschen, den Kompositionen, Derivationen und Konversionen, widmen, bevor im Anschluss in einem kurzen Exkurs Neologismen betrachtet werden. In einer praktischen Ausführung soll daraufhin die Verbreitung der neu entstandenen Wörter durch die Medien betrachtet werden, bevor ausgewählte Beispiele hinsichtlich ihrer Wortbildungsart untersucht werden. Abschließend soll damit die Frage beantwortet werden, inwiefern die aktuelle Corona-Pandemie zur Entstehung eines neuen Wortschatzes im Deutschen beiträgt.

2. Überblick über die häufigsten Wortbildungsarten im Deutschen

Während immer wieder neue Wörter Einzug in das Deutsche nehmen, ist Englisch die Sprache, aus der die meisten neuen Wörter des Deutschen entnommen werden. Dies ist unter anderem durch die Dominanz der USA in verschiedensten Bereichen begründbar. Begriffe für beispielsweise technische Innovationen werden einfach in den Sprachgebrauch übernommen, wobei man von sogenannten Entlehnungen spricht.

Im Gegensatz dazu entstehen durch Wortbildungen aus dem bereits vorhandenen Wortschatz neue Wörter. Im Deutschen geschieht dies allen voran durch Zusammensetzungen, aber auch Ableitungen und Kurzwörter spielen keine unbedeutende Rolle. Des Weiteren können auch Bedeutungserweiterungen den Wortschatz einer Sprache vergrößern, zum Beispiel bedeutet das Wort „zwitschern“ inzwischen auch so viel wie „twittern“. (vgl. Obrist, 2013)

Wenn ein neues Wort zum festen Bestandteil eines Wortschatzes geworden ist, spricht man von einem lexikalisierten Wort. Die häufigsten Wortbildungsverfahren im Deutschen sind die Komposition, Derivation und Konversion, die im Folgenden überblicksartig beschrieben werden. (vgl. Pittner 2016, S. 65)

2.1 Komposition

Bei einem Kompositum handelt es sich um ein komplexes Lexem aus zwei wortfähigen unmittelbaren Konstituenten. Entsprechend der Abfolge dieser Bestandteile kann jeweils in ein Erst- und Zweitglied unterschieden werden. Zweitglieder sind dabei grundlegend Wortstämme oder Konfixe, während die Erstgliedstelle durch Wortstämme, Syntagmen, Wortreihungen oder auch Konfixe unterschiedlich besetzt sein kann. In Sonderfällen, wie beispielsweise „Ich-nehme-ab-Programm“ oder „A-Jugend“, kann das Erstglied auch aus einem ganzen Satz oder nur aus einem einzigen Buchstaben bestehen. (vgl. Fleischer & Barz 2012, S. 84)

Innerhalb der Komposita ist eine Unterscheidung hinsichtlich der Wortarten der Stämme möglich, woraus sich im Deutschen diverse Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit ergibt sich aus der Art des Verhältnisses, das zwischen den verschiedenen Gliedern herrscht.

Daraus können sich beispielsweise Determinativkomposita ergeben, bei denen das Zweitglied die zentrale Rolle für das Wort spielt. Dieses bestimmt die Wortart und gibt bei Substantiven das Genus sowie die Flexionsklasse vor. Damit stellt das Zweitglied bei Determinativkomposita den Kopf des Kompositums dar. Meist ist es auch für die Semantik von Bedeutung, was zum Beispiel am Wort „Hausschlüssel“ deutlich wird. Hierbei handelt es sich, wie das Zweitglied zeigt, um einen Schlüssel, nicht jedoch um ein Haus. Das Erstglied, in diesem Fall „Haus“, wird als Bestimmungswort bezeichnet, das das Zweitglied, das Grundwort, näher definiert. Obwohl Determinativkomposita immer aus zwei unmittelbaren Konstituenten bestehen, können sie, besonders im Deutschen, ungemein komplex sein. Trotzdem sind solche Worte, wie „Fußballweltmeisterschaft“ immer in jeweils zwei Teile zerlegbar. Eine solche Zerlegung eines Kompositums wird als IC-Analyse bezeichnet und kann, bei dem im Beispiel genannten Wort, wie folgt aussehen: [Fuß + Ball] + [Welt + [Meister – schaft]]. (vgl. Pittner 2016, S. 66 f.)

Als ein weiteres Ergebnis der Komposition können Kopulativkomposita entstehen. Hierbei stehen die kombinierten Stämme in einem additiven Verhältnis zueinander und sind damit gleichrangig, wodurch die einzelnen Teile theoretisch umstellbar sind. In der Praxis gibt es jedoch meist eine übliche Reihenfolge, die dann auch immer verwendet wird. Im Unterschied zu Determinativkomposita, bei denen der Wortakzent meist auf dem ersten Glied liegt, liegt dieser bei Kopulativkomposita eher auf beiden, in einigen Fällen sogar auf dem zweiten Glied. Die möglichen Zusammensetzungen sind außerdem auf Glieder aus der gleichen Wortart und der gleichen semantischen Subklasse beschränkt. Allerdings gibt es keine Beschränkung auf zwei Bestandteile, sondern es sind auch Komposita wie „schwarz-rot-gelb“ möglich. (vgl. Pittner 2016, S. 68 f.)

In einigen Wortbildungslehren ist noch von einer dritten Unterscheidungsmöglichkeit, den „Possessivkomposita“, die Rede. Deren Besonderheit ist es, dass ihr semantischer Kern außerhalb der Glieder liegt, aus denen sie gebildet werden. Folgendes Beispiel verdeutlicht dies: Der Begriff „Rotkehlchen“ bezeichnet keine rote Kehle, sondern eben einen Vogel, der eine solche besitzt. (vgl. Pittner 2016, S. 69)

2.2 Derivation

Eine Derivation kann als Ableitung verstanden werden, die ebenfalls aus zwei unmittelbaren Konstituenten besteht. Zum einen gibt es immer eine Derivationsbasis, welche ein Wortstamm, ein Konfix oder ein Syntagma ist. Als zweite Konstituente gibt es ein Derivationsaffix, welches entweder Suffix, Präfix oder Zirkumfix ist. (vgl. Fleischer & Barz 2012, S. 86)

Affixe können grundlegend in produktiv oder nicht produktiv unterschieden werden. Produktiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie die Bildung von neuen Wörtern ermöglichen, wohingegen unproduktive Affixe keine neuen Bildungen zulassen. Dies ist beispielsweise bei dem Affix –t in dem Wort „Fahrt“ der Fall.

Derivate sind hinsichtlich ihrer Affixe unterscheidbar. Durch Bildungen mit Suffixen entstehen Suffixderivate, dieser Vorgang wird auch als „Suffigierung“ bezeichnet. Ein Beispiel dafür ist das Wort „Ordnung“. Hierbei legt das Suffix die Wortart des neu gebildeten Wortes fest, wodurch eine Unterscheidung in Nominal-, Verbal-, Adjektiv- und Adverbsuffix ermöglicht wird. Das Suffix „-ung“, aus dem genannten Beispiel, kann also den Nominalsuffixen zugeordnet werden. Da der am weitesten rechts stehende Teil des Wortes die Wortart bestimmt, ist auch vom „Kopf-rechts-Prinzip“ die Rede. Wie die Zweitglieder in den zuvor beschriebenen Komposita, definiert auch hier das zweite Element neben der Wortart, das Genus und die Flexionsklasse. So wird aus dem verbalen Stamm „lehr“ durch das Suffix „-er“ ein maskulines Substantiv (Lehrer), aus welchem daraufhin durch das Suffix „-in“ ein feminines Substantiv entsteht. (vgl. Pittner 2016, S. 72 f.)

Eine weitere Möglichkeit der Derivation ist die Präfixderivation oder Präfigierung. Durch die Bildung mit einem Präfix kommt es, durch das vorherrschende „Kopf-rechts-Prinzip“, zu keiner Änderung der Wortart. Präfixe bewirken lediglich eine Änderung der Bedeutung, wie beispielsweise in der Präfigierung „Unglück“ mit der Basis „Glück“ deutlich wird. Während indigene Affixe normalerweise nicht akzentuiert sind, bildet die Betonung des Präfixes „un-“ eine Ausnahme. (vgl. Pittner 2016, S. 75) Eine seltene Art der Derivation stellen die sogenannten Zirkumfixderivationen, beziehungsweise Zirkumfigierungen dar. Ein Beispiel, für ein auch heute noch genutztes, produktives Zirkumfix ist Ge-(e). Dieses lässt durch die Verbindung mit verbalen Basen, zum Beispiel „red-“, neutrale Substantive, in diesem Fall „Gerede“, entstehen. Bei alten, deverbalen Bildungen entfällt durch Apokope das -e am Ende. Bei neueren Bildungen, wie „Gejammer“ oder „Gejammere“, ist es dann fakultativ, sobald ihm ein unbetontes -er, -el oder -en vorausgeht. Diese neueren Bildungen haben semantisch gemeinsam, dass sie wiederholende Handlungen mit einem meist abfälligen Unterton bezeichnen.

Bei existierenden denominalen Bildungen, wie „Gebirge“ aus der Basis „Berg“, gibt es ebenfalls Gemeinsamkeiten in Bezug auf die Semantik der Wörter. Hierbei werden immer Ansammlungen von den in der Basis bezeichneten Elementen aufgezeigt. Aus diesem Grund werden sie auch als „Kollektivbildungen“ bezeichnet. (vgl. Pittner 2016, S. 76 f.)

Da die Grenze zwischen Derivat und Kompositum teilweise unscharf verläuft, kommt es in einigen Fällen zu einer Doppelmotivation. Dies ist zum Beispiel im Wort „Wasserverdrängung“ der Fall, da zum einen ein Derivat aus „Wasser verdrängen“ und dem Nominalsuffix „-ung“, zum anderen aber auch ein in „Wasser“ und „Verdrängung“ zerlegbares Kompositum vorliegt. (vgl. Fleischer & Barz 2012, S. 86)

2.3 Konversion

Als letzte bedeutende Wortbildungsart des Deutschen soll die Konversion, die einen einfachen Wortartwechsel bezeichnet, kurz betrachtet werden. Sind Lexeme der Ausgangspunkt einer solchen Konversion, kommt es zu einem Wortartwechsel ganz ohne Affigierung, das heißt, das Ausgangslexem ändert seine Wortart, ohne dass es durch ein Affix verändert wird. Sowohl einfache, wie „hoch“, als auch komplexe Lexeme, wie „miteinander“, können die Basis hierfür bilden. Aus dem Adjektiv „hoch“ entsteht das Substantiv „das Hoch“; aus dem Adverb „miteinander“ entsteht das Substantiv „das Miteinander“.

Sind Syntagmen oder sogar ganze Sätze die Ausgangseinheiten der Konversion, kommt es zur Verschmelzung der Glieder zu einem Lexem. Bei dieser sogenannten Univerbierung kommt es außerdem zur Wortartfixierung. So kann aus der Wortgruppe „eine Hand voll“ das Substantiv „die Handvoll“, oder das Substantiv „der Tunichtgut“, als Produkt aus einem Satz als Basis, entstehen.

Konversionen können in zwei Arten unterschieden werden. Zum einen gibt es morphologische Konversionen, bei denen zwei phonologisch gleiche Stämme in einer motivationalen Beziehung zueinander stehen. Solche morphologischen Konversionen sind beispielsweise ruf(en) > Ruf oder heute > Heute. Allerdings ist die Konversionsrichtung nicht immer eindeutig erkennbar. (vgl. Fleischer & Barz 2012, S. 87 f.)

Grundsätzlich gibt es trotzdem verschiedene Hinweise, die eine Richtung der Konversion anzeigen können. Relativ eindeutig verhält es sich, wenn ein Konversionsprodukt ein wortartspezifisches Präfix enthält. Da zum Beispiel das Substantiv „Zerfall“ das verbale Präfix „zer-“ enthält, scheint hier das Wort „zerfallen“ das Ausgangswort und somit Verb die Ausgangswortart zu sein, die Konversion erfolgte also in der Richtung „zerfallen“ > „Zerfall“. Als weiterer Hinweis dient es, wenn eine Wortform der eines starken Verbes entspricht. So entstehen Beispielsweise aus unterschiedlichen Verbstämmen Substantive. Aus dem Verb „binden“ mit den Stämmen „band“ beziehungsweise „bund“, lassen sich durch Konversion die Substantive „der Band“, „das Band“ sowie „der Bund“ ableiten. Des Weiteren kann auch die Semantik eines Wortes Hinweise auf die Konversionsrichtung geben. Während Verben prototypisch Handlungen und Ereignisse bezeichnen, stehen Adjektive eher für Eigenschaften und Substantive, oftmals zumindest, für Gegenstände oder Personen. Bezeichnet nun beispielsweise ein Substantiv, wie „der Lauf“, ein Ereignis, kann davon ausgegangen werden, dass vermutlich ein Verb, in diesem Fall der Verbstamm „lauf-“, die Basis für die Konversion lieferte. (vgl. Pittner 2016, S. 79 f.)

Neben den morphologischen Konversionen existieren die syntaktischen Konversionen. Deren Merkmal ist es, dass die jeweiligen Konversionsprodukte Flexionselemente, die bereits in der Basis vorkommen, beibehalten. Dies ist zum Beispiel bei rennen > das Rennen der Fall, da das Suffix -en vom Verb auf das entstandene Substantiv übertragen wird. (vgl. Fleischer & Barz 2012, S. 88) Hierbei kommt es also zu einem Wortartwechsel der gesamten Wortform, bestehend aus Stamm und Flexiv. Die am häufigsten vorkommenden syntaktischen Konversionen im Deutschen sind von Verben im Partizip I oder II zu Adjektiven, wie in „lachend“, von Verben im Infinitiv zu Substantiven, wie in „das Schwimmen“ und von flektierten Adjektiven zu Substantiven, wie bei „der/die/das Schöne“. (vgl. Pittner 2016, S. 80)

3. Theoretischer Exkurs – Neologismen

Dr. Doris Steffens beschäftigte sich am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim mit Neologismen. Mit dem Projekt „Lexikalische Innovationen“ entstand 2004 ein erstes größeres Neologismenwörterbuch für die 90er Jahre in Deutschland. Dessen Fortsetzung mit Wörtern des 21. Jahrhunderts erschien im Jahr 2013. Die darin veröffentlichten Wörter, die aus den Jahren von 2001 bis 2010 stammten, erfüllten die folgenden Kriterien: Sie tauchten in dem angegebenen Zeitraum neu auf, waren allgemeinsprachlich und an das deutsche Sprachsystem angepasst, indem beispielsweise auch aus dem Englischen entlehnte Substantive über ein Genus verfügen, flektierbar sind und großgeschrieben werden. (vgl. Obrist, 2013)

3.1 Begriffsklärung „Neologismus“

„Als Neologismen werden gewöhnlich Neubildungen (nach Wortbildungsmodellen gebildeter Wörter) und Wortschöpfungen (erstmalige Verbindungen von Formativen und Bedeutungen - Entstehung neuer Morpheme) bezeichnet.“ (Schippan 2002, S.243) Sie kommen in der Regel in einem bestimmten Abschnitt der Sprachentwicklung innerhalb einer Kommunikationsgemeinschaft auf und breiten sich dann dort aus. Nach ihrer Verbreitung werden sie allgemein akzeptiert, aber von der Mehrheit der Sprachbenutzer als neu empfunden. (vgl. Marečková 2009, S. 56) Eine wesentliche Eigenschaft dieser neu entstandenen Wörter ist die Herausbildung von neuen Bedeutungen im Laufe der Zeit. Außerdem ist die Änderung des Gebrauchsbereichs der Begriffe eine der meist belegten Eigenschaften von Neologismen, die zum Beispiel auch bei der Mehrheit der Neologismen aus den 90er Jahren im Vergleich zu den Gebrauchssphären der Wörter nach 2000 feststellbar war. Trotzdem waren bei einigen Neologismen der 90er Jahre auch keine Veränderungen feststellbar, trotz dessen, dass sie nach 2000 noch im Wortschatz vorhanden waren.

Als Beispiel, um die Veränderungen des Gebrauchsbereiches eines Wortes zu zeigen, soll der Begriff „Alarmismus“, der die überspitzte Warnung vor möglichen Gefahren bezeichnet, dienen. Erste Änderungen konnten hierbei in den frühen 90ern nachgewiesen werden, als der Begriff parallel in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsmarkt und Finanzmarkt Verwendung fand. Gegen Ende der 90er Jahre folgte daraufhin eine weitere Ausdehnung der Gebrauchssphäre auf die Bereiche Innenpolitik und Sicherheitspolitik. Dort wurde das Wort erstmals mit den Themen Rassismus und Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. In diesem Zusammenhang dehnte sich die Nutzung des Wortes dann nach 2000 sowohl auf die innere als auch die äußere Sicherheitspolitik aus, wurde ab diesem Zeitpunkt aber auch im Kontext der Vogel- sowie der Schweinegrippe im Gesundheitswesen verwendet. Anhand dieses Begriffs wird die bedeutende Verschiebung der Gebrauchssphären deutlich, die trotzdem nichts an dem eigentlichen Sinngehalt des Wortes veränderte. Egal in welchem Bereich genutzt, „Alarmismus“ beschreibt die Warnung vor möglichen Fehlentwicklungen, die für die Gesellschaft relevant sein könnten. (vgl. Marečková 2009, S. 61 f.)

[...]

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Wortneubildungen während der Coronakrise. Neologismen der deutschen Gegenwartssprache
Université
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg  (Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft)
Note
1,2
Auteur
Année
2021
Pages
20
N° de catalogue
V992667
ISBN (ebook)
9783346370501
ISBN (Livre)
9783346370518
Langue
allemand
Mots clés
Linguistik, Wortbildung, Deutsch, Neologismen, Corona, Germanistik, Sprachwissenschaft, Lehramt, Hauptfach Deutsch
Citation du texte
Cindy Schaarschmidt (Auteur), 2021, Wortneubildungen während der Coronakrise. Neologismen der deutschen Gegenwartssprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/992667

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